Guten Tag, guten Abend und gute Nacht
Montag, 1. Juni 2015
Was immer er auch tat, um seine Welt zu entdecken und hinter die Fassade des Hochglanzes zu spähen, die ihm umgab - immer kam etwas dazwischen. Irgendetwas Hanebüchenes oder Kurioses. Als sich der Schauspieler, der vor Jahren seinen in der See ertrunken Vater spielte, wieder ins Bühnenbild schummelte, und er ihn zufällig an der Bushaltestelle entdeckte, da drängte ihn plötzlich eine Gruppe regelrecht aufgestachelter Läufer von »dem Toten« ab. Und als er sah, dass der Lift gar keiner war und dahinter Kameramänner und Beleuchter Kaffeepause machten, da hieß es Minuten später im Radio, dass in diesem Gebäude mit Bauarbeiten begonnen wurde.
Nichts war den Machern der »Truman Show« zu albern, um ihren Star, um Truman Burbank in diesem überdimensionalen Studio, in der ihm bekannten Welt, zu halten. Mal imitierten sie ein Atomleck, weswegen die Straße aus der Stadt (und aus dem Studio) heraus gesperrt war. Oder es verstopften exakt immer dann Autos den Kreisverkehr, wenn Truman sich auf Erkundungsfahrt machen wollte. Einen Flug ins Ausland konnte er nicht buchen, weil alle Flüge voll waren. Selbst in einigen Wochen. Und als die Sehnsucht nach seinem verstorbenen Vater dieses unkalkulierte Fernweh zur Gefahr für die Sendung werden ließ, stand der eben wieder ganz offiziell von den Toten auf. Die ungeheuerliche Erklärung bereitete der Regie kein Kopfzerbrechen. Er würde es wohl schon schlucken, dieser Trottel.
Ungefähr so läuft es nun am Rande des Schlosses Elmau. Man möchte wie Truman hinter die Kulissen gucken, den Mächtigen auf den Pelz rücken und ein Protestcamp initiieren. Und irgendeine Regie entblödet sich nicht, ein Verbot mitsamt hanebüchener Begründung zu liefern: Hochwassergefahr. Gut möglich, dass gar kein Wölkchen am Himmel steht. Aber wenigstens hat man eine Erklärung, um dieses lästige Verhalten der Anti-G7-Aktivisten zu unterbinden. Und wolkenloser Himmel heißt ja nicht, dass man nicht behaupten könnte, es regnete Ozeane vom Himmel.
Als die »Truman Show« damals ins Kino kam, lobte man Regisseur Peter Weir für seine Beobachtungsgabe. Er habe die Auswüchse des Reality-Fernsehens auf die Spitze gebracht und logisch zu Ende gedacht, was irgendwann wohl auch Realität werden würde. Heute muss man sich fragen, ob nicht die Machthaber Weirs Film geguckt haben und logisch in die Praxis umsetzen, was ihm bzw. dem Drehbuchschreiber (immerhin für einen Oscar nominiert) vorschwebte. Denn das Scheinidyll von Seahaven - so der Name der Orts, in dem Truman aufwuchs und der wie gesagt in einem gigantischen Studio liegt - ähnelt diesem Westen durchaus. Der kann zwar nicht das Wetter simulieren, aber es so prognostizieren, dass es passt - und er kann immerhin Demokratie und Partizipation simulieren. So tun als ob alles noch funktionert.
Irgendwas kommt eben immer dazwischen. Truman hat das schnell geschnallt. Wir lernen es indes Jahr für Jahr ein Stückchen mehr. Ob nun Regie bei der »Truman Show« oder G7- oder G8-Veranstalter: Keine Ausrede ist zu blöd. Und wenn Meteorologen den Regen ausschließen, dann schicken sie eben eine Horde von Joggern, die die Demonstranten abdrängt. Wenn man Menschen in eine simulierte Wirklichkeit sperren will, muss man flexibel sein und um keine Ausrede verlegen. Nichts ist absonderlich genug, alles kann irgendwie als Stellungnahme herangezogen werden. Man macht sich nicht mal mehr die Mühe, den Menschen stichhaltige Argumentationen zu liefern. Früher hatte man Phantasie bei der Entdemokratisierung. Man entwarf Ausreden, die man schlucken konnte. Seitdem wir Postdemokratie sind, ist es auch mit der Erfindungsgabe aus.
Die »Truman Show« war keine Demokratie. Musste sie ja auch nicht sein. Was ungefähr geschehen sollte, stand im Drehbuch. Und die, die sind auf Elmau treffen, legen jetzt mal wieder das Storyboard fest. Guten Tag, guten Abend und gute Nacht, liebe Restdemokratie. Du bist es nicht mal mehr wert, dass sie dich mit guten Ausreden zu Grabe tragen. Wo ist der Ausgang aus diesem Studio und der imitierten Idylle? Aber sie lassen uns nicht raus. Und rein schon gar nicht. In Elmau. Sie bleiben unter sich da oben.
Nichts war den Machern der »Truman Show« zu albern, um ihren Star, um Truman Burbank in diesem überdimensionalen Studio, in der ihm bekannten Welt, zu halten. Mal imitierten sie ein Atomleck, weswegen die Straße aus der Stadt (und aus dem Studio) heraus gesperrt war. Oder es verstopften exakt immer dann Autos den Kreisverkehr, wenn Truman sich auf Erkundungsfahrt machen wollte. Einen Flug ins Ausland konnte er nicht buchen, weil alle Flüge voll waren. Selbst in einigen Wochen. Und als die Sehnsucht nach seinem verstorbenen Vater dieses unkalkulierte Fernweh zur Gefahr für die Sendung werden ließ, stand der eben wieder ganz offiziell von den Toten auf. Die ungeheuerliche Erklärung bereitete der Regie kein Kopfzerbrechen. Er würde es wohl schon schlucken, dieser Trottel.
Ungefähr so läuft es nun am Rande des Schlosses Elmau. Man möchte wie Truman hinter die Kulissen gucken, den Mächtigen auf den Pelz rücken und ein Protestcamp initiieren. Und irgendeine Regie entblödet sich nicht, ein Verbot mitsamt hanebüchener Begründung zu liefern: Hochwassergefahr. Gut möglich, dass gar kein Wölkchen am Himmel steht. Aber wenigstens hat man eine Erklärung, um dieses lästige Verhalten der Anti-G7-Aktivisten zu unterbinden. Und wolkenloser Himmel heißt ja nicht, dass man nicht behaupten könnte, es regnete Ozeane vom Himmel.
Als die »Truman Show« damals ins Kino kam, lobte man Regisseur Peter Weir für seine Beobachtungsgabe. Er habe die Auswüchse des Reality-Fernsehens auf die Spitze gebracht und logisch zu Ende gedacht, was irgendwann wohl auch Realität werden würde. Heute muss man sich fragen, ob nicht die Machthaber Weirs Film geguckt haben und logisch in die Praxis umsetzen, was ihm bzw. dem Drehbuchschreiber (immerhin für einen Oscar nominiert) vorschwebte. Denn das Scheinidyll von Seahaven - so der Name der Orts, in dem Truman aufwuchs und der wie gesagt in einem gigantischen Studio liegt - ähnelt diesem Westen durchaus. Der kann zwar nicht das Wetter simulieren, aber es so prognostizieren, dass es passt - und er kann immerhin Demokratie und Partizipation simulieren. So tun als ob alles noch funktionert.
Irgendwas kommt eben immer dazwischen. Truman hat das schnell geschnallt. Wir lernen es indes Jahr für Jahr ein Stückchen mehr. Ob nun Regie bei der »Truman Show« oder G7- oder G8-Veranstalter: Keine Ausrede ist zu blöd. Und wenn Meteorologen den Regen ausschließen, dann schicken sie eben eine Horde von Joggern, die die Demonstranten abdrängt. Wenn man Menschen in eine simulierte Wirklichkeit sperren will, muss man flexibel sein und um keine Ausrede verlegen. Nichts ist absonderlich genug, alles kann irgendwie als Stellungnahme herangezogen werden. Man macht sich nicht mal mehr die Mühe, den Menschen stichhaltige Argumentationen zu liefern. Früher hatte man Phantasie bei der Entdemokratisierung. Man entwarf Ausreden, die man schlucken konnte. Seitdem wir Postdemokratie sind, ist es auch mit der Erfindungsgabe aus.
Die »Truman Show« war keine Demokratie. Musste sie ja auch nicht sein. Was ungefähr geschehen sollte, stand im Drehbuch. Und die, die sind auf Elmau treffen, legen jetzt mal wieder das Storyboard fest. Guten Tag, guten Abend und gute Nacht, liebe Restdemokratie. Du bist es nicht mal mehr wert, dass sie dich mit guten Ausreden zu Grabe tragen. Wo ist der Ausgang aus diesem Studio und der imitierten Idylle? Aber sie lassen uns nicht raus. Und rein schon gar nicht. In Elmau. Sie bleiben unter sich da oben.
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