... wenn man trotzdem lacht

Dienstag, 30. Juni 2015

»Der Untertanengeist hat Spuren in der Geschichte der Öffentlich-Rechtlichen-Fernsehanstalten hinterlassen: Kriechspuren.«

Besuch der alten Dame

Montag, 29. Juni 2015

Alle hatten sie Ratgeber zum Hofprotokoll zur Hand. Wie reagieren, wenn man auf Frau Queen trifft und wie tief knickst man? Dann die Nachricht: Volker Bouffier hätte die alte Dame fast getätschelt. Nie zuvor war mir dieser Mann sympathischer als da. Radiosender waren ohnehin im Dauermodus. Eine Reporterin, die am Rollfeld stand, war tierisch gespannt, was Königin wohl heute tragen würde. Der Boulevard stand ganz in seinem Saft. Und man hat mal wieder deutlich gesehen, weshalb einst auf deutschen Boden keine gekrönten Häupter selbige verloren.

In Dürrenmatts »Besuch der alten Dame« kommt eine solche zurück in die Stadt. Sie wird mit allen Ehren empfangen, schließlich gilt sie mittlerweile als Berühmtheit. Im Laufe ihres Besuchs (und weil sie der Stadt ein Angebot macht, das diese im Grunde nicht ablehnen will) streifen die Einwohner ihren zivilisatorischen Tarnanzug ab und kehren eine andere Seite hervor. Ein bisschen so war es letzte Woche, als die Königin von der Insel auf der Insel der Seligen, vulgo »krisensicheres Deutschland« genannt, strandete. Alles wofür Monarchie, Aristokratie, Imperialismus und Privilegierung durch den Zufall der Familienzugehörigkeit steht, war urplötzlich kein Thema mehr, sondern bestenfalls ein Kavaliersdelikt, das man als Demokrat per definitionem schon mal stillschweigend hinnehmen kann. Dürrenmatt gab seine Roman den Untertitel »Eine tragische Komödie« - wahrscheinlich ist das zwangsläufig immer so, wenn alte Damen auf Besuch sind.

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Warum lügen, wenn man ehrlich sein kann?

Freitag, 26. Juni 2015

oder Die repressive Transparenz.

Die »Frankfurter Allgemeine« berichtet aktuell von einer neuen Studie. Sie leitet den Bericht wie folgt ein: »Wer kein typisches Vollzeitarbeitsverhältnis hat, verdient weniger - das ist klar. Doch Leiharbeiter, Minijobber und Co haben auch mehr Probleme im Privatleben, zeigt nun eine Studie.« So weit, so erfreulich. Endlich nimmt auch ein konservatives Blatt mal die neue Armut unter die Lupe. Die FAZ merkt allerdings noch in einem Halbsatz an: »... die [Studie wurde] allerdings von einer gewerkschaftsnahen Stiftung mitfinanziert.«

Diese Transparenz ist interessant für eine Zeitung, die über viele Jahre Expertenmeinungen an die Öffentlichkeit brachte und nicht besonders darauf achtete, in welchen Interessenskonflikt diese Fachleute steckten. Bernd Raffelhüschen war einer dieser Kandidaten. Auch ihn hat die »Frankfurter Allgemeine« über viele Jahre hinweg hofiert und als einen Fachmann ausgewiesen, der klare Ansagen zur staatlichen Rente machte und den großen Durchblick hatte. Dass der Mann jedoch Posten in der Versicherungsbranche kleidete und schon alleine deswegen ein großer Anhänger der privaten Alterssicherung sein musste, hat die »Frankfurter Allgemeine« nicht ganz so dramatisch gestört. In dem Falle war ein transparentes Erscheinungsbild für die Redaktion nicht ganz so wichtig. Da biss man sich auf die Zunge.

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Ester Seitz oder Klick it like plemplem

Donnerstag, 25. Juni 2015

Lutz Bachmann, Kathrin Oertel und nun Ester Seitz. So heißen die neuen Volkstribune einer Gesinnung, die sich patriotisch gibt, aber letztlich nur vom Stammtisch auf die Bühne drängt. Sie sind inhaltsleer, verbalradikal und vom Typus her Verlierer. Aber sie haben Facebook und Twitter.

Ester Seitz sieht aus wie ein junges Mädchen, dass sich unter Rechtsradikalen verloren hat. Sie pflegt einen naiven Blick und macht nicht den Eindruck einer Frau, die grundsätzlich mit rechter Ideologie hausieren geht. Aber sie tut es. Nach eigenen Aussagen wollte sie die Lutz Bachmann des Westens werden. Denn Pegida habe sie politisch aufgeweckt. Und weil dem so war, meldete sie für den vergangenen Samstag in Frankfurt am Main einen Demonstrationszug für wahrhafte Patrioten an. Der Erfolg blieb zwar aus, aber Ester Seitz ließ sich von den Kameraden feiern. Sie hüllte sich in eine Deutschlandfahne und gab die Jeanne d'Arc der Braunen. Und sie hatte sichtlich Freude dabei. Endlich erhielt sie die Aufmerksamkeit, die sie sich gewünscht hatte. Nicht nur »15 minutes of fame« – ein ganzer Tag gehörte ihr. Auch wenn es letztlich nur etwa 150 Hools und Neonazis waren, die sich auf ihre Einladung hin in der hessischen Metropole einfanden – die Gegendemonstranten waren immerhin auch wegen ihr auf den Straßen.

Fuck the Kanzlerin!

Mittwoch, 24. Juni 2015

Unglaublich. Schrieb er doch »Fuck the US-Imperalism«, dieser Lafontaine. Wirklich unglaublich. Das war natürlich wieder mal für manchen Aufmacher gut. Und alle sind sie mehr oder minder empört von dem Linken und seinem Hass. Dass er sein »Fuck the US« nicht einfach so in die Welt setzte, sondern sich von einer US-Diplomatin inspirieren ließ, wird nur beiläufig erwähnt.

Lafontaine ärgerte sich via Facebook zurecht darüber, dass der US-Verteidigungsminister die Europäer dazu aufrief, sich gegen Russland zu formieren. Er nennt dieses Vorgehen (auch zurecht) verlogen. Und ein Verteidigungsminister, der dezent auf Konfrontationskurs lotst, der verteidigt auch nichts mehr - der weist in den Krieg und ist daher ein Kriegsminister. Die Europäische Union brauche laut Lafontaine unbedingt eine Außenpolitik, die den US-Imperialismus eindämmt. »Fuck the EU«, sagte die US-Diplomatin Nuland vor einigen Monaten. Lafontaine tat es nun dieser Frau gleich und schloss sein Statement mit den Worten ab: »Fuck the US-Imperalism«. Bloß dessen deutlicher Hinweis auf Nulands damalige Aussage geht bei den Empörten natürlich unter. Für sie hat Lafontaine sich ohne Not einen Angriff auf einen guten Freund geleistet.

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In Vielfalt einfältig

Dienstag, 23. Juni 2015

»In Vielfalt geeint« war mal so eine Losung, mit der man Europa umschrieb. Aber vielfältig sollten daran vielleicht nur Landschaften oder Nationalgerichte sein. Die politische Leitlinie hingegen nicht. Auf diesem Gebiet herrschte und herrscht Einfalt. Das kann man dieser Tage blendend sehen.

Im Jahre 2000 sollte ein Europamotto her. Vorschläge gab es einige. In die Endrunde schafften es verschiedene. Zum Beispiel: »Unsere Unterschiede sind unsere Stärke«, »Einheit in Vielfalt« oder »Alle verschieden, alle Europäer«. »In Vielfalt geeint« hat dann den Zuschlag bekommen. Und man merkt schon, in welche Richtung die Parole gehen sollte. Der gelebte Pluralismus im Bund der kontinentalen Staaten sollte unterstrichen werden. Das suggerierte Variationsbreite, Buntheit und Fülle. Die Europäische Union erklärt, dass das eine »Bereicherung für den Kontinent [darstelle]«. Die europäische Identität sei vielschichtig, farbig und habe viele Facetten. Das klingt gut, nach Liberalismus und einem Bekenntnis zu Alternativen, Mannigfaltigkeit und Wahlmöglichkeiten. Die aktuellen Geschehnisse um Griechenland und seine Regierung zeigen jetzt eindrücklich, wo dieses Credo zur Verschiedenartigkeit aufhört. Der politische Kurs innerhalb eines Mitgliedslandes gehört jedenfalls nicht auf die Liste der Vielfalt in dieser kontinentalen Union.

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Aus fremder Feder

Montag, 22. Juni 2015

»Die meisten Menschen würden sich beleidigt fühlen, wenn ihnen eine Beschäftigung vorgeschlagen würde, Steine über eine Mauer zu werfen und sie dann wieder zurückzuwerfen, bloß um ihren Lohn damit zu verdienen. Aber viele werden in keiner würdigeren Weise beschäftigt.«
- »Die Welt und ich«, Henry David Thoreau -

Generalstreik, damit die Chefetagen aufwachen

Freitag, 19. Juni 2015

Endlich traut man sich in diesem Land wieder rücksichtsloser zu streiken. Ob bei der Bahn, in Kindergärten oder bei der Post: Man wagt wieder Ausstände, um seine Interessen durchzuboxen. Aber so richtig beeindrucken lassen sich die Arbeitgeber nicht. Ein Generalstreik wäre jetzt nötig.

Es fühlt sich ein bisschen so an, als seien viele Jahre ins Land gegangen ohne Streik. Klar, es gab immer wieder mal Streiks zwischendurch. Aber so geballt wie augenblicklich kamen sie uns nicht ins Bewusstsein. Jetzt schwillt die Streikmoral an. Es scheint wieder eine Selbstwahrnehmung von Arbeitnehmern zu geben. Endlich. Man streikt wieder rücksichtsloser und uneingeschränkt. Das war in den Jahren zuvor noch anders. Da blickte man immer genau darauf, dass der volkswirtschaftliche Schaden nicht allzu hoch ausfällt. Mit dieser Streikmoral war aber nicht zu punkten. Möglich, dass auch die Gewerkschaft der Lokomotivführer Beispiel war, dass jetzt auch ver.di mit mehr Engagement in den Arbeitskampf geht. Zugeben werden sie es nicht. Aber einerlei - dass nun endlich wieder gewerkschaftliche Stärke gezeigt wird, ist keine schlechte Entwicklung.

Wer hat keine Koordinaten?

Mittwoch, 17. Juni 2015

Die europäische Sozialdemokratie ist richtig verhunzt. Nicht nur die, die wir hier haben. Alle rudern sie im Morast, den New Labour über diese gute alte Einrichtung auslud. »Der Weg nach vorne für Europas Sozialdemokraten« hieß dann auch der Name des berühmten Modernisierungskonzepts. So richtig nach vorne stürmen Österreichs Sozis jetzt auch. Das ist ein Mut, den hiesige Sozis noch nicht hegen. Aber ausgeschlossen dürfte auch hier nichts mehr sein.

Im Burgenland koalieren Sozialdemokraten und die netten Damen und Herren der FPÖ. Jener Partei, deren ehemaliger Parteichef ehemalige SS-Mitglieder für ihren ehemaligen Einsatz lobte und als brave Staatsbürger hinstellte. Zum Glück ist alles im letzten Satz ehemalig. Aber die Bereitschaft der Sozialdemokraten des Kontinents, sich mit allerlei reaktionären, kryptofaschistischen, homophoben, rassistischen, sozialdarwinistischen, korrupten und/oder islamophoben Koalitionspartnern einzulassen, scheint nicht ehemalig zu sein, sondern eher so ein neuer Trend. Die Burgenländer Sozis machen einem jedenfalls nichts mehr vor. Sie zeigen uns allen den nächsten Modernisierungsschub der Sozialdemokratie auf. Die deutsche Variante experimentiert noch mit der Vorstufe. Traut sich noch nicht an Rechtspopulisten heran.

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Zu Ohren gekommen

Dienstag, 16. Juni 2015

Letzte Woche, das war der Gipfel. Also alle Welt sprach davon. Vom Gipfel. Von dem auf Schloss Elmau. Gipfel gibt es aber immer wieder. Gipfelkonferenzen durchziehen das politische Leben. Beim Gipfel der G8minus1 fiel es aber eklatant auf: Da tagte doch kein Gipfel, sondern bestenfalls die, die im Basislager 1 zelten und sich nicht mehr weitertrauen an die Spitze.

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Der Schein schafft das Bewusstsein

Montag, 15. Juni 2015

»Hört endlich auf, Dreck zu fressen«, ruft Denise Wachter dem »Stern«-Leser entgegen. Aufhänger sind die neuen alten Entdeckungen von Wallraff. Dinge, die jeder wissen konnte und viele wussten und die erst jetzt wieder in die Agenda aufrücken, weil RTL etwas dazu sendete. Genauso schnell wird die Empörung auch wieder verschwinden. Na ja, jedenfalls sollen wir keinen Dreck mehr fressen. Richtig so! Aber der Aufruf Wachters verkennt die Lage.

Wachter schreibt richtig, dass die Menschen den Bezug zu ihrer Nahrung verloren haben. Sie wollen anonymes Fleisch ohne Tiergesicht und Tieraugen. Das niedliche Mitwesen soll mit dem, was wir auf unserem Teller liegen haben, nichts zu tun haben. Wurst soll Wurst sein und nicht das Produkt aus einem ehemals lebenden Wesen. Und sie behauptet auch ganz richtig, dass Essen heute in erster Linie billig sein muss. Die Menschen gieren nach günstiger Sättigung und vergessen darüber auch nachzufragen, woher das stammt, was sich ihr Körper einverleibt. Daher ist ein neues Bewusstsein nötig. Nachfragen und so. Wer das tut, der wird den Dreck, den wir heute oft essen, nicht mehr verzehren wollen. Wenn wir die Entfremdung zum Essen ablegen, dann fällt quasi die Billigheimelei und der Dreck landet im Abfall und nicht in unseren Mägen.

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Zwei wertlose Ehen oder Anne Boleyn führte eine gute Ehe

Samstag, 13. Juni 2015

Es kommt nur noch selten was Brauchbares aus sozialdemokratischen Mündern. Im Zuge der Debatte zur Homo-Ehe gab es einen Zwischenruf eines Sozialdemokraten namens Roth. »Und was ist mit der Bundeskanzlerin?« soll er gerufen haben. In der Union sind sie deswegen empört. Nicht oft hat bis dato jemand im politischen Betrieb das krude Weltbild der »Familienschützer« so prägnant auf den Punkt gebracht wie eben jener Roth.

Die Konservativen tingeln nun durch die Talkshows und unterbreiten der Öffentlichkeit ihr Weltbild. Es gehe ihnen um den Schutz der Familie, sagen sie. Daher das Nein zur Homo-Ehe. Sie könne nicht gleichgestellt werden. Besonderer Schutz entstehe quasi durch die Zeugungskapazitäten, die die traditionelle Ehe ermögliche. Anders gesagt, geht es ihnen ums Kinderkriegen. Man müsse Bündnisse zwischen Mann und Frau besonders schützen, weil aus ihnen eine richtige kleine Familie werden könne. Das geht aus deren Ausführungen immer wieder deutlich hervor. Wenn es um Ehe geht, legen sie gleich verbal mit Kindern nach, als ob beides immer synchron geschehen würde. Wenn nun eine Ehe kinderlos bleibt, wie kann sie dann bei dieser Lesart überhaupt noch Anspruch auf Schutz haben? Und im Zuge dieser Logik sind beide Ehen der Kanzlerin völlig wertlose Partnerschaften gewesen, die sich den besonderen Schutz des Staates erschlichen haben.

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In den Schnee gepisst

Freitag, 12. Juni 2015

Gut, ihr Umweltschützer, dann jubelt und feiert mal schön. Lasst die Kanzlerin und die anderen G6 hochleben. Und wenn ihr dann ausgejubelt habt, dann schnell zurück auf den Teppich und realisieren: Scheiße, das war nur ein Beschluss unter Marionetten. Einer, den man eigentlich erst gegen die Industrie und die Lobbyisten durchboxen müsste.

Was dort beschlossen wird, das sind Absichtserklärungen. Mehr nicht. Vorhaben eben. Ob die auf dem Gipfel eine Beschluss verkünden oder gemeinsam was in den Schnee pissen, hat die gleich Verbindlichkeit. Der Satz ist leider nicht von mir. Er ist von Volker Pispers. Und er zielt ins Schwarze. Genau so ist es. In Elmau saßen Leute, die nicht nur Mehrheiten brauchten, um ihre in netter Atmosphäre beschlossenen Beschlüsse in die Tat umzuwandeln. Dort saßen vorallendingen Leute, die zunächst bei Konzernen antichambrieren und katzbuckeln müssen, um etwaige Beschlüsse verwirklichen zu wollen. Denn allen Berichten zum Trotz, dort hockten eben nicht die mächtigsten Menschen auf Erden um einen Tisch. Es waren eher die Befehlsempfänger der mächtigsten Gesellschaften der Welt, die man in die Alpen verfrachtete. Aber ohne Rücksprache mit der Automobilindustrie, den Lobbyverbänden, den Mineralölunternehmen und der Schwerindustrie ist da nichts zu machen.

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Opposition ist auch nicht übel

Donnerstag, 11. Juni 2015

Regieren wäre schon schön. Das wollte Gysi auch den Linken mit auf den Weg geben. Regieren ist bekanntlich ja auch das Ziel jeder Partei. Stimmt das eigentlich? Und was heißt »Regieren« überhaupt? In einem kapitalistisches Europa heißt links regieren vielleicht eher, aus der Opposition heraus seinen Stempel aufzudrücken.

Die Linke sollte also unbedingt in Angriff nehmen, bald schon auf Bundesebene zu regieren. Das jedenfalls ist das Schlusswort, das Gregor Gysi seiner Partei mit auf dem Weg gab. Natürlich hat er recht. Regieren, also der Gesellschaft seinen Stempel aufzudrücken, dafür politisiert man doch, tritt einer Partei bei oder wählt sie zumindest. Die »potenzielle Regentschaft« ist so eine Art Urmotiv des Parteienwesens. Wer antritt, der will auch das höchste denkbare Ziel erreichen. Sonst müsste er quasi gar nicht erst antreten. Regierungsbeteiligung ist also der Antrieb jeder Partei. Wer sie nicht im Auge behält, der widerspricht dieser Metaphysik des Parteilichen. Aber stimmt das eigentlich? Ist das Regieren das finale Ziel jeder Partei? Oder haben Parteien auch ein Leben außerhalb dieser Logik?

Später Dank

Mittwoch, 10. Juni 2015

Nochmal recht herzlichen Dank an GuttenPlag Wiki. Man kann es eigentlich nicht oft genug sagen. Und je öfter er jetzt als »Elder Statesman« den Mund aufmacht, desto dankbarer muss man sein. Danke, dass ihr seine politische Karriere verhindert habt. Hoffentlich nachhaltig.

Denn was der Mann absondert, zeigt nur, dass man da in der Union mit einem Mann zündelte, dessen Ausrichtung mit »konservativ« wahrscheinlich noch als »zu links« definiert wurde. Kürzlich erklärte er seiner Haus- und Hofpostille, dass beim Treffen der G7 einige Gutmenschen am Rande demonstrierten. (Nee, einen Link setzen wir hier mal nicht. Aus Gründen des guten Geschmacks.) Gutmenschen. Das ist die Sprache der Neonazis. Aber der Mann, der Bundesminister war, nimmt dieses verunglimpfende Wort in seinen Text auf, als sei nichts dabei. Der Gutmensch ist einer, dem man nachsagt, dass er seinen Humanismus und seinen Altruismus in der harten Wirklichkeit völlig falsch anwendet. Er ist ein gefährlicher Schwächling, der die Ordnung stört. Es handelt sich um einen Begriff, der diejenigen, die im Zuge anderer Prämissen als Machtgeilheit oder Profitorientierung handeln, als nicht richtig überlebensfähig verunglimpfen soll.

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Unterwürfig

Dienstag, 9. Juni 2015

Houellebecqs »Unterwerfung« beinhaltet tatsächlich viele Aspekte. Islamophobie, wie man es ihm nachsagte, allerdings nur in Spuren. Wenn überhaupt. Denn der Islam kommt bei ihm nicht schlecht weg. Er skizziert ihn als eine ordnende Kraft für Europas moribundes Demokratiewesen. Diese Ansicht muss man aber auch nicht teilen. Viel mehr aber hat der Mann ein Buch über die letzten Zuckungen der Postdemokratie abgeliefert.

Was hat man nicht alles über dieses Buch gelesen. Islamfeindlich sei es. Oder aber: Da würde endlich einer die Islamisierung des Abendlandes mal trefflich beschreiben. Finger in die Wunde, Salz gleich dazu hinein und all sowas. Tja, ganz so simpel ist sein Roman aber dann doch nicht. Houellebecq war ja nie ein eindeutiger Autor. Er beleuchtete stets viele Facetten und hielt sich so Interpretationsspielräume frei. So auch in »Unterwerfung«. Die Moslems, die in dem Buch zur politischen Macht gelangen, sind eher gemäßigt und wirken nicht wie talibanöse Bestien. Natürlich drücken sie der Gesellschaft ihren Stempel auf. Aber es wäre auch ein langweiliger Roman über eine Zäsur im politischen Betrieb, wenn diese Zäsur überhaupt keine Auswirkungen hätte. Grundsätzlich ist sein Buch aber eine Abbildung der postdemokratischen Wirklichkeit. Houellebecq legt zwar nicht konkret dar, wie es dazu kommen konnte, dass plötzlich die Muslimbrüder und die Front Nationale die letzten Optionen für die Wähler waren. Aber es liegt auf der Hand.

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... wenn man trotzdem lacht

Montag, 8. Juni 2015

»Es gibt zwei Möglichkeiten, Karriere zu machen: Entweder leistet man wirklich etwas, oder man behauptet, etwas zu leisten. Ich rate zur ersten Methode, denn hier ist die Konkurrenz bei weitem nicht so groß.«

Die skandalisierte Kritik, die ein Bekenntnis zur NSA ist

Freitag, 5. Juni 2015

Die fußballbegeisterten Deutschen können sich nun mit der NSA versöhnen, denn sie hat an der Verhaftung der FIFA-Funktionäre mitgewirkt. Jedenfalls sieht der Springer-Primus das so. Das ist nur einer von vielen Persilscheinen der Bild-Zeitung für die NSA.

Vor einigen Tagen hat die Bildzeitung mal wieder klargestellt, dass die NSA ja doch nicht ganz so mies sei. Immerhin habe sie nach Ansicht der Zeitung angeblich dafür gesorgt, dass der FIFA-Sumpf jetzt trockengelegt würde. Denn den Vereinigten Staaten stünden starke Mittel zur Verfügung – und jeder Staatsanwalt könne die Hilfe des Geheimdienstes anfordern, wenn er es für nötig hält. Beweise für diese These liefert die Bild jedoch nicht.

Nur 55 Prozent Würde

Mittwoch, 3. Juni 2015

Lutz Hausstein hat es mal wieder getan. Er hat die Menschenwürde in Ziffern bemessen. In Euro. Freilich, die Menschenwürde ist eigentlich unbezahlbar. Aber so kann man in dieser Welt wohl nicht mehr argumentieren. Also muss einer rechnen. Und da kam Lutz ins Spiel. Bei 730 Euro im Monat fängt die Menschenwürde an. Alles darunter ist unwürdig.

Der derzeitige Eckregelsatz deckt die Würde des Menschen, die bekanntlich ja unantastbar sein soll, nur zu 55 Prozent ab. Ein Minimum an Lebensstandard ist damit nicht zu machen. Man muss knapsen, sich vom Mund absparen und sich die Haare selbst schneiden. Für Sparfüchse und Romantiker natürlich kein Problem. Aber die sind kein Maßstab die Würde betreffend. Lutz Hausstein hat dezidiert aufgelistet, wieviel ein Mensch benötigt, um partizipieren - das heißt: um würdig an dieser Gesellschaft teilhaben - zu können. Aber der Regelsatz des Arbeitsministeriums ist nur ein Teilzeit-Regelsatz, einer, der bei 55 von 100 aufhört, weil es die neoliberale Agenda und ihre manischer Sparzwang so vorgibt. Und nicht mal diese Semi-Würde ist unantastbar, denn von ihr sanktionieren sie auch noch Beträge weg, wenn sie glauben, dass man es verdient hat.

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Aus fremder Feder

Dienstag, 2. Juni 2015

»Der Schein regiert die Welt, und die Gerechtigkeit ist nur auf der Bühne.«

Guten Tag, guten Abend und gute Nacht

Montag, 1. Juni 2015

Was immer er auch tat, um seine Welt zu entdecken und hinter die Fassade des Hochglanzes zu spähen, die ihm umgab - immer kam etwas dazwischen. Irgendetwas Hanebüchenes oder Kurioses. Als sich der Schauspieler, der vor Jahren seinen in der See ertrunken Vater spielte, wieder ins Bühnenbild schummelte, und er ihn zufällig an der Bushaltestelle entdeckte, da drängte ihn plötzlich eine Gruppe regelrecht aufgestachelter Läufer von »dem Toten« ab. Und als er sah, dass der Lift gar keiner war und dahinter Kameramänner und Beleuchter Kaffeepause machten, da hieß es Minuten später im Radio, dass in diesem Gebäude mit Bauarbeiten begonnen wurde.

Nichts war den Machern der »Truman Show« zu albern, um ihren Star, um Truman Burbank in diesem überdimensionalen Studio, in der ihm bekannten Welt, zu halten. Mal imitierten sie ein Atomleck, weswegen die Straße aus der Stadt (und aus dem Studio) heraus gesperrt war. Oder es verstopften exakt immer dann Autos den Kreisverkehr, wenn Truman sich auf Erkundungsfahrt machen wollte. Einen Flug ins Ausland konnte er nicht buchen, weil alle Flüge voll waren. Selbst in einigen Wochen. Und als die Sehnsucht nach seinem verstorbenen Vater dieses unkalkulierte Fernweh zur Gefahr für die Sendung werden ließ, stand der eben wieder ganz offiziell von den Toten auf. Die ungeheuerliche Erklärung bereitete der Regie kein Kopfzerbrechen. Er würde es wohl schon schlucken, dieser Trottel.

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