Der Ton macht die Marschmusik

Donnerstag, 25. September 2014

Als der französische Premierminister Manuel Valls zu Wochenbeginn nach Deutschland kam, ereiferten sich deutsche Politiker aus den Reihen der Regierungskoalition: Frankreich kranke an einem Reformstau, wolle nicht sparen und müsse nun endlich etwas tun. Genau dieser Tonfall ist es, den Europa Deutschland übelnimmt.

Einige Unionspolitiker flankierten den Staatsbesuch mit der Forderung, dass Frankreich seinen Haushalt sanieren müsse. Sparzwang sei notwendig. »Dringend notwendige Reformen« hörte man mehrfach. Am liebsten so, wie Deutschland Reformen umgesetzt hat, nämlich neoliberal. Aber so sagten sie das natürlich nicht. Auf jeden Fall würde das Nachbarland auf diese Art »schneller wettbewerbsfähig« werden. Es sollte sich ein Beispiel an den baltischen Staaten nehmen, denn die hätten »ihre Hausaufgaben« schon vor Jahren erledigt. Was abermals nicht gesagt wurde: Auch die wurden damals rein angebotsorientiert gemacht. Privatisierungen und Co. folgten. Jetzt, so die Kritiker, sei es jedenfalls an der Zeit zu handeln, denn »wir« hätten Frankreich lange genug Aufschub gewährt.

3 Kommentare:

Braman 25. September 2014 um 15:57  

Diese Arroganz gegenüber anderen Ländern gibt es seit spätestens 1870/71, also seit dem Sieg über Frankreich und der Reichsgründung. Nur nach den beiden Kriegen hat die Lautstärke kurzzeitig nach gelassen, der Anspruch:
"Am deutschen Wesen soll die Welt genesen" hat sich NIE etwas geändert.
Und es spielt auch keine Rolle wie falsch und unsinnig die eigenen Positionen sind, die Arroganz sieht es nicht, sie macht blind.
Für Europa und vielleicht für die welt wäre es besser, es hätte nie eine reichsgründung gegeben.
Allerdings sind die Engländer (unsere nächsten Verwandten in Europa)nicht viel besser, von den Amerikanern (2/3 Engländer, 1/3 Deutsche) gar nicht zu reden.
Es handelt sich in allen drei Ländern hauptsächlich um die "Eliten", also um die oberen max. 10%, die anderen wollen ihre Ruhe und ihr Auskommen haben.

MfG: M.B.

Anonym 25. September 2014 um 16:42  

Es zeigt sich die preußische Besserwisser-Menthalität. "Nur wir wissen, was gut ist!"

Sledgehammer 25. September 2014 um 19:17  

Mancher deutsche Politdarsteller hat seinen Emanual Geibel immer noch im "Vierkantschädel":

"Macht und Freiheit, Recht und Sitte, Klarer Geist und scharfer Hieb, Zügeln dann aus starker Mitte, Jeder Selbstsucht wilden Trieb, Und es mag am deutschen Wesen, Einmal noch die Welt genesen."

Was für eine Hybris!

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