Der Führer, der war auch mal drollig
Montag, 29. September 2014
oder Die Bomben, die jetzt fliegen, beenden den Terror nicht - sie schaffen ihn.
Man wacht doch morgens nicht einfach auf und sagt: »Hass? Hm, das lässt sich sicher gut an. So mache ich es ab heute: Fanatismus.« Könnte man aber meinen, wenn man dem Presseecho folgt. Radikalismus ist einfach da. Woher er kommt? Ach, langweilig. Man schaltet ab. Wegbomben und nicht zu viel nachdenken. Aber wie macht man denn Radikale? Das sollte man sich schon mal fragen, denn der Westen ist gerade dabei, eine neue Generation radikalisierter junger Männer zu schaffen, die eiskalt Köpfe abschneidet.
Niemand wird blutrünstig geboren. Auch Hitler begann mal als drolliger Hosenscheißer. Jeder Massenmord kroch mal in Windeln. Jeder Mörder fängt als Baby an. Er wird was er wird, weil er in seiner Welt lebt. Diese jungen Männer, die bereitwillig einer kriegerischen und mörderischen Idee nachrennen, die sie albernerweise mit dem Islam verwechseln, kennen nur die Welt, aus der sie kommen. Sie ist ein Chaos, ein ungerechtes Jammertal. Sie erlebten Armut und Ausbeutung, lebten in einem kulturellen Klima, in dem der Kolonialismus, die Sklaverei und mangelnde Selbstbestimmung als kollektives Trauma ihrer Völker vorkommen. Sie wandeln auf Bodenschätzen, die sie arm machen. Denn dass Bodenschätze das Kapital ihrer Volkswirtschaft sein könnten, haben sie nie erlebt. Immer war schon ein Konzern da, der diesen Wohlstand für sich gepachtet hatte. Versuche, diesen paradoxen Zustand zu ändern, wurden vom Fremdmächten gestoppt. Ach, Mossadegh, wie schön war dein Traum! Die Welt, die diese jungen Radikalen kennen, ist ein Trauerspiel. Sie haben ihre Wirklichkeit als Spielball westlicher Konzerne und der von ihr geschmierten Eliten wahrgenommen. Perspektiven kannten sie nicht. Ihre Zukunft malten sie sich als arme Schlucker aus, die als Tagelöhner hungern und aus der Weltpresse erfahren würden, dass die Industrieländer ihnen mal wieder mit moralischer Überheblichkeit sagen, wie gerecht diese Weltwirtschaft doch eigentlich sei.
Jede Unterdrückung gebiert Widerstand. Mancher ist edel, fast heilig. Man verweigert Gefolgschaft und hungert aus Protest. Oder man klärt auf und zeigt der Welt, wie brutal das Regime wütet. Andere radikalisieren sich nicht nur in der Theorie. Sie schreiten zur Tat. Die Zeloten mordeten jeden Römer. Auch die liberalen, auch die Kosmopoliten. Sie glaubten sich als die einzig richtigen Juden und jeder Römer sei ein Schwein. Manche Indianergruppen kultivierten den Hass auf die Weißen und skalpierten jede weiße Haut. Sie fragten nicht vorher, ob es sich vielleicht um jemanden handelt, der »Indianerversteher« war. Andere Indianer suchten den Ausgleich. Auch sie endeten als Minderheit, die heute ihr Dasein meist mit Sozialhilfe fristen muss. Die einen Schwarzen scharrten sich um Dr. King und waren friedlich, ächteten die Gewalt; die anderen wollten Waffen und lauschten den Worten Malcom X'. Unterdrückung entwirft verschiedene Reaktionen. Die einen wollen als Sozialreformer die Identität ihrer Völker sichern, die anderen entschließen sich zu Enthauptungen. Beide Seiten sind die Kinder derselben Fessel.
Das Bombardieren dieser an den Radikalismus verlorenen Kerle liegt doch da so nahe. Schließlich kann man mit Fanatikern nicht reden. Stimmt. Die Zeit des Redens, des Sichverständigens ist wohl vorbei. Aus reiner Wut heraus ist es vielleicht normal, dass man sagt: »Gut so. Lasst es Stahl regnen. Die haben es verdient.« Doch nüchtern betrachtet ist diese Idee ein Fiasko. Bomben ist schlimmer als Nichtstun. Gleichgültigkeit mag keine Lösung sein - ein Bombenteppich über Orte und Städte ist es aber noch viel weniger. So schafft man neue Generationen, die sich gegen diesen westlichen Way of Life wenden, die einsehen werden, dass radikale Ideen des Hasses ein probates Mittel sind, die eigene Identität vor den Zugriffen der Global Player und ihrer bestellten Staatsmänner zu bewahren. Man trifft ja nicht nur diese Scharfrichter des Islamischen Staates, wenn man Bomben wirft. In acht oder zehn Jahren stehen die Waisen, die in solchem Bombenregen ihre Eltern und Geschwister verloren haben, mit irgendeiner HK G36 in der Hand vor einer Kamera und giften ihren Hass gegen den Teil der Welt, der ihre Heimat seit Generationen destabilisiert, aussaugt, politisch zerrüttet, geheimdienstlich aufmischt und bei Bedarf mit Krieg unter Kontrolle hält - und der ihnen das Maschinengewehr geschickt hat.
Diese Bomben beenden den Terror dieser blutrünstigen Männer nicht. Sie schaffen neuen Terror. Ja, sie rechtfertigen ihn. Denn der Fanatismus kann dann Menschen fischen mit den Worten: »Seht ihr, wir hatten recht. Das sind die Teufel. Wir haben es immer gesagt. Sie haben eure Eltern getötet. Dein Familie ausgelöscht, aber ihre Geschäfte laufen rund. Sie entziehen der Region Erdöl, aber du hast nichts davon. Nur tote Eltern.« Menschenrechte und Partizipation predigen westliche Staaten in ihren Sonntagsreden. Aber beides ist nichts, was diese Waisen je erlebt hätten. Sie werden diesen Westen abermals als heuchlerische Bande von Krämerseelen wahrnehmen, die das Militär vorschicken, wenn es brenzlig wird, die Regierungen aushebeln, wenn die zu viel von der Teilhabe ihres Volkes an den Reichtümern ihres Bodens sprechen.
Das ist der »Himmel für Terrorismus«, von dem der iranische Präsident Rohani sprach. Und an diesem Himmel arbeitet der Westen mit seinem Bombardement weiter. Statt UN-Mandat und internationale Streitkräfte, die im Bodeneinsatz die Krieger des IS isolieren und im Laufe einiger Zeit entwaffnen, wählt man eine Methode, die keine Lösung ist, sondern Teil des ganzen Problems, das in dieser Weltregion entstanden ist. Mit jener Arroganz und moralischer Überheblichkeit, die jetzt aus den Äthern der westlichen Weltanschauung sickern, kommt man den Ursachen dieses Fanatismus' nicht auf die Spur. Man vertuscht sie. Man stabilisiert sie. Solange man nicht darüber redet, was der Westen und seine autochthonen Verbündeten dort über Jahrzehnte und länger angestellt haben, solange muss man nicht erwarten, dass dort Deeskalation eintritt. Wenn Generationen in einem latenten Kriegszustand leben, der selbst Friedensphasen als eine Art von wirtschaftlichem Beschuss definiert, dann ist es naiv anzunehmen, dass all diese Menschen aus so einem Milieu die Gelassenheit besitzen, ihren Zorn und ihre Sorgen gewaltlos zu untermauern. Das tun sicher viele. Aber wer hört sie? Die anderen - sicherlich nur eine Minderheit - werden gehört. Dazu mussten sie aber zu Mördern werden.
Nein, die Männer, die anderen Männern den Kopf abschneiden, sind jetzt nicht die armen Opfer. Sie haben sich selbst entschieden. Sie hatten trotz allem eine Wahl. Und auch wenn der westliche Mensch jetzt so tut, als sei die Enthauptung für einen Moslem ein leichter Schritt: Auch Moslems wissen, dass das Töten ein Frevel ist. Man tut es nicht einfach so. Dieser Schritt will genau durchdacht werden. Es kostet Überwindung. Sie wussten, was sie tun müssen, als sie sich entschieden haben, ihren Wortführern zu folgen. Sie sind also keine Opfer. Sind Täter. Aber tun wir nur nicht so, als habe sich das Böse einfach nur wie programmiert durchgesetzt. Sie hätten unter anderen Bedingungen einen anderen Weg eingeschlagen. Eric Hobsbawn schrieb mal passend dazu: »Wenn ich das Gedankenexperiment anstellen sollte, den Knaben, der ich damals (in den dreißiger Jahren) war, in eine andere Zeit und/oder ein andere Land zu versetzen - etwa in das England der fünfziger oder in die USA der achtziger Jahre -, dann kann ich mir nur schwer vorstellen, dass er sich mit demselben leidenschaftlichen Engagement wie ich damals der Weltrevolution verschrieben hätte.«
Niemand wird insofern als Scharfrichter geboren. Man wird vielleicht auch nicht zu ihm gemacht. Aber manchmal glauben Menschen, keine andere Wahl zu haben. Der Westen hat es in dieser Weltregion verpasst, den Menschen ihre eigene Wahl zu lassen. Und mit den derzeitigen Bomben lassen sie ihnen schon wieder keine andere Wahl.
Der Führer fing auch mal niedlich an. |
Jede Unterdrückung gebiert Widerstand. Mancher ist edel, fast heilig. Man verweigert Gefolgschaft und hungert aus Protest. Oder man klärt auf und zeigt der Welt, wie brutal das Regime wütet. Andere radikalisieren sich nicht nur in der Theorie. Sie schreiten zur Tat. Die Zeloten mordeten jeden Römer. Auch die liberalen, auch die Kosmopoliten. Sie glaubten sich als die einzig richtigen Juden und jeder Römer sei ein Schwein. Manche Indianergruppen kultivierten den Hass auf die Weißen und skalpierten jede weiße Haut. Sie fragten nicht vorher, ob es sich vielleicht um jemanden handelt, der »Indianerversteher« war. Andere Indianer suchten den Ausgleich. Auch sie endeten als Minderheit, die heute ihr Dasein meist mit Sozialhilfe fristen muss. Die einen Schwarzen scharrten sich um Dr. King und waren friedlich, ächteten die Gewalt; die anderen wollten Waffen und lauschten den Worten Malcom X'. Unterdrückung entwirft verschiedene Reaktionen. Die einen wollen als Sozialreformer die Identität ihrer Völker sichern, die anderen entschließen sich zu Enthauptungen. Beide Seiten sind die Kinder derselben Fessel.
Das Bombardieren dieser an den Radikalismus verlorenen Kerle liegt doch da so nahe. Schließlich kann man mit Fanatikern nicht reden. Stimmt. Die Zeit des Redens, des Sichverständigens ist wohl vorbei. Aus reiner Wut heraus ist es vielleicht normal, dass man sagt: »Gut so. Lasst es Stahl regnen. Die haben es verdient.« Doch nüchtern betrachtet ist diese Idee ein Fiasko. Bomben ist schlimmer als Nichtstun. Gleichgültigkeit mag keine Lösung sein - ein Bombenteppich über Orte und Städte ist es aber noch viel weniger. So schafft man neue Generationen, die sich gegen diesen westlichen Way of Life wenden, die einsehen werden, dass radikale Ideen des Hasses ein probates Mittel sind, die eigene Identität vor den Zugriffen der Global Player und ihrer bestellten Staatsmänner zu bewahren. Man trifft ja nicht nur diese Scharfrichter des Islamischen Staates, wenn man Bomben wirft. In acht oder zehn Jahren stehen die Waisen, die in solchem Bombenregen ihre Eltern und Geschwister verloren haben, mit irgendeiner HK G36 in der Hand vor einer Kamera und giften ihren Hass gegen den Teil der Welt, der ihre Heimat seit Generationen destabilisiert, aussaugt, politisch zerrüttet, geheimdienstlich aufmischt und bei Bedarf mit Krieg unter Kontrolle hält - und der ihnen das Maschinengewehr geschickt hat.
Diese Bomben beenden den Terror dieser blutrünstigen Männer nicht. Sie schaffen neuen Terror. Ja, sie rechtfertigen ihn. Denn der Fanatismus kann dann Menschen fischen mit den Worten: »Seht ihr, wir hatten recht. Das sind die Teufel. Wir haben es immer gesagt. Sie haben eure Eltern getötet. Dein Familie ausgelöscht, aber ihre Geschäfte laufen rund. Sie entziehen der Region Erdöl, aber du hast nichts davon. Nur tote Eltern.« Menschenrechte und Partizipation predigen westliche Staaten in ihren Sonntagsreden. Aber beides ist nichts, was diese Waisen je erlebt hätten. Sie werden diesen Westen abermals als heuchlerische Bande von Krämerseelen wahrnehmen, die das Militär vorschicken, wenn es brenzlig wird, die Regierungen aushebeln, wenn die zu viel von der Teilhabe ihres Volkes an den Reichtümern ihres Bodens sprechen.
Das ist der »Himmel für Terrorismus«, von dem der iranische Präsident Rohani sprach. Und an diesem Himmel arbeitet der Westen mit seinem Bombardement weiter. Statt UN-Mandat und internationale Streitkräfte, die im Bodeneinsatz die Krieger des IS isolieren und im Laufe einiger Zeit entwaffnen, wählt man eine Methode, die keine Lösung ist, sondern Teil des ganzen Problems, das in dieser Weltregion entstanden ist. Mit jener Arroganz und moralischer Überheblichkeit, die jetzt aus den Äthern der westlichen Weltanschauung sickern, kommt man den Ursachen dieses Fanatismus' nicht auf die Spur. Man vertuscht sie. Man stabilisiert sie. Solange man nicht darüber redet, was der Westen und seine autochthonen Verbündeten dort über Jahrzehnte und länger angestellt haben, solange muss man nicht erwarten, dass dort Deeskalation eintritt. Wenn Generationen in einem latenten Kriegszustand leben, der selbst Friedensphasen als eine Art von wirtschaftlichem Beschuss definiert, dann ist es naiv anzunehmen, dass all diese Menschen aus so einem Milieu die Gelassenheit besitzen, ihren Zorn und ihre Sorgen gewaltlos zu untermauern. Das tun sicher viele. Aber wer hört sie? Die anderen - sicherlich nur eine Minderheit - werden gehört. Dazu mussten sie aber zu Mördern werden.
Nein, die Männer, die anderen Männern den Kopf abschneiden, sind jetzt nicht die armen Opfer. Sie haben sich selbst entschieden. Sie hatten trotz allem eine Wahl. Und auch wenn der westliche Mensch jetzt so tut, als sei die Enthauptung für einen Moslem ein leichter Schritt: Auch Moslems wissen, dass das Töten ein Frevel ist. Man tut es nicht einfach so. Dieser Schritt will genau durchdacht werden. Es kostet Überwindung. Sie wussten, was sie tun müssen, als sie sich entschieden haben, ihren Wortführern zu folgen. Sie sind also keine Opfer. Sind Täter. Aber tun wir nur nicht so, als habe sich das Böse einfach nur wie programmiert durchgesetzt. Sie hätten unter anderen Bedingungen einen anderen Weg eingeschlagen. Eric Hobsbawn schrieb mal passend dazu: »Wenn ich das Gedankenexperiment anstellen sollte, den Knaben, der ich damals (in den dreißiger Jahren) war, in eine andere Zeit und/oder ein andere Land zu versetzen - etwa in das England der fünfziger oder in die USA der achtziger Jahre -, dann kann ich mir nur schwer vorstellen, dass er sich mit demselben leidenschaftlichen Engagement wie ich damals der Weltrevolution verschrieben hätte.«
Niemand wird insofern als Scharfrichter geboren. Man wird vielleicht auch nicht zu ihm gemacht. Aber manchmal glauben Menschen, keine andere Wahl zu haben. Der Westen hat es in dieser Weltregion verpasst, den Menschen ihre eigene Wahl zu lassen. Und mit den derzeitigen Bomben lassen sie ihnen schon wieder keine andere Wahl.
12 Kommentare:
Wahre, kluge und mal wieder hervorragend formulierte Worte. Richtig, ein Mörder, Terrorist etc. ist nie *nur* Opfer. Dennoch gibt es immer Umstände, die diesen Menschen dazu gemacht haben. Und der Westen ist gerade (und schon länger) dabei, sich in der islamischen Welt die gewaltbereiten Täter der Zukunft zu schaffen, der man wohl im Orwell'schen Sinn für den permanenten Krieg und die Stabilisierung der eigenen Macht braucht ....
Es war Rousseau, der in den euphorischen Jahren vor dem Ausbruch der französischen Revolution diese irrwitzige Theorie aufbrachte, dass der Mensch von Natur aus gut und das Böse erst durch die Zivilisation/Gesellschaft in die Welt gekommen sei. Wobei man ihm zugute halten muss, dass er die Greuel der Guillotine kaum vorausahnen konnte. Diese Theorie wurde dann zu einem metaphysischen Grundbestandteil der Linken, und wenn man sie nur konsequent genug anwendet, sind selbst Hitler und Himmler letztlich nur weitere Opfer der Gesellschaft/ des Kapitalismus.
Glauben kann ich das alles nicht. Der Mensch ist ein ziemlich ambivalentes Wesen und das Böse stammt aus seinem Herzen selbst. Die Religion drückt das ja sehr schön mit dem Gleichnis der Erbsünde aus: Der Mensch ist von Anfang an mit dem Bösen belastet. Man könnte auch mit Freud argumentieren, der immer vom wilden, atavistischen, gewalttätigen "Es" redet, das in den Tiefen der menschlichen Soma liegt und durch die ganze Apparatur von "Ich" und "Über-Ich" im Zaum gehalten werden muss. Die Zivilisation stellte er sich als ein Bollwerk gegen dieses "Es" vor, siehe etwa das berühmte "Unbehagen in der Kultur".
Wie dem auch sei, ab und an kollabiert die gesellschaftliche Ordnung und das Böse bricht hervor. In Europa das letzte Mal auf dem Balkan, wo Leute, die Jahrzehnte lang gut zusammen lebten, sich dann bestialisch massakrierten. So war der Kosovokrieg ohne Zweifel eine Folge von Srebenicia, wo Zehntausende unter den Augen der Blauhelme umgebracht wurden (alle Männer, die das Knabenalter überschritten hatten). Das sollte in dieser Gegend nicht wieder passieren und man wollte die Verantwortlichen vor Gericht stellen (was ja auch passiert ist).
Der jetzige Krieg gegen IS ist wahrscheinlich ohne das Massaker in Ruanda nicht vorstellbar. Nichtstun kann keine Alternative sein, denn dann wären die Jesiden bereits alle tot und die Kurden würden gerade umgebracht.
Übrigens konnte man in Serbien alle Zutaten eines Terrorregimes sehen: Milosevic, der Ex-Funktionär, der seine Macht halten wollte, indem er auf die nationalistische Karte setzte - Karadcic, ein ehemliger Psychoanlytiker, Dichter, Naturheiler und was nicht mehr, der zum Ideologen wurde - die diversen Militärs, die auch wieder Beschäftigung hatte - wahrscheinlich jede Menge Schlauberger und Geschäftemacher, die gut am Massenmord verdienten - und alle die sozial-unterpriviligierten Idioten, die als Anhänger und Killer hinterher liefen. Die Dinge können halt an einen Punkt kommen, wo nur noch Gewalt alles beenden kann.
"Niemand wird insofern als Scharfrichter geboren. Man wird vielleicht auch nicht zu ihm gemacht."
Das ist falsch. Man ist immer das Produkt seiner Umwelt (Eltern, Schule, Arbeitswelt, Medien). Nur die wenigsten können dem entfliehen.
akoll
Also besser kann man es nun wirklich nicht in Worte fassen. Genauso denke ich auch.
Warum kann man nicht auf Augenhöhe miteinander verhandeln, sondern nimmt anderen das weg, was ihnen gehört und zwar mit Gewalt, Mord und Totschlag.Das Elend auf dieser Welt wäre so einfach zu beheben.
Der westliche "Way of Life" ist "Der Way of Death" für alle anderen Nationen.
MfG: M.B.
Die Aggression der IS richtet sich ja vornehmlich gegen Muslime anderer Prägung.
Es sind zu 99% Muslime, die da von IS-Muslimen ermordet werden. Diese Gemordeten gelten den Mördern nicht als Stellvertreter des Westens!
Für ein vollständigeres Bild muss dazu auch Robert Misiks Artikel genannt werden, der kürzlich hier in der Blogroll auftauchte:
"Der Westen ist immer an allem schuld"
www.misik.at/fs/355.php
Den Nagel mal wieder auf den Kopf getroffen. Der Urlaub hat's gebracht...?
Was mir an dem Text zu kurz kommt, ist (verständlicherweise auch weil es Leute gibt, die jemanden für derartige Aussagen töten würden) - woher diese "Täter" kommen.
Seit 3 Jahren werden sie nach Syrien geschickt oder reisen gelassen, nur um jemanden zu stürzen, der in westlichen Gefilen als "Diktator" und seine Regierung als "Regime" gebranntmarkt wird, und plötzlich fällt ihnen ein wie bestialisch sie die dortige Bevölkerung behandeln und dass sie gestoppt werden müssen.
Das Ganze hat nicht nur das Vorspiel, was westliche Politik im Nahen Osten seit dem russischen Afghanistan-Krieg angerichtet hat, sondern es folgt aktuell ganz konkreten geopolitischen Machenschaften.
Die emotionale Schiene ist auch ein Teil davon, aber es ist beileibe nicht alles.
@ Ulli - glauben können Sie das nicht! Das Böse soll aus dem Herzen kommen? Dann wird also ihrer Ansicht nach das Herz als "böse" geboren?
Wenn ein Mensch geboren wird, dann gibt es meines Erachtens zwar genetische Veranlagungen, aber dieses "neue Wesen" ist noch ein "unbeschriebenes Blatt".
Klar wird dann durch die Erfahrungen eine Entwicklung geprägt. Denn ein Mensch ist nicht GUT oder BÖSE, das sind Begriffe die von Menschen geprägt wurden, um das Verhalten anderer Menschen einzuteilen.
Wir sind die "Guten" - typische Methode andere "auszugrenzen".
Dann kommt es auf die Stärke der Vernunft an, so nach Kant - dem kategorischen Imperativ.
Jeder Mensch hat Bedürfnisse, wenn die nicht erfüllt werden, entsteht eben eine Frustration, die dann in Aggression umschlägt. Diese Aggression kann dann auf verschiedene Art und Weise ausgeübt werden - dazu empfehle ich Josef Rattner - Aggression und menschliche Natur.
Wer erkennt, dass die Welt ungerecht ist, und wer dann noch ein Gerechtigkeitsempfinden hat, wird die "Welt" nicht achten.
Verachten ist dann eher die Folge. Und von dem Punkt aus ist es meines Erachtens ein kurzer Weg hin zur Gewalt.
Danke für diesen wahren und klugen Artikel. Würden unsere westlichen Führer nur auch so weit denken, hätten wir viele Kriege nicht erleben und viele Tote nicht erdulden müssen.
Es ist ein Trauerspiel, dass jetzt diejenigen, die nach dem "Warum" fragen, schon wieder als "Gutmenschen" oder "Putinversteher" diffamiert werden. Was danach folgt, läßt sich leicht erahnen, ein Blick in die jüngere europäische Geschichte reicht aus.
Wobei ich ganz ehrlich gesagt mittlerweile nicht mehr glaube, daß das einfach nur Geschichtsvergessenheit oder Ignoranz ist, die "den Westen" immer wieder gleich zur Waffe greifen läßt, sondern daß das eine ganz bewußte Entscheidung ist, um auf Dauer ein Bedrohungsszenario am Leben zu erhalten, damit sich die eigene Bevölkerung hinter ihrem "Führer" schart. Egal, ob dieser nun "Putin", "Obama", oder "Assad" heißt.
Die Bösen, das sind immer die anderen und die Geschichtsbücher schreiben immer die Sieger.
"[...]Niemand wird insofern als Scharfrichter geboren. Man wird vielleicht auch nicht zu ihm gemacht. Aber manchmal glauben Menschen, keine andere Wahl zu haben. Der Westen hat es in dieser Weltregion verpasst, den Menschen ihre eigene Wahl zu lassen. Und mit den derzeitigen Bomben lassen sie ihnen schon wieder keine andere Wahl[...]"
Wie immer voll auf den Punkt gebracht.
Übrigens, auch ein dt. "Nationalheld" war nichts anderes als ein Terrorist - in römischen Augen. Arminius, besser bekannt als Herrmann der Cherusker.
Interessant war, dass auch dieser Mensch zunächst von der römischen Besatzungsmacht als Hilfslegionär ausgebildet wurde und erst radikalisiert wurde als er sah wie seine römischen "Freunde" mit seinen germanisch-cheruskischen Landsleuten umsprangen.
Tja, insofern ist der Umgang des "Westens" mit Terroristen eine uralte Geschichte, und damals wie heute galt der Spruch "des einen Terrorist ist den anderen Freiheitskämpfer", den ich mal irgendwo aufgeschnappt habe....
...nichts Neues unter der Sonne eben....
Übrigens, um bei den alten Römern zu bleiben war Pompeius nicht auch für Cäsar ein Terrorist und umgekehrt?....
....Fazit: Nichts Neues unter der Sonne, um es noch einmal zu erwähnen....
Zynischer Gruß
Bernie
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