... und nichts als die Wahrheit

Donnerstag, 24. Juli 2014

Über die Jahrhunderte gab es eine dominierende Definition dessen, was Wahrheit sei. Unsere Epoche scheint sich eine eigene Begriffsbestimmung dazu zu geben: Wahrheit ist demnach nichts mehr Verifizierbares, sondern die Summe aus allen Repetitionen, die über einen Sachverhalt grassieren.

Als »Übereinstimmung des urteilenden Denkens und der Sache« bezeichnete Thomas von Aquin das Wesen der Wahrheit. Das ist die klassische Formel, die man auch »Korrespondenztheorie« nennt, weil sie davon ausgeht, dass gedankliche Vorstellungen und die Wirklichkeit miteinander korrespondieren. Noch Kant verweigert mit dieser Theorie begründend in seiner »Kritik der reinen Vernunft« eine hinreichende Definition des Wesens der Wahrheit. »... die Übereinstimmung der Erkenntnis mit ihrem Gegenstande [...], wird hier geschenkt, und vorausgesetzt«, schreibt er dort. Diese Sichtweise schwingt in heutigen Erklärungsansätzen noch immer mit. Der »Brockhaus« definiert die Wahrheit zum Beispiel so: »... der mit Gründen einlösbare Geltungsanspruch von Aussagen bzw. Urteilen über einen Sachverhalt.«

3 Kommentare:

Anonym 24. Juli 2014 um 21:27  


Nach der deutschen Wiedervereinigung gab es drei große Hetzkampagnen.Gegen die Serben (Ex-Yugo-Bürgerkrieg),Griechen("Eurokrise") und nun gegen die Russen.

Die "Guten" waren dagegen die Kroaten,Bosnier und nun die Swoboda-Nazis in der Ukraine.

Wenn es nur noch "Zufälle" hagelt ist es kein Zufall mehr.Das ist Revanchismus.Schaut Euch die Geschichte der deutschen Groß-Verlage an.Von Bertelsmann zu Holtzbrinck.

christian krille 25. Juli 2014 um 11:47  

grosse klasse der text.
er inspiriert mich zu folgendem gedanken:

1.)
aquin: -worte in übereinstimmung mit sachverhalt-

2.)
nietzsche: -bewegliches heer(von äusserungen) in übereinstimmung mit den beziehungen der menschen zueinander-

was genau, wie Sie schon richtig sagten das ist, was im öffentlichen raum stattfindet.

und jetzt kommts:-)
wir verbinden aquin und nietzsche
folgendermassen: wir ersetzen das bewegliche heer durch eine beziehung und ergänzen den sachverhalt mit einem gefühl.

daraus ensteht
3.)
-wahrheit ist unsere gefühlsmäßige beziehung zu einem sachverhalt-

und da fängt die arbeit an und hört nicht mehr auf:
endlich diese verstrickung von sachverhalten persönlich zu nehmen,
endlich die welt persönlich zu nehmen,
endlich wieder persönliche gefühle authentisch zu äussern.

wahre worte sind poesie

vielen dank

christian krille

Nina Tabai 25. Juli 2014 um 11:55  

Wie sagte bereits Mark Twain:
"Eine Lüge ist bereits drei Mal um die Erde gelaufen, bevor sich die Wahrheit die Schuhe anzieht."

Hier geht es aber weniger um Lüge oder Wahrheit, sondern darum, wer zuerst los läuft. Was sich hinterher als "wahr" herausstellt ist irrelevant, allenfalls für Historiker interessant - denn bis dahin wurden längst Tatsachen geschaffen. So wissen wir Heute dass es keinen Tonking-Zwischenfall gab, keine Brutkastenmorde und Atomwaffen im Irak, das macht aber keinen der hunderttausenden Toten wieder lebendig. Wahrheit hat nur geringen Einfluss auf die normative Kraft des Faktischen.

Derjenige, der als Erster losläuft, kann auch als Erster einen Frame konstruieren und allen weiteren zufließenden Informationen den Spin in die gewünschte Richtung geben, um zwei Begriffe aus der Sozial- und Kommunikationswissenschaft zu verwenden. Die Narrative zählt, im Falle der Ukraine: Putin ist an Allem Schuld. Jede Neuigkeit, egal wie wenig durch Fakten untermauert, richtet sich immer an diesem Frame aus.

Ich habe den Eindruck, dass sich die "five filters" aus Chomsky's Werk "Manufacturing Consent" über die US-Massenmedien, Heute auch nahtlos für den deutschen Medienmainstream übernehmen lassen.

Es ist mittlerweile weitgehend Einerlei ob wir uns bei ARD, ZDF, bei den Springermedien, bei den "Links"liberalen von Spiegel und SZ, den Bürgerlichen von der Zeit und FAZ oder den "Linken" von der TAZ über den Ukraine-Konflikt informieren: Allenthalben dasselbe Bild, dasselbe Russland-Bashing, dieselbe Gleichsetzerei zwischen ukrainischen Separatisten, der Person Putin, dem russischen Staatsapparat und der Bevölkerung jenes riesigen, multikulturellen Landes.

Die Auflagen all dieser Medien sind mal wieder massiv eingebrochen, denn immer mehr Leser durchschauen diese gleichgeschaltete Propaganda. Für uns, die wir an der Wahrheit interessiert sind, sind das schlechte Zeiten, denn verlässliche Informationen von vertrauenswürdiger Quelle sind immer schwerer zu erhalten. Egal ob es um die Ukraine geht, Palästina oder ein anderes Propagandaschlachtfeld.

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