Eine nostalgisch ausgefüllte Erinnerungslücke

Donnerstag, 31. Juli 2014

Vor 100 Jahren trat das Deutsche Reich in jenen Krieg ein, der der Erste Weltkrieg werden sollte. Schon am Wochenanfang erinnerten einige Gazetten mit Fotostrecken und Rückblicken daran. Zeitgleich beweisen sie aber auch, dass man aus solchen Retrospektiven nichts lernt.

Eigentlich ist die derzeitige Situation ein Treppenwitz der Geschichte. Seit einigen Wochen erinnern die großen Magazine und Zeitungen an das Europa vor 100 Jahren, das an der Schwelle zu einem großen Krieg stand. Journalisten beschrieben unter anderem den herrlichen Sommer 1914, wie die Menschen weitermachten, in Cafés oder auf Spaziergänge gingen und das stille Privatglück am Rande des Weltenbrandes genossen. »Und plötzlich leuchtete die Welt«, beschrieb der »Spiegel« diese Situation.

... wenn man trotzdem lacht

Mittwoch, 30. Juli 2014

»Man hat manchmal das Gefühl, die einzige Verfassung, die unsere Parteien wirklich interessiert, ist ihre eigene finanzielle.«

Ach, läge Bremen nur am Rhein und Kiel an der A9!

Dienstag, 29. Juli 2014

Nordlichter, zieht euch warm an! Was auf europäischer Ebene von Nord nach Süd geschieht, will Bayerns Finanzminister Söder im Inneren vom Süden in den Norden transportieren. Er fordert »einen Solidarpakt nach EU-Vorbild«. Dabei ist das Modell des Fiskalpakts vieles, aber sicher nicht solidarisch.

Tja, liebe Bremer, Schleswiger und Holsteiner, euch hat Söder im Blick. Weil er den Länderfinanzausgleich für eine ausgewiesene Ungerechtigkeit gegenüber jenen Ländern ansieht, die für strukturschwächere Länder aufkommen müssen, will er das ganze Konzept hellenisieren. Möchte er also den Begriff von Solidarität neu definieren: Wer erhält, der soll bluten. Beim Christsozialen klingt das natürlicher hübscher. »Leistungsanreize setzen und Auflagen zulassen« nennt er dieses Prinzip, das in Griechenland, Portugal und Spanien drastische gesellschaftliche Konsequenzen nach sich zog. Nur so könne man dort Reformen erzwingen.

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Was nochmals gesagt werden muss

Montag, 28. Juli 2014

Die Debatte über den »neuen Judenhass« ist natürlich notwendig und richtig. Wer auch immer »Ab ins Gas!« oder solcherlei Parolen skandiert, der gehört juristisch verfolgt. Die Sorge um die Formierung dieses »neuen Antisemitismus« darf aber nicht dazu führen, Kritik an der Außen-, Siedlungs- und Kriegspolitik Israels im Keime zu ersticken.

Gleich mal eines vorweg: Dieser Antisemitismus wird nicht nur von Palästinensern und Arabern auf deutsche Straßen getragen. Auf einem »höheren Niveau« ist er seit Monaten auch das Thema einer Splittergruppe, die die Mahnwachen für den Frieden für sich vereinnahmt. Die Rädelsführer empfehlen nicht Gas, geben aber zu bedenken, dass die Welt ein von den Rothschilds und ihrer Federal Reserve geführter Laden ist. So gestaltet man Antisemitismus, der nicht nur den Pöbel ansprechen, sondern auch einen »gewissen intellektuellen Anspruch« haben soll. Das ist die Avantgarde dieses Milieus, die das »Gerücht über die Juden« (Adorno) bedächtig unter die Leute bringen.

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Als die Faschisten die besseren Menschen im gegnerischen Strafraum waren

Freitag, 25. Juli 2014

Ich hatte eben erfahren, dass man mich im Rahmen des Sozialplans entlassen würde, da kam Krieglbauer zu mir. »Ich habe es gerade gehört«, sagte er mir mit kollegialer Anteilnahme. Krieglbauer war Vorarbeiter. Und keine Leuchte.
   »Tja, Scheiße.« Ich gab mich wortkarg. Arbeitete weiter vor mich hin, ohne genau zu wissen, was ich tat. Jedenfalls hatte ich eine Bügelmessschraube in der Hand.
   »Nicht aufgeben«, rief er und ballte die Faust wie ein Dutschke der Werkstätten. Dann ging er weg.
   Einen Tag später beanstandete er meine Lustlosigkeit. In der letzten Spätschicht hätte ich mein Soll nicht erfüllt. Er las mir die Leviten: »Schau dir den Carsten Jancker an, der macht immer weiter und kämpft. Du musst deine Situation wie ein Fußballspiel sehen. Kämpfen. Machen. Wer aufgibt, geht als Verlierer vom Platz.«
   Seine Ansprache empörte mich. Sah ich aus wie ein Kicker? Rechnungen, die ich nicht mehr begleichen kann, sind kein verlorenes Punktspiel. So ein Unsinn. Wer hat dem Krieglbauer je erzählt, er wäre qualifiziert, seine Umwelt zu erbauen? Ich wusste ja, dass seine Welt ein Ball ist. Ein anderes Thema hatte er ja nicht. Die Bayern waren seine ganze Freude. Aber meine miese Situation mit solchen Mätzchen zu entweihen, das machte mich sauer.
   »Mann, verpiss dich!« Mehr fiel mir in diesem Augenblick nicht mehr ein. Er guckte doof und zog ab.
   Das war natürlich zu schroff. Der Mann war ja an sich kein übler Kerl. Aber dass er mich dann auch nie mehr zu motivieren versuchte, gab meiner Schroffheit rückwirkend Berechtigung. Der Zweck heiligte die Mittel. Ausnahmsweise.

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... und nichts als die Wahrheit

Donnerstag, 24. Juli 2014

Über die Jahrhunderte gab es eine dominierende Definition dessen, was Wahrheit sei. Unsere Epoche scheint sich eine eigene Begriffsbestimmung dazu zu geben: Wahrheit ist demnach nichts mehr Verifizierbares, sondern die Summe aus allen Repetitionen, die über einen Sachverhalt grassieren.

Als »Übereinstimmung des urteilenden Denkens und der Sache« bezeichnete Thomas von Aquin das Wesen der Wahrheit. Das ist die klassische Formel, die man auch »Korrespondenztheorie« nennt, weil sie davon ausgeht, dass gedankliche Vorstellungen und die Wirklichkeit miteinander korrespondieren. Noch Kant verweigert mit dieser Theorie begründend in seiner »Kritik der reinen Vernunft« eine hinreichende Definition des Wesens der Wahrheit. »... die Übereinstimmung der Erkenntnis mit ihrem Gegenstande [...], wird hier geschenkt, und vorausgesetzt«, schreibt er dort. Diese Sichtweise schwingt in heutigen Erklärungsansätzen noch immer mit. Der »Brockhaus« definiert die Wahrheit zum Beispiel so: »... der mit Gründen einlösbare Geltungsanspruch von Aussagen bzw. Urteilen über einen Sachverhalt.«

Vielleicht hatte die Vorsehung mit Absicht noch ein bisschen gezögert

Mittwoch, 23. Juli 2014

Joachim Gauck nannte am Wochenende die Gruppe um Stauffenberg ein »Vorbild für den Kampf für Menschenwürde, Freiheit und Demokratie«. Sie habe uns gelehrt, »dass wir uns nicht mitschuldig machen [sollten], wenn anderen Unrecht geschieht.« Vor einigen Jahren hat Gauck mal die Anne-Frank-Tage eröffnet. Er hätte ihr Tagebuch mal besser lesen sollen.

Es ist zum Narrativ der letzten beiden Jahrzehnte geworden, dass die Widerstandsgruppe um Stauffenberg Repräsentanten eines besseren, humaneren, friedlicheren Deutschlands gewesen seien. Eines Deutschlands, in dem die Wehrmacht nur ein geknechtetes Werkzeug der Nationalsozialisten war, die überrumpelt und wehrlos in einen Krieg geschickt wurde, den sie nie haben wollte. Solange man aber von Sieg zu Sieg eilte, war es mit Widerstand nicht weit her. Auch Stauffenberg, als berühmtester Kopf dieser Gruppe, war da noch einverstanden. Seit Anbeginn war er das bereits. »Als sich die Menge [am Abend des 30. Januar 1933] zu einer Freudenbekundung formierte, um die neue Regierung Hitler zu feiern«, schreibt Robert Gellately in seinem Buch »Lenin, Stalin und Hitler«, »setzte sich ein junger Leutnant in voller Uniform freudig an die Spitze.« Dafür wurde der junge Mann später von seinem Vorgesetzten getadelt. Sein Name: Claus Schenk Graf von Stauffenberg. »Eine entfernte Verwandte erinnerte sich, dass sie überrascht war, als sie von seiner Beteiligung am gescheiterten Attentat 1944 erfuhr«, berichtet Gellately ebenda, denn sie hielt ihn für »den einzigen richtigen Nationalsozialisten in der Familie«.

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Aus fremder Feder

Dienstag, 22. Juli 2014

»Dennoch sollte man nicht zu viel in die Leistungen, die bei großen Turnieren gezeigt werden, hineininterpretieren. Nur selten gibt es eine weltweit wirklich herausragende Mannschaft, und noch seltener wird diese dann auch noch Weltmeister. Das Beispiel der Brasilianer bei der WM 2002, die ihre Gegner geradezu beiläufig aus dem Weg räumten, ist nahezu einzigartig. Bedenkt man außerdem Brasiliens lethargisches Auftreten in der Qualifikation, erscheint es fast, als wäre Brasiliens damalige Überlegenheit vor allem der Schwäche der anderen Mannschaften geschuldet.«
- Jonathan Wilson, »Revolutionen auf dem Rasen« -

Und reicht die schönsten Blumen ihr

Montag, 21. Juli 2014

Wir haben Glück gehabt, dass diese Handvoll Journalisten nur ein ordinäres »Happy Birthday, liebe Bundeskanzlerin« anstimmten. Zur Kaiserzeit gab es da ganz andere Liedchen, die man die Untertanen trällern ließ. Da war schließlich auch Feiertag, da konnte man auch mal »Der Kaiser ist ein lieber Mann / er wohnet in Berlin / und wär das nicht so weit von hier / so ging ich heut’ noch hin« singen. Hätte ja auch nicht gepasst, die Kanzlerin war ja in Brüssel.«

Schon am Morgen eröffnete die »Wir sind APO!«-»Bildzeitung« mit einem Reigen von Glückwünschen und von Bildlesern gemalter Kanzlerinnenbilder. Morgenmagazine wünschten alles Gute und hatten Mitleid mit der Jubilarin, die in ihren Geburtstag hinein arbeiten musste. Tja, man will fast »It's A Hard Life« anstimmen. Sogar der junge Aitor, der am selben Tag seinen zwanzigsten Geburtstag feierte, war an seinem Festtag daheim. Genauso wie Panagiotis, der exakt an jenem Tag auch Sechzig wurde. Wo sollten sie auch sonst sein? Sie haben ja keine Arbeit. Sind arbeitslos. Austeritätspolitik hat also auch Vorteile. Ihnen geht es an ihrem Geburtstag besser als der Kanzlerin.

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Herr Erdmann und die sexuelle Revolution

Samstag, 19. Juli 2014

Heute mal samstags, Erdmann. Und ich mache es relativ kurz. Nicht weil ich keinen Bock mehr hätte und dich abwürgen wollte. Nee, weil du das Ende dieser Folge aus unserer Serie ja offenbar schon kennst. Also lasse ich es weg.

Es ist ja nicht so, dass ich deinen Thesen eine generelle Abfuhr erteilen will. Gar nicht! Ich würde dir sogar attestieren, dass du richtig liegst. Es ist ja ein wenig so wie mit der Neuen Linken von früher, der man in der Theorie ja recht geben musste, aber in der Praxis sah das eben schon wieder ganz anders aus.

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Oh ja, ihr seid ja wirklich richtige Weltmeister

Freitag, 18. Juli 2014

Was für ein Wochenbeginn. Weltmeisterlich. Wahrlich. Und so voller journalistischer Weltmeisterleistungen. Christian Eichler von der »Frankfurter Allgemeinen« zum Beispiel, der schrieb über den »deutschen Gladiator«, der mit »Blut im Gesicht« auch »für die Brasilianer gespielt« habe. Und weil er noch mehr metaphysische Vergeistigungen des Kicks vorrätig und Tinte übrig hatte, schrieb er noch etwas vom deutschen »Schauwert [...] und der Haltung bei Sieg und Niederlage«, die nun zum »von aller Welt bewunderten Maßstab geworden« sei. Mensch, der deutsche Maßstab für die Welt ist doch das Mindeste. Das ist ein teutonisches Naturrecht.

Arnulf Baring sah das in der »Bildzeitung« ganz ähnlich. Und weil der Mann keine Ahnung vom Fußball hat, macht er, was alle machen, die keine Ahnung vom Fußball haben: Sie interpretieren Sportereignisse um und machen eine Art politische Botschaft daraus. Zwangsläufig folgt daraus ein Wust an Erbauungssatzbausteinen: Wir alle könnten uns nämlich ein Beispiel an »Schweinsteiger, Müller und die anderen« nehmen. Ich werde daran denken, wenn ich mich am Montag wieder ausbeuten lasse. Und dann wurde Baring noch mal traurig: »Deutschland ist wenigstens im Fußball wieder eine Großmacht.« Schade, oder? Nur noch beim Kicken. Verräterisch, wenn ein oller Geschichtenerzähler gleich mit Wörtern wie »Großmacht« um sich wirft. Das kann man auch nur machen, wenn man Fußball wie Politik und Krieg wie die Fortführung der Politik mit anderen Mitteln wahrnimmt.

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TTIP wird nicht annehmbarer, nur weil es keine Spionage mehr gibt

Donnerstag, 17. Juli 2014

Jetzt hat sie die Wut doch noch gepackt. Die Spionage herunterspielen ist nicht mehr. Nun soll gehandelt werden. Und weil die deutsche Außenpolitik nicht besonders viele Mittel hat, sich gegen die Praxis der US-amerikanischen Geheimdienste zur Wehr zu setzen, mahnt man jetzt zögerlich an, dass das beabsichtige Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten platzen könnte. Wolfgang Bosbach (CDU) rät zum Beispiel zu einer »Zäsur bei den Verhandlungen, um mal über Datenschutz und Datensicherheit mit den Amerikanern zu sprechen« und will so warnen, dass dieses Abkommen kein Selbstläufer ist.

Ich höre sie nun schon jubeln, die vielen Kritiker von TTIP, die seit Monaten völlig zurecht vor den Inhalten der Verhandlungsgespräche und Vertragsentwürfe warnen. Höre sie loben, dass endlich Bewegung – oder besser gesagt: Bewegungslosigkeit - in die Sache komme. Höre, wie sie sich freuen, weil das Moratorium greifbar sei, wenn nur noch mehrere Koalitionspolitiker ihre Empörung in TTIP-Verdrossenheit verwandeln würden.

#Aufschrei der Dummheit

Mittwoch, 16. Juli 2014

Ungezählte Regionalzeitungen sind mit ihren Onlineausgaben natürlich auch an Facebook angebunden. So landen dann deren Berichte als »Mit-Teilenswertes« im Sozialen Netzwerk. Lokales zum Beispiel. Oder aber Veranstaltungshinweise. Neuerdings begegnen mir via Facebook aber gehäuft Suchfahndungen, die aus den Polizeimeldungen in die Irrealität hinausgeteilt werden. Plötzlich begegnen einem dann Phantombilder oder Fahndungsfotos, bekommt man Informationen über die Statur und ein etwaiges Verbrechen präsentiert, das sich die jeweilige Person zuschulden hat kommen lassen. Es ist schon bizarr, dass sich Nutzer von Sozialen Netzwerken jählings zu Mitfahndern auf Laienbasis machen lassen.

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Es waren zwei Türkenkinder

Dienstag, 15. Juli 2014

Natürlich empörte das Urteil des EuGH bestimmte Kreise in Deutschland. Sie griffen sich an den Kopf und fühlten sich mal wieder von Europa bevormundet. Alt-»Bild«-Stellvertreter Tiedje bringt es sogar hin, seine Empörung zu Papier zu bringen, ohne auch nur ein einziges Mal das Assozierungsabkommen zwischen Deutschland und der Türkei zu nennen, auf dem die Entscheidung des EuGH beruht.

Dass man Ehegatten nicht ohne die Barriere namens »Sprachtest« nachführen konnte, obwohl der Partner schon in Deutschland lebte und arbeitete, war ein Skandal. Und bleibt einer. Denn die Ablösung dieser Praxis gilt ja nur für türkische Staatsbürger. Alle anderen müssen weiterhin zunächst den Beweis erbringen, ob sie würdig sind für ein Leben in Deutschland. Eheleute, die aus ökonomischen Gründen getrennt sind, haben also auch künftig nicht das Recht, barrierefrei zusammenzukommen. »Es waren zwei Türkenkinder / Die hatten einander so lieb / Sie konnten zusammen nicht kommen / Das Wasser war viel zu tief.« Dabei ist doch primär eigentlich weniger wichtig, ob die Gesellschaft den zuziehenden Gatten versteht. Grundlage der Zusammenführung hat doch zu sein, dass sich die beiden Eheleute verstehen. Eheliches Verständnis geht doch wohl vor Verständigung.

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Maut auch auf solchen Einbahnstraßen, wie das christsoziale Europabild eine ist

Montag, 14. Juli 2014

Über eine Maut auf Deutschlands Autobahnen für alle hätte man ja sprechen können. Aber dieses Konzept, wonach Deutschland an jeder seiner unzähligen Öffnungen Eintrittsgeld verlangen sollte, ist nicht nur albern - es macht kenntlich, welches Europabild die Christsozialen pflegen.

Noch vor einigen Wochen erklärte Dobrindt in einem Interview, dass seine Partei die Freizügigkeit von Arbeitnehmern in Europa wolle. Wie sollen sie aber einreisen, wenn sie zuerst mal Eintritt bezahlen sollen? Sollen sie etwa einwandern im wahrsten Sinne des Wortes? Das Auto an der Grenze abstellen und zu Fuß rüberkommen? Alleine das belegt schon, wie sich die Christsozialen Europa denken. Liberalisierte Vorteile sichern, aber ansonsten gerne ein exklusives Land werden. Selbst die Nutzung von Einbahnstraßen soll nach diesen Plänen kosten. Und dieses Europabild von Dobrindt und Co. ist auch so eine Einbahnstraße. Nur bekommen wir es für lau. Dass Europa ein Geben und Nehmen ist, fällt diesen Leuten gar nicht erst ein.

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Hoffentlich ziehen die Gauchos den Kürzeren

Samstag, 12. Juli 2014

oder Brasilien hatte sagenhaftes Glück.

Bei hr1 brachten sie am Dienstag gegen die Mittagszeit ein kurzes Feature über ein brasilianisches Paar, dass beim Spiel zwischen der Seleção und der DFB-Elf nicht für die »eigenen Jungs« sein würde. Gibts das auch?, fragte sich der Hörer da. Erklärung folgte natürlich. Die beiden argumentierten, dass ein Erfolg der brasilianischen Kicker die sozialen Ungerechtigkeiten noch stärker verdecken würde. Tja, der Abend war dann ein voller Erfolg. Nach dem Auftritt der Spieler hat wohl keiner mehr Lust auf einen Kick. Endlich wieder mehr Aufmerksamkeit für Wichtiges.

Caros amigos, euer Motiv ist exakt der Grund, warum ich will, dass das Team aus dem Land, in dem ich lebe, sportlich auch das Zeitliche segnet. So wie jeder anständige Mensch heute wollen muss, dass die Auswahl »seines« Landes scheitert.

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Eure Heimat, die mir nur Verwaltungseinheit ist

Freitag, 11. Juli 2014

In diesem Deutschland fällt es mir schwer eine Heimat zu finden. Heimat ist für mich bestenfalls der Ort, der eine Haustüre hat, die ich zuschlagen kann, um all die Idioten von meiner unmittelbaren Nähe auszusperren.

Deutschland, wie ich es kenne, ist: Stress, Humorlosigkeit, dummes Radiogeschwätz, dummes Fernsehgeschwätz, dummes Nachgeschwätz der Leute. Boulevard als Lebensgefühl. Untertanengeist, fehlender kritischer Geist, verstopfte Straßen, Aggressionen im Alltag. Meinung haben ohne Ahnung. Ahnung haben ohne Meinung. Große Klappen, kompensierendes Überselbstbewusstsein, Schicksalsvergemeinschaftung, Renationalisierung. Ausländerhass, Linkenhass, Islamhass. Schnäppchengeist, Preisvergleich, Vermarktung aller Lebensituationen. Ein Leben als Verbraucher. Ein Verbrauch an Leben. Angestrebte Hegemonie in Europa, Marktradikalität, jeder ist sich selbst der Nächste. Polizeigewalt und Rechtfertigung der Polizeigewalt von Politikern und Bürgern. Lobbyisten als Experten, Konzerne als Judikative, Versicherungsvertreter als Ministerialbeamte. Zu viel Dummheit. Zu viel Boshaftigkeit. Zu viel Dreistigkeit.

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Die Frau, die gleich nach Putin kam

Donnerstag, 10. Juli 2014

Die Vertriebenen-Präsidentin Erika Steinbach hört auf. Freiwillig. Aus ihrem Amt vertrieben wurde sie nicht. Und genau dieser Umstand, nie vertrieben worden zu sein, zieht sich wie ein roter Faden durch ihr politisches Leben. Hoffentlich tritt mir ihr der BdV-Revanchismus ab.

Die Präsidentin des »Bund der Vertriebenen« ist ein Kriegskind. Mit allem was dazu gehört. Also auch einem Lebenslauf, der die Wirren des Krieges nachzeichnet. Geboren wurde sie im kurzlebigen Reichsgau Danzig-Westpreußen als Tochter eines Hessen, der erst nach der Eroberung Polens als Feldwebel der Luftwaffe dorthin kam. Wo einige Jahre zuvor noch Polen heimatliche Gefühle hatten, lag nun die Heimat jener Deutschen, die im Tross der Wehrmacht ins Land strömten. Sie blieben nur kurz, das Kriegsglück wendete sich. Alteingesessene und »neu Hinzugezogene« mussten das Land verlassen.

Als der Pyromane das Geschenk öffnete und ein Feuerzeug erblickte

Mittwoch, 9. Juli 2014

Die Befürworter »der Drohne« reden sich jetzt damit heraus, dass sie nur als Schutz für die eigenen Soldaten gebraucht wird. Kampfeinsätze oder gezielte Attentate würden mit ihr nicht geschehen. Sie wollen so einen vernünftigen Einsatz dieser Technologie versprechen. Tun sie aber nicht. Denn wie beschützt man bitte Soldaten mit unbemannten Flugobjekten?

Eine »zivile Nutzung« von Drohnen, die im Besitz einer Armee sind, gibt es nicht. Es gibt die zivile Nutzung von Zivilisten bei kleinen Drohnenmodellen. Nicht aber eine, die in Uniform steckt. Das Muster »Wir schicken mal eine Drohne los und gucken, ob die Luft rein ist« ist blanke Augenwischerei. Was hätte man davon, aus Gründen des Schutzes »nur mal zu schauen«? Sagt dann der Oberbefehlshaber Dinge wie: »Wir haben auf Fotos gesehen, dass da hinten Dschihadisten verschanzt sind. Also Leute, dorthin gehen wir nicht zum Brunnen ausheben. Verstanden?« Ist das der besondere Schutz, den die Drohne verspricht? Oder sagt er seinen Leuten: »Das Böse lauert dort drüben. Das hat uns die Drohne gezeigt. Jetzt haben wir sie. Auf jetzt ins Gefecht!« Dann müsste man sich als logisch denkender Mensch mal so ganz nebenbei fragen: Warum schickt man dann nicht gleich die Drohne zum Töten hin?

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Aus fremder Feder

Dienstag, 8. Juli 2014

»Nicht nur die Vernunft von Jahrtausenden – auch ihr Wahnsinn bricht an uns aus. Gefährlich ist es, Erbe zu sein.«
- Friedrich Nietzsche, »Also sprach Zarathustra« -

Wir beraten Sie unverbindlich

Montag, 7. Juli 2014

Seit einiger Zeit wird viel über den Dispo-Wucher gesprochen und vor allem auch darüber, dass man gegen ihn etwas unternehmen müsse. Die Große Koalition hat dann auch ganz zu Anfang ihrer Existenz durchschimmern lassen, dass sie sich dieses Themas annehmen möchte. Man sollte Menschen, die im Minus leben, nett beraten und gegebenenfalls Alternativen anbieten. Mehr traute man sich nicht zu.

Vor gut zwei Monaten schrieb ich an dieser Stelle: »Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik unter neoliberaler Kuratel kennt das Verbot fadenscheiniger Praxen nicht. Was Geld abwirft, kann nicht einfach unterbunden werden. Dann gibt man biedere Empfehlungen oder liberalisiert das, was eigentlich einen Ordnungsrahmen benötigte, einfach nochmal nach.« So ist es auch mit dem Dispositionskredit. Dass man den Wucher zuallererst verbietet, bevor man die Banken zum Beraten verpflichtet, um aus der täglichen Schuldenspirale herauszukommen, ist in der »marktkonformen Demokratie« offensichtlich gar nicht mehr denkbar. Denn das wäre ja dann ein Eingriff in den Markt. Und wenn es so hohe Zinsen gibt, dann hat sich der Markt doch was dabei gedacht, dann haben sich der Kredithai und der Kreditempfänger auf dieses Zinsniveau »geeinigt« und da kann man nicht grundsätzlich hineinpfuschen. So würde man ja den freien Willen der Marktteilnehmer unterwandern, nicht wahr?

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Herr Erdmann und die Revolution, die er nicht will, aber kriegt

Freitag, 4. Juli 2014

Also hat er mir ein Grundmissverständnis angedichtet und gleich selbst eines erfunden. Ja, ich weiß. Das ist jetzt schon wieder zwei volle Wochen her. Der Erdmann antwortet auch immer viel zu schnell und ich lasse mich da bestimmt nicht hetzen. Aber eine Frage eilt dann doch: Wenn du nicht »die Revolution« willst, was willst du dann?

Mensch, es läuft doch immer auf Revolution hinaus, wenn man den vollen Bruch mit dem Alten will. Man kann nicht das eine haben, ohne das andere. Die Linke ist seit mehr als anderthalb Jahrhunderten am »Bruch mit dem Herrschenden« dran. Das ist ihr Metier. Zwei Vorstellungen setzten sich bei ihnen historisch durch, wie man das bewerkstelligen könne: Entweder durch Reformismus oder durch Revolution. Ein dritter Weg hat sich bis heute nicht eröffnet und ich muss zugeben, dass ich mir einen solchen dritten Weg auch gar nicht vorstellen kann. Zwischen diesen beiden Formen liegt die Demarkationslinie zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten oder Sozialisten. Wenn du mir also vorwirfst, ich sei »Soze«, dann sagst du damit auch: »Du bist Reformist und unbelehrbar.« Für einen Kommunisten halte ich dich jetzt ja nicht. Aber sag mir doch mal genauer, wie du dir so einen Wechsel vorstellst, wenn du der Ansicht bist, dass das System nicht reformierbar ist.

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Es liegt in ihr so viel verborgnes Gift

Donnerstag, 3. Juli 2014

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche theoretisierte sich letzte Woche an die Seite des Bundespräsidenten. Beide bewegen sich jedoch in einem rhetorisch abstrakten Raum. Ihre zentrale »Botschaft« taugt für die moralische Praxis in dieser Welt nicht.

Nikolaus Schneider, oberster Repräsentant der Protestanten in Deutschland, eilte seinem theologischen Kollegen kürzlich zur Seite. »Militäreinsätze können Gewalt stoppen«, pflichtete er Gauck bei. Seine Ausführungen hierzu klangen recht biblisch. Denn er sprach bildhaft von »Löwen und Lämmern« und erkannte ein »Wüten des Bösen auf Erden«. Ein spiritueller Manichäismus zog sich durch seine Bewertung der weltpolitischen Lage. Gerade so, als wäre die Welt ein Widerstreit zwischen »Gut« und »Böse«.

... wenn man trotzdem lacht

Dienstag, 1. Juli 2014

»Die Deutschen haben die Manie, sämtliche Völker erlösen zu wollen. Parzival mit dem Maschinengewehr. Man fragt sich nur, wieso Goethe in diesem Lande existieren konnte.«
- Walter Hasenclever, »Gedichte, Dramen, Prosa« -

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