Bitte keine Gespräche mit »interessanten Gesprächspartnern« mehr!

Donnerstag, 17. April 2014

Vor einiger Zeit ist mir Timur Vermes' »Er ist wieder da« zwischen die Finger geraten. Das Buch ist streckenweise wirklich schaurig. Aber weniger wegen dieses zurückgekehrten Hitlers. Diejenigen, auf die er trifft, und die wie ganz normale Medienleute beschrieben sind, machen den Roman so gespenstisch. Denn sie lehnen den Fliegenschissbart nicht ab, sondern finden ihn einfach nur »originell« und »entlarvend«; geben vor, es mit einem »interessanten Gesprächspartner« zu tun zu haben. Eine lausbübische Freude befällt sie, wenn sie ihn zu »krassen« Statements bewegen können. Und ganz so falsch liegt er ja nicht mit seinen Ansichten, dieser »spannende Zeitgenosse«, sagen sie dann so, als habe er in seinen Tiraden irgendeine profunde Wahrheit versteckt.

4 Kommentare:

Braman 17. April 2014 um 15:28  

Wie oft habe ich schon gegen dieses "Plattform bieten" angeschrieben!
Es hilft nichts.
So, wie Du auch schreibst, es bringt 'Quote', aber vor allem wird wieder mal die faschistoide Weltsichr verbreitet, da es ja auch den Machwerken hilft, bekannt zu werden.
Und je höher die Erregung, desto höher die Verkaufszahlen.
Leider ist das so.

MfG: M.B.

ad sinistram 17. April 2014 um 16:31  

Der Rechtsruck wird übrigens offenbar. Das Neue Deutschland hat meinen Beitrag wie üblich bei Facebook angeboten. Die Kommentare zeigen, wie derzeit politisierte Menschen ticken. Einer schreibt, er sei für Meinungsfreiheit. Als ob das Meinung wäre, was diese Trommler fabrizieren. Den Absatz 2 des Artikels 5 des Grundgesetzes verschweigen sie dabei einfach.
Ein anderer schreibt, dass der Mann (also Pirinçci) vielleicht nicht so Unrecht hat - also nicht gleich losknüppeln. Kurzum bestätigt er, was ich in meinem Text schrieb.
Ein Dritter nennt das "Schubladendenken aus der Mottenkiste des Klassenkampfes" - zeigt damit, dass er wohl auch denkt, dass Links und Rechts out sind.
Und andere regen sich auf, dass ich schrieb "rechter Trommler" - schade, dass das Neue Deutschland auch nicht mehr frei berichtet, schreiben sie. Wer beschneidet denn das Neue Deutschland und mich in der Freiheit?
Ein verlorener Trottel regt sich auf, weil das Wort "Skandalautor" anzeige, dass man parteiisch sei. Komisch ist nur, dass das Wort nicht einmal vorkommt.
Grauenhaft was da passiert. Die Montagsdemo besetzt bei Facebook auch das Neue Deutschland.

Braman 17. April 2014 um 17:49  

Ja, es sind doch sehr viele Menschen die nicht unterscheiden können zwischen einer Meinungsäußerung (nur die fällt unter Meinungsfreiheit) und zielgerichteter Propaganda.
Und Bücher wie dieses von Pirincci sowie die von Sarazin und viele andere sind eben NICHT Meinungsäußerungen sondern faschistoide Propaganda.
Ich bin zwar nicht auf 'facebook', habe allerdings den Eindruck, als wenn sich dort nicht gerade die geistige Elite zu Wort meldet.
MfG: M.B.

Anonym 17. April 2014 um 19:58  

Das Problem ist doch, dass wir aus Holocoust und Führer absolute Ikonen gemacht haben, die für jeden staatlichen Rassisten und Sozialdarwinisten dazu dienen, sein eigenes Verhalten zu legitimieren, weil es ja noch lange nicht so schlimm ist wie das was damals passierte.

Insofern ist dieses Buch, wie eben auch Du, eine reine Nebelkerze. Ob nun absichtlich oder auch nicht.

MfG Herr Liebreiz

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