Mugen wol die besten sîn ...
Mittwoch, 12. Februar 2014
Peter Hartz berät François Hollande und Daniel Bahr soll Obamacare retten. Was kommt als nächstes? Klaus Zumwinkel als Konsultant der griechischen Post oder Friedrich Merz als Kopf einer Brüsseler Kommission, die über die soziale Gerechtigkeit tagt? Mir jedenfalls kommt es vor, als positionierte diese Kanzlerin nach und nach das deutsche Wesen in der Welt.
Sie schwärmen aus, die Vertreter der deutschen Herrenart, der Herrenökonomie, um der Welt zu zeigen, wie man angemessen lebt, wie man richtig arbeitet und wirtschaftet, wie man nützlich für seine jeweilige Gesellschaft wird und wie die jeweilige Gesellschaft nützlich wird - für Deutschland. Hollande hat es jetzt endlich eingesehen. Und es gibt ja doch keine Alternative. Bahr wird die amerikanische Krankenversicherung so gestalten, dass auch deutsche Pharmaunternehmen etwas von diesem historischen Reförmchen haben. Wie kleinkariert diese Neonazis mit ihrem Deutschland den Deutschen doch waren und sind. Darüber ist die hiesige politische Klasse schon lange hinaus. Die Welt den Deutschen! Nicht als physische Besatzungsmacht, sondern durch psychische Infiltration. Das pedantische deutsche Wesen im Verbund mit dieser aggressiven Ökonomie ergibt ein Sendungsbewusstsein auf Weltniveau.
Um das deutsche Wesen, das ganz besonders anständig, gut und unübertroffen ist, ging es immer wieder. Von der Gründerzeit bis zu Wilhelm Zwo war es so. Emanuel Geibel schrieb in jenen Jahren ein Gedicht über Deutschlands Beruf, das damals wie heute passend ist. ... Macht Europas Herz gesunden ... / ... Macht und Freiheit, Recht und Sitte / Klarer Geist und scharfer Hieb / Zügeln dann aus starker Mitte / Jeder Selbstsucht wilden Trieb / Und es mag am deutschen Wesen / Einmal noch die Welt genesen, schrieb er voller Stolz. Später ging es um das neue Deutschland, das erwacht war und der Welt seinen neuesten Stempel aufdrücken wollte. Aber selbst schon der olle Walther von der Vogelweide dichtete Ende des 12. Jahrhunderts ... tiuschiu zuht gât vor in allen ... / ... Von der Elbe unz an den Rîn ... / ... mugen wol die besten sîn / die ich in der werlte hân erkant - Deutsche Art und Bildung übertrifft alle anderen ... / ... Von der Elbe bis an den Rhein ... / ... da leben gewiss die Besten / die ich in der ganzen Welt gefunden habe.
Was nur treibt deutsche Eliten nur immer wieder dazu, ihre Typus anderen aufnötigen zu wollen? Selbst das Amt des Bundespräsidenten, das sich im Laufe der Geschichte der Bundesrepublik zu einer (meist) mäßigenden und moralisierenden Institution entwickelt hatte, ist heute mit dem Eifer der Sendung beschäftigt. Klar hat Gauck recht, wenn er zum Beispiel die Todesstrafe in Indien kritisiert. Ethisch betrachtet. Aber diplomatisch? Da reist er nach Indien und sagt den Leuten, wie sie ihr Leben zu organisieren haben. Als Kerry vor kurzem in Deutschland war, mahnte er übrigens nicht an, dass die Vereinigten Staaten die Todesstrafe endlich abschaffen sollen. Denn die USA sind auch mit ihr ein Rechtsstaat. Besserwessi haben die Leute im Osten Westdeutsche genannt, die ihnen das Leben erklären wollten. Man muss offenbar gar kein Westdeutscher sein, um ein solcher Besserwessi zu werden. Im Namen des Westens ist man ja ohnehin immer besser.
Im Durchschnitt wollen die Eliten dieses neuen Deutschlands nicht leben. Hierzu lassen sie den pathologischen Neoliberalismus ausschwärmen und den nationalen Pathos aufwärmen. Hierzu zieht der Läufer Hartz auf g5 und der Bauer Bahr zwei Felder vor auf h4, derweil von der Leyen von Verantwortung spricht und Steinmeier diese Äußerungen dick unterstreicht und von Gauck absegnen lässt. Diese Eliten wollen Weltpolitik machen und die Welt nach ihrer ökonomischen Marschrichtung laufen lassen. Wollen das die normalen Leute eigentlich auch?
Neulich war ich in Konstantin Weckers neuen Solo-Programm. Er las aus seinem autobiographischen Werk Die Kunst des Scheiterns vor. Auch jene Passage, in der sein Vater ihn vor den Wehrdienst bewahrte. Der habe gesagt, dass er selbst nicht bei den Nazis Soldat gewesen sei und nun werde auch sein Sohn nicht zum Militär gehen. Das sei bei den Weckers eben so, las Wecker vor und schob nach: Das hätte ich auch Frau von der Leyen schicken können. Viel Applaus, der das Gelächter erstickte. Oder Herrn Gauck, setzte er nach. Wieder Applaus. Und genau das macht Hoffnung. Wenigstens so ein bisschen.
Jedenfalls sind sie gegen direkte Kriege. Bei der klammheimlichen und angebotsorientierten Kriegserklärung gegen Demokratie und den darin enthaltenen Partizipationsgedanken, den sie Agenda 2010 nennen, sieht es weniger rosig aus. Dieser Krieg mit den friedlichen Mitteln des Verwaltungsaktes ist so in "vernünftige Argumentationen" und "dialektische Auseinandersetzungen" verstrickt, dass man die Propaganda kaum richtig erkennen kann. Der Krieg bringt vielleicht nicht mehr das Beste des Mannes hervor. Das haben wir nun eingesehen und sind deshalb gegen ihn. Das erledigt nun unsere Sozial- und Arbeitsmarktpolitik, die wir der Welt überstülpen. Sie aktiviert nun das Beste in den Menschen. Eigeninitiative statt Heldenmut, Zumutbarkeit statt Kameradschaft. 1984 ist auf vielen Ebenen aktuell. Auch dort, wo Frieden Krieg ist oder andersherum.
Sie schwärmen aus, die Vertreter der deutschen Herrenart, der Herrenökonomie, um der Welt zu zeigen, wie man angemessen lebt, wie man richtig arbeitet und wirtschaftet, wie man nützlich für seine jeweilige Gesellschaft wird und wie die jeweilige Gesellschaft nützlich wird - für Deutschland. Hollande hat es jetzt endlich eingesehen. Und es gibt ja doch keine Alternative. Bahr wird die amerikanische Krankenversicherung so gestalten, dass auch deutsche Pharmaunternehmen etwas von diesem historischen Reförmchen haben. Wie kleinkariert diese Neonazis mit ihrem Deutschland den Deutschen doch waren und sind. Darüber ist die hiesige politische Klasse schon lange hinaus. Die Welt den Deutschen! Nicht als physische Besatzungsmacht, sondern durch psychische Infiltration. Das pedantische deutsche Wesen im Verbund mit dieser aggressiven Ökonomie ergibt ein Sendungsbewusstsein auf Weltniveau.
Um das deutsche Wesen, das ganz besonders anständig, gut und unübertroffen ist, ging es immer wieder. Von der Gründerzeit bis zu Wilhelm Zwo war es so. Emanuel Geibel schrieb in jenen Jahren ein Gedicht über Deutschlands Beruf, das damals wie heute passend ist. ... Macht Europas Herz gesunden ... / ... Macht und Freiheit, Recht und Sitte / Klarer Geist und scharfer Hieb / Zügeln dann aus starker Mitte / Jeder Selbstsucht wilden Trieb / Und es mag am deutschen Wesen / Einmal noch die Welt genesen, schrieb er voller Stolz. Später ging es um das neue Deutschland, das erwacht war und der Welt seinen neuesten Stempel aufdrücken wollte. Aber selbst schon der olle Walther von der Vogelweide dichtete Ende des 12. Jahrhunderts ... tiuschiu zuht gât vor in allen ... / ... Von der Elbe unz an den Rîn ... / ... mugen wol die besten sîn / die ich in der werlte hân erkant - Deutsche Art und Bildung übertrifft alle anderen ... / ... Von der Elbe bis an den Rhein ... / ... da leben gewiss die Besten / die ich in der ganzen Welt gefunden habe.
Was nur treibt deutsche Eliten nur immer wieder dazu, ihre Typus anderen aufnötigen zu wollen? Selbst das Amt des Bundespräsidenten, das sich im Laufe der Geschichte der Bundesrepublik zu einer (meist) mäßigenden und moralisierenden Institution entwickelt hatte, ist heute mit dem Eifer der Sendung beschäftigt. Klar hat Gauck recht, wenn er zum Beispiel die Todesstrafe in Indien kritisiert. Ethisch betrachtet. Aber diplomatisch? Da reist er nach Indien und sagt den Leuten, wie sie ihr Leben zu organisieren haben. Als Kerry vor kurzem in Deutschland war, mahnte er übrigens nicht an, dass die Vereinigten Staaten die Todesstrafe endlich abschaffen sollen. Denn die USA sind auch mit ihr ein Rechtsstaat. Besserwessi haben die Leute im Osten Westdeutsche genannt, die ihnen das Leben erklären wollten. Man muss offenbar gar kein Westdeutscher sein, um ein solcher Besserwessi zu werden. Im Namen des Westens ist man ja ohnehin immer besser.
Im Durchschnitt wollen die Eliten dieses neuen Deutschlands nicht leben. Hierzu lassen sie den pathologischen Neoliberalismus ausschwärmen und den nationalen Pathos aufwärmen. Hierzu zieht der Läufer Hartz auf g5 und der Bauer Bahr zwei Felder vor auf h4, derweil von der Leyen von Verantwortung spricht und Steinmeier diese Äußerungen dick unterstreicht und von Gauck absegnen lässt. Diese Eliten wollen Weltpolitik machen und die Welt nach ihrer ökonomischen Marschrichtung laufen lassen. Wollen das die normalen Leute eigentlich auch?
Neulich war ich in Konstantin Weckers neuen Solo-Programm. Er las aus seinem autobiographischen Werk Die Kunst des Scheiterns vor. Auch jene Passage, in der sein Vater ihn vor den Wehrdienst bewahrte. Der habe gesagt, dass er selbst nicht bei den Nazis Soldat gewesen sei und nun werde auch sein Sohn nicht zum Militär gehen. Das sei bei den Weckers eben so, las Wecker vor und schob nach: Das hätte ich auch Frau von der Leyen schicken können. Viel Applaus, der das Gelächter erstickte. Oder Herrn Gauck, setzte er nach. Wieder Applaus. Und genau das macht Hoffnung. Wenigstens so ein bisschen.
Jedenfalls sind sie gegen direkte Kriege. Bei der klammheimlichen und angebotsorientierten Kriegserklärung gegen Demokratie und den darin enthaltenen Partizipationsgedanken, den sie Agenda 2010 nennen, sieht es weniger rosig aus. Dieser Krieg mit den friedlichen Mitteln des Verwaltungsaktes ist so in "vernünftige Argumentationen" und "dialektische Auseinandersetzungen" verstrickt, dass man die Propaganda kaum richtig erkennen kann. Der Krieg bringt vielleicht nicht mehr das Beste des Mannes hervor. Das haben wir nun eingesehen und sind deshalb gegen ihn. Das erledigt nun unsere Sozial- und Arbeitsmarktpolitik, die wir der Welt überstülpen. Sie aktiviert nun das Beste in den Menschen. Eigeninitiative statt Heldenmut, Zumutbarkeit statt Kameradschaft. 1984 ist auf vielen Ebenen aktuell. Auch dort, wo Frieden Krieg ist oder andersherum.
16 Kommentare:
"[...]Sie aktiviert nun das Beste in den Menschen[...]"
Netter Zynismus.
Übrigens, die selbsternannten "Eliten" sollen "die Besten" sein?
Ist Al Capone & Der Pate auch der Beste gewesen?
Zumindest bei Zumwinckel, und Dr. Hartz handelt es sich doch um nach Recht und Gesetz vorbestrafte Kriminelle, und die lassen wir nun auf andere Länder los?
Sollte niemand Hollande in Frankreich erzählt haben, dass Dr. Hartz wegen einer gewissen "VW-Affäre" vorbestraft ist?
Was denken die normalen Franzosen wohl darüber? Gibt es keine französische Zeitung, die dieses Thema aufgreift?
Wäre doch einmal interessant danach zu fragen - Oder?
Nietzsches "Umwertung der Werte" soll also nun der globallisierten Welt aufgedrückt werden - aus Merkels Deutschland heraus, denn hier zählt die uralten Tugenden Moral, Sitte und Anstand wohl nix mehr - zumindest was die selbsternannten "Eliten" angeht.
Ich bin beigott kein Moralapostel, aber was derzeit in Deutschland abgeht erinnert mich doch stark an den ausgebrüllten Spruch, den meine Großmutter vor der Glotze abließ, weil die die Welt der 90er, als Mensch der noch zu Kaiser Willhelms II Zeiten geboren wurde, schon nicht mehr verstand
"SODOM und GOMORRAH!!!"
Es ist nicht besser, sondern eher schlimmer geworden, weil die Gegenwehr gegen den Allgemeinen Werteverfall ja schon seit Jahren in .de ausbleibt...
Trauriger Gruß
Bernie
Es sind nicht "unsere Eliten"...sie wirken nicht im Namen des Volkes, sie sind die Zerstörer Deutschlands.
Es gibt auch ein anderes Deutschland, es gibt auch eine andere Tradition, die in diesem Gedicht zum Ausdruck kommt:
Anmut sparet nicht noch Mühe
Leidenschaft nicht noch Verstand
Daß ein gutes Deutschland blühe
Wie ein andres gutes Land.
Daß die Völker nicht erbleichen
Wie vor einer Räuberin
Sondern ihre Hände reichen
Uns wie andern Völkern hin.
Und nicht über und nicht unter
Andern Völkern wolln wir sein
Von der See bis zu den Alpen
Von der Oder bis zum Rhein.
Und weil wir dies Land verbessern
Lieben und beschirmen wir's
Und das Liebsten mag's uns scheinen
So wie andern Völkern ihrs.
(B. Brecht)
wenn wilhelm II deutschtümelnd gewesen sein soll, dann hat er offenbar gewesen, dass er ein halber engländer war, denn seine Mutter war Victoria von Großbritannien und Irland. und seine großmutter war die britische Königin Victoria.
Moment, sollte die Installation der Herren wirklich über Merkel gelaufen sein? Schwer vorstellbar, dass ein amerikanischer "Think Tank", für den Daniel Bahr arbeiten soll, sich die Leute nicht selbst auswählt. Auch Peter Hartz wurde von Hollande angefragt, wie es heißt. Wenn Merkel sowohl Bahr als auch Hartz den jeweiligen Instanzen aufgedrängt hat, obwohl diese vielleicht eine andere Wahl getroffen hätten, wäre das allerdings eine neue Stufe deutscher Macht, die für viel größeres Aufsehen sorgen müsste.
Schon interessant , kaum haben die Sozis Macht (in Frankreich) , schon gehts los...ein Muster , daß sich über den ganzen Westen erstreckt und daß insbesondere in Ungarn sehr "eindrückliche" Folgen hat.
Die Deutschen haben den Neoliberalismus nicht erfunden , aber in dem Moment , wo sie ihn übernehmen , treiben sie ihn auf eine perfide Spitze,und je lauter die Protagonisten von sich selber als einer "Elite" schwadronieren , desto sicherer ist genau das Gegenteil der Fall.
@Art Vanderley
Zustimm ;-)
Gruß
Bernie
@Klaus Baum
Solltest du mein Posting meinen, dann frage ich mich, wo habe ich geschrieben, dass Wilhelm II "deutschtümelnd" war? Kann es nämlich nirgends entdecken in meinem Posting, aber ansonsten geb ich dir recht.
Meine Großmutter war eben die Generation, die zu Kaisers Zeiten aufwuchs, nicht mehr oder weniger - mit "deutschtümelnd" hat das gar nichts zu tun, sondern einfach nur mit der Tatsache der zufälligen Geburt in Kaiser Wilhelms Deutschland....wäre die Spanierin oder Französin gewesen dann würde ich was anderes schreiben, aber meine Oma war eben Deutsche....tss, was hat das denn mit "deutschtümelnd" zu tun?
Amüsierter Gruß
Bernie
PS: Das damals die "Elite" eben noch der echte Adel verwandt & verschwägert war ist doch gerade DIE große Tragödie des 1. Weltkrieges gewesen - Obwohl? Wenn ich es recht bedenke, der gerade selbst so einen Stellungskrieg in der Kernfamilie erlebt vielleicht doch nicht, denn gerade Kriege unter nahen bis sehr nahen Verwandten sollen keine Seltenheit in der gesamten Menschheitsgeschichte gewesen sein.....traurig, aber leider wohl wahr....
@Anonym vom 12. Februar 2014 13:33
Anyway....lassen wir mal die Verschwörungstheorien beseite, dann frage ich mich doch, ob Hollande und Obama sich einfach, ohne nachzufragen - Lebenslauf zum Beispiel wie bei jeder normalen Alltagsbewerbung - auf Hartz & Bahr eingelassen haben.
Wäre doch ein erneuter gesellschaftlicher Verfall, wenn man bei diesen Herren eine Ausnahme macht, wo jeder andere Otto-Normal-Bewerber nur mit Lücken im Lebenslauf, oder einfach nur einer harmlosen Vorstrafe, nie wieder ein Fuß auf den Boden der Gesellschaft erhalten soll.
Wo leben wir eigentlich neuerdings - medial-global gesehen.
In Absurdistan?
Amüsierte Grüße
Bernie
@Anonym vom 12. Februar 2014 10:33
Ich würde dir ja so gerne recht geben, da ich B. Brecht auch mag, aber der ist schon lange tot, und leider sind diese soziopathischen "Eliten" auch heute in der Mehrzahl vorhanden.
Gute Dichter bzw. Intellektuelle vom Schlage eines B. Brecht sind übrigens heute rar geworden, zu rar....
Trauriger Gruß
Bernie
werter bernie, ich habe mich auf robertos text bezogen. als ich meine anmerkung verfasste, war noch keine andere veröffentlicht.
"Es gibt auch ein anderes Deutschland, es gibt auch eine andere Tradition..."
Gott oder wer auch immer sei Dank!
@Klaus Baum
Sorry für, hab da wohl was überlesen, und gedacht, du meinst meinen Text - entschuldige noch einmal.... ;-)
Gruß
Bernie
So haben ein Teil der deutschen vor langer Zeit mal geträumt und gesungen. Davon ist kaum noch ein Echo übrig, nur noch Worte auf einem Blatt Papier, da dieses Lied schon nach kurzer Zeit nur noch ohne Text gespielt werden durfte.
Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt,
laßt uns Dir zum Guten dienen, Deutschland, einig Vaterland.
Alte Not gilt es zu zwingen, und wir zwingen sie vereint,
denn es muß uns doch gelingen, daß die Sonne schön wie nie
über Deutschland scheint, über Deutschland scheint.
Glück und Friede sei beschieden Deutschland, unserm Vaterland.
Alle Welt sehnt sich nach Frieden, reicht den Völkern eure Hand.
Wenn wir brüderlich uns einen, schlagen wir des Volkes Feind.
Laßt das Licht des Friedens scheinen, daß nie eine Mutter mehr
ihren Sohn beweint, ihren Sohn beweint.
Laßt uns pflügen, laßt uns bauen, lernt und schafft wie nie zuvor,
und der eignen Kraft vertrauend steigt ein frei Geschlecht empor.
Deutsche Jugend, bestes Streben unsres Volks in dir vereint,
wirst du Deutschlands neues Leben. Und die Sonne schön wie nie
über Deutschland scheint, über Deutschland scheint.
(Johannes R. Becher)
Trifft vielleicht jetzt nicht 100%-ig die Mitte der Thematik, aber:
Was ich an den Menschen in meinem Bekanntenkreis, die das neoliberale Dogma offenbar vollständig inhaliert haben, am schlimmsten finde ist ein Abgrund von Zynismus, aus dem heraus es vollkommen undenkbar scheint, dass ein Mensch etwas ohne Eigennutz tut, aus Solidarität, um einem Fremden eine Freude zu machen. Der kapitalistische Mensch fragt bei jedem kleinsten Zugeständnis, was für ihn als Gegenleistung dabei heraus springt. Und wenn jemand wirklich nicht erkennbar profitorientiert agiert, dann hat man für diesen nur Spott und Verachtung übrig.
In jeder Gesellschaft hat es solche Individuen immer gegeben – als Wucherer, Betrüger, Hehler etc. etc.
Neu ist seit der neoliberalen Doktrin, dass von jedem "cleveren" (Ggs. von "klugen") Marktteilnehmer diese kriminelle Energie, diese Bereitschaft, jeden Mitmenschen nach Kräften auszunützen und zu betrügen, seine Gutgläubigkeit bis zum Exzess auszubeuten, als mentale Grundausstattung erwartet wird. Nur der Profit zählt, egal mit welcher Methode – bis hin zum Verbrechen, denn das einzige verbliebene Verbrechen besteht darin, dass solche Machenschaften durch eine Unachtsamkeit auffliegen, woraufhin dann gerade jene, die selber genauso viel Leichen im Keller haben, am lautesten nach brutalstmöglicher Aufklärung schreien, um von den eigenen Gaunereien abzulenken.
Viele seltsame Vorgänge lassen sich nach diesem Muster verstehen, wenn man sich nur die Ohren zuhält, um nicht vom lauten Mediengeplärre abgelenkt zu werden.
Ich glaube, dass sich das System nicht wirklich ändern wird. Die Wohlstandsschere wird vermutlich weiter auseinandergehen, d.h. es wird wenige geben, die viel haben, und viele, die nichts haben. Außerdem gibt es viele Anzeichen dafür, dass Europa im Vergleich zu anderen Wirtschaftsräumen ins Hintertreffen gerät.
Der deutsche Einflussbereich verblasst schon heute weitgehend gegenüber dem asiatischen Raum und den Kapitalbewegungen, die von dort ausgehen.
Man muss sich also keine Sorgen machen, dass immer mehr Macht von Deutschland ausgeht.
Die Machtzentren, die auf Deutschland einwirken, heißen im nächsten Jahrzehnt, das ja nicht mehr so fern ist, eher Peking und Shanghai als Brüssel und Berlin.
@maguscarlos
Hast recht.
Übrigens, dazu gehört wohl auch, dass, wenn der/die Geschädigte von seinem Schaden erzählt, und dass er sich darüber ärgert wie verar.... er sich vorkommt nur folgende lapidare Bemerkung von diesen Neoliberaliban kommt "Das ist ja witzig".....
Ich finde nichts daran "witzig", wenn man jemanden vera....
Gruß
Bernie
Kommentar veröffentlichen