Taksim ist überall!

Samstag, 29. Juni 2013

Zwei Polizisten aus Westerburg haben einen mit Handschellen fixierten Mann geschlagen. Einer der Polizisten benutzte seine Fäuste, der andere trat mit den Füßen zu. Der Übergriff wurde gefilmt und kann online abgerufen werden. Westerburg klingt nicht türkisch. Es liegt nicht zufällig gleich am Taksim-Platz? Und ich nehme ferner nicht an, dass die beiden deutschen Polizisten in der Türkei Deeskalationsunterricht genommen haben.

Nur zwei Wochen nachdem sich die deutsche Medienlandschaft über die Härte der türkischen Polizei entrüstete und danach lechzte, es möge vielleicht doch noch mehr geschehen als nur Tränengaseinsatz und Knüppelorgie, zieht man mal wieder auf Deutschlands Straßen nach. Das Echo im Medienbetrieb fällt hierzu aber eher spärlich aus. Einige kleinere Artikel gibt es zwar, die spannen aber allesamt nicht den Bogen zum Bericht von amnesty international, in dem es vor einigen Jahren schon hieß, dass die Polizeigewalt in Deutschland ein mehr als ungesundes Wachstum zeige.

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Nur eine entspanntere Form von Arbeitszeit

Freitag, 28. Juni 2013

oder Für Unternehmen ist Freizeit nur Arbeitszeit, die fruchtbar gemacht werden muss.

Neulich berichtete der hessische Systemfunk vom Teambuilding. Im Extremfall - was Idealfall wäre! - würden hierbei die Belegschaften von Firmen zur Stärkung ihrer Teambelastbarkeit am Hochseil balancieren oder Steilwände emporklettern. Die "Expertin" für Arbeitswelt des hessischen Rundfunks beurteilte diese Extreme zwar zwiespältig. Aber wenn man regelmäßig mit den Kollegen sein Privatleben teilte, so beratschlagte sie ins Land hinaus, würde das die Teamfähigkeit immens steigern. Es reichten ja auch weniger extreme regelmäßige Unternehmungen. Man könne ja auch regelmäßig seine Abende miteinander verbringen oder so.

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Auch der Rechtsbruch kann Recht sein

Donnerstag, 27. Juni 2013

Edward Snowden mag zwar etwas schier Skandalöses aufgedeckt haben, aber dennoch hat er eine Handlung begangen, die strafbar ist. So sehen das jedenfalls einige Medien und viele Bürger. Aber auf welche Weise ist es denn sonst denkbar, dass etwas wie Prism ans Tageslicht kommt?

Die wichtigste Frage zuerst: Hätte es einen legalen Weg für Snowden gegeben? Hätte er vorher die Erlaubnis seines Brotgebers einholen sollen oder den Staatsanwalt über diese Interna informieren müssen? Welche Aussicht auf Erfolg hätte es gehabt, seine Behörde auf Transparenz zu verklagen? Kann man in einem Überwachungsstaat auf den Rechtsstaat hoffen?

Aus fremder Feder

"Bei der heutigen Mißachtung des Denkens ist aber noch Mißtrauen gegen es mit im Spiel. Die organisierten staatlichen, sozialen und religiösen Gemeinschaften unserer Zeit sind darauf aus, den Einzelnen dahin zu bringen, daß er seine Überzeugungen nicht aus eigenem Denken gewinnt, sondern sich diejenigen zu eigen macht, die sie für ihn bereit halten. Ein Mensch, der eigenes Denken hat und damit geistig ein Freier ist, ist ihnen etwas Unbequemes und Unheimliches. Er bietet nicht genügende Gewähr, daß er in der Organisation in der gewünschten Weise aufgeht. Alle Körperschaften suchen heute ihre Stärke nicht so sehr in der geistigen Wertigkeit der Ideen, die sie vertreten, und in der der Menschen, die ihnen angehören, als in der Erscheinung einer höchstmöglichen Einheitlichkeit und Geschlossenheit. In dieser glauben sie die stärkste Widerstands- und Stoßkraft zu besitzen."
- Albert Schweitzer, "Wie wir überleben können" -

Lasst die Mörder meines Mannes nicht frei!

Mittwoch, 26. Juni 2013

Liest man diesen Satz, den die Witwe Schleyer mal als Appell an die Öffentlichkeit richtete, vielleicht auch in vielen Jahren von den Kindern der NSU-Opfer?

Wie ernst es diesem Lande mit der Aufarbeitung des rechten Terrors ist, wird man erst in vielen Jahren bewerten können. Sollten da noch die Angehörigen der Opfer ihre Geschichte erzählen dürfen, wie es heute noch im regelmäßigem Turnus die Angehörigen der RAF-Opfer tun, dann kann man von gewahrtem Andenken sprechen.

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Auch Morgenmagazin an Prism beteiligt

Dienstag, 25. Juni 2013

Von einer "diplomatischen Blamage für die USA" oder wahlweise einer "Blamage für Obama" konnte man allerorten lesen. China, Russland, Kuba und Ecuador hätten die Vereinigten Staaten düpiert, das Weiße Haus ziemlich dumm aussehen lassen, berichtete man. Der "Verräter" komme wohl um eine Verhaftung herum, unkte es aus dem Äther. Was für eine Sprache: Blamage, Verräter! Blamabel ist viel mehr dieser Verrat an objektiver Berichterstattung, dem sich die deutsche Medienlandschaft da ungeniert hingibt.

Im Radio des SWR argumentierte ein Experte sogar so: Snowden sei nur deshalb aus dem Schneider, weil er durch die Hilfe von Ländern abtauchen könne, in denen es die Freiheit und die Transparenz schwer hätten. Schon dreist, von Freiheit zu sprechen, während dieselbe hier bespitzelt, ausgehorcht und überwacht wird. Noch dreister, eine etwaige mangelnde Transparenz in Kuba zu kritisieren, während man Snowden zum Vorwurf macht, er habe Transparenz in eine Sache gebracht, die man gar nicht transparent haben wollte.

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Drei Mann in einem Boot

Montag, 24. Juni 2013

Die SPD strickt gerade mal wieder an einer weiteren Legende ihres Abgesangs. Sie läßt es jetzt nämlich so aussehen, als seien die ernüchternden Sonntagsfragen nichts weiter, als die verbockte Aktion eines Rudels Platzhirschen. Deren Uneinigkeit und Hinter-den-Kulissen-Zoff sei das Manko ihres Wahlkampfes. Mag sein, dass Gabriel und die zwei Steinigen sich nicht grün sind - dergleichen soll in der Parteipolitik ja schon immer vorgekommen sein. Aber dieses Triumvirat der gegenseitigen Ablehnung dürfte das wohl kleinste Übel der SPD-Misere sein.

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#Aufschrei der Dummheit

Samstag, 22. Juni 2013

Zunächst eine Information in eigener und des Lesers Sache und dann gehts zur Sache.

Ich habe mich für zweierlei entschlossen. Erstens: Ich führe eine neue Kategorie ein. Und zweitens: Meine Latein-Phase ist vorbei.

Das ehemals kleine Latinum wird eingedeutscht, wie die Kategorien dann heißen, erfährt man dort. Wer hochtrabende Label-Namen erwartet, wird enttäuscht sein. Die alten Kategorien werde ich einfach unter neuem Namen weiterführen.

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Auf unentdecktem Land

Freitag, 21. Juni 2013

Der Spott, der sich aufgrund der Neuland-Äußerung in eben diesem "Neuland" über Merkel ergoss, hat letztlich bewiesen, dass die Internet-Gemeinde zuweilen eine arrogante Parallelgesellschaft ist, die sich an einzelnem Partikel einer Aussage aufgeilt, aber die ganze Quintessenz von Aussagen gar nicht erst thematisiert.

Jeder hatte während des Obama-Besuches das Recht, seinen Hohn in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten - so oder ähnlich formuliert man im Internet zuweilen den Meinungsfreiheit-Artikel um. Als die Kanzlerin von Neuland sprach, entfaltete sich wieder mal shitstormgleich ein Strauss bunter Häme. Doch alle Blüten wiesen denselben Grundtenor auf. Er lautete: Wir Menschen im Internet haben Qualitäten und Kompetenzen, schon seit Jahren, die die Kanzlerin nicht hat. Es handelt sich, vereinfacht gesagt, um die Arroganz des Könners gegenüber den Nichtkönner.

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Die Ökonomie organisierter Kriminalität

Donnerstag, 20. Juni 2013

Der Kampf gegen die Neoliberalisierung des Gemeinwesens ist mehr als die Bekämpfung einer Ökonomie, in der selbst das Private zur verwertbaren Ware wird. Es handelt sich hierbei um die Auflehnung gegen ein mafiös strukturiertes Konzept.

"Die Logik des kriminellen Unternehmertums ist identisch mit radikalstem Neoliberalismus", schreibt Roberto Saviano in seinem Buch "Gomorrha". Dieser sei es, der die Regeln des Geschäfts, des Profits und des Sieges über alle anderen Konkurrenten in der Schattenwirtschaft diktiere.

Die Freiheit, kein Fenster zu öffnen

Mittwoch, 19. Juni 2013

Fenster zu und geschlossen halten! Wenn die freiheitlich-demokratische Grundordnung tagt, dann muss man sein Fenster schon mal zu lassen. Auch wenn es heiß ist. Was ist denn ein frisches Lüftchen schon gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung?

Man hat von all denen, die ihre Fenster ausgerechnet an den Weg bauten, auf dem Obama durch Berlin fuhr und ging, verlangt, sie mögen ihre Fenster geschlossen halten. Das war eine Anordnung zur Sicherstellung der Sicherstellung des US-Präsidenten. Eine Anordnung in der Grundordnung. Und der ist Folge zu leisten. Ja, wo kämen wir denn da hin, wenn in einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung jeder sein Fenster aufmachte wie er es gerade wollte!

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Frontabschnitte voller Einzelfragen

"Gesundheit ist ein sozialer Begriff, genau wie das organische Dasein der Menschen, als Menschen, insgesamt."
- Ernst Bloch -

Das Manifest einiger Prominenter, von dem man kürzlich las, leidet wie so viele gutgemeinte Aufrufe an einem Denkfehler. Oder sagen wir besser: Es leidet an einem Kategorienfehler. Denn die Vereinzelung der darin erwähnten Sachthemen ist nicht angemessen.

Man kann nicht Punkt für Punkt aufzählen, sagen, Das muss noch gemacht werden und dies und, ach ja, bevor wir es vergessen, das hier auch noch beachten! Die soziale und die ökologische Frage stehen nicht nebeneinander, voneinander isoliert, sie sind verschwistert, sind die abfallenden Früchte nur eines Baumes, nicht zwei an verschiedenen Bäumen gewachsene.

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De dicto

Dienstag, 18. Juni 2013

"Wer in unsicheren Zeiten Jobs schafft, gibt vielen Menschen die Chance zum sozialen Aufstieg.
Jetzt sind die Arbeitslosen am Zug. Die Jammer-Ausrede „Ich finde einfach keinen Job“ zieht nicht mehr!
Denn: Die Firmen suchen Zigtausende Mitarbeiter auch für „einfache“ Stellen: Bauarbeiter, Putzhilfen, Verkäuferinnen, Wachleute. Alles Jobs, für die man keinen Doktortitel oder Studium braucht."
 - Jan W. Schäfer, Bildzeitung vom 14. Juni 2013 -
Zum Gesagten sei angemerkt: Wer jetzt nicht sozial aufsteigt, der ist selber schuld, will Schäfer hier ausdrücken. Arbeitslose, die sich in Ausreden üben, die jammern: Es ist mal wieder Bashing-Zeit. Interessant ist dabei eigentlich nichts. Das war ja alles schon mal da; wahrscheinlich gibt es keine Widerlichkeit mehr, die man nicht schon den Arbeitslosen anhängte. Interessant ist dabei einzig, was man in der Redaktion der Bildzeitung so alles als sozialen Aufstieg begreift.

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Stimmen von der rechten Basis

Montag, 17. Juni 2013

Die im Alltag üblich gewordene Bedenkenträgerei, man könne mit "diesen aggressiven Türken" oder "unangepassten Negern" als Gesellschaft nicht zusammenleben, geschieht nicht parallel zum Thema NSU – sie war und ist ihr Substrat.

Neulich ein Gespräch mit einer Bekannten, einer Verkäuferin. Den NSU-Prozess und die NSU fände sie schlimm. Punkt. Nächster Satz: Aber manche Ausländer sind auch selber schuld, dass man sie nicht möge. Auf Arbeit habe sie oft Ärger mit Ausländern, schlussfolgerte sie. Die seien frech und hätten keinen Respekt.

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Willkommen in der EU!

Freitag, 14. Juni 2013

Die deutsche Öffentlichkeit glaubt nun, dass die türkische Europauntauglichkeit nachdrücklich unterstrichen sei. Das ist mutig für die Öffentlichkeit eines Landes, in dem in der jüngsten Vergangenheit Kapitalismuskritiker und Bahnhofsgegner mehrfach krankenhausreif geprügelt wurden.

Na ja, mutig - oder einfach nur betriebsblind. Vielleicht handelt es sich ja auch im besten psychoanalytischen Sinne um die unbewusste Verlagerung eigenen Versagens auf ein anderes Objekt. Mit freundlicher Unterstützung der Polis natürlich. Es ist in jedem Falle ein Gutteil Chuzpe dabei, die Ereignisse in der Türkei als Feigenblatt zu verwenden.

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Der Kniff mit dem Rücktritt

Donnerstag, 13. Juni 2013

Nach einem Skandal den Rücktritt des verantwortlichen Ministers zu fordern, ist beliebte Übung. Dass Parteisoldaten da mitspielen, verwundert weniger. Verwunderlich aber ist, dass systemkritische Linke in diese Kultur des Rücktrittforderns einstimmen.

Jetzt also Thomas de Maizière. Die Opposition und die parlamentarische Linke fordern seinen Rücktritt. Auch mancher, der sich als systemkritisch und links erachtet, hätte nichts gegen den Abgang des Verteidigungsministers einzuwenden.

Papiernes Nichts und binärer Code

Mittwoch, 12. Juni 2013

Quelle: Westend Verlag
In Gefechtsstellung mit einer generalstabsmäßig nicht-exakten Wissenschaft.

Wolfgang Hetzer definiert in seinem Buch Finanzkrieg, das eigentlich als eine Sammlung mehrerer Essays angesehen werden sollte, die Ökonomie als eine nicht exakte Wissenschaft und stellt sich dem ökonomisierten Zeitgeist entgegen. Er analysiert apriorisches Wissen über so Selbstverständlichkeiten wie Geld und regt damit ungemein zum Nachdenken an. Nicht, dass er sich für ein Ende allen Geldes ausspricht - als Äquivalent wurde bis dato nichts besseres erfunden. Aber ob das Finanzielle wirklich einen solchen Verehrungs- und Ausschließlichkeitsstatus erhalten sollte, wie es in dieser Gesellschaft der Fall ist, darüber sinniert Hetzer durchaus.

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Sit venia verbo

Dienstag, 11. Juni 2013

"...  denn wenn eine Geschichte mit Blut, Niedertracht und Ungerechtigkeit getränkt ist, dann die Geschichte Europas.
[...]
Also seid nicht mehr so freundlich uns zu sagen, was wir zu tun haben. (...) Versucht uns nicht beizubringen, wie wir sein sollen, geht nicht davon aus, daß wir euch gleichen müssen, und erwartet nicht, daß wir in zwanzig Jahren all das richtig machen, was ihr in zweitausend Jahren falsch gemacht habt.
[...]
Laßt uns bitteschön, verflucht noch mal, in Ruhe unser Mittelalter durchmachen!"
- Gabriel García Márquez, "Der General in seinem Labyrinth" -

La Boum - Die Fete säuft Tee

Montag, 10. Juni 2013

oder Die Streiter gegen die Diktatur der Gutmenschen.

Die auf Frankreichs Straßen ausgefochtene Homo-Ehe ist mehr als der brutale Übergriff des rechten und konservativen Mobs auf einen gegen ihn und seinen Lebensstil gerichteten Affront. Es ist die Hysterie einer konservativen Reaktion, die meint, sie lebte in einer totalitär linken und gutmenschlichen Welt, in der alle ursprünglichen Werte und Ideale untergraben werden und in der ein neues Menschengezücht nach gutmenschlichen Aspekten geplant sei.

Der linke Gutmenschen-Totalitarismus

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Von Deutschland lernen

Samstag, 8. Juni 2013

Darf man denn als hessischer Polizist keine Meinung mehr haben? Hat man als Vertreter einer halsstarrigen Staatsmacht nicht auch "das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern"? War die Brutalität gegen die Demonstranten in Frankfurt, die unter dem Namen Blockupy liefen, nicht auch ein Beitrag zur Meinungsfreiheit?

Die Meinung muss ja niemanden gefallen, aber die Beamten, die zufällig derselben Meinung sind, wie die Kapitalisten dieses Landes und wie die politischen Vertreter der Ideologie, müssen auch die Möglichkeit haben, ihre Meinung nachhaltig zu vertreten. Und sie waren eben der Meinung, dass Blockupy nicht vor die EZB marschieren muss. Seine Meinung aufrecht zu verteidigen ist doch ein Grundrecht!

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Kein Wort zum Hochwasser

Freitag, 7. Juni 2013

Aber bis September bin ich sicherlich in der richtigen Stimmung für Katastrophenzustände.

Komm, es muss doch was gehen, irgendein Text zum Hochwasser werde ich mir doch aus dem Hirn leiern können. Aber was? Es wird so viel darüber berichtet, gesprochen, geschrieben und gezeigt, dass nichts Neues mehr denkbar ist. Aber ich muss doch das Agenda Setting bedienen. Alle schreiben sie was. Nur ich nicht.

Ich wollte ja eigentlich fragen, ob der Adelsschlag Jahrhunderthochwasser für 2002 überhaupt so ohne weiteres aberkennbar und übertragbar ist. Ist das rechtens? Und was wird aus einem Jahrhunderthochwasser von einst, wenn es durch ein anderes Hochwasser nicht mehr das Hochwasser des Jahrhunderts schlechthin ist? Heftet es sich ein a.D. hintendran? Bekommt es Ehrensold?

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Die blamable Demokratie

Donnerstag, 6. Juni 2013

Wenn sich Ausschüsse, Konferenzen oder Parteitage nicht einigen können, spricht der Journalismus häufig unbedacht von einer Blamage. Das ist jedoch nicht weniger als die Sprache der Postdemokratie.

Zuletzt sprachen einige Radio- und Fernsehanstalten von einer Blamage für die europäischen Außenminister, weil sie keine Einigung im Hinblick auf das Waffenembargo gegen Syrien erzielen konnten. Und schon vor vielen Jahren schrieb die taz mal, dass sich die Linke blamiert hätte, weil es ihr nicht gelänge, die Positionen von WASG und PDS zu vereinigen. Der Spiegel schreibt indes regelmäßig zu SPD-Parteitagen, dass sich diese Partei nachhaltig blamiere, weil sie die Forderungen des linken Flügels nicht mit den Seeheimern zu einer Einheit verschmelze, sprich: mundtot macht.

Völkisch-Rock bald auf Deutschland-Tournee

Mittwoch, 5. Juni 2013

Die Bild am Sonntag begleitete Andreas Gabalier "ein kurzes Stück auf seinem Weg". So liest man von einem erfolgreichen Jura-Studenten, dem die Anhänger von am Reißbrett durchpopularisierter Volksmusik, Slips auf die Bühne werfen. Und man ist überdies sichtlich bemüht, den jungen Mann als fleißigen und urwüchsig galanten Kerl ins rechte Licht zu rücken. Oder eher genau das nicht. Denn vom rechten Licht will man eher ablenken.

Ein Hakenkreuz aus Fleisch und Blut

Gabalier wurde schon mehrfach der Kritik ausgesetzt. Er selbst schweigt sich dazu aus. Vorallem das Cover seines Albums Volks-Rock 'n' Roller, auf dem er körperlich ein Hakenkreuz andeutet, empörte nachhaltig. Dass sich "Italiener, Deutsche und Japaner" in einer Textzeile grüßen, ist schon ein komischer Zufall mit den Achsenmächten. Und dass er meint, die Freundschaft "prägt [ein Männerleben] wie ein eisernes Kreuz", ist noch so ein zufälliger Wink mit dem Zaunpfahl.

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Ridendo dicere verum

Dienstag, 4. Juni 2013

"Die Weltgesundheitsorganisation hat aber mit ihrer alten absurden Definition von Gesundheit viel zu einer unrealistischen utopischen Sicht von Gesundheit beigetragen. "Völliges körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden" dekredierte sie dazumal. Das ist natürlich unerreichbar. Und utopische Begriffe laden ein zur grenzenlosen Verehrung. So ist eine absurde Gesundheitsreligion entstanden, in der Menschen nur noch vorbeugend leben, um dann gesund zu sterben. Diese Gesundheitsreligion ist eine einzige Anleitung zum Unglücklichsein. Wenn nämlich Gesundheit in Wirklichkeit niemals erreicht werden kann, dann müssen alle sich irgendwie krank fühlen. "Gesund ist ein Mensch, der nicht ausreichend untersucht wurde", hat ein renommierter Internist einmal gesagt. Und Karl Kraus unkte: "Die häufigste Krankheit ist die Diagnose."

Die natürlichen Verleumder der Armen

Montag, 3. Juni 2013

Die Schlagzeile, Ärztepräsident Montgomery hätte erklärt, armen Menschen gehe es in Deutschland aus medizinischer Sicht schlechter als denen, die nicht unter Armut litten, klang vielversprechend. Immerhin hatte der Mann tags zuvor klargestellt, dass er ein Gesundheitswesen, in dem alle dieselbe Versorgung erhielten, für "sozialistischen Einheitsbrei" erachte.

Letztlich kehrte Montgomery inhaltlich nicht um, sondern unterstrich seine elitäre Attitude. Denn es seien vor allem Tabak, Alkohol und Fettleibigkeit, die arme Menschen früher sterben ließen. Genau dort bestehe Handlungsbedarf. Es war also kein progressiver Impuls, der den Ärztepräsident anleitete, sondern die elitäre Überheblichkeit, bei Unterschichten würde es sich größtenteils um fette Säufer und dicke Raucher handeln.

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