Nomen non est omen

Donnerstag, 3. November 2011

Heute: Rettungsschirm
"Die Mehrheit ist deutlich: 503 Bundestagsabgeordnete haben für die Stärkung des Euro-Rettungsschirms votiert."
- SpiegelOnline vom 26. Oktober 2011 -
Der Begriff "Rettungsschirm" besteht aus zwei Wörtern: Rettung und Schirm. Einen Schirm trägt man meist über seinen Kopf und er soll den Betreffenden vor einer Naturgewalt schützen: vor Wind, Regen oder Sonne. Nicht zu verwechseln mit Bild- oder Lampenschirm. Das Wort "Rettung" impliziert, dass jemand oder etwas vor einer Gefahr gerettet werden müsse und der vermeintliche Retter eine menschenfreundliche Tat vollbringt. Insofern ist der Terminus "Rettungsschirm" doppelt positiv aufgeladen.

Im Zuge der Weltwirtschaftskrise, die auch selten so genannt, sondern in Einzelkrisen (Finanz-, Banken-, Wirtschafts– und Eurokrise) aufgesplittet wird, ist der Begriff "Rettungsschirm" fast täglich in den Medien zu hören und zu lesen:
"Die Bundesregierung erwägt nach einem "Spiegel"-Bericht eine Erweiterung des Rettungsschirms für die Banken."
- welt.de vom 6. Dezember 2008 -

"In der NDR 1 Welle Nord Sendung "Zur Sache" forderte Hans-Dieter Petersen, Vorsitzender des Bundeswehrverbandes Nord, einen Rettungsschirm für betroffene Soldaten und Zivilbeschäftigte."
- ndr.de vom 24. Oktober 2011 -

"Die Schlagkraft des Euro-Rettungsschirms EFSF wollen die Regierungen auf rund eine Billionen Euro erhöhen."
- taz.de vom 27. Oktober 2011 -
Bei der Verwendung des Wortes werden Verantwortlichkeiten, Interessen und Verursacher verschleiert und verborgen. Die Wirtschaftskrise ist keine Naturgewalt, wie Wind, Regen oder Sonne, die einfach so über uns hereinbricht. Sondern in der Weltwirtschaftskrise sind diejenigen, die gerettet werden sollen (vornehmlich die Banken), auch diejenigen, welche die Krise erst verursacht haben. Die Politik schützt also die Verursacher der Krise (Banken, Spekulanten) und bestraft die Opfer der Krise (Volk).

Insofern ist der "Rettungsschirm" auch ein Euphemismus, denn die zu Rettenden sind weder Opfer einer fremden Macht, noch sind die Retter altruistisch und selbstlos, denn sie sind abhängig von der Finanzindustrie. Indem die Politik die Krisenverursacher mit Milliarden Euro unterstützt und gleichzeitig das Volk die Milliarden durch Einsparungen, Steuererhöhungen, Inflation, Sozialabbau usw. abzahlen lässt, zeigt die Begrifflichkeit seine ganze Absurdität. Die Medien sollten fortan "Täterschirm" statt "Rettungsschirm" schreiben.

Dies ist ein Gastbeitrag von Markus Vollack aka Epikur.

5 Kommentare:

klaus baum 3. November 2011 um 11:53  

ich mag diese sprachanalysen, begriffsanalysen von epikur

Stephan 3. November 2011 um 12:52  

wirtschaftskrise? wir haben eine Krise der Finanzwirtschaft, vorrangig der Banken, die leider von den von uns demokratisch gewählten Politikern als Legitimation für kriminelle Machenschaften wie Enteignung, Vermögensvernichtung, Zwangsarbeit, provozierter Armut, genutzt wird. würden die staaten Eurolands, wie es bereits einige us-Bundesstaaten tun, eigen staatsbanken gründen und sich über diese finanzieren und darüber hinaus den Geldfluß aufrecht erhalten, könnten DB, CoBa, SG, BNP auch pleite gehen.

Stephan 3. November 2011 um 14:14  

mein opa hat mir mal erzählt, wie das 1930/31 war und wie das mit den Fanzis 2007 anfing, was er und seine Freunde vermuteten, ahnten, befürchteten etc. und wie sie dies immer und immer wieder mit Bekannten, Verwandten diskuttierten bis die Gestapo sich ihrer annahm. Sie fühlten eine aufkommende Wut, Angst, Ärger, gingen auf die Strasse, fanden Zustimmung in geschlossenen Räumen und Gesellschaften, bis die Finanzpolizei sich ihrer annahm.
Dann zog er in den Krieg bis 1945 und erst 2018 kam er nachhause. Als ich ihn das erste mal fragte, wenn ihr das Unheil habt kommen sehen, was habt ihr dagegen getan? warum seid ihr nicht auf die Strasse, habt euch organisiert, die Verbrecher gemeuchelt? Es dauerte sehr lange bis er mir sehr verlegen und unter Tränen antwortete, wir glaubten fest an die Macht des Wortes, der Überzeugung, der Argumente und Beweise wie die deutschen Hartz4 Gesetze und die europaweiten Pogrome gegen Griechen, die Wandschmierereien gegen Sinti und Roma etc. wir hatten plötzlich nach der Wirtschaftskrise alle wieder Arbeit, konnten uns wieder satt essen, es ging uns nach der Wirtschaftskrise 2011 wieder gut und wir hatten ja eine Polizei, die endlich, nach den Unruhen während 1929-31 wieder für RUhe sorgte, wir trauten unseren eigenen Wahnehmungen nicht, wir trauten uns nicht und als es endlich klar war, die Gestapo alle Widersacher mundtot und die Propagnda ihre Lügen so oft wiederholt hatte, dass sie zur Wahrheit wurden, da zogen wir 1939 in den Krieg. Ich bin jetzt 24 Jahre und mein Opa war am Ende ein wenig durcheinander, so dass er oftmals die Erzählungen seines Opas aus der Zeit von 1933 bis 1945 mit seinen eigenen Erlebnissen aus der Zeit von 2008 bis 2019 verwechselte. Wir schreiben inziwschen das Jahr 2043 und mein OPA ist seit vielen Jahren tot. Wie sich die Ereignisse im Rückblick doch ähneln.

Stephan 3. November 2011 um 21:15  

Merkel spaltet Europa. Die Frau zersetzt die europäische Union im wirtschaftlichen Überlebenskampf gegen die USA, China, und die BRICS. Merkel muß weg - egal wie - aber bald!

Anonym 4. November 2011 um 09:02  

Ein Regenschirm schützt vor Regen.
Ein Sonnenschirm schützt vor Sonne.
Ein Rettungsschirm schützt vor ...?

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