Ernstlich satirisch
Freitag, 4. November 2011
Die Vorsitzende der ARD, Monika Piel, verträte die Ansicht, dass der Kabarettist heute eine versöhnende Aufgabe übernimmt. Die Tage, in denen das Kabarett den Machtmissbrauch anprangert, die seien vorbei - glücklicherweise vorbei sogar. Piel nennte das "Dieter-Hildebrandt-Geschwätz von gestern". Es spräche für sich, mit welcher Verächtlichkeit diese Frau von diesem Altmeister seines Fachs redete - für einen Altmeister, der oft in der ARD zu Gast war. Und es spräche für sich, wie Politik, Wirtschaft und ihre Vasallen aus Funk und Fernsehen das Kabarett der Zukunft zeichnen.
Alles im Konjunktiv, denn das, was Tanja Kokoska da ausmalte, es ist gelungene Satire - sie hat Komik und Ernst in einen Cocktail gemischt und somit Reaktionen geerntet, die eines aufzeigen: der TV-Konsument, er würde das erfundene Szenario Kokoskas durchaus für Wahrheit halten. Kommentare und Verlinkungen quer durch das Internet untermauern: der Fernsehzuschauer nimmt bereits ohne zu zweifeln an, dass TV-Macher im Namen von Politik und Wirtschaft durchaus dazu bereit seien, Kabarett als versöhnliche Tour zu definieren. Womit der letzte Konjunktivsatz aber entfällt. Die Satire Kokoskas, die sich an Dieter Nuhrs vor geraumer Zeit gemachter Aussage, Kabarett dürfe nicht nur immer kritisieren, müsse auch mal das Schöne und Gute hervorheben, aufknüpft... diese Satire wurde von der Realität und dem Empfinden des Publikums bereits überholt.
Eine Neudefinition von damals
Angestoßen wurden die fiktiven Aussagen Piels durch die fiktive Koalition Dieter Nuhrs mit der (leider nicht fiktiven) schwarz-gelben Koalition - für die sollte der Kabarettist Schönwetter machen. Hierzu bedürfte es freilich einer Neudefinition des Kabaretts, so wie einst Steffen Seibert den Journalismus schon neu erfand, um diese faszinierende neue Aufgabe für einen leidenschaftlichen Journalisten zu rechtfertigen. Derart neu wäre die neue Definition von Satire oder Kabarett, die zwar keine Geschäftsverbindung zwischen Komiker und Koalition mit sich bringt, jedoch in den Köpfen der ach so witzigen Gesellen als neues Ideal nistet, freilich nicht. Exemplarisch könnte hierzu der Weiß Ferdl genannt werden, der für seine Satire, die "treffend und harmlos zugleich... frei von Geist der Negation [und] voll des aufbauenden und versöhnenden Humors, der nottut" ("Auf die faule Haut", Seite 145, ebenda zitiert aus "Weiß Ferdl. Eine weiss-blaue Karriere"), gelobt wurde.
Dieses Lob geschah zur nationalsozialistischen Zeit und Weiß akklimatisierte sich deshalb besonders gut im braunen Milieu, weil seine Satire nicht bissig, nicht kritisch, nicht den Machtmissbrauch abkanzelnd war, sondern versöhnend, ein netter Schabernack, der der Macht nicht gefährlich werden konnte. Die Zeiten, so würde damals mancher Intendant gesagt haben, in denen Kabarettisten den Machtmissbrauch anprangern, sind glücklicherweise längst vorbei, das ist doch Werner-Finck-Geschwätz von gestern.
Der zerbrochene Spiegel
Das Kabarett kommt aus der Bierstube - cabaret, französisch: Schänke. Dort nahm der Pöbel kein Blatt vor dem Mund; allzugroßer Respekt vor der Macht, verlor hier seine hemmende Wirkung. Die kleine Kneipe, dort wo das Leben noch lebenswert war - ein Ort, der nicht von Devotion vereinnahmt war, sondern von versteckter Offenheit gegen die, die Macht in ihren Händen hielten. Dieses Klima der Schänke, in der der jeweilige Machthaber ausgeschlossen war, es ist das Fluidum des Kabaretts. Dem Kabarett seine Zähne ziehen zu wollen, um ihm versöhnende Wirkungsweisen zu überschreiben, das widerspricht dem Wesen dieser Kleinkunst. Wenn Kabarett, wie es die fiktive Piel, der reale Nuhr und die leider real gewesenen Althinteren der Weiß-Zeit meinten, eine neue Aufgabe zu übernehmen hat, dann ist es kein Kabarett mehr - dann ist es galante Herrenwitzigkeit, in Herrenwitz geschmiedete Herrenmoral.
Das Kabarett übernahm, was des Hofnarren Recht war. Der war mehr als Spaßmacher - er konnte der Macht ungeniert ihre Schwächen, Eitelkeiten und Intrigen unter die Krone reiben. Narrenfreiheit, nannte sich dies; und die durfte nicht geahndet werden - jedenfalls theoretisch. Der Narr hielt der Macht einen Spiegel vor. Nicht immer erfolgreich, wahrscheinlich sogar besonders selten erfolgreich - aber der Narr hielt denen, die besonders gerne narzistisch in Spiegel stierten, auch den ethischen Spiegel vor. Besonders humorlose Herren wünschten sich belanglose Narreteien, Streiche, die keinem als moralisches Spiegelbild dargebracht wurden. Diesen Spiegel, den wünschen sich alle zerbrochen, die das Kabarett als inhaltslose Witzelei und Manifestation der politischen und wirtschaftlichen Macht begreifen wollen. Dieter Nuhr spricht nicht für den Humor, er entkleidet sich als gänzlich humorlos - es waren doch stets die eitlen Humorlosen, die harmlose Späße forderten.
Cindy und Ingo für Angela und Philipp?
Tanja Kokoska ist gelungen, was denen, die das Kabarett durch Comedy ersetzt haben, nicht gelingt. Sie hat den Witz in die Realität gebunden - und das so, dass er schwer erkennbar war. Nicht zu wissen, ob man schimpfen oder lachen soll: das ist Satire, das ist Kabarett. Das Spaßpersonal, das bei Nuhr aufläuft, es orientiert die Realität am Witz - die Leute sollen lachen, egal wie. Und sie sollen nicht mit sich ringen, ob nun Wut oder Lachen oder gar eine Kombination aus beiden, eine Lachwut quasi, angebrachter seien. Nachdenkliches Publikum? Nicht bei Nuhrs Gipfel. Er sagt es dort nicht deutlich, aber versöhnende Komik, die die fiktive Piel anspricht, sie wird dort praktiziert. Man muß nicht fortdauernd die Regierung loben, um sie zu loben - es reicht auch, wenn man sie aus der Schusslinie nimmt, indem man über sie niedlich spöttelt, über Frisuren und Sprachfehler beispielsweise, nicht aber über deren Weltbild.
So gesehen wäre eine Koalition der Koalition mit der Koalition der Comedians, gar nicht so hanebüchen, wie Kokoska das anfangs wohl meinte. Das sieht man ja auch an den Reaktionen - selbst die NachDenkSeiten brachten den Text als Hinweis des Tages und man weiß nicht genau, ob die ahnten, dass es Satire war, der sie zunächst aufgesessen sind. Aber wer will ihnen einen Vorwurf machen? Man kann sich solche Koalitionen heute einfach deshalb vorstellen, weil sie heimlich ja schon existieren. Satire-Gipfel nennt sich das Arrangement, das Politik und Komik eingegangen sind. Es ist sicherlich nicht mehr undenkbar, dass die ARD das "Dieter-Hildebrandt-Geschwätz von gestern" durch Cindy-Marzahn-Geplapper oder Ingo-Appelt-Fickereien von heute ersetzt. Erstere "persifliert Sozialhilfebezieher, mimt eine Angehörige dieser Gesellschaftschicht und lässt auch keines der üblichen Klischees aus; verspottet also die Ärmsten..." - zweiterer "thematisiert (...) den Afghanistaneinsatz in so dämlicher Weise, dass man sich schämen möchte: von einer rosa Bundeswehr erzählt er etwa, die "wir sind schwul in Kabul (und das ist gut so)" trällert" (beide Zitate aus "Auf die faule Haut", Seite 148 und 149). Auch die würden Macht und Kabarett mit Geschick versöhnen - vielleicht meinte Kokoska allerdings, sie könne diese beiden Exemplare von Versöhnlichkeit nicht glaubhaft in ihrem Szenario unterbringen. Man darf aber annehmen, hätte sie geschrieben, dass Cindy und Ingo fortan für Angela und Guidos Philipp würben: auch das hätte man geglaubt!
Alles im Konjunktiv, denn das, was Tanja Kokoska da ausmalte, es ist gelungene Satire - sie hat Komik und Ernst in einen Cocktail gemischt und somit Reaktionen geerntet, die eines aufzeigen: der TV-Konsument, er würde das erfundene Szenario Kokoskas durchaus für Wahrheit halten. Kommentare und Verlinkungen quer durch das Internet untermauern: der Fernsehzuschauer nimmt bereits ohne zu zweifeln an, dass TV-Macher im Namen von Politik und Wirtschaft durchaus dazu bereit seien, Kabarett als versöhnliche Tour zu definieren. Womit der letzte Konjunktivsatz aber entfällt. Die Satire Kokoskas, die sich an Dieter Nuhrs vor geraumer Zeit gemachter Aussage, Kabarett dürfe nicht nur immer kritisieren, müsse auch mal das Schöne und Gute hervorheben, aufknüpft... diese Satire wurde von der Realität und dem Empfinden des Publikums bereits überholt.
Eine Neudefinition von damals
Angestoßen wurden die fiktiven Aussagen Piels durch die fiktive Koalition Dieter Nuhrs mit der (leider nicht fiktiven) schwarz-gelben Koalition - für die sollte der Kabarettist Schönwetter machen. Hierzu bedürfte es freilich einer Neudefinition des Kabaretts, so wie einst Steffen Seibert den Journalismus schon neu erfand, um diese faszinierende neue Aufgabe für einen leidenschaftlichen Journalisten zu rechtfertigen. Derart neu wäre die neue Definition von Satire oder Kabarett, die zwar keine Geschäftsverbindung zwischen Komiker und Koalition mit sich bringt, jedoch in den Köpfen der ach so witzigen Gesellen als neues Ideal nistet, freilich nicht. Exemplarisch könnte hierzu der Weiß Ferdl genannt werden, der für seine Satire, die "treffend und harmlos zugleich... frei von Geist der Negation [und] voll des aufbauenden und versöhnenden Humors, der nottut" ("Auf die faule Haut", Seite 145, ebenda zitiert aus "Weiß Ferdl. Eine weiss-blaue Karriere"), gelobt wurde.
Dieses Lob geschah zur nationalsozialistischen Zeit und Weiß akklimatisierte sich deshalb besonders gut im braunen Milieu, weil seine Satire nicht bissig, nicht kritisch, nicht den Machtmissbrauch abkanzelnd war, sondern versöhnend, ein netter Schabernack, der der Macht nicht gefährlich werden konnte. Die Zeiten, so würde damals mancher Intendant gesagt haben, in denen Kabarettisten den Machtmissbrauch anprangern, sind glücklicherweise längst vorbei, das ist doch Werner-Finck-Geschwätz von gestern.
Der zerbrochene Spiegel
Das Kabarett kommt aus der Bierstube - cabaret, französisch: Schänke. Dort nahm der Pöbel kein Blatt vor dem Mund; allzugroßer Respekt vor der Macht, verlor hier seine hemmende Wirkung. Die kleine Kneipe, dort wo das Leben noch lebenswert war - ein Ort, der nicht von Devotion vereinnahmt war, sondern von versteckter Offenheit gegen die, die Macht in ihren Händen hielten. Dieses Klima der Schänke, in der der jeweilige Machthaber ausgeschlossen war, es ist das Fluidum des Kabaretts. Dem Kabarett seine Zähne ziehen zu wollen, um ihm versöhnende Wirkungsweisen zu überschreiben, das widerspricht dem Wesen dieser Kleinkunst. Wenn Kabarett, wie es die fiktive Piel, der reale Nuhr und die leider real gewesenen Althinteren der Weiß-Zeit meinten, eine neue Aufgabe zu übernehmen hat, dann ist es kein Kabarett mehr - dann ist es galante Herrenwitzigkeit, in Herrenwitz geschmiedete Herrenmoral.
Das Kabarett übernahm, was des Hofnarren Recht war. Der war mehr als Spaßmacher - er konnte der Macht ungeniert ihre Schwächen, Eitelkeiten und Intrigen unter die Krone reiben. Narrenfreiheit, nannte sich dies; und die durfte nicht geahndet werden - jedenfalls theoretisch. Der Narr hielt der Macht einen Spiegel vor. Nicht immer erfolgreich, wahrscheinlich sogar besonders selten erfolgreich - aber der Narr hielt denen, die besonders gerne narzistisch in Spiegel stierten, auch den ethischen Spiegel vor. Besonders humorlose Herren wünschten sich belanglose Narreteien, Streiche, die keinem als moralisches Spiegelbild dargebracht wurden. Diesen Spiegel, den wünschen sich alle zerbrochen, die das Kabarett als inhaltslose Witzelei und Manifestation der politischen und wirtschaftlichen Macht begreifen wollen. Dieter Nuhr spricht nicht für den Humor, er entkleidet sich als gänzlich humorlos - es waren doch stets die eitlen Humorlosen, die harmlose Späße forderten.
Cindy und Ingo für Angela und Philipp?
Tanja Kokoska ist gelungen, was denen, die das Kabarett durch Comedy ersetzt haben, nicht gelingt. Sie hat den Witz in die Realität gebunden - und das so, dass er schwer erkennbar war. Nicht zu wissen, ob man schimpfen oder lachen soll: das ist Satire, das ist Kabarett. Das Spaßpersonal, das bei Nuhr aufläuft, es orientiert die Realität am Witz - die Leute sollen lachen, egal wie. Und sie sollen nicht mit sich ringen, ob nun Wut oder Lachen oder gar eine Kombination aus beiden, eine Lachwut quasi, angebrachter seien. Nachdenkliches Publikum? Nicht bei Nuhrs Gipfel. Er sagt es dort nicht deutlich, aber versöhnende Komik, die die fiktive Piel anspricht, sie wird dort praktiziert. Man muß nicht fortdauernd die Regierung loben, um sie zu loben - es reicht auch, wenn man sie aus der Schusslinie nimmt, indem man über sie niedlich spöttelt, über Frisuren und Sprachfehler beispielsweise, nicht aber über deren Weltbild.
So gesehen wäre eine Koalition der Koalition mit der Koalition der Comedians, gar nicht so hanebüchen, wie Kokoska das anfangs wohl meinte. Das sieht man ja auch an den Reaktionen - selbst die NachDenkSeiten brachten den Text als Hinweis des Tages und man weiß nicht genau, ob die ahnten, dass es Satire war, der sie zunächst aufgesessen sind. Aber wer will ihnen einen Vorwurf machen? Man kann sich solche Koalitionen heute einfach deshalb vorstellen, weil sie heimlich ja schon existieren. Satire-Gipfel nennt sich das Arrangement, das Politik und Komik eingegangen sind. Es ist sicherlich nicht mehr undenkbar, dass die ARD das "Dieter-Hildebrandt-Geschwätz von gestern" durch Cindy-Marzahn-Geplapper oder Ingo-Appelt-Fickereien von heute ersetzt. Erstere "persifliert Sozialhilfebezieher, mimt eine Angehörige dieser Gesellschaftschicht und lässt auch keines der üblichen Klischees aus; verspottet also die Ärmsten..." - zweiterer "thematisiert (...) den Afghanistaneinsatz in so dämlicher Weise, dass man sich schämen möchte: von einer rosa Bundeswehr erzählt er etwa, die "wir sind schwul in Kabul (und das ist gut so)" trällert" (beide Zitate aus "Auf die faule Haut", Seite 148 und 149). Auch die würden Macht und Kabarett mit Geschick versöhnen - vielleicht meinte Kokoska allerdings, sie könne diese beiden Exemplare von Versöhnlichkeit nicht glaubhaft in ihrem Szenario unterbringen. Man darf aber annehmen, hätte sie geschrieben, dass Cindy und Ingo fortan für Angela und Guidos Philipp würben: auch das hätte man geglaubt!
16 Kommentare:
Du hast Mario Barth vergessen, der immerhin mehrfach das Berliner Olympiastadion gefüllt hat. Deutschlands Frauenverachter Nr. 1 ist in diesem Zusammenhang nicht so interessant, wie das Publikum, das bereit ist, dafür auch noch Geld zu bezahlen. Und in den ersten Reihen schenkelklopfender Prominenz, die ansonsten ernst zu nehmen ist. Diese -wahlberechtigte- Spaßgesellschaft macht mir Angst.
Dieter Nuhr war Anfangs originell, verzichtete, auf sexistische Gags und tingelte von Kleinbühne zu Kleinbühne. Inzwischen ist er im Mainstream der sexualisierten Herrenwitze eines Ingo Appelt und des humoristischen Krawattenrassismus eines Harald Schmidt angekommen. Sein Publikum findet man nicht bei Okkupy, denn es wiehert vor Freude, wenn Nuhr Stuttgart 21, die Linke und die Anti-AKW-Bewegung in seinem Programm zu Lachnummern diffamiert.
Dabei wäre es doch so einfach, wenn er sich ein Beispiel an Volker Pispers oder Hagen Rether nähme. Die erzählen mit erschütterndem Klartext einfach nur von den Realitäten. Und davon bekommt man Schluckauf und Anregungen zum Nachdenken. Aber Denken macht bekanntlich Aua im Kopf.
Den habe ich nicht vergessen. Aber ich kann doch das Heer an nichtssagenden Zotenreißern nicht voll und ganz aufzählen. Der Mittermeier, der wäre ja auch so einer. Und dieser Richling natürlich... und der andere, wie heißt der noch gleich? Markus... ah, Markus Söder. Achso? Der ist gar kein Komiker? Ich dachte immer, er sei einer.
Barth habe ich zwei- oder dreimal kurz gesehen. Das hat mir gereicht. Der Mann hat den Witz eines Hühnerauges.
Toller Artikel Danke !
Von den Zwangsabgaben ARD/ZDF Gebühren kassiert die Piel ca. 300000,- Euro p.a. - Dafür "belohnt" sie die Zwangsabgabenzahler mit einer Beleidigung und hochkarätig, dämlichen Behauptung über Dieter Hildebrand ! - Es ist zum Kotzen.
Für mich sind in ihrem wieder fantastisch geschriebenen Artikel viele Neue Informationen.
Eine super Formulierung:....,in Herrenwitz geschmiedete Herrenmoral. - einfach genial.
Ähm... Piel hat das so nie wirklich gesagt. Wie sie denkt, hat sie mal in der Sache zu MRR gezeigt - aber die Äußerung, die im taz-Artikel steht, fiel so offenbar nie. Es war eine Überspitzung Kokoskas.
Wer einmal einen Blick in den Abgrund von Frau Piels WDR-Liebslingskind "Aktuelle Stunde" (AKS) werfen möchte, dem empfehle ich, die Kommenatare
auf dem Blog der AKS durchzustöbern.
Zum Thema "Griechenland" findet man z. B. Kochrezepte, Adressentausch wie auf einem virtuelle Kontakthof, Bemerkungen über Bettpfannen, Spekulatius, Fernsehfilme und Pizza.
Hier trifft sich in Gestalt der Stammblogger das Publikum, das für die mediale Verblödung die besten Voraussetzungen mitbringt.
Der Niedergang der Öffentlich-rechtlichen ist erschreckend. Nicht nur, dass sie wie der Hase dem Igel den Privaten hinterherrennen, um deren Niveau zu unterbieten, sie werden auch - eine Pervertierung ihres Auftrages - zu staatragenden Sprachrohren. Ausgerechnet die CDU-Schöpfung ZDF hält mit der Anstalt und Pelzig dagegen. Aber wie lange noch?
erst satire gipfel. dann heute show. und danach rtl comedy. alles sonst ist Dreck.
Danke für die galante und eloquente Aufklärung. Nun wissen wir, wir falsch wir liegen.
Hehe, tatsächlich habe auch ich zunächst gegrübelt, ob es sich um Satire oder Reportage handelt. Beim "Dieter-Hildebrandt-Geschwätz" war die Sache aber klar. DAS traut sich selbst Frau Piel (noch) nicht offen zu sagen. Diese Steilvorlage wäre für die wackere Schar der Anstalt (ZDF) inkl. Herrn Hildebrandt zu verlockend gewesen. Wahrscheinlich hätte das sogar Herrn Schramm wieder auf die öffentlich rechtliche Bühne gelockt.
Vielleicht sollte man einfach das Gerücht in die Welt setzen, sie hätte es gesagt - wenn dafür die Anstalt auf Hochtouren läuft, ist so ein Gerücht auch mal eine gute Sache.
Frau Piel (und ihresgleichen) beziehen mehr Gehalt als die Bundeskanzlerin. Relation??
Schon erstaunlich, wie der berühmte "neoliberale Zeitgeist" das (linke), kritische Kabarett domestiziert hat. Die Droge dürfte schlicht Kohle, Schotter, Asche, Moos heißen. Und die gibt's halt eher für Pipikackaficki-Geschwätz. (Buchmarkt dito)
Ich sehe auf weiter Flur eigentlich nur Pispers und Schramm - aber die sind zu verbissen, um wirklich gut zu sein. Das Spielerische, der Witz, das Unangestrengte gehen ihnen völlig ab. Polt? In Rente. Priol? Haare. Rether? Kommt mir zu bescheidwisserisch, fast schon größenwahnsinnig vor. Barwasser? Kann nur Pelzig, erschütternd harmlos. Richling? Meist nur kasperig.
Was für eine Ödnis.
Hegel schreibt im erstern Kapitel der Phänomenologie des Geistes über das Selbst sinngemäß folgendes: Das, was ich mein Selbst nenne, nimmt Gestalt und Form nur durch ein anderes Selbst an, also durch etwas, das von mir unterschieden ist. Kein Selbst ohne anderes Selbst. Das gilt vor allem deshalb, weil das Ich sich selbst ein blinder Fleck ist.
Es bedarf einer Perspektive von außen, damit Erkenntnis des Selbst möglich ist und wird.
Kabarett repräsentiert per definitionem solche Außenperspektive, damit in erster Linie die Regierenden, die Tonangebenden, die Herrschenden, die mit Machtbefugnissen ausgestatteten Macher kritische reflektiert werden (im Wort reflektieren steckt ja dieses Moment des Gespiegeltwerdens)
Wir wissen, dass totalitäre System keine Außenperspektive dulden, die es kritisch reflektierten. Im 3. Reich stand sogar die Todesstrafe darauf, wenn einer versuchte, an solche außenperspektivische Darstellung heranzukommen. Konkret gesprochen: Das Hören des englischen Radiosenders BBC war strikt verboten.
Wenn also selbst das Kabarett zur Lobhudelei herrschender Politik verkommen soll, so erweist sich solch eine Vorstellung als ein weiteres Modul auf den Weg zur totalitären Gesellschaft.
Es gibt allerdings Menschen, die sehr allergisch reagieren, wenn man politische Strukturen mit denen des 3. Reiches vergleicht. Die Frage dabei ist, ob jemand in der Lage ist, strukturelle Ähnlichkeiten begrifflich herauszuarbeiten oder ob solche nur plakativ assoziiert werden.
Wenn ich den verlinkten Artikel zuerst gelesen hätte, wäre ich möglicherweise auch dem Schabernack aufgesessen. Möglicherweise...
Jetzt zu behaupten, ich hätt's durchschaut, wird mir jedoch auch sehr leicht gemacht: Spätestens beim Namen "Pofalla" hätt' ich das miese Spiel der Frau Kokoska durchschaut. Wetten dass?
;-)
Das allerschönste daran ist aber, dass die Leser des "Wahrheit"-Artikels nicht geschnallt haben, dass die "Wahrheit"-Seite seit eh und je die Satirenseite der taz ist. Früher war aber mehr Lametta. Kehrt das womöglich wieder?
- Jeeves
Ich weiß gar nicht, was ihr alle gegen Mario Barth habt. Vielleicht ist der einfach zu schnell für euch.
Dabei kommt bei mäßigem Tempo der ganze humoristische Gehalt seiner Texte erst so richtig zur Geltung ;-)):
http://www.erlkoenig-blog.de/?p=7077
Gruß und schönes WE
Wobei für mich die Frage von @klausbaum vom 4. November 2011 14:19 m.e. eher so darstellen würde:
"Ist man - in Ermangelung erweiterter Möglichkeiten verbaler Kommunikationsformen - überhaupt noch in der Lage, den strukturellen Ähnlichkeiten begrifflich derart aus dem Wege zu gehen, auf dass sie zum einem verständlich bleiben und zum anderen nicht automatisch zu plakativen Assoziationen führen?"
Gruss
rosi
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