Das Europa der Konzerne wächst

Donnerstag, 30. Juni 2011

Das Westfalenstadion heißt jetzt Signal Iduna Park und das Frankenstadion easyCredit-Stadion. Mancher Fußballverein hat, um an Geld zu gelangen, den ehrenwerten Namen seiner Spielstätte in die Tonne geworfen. In England gehört der gesamte Spielbetrieb einer Bank, jedenfalls schlägt sich das im Namen der Liga nieder: Barclays Premier League. Was im Fußball bereits seit Jahren Praxis ist, droht nun als allgemeine Maxime eines neuen Europas umgesetzt zu werden.

Griechenland wurde zu Privatisierungen gedrängt - Portugal verkündete nun, es wolle vorauseilend-gehorsam staatliche Beteiligungen auflösen und in private Hand überführen. Auch der Energiesektor wird dann betroffen sein und der große Reibach multinationaler Konzerne scheint sicher. Die Hellenische Republik, wie sich das griechische Staatsgebilde offiziell nennt, könnte dann durchaus, um Geld zu machen, um aber auch den Einfluss der Finanzmafia auf den Staat zu markieren, den "Sponsor" im Namen tragen: EON's Hellenische Republik oder wer weiß wer da die letzten staatlichen Beteiligungen des griechischen Staates in den Rachen geworfen bekommt.

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Die Prekarisierung stoppen nur freie Arbeitnehmer

Mittwoch, 29. Juni 2011

Freie Subjekte in einem freien Markt machen die unsichtbare Hand handlungsfähig - die reine Lehre des freien (Arbeits-)Marktes will es so. Dieser Grundsatz ist so eindimensional und falsch, wie jede generalisierte Aussage, die den Einzelfall nicht kennt und sich von Dogmen herleitet. Die Jünger der reinen Lehre aber, die uns tagein tagaus erzählen, dass die Freiheit aller Mitspieler innerhalb des Marktspieles Grundvoraussetzung für die bestmögliche Wirkungs- und Entfaltungsweise der Marktkräfte sei, haben nicht den Mut, die Freiheit aller beteiligter Akteuere anzuerkennen.

Miserable Arbeitsbedingungen, schlechte Bezahlung, prekäre Freiheit

Die Berichte über Arbeitsplätze, die von Standards der Arbeitssicherheit und von Sozial- und Tarifstandards so weit entfernt sind, wie ein Schimpanse vom Verfassen einer Habilitationsschrift, mehren sich eklatant. Die Kräfte des freien Marktes werfen viele Unternehmen in eine Endlosschleife aus Druck und Stress, verpflichten sie dazu, sofern sie wettbewerbsfähig bleiben wollen, etwaige Kosten zu minimieren. Hier kommen Personalkosten und die Kosten für Arbeitssicherheit und Umweltschutz ins Spiel, das heißt: hier werden sie aus dem Spiel genommen. Günter Wallraff war vor einigen Jahren in einem solchen Unternehmen, dass dem Druck großer Konzerne ausgesetzt war, tätig - dort erlebte er, wie Sozialstandards zum willkürlichen Gnadenakt des Arbeitgebers, wie die Sicherheit des Personals in Gefahr gebracht und wie möglichst viel Arbeitskraft zu möglichst kleiner Bezahlung ausgepresst wurde. Die Prekarisierung gelangt zuweilen auch in sozialversicherungspflichtige Normalarbeitsverhältnisse.

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De dicto

Dienstag, 28. Juni 2011

"Ein deutliches Wort an alle Nörgler und Bremser: Mehr Netto macht mehr Spaß! Nur so geht die Rechnung auf!"
- Ernst Elitz, BILD-Zeitung vom 24. Juni 2011 -
Zum Gesagten sei angemerkt: Dass Steuersenkungen und "Mehr Netto vom Brutto" zu schwärmerischen Auslassungen führt, ist ja nicht neu. Und dass Elitz einen Hang zur Esoterik hat, den er in vernünftelnde Worte packt, wussten Beobachter bereits auch schon. Ein solcher Psalm aber, dem man förmlich anmerkt, dass er Menschen bekehren, einlullen, mit blumigen Worten auf die Pfade des wahren Glaubens leiten will, wurde aber bislang eher selten in einer Zeitung angestimmt. Elitz betet geradezu eine Credo auf Steuersenkungen; er taumelt in Rausch und Ekstase und schmettert mit Inbrunst eine Andacht, die geradewegs aus dem Gebetsbüchlein des Thomas-Dehler-Hauses zu entstammen scheint. Überraschend ist nur, dass er vergessen hat, seine fast schon religiöse Verzückung mit einem Amen zu beschließen.

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Es kriselt

Montag, 27. Juni 2011

Die Medien sind innovativ, wenn es darum geht, Tiefstände mit Schlagworten zu versehen. Es gibt Krisen jeglicher Sorte. Aktuell die Griechenland-Krise und die Euro-Krise, die in Hellas eine Regierungskrise auslösten und demzufolge zu einer EU-Krise wurden - all das geschieht im Fahrwasser der Wirtschaftskrise, die ihrerseits aus der Finanzkrise resultierte. Die Krise ist ein zentrales Wort in der Medienlandschaft - es gibt sie aber nicht singulär, sie tritt nur im Plural auf. Und das nicht ohne Grund...

Es löste nämlich eine (Singular!) Krise aus, wenn es keine Krisen, sondern nurmehr eine Krise gäbe. Die Aufspaltung in Krisenherde ist notwendig, um den Laden am Laufen zu halten. Die oben aufgezählten Krisen, betrachtet man sie nüchtern von einer neutralen Warte aus, sind lediglich die Aufsplitterung einer einzigen Krise. Man suggeriert dem Konsumenten journalistischer Waren jedoch, dass es sich um verschiedenste Krisenfronten handelt, nicht aber um eine einzige große Krise, die viele kleine Schlachtfelder und Scharmützel nach sich zieht. Griechenland-Krise, Euro-Krise, Regierungskrise, EU-Krise als Folgen der Wirtschafts- und Finanzkrise: das sind nicht viele kleinere oder größere Geplänkel: sie stellen die eine Krise dar, die die freie Marktwirtschaft, vulgo: den Turbo- oder Casino-Kapitalismus, am Wickel hat.

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Ich bin maßlos egoistisch

Freitag, 24. Juni 2011

oder: wie die Schulpsychologie die Kardinaltugenden des Kapitalismus fördert.

Lange hat es gedauert, bis er mit seinem etwas wunderlichen Gebrechen, bei seinem Hausarzt vorstellig wurde. Nachdem er im Sprechzimmer etwas herumgedruckst hatte, gesteht er diesem, dass er unter notorischem Egoismus leide und dass er sich dessen epochal schäme.
"Wie äußert sich dieser Egoismus denn", fragt der Hausarzt daraufhin und starrt seinen Patienten erwartungsvoll, nicht wenig amüsiert an.
"Ich gönne niemanden etwas. Am Arbeitsplatz, wenn es da mal freie Kost gibt, dann raffe ich so viel wie ich gerade in meiner Schreibtischschublade verstauen kann. Oder im Supermarkt, wenn es da Schnäppchen gibt, dann bekommt kein anderer Kunde mehr etwas ab. Alles meins! Alles mir! Ich billige niemanden etwas, selbst wenn jemand weniger hat als ich. Meine Gier, mein Egoismus ist fast schon politisch", räumt der Patient offen ein.
Was denn politisch bedeute, will der Arzt jetzt natürlich wissen, der nicht recht weiß, ob dieser Mann scherzt oder tatsächlich an seinem Egoismus Qualen leidet.
"Ich ärgere mich, wenn man Menschen etwas abgibt. Teilhabe ist ein Unwort für mich. Ich befürworte Hartz IV. Ich möchte keinen Mindestlohn, weil das für mich als Konsument teuer werden kann. Steuern sind ein Unding, denn das bedeutet, dass ich abgeben müsste. Ich will aber doch gar nicht so denken. Ich schäme mich so sehr für diese egoistische Haltung, Herr Doktor. Helfen Sie mir!"
Der Arzt schickt ihn letztlich zu einem befreundeten Psychologen, teils, weil er diesen Gierschlund schnellstens loswerden will, teils, weil er tatsächlich annimmt, dass dieser dort bestens aufgehoben wäre. Wenn nicht aufgrund seines Egoismus, so doch, weil er offenbar ein wenig verrückt sei, mit so einem Leiden zu einem Arzt zu wackeln.

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Nomen non est omen

Mittwoch, 22. Juni 2011

Heute: "Plagiatsjäger"

Nachdem von und zu Guttenberg durch das Internetportal Guttenplag bzw. Vroniplag des Plagiats überführt wurde, und die Stoiber Tochter Veronica Saß ihren Doktortitel abgeben musste, wurde nun der Europaabgeordneten der FDP-Fraktion, Silvana Koch-Mehrin, der Doktortitel aberkannt. Auffällig dabei ist, die Sprache unserer bürgerlichen Medien, wenn es um das Thema der Doktortitel-Erschleichung geht. So wird Vroniplag nicht als Aufklärungsplattform verstanden, die im Dienste der Wissenschaft agiert, sondern als Hort von "Plagiatejägern", die unsere vermeintliche "Elite" bloßstellen und stürzen will.

In einem Artikel vom 15. Juni 2011 auf SpiegelOnline wird mehrfach von "Plagiatejägern" gesprochen. In einer Dialektik, welche die vermeintlichen Abschreiber zu Opfern stilisiert. Anonyme Jäger verfolgen Koch-Mehrin, nehmen sie ins Visier und erlegen ihre Beute:

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Nieder mit dem Grüßaugust!

Dienstag, 21. Juni 2011

Christian Wulff ist nun ein Jahr im Amt und mischt sich zu wenig ein, befinden die Deutschen. Ich finde aber, er macht seinen Job ganz prächtig, denn er hält seinen Mund, gibt keine oder nur ganz wenige Statements ab und verschanzt sich in Bellevue. Damit gibt er dem Amt, das er auskleidet, die Kompetenz, die die Verfassung dafür vorgesehen hat - gar keine!

Das Amt des Bundespräsidenten ist ein repräsentatives, er ist eine neutrale Gewalt im Betrieb der Bundesrepublik. Gesetze unterschreiben darf er - am Gesetzgebungsprozess mitwirken nicht. Das Grüßen, den Arm hoheitsvoll heben und ein lieber August sein: das ist sein Metier. Das Amt des Bundespräsidenten ist ein politisches Nullsummenspiel - es ist ohne Bedeutung, ist leer, nimmt die Rolle eines Ersatzmonarchen ein, der wie in einer konstitutionellen Monarchie von oben herab deutelt und dankt und einen guten Eindruck machen will, grundsätzlich aber nur belangloser Tand ist. Wobei Herrscher einer konstitutionellen Monarchie noch Kompetenzen auf sich vereinen konnten, während es bei seinem profanisierten Gegenstück relativ mager aussieht.

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Für ein Europa der Menschen

Montag, 20. Juni 2011

Die Belagerung der Straße, wie wir sie derzeit in Griechenland beobachten können, darf kein europäischer Einzelfall bleiben. Wir sollten das griechische Aufbegehren auch nicht alleine als Akt gegen die Währungspolitik der Europäischen Union verstehen, sondern als ein Verlangen, die EU generell einer Revision zu unterwerfen. Die Staaten der EU, die allesamt Sozialabbau und Ausplünderung der ärmsten Schichten erleben, müssen einer solchen griechischen Wut überstellt werden. Die ausgebeuteten Menschen aus den Nachbarländern Griechenlands dürfen sich nicht verkriechen, sie sollten die an ihnen praktizierte Ungerechtigkeit vergriechen.

Die Europäische Union ist vorallem eines: eine Union der Konzerninteressen, ein multilaterales Tête-a-tête eines ökonomisierten Europas. Ein Europa der Bürger hat es nie gegeben. Man tat fortwährend so, als sei ein wirtschaftlich geeinter Kontinent der Schlüssel dorthin. Das Primat der Politik galt in der EU nicht, dort hatte immer die Wirtschaft die Richtlinienkompetenz inne, was anhand der EU-Verfassung, die später als Vertrag über die Bühne gehen sollte, relativ unkompliziert belegbar war. Zölle sollten für Unternehmer fallen; führt man als Privatperson allerdings mehr als eine vorgeschriebene Anzahl von Zigaretten bei sich, wenn man beispielsweise die tschechische Grenze passiert, so müssen diese verzollt werden. Geschäfte mit Drittländern, die sich keinen Freihandel leisten können, die Schutzzölle benötigen, um das Überleben ihrer eigenen nationalen Wirtschaft zu gewährleisten, sind im EU-Vertrag ausgeschlossen. Die große Freiheit Europas war stets nur die große Freiheit europäischer Multis. Dafür wurde von Brüssel aus zentralisiert und generalisiert, es wurden wenig einträgliche Normen gekappt, um dem ökonomischen Prinzip in jeder gesellschaftlichen Nische Platz zu verschaffen.

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Verplantes Leben

Samstag, 18. Juni 2011

Wenn ich so lese, wie sich junge Menschen ein Leben vorstellen, kann ich nur den Kopf schütteln. Alles soll glatt gehen, jeder Stolperstein soll vermieden werden und falls das nicht sichergestellt werden kann, so versichert man sich gegen solche Stolpersteine. Man imaginiert sich ein Leben, das lediglich auf der Sonnenseite stattfinden soll, und die Industrie und Gesellschaft unterstützt diese Einstellung, mach Lebensplanungssicherheit zur obersten Maxime des modernen Daseins. Der endlos gesunde Mensch, den man allerorten reklamiert, ist so ein Produkt aus den Gesunderhaltungsschmieden. Dabei meint Gesunderhaltung jedoch nur, um Nietzsche zu zitieren, dasjenige Maß an Krankheit, das es noch erlaubt, wesentlichen Beschäftigungen nachzugehen. Das meint heute noch konkreter, so wenig krank zu sein, dass man weiterhin beschäftigt bleiben kann - wer noch beschäftigt ist, der ist auch gesund genug. Das ist die Verdrehung der Vernunft, die früher fragte: Sind Sie gesund genug, um noch zu arbeiten?

Das Alter ist ein anderer Stolperstein, den man heute ausmerzen möchte. Man will zwar alt werden, aber nicht alt sein. Ortega y Gasset schrieb mal, dass das Alter immer noch das einzige Mittel ist, das man entdeckt hat, um lange leben zu können. Diese Weisheit ist heute allerdings aus der Mode, man würde gerne jünger alt. Dieselben Köpfe, die Krankheit als Hemmschuh für einen reibungslosen Lebenslauf auszumerzen versuchen, wollen auch das Alter aus der Welt befördern. Gebrechlichkeiten passen nicht ins moderne Leben, sie halten auf, erzeugen Kosten, kosten Nerven, nerven den Produktionsablauf. Man will den Menschen nicht vergesunden, damit er glücklicher ist - wer das glaubt, der unterliegt einem Irrtum. Man möchte nur, dass der monotone Alltag aus Plackerei und Schufterei ohne Reibungsverluste vonstatten geht.

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Sit venia verbo

Freitag, 17. Juni 2011

"Wahrer Friede bedeutet nicht lediglich die Abwesenheit von Konflikten, sondern die Gegenwart von Gerechtigkeit."
- Martin Luther King -

Die folternde Gesellschaft

Donnerstag, 16. Juni 2011

Über Folter läßt sich kaum mehr streiten. Sie ist unbestreitbar als Instrument der Ermittlung und Wahrheitsfindung im Herzen der westlichen Gesellschaft angelangt. Über sie wird vorurteilslos diskutiert und sie findet einen breiten Konsens und viele Forderer. Dass sie in bestimmten Fällen eine Berechtigung hat, wird mittlerweile akzeptiert. Fraglich ist nur, in welchem expliziten Fall diese Berechtigung eintritt. So meinen (rechts-)konservative Kreise, dass man Terrorverdächtige foltern solle, um weitere Tote durch vermeintlich geplante Anschläge zu verhindern. Zu erinnern sei da nur an die Worte Wolfgang Schäubles, wonach durch Folter erzwungene Aussagen nicht zu verwerfen seien, wenn sie denn schon mal in der Welt sind. Selbst unter Linken spricht man ganz selbstverständlich von ihr. So äußerte sich selbst Oskar Lafontaine positiv zur Folter, als damals der Frankfurter Polizeipräsident einer Klage ins Gesicht sehen musste, weil er einem Entführer Folter androhte. In bestimmten Fällen sei Folter eine Option, stellte auch Lafontaine klar - und die Bestrafung des Polizisten, so führte er fort, wäre gar eine Katastrophe.

Die Mehrheit der Bevölkerung lehnt die Folter zwar grundsätzlich ab. Es gäbe aber durchaus Ausnahmen, schiebt man dann aber nach. So wie im Fall Gäfgen damals, den der Rechtsstaat in seiner Ungerechtigkeit zum Fall Daschner machte. Oder wenn man einen Terrorverdächtigen dazu bringen möchte, weitere Komplizen und Vorhaben zu benennen. Unbemerkt bleibt dabei jedoch, dass die Hemmschwelle bereits relativ niedrig liegt, wenn man selbst schon Verdächtige foltern würde. Folter ist verwerflich, weil brutal; sie macht den gefolterten Menschen zur bloßen Verfügungsmasse seiner allmächtigen Peiniger - und: Folter ist unkontrollierbar. Nicht erst, wenn sie am Leib eines Delinquenten geschieht, sondern schon vorher, wenn man über sie beratschlagt. Aus sicheren Tätern, die gemartert werden sollen, werden schnell "ziemlich sichere Täter", dann Verdächtige, danach potenzielle Täter oder gar potenzielle Verdächtige. Das Verbot der Folter ist auch damit begründbar. Es hat seine Berechtigung, weil der folternde Mensch, wenn er erstmal gewaltsam und im beschaulichen Schutz staatlicher Legitimität am Nächsten tätig wird, keine Hemmungen, keine Barrieren, kein Mitleid mehr kennt. Das strikte Folterverbot ist notwendig, denn die leiseste Lockerung dröselt die Menschenrechte auf und installiert ein neues Rechtsbewusstsein, das keine Mäßigung, keinen Einhalt mehr kennt. "Foltert ihn!" wird dann der inflationäre Slogan, wenn man sich keine Mühe mehr machen will mit Menschen, die in die Fänge der Justiz geraten.

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Nachfrage mit Titten steigern

Mittwoch, 15. Juni 2011

Schaut Frauenfußball!, liest man nun an jeder Ecke. Was für eine potente Werbeinitiative doch vor diesem stieftöchterlichen Ableger dieses Sports steht! Mit allen Mitteln wird geworben, in jeder Branche versucht man abzustauben, ein zu stillendes Bedürfnis, das bislang kaum jemand verspürte, zu forcieren, um neue Märkte zu erschließen und Absätze zu türmen. Direkte Werbepartner bieten Frauen-WM-Bahntickets an und werben auf ihren Plattformen, in ihren Werbespots für dieses Ereignis im eigenen Lande. Was auf wenig Gegenliebe stößt, wird mittels Werbung liebenswert gemacht - jedes Mittel ist hierzu recht.

Selbst Discounter, die nicht direkter Sponsor oder Partner der Frauen-WM sind, werben mittelbar dafür und versuchen ein Klima des deutschen Team-Spirits anzukurbeln. "Es geht wieder los!", ist nur einer der aufmunternden Slogans, es nun auch mit der weiblichen Variante dieses Sports zu probieren - dabei werben sie für qualitativ minderwertige Deutschland-Fanartikel made in china und lichten trikotierte Schönheiten ab, die passend zur Feierlaune Bratwürste schwenken und mit herausgewölbtem Busen Bierkastentürme stützen. Die sexiest Fußball-Weltmeisterschaft aller Zeiten finde jetzt statt, bekommt man zu hören und zu lesen. Emanzipation bedeutet hier, dass der Frauenfußball, um dasselbe Interesse zu wecken, wie die männliche Domäne dieses Sports, auch mit Rundungen, drallem Arsch und feisten Titten werben soll - hier darf Frau wieder ganz Sexobjekt sein, wenn nachher nur die Zuschauerzahlen stimmen und die Öffentlichkeit Notiz nimmt von den kickenden Damen.

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Kulturkampf und Kampf der Kulturen

Dienstag, 14. Juni 2011

Sie leben in unserem Land, befolgen aber unsere Regeln und Gesetze nur dann, wenn sie mit ihrem Kodex vereinbar sind. Es handelt sich um illoyale Bewohner dieser Nation, die einer auswärtigen Instanz folgen, die lediglich ihrem religiösen Gewissen lauschen und dabei eine geistig-moralische Weltherrschaft anstreben. Man müsste sie unseren nationalen Werten unterwerfen, von ihnen absolute Treue einfordern, ihren Haßpredigern Auftrittsverbot erteilen. Hart durchgreifen! Unsere sittlichen Werte und unsere freiheitlich-demokratische Ordnung sind es, denen sie untertan sein sollten. Nicht ihrem Glauben, nicht ihren spirituellen Führern, nicht den Leitlinien ihrer Religion!

Ihr geheiligtes Buch, so wie sie es hermeneutisch entziffern, ist mit unseren Gesetzen nicht vereinbar. Solche Leute sollten keine Kinder erziehen und ausbilden dürfen. Überhaupt sollte man solche Leute aus dem öffentlichen Dienst entfernen. Unverträgliche Elemente unterwandern unsere Nation, sie untergraben unser Selbstverständnis, unsere deutsche Leitkultur. Leute, die ihren Predigern und ihren religiösen Kapitänen aus fernen Ländern mehr Beachtung schenken, als unseren Instanzen, der hiesigen Obrigkeit, gehören empfindlich bestraft und, falls es gar nicht anders geht, aus dem Land geschmissen. Das ist eine Sache von nationalem Interesse, ja, von nationaler Sicherheit geradezu - loyale Bürger braucht ein Land, keine fremdgesteuerten Eiferer.

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In eigener Sache

Samstag, 11. Juni 2011

oder: der Heilige Geist benötigte fünfzig Tage - der Unheilige Geist nur dreißig.

Dieses verlängerte Wochenende ruht ad sinistram. Die Zeilen, die Du gerade liest, lieber Leser, habe ich bereits gestern verfasst. Jetzt bin ich schon abwesend - werfe nur hin und wieder einen Blick auf das, was hier geschieht oder - es ist ja Wochenende - wahrscheinlich doch nicht passiert. Ich reagiere aber auf nichts, keine e-Mails, keine Kommentare, nichts. Sollte die Kamarilla um Merkel meinen, uns am Wochenende einen Bock zu schießen: ich reagiere nicht. Geht Biblis hoch: ich reagiere nicht, jedenfalls nicht bloggerisch, meine Reaktion wäre vermutlich Konservenkaufen und mich noch schnell zu rekatholisieren - kann ja nie schaden. Kurzum, ad sinistram ist erst am Dienstag zurück.

Da Weblogs eine Art Journal sind, das heißt, täglich geführt werden, kennen sie das Prinzip Pause. Bücher nicht. Wer etwas von diesem De Lapuente lesen möchte, könnte es auch in Papierform tun. Zweimal gibt es ihn papierig. Einmal heißt es "Unzugehörig" - ein andermal "Auf die faule Haut". Ich wäre sicherlich nicht traurig, auch via Papier gelesen zu werden. Überhaupt, lieber Leser, habe den Mut, Dich etwas Papiernen zu widmen.

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Ridendo dicere verum

Freitag, 10. Juni 2011

"Man wartet in einem Büro.
Man wartet, bis irgendwer irgendwas spricht.
Man bleibt in der Näh', und man holt sich Kaffee,
und man blinzelt ins amtliche Licht.

Man wartet, als wär man im Zoo.
Man lächelt und weiß nicht, warum man es tut.
Man kriegt einen Schein, und man redet sich ein:
Wer nur wartet, der hat's ja noch gut.

Weit weg in Bonn
trinken sie Kognak und hab'n was davon.
Weit weg in Bonn
oder in London, in Moskau, in Washington...

Nicht genug, dass sie uns verbittern,
nicht genug, dass wir für sie nicht zählen,
nicht genug, dass wir vor ihnen zittern,
sollen wir sie auch noch wählen!

Nicht genug, die Knie voller Schwielen,
nicht genug, die Augen verquollen:
Wir sollen auch das Spielchen spielen,
dass wir es selber so wollen.

Fernseh'n! Stammtisch ist schön!
Lasset die Sorgen zu Haus!
Wein nicht, mein Kind -
wir haben's noch viel schlechter gehabt.
Zahl deine Steuer, denn Waffen sind teuer,
die Sonne wird wärmer, der Himmel wird bläuer -

Ja,
nicht genug, wie sehr sie dich quälen,
nicht genug, dein Leben ist schwer:
Du sollst auch die Regierung wählen,
die alles so lässt wie bisher.

So wartest du halt im Büro.
Du wartest, bis irgendwer Zeit für dich hat.
Ein ähnliches Tier sitzt verschreckt neben dir,
und ihr seid weder hungrig noch satt.

Man bestimmt über dich irgendwo.
Man lässt sich viel Zeit - was ist schon ein Jahr!
Du sitzt und verstaubst, weil du immer noch glaubst:
Es ist so, weil's immer so war.

Weit weg in Bonn
plant man dein Warten für's nächste Jahr schon.
Weit weg in Bonn
oder in Wien, in Paris, in Johannisburg...

Nicht genug, wir sollen sie wählen,
damit sie uns dann überheblich regieren:
Wir sollen diesen Krämerseelen
auch die Partei finanzieren.

Aber auch wenn wir zahlen und wählen wie befohlen:
Am Ende hab'n alle das gleiche Programm.
Bei Aufrüstung, Umwelt, Gewaltmonopolen
arbeiten alle zusamm'.

Eins - Zwei - Demokratei,
dann ist das Leben ein Scherz!
Ohnmacht ist auch eine Macht.
Wem das nicht passt, der soll's noch im Osten probier'n.
Bibel und Fahne, ganz Deutschland mit Sahne,
das eigene Nest, das beschmutzt kein Germane:

Wir Kälber wählen die eigenen Schlächter!
Wir Kälber gehorchen wieder einmal!
Ich höre schon das Hohngelächter
gleich nach der Bundestagswahl.
Ha ha."
- Georg Kreisler, Nicht genug, Wo der Pfeffer Wächst -

Ganz unten

Donnerstag, 9. Juni 2011

Zu Tausenden waten sie durch die Meiler dieses Landes. Leiharbeitnehmer werden natürlich auch in der Atombranche eingesetzt - man muß als Unternehmen schließlich wettbewerbsfähig bleiben. Und damit man es doppelt bleibt, damit man für seine Stammbelegschaft nicht schon vor dem Rentenalter Lohnfortzahlung im Krankheitsfall oder sogar eine aufwändige Krebsbehandlung abstottern muß, schickt man Externe ins Interne, Fremdpersonal in sensiblere Bereiche der Anlage. Dem Outsourcing von Personalkosten folgte das Outsourcing der Folgen. Wenn man schon das Risiko nicht beseitigen kann, so doch wenigstens die Folgeerscheinungen - pragmatisch sei der Unternehmer, geldreich und krud'...

Solche Lohnsklaven sind ganz unten angelangt. "Ganz unten", so lautete 1985 auch der Titel eines Buches, dessen Autor Günter Wallraff investigativ wie eh und je, in die Rolle es Türken schlüpfte, um in die Niederungen einer fremdländischen Existenz in Deutschland zu gelangen. Dabei wollte er auch erfahren, wie ein Türke auf dem Arbeitsmarkt behandelt wird. Am Ende wollte sein Arbeitgeber, ein Subunternehmer, den man heute Leiharbeitsunternehmer nennen würde, sein ausländisches Personal in einen stillgelegten Meiler schicken, damit dieser gereinigt würde. Der Auftrag hierzu war fingiert; Wallraff wollte wissen, wie weit Subunternehmer gehen würden, wenn man ihnen eine gute Offerte unterbreitet. Sein Arbeitgeber scherte sich um seine Fürsorgepflicht wenig. Die Schauspieler, die die Delegation des AKWs mimten, klärten den Skrupellosen auf, dass die Mitarbeiter danach wahrscheinlich todkrank würden. Das machte ihm ein so schlechtes Gewissen, dass er seine fleißigen Türken nach Erfüllung des Auftrages mit einer kleinen Abfindung zurück nach Anatolien schicken wollte. Dort sollten sie dann ihren kurzen Lebensabend ausklingen lassen und in aller Heimlichkeit verrecken.

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Ein publizierender Taliban

Mittwoch, 8. Juni 2011

SpOn-Maulheld Matussek ist ein talibanischer Schwärmer. Zu der Ansicht gelangt man, wenn man seine Schmähworte an die Adresse von Margot Käßmann liest. Gut, sein Geschriebenes dürfte Normalität für einen sein, der das Zölibat verteidigt, die Kirchensteuer aber, weil sie ihm ans Säckel geht, verurteilt - Normalität für einen Katholiken, der dem Protestantischen nichts abgewinnen kann und dem Islamischen, mit dem Käßmann beten möchte, schon gleich gar nichts.

"Beten statt bomben" sprach die Käßmann. Vom Beten kann man halten was man mag, dass die Theologin es aber metaphorisch meinte, steht wohl außer Frage. Nicht aber für Matussek, der sich einen ganzen Text lang aufgeilt an diesem Bild und letztlich feststellt, dass man sehr wohl beten und bomben könne. Nicht nur das man es kann, man muß es gewissermaßen sogar. Beten wird nämlich erst dann sinnvoll, wenn man bombt. Bruder Matussek benötigt wohl schärfere Brillengläser, wenn er überhaupt noch ein Gestell auf der Nase trägt. So ein Mordsbalken vorm Gesicht macht das Tragen einer Brille ja nicht gerade einfach. Denn beten und bomben, ist das nicht eigentlich das Geschäft der Taliban? Hat man sie nicht deshalb global geächtet, weil sie mit dieser Verbandelung von Religion und Militanz auftreten? Und nun Matussek, der dasselbe Weltbild mit christlichem Anstrich verbreitet?

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