Mann ohne Volk
Montag, 11. Oktober 2010
Die Betrübtheit ist einer Mehrzahl der Bundesbürger ins Gesicht gemeißelt. Entrückt in der üblichen Verklärung vergangener Augenblicke, hängen sie jenem schicksalhaften 31. Mai 2010 nach, an dem Bundespräsident Köhler seinen Rücktritt bekanntgab. Horst Köhler, dieser charismatische Mann des Volkes, dieser kompetente und begnadete Volkstribun, den eine unbeschreibliche Aura umrankte - wie geschrieben: Verklärung satt! Eine Verherrlichung, die schon zu seinen Amtszeiten betrieben wurde, als man ihn zum bürgernahen, unkomplizierten Konsul des kleinen Mannes umwertete, zur vox populi aus Bellevue. Die Gestalt Köhlers wurde mit hagiograpischen Beigaben ausgerüstet, damit er sich vom Klischee des etwas beschränkten, dennoch entschieden sozialstaatsfeindlichen Sparkassendirektors abhebe.
Dieser Mann des Volkes war nie einer; er war die präsidiale Kreatur der Neoliberalen, die Physiognomie biederner Spar- und Kürzungspolitik - er war jemand, der harmlos genug aussah, um die stückchenweise Abwicklung des Sozialstaates, an sein Volk zu verkündigen: so zu verkündigen, dass er dafür auch noch Beifall erntete anstelle von Anfeindungen und Widerstandsgeist. An diese Tradition wollte sein Nachfolger anknüpfen; er wollte zum Präsidenten aller Bürger werden und verlieh diesem Begehr etwas ungelenk Worte, als er zum Jahrestag der Wiedervereinigung sprach. Dies gipfelte in der Äußerung, dass auch der Islam zu Deutschland gehöre. Zunächst murmelten die Menschen griesgrämig, dann brummelten sie dezent hörbar, bis sie letztlich ihrem Ärger Luft machten: das sei gefährliches, lebensfernes Geschwätz, vernahm man aus den Gazetten, las man in Leserbriefen und hörte man bei Straßenumfragen. Der Moslem müsse sich anpassen; er dürfe aber nicht den Anspruch erlangen, als Teil dieses jüdisch-christlichen Landes zu gelten. Tröstlich dabei ist, dass man wenigstens auch auf die jüdische Tradition verweist: man hat also schon einmal hinzugelernt in diesem Lande!
Nun soll Wulff hier weder belobigt noch in Schutz genommen werden. Doch seine Aussage mag wesentlich volksnaher gewesen sein, wesentlich mehr für das gesamte Volk gegolten haben, als all die Reden Köhlers zusammengenommen. Wo der eine mit präsidialer Konzilianz einen ethischen Sozialabbau forderte, sprach der andere von egalitärer Daseinsberechtigung - natürlich wird Wulff zukünftig ebenfalls einen versöhnlichen Präses der Deutschland AG mimen, der eine soziale Spaltung nur dann gutheißen kann, wenn sie mit moralischer Attitüde vorangetrieben wird, mit ein wenig Sozialgerechtigkeitstrug und Ausgleichsrhetorik. Aber in diesem einen konkreten Falle - übersehen wir mal galant, dass der Alltag hierzulande ebensowenig jüdisch-christlich wie muslimisch ist, sondern eher einer Religion der Effizienz und der Kosten-Nutzen-Berechnung geschuldet! -, hat er alle Bürger dieses Landes angesprochen und ihnen alle dieselbe Daseinsberechtigung attestiert. Für diesen kurzen Augenblick, vielleicht auch zum letztenmal in seiner Amtszeit, war er der Präsident aller Bürger: ein Volkspräsident!
Nochmals: Wulff soll nicht gelobhudelt werden - hier geht es einzig um das berühmte Korn, das jedes blinde Huhn irgendwann einmal aufpickt. Wulff wird die Bürger dieses Landes noch mit ganz anderen Ansichten einschläfern, mit Befürwortung des schwachen Staates, mit aufklärerischen Krämervokabeln wie Eigeninitiative oder Neustrukturierung; letztere ist beispielsweise als schwer verständliches Synonym für Sozialabbau zu begreifen. Tragisch ist nur, dass sich da seit langem mal wieder ein Bundespräsident zu einer Phrase hinreißen ließ, die ihn an das Volk heranrückte; eine Phrase, die egalitär klang, versöhnlich und ohne spalterische Absicht, die für alle Bürger galt: und prompt diagnostiziert man bei ihm eine akute Volksfremdheit; augenblicklich erklärt man, dass er kein Mann des Volkes sei. Nicht sein darf, weil er der mittlerweile typisch gewordenen Separation der Menschen in gut-christlich und unbelehrbar-muslimisch nicht blind gefolgt ist. Keine Sorge: das wird er auch wieder tun, wenn er gedankenverloren in den Debatten zur Integration rührt, die ja stets mehr als einen Anflug von Assimilationsforderung beinhalten.
Dass es sich um des blinden Geflügel Korn handelt, um einen lichten Moment und Ausnahmefall, bewies Wulff umgehend. Nur zwei Tage nach seiner Rede, sprach er schon wieder: "Diese Mannschaft ist ein Spiegel der tatsächlichen Gesellschaft unseres Landes", erklärte er der versammelten Presse bei der Ordensverleihung für die DFB-Auswahl. Millionäre werden als Spiegelbild dieser Gesellschaft gefeiert, medizinisch hochklassig betreute Millionäre, während die medizinische Versorgung für einen Großteil dieser Gesellschaft immer teurer, immer unerschwinglicher wird; Millionäre, die Autogeschenke nachgeworfen bekommen, gleichwohl immer mehr Menschen zu arm sind, um sich Mobilität zu erhalten; Millionäre, die nichts, aber auch gar nichts, keine Reise, keine Berufskleidung, selbst bezahlen müssen, indes in dieser Gesellschaft immer mehr Menschen gezwungen sind, für einen Niedriglohn arbeiten zu gehen. Das ist das Spiegelbild der Gesellschaft? Es war eben doch nur ein kurzer Anflug von Volkspräsidentschaft; Wulff ist wieder der, für den er gehalten und für was er eingestellt wurde: ein weltentrückter Phrasenautomat ohne Ausstrahlung.
Wenn er sich diese nichtige und belanglose Aura bewahrt, die er bei der Ordensverleihung an den Tag legte, dann könnte er doch noch zu einem Mann des Volkes, zu einem Präsident aller Bürger verherrlicht werden - aber auch wirklich nur dann!
Dieser Mann des Volkes war nie einer; er war die präsidiale Kreatur der Neoliberalen, die Physiognomie biederner Spar- und Kürzungspolitik - er war jemand, der harmlos genug aussah, um die stückchenweise Abwicklung des Sozialstaates, an sein Volk zu verkündigen: so zu verkündigen, dass er dafür auch noch Beifall erntete anstelle von Anfeindungen und Widerstandsgeist. An diese Tradition wollte sein Nachfolger anknüpfen; er wollte zum Präsidenten aller Bürger werden und verlieh diesem Begehr etwas ungelenk Worte, als er zum Jahrestag der Wiedervereinigung sprach. Dies gipfelte in der Äußerung, dass auch der Islam zu Deutschland gehöre. Zunächst murmelten die Menschen griesgrämig, dann brummelten sie dezent hörbar, bis sie letztlich ihrem Ärger Luft machten: das sei gefährliches, lebensfernes Geschwätz, vernahm man aus den Gazetten, las man in Leserbriefen und hörte man bei Straßenumfragen. Der Moslem müsse sich anpassen; er dürfe aber nicht den Anspruch erlangen, als Teil dieses jüdisch-christlichen Landes zu gelten. Tröstlich dabei ist, dass man wenigstens auch auf die jüdische Tradition verweist: man hat also schon einmal hinzugelernt in diesem Lande!
Nun soll Wulff hier weder belobigt noch in Schutz genommen werden. Doch seine Aussage mag wesentlich volksnaher gewesen sein, wesentlich mehr für das gesamte Volk gegolten haben, als all die Reden Köhlers zusammengenommen. Wo der eine mit präsidialer Konzilianz einen ethischen Sozialabbau forderte, sprach der andere von egalitärer Daseinsberechtigung - natürlich wird Wulff zukünftig ebenfalls einen versöhnlichen Präses der Deutschland AG mimen, der eine soziale Spaltung nur dann gutheißen kann, wenn sie mit moralischer Attitüde vorangetrieben wird, mit ein wenig Sozialgerechtigkeitstrug und Ausgleichsrhetorik. Aber in diesem einen konkreten Falle - übersehen wir mal galant, dass der Alltag hierzulande ebensowenig jüdisch-christlich wie muslimisch ist, sondern eher einer Religion der Effizienz und der Kosten-Nutzen-Berechnung geschuldet! -, hat er alle Bürger dieses Landes angesprochen und ihnen alle dieselbe Daseinsberechtigung attestiert. Für diesen kurzen Augenblick, vielleicht auch zum letztenmal in seiner Amtszeit, war er der Präsident aller Bürger: ein Volkspräsident!
Nochmals: Wulff soll nicht gelobhudelt werden - hier geht es einzig um das berühmte Korn, das jedes blinde Huhn irgendwann einmal aufpickt. Wulff wird die Bürger dieses Landes noch mit ganz anderen Ansichten einschläfern, mit Befürwortung des schwachen Staates, mit aufklärerischen Krämervokabeln wie Eigeninitiative oder Neustrukturierung; letztere ist beispielsweise als schwer verständliches Synonym für Sozialabbau zu begreifen. Tragisch ist nur, dass sich da seit langem mal wieder ein Bundespräsident zu einer Phrase hinreißen ließ, die ihn an das Volk heranrückte; eine Phrase, die egalitär klang, versöhnlich und ohne spalterische Absicht, die für alle Bürger galt: und prompt diagnostiziert man bei ihm eine akute Volksfremdheit; augenblicklich erklärt man, dass er kein Mann des Volkes sei. Nicht sein darf, weil er der mittlerweile typisch gewordenen Separation der Menschen in gut-christlich und unbelehrbar-muslimisch nicht blind gefolgt ist. Keine Sorge: das wird er auch wieder tun, wenn er gedankenverloren in den Debatten zur Integration rührt, die ja stets mehr als einen Anflug von Assimilationsforderung beinhalten.
Dass es sich um des blinden Geflügel Korn handelt, um einen lichten Moment und Ausnahmefall, bewies Wulff umgehend. Nur zwei Tage nach seiner Rede, sprach er schon wieder: "Diese Mannschaft ist ein Spiegel der tatsächlichen Gesellschaft unseres Landes", erklärte er der versammelten Presse bei der Ordensverleihung für die DFB-Auswahl. Millionäre werden als Spiegelbild dieser Gesellschaft gefeiert, medizinisch hochklassig betreute Millionäre, während die medizinische Versorgung für einen Großteil dieser Gesellschaft immer teurer, immer unerschwinglicher wird; Millionäre, die Autogeschenke nachgeworfen bekommen, gleichwohl immer mehr Menschen zu arm sind, um sich Mobilität zu erhalten; Millionäre, die nichts, aber auch gar nichts, keine Reise, keine Berufskleidung, selbst bezahlen müssen, indes in dieser Gesellschaft immer mehr Menschen gezwungen sind, für einen Niedriglohn arbeiten zu gehen. Das ist das Spiegelbild der Gesellschaft? Es war eben doch nur ein kurzer Anflug von Volkspräsidentschaft; Wulff ist wieder der, für den er gehalten und für was er eingestellt wurde: ein weltentrückter Phrasenautomat ohne Ausstrahlung.
Wenn er sich diese nichtige und belanglose Aura bewahrt, die er bei der Ordensverleihung an den Tag legte, dann könnte er doch noch zu einem Mann des Volkes, zu einem Präsident aller Bürger verherrlicht werden - aber auch wirklich nur dann!
20 Kommentare:
Wie tief will man den Herren Fußball-Millionären noch in den Allerwertesten kriechen? Falls die mal eine EM, gar WM gewinnen? Nobelpreise, Heiligsprechungen? Lukas-Podolski-Universitäten? Miroslav-Klose-Städte? Bastian-Schweinsteiger-Straßen? Mezut-Özil-Flughäfen? Bizarr.
Dass sich Wulff zu dieser Aussage hinreißen ließ, geschah meiner Ansicht nach nicht ganz unpragmatisch. Erstens sind Türken auch Wähler, zweitens macht es sich im Ausland fürs Geschäft nicht so gut, wenn da vom Katheder tönt, wir wollen die Muslime nicht, hier herrscht deutsche Leitkultur. Im übrigen hat er weder die Muslime verteidigt noch sonst etwas, er hat lediglich festgestellt, dass sie inzwischen "zu uns" gehören. Und das sagt noch gar nichts aus, nichts darüber, wie mit ihnen umgegangen bzw. umzugehen ist, noch darüber, ob er sich darüber freut. Und deshalb passt diese Äußerung doch ganz gut in das Wulffsche Persönlichkeitsbild.
Was hat der "Bundeswulffi" denn da so Schlimmes gesagt, dass sich, zwar mit zeitlicher Verzögerung, aber zwischenzeitlich immer heftiger, die christlichen Wertegemeinschaftler, die ich der Einfachheit halber mal die Sarrazinaten der Union nennen möchte, ihre Empörung so vehement herauskrähen? Dass neben dem Christen- und Judentum, inzwischen auch der Islam zu Deutschland gehört, ist doch nichts Sensationelles sondern eine schlichte Banalität. Wenn ca. vier Millionen Moslems auf Dauer in Deutschland leben, gehört auch ihr Glaube, der Islam, zu Deutschland. Wo ist das Problem? Der Aufschrei, insbesondere mal wieder von der regierungsamtlichen BILD "befördert", trägt offenbar der immer noch weit verbreiteten Fremdenangst oder gar Fremdenfeindlichkeit in diesem Lande Rechnung. Dafür hat aber auch jahrzehntelang die pechschwarze Politik gesorgt. Besonders in der Union befinden sich deshalb auch die wahren Integrationsverweigerer der letzten Jahrzehnte.
Was nun Herrn Wulff anbelangt, der ja bekanntlich der schwarzen Partei angehört, so hat seine "MultiKulti-Erleuchtung", aus meiner Sicht, eher etwas mit seiner politischen Flexibilität und Biegsamkeit zu tun, auch Opportunität genannt, und sicher weniger bzw. gar nichts mit neu gewonnen Einsichten in die Realitäten. Das ganze Amt wird ohnehin von Amtsträger zu Amtsträger nur noch peinlicher. Der Supergau der Peinlichkeit wäre jedoch dann eingetreten, wenn der "über den weltlichen Dingen schwebende Freiheitsengel", Gauck, sein Ziel erreicht hätte, und Bundespräsident der Herzen geworden wäre. Wer u.a. verbrecherische Kriege und fundamentale SozialVERFORMUNGEN, wie Hartz IV, für akzeptabel bzw. große Errungenschaften hält, hat eine mehr als nur seltsame Auffassung von Freiheit. Dennoch vergeht kaum ein Tag, an dem diese personifizierte Peinlichkeit, seinen Freiheitsmist, nicht bei irgendeiner Rede absondert. Ich ertrage diesen pathetisch, feierlichen, pastoralen, gauckschen Sprechautomatismus nicht mehr. Um die Wulffs und Gaucks zukünftig zu verhindern, sollte das ganze Amt abgeschafft werden, was im Übrigen auch viel Geld spart. Dem Bundes-Jogi einen Bundesorden an die Bundesbrust zu heften, geht auch ohne den Bundes-Wulffi.
mfg
Jutta Rydzewski
Ich vermute ebenfalls wie schon ein anderer Komentator, dass dieser Wulff bei seiner "muslimfreundlichen" Aussage ganz besonders auch an die deutschen Exportwirtschaft gedacht hatte, möglicherweise von dieser zu dieser seiner Aussage sogar angestiftet wurde.
Man sollte nicht vergessen, wie emsig die deutsche Exportwirtschaft schon seit Jahrzehnten in der muslimischen Welt glänzende Geschäfte macht, ganz unabhängig davon, ob dort Mullas, Schahs, Saddams, Körper züchtigende, selbst Körper verstümmelnde, Menschen steinigende Königshäuser, sonstige pittoreske Herrscher die Macht ausüben.
Und nicht zu vergessen "unser Öl", dass ja auch zu großen Teilen dort abgepumpt und hierher geschafft wird.
Ausländer- bzw. Anti-Muslim Hetze einerseits, die mächtigen Interessen unserer tollen Exportwirtschaft andererseits, es ist jedesmal von unseren "demokratischen Politikern" ein sehr kunstvoller Spagat zu bewerkstelligen, fast eine Kunst für die "demokratische Politik"!
Außerdem: Mag der "Export" auch dem Wulff ein paar Kilo Kreide ins Maul gestopft haben, andere "Hardliner" werden ihn eh bald wieder relativieren...., auf das der Wahlpöbel auch weiterhin geschlossen und einheitlich die nationale EINHEITSFRONT Schwarz-Rot-Gold, d.h. CDU/CSU/SPD/FDP/"GRÜNE" wählt!
MfG Bakunin
"Der Moslem müsse sich anpassen; er dürfe aber nicht den Anspruch erlangen, als Teil dieses jüdisch-christlichen Landes zu gelten."
Viel gefährlicher als alle Wuff Aussagen ist dieser Satz oben. Haben die Menschen in diesem Land wirklich "gelernt", dass ihre Tradition "jüdisch" sei?
Das erscheint mir ganz und gar nicht "tröstlich", sondern gehirngewaschen...
Lieber Roberto J. de Lapuente,
auf Nachdenkseiten findet man treffliches zum Ablenkungsmanöver Wulff, und der von ihm eingeleiteten neuen Etappe der "Integrationsdebatte" - von den Gossenmedien dankbar angenommen:
"[...]Soziale Kälte unter dem Deckmantel der Integrationsdebatte[...]"
Quelle und ganzer Text:
http://www.nachdenkseiten.de/?p=7006
...übrigens, der "Humanistische Pressedienst" berichtet auch über eine Reaktion des Atheisten, Buchautors ("Jenseits von Gut und Böse" z.B.) und Philosophen Michael Schmidt-Salomon auf die Äußerungen von Wulff - weitgehend medial totgeschwiegen, obwohl er genau erkannt hat, dass Wulff NUR die religiösen Menschen - in seiner Rede am 03. Oktober 2010 - als dt. Tradition erkannt haben will:
[...]Wie blind sind unsere Politiker eigentlich?
MASTERSHAUSEN. (hpd) Manche Aussagen stehen so sehr „unter aller Kritik“, dass man sich schämt, dazu Stellung zu beziehen. Die Debatte um die Rede des Bundespräsidenten hat jedoch derartig absurde Formen angenommen, dass es unklug wäre, weiterhin zu schweigen. Ein Kommentar von Michael Schmidt-Salomon[...]"
Quelle und ganzer Text:
http://hpd.de/node/10406
...es gibt, wenn es nach dem Evangelikalen im Bundespräsidentenamt geht, eben keine humanistische und aufklärerische Tradition für Deutschland, und Resteuropa. Nein, alles wurde von den Kirchen aufgebaut, und aufgeklärt. Darauf bezieht sich Michael Schmidt-Salomon weitaus trefflicher als ich hier - lest es selbst.
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
"Mein Heimatland Äthiopien ist arm und genießt lange nicht so ein hohes Ansehen in der Welt wie Deutschland. Und dennoch dankt der Äthopier jeden Tag Gott: 'Herr, danke, dass ich Äthiopier bin! Ich wollte nichts anderes sein!'
Deutschland hat dagegen alles, was man sich nur wünschen kann, aber dennoch empfinden es viele fast als Last, Deutsche zu sein.
Aber nur wenn die Deutschen in sich selbst ruhen, haben sie der Menschheit in der Geschichte viel Gutes gegeben.
Wen sie wieder unbefangen vor Ergriffenheit für ihr Land weinen können, etwa wenn sie ihre Nationalhymne hören, dann wäre der Bann gebrochen. Die Tugend, vor patriotischer Rührung zu weinen, würde aller Welt zeigen, dass die Deutschen Menschen sind und ein Herz haben, das sich rühren läßt.
Und dass sie nach einer langen seelischen Irrfahrt endlich mit sich ins reine und bei sich selbst angekommen sind."
(Prinz Asfa-Wossen Asserate)
@Weitsicht
Ich empfehle zur Therapie von Deutschtümelei dringendst Thomas Wieczoreks neues Buch "Einigkeit, und Recht und Doofheit".
"Wir Deutschen" existieren nämlich ebensowenig wie es "Wir Schweizer" oder "Wir Franzosen" bzw. "Wir Spanier" gibt - Die Bevölkerung ist auch bei Urdeutschen ziemlich unterschiedlich zusammengesetzt, d.h. ziemlich schwer auf einen Nenner zu bringen, und so mancher "Ur-Deutsche" würde wohl auch durch den neuen Einbürgerungstest für "Migranten" fallen.
Nur für unsere neoliberal-dt. "Eliten" ist dies schwer verständlich, und "Unter- bzw. Mittelschichtler", die diesen "Eliten" an den Lippen hängen als wären die der Prophet Mohammed, oder Moses oder Jesus, persönlich.
Nichts für ungut
Bernie
Wolfi Wuff hätte genausogut sagen können: "Deutschland ist ein Land der Menschen und der Tiere". Und trotzdem liegen tagtäglich Tierleichenteile auf den Tellern der Menschen. Das war doch eine Schleimbeutelei, ein Spiel mit dem Trivialen und Banalen.
Und als ob Mutti Angela Regie geführt hat, kommt nach dem Prinzip "Good Cop, bad Cop" einige Tage später der Mountie "Lakehofer" aus dem Gebüsch und will mit seinem intellektuellen Elend die Integrationsdebatte unter dem Motto "Zuzug strikt begrenzen" am köcheln halten.
Promt steigen die Medien darauf ein. Morgen Abend bei Maischberger: "Gehört der Islam zu Deutschland?" (mit Alice Schwarzer oh je!) und übermorgen Plasberg mit dem Kindervokabular: "Özil hui - Ali pfui - welche Zuwanderer brauchen wir?"
Wie sagt Dieter Nuhr so schön: "Könnte ich auf diesen Dreck angemessen reagieren, käme ich bei guter Führung vielleicht nach 3 Jahren wieder raus."
Das Ausländerzentralregister hat in seiner Migrationsstatistik für 2009 festgestellt, das 40.000 Menschen von Deutschland in die Türkei ausgewandert sind und 30.000 aus der Türkei nach Deutschland kamen. Wo ist für das reaktionäre Pack da eigentlich das Problem? Für mich wäre es andersherum auch keines.
Bernie, es geht ja nur um Normalisierung auf Weltebene, nicht mehr. Nationalbewußtsein gehört offenbar überall auf der Welt zur Normalität dazu.
Selbstverständlich existieren urdeutsche Tugenden:
"Der Kampf gegen den inneren Schweinehund geht einher mit der Mahnung zu Ernsthaftigkeit und Selbstzucht, zu Ordnungssinn und Pflichterfüllung - jenen Tugenden, die gemeinhin als typisch deutsche angesehen werden.
Oder können Sie sich dieses Bild vom inneren Schweinehund im Lande des Dolce far niente - Italien - vorstellen?
Nein, der Kampf gegen ihn ist ein deutscher Kampf."
(Zitat Prinz Asfa-Wossen Asserate)
Das Buch, das Du empfiehlst, Bernie, ist von einem ehemaligen Chefreporter der BILD-Zeitung und daher das abwegigste, was man hier überhaupt anbringen kann. Von einem zweiten Wallraff kann bei Wieczorek schließlich keine Rede sein.
"[...]Bernie, es geht ja nur um Normalisierung auf Weltebene, nicht mehr. Nationalbewußtsein gehört offenbar überall auf der Welt zur Normalität dazu[...]"
Aha? Wo denn insbesondere? Ich meine nur die selbsternannten "Eliten" vom "Nationalbewußtsein" schwaffeln zu hören - Noch einmal: Wir leben in Zeiten der Globalisierung, und wer da auf uraltes "Nationalbewußtsein" pocht ist meines Erachtens von Vorgestern. Wo bitte bleibt die Aussage, die man wirtschaftmäßig von früh bis spät als Mantra rumposaunt, übrigens von den selben "Eliten", die die Unterschichten mit unterschiedlichen "Nationalitäten" versehen wollen, dass "die Welt ein einziges globales Dorf sei"?
"[...]Selbstverständlich existieren urdeutsche Tugenden:
"Der Kampf gegen den inneren Schweinehund geht einher mit der Mahnung zu Ernsthaftigkeit und Selbstzucht, zu Ordnungssinn und Pflichterfüllung - jenen Tugenden, die gemeinhin als typisch deutsche angesehen werden.
Oder können Sie sich dieses Bild vom inneren Schweinehund im Lande des Dolce far niente - Italien - vorstellen?
Nein, der Kampf gegen ihn ist ein deutscher Kampf."
(Zitat Prinz Asfa-Wossen Asserate)[...]"
Ich werde mir deinen angeblichen Prinzen mal zur Gemüte führen, wo gibt es den denn zum konkreten nachlesen, den angeblichen Prinzen Asfa-Wossen Asserate? Oder ist der deiner Phantasie entsprungen, ebenso wie folgendes von dir:
"[...]Das Buch, das Du empfiehlst, Bernie, ist von einem ehemaligen Chefreporter der BILD-Zeitung und daher das abwegigste, was man hier überhaupt anbringen kann. Von einem zweiten Wallraff kann bei Wieczorek schließlich keine Rede sein[...]"
Ich lese nirgendwo beim Verlag, und schon gar nicht auf dem Klappentext, dass Thomas Wieczorek einmal bei der BILD-Zeitung Chefreporter gewesen sei.
Ist deine Quelle etwa Wikipedia?
Das von manchen auch Lügen-Pedia genannt werden soll ;-)
Hier mehr vom Knaur-Verlag über die Vita des Autors:
"[...]Thomas Wieczorek
Thomas Wieczorek, Jahrgang 1953, ist Journalist und Parteienforscher. Nach einem VWL-Studium an der FU Berlin arbeitete er u.a. für dpa und Reuters und als freier Journalist für die Frankfurter Rundschau, Deutschlandfunk, Südwestfunk sowie den Eulenspiegel. Thomas Wieczorek, der über „Die Normalität der politischen Korruption“ promovierte, ist Autor mehrerer Bücher, darunter die Bestseller "Die Dilettanten", "Die verblödete Republik" und "Die geplünderte Republik"[...]"
Quelle und mehr:
http://www.droemer-knaur.de/autoren/Thomas+Wieczorek.165014.html
Der Verlag würde es wohl doch erwähnen, wenn der Autor vorher Chef-Redakteur der BILD gewesen wäre. Oder?
Nichts für Ungut, und
such Dir einen anderen Dummen,
Bernie
Prinz Asfa-Wossen Asserate gibt es wirklich, aber ob die Zitate von ihm sind, so ganz ohne Quellenangabe von Dir lieber "Anonymus" halte ich für fraglich.
Lustig finde ich, dass der Prinz Asfa-Wossen Asserate - so eben zufällig gelesen im Internet - ein Buch im Stile eines gewissen "Knigge" geschrieben haben soll, dass Thomas Wieczorek nicht kennt, aber über den Original-Knigge, und die elitären Kurse für gutes Benehmen, die aus seinem Werk resultierten, einiges aufschlußreiches in "Einigkeit, Recht und Doofheit" (nichts Positives, ganz im Gegenteil) dazu schreibt.
Nichts für ungut
Bernie
PS: So eben erfahre ich, dass der äth. Prinz sein Buch, eigenen Worten nach, gar nicht selbst geschrieben hat - Er hat nur seinen Namen dafür hergegeben. Da ist mir jemand, der seine Bücher selbst schreibt, eben wie Thomas Wieczorek, doch tausendmal lieber.
Übrigens, es gibt andere schwarze Autoren, die Kosmopoliten sind, mit afrikanischen Werken, und die sind mehr auf der Höhe der Zeit wie Du, und andere Ewiggestrige, die immer noch meinen, dass Menschen sich in Nationalitäten aufspalten lassen.
Lies mal das hier, aber Vorsicht, es ist ein echter Augenöffner eines schwarzen Weltbürgers (=Kosmopoliten):
Kwame Anthony Appiah "Der Kosmopolit".
Gruß
Bernie
"[...]Das Buch, das Du empfiehlst, Bernie, ist von einem ehemaligen Chefreporter der BILD-Zeitung und daher das abwegigste, was man hier überhaupt anbringen kann. Von einem zweiten Wallraff kann bei Wieczorek schließlich keine Rede sein[...]"
Mag schon sein, aber manche unterstellen auch Wallraff, dass er seine Bücher nur für's Geldmachen schreibt - ähnlich bei Thomas Wieczorek.
Übrigens, sorry, ich muß dir recht geben, dass Thomas Wieczorek für Bild gearbeitet hat, hab's so eben in einem ehemaligen Taz-Interview mit ihm gelesen.
Die Frage der Seriösität des Autors Thomas Wieczorek kannst du hier ausdiskutieren:
http://www.gutefrage.net/frage/wie-serioes-ist-thomas-wieczorek
Der Autor meldet sich sogar selbst zu Wort, hier der Hinweis:
"[...]Lieber Canifex, ich bin dieser Thomas Wieczorek und verstehe mich keineswegs als "Linken", schon gar nicht im Sinne von Rot-Grün oder Linkspartei", sondern als "radikalen Humanisten" - sogar mit teilweiser Anlhenung an die "Bergpredigt". Meine aktuellen Lieblingspolitiker sind Uwe Schummer (MdB) und Heiner Geißler - also CDU-Leute. Nun wird man natürlich gerade von den Leuten, deren Partei oder politisch-moralische Einstellung man angreift, als "linksradikal" beschimpft - aber da muss man durch. Jedenfalls bemühe ich mich, anders als vielleicht Deine Lieblingsautoren - meine Aussagen möglichst akribisch zu belegen. Schöne Grüße Thomas Wieczorek Mail: wieczo72@t-online.de[...]"
Quelle und ganzer Text:
http://www.gutefrage.net/frage/wie-serioes-ist-thomas-wieczorek
...man mag den Autor kritisieren, aber seine Bücher treffen sehr oft ins Schwarze....
"Einigkeit, und Recht und Doofheit"
...eben daran wie verdummt wir in Deutschland (alle, nicht nur die "Ur-Deutschen") werden, und wer von dieser Verdummung profitiert....
Gruß
Bernie
Unserem Deutschnationalen hier, der einem äth. Prinzen seine Worte in den Mund legt sei auch Anna Seghers "Siebtes Kreuz" empfohlen.
Vor allem die ersten Seiten des Buches wo es darum geht, dass es "Die Deutschen" ebenswenig reinrassig gibt wie angeblich reinrassige Hunde.
Im Laufe der Generationen ist immer etwas anderes hinzugekommen, und es soll sogar dt. Slawen (=die Sorben) geben.
Deutsche in den Grenzregionen, oder ehemaligen Industrieregionen wie z.B. dem Ruhrgebiet, wissen schon lange, dass es nicht sicher ist ob man blutmäßig Deutscher ist, wie unser Grundgesetz völlig an der Realität vorbei vorschreibt - seit Kaiser Wilhelms Zeiten. Allein schon so mancher Nachname, z.B. Wieczorek, läßt darauf schließen, dass der dt. Autor evtl. polnische Vorfahren hat.
Es läßt sich, außer in gewissen elitären Zirkeln, die an der Realität vorbeileben, eben nicht leugnen, dass es schon immer Einwanderung nach Deutschland gegeben hat, die - damals wie heute - eben geleugnet wird.
PS: Quizfrage: Woher kommt der Berliner Dialekt? Kleiner Hinweis, es hat etwas mit Sturmfluten, und den alten Niederlanden zu tun.....
Jetzt ist es doch raus, warum seine Redenschreiben Wulff das haben sagen lassen, was er gesagt hat: Er reist kommende Woche in die Türkei!
Das läßt die ganze Sache nun in einem neuen Licht erscheinen.
Der türkische Staatspräsident Gül ist mittlerweile auch zu den Rassisten übergewechselt, diskriminiert seine eigenen Landsleute:
Zitat: In Deutschland lebende Türken sollten Deutsch lernen, "und zwar fließend und ohne Akzent".
Gül forderte, die Integration müsse in Deutschland schon im Kindergarten beginnen.
www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,723478,00.html
War es nun auch ein weiterer lichter Moment, dass Wulff in der Türkei nun proklamierte, das Christentum gehöre zur Türkei? Oder war das imperialistisch?
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