... in der Maske des Demokraten!

Freitag, 1. Oktober 2010

Sie mögen ja ein ganz passabler Koch sein, Herr Rach, und womöglich auch ein annehmbarer Bertelsmann-Bajazzo, der auf dem hauseigenen Sender RTL durch vergammelte Küchen hampelt - aber Ihre sonderbare Auffassung, die Sie bei Sandra Maischberger breitgeklopft haben, bereitet doch mittelprächtiges Staunen. Menschenwürde, so philosophierten Sie, stecke nicht in fünf Euro - da konnte man Ihnen nur beipflichten. Fünf Euro haben keine Würde, denn die Würde des Menschen ist unantastbar - nicht die Würde der Banknote. Aber dann wird es ungemütlich: Arbeit sei Würde! Und: "Wir müssen dahin kommen, dass wir nicht die Art und Weise der Arbeit würdigen, sondern das Faktum Arbeit selber."

Arb
eit ist Würde! Das klingt nach Aufwertung, nach Würdigung - nicht der Würde freilich, sondern der Arbeit. Und es klingt ein wenig nach dem Motto des Reichsarbeitsdienstes. Damals sprach man nicht so häufig von Würde, man war pathetischer, nahm noch Anleihen aus der Monarchie, die ja noch nicht so lange Geschichte war: Arbeit adelt! war der Schlachtruf, der den Reichsarbeitsdienst aufpolieren sollte. Sicher, Herr Rach, Sie werden es nicht so gemeint haben: aber Sie haben den Unfug aufgebracht, müssen ihn sich nun um die Ohren schlagen lassen. Dabei ist es gar nicht so an den Haaren herbeigezogen, dass da geistige Nähe zu denen zu finden ist, die damals dafür sorgen wollten, dass auch wirklich alle in Lohn und Brot stünden. Sie sagen ja selbst, wohin wir kommen sollten: dorthin, "dass wir nicht die Art und Weise der Arbeit würdigen, sondern das Faktum Arbeit selber". Anders, etwas weniger verklausuliert ausgedrückt: Arbeitsbedingungen, Lohnhöhe, Sozialstandards und so weiter sind nicht maßgeblich; dass man überhaupt Arbeit hat: das soll reichen, damit einem Würde verliehen werden kann. Hauptsache Arbeit!, hört man oft an den Stammtischen, die heute irgendwie jede Lebenssituation belagern; selbst eine Busfahrt oder ein Friseurbesuch hört sich oft wie eine Stammtischrunde an. Hauptsache Arbeit - was für ein resignatives und tristes Ideal!

Natürlich, Herr Rach, Sie sind Unternehmer, haben von Natur aus wenig Freude an Profitbarrieren - aber das entschuldigt Ihre nonchalante Auffassung keineswegs. Überlegen Sie nur, was Sie da von sich gegeben haben! Arbeit ist Würde: was ist mit denen, die keine Arbeit finden können, aus welchen Gründen auch immer? Ist denen eine immerwährende Würdelosigkeit zu wünschen? Dass die Würde des Menschen unantastbar sein soll, hatte seinen guten Grund: der Mensch sollte der Würdenträger seiner selbst sein; ihm sollte Würde zugeschrieben werden, nicht seinem Geldbeutel, nicht seiner Funktion, nicht seinem Nutzen oder seiner Arbeitsstelle. Mit dem Slogan des Gestern gesagt: Nicht Arbeit adelt - der Mensch an sich ist adlig, weil er ist, was er ist; weil er Mensch ist. Was Sie da fallenließen, ist weit weg vom Begriff der Menschenwürde, jedoch sehr nahe am Effizienzdenken, an der Degradierung des Menschen zu einer Funktion oder zu einer Tätigkeit. Wenn Arbeit Würde ist, dann kann nur derjenige Würde haben, der arbeitet - eine sehr bescheidene Vorstellung von unveräußerlichen Rechten des Menschen ist das!

Es wäre unaufrichtig, Herr Rach, Sie in der Jüngerschar nationalsozialistischer Bräunung zu verorten. So sind Sie nicht einzuschätzen, auch jetzt nicht, da Sie einen kleinen Ausblick auf Ihre Weltanschauung erlaubten. Und eben dieser Umstand, dass Sie kein Neofaschist sind, bringt die gesamte Armseligkeit unserer Zeit ja auf den Tisch. Es sind eben nicht glatzköpfige Hinterwäldler, die olle Parolen grölen: es sind die feinen Bürgersleut, die aus dem Herzen der Gesellschaft stammen, die altbackene Losungen aufgreifen und sprachlich modernisieren. Dass dieses hirnlose Gerede um Arbeit, die wesentlicher Aspekt der Würdeverleihung sein soll, überhaupt erst wieder stattfinden kann: das ist das Problem! Sie, Herr Rach, müssen gar kein Faschist sein, um faschistoide Devisen verbreiten zu können. Sie können das heute ganz legal, ganz ungeniert, fast völlig widerspruchslos im Schutze der bürgerlichen Mitte, die mit ihren hysterischen Anwandlungen besonders offen für radikale oder verquere Denkweisen ist. Dabei sind Sie nur einer von vielen, ein Wortführer vieler stiller Arbeit adelt!-Anhänger - einer von vielen, die nicht sehen wollen, dass die braune Arbeit adelt!-Losung dem protestantischen Arbeitsethos ebenso geschuldet ist, wie die heutigen Arbeit ist Würde!-Ergüsse.

Man muß heute wahrlich kein Nazi sein, um ein Weltbild zu befürworten, dass auch jene damals für richtig erachteten. Daher fürchte man nicht den Faschisten; man fürchte den Demokraten, der das für demokratisch erachtet, was die Faschisten einstens für richtig glaubten...



30 Kommentare:

Inglorious Basterd 1. Oktober 2010 um 08:04  

Genau das waren auch meine Gedanken. Dieser Typ ist mir auch als besonders schleimig moderat aufgefallen. Habe Herrn Rach deshalb gleich am nächsten Tag eine verschärfte e-mail geschickt, die natürlich nicht beantwortet wurde. Du hast völlig Recht, wenn Du sagst, dass es diese nonchalante Art eines B-Promis mehr verkleisterte Gehirne erreicht, als die pöbelnde eines Arnulf Baring.

Danke an meinen "Bruder im Geiste" für diesen hervorragenden Kommentar. ;-)

Anonym 1. Oktober 2010 um 08:49  

Lieber Roberto,

dieser Text bringt es genau auf den Punkt!

Was die Würde eines Bürgers in diesem Staate noch wert ist, habe ich gestern abend in den wenigen Bildern über das Eingreifen der StaatsGEWALT gegen friedliche Demonstranten in Stuttgart erlebt.

Es wird Zeit, dass die Menschen in diesem Lande begreifen, dass es keine Demokratie mehr in Deutschland mehr gibt.
Die Schlüsselpositionen sind in den Händen der Parteipaladinen (außer einer) und die Parteien (außer einer) sind in den Händen der wahren Mächtigen, die die das Geld haben (Konzerne, Geld- dynastien und adlige Dynastien).

Liberté - Égalité - Fraternité

Anhänger des 04.08.1789

Anonym 1. Oktober 2010 um 08:54  

Arbeit wird zu einem Fetisch gemacht, Arbeit um jeden Preis, auch wenn es zur Selbstaufgabe führt.

In was für würdelosen Zeiten leben wir inzwischen!

Manul 1. Oktober 2010 um 09:01  

Diese Diskussion habe ich letztens mit einem Kollegen gehabt und wir haben beide am Ende festgestellt, dass die heutigen Eliten noch weitaus verkommener sind, als zu Zeiten von Adolf Hitler. Dieser wiederum hat schnell begriffen, dass wer dikatorisch regieren will, der muss dafür sorgen, dass es der breiten Masse gut geht. Das ist der Grundsatz der noch heute einige Menschen gut über den Nationalsozialismus sprechen lässt, die den erlebt haben.

Von diesem Grundsatz haben die heutigen Wirtschaftsfaschisten leider bis heute nicht viel gehört, sie beuten alle gleichermassen aus und sie gefährden damit zunehmend den sozialen Frieden überall auf der Welt. Genau das zeichnet aber die Kurzsichtigkeit dieser ganzen Ideologie auf, die nur auf individuellen Profitstreben Einzelner basiert zu Lasten der Mehrheit und der Umwelt. Die Regierungen betehen auch inzwischen größtenteils aus gekauften Marionetten, die so beliebig sind, wie die Parteiprogramme ihrer Parteien, die anders, als die damaligen Nationalsozialsten, nicht einmal mehr fürs Wohl des eigenen Volkes sorgen, was sie eigentlich vertreten sollen.

Das macht aber heutzutage einen Adolf Hitler für die Eliten entbehrlich und die heutigen Neonazis sind für sie sogar gefährlich. Denn so wie die Linken größtenteils immer noch Philathropen sind, sind die Neonazis immer noch Nationalisten, die in erster Linie das Wohl der Nation interesiert, aber nicht das Wohl des Großkapitals. Und genau das macht die heutige Zeit auch so gefährlich, denn der heutige Wirtschaftsfaschismus braucht die Xenophobie nur marginal, er braucht keine Henker, die Menschen vergasen und schon gar keine rauchenden Schlotte der Krematorien. Er selektiert auf die politisch korrekte Art und tötet ganze Menschenmassen ohne, dass sich die Täter die Finger daran schmutzig machen müssen. Die tragen Anzüge und schwarze Koffer und werden im Fernsehen als die grauen Eminenzen präsentiert. Eminenzen, die im selben Moment dafür sorgen, dass wenige Monate später Millionen nichts mehr zu essen haben.

epikur 1. Oktober 2010 um 09:15  

(Lohn-)Arbeit hat für viele an sich schon einen Wert, egal ob man Bomben baut oder alten Leuten durch Versicherungen das Geld aus der Tasche zieht - Hauptsache Arbeit! Das faschistische Denken und der Fetisch Arbeit sind in der deutschen Seele noch immer tief verankert.

Anonym 1. Oktober 2010 um 10:07  

Recht hätten Sie ganz besonders, wenn Sie auch schreiben würden, dass die Würde der Arbeit auch in menschenfreundlichen Arbeitsbedingungen und angemessener Bezahlung liegt.

Dann, nur dann hätte/wäre Arbeit auch Würde.

Geheimrätin 1. Oktober 2010 um 11:25  

Kochlöffel oder Knüppel - Von Toronto nach Stuttgart 21

Anonym 1. Oktober 2010 um 12:18  

Hallo und erst einmal wieder vielen Dank für den großartigen Artikel! Und jetzt meine Frage und ich entschuldige mich schon mal für meinen Ton: Wann stopft endlich mal jemand diesen dumm-dreisten Fatzkes von FDP-Lindner über Baring und Schlaganfallpatient-Sarazin bis zu solchen RTL möchtegern "Mohn"-Promis usw. die Fresse??
Mit freundlichm Gruß

Inglorious Basterd 1. Oktober 2010 um 12:34  

@anonym, 10.07, Falsch. Von Würde kann erst die Rede sein, wenn der Zwang und die Fremdbestimmung entfallen. Sonst wäre Sklavenarbeit unter entsprechenden Bedingungen und bei guter Bezahlung ja auch im weiteren Sinne darunter zu subsumieren.

Als gesellschaftliche Utopie muss aber die Auflösung des Widerspruchs von Arbeit und Vergnügen angestrebt werden, was ja bei Herrn Rach, Schauspielern, Moderatoren, Künstlern, ARGE-Kontrollettis und einigen freischaffenden Berufen bereits der Fall sein dürfte. Übrig bliebe dann nur noch die reproduktive Tätigkeit (Waschen, Putzen, Bügeln usw.).

Herzliche Grüße an Arno Dübel, Florida Rolf und Genossen!!!

Und nochmal: Hervorragender Text von Roberto.

potemkin 1. Oktober 2010 um 12:41  

Da wir auf dem besten Wege in eine neue Adelsrepublik sind, ist es nur folgerichtig, dass auch diejenigen, welche sich nicht durch Niedriglöhne und Aufstockung abschrecken lassen, unbürokratisch in den Adelsstand zu erheben. Somit wird auch kostengünstig dem latenten Wunsch vieler, Teil der Eltite zu sein, Rechnung getragen. Unseren Leistungsträgern könnte der Titel eines Freiherrn verliehen werden.

Anonym 1. Oktober 2010 um 13:28  

Neulich erzählte mir mein Fahrer von seinem Cousin, der mit den gesamten Sozialleistungen ungefähr 30 Euro weniger als er hat. Mein Fahrer muss aber fast immer um fünf Uhr aufstehen. Er sei der Dumme in der Familie, aber er sagte mir auch: "Ich kann das nicht, ich kann nicht so dasitzen." Da habe ich gesagt, dass er denen erzählen soll, wie gut er sich mit Arbeit fühlt. - Joachim Gauck im SZ-Interview



Arbeit muß sich nur noch gut anfühlen, daß reicht demzufolge heute schon

Anonym 1. Oktober 2010 um 16:07  

"[...]Man muß heute wahrlich kein Nazi sein, um ein Weltbild zu befürworten, dass auch jene damals für richtig erachteten. Daher fürchte man nicht den Faschisten; man fürchte den Demokraten, der das für demokratisch erachtet, was die Faschisten einstens für richtig glaubten...[...]"

Trefflich wie immer, lieber Roberto J. de Lapuente.

Übrigens, man muß auch kein chinesischer Kommunist sein, um zu befürworten, dass man Zocker via Staatsknete fördern soll - Ich las heute ein Buch fertig, wo sage und schreibe die Forderungen der heuten neoliberlaen "Eliten" 1:1 drin standen - im Bankenbereich - Archie Brown's "Aufstieg und Fall des Kommunismus".

Es gibt übrigens noch mehr Parallelen zum Staatskommunismus als man sich wünscht, aber ich lasse es mal mit obigem Beispiel, weil ich es für zentral in Zeiten einer Neuen Weltwirtschaftskrise halte. Man hat von den Chinesen gelernt, denn dort ist es schon lange so, dass Zocker bei Verlusten vom Staat (=chin. Steuerzahler) "gerettet werden".

Es scheint wohl wirklich so zu sein, dass auch der dt. Neoliberalismus ein Janusgesicht hat - Wirtschaftliche Freiheiten für die "Eliten", und einen beinahe totalitären Staat für die Restbevölkerung - Vorbild China, Rußland, und andere nach- bzw. pseudokommunistische Staatswesen sowie gescheiterte Modelle des Faschismus weltweit.

Ich hoffte vor 20 Jahren, dass die dt. Einheit eine bessere Welt bringen würde, und keinen neuen Aufguss eines autoritären Regimes für alle Nichtreichen. Leider wurde ich bitter enttäuscht, wie viele weltweit, und hier in Deutschland.

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

Robert 1. Oktober 2010 um 16:26  

Hallo Roberto,

Willi Bleichert sagte einmal verneige dich nie vor einem Lebenden Menschen! Ich tue es vor Dir, und Danke Dir für deine Seite, deine Gedanken und deine Texte. Auch ich bin ein Bruder im Geiste...

Lieber Gruß

Robert

Anonym 1. Oktober 2010 um 18:31  

ich halte christ. rach für einen sozialen mann. er hat schon vielen wirtshäusern aus der scheiße gehiolfen. er hat viele arbeitsplätze gerettet. das ist was zählt

ars sutorius 1. Oktober 2010 um 19:26  

Na, na, na, mir scheint hier wird ein Satz vom Unternehmer Herrn Rach, zu dem man stehen kann wie man will, auf die Feinstgoldwaage gelegt. Ich bin seit 20 Jahren selbständiger Handwerker und rechne mich ausdrücklich nicht dem bürgerlichen Lager zu. Kann schon sein, dass man aus dieser Position einen etwas anderen Blickwinkel auf den generell positiven Einfluß körperlicher und geistiger Tätigkeit auf die Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen hat. Ich kann aber aus eigener Erfahrung auch sagen, dass Selbständige in diesem Land auch gearscht sind. Uns sitzen alle möglichen Faultiere, angefangen vom Finanzamt über Berufsgenossenschaften etc. im Nacken. Alles gesetzlich einwandfrei natürlich. Hat vielleicht schon mal jemand drüber nachgedacht, dass ein Selbständiger, der, durchaus auch unverschuldet, pleite geht, GAR NICHTS von diesem Staat zu erwarten hat, außer obendrein noch die Häme? Ich besuche diese Seite eigentlich täglich und freue mich über jemanden wie Herrn de Lapuente, der so treffsicher mit Worten umgehen kann, aber manchmal stört mich der allzu krasse schwarz oder weiß Tenor. Ich wünschte mir manchmal etwas mehr Differenzierung, wenn es gegen die "Besitzenden" geht.

Anonym 1. Oktober 2010 um 20:26  

"[...]ich halte christ. rach für einen sozialen mann. er hat schon vielen wirtshäusern aus der scheiße gehiolfen. er hat viele arbeitsplätze gerettet. das ist was zählt[...]"

Grimm's Märchenstunde? Glaubst du alles was Du auf dem Bertelsmann-Sender RTL so siehst? Du würdest, in einem anderen System, auch der Prawda, und dem sowjetischen Staatsfernsehen, dass sich freiwillig selbst auf Linie gebracht hat (wie heutige neoliberale Medien) auch JEDES Wort glauben.

Nicht's für ungut
Nachdenkseiten-Leser

Anonym 1. Oktober 2010 um 20:50  

Wie wäre es für solche Köche einen Übernamen zu erfinden?

Z.B. die zynische Losung über Auschwitz "Arbeit-Macht-Frei-Deutsche".

...zu denen gehörte ich nie, werde ich nie gehören und gehöre ich nicht.

Übrigens, der türkischstämmige Kabarettist Serdar Somuncu meint, dass nicht jedes Arschloch gleich ein zweiter Hitler ist, bei seinen Lesungen über die Bild-Zeitung.....

Sollte man sich merken, und ist bei Sarrazin, und Konsorten, ja leider hochaktuell....

Anonym 1. Oktober 2010 um 21:47  

"[...]Ich wünschte mir manchmal etwas mehr Differenzierung, wenn es gegen die "Besitzenden" geht[...]"

Stimmt, fasst die "Eliten" mit den Samthandschuhen an, bewerbt euch bei der Arbeitgeberlobby der INSM, und überhaupt was soll der ganze Widerstand gegen asoziale Äußerungen von so manchem Unternehmer? Da wären wir ja gleich wieder in der DDR, wenn wir so etwas zuließen - ganz schwarz-weiß gesehen, wie Sie es den Diskutanten hier unterstellen, und Ihrer eigenen Clientel somit einen Heiligenschein versehen wollen, der nie eine Ideologie vertritt, und überhaupt auch kein schwarz-weiß Denken hat - wie die Proteste für die Atomlobby, für Stuttgart 21, für Unternehmer aus Lobbyistenkreisen ja beweisen.

In einem Punkt haben Sie recht, Selbständige können auch arbeitslos werden, und unterhalten keine Stütze vom Staat. Ja manche waren vorher sogar HartzIV-EmpfängerInnen, wurden mit dem Versprechen der Selbständigkeit ins "soziale Aus" gelotst....

...frei nach dem Motto, der lernt's nie.....

...immer Versager....

...nein danke, eine solche Logik hat ja nix aber auch rein gar nix mit schwarz-weiß Denken zu tun....

Schwarz-Weiß denken immer NUR die anderen - das Arbeitgeberlager hat ja in dieser Hinsicht einen Heiligenschein.....

...übrigens als Atheist habe ich so meine eigene Meinung über "Heiligenscheine", aber dies gehört wohl eher in ein Religionsforum.....unter dem Stichwort: Scheinheiligkeit.

Anonym 2. Oktober 2010 um 00:09  

Wie soll denn ein Volk mit inhärentem "Extremismus der Mitte" unter Kontrolle gehalten bzw. regiert werden, wenn nicht totalitär, d.h. eben nicht aus der Mitte heraus, sondern von den Rändern des politischen Spektrums aus?
Das ist doch DIE Frage überhaupt hinter der Thematik.

Surak 2. Oktober 2010 um 01:07  

Interessant ist, dass der Begriff der Arbeit in allen europäischen Sprachen einen negativen Ursprung hat. So steht er im germanischen Sprachraum für eine Tätigkeit als Knecht/ Leibeigener, im lateinischen bedeutet "laborare" gleichzeitig auch leiden und "travail"/ "trabajo" leiten sich vom lateinischen Wort für Joch ab.
Auch bei den antiken Philosophen stand die Arbeit nicht besonders hoch im Kurs und wer vom Verkauf seiner Arbeitskraft leben musste,galt im alten
Athen als Unfreier und nicht als Bürger.
Während frühere Gesellschaften die Arbeit also klar als Übel erkannt hatten, definiert die ach so fortschrittliche bürgerliche Gesellschaft hierdurch die menschliche Würde, d.h. durch Auferlegen von Leiden und Mühsal, durch Abhängigkeit und den perversen Zwang sich zu verkaufen - was für eine komplett verdrehte Denkweise.

"Hauptsache Arbeit" - das perfekte Motto für eine Menschheit, die lebendig begraben ist

Surak 2. Oktober 2010 um 01:23  

"[...]ich halte christ. rach für einen sozialen mann. er hat schon vielen wirtshäusern aus der scheiße gehiolfen. er hat viele arbeitsplätze gerettet. das ist was zählt[...]"

Das Problem ist nur, dass wir hier von einem gesättigten Markt sprechen, d.h. selbst wenn Herr Rach den Gastronomen in seiner Sendung wirklich geholfen hätte, wäre das in diesem Nullsummenspiel nur zu Lasten von deren Konkurrenz gegangen. Anstatt des in der Sendung gezeigten Lokals geht nun eben ein anderes mitsamt der daranhängenden Existenzen still und leise unter.
Unter dem Strich hat Herr Rach also überhaupt nichts gerettet.

Anonym 2. Oktober 2010 um 10:07  

"[...]Während frühere Gesellschaften die Arbeit also klar als Übel erkannt hatten, definiert die ach so fortschrittliche bürgerliche Gesellschaft hierdurch die menschliche Würde, d.h. durch Auferlegen von Leiden und Mühsal, durch Abhängigkeit und den perversen Zwang sich zu verkaufen - was für eine komplett verdrehte Denkweise[...]"

@Surak

Irgendwo las ich vor Jahren mal etwas über die "Sklavenmoral". Du hast es perfekt erkannt: Arbeit war auch bei den alten Germanen, den Vorfahren der Deutschen, wenn man so will, eine Sklaventätigkeit.

Die Sklaven übrigens verteidigten ihren Status sogar noch, weil die nie etwas anderes kennengelernt haben als die Sklaverei - "Sklavenmoral" eben.

Spartacus, und andere Sklavenaufstände, waren da krasse Ausnahmen: Die Mehrzahl der Sklaven fanden sich mit ihrer "freiwilligen Knechtschaft" (Zitat: Étienne de La Bóetie, ein franz. Aufklärer (1530 - 1563) sogar noch ab - siehe oben.

Die Doppelmoral bei der Sklavenbefreiuung sollte man auch noch erwähnen, während man in Europa 1789 Sklaverei abschaffte, verteidigte man diese in den franz. Kolonien - mit tatkräftiger Unterstützung "treuer" Leibeigener.

Pervers, aber leider war dem so, und ich vermute einmal stark, dass genau diese "Slavenmoral" bis heute nachwirkt, wenn es um Proteste gegen Sozialabbau geht.

So mancher Mit-Leibeigener (Arbeitnehmer, kleine Selbständige, Arbeitslose etc. usf.) verteidigt hier seinen Sklavereistatus noch - anstatt für Solidarität mit den Unterdrückten zu sein.

"Sklavenmoral" eben, wie man auch an Beispielen hier im Forum nachlesen kann.

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

Anonym 2. Oktober 2010 um 10:15  

Ergänzung:

Übrigens, ich habe Maischberger leider teilweise auch gesehen, und Herr Rach war nicht das einzige Negativbeispiel, der Typ von der INSM, und der FDP-Heini, fielen sogar Maischberger krass auf - wenn ich die gewesen wäre hätte ich beide aus der Sendung geworfen.

Für mich ist der Skandal gewesen, als der FDP-Heini meinte, auf das Beispiel der alleinerziehenden Mutter bezogen, die in der Talkrunde mitsaß, und unter Tränen mitansehen mußte wie sich ihre Töchter für den Tafel-Besuch geschämt haben, worauf Maischberger die trösten mußte, dass diese Frau ja ein Einzelfall wäre, der positiv wäre, es gäbe auch Negativbeispiele von Frauen, die - so wortlich dieses Reptil der FDP - "ihre Beine breit machen, um Stütze zu kassieren".

Da waren alle baff, denn so eine Niedertracht hatte wohl keiner in der Runde erwartet.

Ich weiß nicht, wie es weiterging, weil ich den Fernseher ausgeschaltet habe, aber ich weiß nun wie ich die Sozialrassisten der FDP ansehen muß - DAS sind keine Menschen mehr, ES sind gefühllose Wesen, die irgendwo aus einem stinkenden Besserverdiener-Sumpf gekrochen sind, und die nun meinen ihre Stammtisch-Vorurteile (="Mütter, die ihre Beine vorher breit gemacht haben, um hinterher Stütze für die Kinder zu beziehen") unter's Volk zu bringen.

Die FDP, und deren Clientel, sind einfach nur noch ekelhaft, und ich würde mich nicht wundern, wenn die in einem evtl. Bürgerkrieg in Deutschland mal blaue Bohnen zwischen die Rippen bekommen würden.

Jede Diskussion mit der FDP halte ich übrigens, seit dieser Maischberger-Sendung, für nutzlos, bei denen helfen nur noch Taten, keine Worte mehr.

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

dootschi 2. Oktober 2010 um 10:18  

Hallo Roberto,

danke, für den Bericht. Ich seh mir die MSM nicht mehr an und kann (will) mir die Namen von Stars, Sternchen, Politikern und Moderatoren nicht mehr merken.
Was mir auffällt an diesen Diskussionen zu Mindestlohn und HarzIV:
Da diskutieren Menschen (vielleicht) über andere Menschen und legen fest was für die anderen lebenswert ist. Das ist doch ein Witz.
Ich diskutiere doch nicht mit einem Psychologen über Alkoholismus.
Der ist Theoretiker - ich bin Profi. Ich diskutiere doch nicht mit meinem Hausarzt über Angina Pectoris. Er weiss es aus Büchern - ich muss damit leben und arbeiten.
Warum also dürfen gut bezahlte Fuzzis entscheiden was einem Menschen zum Leben zusteht? Das gilt überall auf der Welt.
Meine Frage an Euch:
"WANN ist es (wieder) soweit, dass diese Ratten, entscheiden welches Leben finanziert wird und welches nicht Lebenswert ist?"
Wenn ich (statistisch und amtlich bewiesen) zu den nicht mehr "lebenswerten" gehöre - ich nehme ein paar von diesen Entscheidern mit. MEINE SCHUHE PUTZEN IM HIMMEL - die Hölle ist ja dann hier.

Gruß aus Baden

landbewohner 2. Oktober 2010 um 12:47  

grundsätzlich: in einer politischen talk runde erwarte ich nicht einen würstchenbrater der gehobenen art als fachmann für gesellschaftspolitische probleme zufinden. eine putzfrau als expertin für die technische problematik von netzsperren würde frau maischberger doch wohl kaum präsentieren.
und zum arbeits"gesülze": die krausen gedanken von rach, v d leyen, neocons, nazis zu ende gedacht hiesse ja wohl: arbeit muss sein, lohn schadet nur.
das behauptete übrigens schon luther.
und da die evangelen immer noch existieren, können also die marktradikalen fröhlich in richtung 0-e entlohnung weitermachen.

Anonym 2. Oktober 2010 um 14:21  

"ich halte christ. rach für einen sozialen mann. er hat schon vielen wirtshäusern aus der scheiße gehiolfen. er hat viele arbeitsplätze gerettet. das ist was zählt"

Hahahahaha. Wie alt bist du? 6? Du glaubst wohl allen "Coaching"-"Training""Blockwartshows"etc -Shows und auch noch an die "Doku-Soaps". Geistig bist du vollkommen verarmt oder gehirngewaschen. Also nochmal, ganz speziell, für dich erläutert. Bei diesen Shows handelt es sich um GESTELLTE GESCHICHTEN, um SCRIPTED REALITY. Meistens mit Laiendarstellern die Laiendarsteller spielen, in den eher seltenen Fällen wird mit solchen Sendungen Werbung für diese Geschäfte mit echtem Personal gemacht. Das nennt man in diesen Fällen PR. Mir platzt immerwieder der Kragen, wenn ich solche realitätsverblendeten Naivlinge die Foren mit ihrem Gedankenmüll zukleistern.
Zoran

Anonym 2. Oktober 2010 um 16:55  

"[...]das behauptete übrigens schon luther[...]"

@landbewohner

...das behauptete schon ist kein Argument, irgendwie denke ich da an - bitte nicht persönlich nehmen - alte Tattergreise/-innen.

Hast du denen einmal zugehört?

"Das war damals schon so....
...und überhaupt es war schon immer so....
....etc. usf.

Irgendwie lachhaft die Argumente mit dem "es war schon immer so..." ;-) *grins*

Übrigens, wenn die Feudalherren anno 1789 auf die älteren Bauern gehört hätten, dann hätte es nie eine Große Französische Revolution gegeben....die meinte auch damals, dass war schon immer so :-) *grins*

Übrigens, ich hab deine Satire schon verstanden, und dies ist eigentlich nur ein Hinweis darauf, dass Argumente wie "das...behauptete übrigens schon...." ebent keine Argumente sind, und noch nie waren. Nicht einmal als Totschlag-Argumente dienen diese.....

Sorry, meine bescheidene Meinung zu dem "das...behauptete....".

Gruß
Bernie

Anonym 2. Oktober 2010 um 16:57  

Noch was zu Luther, der war so antisemitisch, dass sogar bei den Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozessen Nazi-Verbrecher sich - als Verharmlosung ihrer bestalischen Taten - auf Martin Luther beriefen, neben dem "ich hab doch nur Befehle ausgeführt".....

landbewohner 2. Oktober 2010 um 19:29  

bernie
tut mir leid, aber irgendwie hast du mich wirklich nicht verstanden.
"das behauptete .." relativiert doch keineswegs das schwachsinnige gestammel eines rach oder unserer "eliten".
was damals übelst war, ist heute genauso übel - nur viel dümmer und gefährlicher - meine ich. im klartext und isngesamt: ich sehe schwarz!!
nix für ungut.

Anonym 2. Oktober 2010 um 20:27  

Das Mahl ist topp,
die Würde ein Flop - gerade im Gaststättenbereich, wo Ausbeutung und Selbstausbeutung zur Tagesordnung gehört.

Erinnert sei auch an die Küchenhilfe in einem Krankenhaus, der wegen einiger 'geklauter' Brötchen die Existenz vernichtet wurde.

Rach mag mit der monierten Aussage den landläufig unreflektierten Zeitgeist verkörpern, Gauck und Lindner (@Kommentatoren) machen es sich im neoliberalen Ungeist bequem.
kaha

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