Die eine, die besonders unbeliebte Säule des Islam
Freitag, 29. Oktober 2010
Von Medina aus nahm der Islam im Schnelldurchlauf unglaubliche Weiten in Besitz. Nur hundert Jahre nach Mohammads Tod standen der Maghrib und der Maschriq, das ehemalige Persische Reich (bis hin an die Grenzen Indiens) und die Iberische Halbinsel unter islamischer Obhut. In für die damalige Zeit ungeahnter Geschwindigkeit verbreitete sich der Islam über die Welt: hier ist bereits der Ursprung des später immer wiederkehrenden Furors vor islamischer Expansion zu erahnen. Ein historischer Lehrsatz ist, dass der Islam diese Ausweitung mit dem Schwert betrieben hat. Nun wuchern Weltreiche, zudem jene, die auf agrarischen Grundfesten türmen, nicht mittels guter Worte und fintenreicher Überredungskunst; aber nur durch Gewalt alleine können sie gleichwohl nicht gedeihen. Der Islam bot mehr als kühne Besatzerpolitik, er wurde den Menschen jener Regionen nicht nur durch brandige Wunden gebracht; er muß auch Attraktivität besessen haben, die eine solche eilige Expansion förderte.
Die eine Säule des Islam
Theologische Mutmaßungen galten im frühen Islam als zann, als blasierte Extravaganz. Aufgabe des Muslims war es nicht, sich in Spekulationen zu ergehen - die Arabesken in Moscheen sind die Folge davon, sich kein Bild von Allah zu machen -, seine Pflicht war die Errichtung der umma, der Gemeinschaft, die auf Nächstenliebe und Umverteilung der Güter gegründet sein soll. Jeder Muslim hatte von seinem Einkommen den zakat abzuführen, eine verpflichtende Abgabe an Bedürftige. Das was wir heute als soziale Gerechtigkeit bezeichnen würden, war bereits zu Mohammads Zeiten die eine, vielleicht die wesentlichste Säule des Islam - und damit die attraktive Seite jener neuen Religion.
Der Islam sah die Schau des einen Gottes stets in der Historie; im Diesseits offenbare sich Allah, wenn die Menschen in Harmonie miteinander lebten. Das Wort islam, so berichtet die Religionswissenschaftlerin Karen Armstrong, sei von seiner Wurzel mit salam, dem Frieden verwandt. Er stellte damals einen Affront gegen das herrschende Clansystem der Araber dar, in dem Gewalt und Ausbeutung anderer Menschen zum alltäglichen Ton gehörte. Der Islam sollte damit brechen und musste daher soziale Attribute in sich einen.
Elementar für das Wesen des Islam war der Gedanke, auch Frauen zu emanzipieren. Der Koran regelte, noch bevor das mittelalterliche Europa davon auch nur zu träumen wagte, das Erb- und Scheidungsrecht für Frauen. Bräuche, wie die Frauen zu verschleiern oder sie im Hause wegzusperren, lassen sich nicht auf den Koran zurückführen. Der noch junge Islam orientierte sich in seinen ersten Jahrzehnten besonders an Byzanz, am ostchristlichen Konstantinopel, in dem die Vermummung und der Wegschluss der Frau Usus war; daher rührt wohl auch die Frauenfeindschaft der römischen Kirche. Der ursprüngliche Islam kannte diese Frauenfeindlichkeit nicht; sie ist eines der christlichen Erbe, die die muslimische Welt fast schon synkretistisch in sich aufnahm.
Moslem ist...
Eine rundum totalitäre Gesinnung hätte niemals ein Terrain von diesem Ausmaß unter seine Ägide gebracht. Der Islam galt schnell als attraktiv, weil er auch Nicht-Muslimen ein Mindestmaß an sozialer Gerechtigkeit und damit sozialen Frieden zusicherte; weil er zudem niemanden seine Ideologie aufzwang. Christen und Juden, ebenso wie Zoroastrier, Sabier und später Hindus, konnten somit unter Schutz der moslemischen Herrn ihrem Glauben treu bleiben. Übertritte zum Islam waren nicht erforderlich - als der Islam machtpolitisch missbraucht wurde, galt dies freilich auch für nicht notwendig, weil sich die Kalifen der Geldquelle der Schutzsteuer nicht entledigen wollten. Dass der Islam überhaupt je machtpolitisch institutionalisiert wurde, galt vielen Muslimen als eindeutiger Beweis, um die Kalifen als unislamisch zu entlarven.
Für jene frühen Moslems war nicht die Konfession ausschlaggebend, sondern ein Leben nach Gebot der fünf Säulen. Wie das Judentum auch, war der Islam stets eine Religion, die von ihren Anhängern eine bestimmte Lebensweise verlangte - beharrliche Versicherung oder das Psalmodieren bestimmter Glaubenssätze war zweitrangig. Der Islam ist mehr Orthopraxie als Orthodoxie. Wer sich an die arkān, an die (fünf) Säulen des Islam hielt, der war wirklicher Muslim - egal, was genau er auch glaubte. Spitzfindigkeiten zu theologischen Fragen galten verächtlich, wie schon erwähnt, als zann. Ein wahrer Muslim ergab sich dem zann nicht, war Praktiker, nicht Theoretiker. Er lebte nach den fünf Säulen: er sprach die schahada, das komprimierte Glaubenskenntnis ("Es gibt keinen Gott außer dem einen Gott, und Mohammad ist sein Prophet."), betete fünfmal täglich (salat), fastete im Ramadan (saum), pilgerte einmal im Leben nach Mekka (haddsch) und leistete den zakat, die Almosensteuer.
Es ist bezeichnend, dass die Rebellionen gegen die umaijadischen Kalifen von dem Leitgedanken getragen wurden, diese hohen Herren würden den Islam daher verraten und verfremdet haben, weil sie in Luxus schwelgen, während sie der sozialen Gerechtigkeit keine Bedeutung beimaßen. Wer aber die Fürsorge verrät, wer in weichen Kissenbergen hockte, während es in der umma Leid und Elend gibt, der hat Mohammads Weg und den Islam verraten.
Die eine Säule und islamische Beißreflexe
Im Laufe vieler Jahrhunderte hat sich der Islam verändert. Er wurde ritualisiert und verlor seine relative Unverbindlichkeit - das ist der Weg aller Religion. Der aus der westlichen Welt stammende Nationalismus, unter den nun die umma gesplittert wurde, reicherte die oft starre Religionsauslegung um ein weiteres einzuhaltendes Bekenntnis an - Muslime waren jetzt Ägypter, Iraker oder Afghanen; hatten nun plötzlich eine zweite geistige Heimat. Es entwickelten sich Beißreflexe wie beispielsweise der Wahhabismus, der eine fundamentale Auslegung des Koran, den er sola sciptura las, gegen die osmanische Fremdherrschaft ins Felde führte - oder später, und somit für uns aktuell, die Taliban, die einer fundamentalistischen Islamdefinition frönen und den Koran so deuten, wie es ihnen genehm erscheint. Es wird schwierig sein, dort Anzeichen für soziale Gerechtigkeit zu finden; im blinden Eifer verrät manche Religion, manche Ideologie ihre einst heiligsten Werte.
Natürlich ist die gesamte heutige islamische Gesellschaft, die fernab radikaler Auslegungen lebt, nicht als Hort sozialer Gerechtigkeit, als Eiapopeia vom Himmel zu betrachten - zu viel liegt im Argen, zu viel ist wenig vorbildlich. Es gab keine philosophische Aufklärung im westlichen, d.h. im bürgerlichen Sinne des Wortes - daher keine Säkularisierung; daher aber auch der Mangel an Individualismus. Der heutige Muslim mag nicht die Fleischwerdung der sozialen Gerechtigkeit sein; aber dass er nur ein Bestandteil einer ganzen Gesellschaft ist, dass er Verantwortung hat für seine Nächsten und sich Egoismen tunlichst verkneifen sollte, das ist ihm immanent. Dass sich manche islamische Gesellschaft gegen die "westlichen Segnungen" wehrt, hängt viel mit dem Sachverhalt zusammen, dass man eine ausufernde Individualisierung befürchtet, die nicht nur den Islam untergräbt, sondern auch den inneren Zusammenhalt der islamischen Gesellschaft - das was fragmentarisch davon noch übrig ist.
Nicht assimilierbar
Hier lebende Moslems seien nicht assimilierbar, weiß die Öffentlichkeit in schöner Regelmäßigkeit; dass man jedoch anstrebt, die gesamte umma möge sich doch bitte assimilieren, nämlich in den Kadaver des Welthandels einfügen, darüber schweigt man sich mondän aus. Der Hort der Freiheit und Demokratie drangsaliert freie Völker nicht - nicht offiziell jedenfalls. Das dar al-islam ist tatsächlich nur beschwerlich ins freihändlerische Kollektiv assimilierbar, weil es ihm an bürgerlicher Revolution mangelte, weil die daher rührende Individualisierung fehlt, weil der letzte Mut abgeht, sämtliches solidarisches Denken aufzugeben - und weil daher ein immer noch eingepflanzter Hang zu sozialem Ausgleich und gegenseitiger Hilfe, zu Kooperation und Zusammenhalt in der muslimischen Welt vorzufinden ist; ein für die westliche Welt veralteter und hemmender Impuls, der auf eigenem Terrain immer dann für Furore sorgt, wenn beispielsweise in Europa wieder einmal über moslemische Parallelgesellschaften hergezogen wird. Dass es nicht die Freude an Parallelisierung ist, die viele Muslime in Moscheen mit anliegendem Kulturzentrum treibt, kann man erst verstehen, wenn man weiß, dass das soziale Miteinander ein Anliegen des Islams war und sicher noch immer, wenn auch weniger ausgeprägt als in anderen Epochen, ist.
Der Bremsklotz ist, dass sich die islamische Hemisphäre relativ schwer freiwirtschaftlich erfassen läßt. Diese eine Säule des Islam, sie ist auch für liberale Muslime nicht einfach abzustreifen; sie ist Element des Glaubens und folglich ein elementarer Wesenszug für Menschen, die islamisch durch ihr Leben gehen wollen. Ein Element, das nicht sprituell ist, sondern im Diesseits angeordnet - der Islam war stets diesseitiger als das Christentum; der jenseitige Köder, den man für Selbstmordattentäter auslegt, entspricht dem islamischen Verständnis eigentlich überhaupt nicht. Diesseitigkeit ist jedoch der Graus multinationaler Konzerne und ihrer Staaten; mit spirituellen und unwirklichen Glaubensinhalten können sie leben, mit diesseitigen Ansprüchen allerdings nicht.
Die eine Säule des Westens
Der moderne Islam, der auch in liberaleren Kreisen oft skeptisch nach Westen blickt, hat nichts gegen das Christentum; als Offenbarungsreligion hat der Muslim es umfänglich zu respektieren und zu schützen. Was irritiert ist das Ablegen prinzipieller und grundsätzlicher Ideale, das die westliche Welt in unheiliger Perfektion betreibt. Sicher nimmt man einen modernen Westen wahr; einen, der materiellen Fortschritt bewirkt hat, Krankheiten effektiver heilt und (noch) ein Sozialwesen besitzt. Man erkennt aber auch die oft seelenlose Haltung der Westler, man weiß, dass viele Menschen in der westlichen Welt unzufrieden sind, vereinsamen, nur über Karriere zu Ansehen gelangen - Mensch zu sein reicht dem Westen oft nicht aus: der Mensch muß es wert sein respektiert zu werden, der Mensch muß Wert haben. Es geht dem Westen Demut vor dem Leben ab; er tötet beispielsweise am Fließband Tiere, ohne einen Funken Ehrerbietung vor deren ausgehauchter Existenz - es fehlt Respekt und Ehrfurcht vor den Nächsten, auch wenn die demokratischen Grundordnungen der westlichen Nationen viel darüber in dicken Schwarten gedruckt haben. Es fehlt soziales Miteinander, soziale Gerechtigkeit, sozialer Kontakt. Der Islam sieht dies und ängstigt sich; man fürchtet die Preisgabe ureigener Ideale; fundamentalistische Auswüchse sind leider der radikale Versuch, diese Ängste zu tilgen.
Der Kampf der Kulturen, der sich einerseits in Kriegseinsätzen äußert, andererseits in innenpolitischen Anti-Islam-Stimmungen, ist als eine Art Reflex des Materiellen, mit dem Basis-Überbau-Schema zu erfassen. Man stülpt der Abneigung und Skepsis des Islam eine religiöse und damit rückständige Maske über, erklärt die Selbstbestimmtheit der islamischen Welt, eigene Werte erhalten zu wollen, zu einem Frevel am Fortschritt - so bekommt der Diskurs einen Anstrich, der polarisiert und aufwiegelt, der den Muslim an sich diabolisiert.
Es wäre vermessen, in der fehlenden Unterwürfigkeit des dar al-islam das einzige Motiv für westliche Interventionen und Hass zu wittern - ganz von der Hand weisen läßt sich diese These jedoch nicht. Man kritisiert die saudischen Wahhabiten beispielsweise kaum, obwohl sie Eiferer sind wie die Taliban: aber die Wahhabiten machen mit dem Westen Geschäfte - das macht sie umgänglich; für Muslime sind die saudischen Herren allerdings vom Islam weit entfernt. Um rückständige Religion, die der Islam generell sein soll, geht es nicht; es geht um rückständige Verhaltensmuster, um Zusammengehörigkeit, sozialeres Verhalten als in den Industrienationen, um Bereitschaft zum zakat. Das schwindende Primat des Westens, die fehlende Bereitwilligkeit des Ostens, westliche Werte und Errungenschaften kritiklos anzunehmen - wie es noch vor einem halben Jahrhundert teilweise der Fall war! - ist freilich nur eine Säule der westlichen Aversion gegenüber dem Islam. Es ist die Säule, die die eine störende Säule des Islam beseitigen wollte, wenn sie nur könnte.
13 Kommentare:
Du hast meine Gedanken in gewohnt ausdruckstarker Manier zu Papier gebracht. Denn der wahre Feind der NeoCons ist niemals ein Glaube, eine politische Ausrichtung oder ein Individuum sondern immer das soziale Miteineinander von Menschen. Letzlich, im Kern, intakte Familien. Das sind aber selten gute Konsumenten. Nur der innerlich ausgebrannte Zombie sucht seine Ersatzbefriedigung im Konsumrausch. Also nach Wikipedia etwa 1,5 Milliarden Menschen die sich dem Konsumrausch und somit der Umverteilung von unten nach oben widersetzen.
Der ideale Feind für den ewigen Krieg.
Ich bin meistens nur noch traurig.
Gruß, Bernd
Genau, deshalb ist auch nur der Scheich auch wirklich reich...
@ anonym
Wer genau das verstehen will, der versteht auch genau das. Nur: genau das, habe ich nicht beschrieben...
Vor nur ein paar hundert Jahren war die christliche Kirche ebenso 'rückständig' wie der Islam. Es galt ein strenges Zinsverbot und es gab - neben dem Sonntag - viele Feiertage, an denen nicht gearbeitet werden durfte - für die heutige Kapital- und Verwertungsgesellschaft Teufelswerk. Erst der Calvinismus und seine Ausprägungen in der neuen Welt haben aus dem Christentum eine 'moderne' Religion für das freie Bürgertum gemacht. Inzwischen kann man dort für fast jede Berufsgruppe die passende protestantische Auslegung (einschließlich Hassprediger) finden. Der gemeinsame Überbau ist das unerschütterliche Bewußtsein, sich in Gottes eigenem Land zu befinden. Bei soviel religiös geprägter Arroganz wundert es nicht, dass die anderen 'großen monotheistischen Religionen' sich geradezu gezwungen sehen, selbst den Gottesstaat auszurufen...
Der Artikel scheint mir gut recherchiert zu sein. Erfrischend auch, dass er sich gegen jene allgemeine Tendenz der Geschichtslosigkeit wendet, die im Mainstream vorherrscht. Ein fast "transzendentes Erlebnis", ihn zu lesen.
Fundamentalisten fallen nicht vom Himmel.
es gibt doch noch vernunft in diesem land. hätte ich bald nicht mehr geglaubt.
Roberto J. De Lapuente 29. Oktober 2010 08:58
Wer genau das verstehen will, der versteht auch genau das. Nur: genau das, habe ich nicht beschrieben...
Und genau das, dachte ich, als ich den Kommentar von Anonym (wer anders) las, spontan auch.
Lieber Herr De Lapuente
Sehr schön ausgearbeitet, gleich mit historischem Hintergrund. Wir selbst sind unser Problem, davon gehe ich aus.
Und, dass unsere Frauen einen vollumfänglich gleichwertigen Emanzipationsstatus haben, halte ich für ein Gerücht. Bloß, weil Sie kein Kopftuch trägt und Ausgang bekommt, erhält sie noch keine Anerkennung.
Deswegen halte ich den nicht näher hier erläuterten, m.E. beschrittenen Weg von einem Patriarchat zu einem Matriarchat, welches bei beidem letztendlich die Entzweiung einer Einheit als Ergebnis trägt, für nicht zielführend. Zumindest, wenn man das Soziale erhalten möchte. Und wir sind uns sicherlich einig, es sieht eher so aus, als möchte man das nicht. Und wer möchte sich im Nichts integrieren?
Heutzutage macht Frau alles, was sie eigentlich schon immer gemacht hat. Je nach Jahrhundert, mehr oder wenigers. Zusätzlich hat sie sich selbst und ihren Nachwuchs finanziell zu tragen (also auch selbst zu jagen mit Nachwuchs), den Löwenmann zu füttern, den Mehraufwand an Leistung zu schultern sowie - je mehr desto besser - die Haushaltskasse aufzubessern, die dazugehörige Logistik bedient sie nebenbei. Fühlt sich der Löwenmann einer gewissen Beteiligung nicht gewachsen, trollt er sich.
So betrachtet, man eine exorbitant hohe Decktaxe zahlt, die Brut der Ökonomie ausliefert. Da wundert wenig, der Geburtenrückgang. Die Natur ist darauf ausgelegt, für die Reproduktion nicht zu viele Ressourcen zu verschwenden. Was wir uns leisten ist jedoch enorm "verbrauchsintensiv".
Nur darüber erhält sie ihren vollen gesellschaftlichen Status. Ein solcher, der eine Form der Anerkennung bietet, der Löwin gleich. Frau erhält nicht die volle Punktzahl, macht sie es dem Löwen gleich und verzichtet auf die ihr von Natur geschenkte Gabe zur Erschaffung der kleinsten Einheit eines Sozialverbandes. Letztlich zur Erhaltung der Art. „Zu materialistisch eingestellt“, diese Frau, wird man bewerten. Braucht sie gar Unterstützung, werden gleiche alle Punkte gestrichen.
Welcher Status dem Löwen in der freien Natur beschert wird ... jederzeit austauschbar. Mag er den Austausch überleben, seine Existenz ist hinlänglich bedroht. Diese Gefahr besteht in unserer Gesellschaft eindeutig, wenn sie auch weiterführend als Bedrohung der Art empfunden werden kann. Und es ist nicht das für den Menschen vorgesehene und in ihm verankerte soziale Modell.
Und so schaut die menschliche Löwin in die freie Savanne und denkt, "och, was bin ich doch frei", während sie zwischen der Jagd, dem Nachwuchs und dem Löwen hin und her hetzt.
Eigentlich jedoch, und das ist jenes, was ich aus Ihrem Beitrag herauslesen kann, haben wir uns einfach der sozialen Bindungen entledigt um Beute - überwiegend für andere - zu machen, die man nicht essen kann.
Und wie schön in Ihrem Artikel herausgearbeitet, nicht erstrebenswert, für andere Gesellschaftsformen und sei es, dass sie auf Glauben basieren. Wobei dies m.E. eher umgekehrt zu betrachten ist, die Gesellschaftsform formt den Glauben, quasi ein nachgelagertes Regelwerk.
Ganz davon abgesehen, so richtig erstrebenswert finden viele von uns die ökonomisierte Seelenlosigkeit auch nicht.
Mal was anderes, am Rande gefragt: wieso posten eigentliche so viele Leute ihre Meinung nur anonym?
Muss man sich verstecken, um das zu sagen, was man denkt?
Auch mir erscheint der Islam als krasser Gegenentwurf zur westlich-kaufmännischen Doktrin. Der Artikel deckt die historische Linie islamischer Gesellschaften sehr schön auf. Ein Jammer nur, dass die islamische Welt sich in ihrer Auseinandersetzung mit dem westlichen Kolonialismus derart zerrieben und korrumpiert hat, dass sie heute, weitgehend degeneriert und in unzählige Feudalstaaten und fanatische Gruppen und Grüppchen zersplittert, nur noch durch einen zerstörerischen Hass auf alles Westliche eine gemeinsame Identität findet. In den Händen solcher Weltverbesserer ist unsere Zukunft wohl genau so schlecht gestellt wie bei den Interessen des internationalen Kapitals.
Ich poste hier auch Anonym, weil ich keine Lust habe meine Daten in den verschiedensten Internet-"Betrieben" offenzulegen. Deshalb bin ich auch kein Mitglied in "facebook" etc. Auch meine Ausgaben tätige ich zu neunzig Prozent mit Bargeld, das "anonym" kann also verschiedene Gründe haben. Aber wenn ich hier poste zeichne ich mit
Klaus H.
um als Teilnehmer ansprechbar zu sein. Viel zu viele meiner Daten sind trotz allem im Netzt verfügbar.
@Anonym 31. Oktober 2010 15:26
Ich poste hier auch Anonym, weil ich keine Lust habe meine Daten in den verschiedensten Internet-"Betrieben" offenzulegen. Deshalb bin ich auch kein Mitglied in "facebook" etc.
dito ...
@Anoynym 1 + 2
Scheint mir ein plausibles Argument zu sein. Aus genau dem Grund treibe ich mich auch nicht auf Seiten wie Facebook oder Orkut oder Myspace herum.
Ich beschränke mich auf mein Blog und - mit leichten Bedenken - auf Twitter, dem vielleicht naiv anmutenden Gedanken nachgebend, dass zu einer Meinung zuweilen auch ein "Gesicht" gehören sollte.
Wie dem auch sei, ich kann Eure Einstellung sehr gut nachvollziehen.
Die Natur ist darauf ausgelegt, für die Reproduktion nicht zu viele Ressourcen zu verschwenden. Was wir uns leisten ist jedoch enorm "verbrauchsintensiv".
Was für ein bitterer Blödsinn.
Die Rückübertragung von wirtschaftlichem Denken in die Natur.
Natur ist nie sparsam. Sie ist großzügig, geradezu verschwenderisch.
Der tägliche Unsinn vom Evolutionistenidiotentum
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