Diekmann und die Brandstifter
Freitag, 8. Februar 2008
"Das rufen wir auch den Politikern in unseren Ländern zu: Arbeitet verantwortungsvoll, stärkt das Vertrauen der Menschen, schürt kein Misstrauen!" - In dieser Weise beendet heute BILD-Chefredakteur Diekmann einen Kommentar, der gleichzeitig in der BILD-Zeitung und in der türkischen Tageszeitung Hürriyet erscheint. Wieder einmal tritt die BILD - in persona Diekmann - als Anwalt der Gerechtigkeit auf, möchte die Rolle kollektiver Vernunft spielen.
Dabei verschweigt er, daß es ausgerechnet die BILD-Zeitung war, die Kochs weltanschaulich-rassistischen Wahlkampf lautstark unterstützte. Täglich berichtete man von der angeblich steigenden Ausländerkriminalität, die unsere Gesellschaft vor schwere Prüfungen stelle. Weil es "immer mehr Ausländer gibt, die bei uns nichts zu suchen haben", schien Kochs Rigorosität unterstützenswert. Vernunft: Fehlanzeige; ein Blick in entkräftende Kriminalstatistiken: Fehlanzeige; Anhören von kritischen Stimmen, die das Anwachsen der Ausländerkriminalität als Unsinn abtaten: Fehlanzeige. Man war so überhaupt nicht Anwalt der ratio in jenen Tagen.
Jetzt aber, da die Gefahr droht, mit einem möglichen rassistisch begründeten Brandanschlag in Ludwigshafen, das Ansehen Deutschlands und der Deutschen zu gefährden, da findet man zurück zu versöhnlicheren Tönen. Ruhe bewahren heißt hier der Leitspruch. Nur ja kein Mißtrauen schüren. Während man von anwachsenden kriminellen Ausländerhorden berichtete, sind die Brandstifter - sofern es denn ein Anschlag war - nur als eine traurige Randerscheinung zu bewerten. Damit spricht man sicher die Wahrheit aus, aber nur, weil es dem eigenen nationalen Ansehen dienlich ist.
Dieses BILD-Prinzip ist keine neue Erscheinung. Man hetzte gegen Studenten und als Benno Ohnesorg erschossen wurde, tat man wie die Unschuld vom Lande; man schrieb 1968 vom "Ergreifen der Rädelsführer" und als man dann auf "den Rädelsführer" Rudi Dutschke schoss, hüllte man sich in Zurückhaltung und beschwichtigte munter die geistige Mittäterschaft. Auch in diesem Winter wurden Stimmen laut, man würde mit dieser Form rassistischer Kriminal"analyse" Ressentiments nähren. Mölln, Solingen und Rostock sollten, so wurde erhofft - und von mir in einem Beitrag vom 10. Januar ebenso behandelt - nicht mehr Wirklichkeit werden. Nun kann man aber nicht behaupten, der nationalistisch-rassistisch aufgewiegelte Mob wäre erneut Wirklichkeit geworden, denn nach wie vor bleibt im Trüben, ob es sich um einen Anschlag handelte, und wenn ja, ob er politisch motiviert war.
Als man Mißtrauen gegen ausländische Mitbürger schürte, da wollte man auf diejenigen, die maßvolle Zurückhaltung forderten, nicht hören. Nun aber erscheint es im Sinne der nationalen political correctness notwendig, Maßhaltung zu predigen. Immerhin - so darf man wenigstens dankbar zustimmen - seien die Deutschen kein Tätervolk; im BILD-Kosmos kommen Verbrecherhorden immer aus dem Ausland, deutsche Kriminalität ist immer nur "traurige Randerscheinung" und deutsche Wirtschaftskriminalität findet bei BILD gar nicht statt. Kein Mißtrauen also, damit am Ende nicht rauskommt, was nicht rauskommen darf: Das Koch und Konsorten und zudem die BILD-Zeitung die geistigen Väter neuen nationalen Anzündens waren und - sofern es das politische Klima wieder erlaubt -, so darf man annehmen, weiterhin sein werden. Das Tagesblatt des Spießbürgers zündelt gerne, aber wenn dann das Objekt des Zündelns in Rauch aufgeht, will man nichts mehr davon wissen und wechselt ins Lager des braven Feuerwehrmannes.
Dabei verschweigt er, daß es ausgerechnet die BILD-Zeitung war, die Kochs weltanschaulich-rassistischen Wahlkampf lautstark unterstützte. Täglich berichtete man von der angeblich steigenden Ausländerkriminalität, die unsere Gesellschaft vor schwere Prüfungen stelle. Weil es "immer mehr Ausländer gibt, die bei uns nichts zu suchen haben", schien Kochs Rigorosität unterstützenswert. Vernunft: Fehlanzeige; ein Blick in entkräftende Kriminalstatistiken: Fehlanzeige; Anhören von kritischen Stimmen, die das Anwachsen der Ausländerkriminalität als Unsinn abtaten: Fehlanzeige. Man war so überhaupt nicht Anwalt der ratio in jenen Tagen.
Jetzt aber, da die Gefahr droht, mit einem möglichen rassistisch begründeten Brandanschlag in Ludwigshafen, das Ansehen Deutschlands und der Deutschen zu gefährden, da findet man zurück zu versöhnlicheren Tönen. Ruhe bewahren heißt hier der Leitspruch. Nur ja kein Mißtrauen schüren. Während man von anwachsenden kriminellen Ausländerhorden berichtete, sind die Brandstifter - sofern es denn ein Anschlag war - nur als eine traurige Randerscheinung zu bewerten. Damit spricht man sicher die Wahrheit aus, aber nur, weil es dem eigenen nationalen Ansehen dienlich ist.
Dieses BILD-Prinzip ist keine neue Erscheinung. Man hetzte gegen Studenten und als Benno Ohnesorg erschossen wurde, tat man wie die Unschuld vom Lande; man schrieb 1968 vom "Ergreifen der Rädelsführer" und als man dann auf "den Rädelsführer" Rudi Dutschke schoss, hüllte man sich in Zurückhaltung und beschwichtigte munter die geistige Mittäterschaft. Auch in diesem Winter wurden Stimmen laut, man würde mit dieser Form rassistischer Kriminal"analyse" Ressentiments nähren. Mölln, Solingen und Rostock sollten, so wurde erhofft - und von mir in einem Beitrag vom 10. Januar ebenso behandelt - nicht mehr Wirklichkeit werden. Nun kann man aber nicht behaupten, der nationalistisch-rassistisch aufgewiegelte Mob wäre erneut Wirklichkeit geworden, denn nach wie vor bleibt im Trüben, ob es sich um einen Anschlag handelte, und wenn ja, ob er politisch motiviert war.
Als man Mißtrauen gegen ausländische Mitbürger schürte, da wollte man auf diejenigen, die maßvolle Zurückhaltung forderten, nicht hören. Nun aber erscheint es im Sinne der nationalen political correctness notwendig, Maßhaltung zu predigen. Immerhin - so darf man wenigstens dankbar zustimmen - seien die Deutschen kein Tätervolk; im BILD-Kosmos kommen Verbrecherhorden immer aus dem Ausland, deutsche Kriminalität ist immer nur "traurige Randerscheinung" und deutsche Wirtschaftskriminalität findet bei BILD gar nicht statt. Kein Mißtrauen also, damit am Ende nicht rauskommt, was nicht rauskommen darf: Das Koch und Konsorten und zudem die BILD-Zeitung die geistigen Väter neuen nationalen Anzündens waren und - sofern es das politische Klima wieder erlaubt -, so darf man annehmen, weiterhin sein werden. Das Tagesblatt des Spießbürgers zündelt gerne, aber wenn dann das Objekt des Zündelns in Rauch aufgeht, will man nichts mehr davon wissen und wechselt ins Lager des braven Feuerwehrmannes.
5 Kommentare:
Lieber Roberto,
beim Brand von Ludwigshafen (nicht Ludwigsburg) handelt es sich nicht um einen möglichen rassistisch motivierten Brandanschlag. Es ist hier die Frage ob es überhaupt ein gelegter Brand war. Wenn dies definitiv bewiesen werden sollte, dann kann man erst von einem möglichen rassistischen Anschlag reden!
Desweiteren verhielten sich bestimmte ethnische Gruppierungen unter aller Sau. Es ist eine absolute Frechheit, wenn Feuerwehrmänner verprügelt und bespuckt werden, obwohl sie ihr bestmöglichstes taten. Eine Integration muß von beiden Teilen gewollt und gefördert sein, wenn sie erfolgreich sein will. Einem Großteil der Einwanderer fehlt dieser Integrationswillen. Was die Deutschen wollen und empfinden ist hier Nebensache. Wurden die Deutschen doch überhaupt nicht erst gefragt, ob sie in einem Integrationsland sein wollen. Wie man onehin das deutsche Volk bei allen wichtigen politischen Veränderungen schlicht überging. Die einzigste Wahl die wir haben ist, welcher Sklavenhalter als nächstes die Peitsche schwingen soll.
Ich schreibe explizit von einen möglichen Brandanschlag. Wahr ist, daß man bis dato nichts Genaues weiß. Die Szenerie erinnert an die Nachwendezeit, in der Politiker hetzten und "besonders patriotische Hanswurste" Taten folgen ließen.
Integration halte ich für den Irrsinn einer Zeit, die Gleichschaltung auf die Fahnen schreibt. Man muß nicht integriert sein, um friedlich nebeneinander leben zu können. Integration innerhalb eines Nationalstaates bedeutet immer Anpassung an die Konventionen der namensgebenden Nation.
Ob Deutschland "Integrationsland" ist, bleibt dahingestellt. Im Herzen Europas liegend, hatte deutsches Gebiet immer eine internationale Lage. Alleine an der Zusammensetzung dessen, was wir heute "deutsches Volk" nennen, wird dies deutlich: "Die vier Hauptbestandteile des deutschen Volkes sind: die Überreste der vorindoeuropäischen Urbevölkerung, die Kelten, die Germanen und die Slawen. Dazu kommen als Nebenbestandteile die „Römer“, die Skandinavier, die Litauer und, seit der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts, die bis dahin praktisch abgeschlossen lebenden Juden." (Veit Valentin, "Geschichte der Deutschen")
Das vermeintliche Benehmen "bestimmter ethnischer Gruppierungen", wie es hier formuliert wurde, ist, sofern es sich so zutrug, sicherlich kritisierbar. Es aber als Motiv anzuführen, wenn auch nur latent und nicht in aller Deutlichkeit, eine Brandlegung sozusagen zu legitimeren, halte ich für bedenklich und dreist. Hier fühle ich mich an den unheilvollen Satz erinnert, wonach der Jude am Antisemitismus schuld sei.
Was "die Deutschen" wollen ist in dieser Frage tatsächlich Nebensache, denn ein Mitmensch ist so gut wie der andere. Wenn Menschen keinen "Zuzug" wollen, dann ist das nicht - nur weil es Volkes Willen ist - unterstützenswert. Der materielle Wille einer Bevölkerung ist durchaus zu erfüllen, der ideologische Volks-Blut-Hokuspokus aber nicht.
Die letzten Passagen erinnern mich an Horst Mahler und sein nebeliges Weltbild, in der von der Unterdrückung des deutschen Volkes gesprochen wird, gerade so, als unterdrückten die deutschen Unternehmen rund um den Globus niemanden.
Lieber Roberto,
ich habe in keinster Weise, auch nicht latent, eine Brandlegung befürwortet! Während und nach dem Brand, hatte die in dem Hause Lebenden das volle Mitleid und die Unterstützung der Bevölkerung. Kritische Stimmen wurden laut als Frau Lohse die anschließenden Karnevalsumzüge absagte. Man hätte diese Veranstaltungen nutzen können um Spenden für die Opfer zu sammeln. Das hätte den Opfern deutlich mehr gebracht als einen Haufen Bürger, die sich um ihre Feier betrogen fühlen und obendrein auch finanziellen Schaden erlitten. Der Umzug war in diesem Stadtteil auch schon vorrüber, von daher hätten sich die Opfer auch nicht der fröhlichen Masse aussetzen müssen. Die Emotionen kochten aber erst hoch als türkischstämmige Mitbürger anfingen Lügen über diesen Einsatz zu verbreiten. Die Opfer sahen sich selbst gezwungen ihre "Verteidiger" in die Schranken zu weisen - Wie Krank ist denn nun so etwas?
Ich bin weit davon entfernt die Deutschen zu glorifizieren, oder auch nur sympathisch zu finden, aber was sollen die Deutschen denn bitte tun?
Mahler ist in vielerlei Punkten zu kritisieren, aber was muß man sich bieten lassen und wann ist ein "Stop" gerechtfertigt? Bestimmte Bevölkerungsgruppen wissen genau wie sie die Nazi-Keule und das den Deutschen antrainierte schlechte Gewissen, ausnutzen können. Dies ist keine Frage der ethischen Herkunft, sondern schlicht eine Frage des gegenseitigen Respektes.
Ich möchte hier auch keine Volkskundediskussion starten, aber Kelten und Germanen wurden erst durch Julius Caesar als getrennt betrachtet. Die Germanen waren lediglich die bösen, welche dem römischen Imperialismus Widerstand leisteten und kein wirklich getrenntes Volk (sofern man in diesem Zeitraum überhaupt von Völkern sprechen kann). Wobei der "Gallische Krieg" ein reines Propagandawerk und auch dementsprechend zu betrachten ist, wie man mit einem Vergleich zu Tacitus "Germania" leicht sehen kann. Die Slaven waren der germanische Volksstamm der Wenden. Die "Slaven" entstanden lediglich, weil Christen nicht als Sklaven gehalten werden durften, Heiden aber schon. So wurde aus den heidnischen Wenden die Slaven. Dies ist auch leicht an den Überresten der slavischen Mythologie zu ersehen.
Was Deinen vorletzten Absatz anbelangt:
”Ich teile Ihre Meinung nicht, ich werde aber bis zu meinem letzten Atemzug dafür kämpfen, daß Sie Ihre Meinung frei äußern dürfen.” Voltaire.
Eine demokratische Regierung sollte den Willen des Volkes repräsentieren und nicht das Volk zwingen sich den (wirtschaftlichen) Vorstellungen der Regierenden entsprechend zu formen. Das die Realität anders aussieht, darüber braucht man nicht zu reden. Jede Ideologie die davon ausgeht man selbst habe Recht und alle anderen unrecht, wird in Totalitarismus enden.
Die deutschen Unternehmen unterdrücken sicherlich global, auch hierzulande. Jedes Volk daß diese Imperialisten, notfalls mit Gewalt, aus ihrem Land treibt, hat meine volle Unterstützung.
Der Mensch als williges Wirtschaftsinstrument wird von allen (und nicht nur deutschen) Großkonzernen längst herbeigesehnt und geschaffen.
Warum wird denn eine Multikulturelle (lies Unikulturelle) Gesellschaft von Staat und Medien pausenlos gefördert? Weil auf diese Weise am leichtesten jener gesichtslose Sklaven-/Konsumenten Mensch geschaffen wird. Kulutrelle Identitäten, seien sie nun deutsch, türkisch oder inuitisch, sind hier die größten Steine auf dem Weg zu jenem "Supermenschen". Das deutsche Volk wird unterdrückt, aber nicht durch irgendwelche Ausländer, sondern durch seine eigenen Wirtschaftsbosse. Ausländer sind hier lediglich das Werkzeug und notfalls ein guter Sandsack. In diesem Spiel werden alle Ethnien Betrogen! Die Deutschen haben hier lediglich den "Pluspunkt" daß sie "dank" Hitler schon willige Helfer in diesem Spiel sind. Der pavlovsche Deutsche ist zu perfekt auf die Nazi-Keule trainiert.
Nur zwei Dinge, die ich fernab des eigentlich Themas nicht unter den Tisch fallen lassen möchte.
Erstens: "De bello Gallico" ist im modernen Sinne des Wortes keine Propaganda. Selbstverherrlichungen und das Werten der Kelten/Gallier als Barbaren durchzog alle mediterranen Zivilisationen der Antike. Tacitus "Germania" eignet sich nicht, um Iulius Caesars "Propaganda" zu entkräften, denn Tacitus wollte sein Werk als Gesellschaftskritik verstanden wissen. In einem dekadenten Rom, in dem Laster und Unsitte Regel geworden war, soll der Barbar aus dem Norden den Kontrast darstellen. Der verwilderte Bürger der Zivilisation, gegen den zivilisierten Wilden. Generationen von Deutschnationalen beriefen sich auf Tacitus' Werk, denn - so sahen sie es - es spiegelt die wahre deutsche Mentalität wider. (Man baute sich ja Gedankengebäude, wonach die Germanen die Urdeutschen gewesen wären. Immerhin brauchte man dieses historische Fundament um den Nationalwahnsinn als roten Faden innerhalb der Geschichte darstellen zu können.)
Zweitens: Das Primat der Wahrheit führt, so führst Du aus, zum Totalitarismus. Dem kann ich nicht folgen, es sei denn, Du verwendest die Begrifflichkeit als Synonym zur Diktatur.
Ja, die "Germania" schriebt Tacitus u.a. als römische Gesellschaftskritik, was aber die geschichtlichen Gegebenheiten, die Tacitus beschrieb, nicht ändert. Dies ändert auch nichts daran, daß Caesars Beschreibung der Germanen schlichtweg falsch und durch nichts zu belegen ist.
Hitler, Stalin, Caesar, Franco, Moses, Tomás de Torquemada, und viele andere mehr behaupteten und behaupten im alleinigen Vollbesitz der "Wahrheit" zu sein und die ach so dumme Welt mit dieser Wahrheit retten zu müßen. Die Ignoranz, die diese Herren ihren Mitmenschen und deren Wünschen und "Wahrheiten" gegenüber an den Tag legten, führte zu jenen Massenschlachtungen durch die jene Herren in die Geschichte eingingen. Das Volk (egal welches) wird bei dieser Angelegenheit meist übergangen. "Die einzigste Wahl die wir haben ist, welcher Sklavenhalter als nächstes die Peitsche schwingen soll".
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