Von der afrikanischen Hochebene an den Rhein
Montag, 26. Januar 2015
oder Eine kurze Geschichte der Flucht.
Die Vandalen haben es gemacht. Die Ostgoten auch. Und die Mongolen viel später sowieso. Später rief ein neuer Kontinent »Gebt mir eure Müden, eure Armen, Eure geknechteten Massen!« und sie kamen. Aus England, Frankreich, Österreich und auch aus Deutschland. Die Situation in diesen Ländern war halt schlecht. Aber man braucht doch Arbeit, wenn man nicht verhungern will.
Arbeit und fruchtbare Böden. Das sind eben die Grundbedingungen, um überleben und vielleicht sogar ein klein wenig leben zu können. Die Böden gaben damals noch nicht so viel her in Europa. Die Düngerevolution steckte noch in den Kinderschuhen. Die hungrigen Mäuler wurden jedoch immer mehr. Also taten sie, was sie konnten und nahmen ihre Beine in die Hand und wurden wirtschaftsflüchtig. Letztlich war das nichts anderes. Und letztlich ist die Menschheitsgeschichte eine Aneinanderreihung von Wirtschaftsfluchten. Die einen lesen die Geschichte als Widerstreit von Klassen. Die anderen zogen sich auf Rassen zurück. Man könnte aber auch sagen, dass sie aus Wirtschaftsfluchten besteht. Und darauf sollte man im Hinblick auf das, was in vielen deutschen Straßen und Köpfen derzeit los ist, mal dezidiert hinweisen.
Die Vorfahren der Deutschen haben sich an Rhein, Donau und Elbe angesiedelt, weil sie dort besser leben konnten als dort, woher sie kamen. Das ist normal. Menschlich. Manche zogen weiter, weil es für sie nicht reichte. Zu allen Zeiten. Zuletzt hauten wieder viele Deutsche ins Ausland ab. Das reichte sogar für eine Sendung im Privatfernsehen. Dort nannte man die Leute, die von der wirtschaftlich schlechten Situation flüchteten, aber einfach nur »Auswanderer«. Das hört sich neutraler an. Ist ja auch ein bisschen was anderes.
Das ist doch nicht vergleichbar, wird mancher nun sagen. Die Deutschen, die heute ins Ausland gehen, kommen ja nur selten als Bittsteller. Sie flüchten ja nicht, sie gehen weg. Aber macht das so einen großen Unterschied? Ist das Prinzip nicht dasselbe? Man übernahm die Wirtschaft in Benidorm doch nur, weil sie in Castrop-Rauxel nicht lief. Ist das etwa keine Wirtschaftsflucht?
Wir sind alle Enkel und Kinder von Wirtschaftsflüchtlingen. Das ist unser Erbe. Der Antrieb, Gegenden zu verlassen, die das Auskommen nicht gewährleisten, ist keine kriminelle Handlung, so wie das diverse konservative Politiker oder die Abendlandser auf deutschen Straßen meinen. Es ist menschliche Normalität. Ein Urprinzip, wenn man so will. Aus der afrikanischen Hochebene eroberten wir Menschen die Welt. Zogen weiter und weiter. Wo die Erde mehr hergab, dort blieben wir. Bis die Natur ausgebeutet war. Bis die Menschen sich um Ressourcen bekriegten. Dann hieß es flüchten. Irgendwo würde man wieder glücklich werden. Das ist der Lauf der Welt. Wird Zeit, dass man das begreift.
Arbeit und fruchtbare Böden. Das sind eben die Grundbedingungen, um überleben und vielleicht sogar ein klein wenig leben zu können. Die Böden gaben damals noch nicht so viel her in Europa. Die Düngerevolution steckte noch in den Kinderschuhen. Die hungrigen Mäuler wurden jedoch immer mehr. Also taten sie, was sie konnten und nahmen ihre Beine in die Hand und wurden wirtschaftsflüchtig. Letztlich war das nichts anderes. Und letztlich ist die Menschheitsgeschichte eine Aneinanderreihung von Wirtschaftsfluchten. Die einen lesen die Geschichte als Widerstreit von Klassen. Die anderen zogen sich auf Rassen zurück. Man könnte aber auch sagen, dass sie aus Wirtschaftsfluchten besteht. Und darauf sollte man im Hinblick auf das, was in vielen deutschen Straßen und Köpfen derzeit los ist, mal dezidiert hinweisen.
Die Vorfahren der Deutschen haben sich an Rhein, Donau und Elbe angesiedelt, weil sie dort besser leben konnten als dort, woher sie kamen. Das ist normal. Menschlich. Manche zogen weiter, weil es für sie nicht reichte. Zu allen Zeiten. Zuletzt hauten wieder viele Deutsche ins Ausland ab. Das reichte sogar für eine Sendung im Privatfernsehen. Dort nannte man die Leute, die von der wirtschaftlich schlechten Situation flüchteten, aber einfach nur »Auswanderer«. Das hört sich neutraler an. Ist ja auch ein bisschen was anderes.
Das ist doch nicht vergleichbar, wird mancher nun sagen. Die Deutschen, die heute ins Ausland gehen, kommen ja nur selten als Bittsteller. Sie flüchten ja nicht, sie gehen weg. Aber macht das so einen großen Unterschied? Ist das Prinzip nicht dasselbe? Man übernahm die Wirtschaft in Benidorm doch nur, weil sie in Castrop-Rauxel nicht lief. Ist das etwa keine Wirtschaftsflucht?
Wir sind alle Enkel und Kinder von Wirtschaftsflüchtlingen. Das ist unser Erbe. Der Antrieb, Gegenden zu verlassen, die das Auskommen nicht gewährleisten, ist keine kriminelle Handlung, so wie das diverse konservative Politiker oder die Abendlandser auf deutschen Straßen meinen. Es ist menschliche Normalität. Ein Urprinzip, wenn man so will. Aus der afrikanischen Hochebene eroberten wir Menschen die Welt. Zogen weiter und weiter. Wo die Erde mehr hergab, dort blieben wir. Bis die Natur ausgebeutet war. Bis die Menschen sich um Ressourcen bekriegten. Dann hieß es flüchten. Irgendwo würde man wieder glücklich werden. Das ist der Lauf der Welt. Wird Zeit, dass man das begreift.
3 Kommentare:
Ich habe z.B. eine Bekannte, die arbeitet und lebt seit ein paar Jahren in der Schweiz. Aus wirtschaftlichen Gründen. Weil sie in Deutschland sowenig Geld verdiente, dass sie nicht mehr davon leben konnte. Jetzt erhält sie das Mehrfache ihres hiesigen Lohnes. Und das ist trotz deutlichen höherem Preisniveau in der Schweiz immer noch erheblich mehr.
Sie wäre gern hier geblieben. Aber die (finanziellen) Umstände haben es nicht zugelassen. Trotzdem ist sie regelmäßig immer wieder hier, weil dies hier ihre Heimat ist und weil sie hier noch viele Freunde hat.
Es sind exakt dieselben Fakten, die den "Wirtschaftsflüchtlingen" aus Afrika, Osteuropa, Südeuropa und woher-sonst-auch-immer von all den Pegidisten und sonstigen -gidisten, aber ebenso von ihren geistigen Vorreitern aus CDU, besonders aber CSU, vorgehalten werden. Diese ganze Debatte kommt nicht aus dem Nichts. Sie hat eine jahrzehntelange Vorgeschichte.
"[...] Der Antrieb, Gegenden zu verlassen, die das Auskommen nicht gewährleisten, ist keine kriminelle Handlung, so wie das diverse konservative Politiker oder die Abendlandser auf deutschen Straßen meinen. Es ist menschliche Normalität. Ein Urprinzip, wenn man so will. Aus der afrikanischen Hochebene eroberten wir Menschen die Welt. Zogen weiter und weiter. Wo die Erde mehr hergab, dort blieben wir. Bis die Natur ausgebeutet war. Bis die Menschen sich um Ressourcen bekriegten. Dann hieß es flüchten. Irgendwo würde man wieder glücklich werden. Das ist der Lauf der Welt. Wird Zeit, dass man das begreift[...]"
Schön beschrieben, aber ob die Wirtschaftsflüchtlinge, die schon seit Jahrhunderten in Deutschland leben dies je begreifen ist fraglich.
An wen ich denke?
Na die, die du unter "[...]so wie das diverse konservative Politiker oder die Abendlandser auf deutschen Straßen meinen[...]" meinst....
Anna Seghers "Das Siebte Kreuz" war nicht nur in dieser Hinsicht ein Augenöffner für mich, den Einleitungsteil meine ich, wo Frau Seghers schön beschreibt, dass es den "reinrassigen Deutschen bzw. die reinrassige Deutsche" so gar nicht gibt - Sie schreibt es nicht wörtlich, aber umschreibt es damit, dass mal ein Römer über die Alpen kam, dann ein Mönchlein über den Rhein....usw. usf....ist schon einige Zeit her, dass ich "Das siebte Kreuz" gelesen habe, aber das ist hängen geblieben, denn ich habe es wie oben erwähnt verstanden, d.h. intuitiv wußte ich es schon immer als Mensch, der Nahe der deutsch-französisch-schweizerischen Grenze, im schönen Rheintal, aufgewachsen ist, das schon immer ein Durchgangspunkt für Menschen aller Nationen war, den "reinrassigen Deutschen" gibt es eben nur in der Phantasie von PEGIDA, AFD, Sarrazin & Konsorten....
Übrigens, wer meint, dass Deutschland eine "christlich-abendländische Kultur" hat, wie die PEGIDISTEN, der dürfte auch nicht mehr mit arabischen Zahlen rechnen, dürfte auch diverse andere jahrhundertealte Dinge nicht mehr konsumieren, die angeblich aus dem christlichen Abendland stammen, aber in Wahrheit durch die Befruchtung der islamischen Kultur nach Deutschland kamen - Kaffee z.B. gehört mit dazu.....usw....usf....
Rein "christlich-abendländisch" wäre eine langweilige Veranstaltung, da man - wie bereits erwähnt - auf Bestandteile der arabischen, der römischen und der griechischen Kultur verzichten müßte, die Deutschland mit zu dem gemacht haben was es heute ist....
Bei mir gibt es die Familienlegende, dass ich von der Seite meines Vaters her, großmütterlicherseits, von sogenannten "Jenischen" abstamme - eben vom fahrenden Volk. Wie das entstanden ist? Früher gab es mal Korbmacher, die wanderten - nicht unbedingt Jenische - aber so entstand eben die Familiensage, dass wir selber "Jenische" wären - Dazu paßt aber gar nicht, dass der Mann meiner Großmutter bei der NSDAP Mitglied war, wie ich zufällig in einem Schreiben, dass einen Vorfall der damaligen Zeit schildert, erfuhr, in den mein Großvater verwickelt war. Der Vorfall hat was damit zu tun, dass mein Vater einen Jungscharführer so geärgert hat, dass er meinen Vater schlug - in der Hitlerjugend - Mein Großvater lies das nicht auf sich sitzen, und verprügelte den Jungscharführer, was dazu führte, dass mein Vater mit der Partei Ärger bekam, und weil er nicht gespendet hat - als Parteimitglied - so wortwörtlich im Schreiben des Kreisgauführers von damals.....Fazit: Ob mein Opa ein Verbrecher war weiß ich nicht, aber er war in der Partei, und ob er dies tat um meine Oma zu schützen, die angeblich Jenische war ist mir auch nicht bekannt - Eine Aufgabe für zukünftige Ahnenforscher.....die hoffentlich nichts belastendes über meinen Opa rausfinden.....
Was meine Oma angeht, da wäre es interessant, denn angeblich stammen wir sogar von der Zirkusfamilie Trapp ab bzw. sind entfernd mit diesen verwandt - wie bereits erwähnt eine interessante Aufgabe für einen Ahnenforscher....
Gruß
Bernie
"[...]dass mein Vater mit der Partei Ärger bekam, und weil er nicht gespendet hat[...]"
kleine Korrektur meinerseits es müßte "[...]mein Großvater mit der Partei Ärger bekam[...]" heißen, da mein Vater zum damaligen Zeitpunkt noch ein "Pimpf" war....und im Mai 1945 ein 13 jähriger Jugendlicher....
Sorry, mein Fehler....
Gruß
Bernie
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