Steuerzahler aus der Parallelgesellschaft?

Donnerstag, 9. Mai 2013

Als Migrant bleibt man in diesem Land immer ein Gast. Dabei zahlen hier lebende Ausländer mehrheitlich Steuern. Die hier gebürtigen Eliten tun das bevorzugt nicht, werden aber keiner Parallelgesellschaft zugeordnet. Der beliebteste Klassismus bleibt in Deutschland der Rassismus.

Mein Vater zahlte bis zu seinem Tod in diesem Land Steuern - 37 Jahre lang. Er sprach Deutsch und war ganz generell das, was die Leitkultur-Romantiker einen integrierten Ausländer nennen. Kritisierte er jedoch manches politische Vorhaben in der Ära Kohl, so musste er sich als warmen Ratschlag anhören, er könne ja seine Heimkehr nach Spanien planen. In meinem Buch Auf die faule Haut beschreibe ich unter anderem, das man Heimat nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich verliert. Nach vielen Jahren in Deutschland gab es das Spanien nicht mehr, das mein Vater verlassen hatte. Da alles stets im Wandel begriffen ist, hätte er sich nach einer Rückkehr auch dort erst integrieren müssen. Man kommt nicht einfach nach Jahrzehnten zurück und macht dort weiter, wo man damals aufgehört hatte.

1 Kommentare:

klaus baum 9. Mai 2013 um 16:59  

als ich nach 16 jahren hamburg 1984 nach kassel zurückkehrte, war nichts mehr wie früher, wie in den 60ern.
als jugendlicher wurde mir in kassel viel geholfen, ich habe förderung erfahren.
als ich mit diversen examina 1984 zurückkehrte, wurde ich als konkurrent empfunden - und die re-integration wurde mir sehr schwer gemacht, teilweise sogar verunmöglicht.
1993 schrieb ich eine rede zur eröffnung einer kunstausstellung im hugenottenhaus. thema der ausstellung war migration und transit.
titel meines textes: fremder im eigenen land.

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