Der Kollateralschaden allgemeiner Herzlosigkeit
Donnerstag, 23. Mai 2013
Im ARD-Film "Mobbing" spielt Tobias Moretti ein Opfer jener menschenverachtenden Praxis. Was der verknappten Darstellung allerdings fehlt: Die Konfrontation als nervlich angeschlagener Ex-Arbeitnehmer mit den Behörden. Die sorgen gemeinhin für den nächsten depressiven Schub.
Als Mittzwanziger geriet ich nach einer betriebsbedingten Kündigung fast übergangslos an eine neue Arbeitsstelle. Ich sollte mich als Schlosser in einer mechanischen Werkstatt verdingen – dort hielt ich es aber dann keine sechs Monate aus, der Arbeitgeber zog die Reißleine, entließ mich in der Probezeit. Davor glich der Arbeitsalltag dem, was neulich im ARD-Film "Mobbing" zu sehen war.
7 Kommentare:
Moretti als gekränkter Kultur-Manager im öffentlichen Dienst, der seines Engagements beraubt wird und keine Anerkennung und Motivation durch die neue Vorgesetzte erfährt. Mithin ein Mensch, der sich durch seine Arbeit identifiziert, sich damit schon teilweise als Individuum aufgegeben hat. Trotz guter Bezahlung leidet er noch nach gewonnenem Arbeitsgerichtsprozess unter dem Entzug seiner bisherigen Funktionen, weil er sich der Illusion hingab, im Kapitalismus gäbe es als Arbeitnehmer so etwas wie Selbstverwirklichung.
Eine ähnliche Situation habe ich ein Jahr lang durchlebt und nach kurzer Zeit akzeptieren müssen, dass es mir eigentlich doch noch besser ging, als so manchem Arbeitslosen. Dann begann ich damit, mein (Erwerbs-)Biografie zu schreiben. Titel: "Der Saustall." So gingen die Tage herum.
Vorher hatte man an mir auch ähnliche Schikanen verifiziert, wie sie Roberto beschreibt. Mir wurden über Versetzungen in andere Ämter neue Aufgaben übertragen, von denen ich Null Ahnung hatte, und bei deren Erledigung ich auch nicht auf das in meiner Ausbildung vermittelte Fachwissen zurückgreifen konnte. Keine Einarbeitung, kein "Begleitservice". Stattdessen von oben die Ansage: "Im gehobenen Dienst müssen Sie in der Lage sein, sich selber einzuarbeiten!"
Niedertracht hat viele Gesichter.
....ihr seid eben alle so kleine Sensibelchen.....
@“....ihr seid eben alle so kleine Sensibelchen.....“
Als Mobbing-Opfer habe ich den Satz einer neuen Bürokollegin über den Chef noch im Ohr: „Ist er so ein Mimöschen?“ Antwort einer Dienstälteren: „Jaaaa.!“ In einem späteren Gespräch bestätigte erstere, dass diejenigen, die im Büroalltag am rücksichtslosesten zuschlagen, immer auch selbst die Empfindlichsten sind. Es sind die notorischen Mobbing-Täter, die vollkommen uneinsichtig am einer gerade deshalb unheilbaren narzisstischen Persönlichkeitsstörung leiden, es sind die Mobbing-Täter, die sich unter ihren Getreuen ständig rührselig als Opfer inszenieren, um sich deren Solidarität in Abhängigkeit zu versichern.
Tut mir leid, aber wer mir mit „Sensibelchen“ kommt, outet sich als Täter.
genau so ist es. mitsensibelchen hat das nix zu tun, sondern mit einem erschütterten glauben an die vernunftfähigkeit des meschen
Auch ich habe meine Geschichte!
Nach Notoperation, längerem Krankenhausaufenthalt und Reha wollte ich an meinen Arbeitsplatz zurückkehren. Der war inzwischen aber von einem anderen Mitarbeiter besetzt.
Man hatte nicht erwartet, dass ich das Überleben würde.
Als nicht mehr ausreichend leistungsfähig für die zu bewältigende Arbeit eingestuft, bekam ich einen Raum zugewiesen, der sich weit weg von meinen Kollegen befand und ohne Kontakt zu diesen.
Ich sollte dort vergammeln und irgendwann zermürbt von selbst die Biege machen.
Meinen Tag durfte ich mit Zeitungslesen verbringen.
Meine Kollegen aus dem Personalrat, alles SPD-Mitglieder, die auf dem Sprung waren dort hinzukommen wo ich schon gehaltsmässig war, hatten volles Verständnis, aber nicht etwa für mich.
Auf meine Befürchtung, dass das Unternehmen mich wohl loswerden wollte bekam ich zur Antwort: Ein Unternehmen muss das Recht haben sich von Mitarbeitern zu trennen und darauf zu schauen, dass es über leistungsfähige Mitarbeiter verfügt. Diese Aussage hat es genau getroffen, war also im Kern richtig.
Es gab dort auch eine Ausnahme, die mich als Menschen, meine persönliche Situation, meine Not erkannt hat und mir zur Seite stand.
Nachdem ich mich körperlich und psychisch wieder aufgerichtet hatte, habe ich dann den Kampf eröffnet! Der hat dem Unternehmen einiges gekostet aber auch nicht wirklich wehgetan.
Glücklicherweise sind mir in meinem weiteren Berufsleben solche extremen Erfahrungen erspart geblieben.
Inzwischen bleibt mir das Arbeitsleid erspart und ich bin froh darüber,dass meine Frau es mit ihrem Kleinunternehmen geschafft hat, sich ihr eigenes Gehalt zu zahlen. Mehr ist nicht möglich und auch nicht gewollt.
Lohnarbeit, Nein Danke!
Danke für ;-)
Übrigen, ich erlebte 1995 Mobbing, und damals war eine Eigenkündigung noch nicht gleich der Fall in Hartz IV.
Dennoch verfolgt mich diese Eigenkündigung bis heute, da ich gerne meinen erlernten Beruf ausgeübt hätte, und diese Erfahrung eben meine erste Berufserfahrung gewesen wäre, wenn auch nur - von vorneherein - auf ein Jahr befristet und ohne Übernahmegarantie in ein festes Arbeitsverhältnis.
Es war beim Staat, dem hiesigen Landratsamt, und auf einer KFZ-Zulassungsstelle (Großraumbüro) - im Nachhinein erfuhr ich, dass KFZ-Zulassungsstellen, ebenso wie Großraumbüros im Ö.D. klassische Flächen für Mobbingattacken wären. War aber auch kein Trost für mich.
Ich wurde dort auch gleich ins "kalte Wasser" geworfen, obwohl es hieß, dass ich eingearbeitet würde, und die dafür eingeteilte Mitarbeiterin hatte aber, wenn ich eine Frage stellte "Keine Zeit", d.h. man lies mich im Stich.
Außerdem wurde eine Beamtin, mit der ich mich gut verstand, so gemobbt, dass mit der nicht einmal mehr bei einfachsten Anliegen kommuniziert wurde - z.B. erlebte ich es mit, dass man die nur stumm, und verächtlich, ansah, wenn die um einen Kugelschreiber bat....
...Mir wurde beschieden "entscheiden sie sich für welche Seite sie sind"....
...andere Dinge, die ich nicht weiter schildern will, kamen auch vor...
...ich beschwerte mich sogar einmal - ich weiß ein Fehler -, dass wir alle uns aufführen würden wie im Kindergarten....der zuständige Chef meine bei einer Personalbesprechung man sollte sich ruhig trauen seine Meinung zu sagen....
...irgendwann war es mir zuviel, und ich kündigte, um sofort eine Stelle im Freiwilligen Sozialen Jahr anzutreten....
...das hiesige Arbeitsamt fragte nach den Gründen meiner Kündigung, die ich ehrlich angab....um, schon damals, einer 3-monatigen Sperrzeit, zu entgehen....
Konsequenz?
Die Personalsachbearbeiterin des LRA meinte nur, im Vier-Augen-Gespräch, dass sie schon dafür sorgen würde, dass ich nie mehr im Ö.D. eine Anstellung erhalte - 1996.
Tja, was soll ich schreiben? Die hat ihre Drohung war gemacht, ich arbeite zwar, aber nicht mehr im Ö.D., und auf meinem erlernten Beruf.
Vielleicht ist mittlerweile ja Gras über die Sache gewachsen, aber sicher weiß ich es nicht.....
@anonym 23. Mai 2013 16:02,
zu Ihren Gunsten vermute ich mal, das Ihr Beitrag Satire ist.
Anderenfalls machen Sie sich als Mobbingtäter verdächtig, weil – wer Mobbing nicht als solches wahrnimmt –
un(ter)bewusst zum Mobber wird. Kindern kann dies noch nachgesehen werden, aber Erwachsene jenseits der Adoleszenz müssen schon erhebliche Fehlentwicklungen aufzuweisen haben (Psychopathie, Sadismus, maligner Narzissmus) um dies nicht als Fehlverhalten zu erkennen, es evtl. gar als Karrierestrategie guten Gewissens einsetzen.
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