Ins halbe Dutzend
Freitag, 4. Januar 2013
oder Und die Arbeitsmarktpolitik dieser Regierung greift doch.
Vor exakt fünf Jahren ward ad sinistram geboren. Der Existenzgründerzuschuss ist immer noch nicht abgeklungen. Nach wie vor wird dieses Projekt von der Politik dieser Regierung unterstützt. Weiters erhielt es die Zusage der nächsten Regierung, weiterhin Unterstützung zu erfahren. Die geschieht nicht materiell, ist eher ideeller Natur. Aber immerhin.
Die Geschichte von ad sinistram ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Dem Missverständnis, dass gar nichts im Argen liegt in diesem Land. Und dem Missverständnis, dass Demokratie eben doch ist, wenn Opposition und Koalition sich nur farblich unterscheiden. Von Anbeginn an nur ein Irrtum, denn wir haben die beste Regierung seit der Wiedervereinigung und im Argen liegt wenig, bei den Argen etwas mehr. Aber alles ist doch ganz annehmbar, Probleme sind nur Luxusprobleme. Und ad sinistram profitiert von der Arbeitsmarktpolitik dieser Regierung, es kann sich also nicht beklagen.
Arbeitsmarktpolitik meint hier nicht Arbeitsmarktpolitik. Es meint: Die Politik, die die Regierung macht, ist eine Politik, die Arbeit und Wachstum schafft, auch wenn sie gar nicht auf dem Feld der Arbeitsmarktpolitik tätig ist. Für Kritiker. Ihr neoliberaler Wächterauftrag, erteilt von der Wirtschaft, macht Expansion erst möglich. Wachstumsimpulse sind der Großmannssucht und dem Geltungsbedürfnis des Deutschen in Europa und der Welt zu verdanken. Insofern ist das Auftreten dieser Regierung durchaus im Dienste deutscher Arbeitsmarktinteressen zu verstehen.
Seit etwa drei Jahren halten sich die Zugriffszahlen relativ konstant. Rückschläge sind saisonal bedingt und insofern Fortschritte. Fortschritte sind natürlich grandios und in Eigenleistung bewerkstelligt worden; Rückschläge werden auch weiterhin sozialisiert. Negatives gibt es, wie immer wenn Zahlen ausgewertet werden, nicht zu berichten. Knapp zwei Millionen Seitenaufrufe jährlich, was umgerechnet auf Besucher etwas mehr als 600.000 macht. Davon waren knapp 40 Prozent weiblich und 65,5 Prozent zwischen 25 und 54 Jahre alt. Und bei denen und den 60 Prozent Männern und den jüngeren und älteren Lesern soll sich hier herzlich bedankt werden. Bei denen und bei einer Regierung, die ad sinistram Besucher ins Haus schneien läßt. Bei denen und der Regierung und denjenigen, die mich auch als Buch lesen.
Die Geschichte von ad sinistram ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Dem Missverständnis, dass gar nichts im Argen liegt in diesem Land. Und dem Missverständnis, dass Demokratie eben doch ist, wenn Opposition und Koalition sich nur farblich unterscheiden. Von Anbeginn an nur ein Irrtum, denn wir haben die beste Regierung seit der Wiedervereinigung und im Argen liegt wenig, bei den Argen etwas mehr. Aber alles ist doch ganz annehmbar, Probleme sind nur Luxusprobleme. Und ad sinistram profitiert von der Arbeitsmarktpolitik dieser Regierung, es kann sich also nicht beklagen.
Arbeitsmarktpolitik meint hier nicht Arbeitsmarktpolitik. Es meint: Die Politik, die die Regierung macht, ist eine Politik, die Arbeit und Wachstum schafft, auch wenn sie gar nicht auf dem Feld der Arbeitsmarktpolitik tätig ist. Für Kritiker. Ihr neoliberaler Wächterauftrag, erteilt von der Wirtschaft, macht Expansion erst möglich. Wachstumsimpulse sind der Großmannssucht und dem Geltungsbedürfnis des Deutschen in Europa und der Welt zu verdanken. Insofern ist das Auftreten dieser Regierung durchaus im Dienste deutscher Arbeitsmarktinteressen zu verstehen.
Seit etwa drei Jahren halten sich die Zugriffszahlen relativ konstant. Rückschläge sind saisonal bedingt und insofern Fortschritte. Fortschritte sind natürlich grandios und in Eigenleistung bewerkstelligt worden; Rückschläge werden auch weiterhin sozialisiert. Negatives gibt es, wie immer wenn Zahlen ausgewertet werden, nicht zu berichten. Knapp zwei Millionen Seitenaufrufe jährlich, was umgerechnet auf Besucher etwas mehr als 600.000 macht. Davon waren knapp 40 Prozent weiblich und 65,5 Prozent zwischen 25 und 54 Jahre alt. Und bei denen und den 60 Prozent Männern und den jüngeren und älteren Lesern soll sich hier herzlich bedankt werden. Bei denen und bei einer Regierung, die ad sinistram Besucher ins Haus schneien läßt. Bei denen und der Regierung und denjenigen, die mich auch als Buch lesen.
21 Kommentare:
De nada :-)
Hm, "Knapp zwei Millionen Seitenaufrufe jährlich, was umgerechnet auf Besucher etwas mehr als 600.000 macht."
Wenn man von einem harten Kern ausgeht, der das Blog täglich aufruft, dann heißt das doch, dass der überwältigende Anteil einmal reinschaut und nie wiederkommt.
???
Dass nichts im Argen liegt in diesem Land?
Wenn man beliebige Leute auf der Straße fragen würde, würde das doch niemand bejahen.
Vielmehr gäbe es ein Ungleichgewicht: Arme würden unverhältnismäßig häufiger als Problem angesehen als Reiche.
Ansonsten gibt es in der Frage doch zwei Maßstäbe: den relativen und den absoluten.
Relativ liegt in diesem Land - vorsichtig ausgedrückt - nicht mehr im Argen als in jedem anderen Winkel der Erde. Würde man etwas anderes behaupten, würde man damit die Bewohner der meisten anderen Länder verspotten.
Absolut betrachtet liegt in diesem Land - wie in so ziemlich jedem anderen Winkel der Erde - vieles im Argen.
Wie immer ein sehr guter Artikel,man muß nur verstehen zu lesen!
@Claudi
Na ja.
Bei 1,5 Millionen Menschen die sich täglich bei den Tafeln mit Lebensmitteln versorgen müssen und 250.000 offiziellen Obdachlosen liegt schon was im Argen in Aufschwung-XXL-Deutschland.
Übrigens liegen wir mit diesen Zahlen ganz an der negativen Spitze in der Eurozone.
Diejenigen Schweine-PIIGS über die unsere Medien täglich Spott und Häme verbreiten haben da prozentual sehr viel niedrigere Zahlen.
Die Hellenen haben laut Kirchen und Hilfsorganisationen 80.000 Menschen die täglich zu deren Armenspeisungen gehen und laut OECD nach 4 Jahren heftigste Sparprogramme 20.000 Obdachlose.
Monti
anonym von 12:32 Uhr
Wenn mir jemand mit Statistik kommt, dann unter der Voraussetzung, nicht bei anderer Gelegenheit - wenn ihm die Zahlen nicht passen - Statistiken in Frage zu stellen.
Ich war doch auch erstaunt, kürzlich zu lesen, dass Italien im Korruptions-Index von Transparency International hinter Ruanda steht. Und das hier vor der Haustür im selben Währungsraum!
Grundsätzlich wird da, wo Menschen sind, immer die Notwendigkeit von Blogs wie Ad Sinistram bestehen - ganz unabhängig von Land und Zeitalter.
Oder hat irgendeiner jemals von Beispielen von Orten und Zeiten gehört, in denen nicht vieles im Argen lag?
Es gibt immer viel zu verbessern.
Transparency international..
Da wird es interessant:
http://de.wikipedia.org/wiki/Transparency_International#Kritik_an_Transparency_International
Der französische freie Journalist Christian de Brie formuliert seine Kritik an der Organisation noch schärfer:
"Transparency International ist ein Unternehmen, das von großen Korrupten auf die Beine gestellt wurde, das heißt alle großen multinationalen Unternehmen der Welt stecken da mit drin […] – das ist so, als ob man dem Fuchs die Aufsicht über einen Hühnerstall übertragen würde und ihn darum bittet, systematisch die Mäuse zu denunzieren, die die Maiskörner der Hühner knabbern.“
– Christian de Brie in der 2003 von ARTE ausgestrahlten Dokumentation Weiße Westen – Schwarze Kassen"
Irgemndwie sind die Schweine-PIIGS laut uns im Norden alle echte Schweine.Leider sind wir es die die Statistiker kaufen um uns selber zu sagen wie ehrlich und toll wir und wie böse die "Anderen" sind.
;)
Dabei bekommen wir kaum was davon mit das unsere Politiker und Konzerne sehr viel korrupter als alle anderen sind.Es gibt ja kaum jemanden mehr in Deutschland der uns das sagt.
Monti
Monti, aber OECD und Kirchen geniessen dein Vertrauen, was Statistiken angeht?
Doch noch so jung ;-)
Na dann auf die nächsten sieben - Häppie Anniversary!
Warum sollten denn Kirchen und Hilfsorganisationen lügen?Oder die Tafeln?
Über was reden wir denn jetzt?
Monti
Monti, was heißt schon lügen? Dass das alles Lobby-Organisationen sind, weißt du doch auch.
Zu allen Zeiten liegen allen Ortens Leichen verschiedener Art im Keller - hier wie dort -, und dagegen muss es jederzeit und überall Kräfte geben - da sind wir uns doch wohl einig.
@Claudi
Verstehe Ich Dich richtig?
Die Leute(also Tafeln,Kirche etc) die Bedürftige freiwillig mit dem Wichtigsten versorgen (mit Lebensmitteln und einen Schlafplatz) "schönen" die Zahlen weil sie eine "Lobby" sind?Warum?Weil in Wirklichkeit alles total supi ist und sie noch weniger Geld bekommen?Damit sie weniger Arme unterstützen können?
Sorry.Ich weiß wirklich nicht wie das bei Dir ist aber für mich ergibt das nicht gerade Sinn.Für mich ergibt es eher Sinn das die Bundesregierung den Armutsbericht schönt,gegen Hartz4er,faule Südländer und Muslime hetzen läßt um von unserem drohenden Disaster abzulenken und vor allen Dingen um Zeit zu gewinnen.Denn wenn WIR die Deutschen mal endlich aufhören würden nach oben zu buckeln und nach unten zu treten wäre das Spiel für die Bankster in Europa aus.Wenn wir zusammen mit den "faulen Südländern" für unsere Rechte auf die Straße gehen würden wäre das Spiel für diese Verbrecher gelaufen.
@anonym 4. Januar 2013 23:39
[...]Die Leute(also Tafeln,Kirche etc) die Bedürftige freiwillig mit dem Wichtigsten versorgen (mit Lebensmitteln und einen Schlafplatz) "schönen" die Zahlen weil sie eine "Lobby" sind? [...]
Ja, auch und gerade den Tafeln und Kirchen mit ihren "sozialen" Einrichtungen sollte man skeptisch gegenüberstehen. Diese sind Teil des verbrecherischen Systems und helfen durch ihre Arbeit ungemein, diesem seinen Fortbestand zu garantieren. Außerdem wirken sie, gewollt oder nicht, kräftig dabei mit, den Sozialstaat umzuformen. Weg von einem verbrieften, einklagbaren Recht auf Unterstützung - hin zu einem Almosen- und Spendenwesen, stets abhängig von der Gnade der Herrschenden bzw. dem Wohlverhalten der Bedürftigen.
Ich empfehle dazu die Lektüre des Buches "Wir müssen leider draußen bleiben" von Kathrin Hartmann.
Auszüge daraus können Sie sich sogar hier anhören:
http://www.youtube.com/watch?v=xpLGLlau0eM
@pillo
Wer will denn sagen das 47 Millionen food stamps-empfänger in den USA,1.5 Millionen Tafeln-Abhängige bei Uns,eine halbe Millionen food banks-Bedürftige in England,100.000 Bedürftige in Griechenland usw. etwas ganz Tolles sind?
Hier geht es einfach nur um die Feststellung das es ganz offensichtlich bereits eine Wirtschaftskrise gibt die es erfordert das man das schlimmste Leid (also nun mal Nahrung und einen warmen Platz zum schlafen) lindert.Diese hungernden Menschen werden weder mit neoliberaler "uns geht es doch noch gut"-Propaganda noch mit marxistischer Aufklärung satt.Jedenfalls nicht kurzfristig.
Monti
Monti, du bist jetzt bei 'nem anderen Aspekt des Themas. Es ging um die Verlässlichkeit von Statistiken.
Es geht um die Motivation Statistiken zu fälschen.
Staaten und Regierungen sowie Lobbys haben da eine Motivation.
Allerdings habe Staaten und Regierungen logischerweise die Motivation solche Zahlen über die wir gerade reden zu beschönigen ist doch klar.Oder hast Du die Merkel sagen hören "die Menschen die sich nicht mehr genug zu Essen leisten können sind unter der besten Regierung seit der Wiedervereinigung von 700.000 im Jahre 2005 auf heute 1,5 Millionen angeschwollen.."
Oder versuh doch was davon (also die Erwähnung dieser großen Anzahl Bedürftiger) in der Bild,SPON,Zeit,FAZ etc zu finden.Viel spaß dabei.
Sobald das mal einer regelmäßig in das Bewußtsein der Bundesbürger bringen würde wäre es nämlich aus mit dem "uns geht es doch noch gut"-Märchen das die Menschen in unserem Land noch immer irgend wie glauben.
In den USA z.B. ist die Zahl der 47 Millionen Food Stamper inzwischen zwangsläufig in das Bewußtsein der US-Bürger gedrungen.Und dort glaubt keiner mehr das Märchen der "Erholung" oder daran das die USA noch immer eine Supermacht sind.
Es setzt sich im Gegenteil immer mehr die Erkenntis durch das die im Gegenteil seit 2008 tatsächlich bankrott sind.Und niemand hat es ihnen gesagt.So wie bei uns in Europa.
@Monti:es ist ein bisschen schwierig hier, weil Du viele Aspekte vermischst, aber ich versuch mal einen aufzugreifen: welchen Grund haben Kirchen und Wohltätigkeitsorganisationen wie die Tafeln Lobbyarbeit zu betreiben?
Nun, zunächst ist Lobbying nicht per se schlecht, denn im Grunde machen wir das alle mehr oder weniger, sobald wir versuchen Einfluß auf politische Entscheidungen zu nehmen. Auch Gewerkschaften und zivile Gruppen betreiben Lobbyarbeit.
Eine Orbanisation wie, sagen wir die Kirchen, hat kein Interesse daran, daß der Gesetzgeber ihnen das Klientel streitg macht, zum Beispiel durch Umverteilung, weil dadurch die eigene Daseinsberechtigung schwindet und das bei schrumpfenden Mitgliedszahlen. Interessant ist hierbei besonders, daß die Kirchen sich als besonders unsoziale Arbeitgeber gebärden, aber ein eigenes Arbeits- nämlich das Kirchenrecht- haben, also die Situation, gegen die sie angeblich caritativ ankämpfen, an anderer Stelle selbst schaffen.
Deine Frage war nun: warum sollten diese Lobbyarbeit betreiben? Ganz einfach, weil durch eine Änderung dieser arbeitsrechtlichen Sonderstellung ein gewaltiger Wachstumsmarkt im Bereich Care Ökonomie wegbrechen würde.
Nur mal so nachgedacht.
mone
Hallo zusammen,
in letzter Zeit fällt mir immer häufiger auf, dass bei Statistiken keine Fakten sondern nur noch "Meinungen" ausgewertet werden. Dies war auch bei der Korruptionsstatistik so. Darauf wurde sogar in den Berichten über diese Statistik hingewiesen. Die Begründung für diese Art der Datenerhebung lautete: Wenn man die bekannt gewordenen Korruptionsfälle als Bewertungsgrundlage nimmt, dann misst man nur, inwieweit ein Staat Korruption verfolgt.
Genauso gut könnte man den Klimawandel mit Hilfe der gefühlten statt der gemessenen Temperatur beweisen.
85% aller Männer hält sich für überdurchschnittlich gute Liebhaber. Das beweist, ...
Ob ifo-Geschäftsklimaindex oder andere Statistiken, es werden immer häufiger nur Meinungen aber keine Tatsachen berücksichtigt. Und ihre Meinungen beziehen die Befragten aus den Medien.
Grüße Klotzkopf
@mone
Du unterstellst Organisationen wie den Tafeln so was wie "böse Absichten"?
So weit Ich weiss arbeiten dort alle ehrenamtlich.Und wen es die Tafeln oder die Betreiber der Armenspeisungen in den anderen Ländern nicht gäbe wäre es Dir lieber die Bedürftigen hungern zu lassen damit nicht der Verdacht aufkommt das da jemand von der Situation auf irgend eine art "profitiert"?
Geht das nicht komplett an der Problematik vorbei?
Monti
Hallo Herr Lapuente,
wie wäre es mal wieder mit einem neuen Buch? Ich hab beide gekauft und gern gelesen und auch verschenkt.
@ Vorredner:
Ich arbeite daran.
Kommentar veröffentlichen