Den Vorhang zu und alle Fragen offen

Montag, 23. Dezember 2013

Ich dürfte gar nicht pausieren. Denn es gibt so viele Themen und so viele Texte, die nie geschrieben werden von mir. Über die Ehre des Ehrenmannes Blatter, die keine Karikaturen zulasse, während ein Prophet dargestellt als Mörder nichts Ehrenrühriges hat. Darüber, dass ich erst neulich erfuhr, dass Bohlen schon im September in den österreichischen Wahlkampf zog, dort den Todesstrafenbefürworter Stronach unterstützte. Warum liest man darüber so wenig in Deutschland? Nach welchen Kriterien entsteht denn eigentlich die Weltkarte der Pressefreiheit? Und warum landet da Deutschland vorne, obwohl so viele Menschen, die ich kenne, das Gefühl haben, gar nicht richtig informiert zu sein? Und nochmals Blatter. Der will die Weltmeisterschaft in Katar in den Winter verlegen, damit die armen Profis nicht so in der Hitze verenden, wie jene Sklavenarbeiter, die die Stadien bauen müssen. Dass ein Sonnenkönig etwas in der Art fordert, ist ganz normal. Dass die Journaille nicht kritischer in Relation setzt, ist es mittlerweile auch.

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Ursula vor den Leiden

Samstag, 21. Dezember 2013

Nee, in Schutz will ich die Frau nicht nehmen. Aber nur, weil sie nicht gedient hat, ist sie noch lange nicht ohne Kompetenz für die Stelle als Militärministerin. Als Landwirtschaftsminister muss man ja auch kein Bauer sein. Und seien wir mal ehrlich, sie hat doch gedient. Dem Kapital. Über Jahre hinweg.

Sie hat den Kompetenzcheck bestanden. Seit Jahren stellt sich Ursula vor die Leiden, kaschiert sie, überspielt sie mit einem Lächeln, weicht mit langer Rede kurzer Sinn aus, vernebelt und verwischt. Was, das Elterngeld ist ein Umverteilungskonzept von unten nach oben? - Sie stellt sich hin und trägt Tünche auf, redet herum, behauptet das Gegenteil, fabuliert von neuen Anreizen Kinder zu kriegen und stellt sich vor die Leiden. Wie, die Sanktionspraxis gegenüber Arbeitslosen ist zu hart? - Aberaber, sagt sie und spricht ganz lang und breit, überklebt die Kritik mit mütterlicher Miene, legt den Mantel des beredten Schweigens darüber und stellt sich erneut vor die Leiden.

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Typen, die dir beim Busfahren im Nacken sitzen

Freitag, 20. Dezember 2013

oder Wir wählen die Diktatur!

Dass die Große Koalition der Kleinen Opposition nur widerwillig Sprechzeit erteilte oder lieber gleich gar nicht auf sie zugehen wollte, ist die eine bittere Geschichte, die ein wenig über den Charakter der "Volksparteien" aussagt. Dass dieser Umstand kaum jemanden aufregte, ist die weitaus tragischere Geschichte dahinter, die etwas über den Charakter der deutschen Öffentlichkeit sagt.

Ich saß neulich im Bus. Hinter mir zwei abgehalfterte Kerle. Zwei von der Sorte halbtoter Typen, die jeden Tag mit dem öffentlichen Verkehrsmittel zu ihrem nett dotierten miesen Job bei einer Versicherung anreisen und gemeinhin als Leistungsträger bezeichnet werden, während sie in ihrer rissigen Aktenledertasche nach einem alten Leberwurstbrot kramen. Jedenfalls hörte ich ihnen beim Gespräch zu. Der eine motzte heftig, weil Grüne und die Kommunisten im neuen Bundestag nun mehr Redezeit erpressen wollten. Das sei nicht richtig und auch nicht demokratisch, denn der Wähler habe diese zwei schwachen Opponenten exakt so gewollt. An den Urnen sei beschlossen worden, die beiden Parteien weitestgehend zum Dekor im Reichstag zu machen. Diesem Willen sollten sie sich beugen. Der andere bejahte nur immer, machte Mhm! und Genau! und aus dem Augenwinkel sah ich, dass er eifrig mit dem Kopf wackelte.

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Ihr seid nicht APO!

Donnerstag, 19. Dezember 2013

Das Handelsblatt wartet mit einer neuen Kolumne auf. "Die außerparlamentarische Opposition" heißt sie. Darin sollen FDP, Alternative für Deutschland und die Piraten zu Wort kommen. Oliver Stock, der Chefredakteur sieht das so: "Die Deutschen haben mehrheitlich bürgerlich gewählt, doch im Parlament sitzt eine linke Mehrheit. Sieben Millionen Wählerstimmen sind nicht im Bundestag vertreten. Denen wollen wir eine Plattform bieten." Kann er ja machen. So wie er auch glauben darf, es gäbe eine linke Mehrheit im Bundestag. Aber eine APO im ursprünglichen Sinne des Kürzels ist das nicht.

Und sie wird auch nicht ursprünglicher, nur weil die "überparteiliche" Bildzeitung mit aufspringt, zum "Teil der Bewegung" wird und Diekmann obendrein verkündet: "Wir sind APO!" Er schaue jetzt der Regierung außerparlamentarisch auf die Finger, weil das Parlament zu schwach, seine Opposition zu klein und zu links ist. Na dann...

Brandgefährlich

Mittwoch, 18. Dezember 2013

Heute wäre der, dessen Namen hier nur angedeutet wird, 100 Jahre alt geworden.

Auferstanden aus dem Reich der Toten, trat er vor jene Parteizentrale, die seit geraumer Zeit seinen Namen trug. Behutsam tastete er sich Richtung Eingang, betrat das Atrium und verharrte einen Augenblick vor einer Skulptur, die einen zerknautschten, verknitterten Greis wiedergab. Sie trug zu seiner Überraschung seinen Namen auf dem Sockel. Zur Begutachtung abgestandener Kunst ward er jedoch nicht erneuert, weswegen er schnell weiterstrebte, weiter nach oben, dorthin wo die parteiliche Macht gärte, wo Entscheidungsträger ihre Hintern in weiche Ledersessel pflanzten, wo er mit solchen sprechen konnte, die nun seinen Posten, sein ehemaliges Amt innehatten. Aber just in jenem Moment, da er die Anmeldung passierte, faßte man ihn am Arm, forderte ihn auf anzuhalten, sprach ihn sofort mit seinem bürgerlichen Namen an, jenem Decknamen, den er sich in Exiljahren aneignete und unter dem er zu Amt, Würden und Auszeichnungen kam.

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Zu Ohren gekommen

Dienstag, 17. Dezember 2013

SpOn schrieb von einem "geglückten Mitgliederentscheid". Der Stern nannte es ein "erfolgreiches Votum der SPD-Basis". Und in allerlei Nachrichtenformaten konnte man hören, dass der Entscheid ein "voller Erfolg" war. Diese Ausdrucksweise macht ein eklatantes basisdemokratisches Defizit kenntlich.

Denn der Erfolg einer Befragung wird nicht am erwünschten Resultat wirksam, sondern daran, dass möglichst viele Menschen ihre Ansicht äußern dürfen. Das heißt, der Mitgliederentscheid war insofern schon erfolgreich, als er - noch ohne Auszählung - absolviert war. Ganz unabhängig vom Ergebnis. Wäre ein Nein zur Großen Koalition herausgekommen, hätte man nicht vom "nicht geglückten Votum" oder von einer "erfolglosen Befragung" sprechen können. Wäre das Nein die Meinung der Mehrheit gewesen, wäre das ganz sicher nicht erfolglos oder glücklos, sondern lediglich das andere Szenario, das in der Konstellation des SPD-Mitgliederentscheids schlummerte - viel zu tief schlummerte freilich, aber theoretisch doch denkbar gewesen wäre.

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Verpiss dich, wenn du mir so kommst!

Montag, 16. Dezember 2013

Besonders ein Punkt zeigt anschaulich, wie verquer die Große Koalition den Arbeitsmarkt wahrnimmt. Wenn sie in der Koalitionsvereinbarung ankündigt, dass sie "dafür sorgen [wird], dass geringfügige Beschäftigte besser über ihre Rechte informiert werden", dann sagt sie damit auch aus, dass der Missbrauch von Mini-Jobs einfach nur ein Produkt von Unwissenheit ist. Vom ausweichenden Charakter der Aussage wollen wir erst gar nicht erst sprechen.

Vor vielen Jahren habe ich mal auf geringfügiger Basis für einen Pizza-Service gearbeitet. Ich erhielt sogar einen Arbeitsvertrag. Darin war alles geregelt, was so geregelt sein muss. Neben dem schrecklich niedrigen Stundenlohn stand da, dass ich bezahlten Urlaubsanspruch (nach dem Bundesurlaubsgesetz) und Anspruch auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall (nach dem Entgeltfortzahlungsgesetz) hätte. Ich habe keine drei Tage dort gearbeitet, da lauschte ich einem Gespräch zwischen der Chefin und einem Angestellten. Letzterer wäre kürzlich krank gewesen und habe daher nicht gearbeitet. Und wer die vereinbarten Stunden nicht beisammen habe, sagte sie ihm, kriege eben weniger am Monatsende überwiesen. Drei Fehltage á vier Stunden seien demnach nicht verrechnet worden. Ganz normal, oder?

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Die Klagelieder sind schon längst alle verklungen

Samstag, 14. Dezember 2013

Einige Sätze zum Resultat des SPD-Mitgliederentscheids möchte auch ich loslassen. Wenn ich aber so lese, was die Leute bei Facebook darüber alles schreiben, dann muss ich sagen, dass eigentlich alles gesagt ist. Wer sich nun nicht wiederholen will, der schweigt besser. Und über Tote sagt man ja bekanntlich nichts Schlechtes!

Was ist das eigentlich für ein Impuls, der mich als Blogger da kitzelt? Was treibt mich dazu, diese Nachricht auf sensationslüstern zu trimmen? Es ist ja nicht so, dass die Sozialdemokraten jetzt plötzlich vom Glauben abgefallen wären. Es war doch nur logisch, dass sie mit Ja stimmen. Etwas anderes war kaum vorstellbar. Mit den ins neue Kabinett berufenen Steinmeier und Maas, der früher beim Focus ein Weblog betrieb ("Maasarbeit"), in dem er sich regelmäßig als 2010er geoutet hat, als Freund der Reformen und des New Labour-Kurses, hat man keinen Bruch mit der eigenen Geschichte vollzogen, sondern nur verlässliche Kontinuität bewiesen. Warum also aufschreien?

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Wer die Wahlen hat, leidet doppelt Qualen

Als Deutscher ohne Migrationshintergrund ist er arm dran, der Müller-Vogg. So bejammert er sich jedenfalls selbst. Armer Kerl. Er darf nämlich nur einfach wählen in Europa. Lediglich in Deutschland eben. Ein griechischer Kollege von ihm habe es da viel besser.

Der dürfe nämlich, weil er einen deutschen und einen griechischen Pass besitze, doppelt wählen. Hüben wie drüben. Und Müller-Vogg befürchtet, dass er drüben eine Partei wählt, die die "notwendigen, aber schmerzhaften Reformen" verschmäht. Und wenn er in Deutschland auch noch eine Partei wählt, die gegen die Austeritätspolitik gerichtet ist, dann könnte der griechische Kollege ja mit seiner Wahl die Politik beeinflussen. Und das geht nun wirklich nicht. So haben wir mit der Demokratie und dem Wahlrecht aber nicht gewettet. Ändern darf sich nach einem Urnengang nichts. Das wäre gefährlich.

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Die miese Brühe, die wir saufen, während die Demokratie stirbt

Freitag, 13. Dezember 2013

Die Große Koalition gefährde demokratische Prozesse, habe ich in die Runde geworfen. Es gab allerdings kaum Antwort. Meine Kollegen schwatzten weiter am Wesentlichen vorbei. Haste den Gabriel gesehen gestern? Voll der Krawallo mit der Slomka! Meinste nicht auch, Roberto? Ich sagte darauf nochmals, dass diese geplante Koalition keinerlei Opposition mehr zulasse und dass das der Demokratie nicht gut tue. Ich erntete bloß Schweigen. Danach widmete man sich wieder dem Kaffee, der nach allgemeiner Auffassung wie eine Brühe schmeckt, in der vorher Socken gewaschen wurden.

So stehen wir meist vor Arbeitsbeginn rum, trinken Kaffee, essen einen Happen, stecken uns eine Kippe ins Gesicht und quatschen. Einer sagte mir kürzlich, dass nun der Mindestlohn komme. Er habe es gelesen. Ich antwortete, dass das nun zwar im Koalitionsvertrag stehe, aber noch lange nicht sicher sei. Nur weil es den Koalitionären komme, kommt noch lange kein Gesetz, fügte ich hinzu. Ein Koalitionsvertrag ist ja kein Gesetzgebungsverfahren. Ich schrieb ja unlängst darüber. Außerdem sei das eine bedenkliche Entwicklung, wenn man nun so tut, als würde die Koalitionsrunde Gesetze beschließen. Das sei Ausdruck eines allgemeinen Demokratiedefizits oder von Unwissenheit, sagte ich ihm. Er ging darauf gar nicht ein. Er unkte nur, dass der Mindestlohn sicherlich einige Arbeitsplätze kosten würde.

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Transformative Figur und Mensch

Donnerstag, 12. Dezember 2013

Nelson Mandela beklagte sich einmal darüber, dass ihm die Verklärung seiner Person zu einem "Messias" nicht gefalle. Diese Entwicklung mache ihm Sorgen. Er sei doch lediglich ein Sünder, der versuche, möglichst ohne Sünden durchs Leben zu kommen. In den letzten Jahren seines Lebens schien sich Mandela mit seiner Rolle als messianischer Popstar jedoch abgefunden zu haben. Vermutlich hatte er auch altersbedingt nicht mehr die Kraft, seinen Widerwillen zu artikulieren.

Er war – um es mit den Worten Jesse Jacksons zu sagen – eine "transformative Figur" und nicht bloß eine historische Gestalt. Er war ein Veränderer, der mutig für seine Überzeugungen eintrat. Die Nachrufe auf seine Person hoben auch dies hervor. Trotz allem war Mandela aber auch ein Mensch. Einer mit Fehlern und Schattenseiten. Diese Komponente kam im Wald der Nachrufe jedoch weniger zum Ausdruck. Eigentlich schade, denn die Würdigung des Menschen Mandela sollte wenigstens ansatzweise alle Facetten seines Daseins beinhalten. Um ihn als Menschen begreifen zu können, ist diese nachrufende "Vergöttlichung" völlig ungeeignet.

Lindner und der Kaiser von Byzanz

Mittwoch, 11. Dezember 2013

Der Parteitag der FDP, der vor einigen Tagen stattfand, stieß auf ein breites Echo der Öffentlichkeit. Man konnte Lindner im Fernsehen sehen. Und seiner motzigen Rede in Auszügen im Radio lauschen. Dass er die Große Koalition für einen Raubzug hält, konnte man gar nicht überhören. Selbst wenn man gewollt hätte. Seine und seiner Partei Ablehnung dieses Bündnisses zwischen Konservativen und Sozialdemokraten war jedem Sender und jeder Zeitung eine Nachricht wert. So wie auch seine Rede vor seinen Parteifreunden.

Für ein Land, in dem die Übermacht der kommenden Koalition dem Bisschen an Opposition, das noch bleibt, gerade mal je Fraktion fünf Minuten Redezeit erteilen will, ist diese Berücksichtigung einer Partei, die nicht mal im Bundestag vertreten ist, schon irgendwie erstaunlich. So erstaunlich wie der Umstand, dass man nicht auch anderen Parteien, die nicht im Bundestag vertreten sind, mal ein breiteres Forum bietet.

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... wenn man trotzdem lacht

Dienstag, 10. Dezember 2013

"Der Mensch ist Mittelpunkt? Ha, das hätten Sie wohl gerne. Der Mensch ist Mittel. Punkt."

Die Oligarchie der Ja-Sager

Montag, 9. Dezember 2013

oder Die Minderheit, dieser Tyrann.

Nachdem Slomka den SPD-Boss nach der Verfassungsmäßigkeit des Mitgliederentscheid gefragt hatte, erteilte das ZDF tagsdrauf zwei Staatsrechtlern das Wort. Ja, bestätigten sie, dieser Entscheid könnte tatsächlich verfassungswidrig sein. Denn da entscheide eine Minderheit über die Zukunft aller im Lande. Also quasi oligarchische Zustände?

Dieselben Politologen glauben hingegen nicht, dass es in irgendeiner Weise verfassungswidrig ist, wenn eine Minderheit von Reichen - Krysmanski würde von den 0,01 Prozent sprechen - die Mehrheit nach ihrem Gefallen tanzen lassen. Für sie ist es keiner Rede von Verfassungswidrigkeit wert, wenn diese Minderheit Lobbyisten instruiert, ihren politischen Funktionseliten Vorgaben diktiert, zum Schaden aller Deregulierung, Freihandel, Privatisierung und Sozialabbau erpresst. Dieselben Herren Politologen haben schön brav ihren Mund gehalten, als in den letzten Jahrzehnten Spitzensteuersätze und die Körperschaftssteuer gesenkt wurden. Hat das etwa keine Minderheit von langer Hand geplant? Eine, die überdies in Aussicht stellte, dass bei Zuwiderhandlung mit Konsequenzen zu rechnen sei. Wir stellen nicht mehr ein!, drohten sie. Oder: Wir entlassen!

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Trau, schau, der hat Geld

Samstag, 7. Dezember 2013

Warum genießt Klitschko bei den Ukrainer so viel Vertrauen?, fragte ein Kerl einen anderen Kerl im Autoradio. Antwort: Man nimmt ihm ab, dass es ihm um die Sache gehe, weil er genug Geld habe. Wenn jemand selbst reich ist - und Klitschko habe als Boxer viel Reichtum erworben -, dann traut man ihm nämlich zu, dass er das alles nicht nur tut, um sich selbst zu bereichern. Und Berlusconi, du Blödmann? Und Berlusconi?, raunte ich dem erklärenden Kerl zu.

Von der Epik, mit der man im Westen nun diesem Klitschko begegnet, halte ich gar nichts. Er ist ein Politiker der Opposition. Er tut, was man da halt so tut. Gegen die Regierung sein. Auch mal auf der Straße. Vielleicht meint er es ernst. Kann aber auch sein, dass er die Liebe der Massen auskostet. Das ist auch völlig unerheblich. Heute feiern sie dich, morgen wollen sie dich lynchen. Das darf man nie vergessen. Er will sein Land jedenfalls auf EU-Kurs bringen. Für meine ungeschulten Ohren hört sich das an wie: Gebt uns endlich neoliberale Reformen! Wer EU sagt, der muss auch Neoliberalismus sagen. Ganz einfach.

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Ein kurzer Text über rein gar nichts

Freitag, 6. Dezember 2013

Hier sollte mein Text stehen. Genau hier. An dieser Stelle, über die gerade eure Augen huschen. Und was steht nun hier? Nichts. Oder doch: Anstelle dessen dieser Text hier. Dieser Text, der nicht mein Text ist. Also, er ist schon meiner, ich tippe ihn ja gerade. Aber es ist nicht der Text, der hier hätte sein sollen. Scheiße! Das ärgert mich. Ich habe das fertige Ding gelöscht. Versehentlich. Alles war fertig, ich verließ die Eingabemaske, kam zurück und alles war leer.

Es wäre der beste Text gewesen, den ich hier gebracht hätte. Na gut, einer der besten Texte. Einer der besseren Texte - ich will nicht übertreiben. Gelöschte oder nie erschienene Texte werden ja immer verklärt. Das liegt im Naturell der Schreiber-Leser-Beziehung. Zeilen, die nicht erscheinen sind jungfräulich. Noch kein Arsch hat ihn mit seinen Augen berührt. Niemand kritisiert. Bei Schreibenden geht die uralte religiöse Verehrung der Jungfräulichkeit auf diese Weise weiter. Na ja, es ging um so viele Dinge in meinem unbefleckten Text; Dinge, mit denen ich mich üblicherweise beschäftige. Sozialismus, Fairness, die Welt als Ganzes, der Mensch und sein Versagen und Schokopudding. Alles in diesem einem Text. Und den kriege ich nicht mehr zusammen.

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Der Wettbewerb und die Suppenküche

Donnerstag, 5. Dezember 2013

Letzte Woche schrieb die taz, dass der Suppenküchenstaat wachse. Man muss jedoch befürchten: Nicht mal der ist intakt. Auch er bricht nach und nach als Zuflucht weg.

Am selben Tag, als die taz ihren Artikel brachte, lauschte ich einem Feature im SWR-Radio. Es ging um eine Tafel irgendwo in Rheinland-Pfalz, die immer mehr in Bedrängnis gerät. Die Supermärkte würden immer weniger Lebensmittel zur Verfügung stellen. Zurückzuführen sei das auf eine effizientere Kalkulation seitens der Läden und verstärkten Rabatt-Aktionen bei Waren, die kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatum stehen. Früher hat man den Reis zur Tafel gebracht, nun rabattiert man ihn großzügig, um ihn doch noch loszuschlagen. Die besagte Tafel erhalte deshalb immer weniger Lebensmittel und kann dementsprechend immer weniger an Bedürftige verteilen. Das geht so weit, dass sie keine weiteren Bedürftigen mehr aufnehmen kann, sagte eine Tafel-Mitarbeiterin.

Die unsachliche Ehrlichkeit des Herrn Gabriel

Mittwoch, 4. Dezember 2013

Gabriel braucht Thesen, um die beabsichtigte Neuauflage der Vorratsdatenspeicherung zu legitimieren. Da fiel ihm ein, er könne ja die Terroraktion auf Utøya nennen. Durch die Vorratsdatenspeicherung in Norwegen, so Gabriel, habe man "sehr schnell" in Erfahrung bringen können, "wer der Mörder war". Sie habe ermöglicht, den Einzeltäter zu überführen. Telepolis nennt dieses Argument unsachlich. Denn zwar habe das norwegische Parlament einige Monate vor dem Anschlag für die Einführung der Vorratsdatenspeicherung gestimmt - aber eingeführt ist sie bis heute nicht. Erst mit Beginn des Jahres 2015 soll es dort so weit sein.

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#Aufschrei der Dummheit

Dienstag, 3. Dezember 2013

Kürzlich beklagte sich Jutta Ditfurth via Facebook, dass man ihr eine Gruppe gewidmet hat. "Ich würde Jutta Ditfurth gerne mal auf die Fresse hauen" heißt sie. Ein kleine Gruppe nur, die wenig Einfluss hat und zuletzt verwaist schien. Parallel zum Verfassen dieser Zeilen wurde die Gruppe gelöscht. Gleich dazu mehr. Der Inhalt hatte es in sich. Bestand aus Hassreden gegen Ditfurth, aus Androhungen und Despektierlichkeiten jeglicher Art. Über all dem stand der Titel, der wie ganz selbstverständlich zur Gewalt aufrief. Eine wie Ditfurth habe schließlich was auf die Fresse verdient.

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Als Elvis in die Jahre kam

Montag, 2. Dezember 2013

Als ich hörte, dass die hessischen Grünen mit Bouffier ins Bett steigen wollen, habe ich mich zunächst aufgeregt. Die Grünen wollten ja eigentlich den Wechsel. So stand es auf vielen Wahlplakaten. Nach einer Weile habe ich mir gedacht: Was ist denn schon passiert? Dieses Arrangement mag zwar für Spötter lustig sein, aber eine Zäsur ist es ganz sicher nicht.

Der grüne Landesverband in Hessen hat ja immer schon suspekte Gestalten in seinen Reihen gehabt. An oberster Stelle Joschka Fischer oder Otto Schily. Tarek Al-Wazir ist nur die Fortführung dieser Realos mit geschmeidigeren Mitteln. Besonders im hessischen Teil der Partei wurde der historische Richtungsstreit zwischen Fundis und Realos ausgetragen. Seitdem die Ökosozialisten ausgemerzt wurden, gelten die hessischen Grünen als Hochburg des Realotums.

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Schweig still, bleib mir sympathisch

Freitag, 29. November 2013

Ich habe da jemanden kennengelernt. Am Fußballplatz. Haben uns oft unterhalten. Ein lustiger Mensch. Haben viel gelacht. Ne coole Socke irgendwie. Flapsig. Da stehe ich drauf. Das Leben ist bitter genug. Es war Sympathie auf den ersten Blick. Getroffen haben wir uns seither öfter. Immer am Fußballplatz. Beim Warten auf unsere Kinder. Bei Training oder Punktspiel. Haben miteinander geraucht. Das Spiel bewertet. Gewusst, dass wir es besser könnten als unsere Kinder, wenn nur der Bauch nicht wäre und die ganzen Zipperlein. Aber im Geiste waren wir beide fit.

Na ja, stimmt nicht ganz. Ich mochte an ihm, dass er den ganzen Spaß nicht so ernst nahm. Nicht so, wie der Vater eines anderen Kindes, der seine Brut als verkanntes Talent und alle anderen Kinder entweder für Bälger aus der Gosse oder für zu fett hielt. Mit dem sozialdarwinistischen Penner aus gutem Elternhause, was er uns natürlich gleich steckte, war bald Funkstille. Mein Kumpel aber blieb da ganz Mensch und das mochte ich. Und mag ich noch immer. Das macht alles viel entspannter. Und plötzlich kam uns der Bratwurstfabrikant von der Säbener Straße in die Quere.

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Die, die laut Nein schreien und still Ja ankreuzen

Donnerstag, 28. November 2013

oder Ein Nein wäre ein Ja zum demokratischen Grundgedanken.

Am 6. Dezember ist der Tag, an dem der Typ mit dem Sack kommt. Und es wird in diesem Jahr der Tag sein, an dem der Mitgliederentscheid bei den Sozialdemokraten beginnt. Das heißt folglich: Dieses Jahr gibt es für uns nichts aus dem Sack, aber sehr wahrscheinlich auf den Sack.

Als gestern der Morgen graute, graute dem Morgen. Denn nun wussten wir, dass man sich über Nacht auf eine Große Koalition geeinigt hatte. Seither werden die Kommentatoren des Zeitgeschehens nicht müde, die Sozialdemokraten als die Sieger der Verhandlungen zu stilisieren. Das geschieht, um die SPD-Mitglieder einzuschwören, um sie auf Kurs zu bringen. Sie sollen glauben, dass das Kabinett Merkel III, musikalisch von einer sozialdemokratischen Agenda untermalt wird. Bei Maischberger konnte man schon vorher erfahren, dass Merkel eigentlich eine sozialdemokratische Kanzlerin sei. Das ist ein unglaubliches Kunststück in einer Zeit, da nicht mal die Sozialdemokraten sozialdemokratisch sind.

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Beschreibung eines Kontinents der gewollten Ungleichheiten

Mittwoch, 27. November 2013

Über Peter Mertens Kritik des neoliberalen Europas.

Quelle: Amazon
Im Grunde gibt es keinen NSA-Skandal. Und wenn man hierzulande die Rolle des BND bei den Abhöraktionen beleuchtet, dann sollte man auch nicht vom BND-Skandal sprechen. Was hier geschieht sind nämlich lediglich die geheimdienstlichen Auswirkungen eines neuen Kalten Krieges. Nicht mehr zwischen verfeindeten Blöcken, die in verschiedener Weltauffassung erstarrt sind, sondern zwischen zwei kapitalistischen Blöcken, zwischen Kontrahenten auf dem freien Markt - zwischen Wettbewerbern. Dass die Europäische Union mit den Vereinigten Staaten um die wirtschaftliche Oberhoheit auf Erden buhlt, steht für den belgischen Soziologen Peter Mertens fest. Er beschreibt in seinem Buch Wie können sie es wagen?, wie sich Europa in eine neoliberale Zone verwandelte.

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