Den Vorhang zu und alle Fragen offen

Montag, 23. Dezember 2013

Ich dürfte gar nicht pausieren. Denn es gibt so viele Themen und so viele Texte, die nie geschrieben werden von mir. Über die Ehre des Ehrenmannes Blatter, die keine Karikaturen zulasse, während ein Prophet dargestellt als Mörder nichts Ehrenrühriges hat. Darüber, dass ich erst neulich erfuhr, dass Bohlen schon im September in den österreichischen Wahlkampf zog, dort den Todesstrafenbefürworter Stronach unterstützte. Warum liest man darüber so wenig in Deutschland? Nach welchen Kriterien entsteht denn eigentlich die Weltkarte der Pressefreiheit? Und warum landet da Deutschland vorne, obwohl so viele Menschen, die ich kenne, das Gefühl haben, gar nicht richtig informiert zu sein? Und nochmals Blatter. Der will die Weltmeisterschaft in Katar in den Winter verlegen, damit die armen Profis nicht so in der Hitze verenden, wie jene Sklavenarbeiter, die die Stadien bauen müssen. Dass ein Sonnenkönig etwas in der Art fordert, ist ganz normal. Dass die Journaille nicht kritischer in Relation setzt, ist es mittlerweile auch.

Weiterer Pausenvermieser: Ist der Oligarch gut und der Präsident schlecht? Warum kann man derlei Konstellationen innerhalb der Politik und der Wirtschaft medial nicht weniger manichäistisch thematisieren? Immer diese beschissene Gegenüberstellung von Licht und Finsternis wo es gar kein Fenster zum Belichten gibt. Und wenn ich dann sehe und lese, wie Marieluise Beck, grünes Urgestein, den Oligarchen bei Facebook herzt, auf einem Bild in die Arme schließt und schreibt, der Typ sei ein "gereifter, kluger, von Verantwortung geprägter Mensch und Freund", dann müsste ich eigentlich einen ellenlangen Text schreiben. Eigentlich. Nur so viel: Ein Land, dass sich Freunde von Steuerbetrügern und Wirtschaftskriminellen in der Opposition leisten kann, ist demokratisch gesehen am Ende.

Na ja, ich stehe selbst enttäuscht und seh betroffen, den Vorhang zu und alle Fragen offen. Das Motto, wie so oft, wenn man in Opposition zum Zeitgeist denkt. Viel geschrieben, viel Stoff gehabt dieses Jahr. Die Welt wurde dadurch aber auch kein besserer Ort. Ich beende jedenfalls für dieses Jahr diese Sinnlosigkeit.

Ja, ich weiß doch: Ich sollte nicht pausieren. Es gibt zu viel Dinge, die kommentiert werden wollen. Gönnt es mir trotzdem. Zumal ich es doch versprochen habe. Meiner Frau, meinem Kind - und mir. Meinen Nerven. Meinem Darm. Ich habe mir geschworen, nicht mal zu reagieren, wenn in Berlin geputscht wird. Ich will das alles gar nicht wissen.

Hey Leute, laßt uns einen Deal machen. Wenn sich die Welt bis ... sagen wir bis zum 4. Januar nicht verbessert hat, dann - und nur dann - packe ich wieder an. So gesehen mache ich keine Pause, sondern gebe dieser Wirklichkeit nur eine Schonzeit, eine Frist, in der sie sich bessern kann. Das liest sich doch gleich anders. Oder nicht?

Macht das Beste aus den kommenden Tagen. Nee, keine schöne Weihnachten als frommen Gruß an euch. Denn dazu fehlt mir der Glaube. An dieses konsumfördernde Baby in der Krippe zu Bethlehem glaube ich nicht. Aber daran, dass eine Phase der kontemplativen Ruhe uns allen Kraft schenkt, glaube ich schon eher. Deshalb: Esst einfach gut, sauft was, macht euch übereinander her. Schaltet ab, wenn man diese Realität schon nicht per Knopfdruck abschalten kann. Macht das Beste aus dem Schlechten. Und bis zum 4. Januar ...


17 Kommentare:

Anonym 23. Dezember 2013 um 09:23  

"[...]Und bis zum 4. Januar ...[...]"

Schönes pausieren noch, und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Übrigens, eines hätte ich noch anzufügen, als Mit-Nichtgläubiger: Vielleicht schreibst du auch mal was darüber, dass im dt. TV religionskritische Filme, wie gestern der spanische Film "Agora" z.B., zu nachtschlafender Zeit ausgestrahlt werden, während man in der Vorweihnachtszeit, und an den Feiertagen, mit christlich-religiösem Kitsch - vorwiegend us-amerikanischer Prägung - zugemüllt wird.

Ich dachte ja immer Deutschland wäre - nein, kein atheistisches - aber zumindest ein weltliches (=säkulares) Land, wo man Rücksicht auf Nicht- und Ungläubige nimmt, aber zur Weihnachtszeit fühle ich mich immer wieder an ein religös regiertes Land, wie z.B. den Iran, erinnert.

Amüsierte Grüße
Bernie

kadekmedien 23. Dezember 2013 um 09:27  

Die Welt wurde dadurch aber auch kein besserer Ort.

Das stimmt allerdings gar nicht. Denn gerade Gegenöffentlichkeit produzierende Blogger wie Du senden doch in schöner Regelmäßigkeit Leuchtsignale in die Finsternis der mutwillig verirrten Hofberichterstatter und Propaganda-Verkünder. Das muss auch so! Und darum sei Dir eine schöne Pause mit Deiner Familie vergönnt.
Ein paar schöne und besinnliche Feiertage, guten Rutsch und alles Gute!

kadek

Anonym 23. Dezember 2013 um 09:30  

Sorry, da ich nicht weiß, wie ich dies in meinen bereits geschriebenen Text einfügen kann hier noch ein Hinweis auf den Film "Agora", denn ich schon seit der Erstausstrahlung kenne - im Kino, und mir daher das Ansehen bei nachtschlafender Zeit sparen konnte:

[...]Interview - „Ein mutiger und kluger Film“

ERLIN. (hpd) Gute Geschichten haben meist nicht exakt so stattgefunden, wie sie erzählt werden. Die zentralen Tatsachen sollten zwar stimmen, doch sie müssen dramaturgisch auf den ‚Punkt’ gebracht werden, damit aus dem historischen Geschehen eine mitreißende Geschichte wird. Wunderbar gelungen ist dies im Film AGORA, der ab 11. März im Kino zu sehen ist[...]"

Quelle und kompletter Text:

http://hpd.de/node/9015

...mutig deswegen weil er die Urchristen so religiös fanatisch zeigt wie die wirklich waren, und auch den Untergang der Antiken Welt, die durch keine Barbaren sondern durch die ersten Christen verursacht wurde...in deren religiösem Fanatismus, der mich stark an heutige Religionsfanatiker, z.B. die Taliban in Afghanistan, erinnert hat...

Gruß
Bernie

PS: Im Film heißen die talibanähnlichen christlichen Fanatiker "Parabalani"....

maguscarolus 23. Dezember 2013 um 09:41  

Die Welt würde sich nicht mal durch einen Asteroideneinschlag größten Kalibers ändern, denn danach hätten auch wieder die wendigsten Raubkreaturen Oberwasser.

Anonym 23. Dezember 2013 um 10:29  

...na dann, Prost....

klaus baum 23. Dezember 2013 um 12:57  

roberto, das, worüber nicht kritisch berichtet wird, worüber aber kritisch berichtet werden müsste, hast du herausgearbeitet. ein wörtchen finde ich jedoch unpassend: schon. bohlen habe schon im september ....
nu ja, das schon ist zuviel, denn am 29.9. 2013 waren in österreich wahlen, und das team stronach ist glücklicherweise baden gegangen. dass bohlen kein repräsentant historisch angemessenen bewußtseins ist, haben wir, die leser deines blogs gewußt; und dass es idioten nicht merken, wenn einer ein idiot ist, erfahren wir täglich.

Siewurdengelesen 23. Dezember 2013 um 14:58  

Ebenfalls eine schöne ruhige Zeit bis nach Neujahr!

"Nur so viel: Ein Land, dass sich Freunde von Steuerbetrügern und Wirtschaftskriminellen in der Opposition leisten kann, ist demokratisch gesehen am Ende."

Dazu hätte es der Ankunft Chodorkowskis aber nicht bedurft;-)

In Anbetracht aktueller Entwicklungen (siehe auch die einseitige Berichterstattung über die Vorgänge um die Rote Flora in den Leidmedien) ist mir um den Nachschub an Themen nicht bange, leider...

...trotzdem Feliz Navidad

Anonym 23. Dezember 2013 um 15:51  

"[...]Ein vergessenes Juwel

Eher vergessen eines der Lieder, das die gesellschaftlichen Umstände anprangert, die die sozialen Ungleichheiten erst erzeugen. Die »Arbeiter-Stille-Nacht«, auch bekannt als »Stille Nacht, traurige Nacht«, entstand nach 1890 und kann als Mutter der kritischen Weihnachtslieder gesehen werden.

Es zu singen war nicht ungefährlich. Im Deutschen Kaiserreich, und vermutlich auch in Österreich, wurde es immer wieder verboten.

Stille Nacht, traurige Nacht,
rings umher Lichterpracht!?
In der Hütte nur Elend und Not,?
kalt und öde, kein Licht und kein Brot,?
schläft die Armut auf Stroh,?
schläft die Armut auf Stroh.

Stille Nacht, traurige Nacht,
hast du Brot mitgebracht,
?fragen hungrige Kinderlein.?
Seufzend spricht der Vater: Nein.
?Bin noch arbeitslos,?
bin noch arbeitslos.

Stille Nacht, traurige Nacht,
drunten tief in dem Schacht?
schlagen Wetter, welch‹ gräßliche Fron!
?Gräbt der Bergmann für niedrigen Lohn
?für die Reichen das Gold,
?für die Reichen das Gold.

Stille Nacht, traurige Nacht,
Henkersknecht hält die Wacht
?in dem Kerker gefesselt, geächt‹,
?leidet schmachtend für Wahrheit und Recht.?
Mutige Kämpferschar,?mutige Kämpferschar.

Stille Nacht, traurige Nacht,
Arbeitsvolk, aufgewacht!?
Kämpfe mutig mit heiliger Pflicht,?
bis die Weihnacht der Menschheit anbricht.?
Bis die Freiheit ist da,
?bis die Freiheit ist da.

Wie vergessen das Lied mittlerweile ist, zeigt die Tatsache, dass es nicht einmal auf Youtube eine Version gibt. Das sollte niemanden abhalten, es zu singen. Und sei es nur, um das kitschige Original aus dem Kopf zu bekommen.

Christoph Baumgarten[...]«"

Quelle und mehr kritische Weihnachtslieder hier zu finden:

http://hpd.de/node/17488?page=0,1

Gruß
Bernie

Sledgehammer 23. Dezember 2013 um 16:13  

"Die besinnlichen Tage zwischen Weihnachten und Neujahr haben schon manchen um die Besinnung gebracht"
Joachim Ringelnatz

Gute Zeit!

pillo 23. Dezember 2013 um 18:11  

¡Feliz Navidad y próspero Año Nuevo!

Genieß die Zeit und lass es ruhig angehen. Das nächste Jahr wird sicher nicht besser als das nun gerade zu Ende gehende.

Wenn ich an die Fußball-WM im kommenden Jahr und all die Vollpfosten mit ihren Deutschlandfahnen, -fähnchen und -hüten denke, wird mir jetzt schon ganz übel.

Eine 80% GroKo, die Fußball-WM und dazu noch eine unüberschaubare Anzahl von Hofberichterstattern, die sich als Journalisten tarnen - na, da kann Merkel wirklich durchregieren.

Kritische Geister wie Dich braucht es also nächstes Jahr mehr denn je. Bleib gesund und uns erhalten!

Hartmut B. 23. Dezember 2013 um 18:44  

Eine gute Erholung mit Deiner Familie und einen Guten Rutsch ins Neue Jahr !
Und vielen Dank für die interessanten und kritischen Artikel
im zu Ende gehenden Jahr !

Punkerin 23. Dezember 2013 um 19:07  

Als Pausenvermieser wundert es mich dass Dir nicht zuerst die Rote Flora einfällt, aus aktuellem Anlass und so. Die CDU will mal wieder das nervige Demonstrationsrecht abschaffen. Warum kommen diese bahnbrechend neuen Vorschläge eigentlich nie nach den Aufmärschen von Faschos?

Aber egal, Neues vom Spocht:

Kann man dem Chodorkowski nicht einen geeigneten Job anbieten, zum Beispiel beim FC Bayern München?

Deren Triumvirat der drei Affen - bestehend aus einem Steuerflüchtling, einem verurteilten Steuerhinterzieher und einem Steuerhinterzieher auf der Anklagebank könnte mit diesem Oligarchen endlich zu einem veritablen Quartett werden.

The sky is the limit! Ein Weltverein braucht auch einen zwielichtigen Oligarchen, die Engländer machen es vor.

Den Christen unter euch wünsche ich einen frohen Sol Invictus. Also den Götterburschen, von dem ihr das Weihnachtsdatum abgekupfert habt.

So long,
Punkerin

Reinhard Gottorf 24. Dezember 2013 um 13:59  

Auch ich sehe ad sinistram als kleines, feines Leuchtfeuer in der Dunkelheit des Nachrichtenbreis der Reichspropagandamedien. Machen Sie bloß weiter! Ich wünsche Ihnen und ihrer Familie eine geruhsame, friedvolle Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2014. Das gilt auch für alle Freunde von ad sinistram. Zur Erbauung diese kleine Gedicht:
Der armen Kinder Weihnachtslied
Hört, schöne Herrn und Frauen, Die ihr im Lichte seid:
Wir kommen aus dem Grauen, Dem Lande Not und Leid;
Weh tun uns unsre Füße Und unsre Herzen weh,
Doch kam uns eine süße Botschaft aus Eis und Schnee.
Es ist ein Licht erglommen, Und uns auch gilt sein Schein.
Wir habens wohl vernommen: Das Christkind ist gekommen Und soll auch uns gekommen sein.
Drum gehn wir zu den Orten, Die hell erleuchtet sind,
Und klopfen an die Pforten: Ist hier das Christuskind?
Es hat wohl nicht gefunden Den Weg in unsre Nacht,
Drum haben wir mit wunden Füßen uns aufgemacht,
Dass wir ihm unsre frommen Herzen und Bitten weihn.
Wir habens wohl vernommen: Das Christkind ist gekommen Und soll auch uns gekommen sein.
So lasst es uns erschauen, Die ihr im Lichte seid!
Wir kommen aus dem Grauen, Dem Lande Not und Leid;
Wir kommen mit wunden Füßen, Doch sind wir trostgemut: Wenn wir das Christkind grüßen,
Wird alles, alles gut.
Der Stern, der heut erglommen, Gibt allen seinen Schein:
Das Christkind ist gekommen! - Die ihr es aufgenommen,
O, lasst auch uns zu Gaste sein!

Otto Julius Bierbaum (1865-1910)

Ute Gisela 24. Dezember 2013 um 15:45  

Lieber Robert,
freue mich weiterhin auf deine
kritischen Beiträge, die mit ihrem oft humorvoll-satirischem Biss die Welt 'besser' sehen lässt wie sie ist. Bedanke mich mit meiner kleinen 'Weihnachtsbotschaft':

Fröhlich oh, du selig Zeit,
wo ist sie geblieben,
keine Gnade weit und breit,
wer hat sie vertrieben?

Seltsam Duft liegt in der Luft,
macht uns gar nicht munter,
denn die deutsche Hartz-vier-Gruft,
zieht die Menschen runter.

Alle Jahre wieder
kommt der Weihnachtsmann,
singt uns krude Lieder,
unterm grünen Tann.

Es ist der Regierungssprecher
mit der herrschend frohen Kunde,
dass die Zeiten werden fescher
auf dem großen Erdenrunde.

Wachstum, Wachstum alle Zeit,
singt der Knabe voller Wonne,
bis in alle Ewigkeit,
scheint die kapitale Sonne.

Arbeit, Arbeit über alles,
über alles auf der Welt,
weil im Falle eines Falles,
braucht ein jeder etwas Geld.

Denn der Reichtum unsrer Reichen,
schenkt uns allen Segen,
steh’n sie doch wie deutsche Eichen,
tausendjährig an den Wegen.


Halt, so tönt es aus der Gruft,
Klappe halten, her die Säge,
hau’ bloß ab du Lügenschuft,
denn du stehst uns nur im Wege.
Jetzt wird Holz gemacht zum Heizen,
Brot gebacken aus dem Weizen,
das uns allen hier gehört,
endlich wach, nicht mehr verstört,
packen wir das Leben an,
nehmen auch den Reichtum ran,
für das gute Leben aller,
frohes Fest , das ist der Knaller!
(up)

M.Brand 24. Dezember 2013 um 16:04  

Hallo Roberto,

danke für Deine Kommentare 2013.
Und auf ein Neues 2014.
Alles Gute zum Weihnachtsfest und zum Jahreswechsel.
Zum obigen Kommentar möchte ich noch meinen letzten Senf für dieses Jahr beitragen, dazu nehme ich ein Zitat von Dir und wandle es etwas ab:
"Ein Land, das sich Freunde (und Unterstützer) von Steuerbetrügern und anderen Kriminellen in der REGIERUNG leisten kann, ist in der nachdemokratischen Pluto-/Oligarchie angekommen".

MfG. M.B.

Anonym 1. Januar 2014 um 15:38  

Hat er hinreichend seinen bevorhäuteten Schwanz im Inneren der Frau triebhaft gerieben, mit klobigen Füßen, speckigen Backen und stinkendem Hirn?

Gerd Hellmood 4. Januar 2014 um 21:26  

@Anonym 1.Januar 2014 15:38

Vom Penisneid Sigmund Freuds habe ich schon gehört. Vorhautneid ist mir neu. Was immer dein Problem ist, in jeder öffentlichen Bedürfnis-Anstalt dieses Landes hängen Automaten für Durchreisende, aus denen du dir eine sogenannte "Travel Pussy" für dein Problem ziehen könntest.

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