Wer die Wahlen hat, leidet doppelt Qualen

Samstag, 14. Dezember 2013

Als Deutscher ohne Migrationshintergrund ist er arm dran, der Müller-Vogg. So bejammert er sich jedenfalls selbst. Armer Kerl. Er darf nämlich nur einfach wählen in Europa. Lediglich in Deutschland eben. Ein griechischer Kollege von ihm habe es da viel besser.

Der dürfe nämlich, weil er einen deutschen und einen griechischen Pass besitze, doppelt wählen. Hüben wie drüben. Und Müller-Vogg befürchtet, dass er drüben eine Partei wählt, die die "notwendigen, aber schmerzhaften Reformen" verschmäht. Und wenn er in Deutschland auch noch eine Partei wählt, die gegen die Austeritätspolitik gerichtet ist, dann könnte der griechische Kollege ja mit seiner Wahl die Politik beeinflussen. Und das geht nun wirklich nicht. So haben wir mit der Demokratie und dem Wahlrecht aber nicht gewettet. Ändern darf sich nach einem Urnengang nichts. Das wäre gefährlich.

Dieser Langweiler mit eigener Kolumne präsentiert das irrationale Angstgespenst der deutschen Konservativen. Dass die Deutschgriechen nicht alle grundlegend gegen diese Politik des Aushungerns sind, verschweigt er. Es gibt ja dummerweise genug Griechen, die die Lügen von BusinessEurope glauben. Und noch was vergisst er zu erwähnen: Nämlich, dass er als Deutscher eigentlich gar nicht doppelt wählen muss. Er wählt nur in Deutschland und die dort Gewählten verwalten via Europäische Union und Troika gleich noch Griechenland mit. Sein griechischer Kollege hat vielleicht neulich in Griechenland gewählt. Vielleicht - gleich komme ich dazu. Aber berücksichtigt wurde sein Votum wahrscheinlich nur wenig, denn jede griechische Regierung steht unter der Leitung der Men in Black aus Brüssel.

Ich gelte als Deutscher und als Spanier. Bis vor einigen Jahren habe ich meinen spanischen Pass auch noch regelmäßig verlängert. Dann wurde ich arbeitslos, gab mein Auto auf und konnte es mir nicht mehr leisten, ab und zu an den Münchner Stadtrand zu düsen, um mir einen Stempel vom spanischen Konsul verabreichen zu lassen. Wahrscheinlich denken die nun in Spanien, mich gibt es nicht mehr. Bin ja seit längerer Zeit für sie nur noch eine Karteileiche, wenngleich ich jederzeit wieder offiziell "spanisch werden" könnte. In all den Jahren, in denen ich beide Pässe hatte, habe ich nie bei spanischen Wahlen teilgenommen. Möglich wäre das gewesen. Ich fand aber, ich war viel zu weit weg, um mir ein Urteil bilden zu können. Einige Doppelstaatler, die ich damals kannte, haben auch nie außerhalb Deutschlands gewählt.

Müller-Vogg baut da ein argumentatives Konstrukt auf, das voller kleinkarierter Ahnungslosigkeit ist. Seine Argumente gegen die doppelte Staatsbürgerschaft eignen sich nicht als "große Ungerechtigkeit". Wer wählt schon in einer Heimat, die nie so richtig physische Heimat war. Na dann kann man auf den zweiten Pass auch verzichten, würde Müller-Vogg wohl triumphierend einwenden. Klar könnte man, es lebt sich auch dann nicht anders. Und trotzdem war die doppelte Staatsbürgerschaft lange ein Bruchstück meiner Identität. Nicht das Spanische an sich. Da bin ich völlig unempfindlich. Scheiß die Flagge und die Hymne an. Ich meine eher, dass es für mich eine Form von Identifikation war (und vielleicht manchmal noch ist). Mein Vater kam da her. Ich irgendwie auch. Psychisch zumindest. Ich kenne ja beide Seite, die kulturellen Eigenheiten, Mentalitäten und Sonderbarkeiten. Warum sollte ich auf meines Vaters, warum auf meiner Mutter Heimat verzichten?

Der Typ hat gar keine Ahnung, was das bedeutet, welchen sentimentalen Wert es haben kann, zweierlei Pässe zu bewahren. "Einfache Deutsche wie ich", schreibt er. Seichter geht es kaum noch. Was hätte ich auch davon, in Spanien eine Partei zu wählen, die den Sparkurs der deutschen Sittenwächter umsetzen muss. Nee Kumpel, ich habe genug mit meinem Wahlrecht in Deutschland zu tun. Funktioniert ja hier schon nicht so, wie ich mir das vorstelle. Ich brauch' keine weitere Baustelle.

15 Kommentare:

Anonym 14. Dezember 2013 um 10:46  

wenn dir der deutsche konservative so stört, dann geh nach spanien. arschloch!!!

Anonym 14. Dezember 2013 um 10:53  

"[...]wenn dir der deutsche konservative so stört, dann geh nach spanien. arschloch!!![...]"

Und? Wohin soll ich gehen?

Ich bin hier geboren, und aufgewachsen - man kann sich das Land eben nicht aussuchen in dem Mann/Frau aufwächst - und hasse Deutschland weil es immer schon von Nazis, SED-Bonzen (zumindest im Gebiet der ehemaligen DDR) oder Konservativen (Westdeuschland seit 1945 - mit kurzen Unterbrechungen durch die SPD bzw. Grünen) regiert wird, die allesamt keine Demokratiefreunde sind.

Frägt sich
Bernie

Anonym 14. Dezember 2013 um 10:59  

Eine Frage hätte ich doch noch:

Wie fühlt man sich denn so als deutscher Konservativer mit der schlimmsten Sorte Mensch an der Staatsspitze, die es so gibt SED-Merkel als Kanzlerin?

Gruß
Bernie

PS: Wendehälse waren schon immer die schlimmsten Fanatiker, wie viele Beispiele aus der Geschichtsstunde zeigen - Merkel macht da keine Ausnahme.

ad sinistram 14. Dezember 2013 um 11:04  

So weit kommt es noch, dass ich mir von dir Hirnamputierten sagen lasse, wohin ich zu gehen habe. So hättest es du und deine Mischpoke wohl gern.

Anonym 14. Dezember 2013 um 11:18  

...Müller....lach...der hat doh schon mit seinem Hausnamen ein Problem, sonst hätte er nicht das Vogg hintergestellt...

Anonym 14. Dezember 2013 um 12:37  

Hier lese ich als Jurist zum ersten Mal, dass die Staatsbürgerschaft an den Besitz eines gültigen Passes gebunden ist. Deshalb meine Forderung: Jedem Neugeborenen einen Reisepass, sonst nix doitsch. (lach)

Anonym 14. Dezember 2013 um 12:50  

ANMERKER MEINT:

1. Auf solche Dumm-Schreiber wie Anonym von 10:46 sollte man nicht reagieren; die stellen sich durch ihr Geschreibsel doch selber bloß.
2. Müller-Vogg dieser Verdummer-Schreiber, auch in der Bild,ist ein holzköpfiger Nationalist, der dann Rechte will, wenn Sie ihm als Deutschem zupass kommen und ansonsten die neue Arroganz Deutschlands verkörpert und leider auch verbreiten kann. Dass dann Gesinnungsgrößen wie Anonym 1 mitmachen ist ja nicht verwunderlich.
3. Ein guter Artikel, Roberto!

MEINT ANMERKER

Anonym 14. Dezember 2013 um 13:48  

Gab es da nicht früherer Hürden, wenn man in sowohl als auch wählen wollte? Klingt zumindest recht neu für mich. Aber warum auch nicht 2 Mal wählen. Man muss sich ja auch nur den Bevölkerungszahl eines Landes anschauen, um zu wissen, wieviel Einfluss die eigene Stimme hat, es sei denn man wählt ohnehin die "Großen". Von daher erscheint mir die Debatte ziemlich zweifelhaft, im Sinne von: "Wer da auch das wählt...." Ist doch eher eine Farce. Es ist zwar schön, dass man sogar in einer Plutokratie auch mehrfach den / die Presssprecher der Großkonzerne anteilig wählen darf, aber ob es tatsächlich dadurch zu "Umstürzen" käme, da habe ich so meine Zweifel.

Gruß
Eike

stefanbecker 14. Dezember 2013 um 14:05  

@anonym
"wenn dir der deutsche konservative so stört, dann geh nach spanien. arschloch!!!"

Lies das: http://ad-sinistram.blogspot.de/2013/12/aufschrei-der-dummheit.html
Hirnampotierter

Anonym 14. Dezember 2013 um 14:07  

Müller-Vogg wer ist das? Hat er was Bahnbrechendes für die Menschheit geleistet, dass man den Mann einfach kennen muß?

Jochen Hoff 14. Dezember 2013 um 14:24  

Ach ja der gevoggte Müller. Ein echtes Herzchen. Gegen den war Dschingis Khan ein scheiß Liberaler. Als Kohls Spindoktor hat der "einfache" Deutsche die öffentliche Meinung dieses Landes über mehr als 10 Jahre manipuliert und vielen ehrlichen Leuten geschadet.

Natürlich ist er ein Ausländerfeind und in seinen Aussagen bricht sich als Freudsche Fehlerleistung der alte Rassismus immer wieder einen Weg. Aber keine Sorge, er ist ja schon alt und bald wird er in die Kiste rutschen.

Siewurdengelesen 14. Dezember 2013 um 16:02  

Ach ja, der arme Herr Müller-Vogg!

Schlimm genug, dass er im Hause Springer seine dünnflüssigen, gequirlten Verdauungsendprodukte abseihen muss, jetzt ist er auch noch als Halbwahlberechtigter Teileuropäer entrechtet.

Sollte ich einmal Zeit haben, finde ich bestimmt noch ein gebrauchtes Papiertaschentuch, um seine Krokodilstränen zu trocknen...

Lutz Hausstein 14. Dezember 2013 um 17:25  

Müller-Vogg. Spitzname: das Kanzlerinnen-Zäpfchen.

Keine weiteren Worte.

Markus 14. Dezember 2013 um 18:01  

" Anonym hat gesagt...
wenn dir der deutsche konservative so stört, dann geh nach spanien. arschloch!!!
14. Dezember 2013 10:46"

Wie kommt ihr auf "Anonym"?
Sein Name steht doch am Ende.
Wenn er sich selber "Arschloch" nennt - na und?

Reinhard Gottorf 14. Dezember 2013 um 19:26  

Ach, lieber Roberto. Sie sollten dieser Gestalt mit Namen HMV –ich weigere mich schon seit Jahren diesen Namen ganz auszuschreiben – nicht zu viel Gewicht beimessen. Er lebt schon immer in einer, seiner eigenen Welt, in der die Führung befiehlt und das Volk zu folgen hat. Erschreckend ist nur, und das zeigen die allerletzten Ereignisse, dass die Geisteshaltung eines HMV immer weiter um sich greift. Er und sein Kumpane Wagner, sowie deren Schwester im Geiste, Frau Dr. Dorothea Siems, wissen doch gar nicht was Demokratie eigentlich bedeutet. Für die ist es eine Herrschaftsform, die starke negative Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum hat und zwangsläufig zum Untergang des Abendlandes führt. Demokratie fungiert in der bürgerlichen Gesellschaft immer nur als Regulator für die Befriedigung von Privatinteressen der Eliten und ist also gegen eine effizientere Herrschaftsform auszuwechseln, wenn sie diesen Zweck nicht mehr zufriedenstellend erfüllt. Konflikte lassen sich vermeiden, wenn nicht mehr alle überall mitzubestimmen haben. So sieht das Weltbild eines HMV aus. Dass seine Hirnfürze und die seiner Kumpanen überhaupt das Licht der Öffentlichkeit erblicken können, zeigt den erreichten Zustand dieser Gesellschaft nur zu deutlich. Um eine Frage eines Kommentators vor mir zu beantworten: HMV war in seinen besseren Zeiten einmal Mitherausgeber der Zeitung , hinter der sich ein kluger Kopf verbergen soll. Da die anderen Herausgeber sehr schnell erkannten, dass dieser Slogan und HMV sich nicht in Übereinklang bringen ließ, wurde er kurzerhand aus der Führungsetage der FAZ entfernt. Danach wurde er ein sog. Bauchladenjournalist. Er bot seine Hirnfürze den verschiedensten Publikationen an, meist druckten ihn die kostenfreien Werbeblättchen, die einmal in der Woche in den Hausfluren herumliegen. Aus dieser Zeit stammt auch der in Fachkreisen gebräuchliche Künstlername von HMV: Das Zäpfchen der Kanzlerin. Und nun ist er Kolumnist bei der BILD. Welch eine Karriere.

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