Obergrenzen sind individuell festzulegen!

Dienstag, 24. Juli 2012

Wo ist eine Obergrenze für Managergehälter erreicht, mit der jeder - Manager wie Gesellschaft - leben kann? Der Markt regelt das ja nicht anständig, auch wenn einige orthodoxe Markt-V-Frauen diesen Quatsch gerne mehrmals wöchentlich vorbeten. Dabei wäre die Grenze ganz einfach zu bemessen. Die Obergrenze sollte schlicht dort sein, wo die Untergrenze der Überheblichkeit des einzelnen vermanagten Gehaltsempfängers beginnt. Diese kann freilich von Mensch zu Mensch, von Manager zu Manager variieren - diese Untergrenze, die die Obergrenze festmachen soll, gilt es zu ermitteln.

Seien wir doch mal ein wenig wissenschaftsgläubig - wir sind es doch sonst auch mit guter Laune! Und sei's drum, dass es sich um eine ungenaue Wissenschaft handelt. Wie genau eine Wissenschaft letztendlich ist, befehligen ohnehin diejenigen, die an sie glauben und sich nicht abbringen lassen von ihren Analysen und Resultaten. Unterwerfen wir einfach diejenigen einem ausgiebigen psychologischen Gutachten, die da oberbegrenzt werden müssen; eine Überweisung zu einem Psychologen, mit Vorliebe zu einem Verhaltens- und Tiefenpsychologen, um die Untergrenze der Überheblichkeit, der Arroganz, des Geltungsbedürfnisses und des Dünkels festzustellen.

Sie sollen sich seelisch entblättern; als Seelennackte vor einem stehen, der den monetären Schwellensatz zur Arroganz festlegt; sie sollen von sich und ihrer Herkunft erzählen, von Ereignissen aus ihrem Alltag - und endlich zum gläsernen Gehaltsempfänger werden. Das ist eine gar widerliche Vorstellung, ein Gedanke Huxleys vielleicht gar, aber in Zeiten, da man Sozialhilfeempfängern selbst noch in Unterhosen grapscht, um dort zwischen Hodensack und Schenkel geklemmte Geldbündel zu erhaschen, da ist die ärztliche Transparenzmachung eines Gemüts, welches gerne Millionen einsacken möchte, doch nur eine humane Vorgehensweise. Alles wissenschaftlich korrekt und mit Nutzen für die Allgemeinheit - das wird man doch wohl einsehen können!

Der Psychologe ist routiniert genug, um aus den Erzählungen seines Patienten, der ja auch Patient von uns allen, von der Gesellschaft nämlich ist, herauszufiltern, wess Geistes Kind dieser ist. Neigt er zu Geiz? Ist er angeberisch? Läßt er seinen möglichen Geldadel heraushängen? Rafft er? Oder schlimmer, rafft er für sich und spart bei anderen? Verklärt er die Nöte der Armut, weil sie seinen Reichtum bedeutet? Das sind Sachen, die man von jemanden wissen sollte, der für sich in Anspruch nimmt, ein besonders wichtiges Mitglied der Gesellschaft sein zu wollen - denn mangelt es daran, sind seine Qualitäten nur egoistischer Machart, so ist er eine Gefahr für die Allgemeinheit. Man möchte doch schon gerne wissen, wem man hohe Geldsummen überweist; man möchte doch die Grenzen kennen, wo aus einem Gehaltsempfänger ein Snob herauswächst.

Die eine Führungskraft übt bei 200.000 Euro Jahresalär schon Höhenflüge und spottet über den Bodensatz der Gesellschaft; andere sind bei einer Million Euro im Jahr noch relativ zugänglich für die Probleme ihrer Umwelt, für die Sorgen der Habenichtse. Daher brauchen wir keine universelle Obergrenze von Managergehältern - wir müssen individuelle Obergrenzen errechnen, auf den jeweiligen Einzelfall zugeschnittene Obergrenzen. Sicherlich, es wird auch solche geben, die schon bei 10.000 Euro jährlich Oberwasser bekommen, weil es ihnen womöglich reicht, dass sie nun eine prestigeträchtige Position eingeheimst haben - dann sind eben 10.000 Euro schon zu viel für so einen Typen! Dann eben weniger oder gar nichts, damit er gar nicht erst auf die Idee kommt, sich für so einen Posten zu bewerben. Rücklagen wird er doch wohl haben, nicht wahr!

Wir sind heute dazu fähig, Menschen zu durchschauen - jeden Gewalttäter überstellen wir einem psychologischen Gutachter. Warum nicht auch jene Gewaltmenschen, die Arbeitsplätze zersetzen, den Sozialstaat zertrümmern und sich in gegönnter Dekadenz in Interviews ehrabschneidend über diejenigen äußern, die keinen ererbten oder erkorrumpierten Besitz auf der Habenseite haben? Und warum solche Gewaltmenschen erst dann auf die Couch schicken, wenn sie schon Gewalt verübt haben? Dann schon lieber vorher, dann schon lieber zuerst jene monetäre Untergrenze finden, die als individuelle Obergrenze dienen sollte, um der Überheblichkeit gar nicht erst zur Chance zu verhelfen...



7 Kommentare:

StrangeAI 24. Juli 2012 um 09:31  

Die monetäre Obergrenze sollte abhängig sein, vom Mindestlohn oder vom gewährten Existenzminimum.
100 mal Hartz IV mehr ist nicht drin. Dann haben die Eliten wieder ein Interesse daran, für Ausgleich zu sorgen statt für Ausgrenzung.

Anonym 24. Juli 2012 um 09:50  

Ich finde diesen Artikel einfach wunderbar. Erst gestern habe ich mit einer Bekannten dieses Thema diskutiert und den Wunsch geäußert, dass eine derartige Betrachtung in die Neiddebatte gehört.
Danke und weiter so!!

Andreas 24. Juli 2012 um 10:47  

Einkommens-Obergrenzen anhand bestimmter Werte werden niemals handhabbar sein. Allein was so mancher Künstler oder Fußballstar so einsackt lässt sich niemals gegen irgendwas gegenrechnen.

Viel einfacher wäre eine wirklich steil ansteigende Steuerprogression. Wer im Monat so viel abkassiert, wie der Durchschnittsverdiener im Jahr, zahlt darauf 75 Prozent Einkommensteuer, fertig.

Anonym 24. Juli 2012 um 12:51  

der gläserne manager! coole polemik

Anonym 24. Juli 2012 um 13:02  

Also Wissenschaft ist objektiv und eine Theorie wird dabei unabhängig von verschiedenen Leuten überprüft und kann dabei entweder immer wieder zum gleichen ergebnis führen oder aber widerlegt werden.
Glaube, wie der von der selbstregulierung der Märkte oder an das fliegende Spagettimonster hat mit Wissenschaft absolut NICHTS zu tun.
Und die Gehälter werden einfach Pi*Daumen anhand des aktuellen Aktienwertes und den gehältern anderer "Spitzenmanager" festgelegt.
Vielleicht sollte man mal betonen das wenn ein Börsenspekulant 1 Milliarde Dollar am Tag "verdient" hat das nur 10% von dem Gewinn ist für den er "gehandelt" hat !
Wenn wir weltweit eine Freistellungsgrenze von einer Millionen Euro einführen würden und alles was darüber ist mit 75% besteuern gäbe es keine Krise und alle Menschen hätten zu essen und ein Dach über dem Kopf ...

Lutz Hausstein 24. Juli 2012 um 13:04  

@ Andreas 10:47:

Meine Herangehensweise ist folgende: Ich gehe von einem erstrebten (begründeten) Ziel aus und suche nach Wegen, wie dieses Ziel zu erreichen wäre. In diesem Fall wäre es so, dass beide Wege (Einkommensbegrenzung, Steuerprogression) in Richtung dieses Ziels führen können. Oder auch eine Kombination aus beidem.

Denn ausschließlich eine reine Steuerprogression muss nicht zwingend ausreichen. Exzellent wird dies verdeutlicht von dem Beispiel des Hedgefondmanagers aus den USA, der allein 2011 sagenhafte mehr als 2 Milliarden Dollar "verdiente". Ließe man in der ersten Stufe die Primäreinkommen unbegrenzt, würden sich bestimmte Personenkreise Fastilliarden genehmigen, denen man mit einer Einkommenssteuer (zumindest einer ESt unterhalb von 100 Prozent) nicht mehr beikommen kann.

Wollte man sich wirklich ausschließlich auf steuerliche Mittel beschränken, müsste man ab einem bestimmten Betrag einen Einkommenssteuersatz von 100 Prozent erheben. Dann wäre dieses Problem natürlich auch geklärt.

Unknown 24. Juli 2012 um 14:34  

@Lutz
Eine steile Steuerprogression wuerde ausreichen. Die jeweilige Firma/Hedgefond muss diese Fastilliarden ja erst einmal erwirtschaften. So lange es keine Steuerschlupfloecher gibt, werden dann richtig Steuern gezahlt von denen man Strassen, Schwimmbaeder, Krankenkassen, Renten usw. finanzieren koennte. Ich denke da an ueber 90% Steuer ab einem Einkommen von mehr als 6 Millionen pro Jahr.

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