Immer gefährlicher, immer rentabler

Freitag, 27. Mai 2011

Die Debatte ob Atomkraft oder nicht, sie war schon vor Jahren eine rein ideologische, die wirtschaftliche Gesichtspunkte völlig ausklammerte. Das lag daran, dass die Atomkraft mausetot war und noch immer ist - lediglich die dahinterstehende Lobby und deren Lohnschreiber suggerierten, dass in der Atomenergie eine Zukunft liegen könnte. Das taten sie, während alle messenswerten Indikatoren präzisierten, dass dem nicht so ist, dass das Gegenteil wahr ist.

Die öffentlichen Debatten waren ein Scheingefecht - neue Atommeiler, als Zukunftsmodell, waren bestenfalls der feuchte Traum der Atom-Lobby, reines Wunschdenken. Man debattierte ausschließlich, um die bereits am Netz angestöpselten Reaktoren zu verlängern. Mit Reaktoren, die bereits im Betrieb sind, die bereits zwanzig oder mehr Jahre Strom erzeugen, verdient die Branche ihr Geld. Solche Reaktoren sind es freilich auch, die besonders störanfällig sind. Neue Projekte kosten Unsummen. Der Bau von Atommeilern ist zeitintensiv und wird von den Behörden, die von der öffentlichen Meinung unter strenger Beobachtung stehen, immer wieder gebremst. Das investierte Kapital ruht in dieser Zeit. Manche Baustelle tritt deshalb bereits ins dritte Jahrzehnt. Gerd Rosenkranz schreibt in seinem Buch "Mythen der Atomkraft" (fast schon ein Standardwerk, wenn auch im Hosentaschenformat!), dass man "in anderen Zusammenhängen [...] solche Baustellen: Bauruinen" nennt. So läppern sich unvorstellbare Investitionskosten an, die entweder niemals Gewinn abwerfen oder, falls der Reaktor nach vielen Jahren doch in Betrieb gehen sollte, die eine halbe Ewigkeit benötigen, um sich zu amortisieren. Außerdem müssen dann Rücklagen gebildet werden, um die Folgekosten zur Lagerung von radioaktiven Material oder der Stilllegung stemmen zu können. Letztere gäbe es ja quasi nie, wenn es nach den Atombetreibern ginge, denn nur alte Meiler sind rentable Meiler - und gefährlicher als jüngere Modelle, was man allerdings nicht so gerne laut sagt.

Als man vor einigen Jahren von einer Renaissance der Atomkraft sprach, da war die Zahl der Atommeiler weltweit rückläufig - und das, obwohl im asiatischen Raum Neubauten geplant und bereits begonnen wurden. In Europa existieren nur zwei Baustellen - beide jahrelange Friedhöfe für Milliarden. Die Bush-Regierung hat wie keine US-Regierung zuvor (und vermutlich wie keine danach) um Investoren für neue Meiler gebuhlt. Man versprach horrende Subventionen, entband etwaige Betreiber von der Verantwortung (gab diese dem Steuerzahler in die Hand), sollte es doch zu einem Zwischenfall kommen, wollte gar dafür sorgen, dass der Atomstrom künstlich, durch steuerpolitische Maßnahmen, konkurrenzfähig würde - allerdings wurde dennoch kein Investor gefunden.

Die Atomkraft ist nicht erst seit Fukushima tot. Sie ist eine greise, sterbenskranke Technologie. Jegliche Debatte will nicht "neues Leben" schaffen, sie will das Siechtum nur verlängern - Laufzeitverlängerung nennt sich das dann. Die Gefahr ist nicht, dass eine grundsätzliche Zukunftsausrichtung auf Atomkraft stattfinden könnte, denn neue Anlagen wird es nicht geben. Als die Bundesregierung ankündigte, sie würde alte AKWs vom Netz nehmen, jedenfalls so lange, bis sie nachgerüstet und auf den neuesten Stand gebracht würden, da haben einige Energie-Multis gleich davon gesprochen, solche AKWs nicht mehr eröffnen zu wollen - zu teuer, zu vage wäre eine solche Investition. Es geht nur noch um die Anlagen, die bereits existieren - und darum, ob die Diskussion über Jahre am Leben gehalten wird, damit heute nicht der endgültige Atomausstieg beschlossen wird, um übermorgen nochmals über Laufzeitverlängerungen zu entscheiden. Die amtierenden Meiler werden nämlich nicht nur immer störanfälliger und damit gefährlicher, sie werden auch immer rentabler - und wer gibt schon gerne eine Goldgrube auf?



6 Kommentare:

potemkin 27. Mai 2011 um 09:06  

Die Faszination eines Atomkraftwerks lag in den fortschrittgläubigen 50er Jahren in dem Versprechen unerschöpflicher Energie, heute in der Möglichkeit, lukrative zentrale Energiemonopole zu schaffen. Das genaue Gegenteil wäre eine dezentrale, ja individuelle Energieversorgung, wie es von denm rot-grünen 1000-Dächer-Programm angedacht war. Die Stromlobby wird alles tun, um ihre Marktmacht zu erhalten. Zu Beispiel im Winter einen Stromausfall zu provozieren, um Regierung und Bevölkerung wieder auf Linie zu bringen....

Anonym 27. Mai 2011 um 09:31  

Meine Meinung:

An Fukushima sieht man wie das aktuelle "selbstregulierende" System Kapitalismus funktioniert: Gewinn um jeden Preis auf Kosten von Menschenleben.

Der TEPCO Vorstand ist wegen den 15 Milliarden Verlust von TEPCO zurückgetreten, NICHT wegen des SuperGAUs !

Siehe
http://de.wikipedia.org/wiki/Kernenergie
dort werden auch die Kosten für den Staat dargelegt.
Wenn man dann noch bedenkt das 6% U235 in den Reaktoren vom Fukushima Typ verwendet werden sollte man wissen das dieser Stoff eine Halbwertszeit von ca. 700.000.000 Jahren hat, während das restliche vorhandene U238 lediglich auf eine Halbwertszeit von ca. 4.000.000.000 Jahren kommt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Uran
Wobei dann die öffentliche "Brisanz" der Mox-Elemente wegen den 24.000 Jahren des Pu239 Augenwischerei ist wenn man weiß das es in U235 zerfällt !
http://de.wikipedia.org/wiki/Plutonium

Wie jeder Blinder mit Krückstock an diesen Tatsachen erkennen kann ist vor allem das Problem der Endlagerung NICHT lösbar.
Atomkraft ist und bleibt lediglich ein Ableger der Atombombenbauerei im kalten Krieg und hat meiner Meinung nach keinerlei ökonomische und ökologische Rechtfertigungen.
Denn wenn die Kraftwerksbetreiber die vollen Kosten inklusive Versicherung auf den Atomstrom umlegen würden, gäbe es keine Atommeiler.
Das ist ein Fakt, denn Versicherer weigern sich schlicht einen GAU zu versichern, eben weil er unberechbar ist und zuviel Risiko beinhaltet.
Achja und egal wie die gleichgeschaltete Presse auch TEPCO-PR unhinterfragt veröffentlicht, die Radioaktivität und die nachweisbaren Nukleide werden weltweit zeigen wie schlimm es wirklich ist.
Siehe z.B.: http://www.greenpeace.de/themen/atomkraft/nachrichten/artikel/katastrophe_von_fukushima_erreicht_die_nahrungskette/

Alles in allem ließe sich ohne große Probleme einfache Darrieus-H-Rotoren mit Fotovoltaik und/oder Sterling-Wärmekraftanlagen kombinieren.
Wenn eine solche Anlage auf 1kW/h Leistung ausgelegt ist deckt sie damit den Tagesbedarf von ca. 200 Personen (frei nach http://de.wikipedia.org/wiki/Strombedarf ).
Eines der Hauptprobleme ist die Zentralisierung, denn viele kleine dezentrale Kraftwerke die locker redundant miteinander verknüpft sind senken nicht nur das Ausfallrisiko sondern ermöglichen auch das Überproduktionen umverteilt werden können.
Aber damit wird den Monopolen und Oligopolen der deutschen Energiewirtschaft das Wasser abgegraben.
Denn die Milliardengewinne werden lieber in Spekulationen denn Netzausbau und Pflege investiert, da dort die Gewinnmarge einfach größer ist.

FAZIT: Auch mit abgeschalteten Atomkraftwerken gibt es KEINEN Energieengpaß, allerdings müssen abgeschaltete Atomkraftwerke gekühlt werden, was sehr viel kostet und deswegen nicht öffentlich diskutiert wird.
Von der nicht vorhandenen Endlagerung mal ganz abgesehen.

Anonym 27. Mai 2011 um 09:32  

An Fukushima sieht man wie das aktuelle "selbstregulierende" System Kapitalismus funktioniert: Gewinn um jeden Preis auf Kosten von Menschenleben.

Der TEPCO Vorstand ist wegen den 15 Milliarden Verlust von TEPCO zurückgetreten, NICHT wegen des SuperGAUs !

Siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Kernenergie
dort werden auch die Kosten für den Staat dargelegt.
Wenn man dann noch bedenkt das 6% U235 in den Reaktoren vom Fukushima Typ verwendet werden sollte man wissen das dieser Stoff eine Halbwertszeit von ca. 700.000.000 Jahren hat, während das restliche vorhandene U238 lediglich auf eine Halbwertszeit von ca. 4.000.000.000 Jahren kommt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Uran
Wobei dann die öffentliche "Brisanz" der Mox-Elemente wegen den 24.000 Jahren des Pu239 Augenwischerei ist wenn man weiß das es in U235 zerfällt !
http://de.wikipedia.org/wiki/Plutonium

Wie jeder Blinder mit Krückstock an diesen Tatsachen erkennen kann ist vor allem das Problem der Endlagerung NICHT lösbar.
Atomkraft ist und bleibt lediglich ein Ableger der Atombombenbauerei im kalten Krieg und hat meiner Meinung nach keinerlei ökonomische und ökologische Rechtfertigungen.
Denn wenn die Kraftwerksbetreiber die vollen Kosten inklusive Versicherung auf den Atomstrom umlegen würden, gäbe es keine Atommeiler.
Das ist ein Fakt, denn Versicherer weigern sich schlicht einen GAU zu versichern, eben weil er unberechbar ist und zuviel Risiko beinhaltet.
Achja und egal wie die gleichgeschaltete Presse auch TEPCO-PR unhinterfragt veröffentlicht, die Radioaktivität und die nachweisbaren Nukleide werden weltweit zeigen wie schlimm es wirklich ist.
Siehe z.B.: http://www.greenpeace.de/themen/atomkraft/nachrichten/artikel/katastrophe_von_fukushima_erreicht_die_nahrungskette/

Alles in allem ließe sich ohne große Probleme einfache Darrieus-H-Rotoren mit Fotovoltaik und/oder Sterling-Wärmekraftanlagen kombinieren.
Wenn eine solche Anlage auf 1kW/h Leistung ausgelegt ist deckt sie damit den Tagesbedarf von ca. 200 Personen (frei nach http://de.wikipedia.org/wiki/Strombedarf ).
Eines der Hauptprobleme ist die Zentralisierung, denn viele kleine dezentrale Kraftwerke die locker redundant miteinander verknüpft sind senken nicht nur das Ausfallrisiko sondern ermöglichen auch das Überproduktionen umverteilt werden können.
Aber damit wird den Monopolen und Oligopolen der deutschen Energiewirtschaft das Wasser abgegraben.
Denn die Milliardengewinne werden lieber in Spekulationen denn Netzausbau und Pflege investiert, da dort die Gewinnmarge einfach größer ist.

FAZIT: Auch mit abgeschalteten Atomkraftwerken gibt es KEINEN Energieengpaß, allerdings müssen abgeschaltete Atomkraftwerke gekühlt werden, was sehr viel kostet und deswegen nicht öffentlich diskutiert wird.
Von der nicht vorhandenen Endlagerung mal ganz abgesehen.

endless.good.news 27. Mai 2011 um 11:05  

Von einer Renaissance des Atomstroms kann man eben nur reden, wenn die Bauruinen mit berücksichtigt werden. Mich verwundert, dass die Beführworter das Thema der Endlagerung so konsequent abblocken können. So müssen sich die Astromen von hunderten Jahren gefühlt haben, als sie die Idee der Kugelerde in die Köpfe der Ideologen bringen wollten. Alle Beweise sprachen für die Astronomen. Das war aber noch lange kein Grund seinen Standpunkt zu ändern.

Anonym 27. Mai 2011 um 12:08  

Bei "Notizen aus der Unterwelt" ist das auch Thema. So sehen demnächst auch die Kinder in Japan aus.

Guckst Du hier: http://www.klaus-baum.info/

Anonym 27. Mai 2011 um 22:16  

"Immer gefährlicher, immer rentabler"
trifft nicht nur auf die Atom- sondern auch auf die Finanzindustrie zu. Würden alle externen Kosten einbezogen, würde Kapitalismus sich nicht mehr rechnen.

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