Sit venia verbo

Samstag, 14. Juni 2008

"Die Mehrzahl der Menschen dient also dem Staat mit ihren Körpern; nicht als Menschen, sondern als Maschinen. Sie bilden das stehende Heer und die Miliz, die Gefängniswärter, die Konstabler, Gendarmen etc. In den meisten Fällen bleibt da kein Raum mehr für eigenes Urteil oder moralisches Gefühl; sie stehen auf derselben Stufe wie Holz und Steine; vielleicht könnte man Holzmänner herstellen, die ebenso zweckdienlich wären. Solche Wesen flößen nicht mehr Achtung ein als Strohpuppen oder ein Dreckklumpen. Sie sind nicht mehr wert als Pferde und Hunde. Und doch hält man solche Menschen gewöhnlich sogar für gute Bürger. Andere, wie die meisten Gesetzgeber, Politiker, Advokaten, Pfarrer und Würdenträger, dienen dem Staat vor allem mit ihren Köpfen; doch weil sie selten moralische Urteile fällen, könnten sie - ohne es zu wollen - ebensowohl dem Teufel dienen wie Gott. Nur wenige Helden, Patrioten, Märtyrer, wirkliche Reformer und Menschen dienen dem Staat auch mit dem Gewissen, weshalb sie sich ihm oft widersetzen müssen; sie werden gewöhnlich von ihm als Feinde behandelt. Ein Weiser wird immer nur als Mensch dienlich sein wollen, er wird sich nicht dazu hergeben, "Lehm" zu sein, um "ein Loch zu stopfen, um den Wind abzuhalten", sondern er wird diese Aufgabe dem Staub überlassen:

Zu hoch geboren bin ich, um jemands Eigentum,
Der zweite nur zu sein am Steuer,
Nützlicher Dienstmann und Werkzeug,
Für irgendeine Macht auf dieser Erde.

Wer sich ganz seinen Mitmenschen hingibt, erscheint ihnen nutzlos und selbstsüchtig; wer sich aber nur zum Teil gibt, wird zum Wohltäter und Menschenfreund erklärt."
- Henry David Thoreau, "Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat"

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