Es gibt keine Alternative, Herr Gabriel!
Mittwoch, 6. April 2016
Die Analyse nach den Landtagswahlen, die AfDer-Show-Party gewissermaßen, gebar doch eine Überraschung: Denn sie traf weitestgehend ins Schwarze. Man hatte die Sozialdemokratie der letzten Jahre und Jahrzehnte als Verursacher dieses Resultates der Urnengänge benannt. Sozialdemokraten mahnten und selbst von Seiten der Union wurde attestiert, dass die völlige Anpassung der Sozialdemokraten an die neoliberale Agenda ein wesentlicher Faktor ist, weswegen die Menschen sich jetzt eine Alternative dort suchten, wo es überhaupt keine Alternative geben kann: Bei denen, die in einer gestrigen Welt leben und somit keinen Plan haben, wie man die heutige Welt regulieren könnte.
Ja, selbst der große Vorsitzende Gabriel tirilierte zögerlich was über Spaltung im Lande und badete seine eigene Stimme in Überzeugung. Am Wahlabend wohlgemerkt. Danach legte er sich in die Kissen und schlief eine Nacht drüber und als er wieder erwachte, da war alle Verzagtheit wie fortgeblasen, denn im Traum war ihm eine Erkenntnis erschienen: An ihm und an seiner Partei könne es nicht liegen. Er wolle daher auf Kurs bleiben und überhaupt, das Freihandelsabkommen werde auch die Sozialdemokratie wieder fest in den Sattel schnüren.
Jede Privatperson, die sich so offenbar und bewusst und mit einer verstörenden Wonne Selbstschaden zufügte, die sich masochistisch bis aufs Blut ritzte und kokett auf dem Geländer eines Balkons balancierte, würde man zwangseinweisen. Die Sozialdemokraten laufen aber immer noch frei herum und erzählen aller Welt, dass sie richtig damit liegen, sich nachhaltig zu schaden, sich auch weiterhin grobe Schäden zuzufügen. Vielleicht gebiert ein Leben im Masochismus eben einen alternativlosen Blick auf alles, sodass man sich gar nicht mehr denken kann, wie es ist, auch mal ohne zu leben, wie es ist, statt zu verwelken ein bisschen aufzublühen. Und falls doch Stimmen laut werden, die künden, dass die Sozis nun endlich wieder das sein sollten, was sie mal waren, dann hortet Schmerzengel Gabriel seine Entourage um sich, die einhellig im Chor tönt: Wir machen weiter so! Wir liegen richtig! Wir sind auf einem guten Kurs! Selbstverleugnung war noch immer der erste Schritt zur Verschlimmbesserung.
Es gibt aber eine Alternative - und die ist alternativlos. Ein Rücktritt. Nämlich der von diesem Parteivorsitzenden. Fürs erste wäre das TINA. Dass der AfDer mehr und mehr an Deutungshoheit erlangt, ist das Produkt einer Partei, die einst angetreten war, um als Alternative gegen das Establishment, gegen Konservatismus und Ungleichheit zu agieren, und die diesen Anspruch im Laufe der Jahre, speziell der letzten Jahre, völlig in Rauch hat aufgehen lassen. Wenn die Sozialdemokratie keine Alternative mehr sein will, erzeugt die gesellschaftliche Dynamik andere Alternativen. Die können entweder adrett wie die Linkspartei aussehen oder aber etwas Koprophages wie diese neue Alternative an sich haben. Jedenfalls ist die Unterlassung der Sozialdemokratie immer auch mit Surrogaten als Ventil verbunden, aus denen dann der Wind abgelassen wird. Luft entweicht dann dort wie aus dem After - und den schreibt man neuerdings mit großem D in der Mitte.
Wie auf der Plakette am Heck von Autos, die in Deutschland gemeldet sind und denen man nachsieht. Und so ein Nachsehen hat nicht nur Gabriels Partei, sondern die gesamte Gesellschaft, wenn er nicht endlich davonfährt. Sodann sollten die Sozialdemokraten aufhören, den Namen ihres Chefs etymologisch zu verklären und Gavri-El übersetzt als »Mein/Unser Held und Gott« wahrzunehmen. Klar, wenn man ihn reden hört über Freihandel und Waffenlieferungen, dann klatscht man sich die Hand an die Stirn und sagt »Mein Gott, ist das ein Held!«, aber man sollte das nicht ganz so wörtlich nehmen.
Kurz und gut, die Analysen waren da und noch immer beurteilen Kommentatoren den Aufstieg der Menschenfischer und Petryjünger als ein Produkt sozialdemokratischen Versagens. Keines kurzfristigen, sondern eines strukturellen Versagens, das eine ganze Generation von Bürgern exkludiert, pathologisiert und teils sogar kriminalisiert (Stichwort: »Parasiten und Sozialschmarotzer«) hat. Man weiß also durchaus, woher das alles kommt, wo ein Vakuum entstand, in das die Rechten sich einnisten konnten. Und wenn man etwas weiß, sollte man handeln. Wieso zieht man eigentlich nicht nochmal den spiritus rector von einst heran, als man Agenda 2010 als New Labour verkaufte und macht sich jetzt einen Linken zum Parteivorsitzenden?
Nach den Landtagswahlen wusste man woher es kam und es wurde angesprochen. Denn »alle politische Kleingeisterei besteht in dem Verschweigen und Bemänteln dessen, was ist«, wie es AfD-Mitglied Joachim Paul gerne und oft so vortrefflich formulierte. Oder sagen wir wahrheitsgetreuer: Wie er es zu manchen Anlässen zitierte. Denn der Spruch stammt von Lassalle, von einem Vorgänger Gabriels gewissermaßen. Wenn man weiß, woran es liegt, sollte man die politische Kleingeisterei beenden und den obersten Kleingeist und seine Agenda vor die Türe setzen. Sage am Ende keiner mehr, man habe die Gefahr zwar gesehen, wusste aber nicht, wie man ihr begegnen sollte. Doch, das wusste man. Für alle, die in zwanzig Jahren noch Internet-Fragmente sichten, um die Stimmungslage von dazumal zu verstehen: Wir wussten es. Die Sozis wussten es. Alleine ihnen fehlte die Unbequemlichkeit, sich zu verändern. Es gab Alternativen zur Alternative.
Ja, selbst der große Vorsitzende Gabriel tirilierte zögerlich was über Spaltung im Lande und badete seine eigene Stimme in Überzeugung. Am Wahlabend wohlgemerkt. Danach legte er sich in die Kissen und schlief eine Nacht drüber und als er wieder erwachte, da war alle Verzagtheit wie fortgeblasen, denn im Traum war ihm eine Erkenntnis erschienen: An ihm und an seiner Partei könne es nicht liegen. Er wolle daher auf Kurs bleiben und überhaupt, das Freihandelsabkommen werde auch die Sozialdemokratie wieder fest in den Sattel schnüren.
Jede Privatperson, die sich so offenbar und bewusst und mit einer verstörenden Wonne Selbstschaden zufügte, die sich masochistisch bis aufs Blut ritzte und kokett auf dem Geländer eines Balkons balancierte, würde man zwangseinweisen. Die Sozialdemokraten laufen aber immer noch frei herum und erzählen aller Welt, dass sie richtig damit liegen, sich nachhaltig zu schaden, sich auch weiterhin grobe Schäden zuzufügen. Vielleicht gebiert ein Leben im Masochismus eben einen alternativlosen Blick auf alles, sodass man sich gar nicht mehr denken kann, wie es ist, auch mal ohne zu leben, wie es ist, statt zu verwelken ein bisschen aufzublühen. Und falls doch Stimmen laut werden, die künden, dass die Sozis nun endlich wieder das sein sollten, was sie mal waren, dann hortet Schmerzengel Gabriel seine Entourage um sich, die einhellig im Chor tönt: Wir machen weiter so! Wir liegen richtig! Wir sind auf einem guten Kurs! Selbstverleugnung war noch immer der erste Schritt zur Verschlimmbesserung.
Es gibt aber eine Alternative - und die ist alternativlos. Ein Rücktritt. Nämlich der von diesem Parteivorsitzenden. Fürs erste wäre das TINA. Dass der AfDer mehr und mehr an Deutungshoheit erlangt, ist das Produkt einer Partei, die einst angetreten war, um als Alternative gegen das Establishment, gegen Konservatismus und Ungleichheit zu agieren, und die diesen Anspruch im Laufe der Jahre, speziell der letzten Jahre, völlig in Rauch hat aufgehen lassen. Wenn die Sozialdemokratie keine Alternative mehr sein will, erzeugt die gesellschaftliche Dynamik andere Alternativen. Die können entweder adrett wie die Linkspartei aussehen oder aber etwas Koprophages wie diese neue Alternative an sich haben. Jedenfalls ist die Unterlassung der Sozialdemokratie immer auch mit Surrogaten als Ventil verbunden, aus denen dann der Wind abgelassen wird. Luft entweicht dann dort wie aus dem After - und den schreibt man neuerdings mit großem D in der Mitte.
Wie auf der Plakette am Heck von Autos, die in Deutschland gemeldet sind und denen man nachsieht. Und so ein Nachsehen hat nicht nur Gabriels Partei, sondern die gesamte Gesellschaft, wenn er nicht endlich davonfährt. Sodann sollten die Sozialdemokraten aufhören, den Namen ihres Chefs etymologisch zu verklären und Gavri-El übersetzt als »Mein/Unser Held und Gott« wahrzunehmen. Klar, wenn man ihn reden hört über Freihandel und Waffenlieferungen, dann klatscht man sich die Hand an die Stirn und sagt »Mein Gott, ist das ein Held!«, aber man sollte das nicht ganz so wörtlich nehmen.
Kurz und gut, die Analysen waren da und noch immer beurteilen Kommentatoren den Aufstieg der Menschenfischer und Petryjünger als ein Produkt sozialdemokratischen Versagens. Keines kurzfristigen, sondern eines strukturellen Versagens, das eine ganze Generation von Bürgern exkludiert, pathologisiert und teils sogar kriminalisiert (Stichwort: »Parasiten und Sozialschmarotzer«) hat. Man weiß also durchaus, woher das alles kommt, wo ein Vakuum entstand, in das die Rechten sich einnisten konnten. Und wenn man etwas weiß, sollte man handeln. Wieso zieht man eigentlich nicht nochmal den spiritus rector von einst heran, als man Agenda 2010 als New Labour verkaufte und macht sich jetzt einen Linken zum Parteivorsitzenden?
Nach den Landtagswahlen wusste man woher es kam und es wurde angesprochen. Denn »alle politische Kleingeisterei besteht in dem Verschweigen und Bemänteln dessen, was ist«, wie es AfD-Mitglied Joachim Paul gerne und oft so vortrefflich formulierte. Oder sagen wir wahrheitsgetreuer: Wie er es zu manchen Anlässen zitierte. Denn der Spruch stammt von Lassalle, von einem Vorgänger Gabriels gewissermaßen. Wenn man weiß, woran es liegt, sollte man die politische Kleingeisterei beenden und den obersten Kleingeist und seine Agenda vor die Türe setzen. Sage am Ende keiner mehr, man habe die Gefahr zwar gesehen, wusste aber nicht, wie man ihr begegnen sollte. Doch, das wusste man. Für alle, die in zwanzig Jahren noch Internet-Fragmente sichten, um die Stimmungslage von dazumal zu verstehen: Wir wussten es. Die Sozis wussten es. Alleine ihnen fehlte die Unbequemlichkeit, sich zu verändern. Es gab Alternativen zur Alternative.
3 Kommentare:
Treffend geschrieben!
Vermutlich haben Buddhisten die SPD unterwandert.
"Leben ist Leiden", der Kern der Lehre.
Man darf konstatieren, daß es egal welche Partei - oder Konstellation - an der Regierung ist, nicht besser würde für das Volk.
Davon ausgehend, ist es egal welche Partei man wählt. Denn das berühmte kleinere Übel ist nahezu ohne Bedeutung, allein schon weil in 4 Jahren ja wieder Wahlen sind.
Da die SPD (unter Schröder Fischer) federführend, maßgeblich und massiv für extreme Spaltung bis in die kleinste, tiefe Familienebene verantwortlich zeichnet, ebenso wie für die Verramschung Deutschlands, für gigantisches Ausmaß an Armut, Entsolidarisierung, Ungerechtigkeit usw, darf nur eine Maxime gelten:
Die SPD muß weg - ganz weg.
Denn wenn diese exorbitanten Verbrechen die die SPD an Deutschland und dem Volk begangen hat ungesühnt bleiben, kann man nicht mal mehr hoffen; Gnade uns Gott.
Jetzt wird den Europäern die Freihandelsabkommen untergejubelt und wenn alles unter Dach und Fach ist, wird Gabriel auch wohl den Schröder machen, denn der Stuhl im Aufsichtsrat einer größeren Firma wird sicherlich schon vorgewärmt.
Viele Grüße aus Andalusien
H. J. Weber
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