Der Intellekt, der nur auf Dummheit gründet
Freitag, 29. April 2016
Ich verrate meinen geneigten Lesern etwas. Seid nicht enttäuscht. Aber ich bin ein Blender. Weder sonderlich belesen noch klug. Letzteres wirkt nur so, weil die breite Öffentlichkeit so viel unbelesener und unklüger ist als ich. Vor vierzig Jahren hätte sich keine olle Sau für meine Versuche hier interessiert. Einer nannte mich kürzlich mal einen Intellektuellen. Das meinte er ganz ernst. Ich habe viel gelacht. Erst laut, dann noch im Nachgang für mich selbst. Ja doch, schon irgendwie ein schönes Gefühl, wenn einer einem so ein Attest für einen gut funktionierenden Verstand erteilt. Aber halt auch so eine Fehldiagnose. Nichts in der Art bin ich. Nur ein normaler Kerl, der tippt und zu viel Zeit hat. Die anderen, die laut schreien, die sind halt nur so dumm. Ich will nicht mal »die anderen« sagen, denn das klingt so beliebig und trifft auch die, die ich nicht treffen möchte. Der Zeitgeist ist ein Vollidiot. Sagen wir es so. Das ist unverbindlicher.
Dummheit ist ein gigantischer Absatzmarkt geworden. Man landet mit ihr nicht auf Sonderschulen. Ich weiß, das war jetzt politisch nicht korrekt, Sonderschule sagt man nicht mehr, aber jeder hat einen frei. Man landet mit ihr in der Mitte der Gesellschaft oder bei Alternativen, die man Deutschland gibt. Rottet sich gegen Moslems zusammen, klickt sich durch die Weiten des Internets im Freiheitskampf und verengt seinen Blick auf kleine Nischen, die man einen für die große weite Welt verkauft. Die Mitte ist rechts, links davon galoppiert aber nicht minder die Minderbegabung. Da wird weltfremd debattiert und reflexhaft gebissen, wenn man mal was sagt, was nicht so ist, wie man es dort gerne hätte. Die Geister, die von Revolution salbadern, will ich gar nicht erst aufzählen. Menschen, die glauben, dass so das Bessere ins Schlechte tritt, tritt man am besten in den Arsch. Auch nicht ganz korrekt, politisch gesehen. Arschtritte sind nicht pazifistisch. Wie gesagt, jeder hat mal einen frei.
Ich schaue dem Treiben zu, manchmal seiere auch ich was dazu ab. Meist mit Abstand, nicht direkt, wenn die Scheiße dampft. Das finde ich mittlerweile nur noch müßig. Wenn alle im Bottich rühren, verliert man schnell die Kontrolle über den Brei. Außerdem tat Abstand immer gut, in jeder Sache. Ob beim Zwist mit Freunden, bei Ehekrach, bei Alkoholfahnen: Einen Schritt zurücktreten und zunächst abwarten, was da kommt. Danach kann man es besser einschätzen, wenn es auch nicht immer besser wird. Aber alles andere halte ich für dumm. Ich bin deswegen nicht gleich gescheit, weil ich nicht sofort mit an den Bottich hopse. Ich halte das nur für normal, nicht weiter sensationell oder intellektuell. Der Schnelllebigkeit zu enteilen, um sich und das, was man sagen will, ein wenig zu entschleunigen, das ist keine Hochbegabung - es ist nur jene Normalität, die das dumme Zeitalter aus den Augen verloren hat.
Ja, das ist mein Glück als Mittelmaß: In einer verdummten Epoche mein Leben zu fristen. Das ist die Chance für jeden, der im Mittelmaß stecken geblieben ist. Mittelschicht, Mittelstand - das ist heute gar nicht mittelmäßig, sondern dämlich. In so einer Zeit kann der Mittelmäßige zwar nicht leben wie die Made im Speck, aber wohl wie ein Philosoph im Dreck, so mit suggerierter Weisheit und Ansehen und dem vermittelten Eindruck, man wäre geistig gesehen doch eine große Nummer. Neben Dummen sieht der Dumme gut aus, wenn er gerade einen intelligenten Gesichtsausdruck fertigbringt. Und so ist das mit mir, denn ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ich eine solche große Nummer bin. Die anderen sind nur eine kleine, das ist die ganze Wahrheit dahinter. Einäugiger König unter Blinden, der ich und meinesgleichen sein können, weil es die Zeit zulässt. Man muss sich mit dem Zeitalter gutstellen, in dem man sein muss. Das Beste daraus machen. Ich versuche es. Nie war es so leicht klug auszusehen.
Ich tue so, also bin ich. Ohne ein Adorno zu sein, ein Marcuse, ein Dutschke oder gar ein Kant oder auch nur dessen Diener. Ob man wohl behaupten könnte, dass diese alten Köpfe auch nur gut aussahen, weil alle andere so doof waren? Keine Ahnung. Man kann nicht alles wissen. Da bleib ich mir treu - in meinem Mittelmaß.
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Dummheit ist ein gigantischer Absatzmarkt geworden. Man landet mit ihr nicht auf Sonderschulen. Ich weiß, das war jetzt politisch nicht korrekt, Sonderschule sagt man nicht mehr, aber jeder hat einen frei. Man landet mit ihr in der Mitte der Gesellschaft oder bei Alternativen, die man Deutschland gibt. Rottet sich gegen Moslems zusammen, klickt sich durch die Weiten des Internets im Freiheitskampf und verengt seinen Blick auf kleine Nischen, die man einen für die große weite Welt verkauft. Die Mitte ist rechts, links davon galoppiert aber nicht minder die Minderbegabung. Da wird weltfremd debattiert und reflexhaft gebissen, wenn man mal was sagt, was nicht so ist, wie man es dort gerne hätte. Die Geister, die von Revolution salbadern, will ich gar nicht erst aufzählen. Menschen, die glauben, dass so das Bessere ins Schlechte tritt, tritt man am besten in den Arsch. Auch nicht ganz korrekt, politisch gesehen. Arschtritte sind nicht pazifistisch. Wie gesagt, jeder hat mal einen frei.
Ich schaue dem Treiben zu, manchmal seiere auch ich was dazu ab. Meist mit Abstand, nicht direkt, wenn die Scheiße dampft. Das finde ich mittlerweile nur noch müßig. Wenn alle im Bottich rühren, verliert man schnell die Kontrolle über den Brei. Außerdem tat Abstand immer gut, in jeder Sache. Ob beim Zwist mit Freunden, bei Ehekrach, bei Alkoholfahnen: Einen Schritt zurücktreten und zunächst abwarten, was da kommt. Danach kann man es besser einschätzen, wenn es auch nicht immer besser wird. Aber alles andere halte ich für dumm. Ich bin deswegen nicht gleich gescheit, weil ich nicht sofort mit an den Bottich hopse. Ich halte das nur für normal, nicht weiter sensationell oder intellektuell. Der Schnelllebigkeit zu enteilen, um sich und das, was man sagen will, ein wenig zu entschleunigen, das ist keine Hochbegabung - es ist nur jene Normalität, die das dumme Zeitalter aus den Augen verloren hat.
Ja, das ist mein Glück als Mittelmaß: In einer verdummten Epoche mein Leben zu fristen. Das ist die Chance für jeden, der im Mittelmaß stecken geblieben ist. Mittelschicht, Mittelstand - das ist heute gar nicht mittelmäßig, sondern dämlich. In so einer Zeit kann der Mittelmäßige zwar nicht leben wie die Made im Speck, aber wohl wie ein Philosoph im Dreck, so mit suggerierter Weisheit und Ansehen und dem vermittelten Eindruck, man wäre geistig gesehen doch eine große Nummer. Neben Dummen sieht der Dumme gut aus, wenn er gerade einen intelligenten Gesichtsausdruck fertigbringt. Und so ist das mit mir, denn ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ich eine solche große Nummer bin. Die anderen sind nur eine kleine, das ist die ganze Wahrheit dahinter. Einäugiger König unter Blinden, der ich und meinesgleichen sein können, weil es die Zeit zulässt. Man muss sich mit dem Zeitalter gutstellen, in dem man sein muss. Das Beste daraus machen. Ich versuche es. Nie war es so leicht klug auszusehen.
Ich tue so, also bin ich. Ohne ein Adorno zu sein, ein Marcuse, ein Dutschke oder gar ein Kant oder auch nur dessen Diener. Ob man wohl behaupten könnte, dass diese alten Köpfe auch nur gut aussahen, weil alle andere so doof waren? Keine Ahnung. Man kann nicht alles wissen. Da bleib ich mir treu - in meinem Mittelmaß.
Lieber Leser, wenn Du magst, so darfst Du das gepflegte Mittelmaß in und um ad sinistram unterstützen. Entweder per Paypal (siehe rechte Seitenleiste) oder über den gewöhnlichen Bankweg. Ich teile Dir gerne meine Kontodaten mit. Vielen Dank. Gedankt sei auch all jenen, die mich immer wieder unterstützen.