Oxi und der Pessimismus
Donnerstag, 16. Juli 2015
Europa ist nicht etwa tot, wie viele unken. Es ist jetzt nur das, was
es immer werden sollte: Eine graue Bürokratie weitab von Alternativen,
Demokratie und sozialer Ausrichtung. Vielleicht war Oxi das letzte
Zucken alter Wertvorstellungen. Jetzt sind die Wege frei für Hochfinanz
und TTIP.
61 Prozent der Griechen, die zur Urne stürmten, riefen laut
Nein. Was für ein Einschlag das war am Sonntag vor zwei Wochen. Ich
schlug mir auf die Schenkel. Damit hatte ich nie und nimmer gerechnet.
Tsipras war damit ein Coup gelungen. Griechenland stand auf. Das hatte
was von einer plebiszitären Revolution gegen ein Europa, das sich als
Wirtschaftszone versteht, nicht aber als der Lebensraum von Europäern
verschiedenster kultureller Herkünfte. Oxi bot zwar keine Alternative im
eigentlichen Sinne. Aber es war zunächst mal das notwendige Nein
zu einer Politik, die die Menschen in den Abgrund spart und die
Perspektiven, Hoffnungen und Wünsche von Jung und Alt unter sich
begräbt. Man kann viel über Geld sprechen, aber was ist ein Gemeinwesen
wert, in dem Menschen keine Zukunftspläne mehr schmieden, weil alles
trostlos ist? Das hat die Troika, das haben die Rädelsführer aus Berlin
in all den Jahren nicht begriffen: Eine Kontinentalunion, die die
Perspektivlosigkeit nicht nur duldet, sondern zur Agenda macht, schafft
Tristesse und nicht etwa ökonomische Zuversicht, wie man das dieser Tage
zuweilen liest.
5 Kommentare:
Die Furie tobt sich aus...
...führt Krieg.
Marktkonforme Demokratie war gestern,
marktkonforme Diktatur ist heute.
Nein, du hast Recht, leider...
Mit der selben unnachgiebigen Bösartigkeit, mit der "wir" gerade die Griechen knechten, werden "wir" nach TTIP von den privaten "Investoren" geknechtet werden. In gewisser Weise könnte man sich da ob dieser Gerechtigkeit fast schon auf die Schenkel schlagen. Gleiches Unrecht für alle! Aber das ist genau das, was unsere gewählten(!!!) Staatsschauspieler propagieren. Was soll man da noch machen, außer heulen. Wir haben die Regierung, die die Mehrheit des Volkes verdient. Wir sind ein total strunzendoofes Volk!
Nein du täuscht dich nicht!
Ich war begeistert über die griechische Volksbefragung und dessen Ergebnis. Das die Finanzwirtschaft gegen den Willen des Volkes sich trotzdem durchgesetzt hat, bestätigt mir nur wer das sagen hat und das die Demokratien vorm Arsch ist. Die Finanzwirtschaft zwingt die Staaten und deren Völker in die Knie! In diesem Sinne bräuchten wir eigentlich keine Politiker und Parlamente mehr. Auch der Umgang mit einen europäischen Partner lässt für mich nur ein Schluss zu: Ich schäme mich deutscher zu sein!
....es wird Zeit diese POliter zu liquidieren...
Ich kann diesen Pessimismus gut nachvollziehen. Andrerseits: der Euro funktioniert strukturell nicht. Wie Bill Clinton so schön sagte: It's the economy, stupid. Die ganzen "Reformen" in Griechenland funktionieren doch nicht, sie werden die Krise nur weiter verschärfen, die Sparerei wird nur dazu führen, das die Rezession auf 35% steigt, die Arbeitslosigkeit ebenfalls, usw. Nicht lange, dann kommt die nächste Griechenlandkrise.
Und auch der Euroraum kann in seiner heutigen Verfassung nicht funktionieren. Heiner Flassbeck und andere weisen doch dauernd darauf hin. Eine einheitliche Währung kann nur funktionieren, wenn es auch die dazu gehörigen politischen Strukturen gibt, eine gemeinsame Wirtschafts- und Finanzpolitik, und ähnliches. Es muss auch Ausgleichsmechanismen geben, Eurobonds, einen Länderfinanzausgleich oder ähnliches. Aber all das gibt es nicht. Man kann die USA ansehen, wo der Dollar einen Riesenwirtschaftsraum umfasst. Da gibt es ja nicht nur Einzelstaaten, sondern auch die Bundesebene mit dem gewählten Präsidenten, der Politik für die gesamte Union macht. Die USA funktionieren denn auch (ganz wertfrei festgestellt), die Eurozone funktioniert dagegen nicht.
Anstelle auf eine politische Union setzen Merkel & Schäuble auf die Einhaltung dieser idiotischen Stabilitätskriterien (höchstens 3% Neuverschuldung, etc). Aber kaum ein Land hält das ein. Merkel zwingt nun alle zum Sparen und richtet allerorten soziale Katastrophen an. Auch das wird nur zu weiteren Krisen führen, als nächstes vermutlich in Spanien, wenn Podemos in die Regierung kommt.
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