Finanzmärkte als Gegner
Mittwoch, 1. Februar 2012
Exemplarisch für das große Missverständnis, mit dem die Wirtschaftspublizistik in den letzten Jahren durch die Blätter schifferte, ist ein aktueller Kommentar von FAZ-Sachkundiger Heike Göbel. Besser gesagt, es ist gar nicht der gesamte Kommentar, der ein Schlaglicht auf den Trugschluss wirft - schon ein Nebensatz, ja der Teil eines Satzes genügt hierzu. Aufhänger ist Sigmar Gabriels verbales Moritat auf die Finanzmärkte, die er als Gegner titulierte. Wer das tut, der stellt "irgendwann das ganze Wettbewerbssystem in Frage", orakelt Göbel.
Die Expertin bringt da zweierlei Wirtschaften zusammen. Sie tut so, als seien die Finanzmärkte ein stinknormaler Teil der Ökonomie. Wertschöpfer, wie Handwerk oder Industrie; Produktivkräfte, die materielle Wertschöpfung herstellen; Konsumgüter oder Dienstleistungen, die benötigt werden - und daneben inter pares: die Finanzmärkte. Mit dem in Gefahr befindlichen Wettbewerbssystem meint Göbel die wettbewerberischen Scharmützel zwischen wertschöpferischen Marktteilnehmern. Vermutlich meint sie nicht mal Konzerne, denn die sind monopolisiert und oligarchisiert genug, um über jede Wettbewerberei erhaben sein zu können - die stehen sich schlechtestenfalls selbst im Weg. Sie meint kurz und knapp, wahrscheinlich zu kurz, zu knapp gesagt: mittelständische Unternehmen.
Die sind aber nicht ein Aspekt der Ökonomie wie es die Finanzmärkte sind. Letztere sahnen ab, machen aus Nichts etwas, leben von den erarbeiteten Gewinnen der Wertschöpfungskette. Von den Risiken, ihrem ursprünglich angedachtem Metier, haben sie abgestillt, sie wurden sozialisiert. Gewinne hingegen bleiben privatim. Menschliche Arbeitskraft wird auf den Finanzmärkten vernichtet. Arbeitsleistung gilt auf den Finanzmärkten gar nichts - in der Wertschöpfung ist sie maßgeblich. Dort wird sie paradoxerweise jedoch immer schlechter bezahlt, was auf das Renditendelirium der Shareholder rückführbar ist. Natürlich benötigen Projekte Finanziers - die sind aber an die Leine zu nehmen. Und ohnehin bedeutet Finanzmärkte nicht Finanzierung. Sie bedeuten Spekulation mit allem was möglich ist, selbst mit Lebensmitteln. Reibungsloser Reibach - wundersame Geldvermehrung - Gewinne, die durch Arbeit niemals erwirtschaftbar würden.
Die Finanzmärkte sind nicht eine Säule der Ökonomie neben anderen - sie haben sich von real geleisteter Arbeit abgekoppelt. Wer die Finanzmärkte daher zum Gegner erklärt, der rüttelt nicht an der Marktwirtschaft. Gabriel ist in diese Richtung ohnehin unverdächtig. Er stellt nur klar, dass bestimmte Teil der amtierenden Ökonomie in Sphären abgehoben sind, in denen das Allgemeinwohl nicht mehr vorkommt.
Die Expertin bringt da zweierlei Wirtschaften zusammen. Sie tut so, als seien die Finanzmärkte ein stinknormaler Teil der Ökonomie. Wertschöpfer, wie Handwerk oder Industrie; Produktivkräfte, die materielle Wertschöpfung herstellen; Konsumgüter oder Dienstleistungen, die benötigt werden - und daneben inter pares: die Finanzmärkte. Mit dem in Gefahr befindlichen Wettbewerbssystem meint Göbel die wettbewerberischen Scharmützel zwischen wertschöpferischen Marktteilnehmern. Vermutlich meint sie nicht mal Konzerne, denn die sind monopolisiert und oligarchisiert genug, um über jede Wettbewerberei erhaben sein zu können - die stehen sich schlechtestenfalls selbst im Weg. Sie meint kurz und knapp, wahrscheinlich zu kurz, zu knapp gesagt: mittelständische Unternehmen.
Die sind aber nicht ein Aspekt der Ökonomie wie es die Finanzmärkte sind. Letztere sahnen ab, machen aus Nichts etwas, leben von den erarbeiteten Gewinnen der Wertschöpfungskette. Von den Risiken, ihrem ursprünglich angedachtem Metier, haben sie abgestillt, sie wurden sozialisiert. Gewinne hingegen bleiben privatim. Menschliche Arbeitskraft wird auf den Finanzmärkten vernichtet. Arbeitsleistung gilt auf den Finanzmärkten gar nichts - in der Wertschöpfung ist sie maßgeblich. Dort wird sie paradoxerweise jedoch immer schlechter bezahlt, was auf das Renditendelirium der Shareholder rückführbar ist. Natürlich benötigen Projekte Finanziers - die sind aber an die Leine zu nehmen. Und ohnehin bedeutet Finanzmärkte nicht Finanzierung. Sie bedeuten Spekulation mit allem was möglich ist, selbst mit Lebensmitteln. Reibungsloser Reibach - wundersame Geldvermehrung - Gewinne, die durch Arbeit niemals erwirtschaftbar würden.
Die Finanzmärkte sind nicht eine Säule der Ökonomie neben anderen - sie haben sich von real geleisteter Arbeit abgekoppelt. Wer die Finanzmärkte daher zum Gegner erklärt, der rüttelt nicht an der Marktwirtschaft. Gabriel ist in diese Richtung ohnehin unverdächtig. Er stellt nur klar, dass bestimmte Teil der amtierenden Ökonomie in Sphären abgehoben sind, in denen das Allgemeinwohl nicht mehr vorkommt.
9 Kommentare:
..es wäre längst an der Zeit den Ackermännern die Schaufel und Hacke in die Hand zu geben, damit sie einmal lernen was eine wertschöpfende Arbeit ist....
Ich habe mal die Kommentare zum verlinkten FAZ-Artikel gelesen. Hier eine von vielen Rosinen:
- 31.01.2012 13:06 Uhr
"Irren ist politisch!
Herr Gabriel, ich bewundere Ihr schlichtes Gemüt, dem sich die Denkweise anschließt. Den freien Märkten verdanken wir in der BRD den Aufstieg nach dem Krieg und die Bewältigung der Wiedervereinigung..."
...hat doch alles keinen Wert mehr.
der Herr Karl
Was sich da Finanzmärkte nennt, ist schlicht und ergreifend Finanzterrorismus. Wer auf die Pleite von Staaten wettet, mit Grundnahrungsmitteln spekuliert, damit die Existenz bzw. das Leben von zig-Millionen Menschen gefährdet, ist ein terroristischer Schwerbrecher. Herr Gabriel ist ein opportunistischer Spezialdemokrat, wie das übrige Spitzenpersonal, insbesondere die Doppelsteine, der so genannten SPD auch.
mfg
Jutta Rydzewski
Warum haben die Finanzmärkte sich eine derartige Machtposition sichern können? Haben da nicht die Politclowns wie Gabriel & Co. ganz dicke/fett mitgeholfen? Stichwort "Innovative Finanzprodukte", "Hedgefonds" usw., die von den SPD-Polit-Gangstern ("Schröder-Fischer-Gang") durchgewunken wurden (SPD-Staatssekretär Jörgi Asmussen hat diese Produkte in Deutschland lautstark propagiert - der sitzt jetzt für Jürgen Stark in der EZB und inflationiert den Euro, d.h. er plündert die europäischen Bürger. Dem STARK war die EZB-Nummer zu heiß. Er wusste wo der "Hase" hinlaufen wird. Asmussen hingegen, ist ein typischer Karrierist, der über "Leichen" geht - "Werden halt die deutschen/europäischen Bürger ausgeplündert - mir doch egal!"). Dieses SPD-Pack soll einfach ihr(e) Klappe (beinahe wäre mir "Maul" herausgerutscht) halten.
Das ist ein reines Scheingefecht, was uns der Spiegelfechter GABRIEL da vorfechtet: Staat versus Finanzmärkte.
Die Wirklichkeit sieht so aus:
Die (1)Staatsverbrecher (=Politiker, die die "innovativen" Finanzprodukte durchgewunken haben) + (2) Big Money = Zentralbankensystem (sozialistisch fixierte Zinssätze - von "Gottspieler" DRAGHI festgelegt) + Mindestreserven-System (in EUdssr nur 2%, d.h. wenn eine Omi 100 EUR aufs Sparbuch legt, können diese Verbrecher bis zu 2000 EUR Luftgelder erzeugen) der Banken + (3)Big Business (Konzerne, die sich an der Futterkrippe in Berlin=unsere Steuergelder vollfressen) plündern die deutschen bzw. europäischen Arbeitsschafe aus.
Anton Reiser
Wenn Gabriel die Finanzmärkte als "Gegner" tituliert ist das doch schon nahe an der Kapitulation der Politik vor dem Kapital.
Nach meinem Staatsverständnis müssten die Finanzmärkte soweit in die Schranken verwiesen werden, dass sie nicht mehr Gegner sein können! Wer hat denn die Hoheit über unsere Währung???
Hallo Roberto,
»Gewinne, die durch Arbeit niemals erwirtschaftbar [wären]«, dazu folgende kleine Berechnung
1 Pfennig im Jahre 0 zu 4% p.a. angelegt, hätte heute (1.2.2012 -> nach ca. 2012 Jahren) einen Gegenwert in Gold (Goldpreis und Dollarkurs von heute, mit dem Umrechnungskurs des Pfennigs in €-ct 1/1,95583), dass man das Volumen von knapp 107 Erden (in Worten e-i-n-h-u-n-d-e-r-t-s-i-e-b-e-n; und ja, ich meine den Planeten, auf dem wir leben) bräuchte, um das "aufzuwiegen".
Braucht es mehr, um zu erkennen, wie schwachsinnig Zinsen sind?
Gruß
Omnibus56
@Omnibus56
Ihr Beispiel zeigt nicht die Absurdität von Zinsen, sondern die Absurdität eines Finanzsystems, das systemrelevante Banken "rettet" und Geld aus dem Nichts generiert. In der realen Welt könnten Sie niemals Ihren Josefspfennig 2000 Jahre anlegen, ohne dass Sie sich irgendwann verspekulieren und das ganze scheene Geld ist dann weg - außer es kommt Mutti Merkel und rettet Sie mit Steuergelder oder Sie sind Gott und wissen 2000 Jahre lang genau, wie sich die Wirtschaft entwickelt.
Eine Wirtschaft ohne Zinsen ist wie ein Flugzeug ohne Steuerungsinstrumente - Blindflug ist dann angesagt. Der echte ZINS, d.h. der ZINS, der am Markt entsteht (und nicht der zins, der von dem Verbrecher DRAGHI sozialistisch festgelegt wird) gibt den Unternehmern das Signal zu investieren oder nicht. Ist der Zinssatz hoch, heißt das: Die Leute haben wenig gespart, also rentiert sich das investieren nicht. Ist der Zinssatz hingegen niedrig, bedeutet das: Die Leute haben viel Geld übrig und können konsumieren, haben aber nix gefunden, was ihnen gefällt. Investitionen lohnen also. Das ist WIRTSCHAFT - und nicht was die Amis (und die EUdssr) machen - seit 40 (10) Jahren alles Geld aus dem Nichts von der FED (EZB) erzeugen lassen, damit Unternehmer und Verbraucher mit Scheingeld investieren (d.h. die Polit-Clowns verkünden in der Glotze, dass sie die Wirtschaft "ankurbeln" mit Kon junkturprogrammen, wie z.B. "Abwrackprämie" - tatsächlich ist das aber eine Kapitalstock-VERNICHTUNG) und konsumieren können, da echte Ersparnisse (Geld, das aus der realen Wirtschaft erzeugt wird - und nicht von Joe Ackermann & Co. aus dem Nichts) schon lange nicht mehr vorhanden sind.
Anton Reiser
Herr Gabriel ist doch auch nur ein Opportunist, wie er im Buche steht. In seiner realen Politik hat er niemals die Finanzmärkte bekämpft, hat niemals den immer tiefer werdenden Graben zwischen Arm und Reich bekämpft, hat niemals die Entwürdigung der Menschen durch Hartz4 bekämpft.
In der Opposition hat er sich nicht einmal gegen Krieg aussprechen können.
Das ist doch pure Bauernfängerei, da kann man auch gleich wieder CDU wählen, sprich das Original.
Bei der SPD läuft man ja immer Gefahr, dass man das auch noch glaubt, was die erzählen. Bei der CDU weiß man direkt, dass die nur für die eigene Tasche wirtschaften, da nimmt man so etwas wie Moral nicht einmal an.
Habe gerade 50.000 Euro kassiert für eine Wette auf den Zeitpunkt des Überschreitens der 1-Billion-Euro-Marke der deutschen Exportbilanz!
Noch Fragen?
www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,813973,00.html
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