Not my president - aber wer war das schon je?

Mittwoch, 29. Februar 2012

Endlich erhalten wir den Bundespräsidenten, den wir immer wollten. Den wir uns wünschten, den die Würde des Amtes sich verdient hat. Plötzlich tat dieses Land ja so, als es die wulffischen Affären wahrnahm, als liege da irgendeine Würde irgendeines Amtes darnieder - als kümmerten Amtswürden ansonsten so sehr, als dass sie zur metaphysischen Frage eines ganzen Volkes taugten. Es sieht so aus, als sei die Wahl des Bundespräsidenten, eigentlich nicht mehr als ein Vorgang, der sich qua Verfassung ergibt, das politische Event des Jahres, eine unbeschreibliche Sensation. Gauck, der Popstar - Gauck, die Ikone der bürgerlichen Sattheit - Gauck, der freiheitliche Fetisch, der vom sozialstaatlichen Tand entkleidet ist. Weil er durch den freundlichen Beistand des Springer-Konzerns in Bellevue "hineinputschte", scheinen jetzt alle Sorgen, die dieses Land je hatte, plötzlich gebannt. Gauck, der Gesalbte, von den etablierten Parteien mit allen Salben Eingeriebene, Eingefettete, Geschmierte.

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Nomen non est omen

Dienstag, 28. Februar 2012

Heute: Migrationshintergrund

Ein Gastbeitrag von Markus Vollack.
"Zwar stammen Kinder, die erfolgreich das Gymnasium besuchen, bis heute eher aus sozial besser gestellten Schichten, Kinder mit Migrationshintergrund sind deutlich in der Minderheit."
- Zeit Online, 18. Juni 2009 -
Anfang des Jahres 2012 verschickten die Jobcenter in Berlin einen Fragebogen zum Migrationshintergrund. Dieser soll rein statistische Zwecke haben. (Ich könnte mir vorstellen, dass damit herausgefunden werden soll, wie viele Menschen mit Migrationshintergrund ALG 2 erhalten.) Auch vermeintlich Deutsche haben ihn zugesendet bekommen. Freilich nur Empfänger von ALG 2. In diesem ist ein Anhang mit der Bezeichnung Migrationshintergrund-Erhebungverordnung (MighEV) enthalten. Die MighEV kennzeichnet Menschen mit einem Migrationshintergrund, wenn:

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Schutz dem geschriebenen Wort

Montag, 27. Februar 2012

Meine Texte gehören mir! Da bin ich Egoist - oder nenne man das dann wie man will. Kleinlich, erpicht, gierig - das ist mir egal. Eigentumsverhältnisse hinterfragen und dann selbst am Eigentum festhalten, wird da mancher sich räuspern. Solche Pharisäer hat man ja gerne. Aber so ist es nun mal, ich schreibe das hier oder anderes anderswo nicht, damit es jeder Hanswurst auch als sein Eigentum betrachten kann, weil er zu meinen glaubt, die Früchte geistiger Arbeit seien lediglich als kollektive Leistung zu sehen - sind sie auch, daher ja lediglich; aber sie sind es nicht nur. In erster Instanz sind sie Eigentum und gehören jemanden - meine Texte gehören eben mir.

Schreiben: eine Kunst, die für lau zu haben sein soll

Es wird sich gemeinhin meist daran gehalten. Man beachtet die Gepflogenheiten des Zitierens, wird als Autor genannt, manchmal verweisen auch Links auf die Quelle und man wird somit als Besitzer des geistigen Produkts kenntlich gemacht. Im Kielwasser der Anti-ACTA-Bewegung finden sich aber auch solche, die geistiges Eigentum grundsätzlich für etwas halten, was im eigentlichen Sinne niemanden gehören sollte. Sie stellen die Eigentumsfrage für Sätze und Absätze, für Texte und Essays. Und wenn solche im Internet landen, dann sollte das Recht des Autors zurücktreten - ganz im Sinne der großen Sache der grenzenlosen Informationsfreiheit. Böll sprach in diesem Zusammenhang mal von Ewigkeitswerten. Dabei hat die Freiheit der Informationen nur sehr marginal mit der Frage nach geistigem Eigentum zu tun.

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Zerrissene Lebensläufe

Freitag, 24. Februar 2012

Folgende Zeilen über Konstantin Weckers poetischer Biographie, erschienen bereits in gekürzter Variante am 1. Februar 2012 beim Lesebändchen. Der Inhalt seines Buches, der mehr birgt, als nur Eckdaten seines Lebens oder eine uninspirierte Litanei an Erlebnissen, passt thematisch auch zu ad sinistram. Daher sei auch hier nochmal auf die "Kunst des Scheiterns" verwiesen - und das etwas ausführlicher als beim Lesebändchen.

Sein Leben vom Standpunkt des Scheiterns aus zu erklären: das wagt nicht jeder. In einer Periode, da selbst Minderjährige, die von Konzernen zu Pop-Ikonen ausersehen werden, mit einer nur so von Erfolgen strotzenden Biographie aufwarten, wirkt der Biograph seines eigenen Scheiterns, wie ein bemitleidenswerter Verlierer. Lebensgeschichten haben ein Getümmel von großartigen Erfolgen, von unglaublichen Durchbrüchen, von einzigartigen Triumphen und feiernswerten Volltreffern zu sein. Wer wagt sein Leben als Ballung von Fehlschlägen, Irrtümern und Verunglückungen nachzumalen? Dazu bedarf es Mut - oder Naivität, was vielleicht auf dasselbe hinausläuft. Jedenfalls, es war Konstantin Wecker, der seine Lebensgeschichte als "Kunst des Scheiterns" schrieb.

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Sit venia verbo

Donnerstag, 23. Februar 2012

"Es ist nicht wahr, wie viele heute glauben, dass man nur den Menschen Pillen und Kondome geben müsste, um das Gespenst der Überbevölkerung zu bannen. Denn die Menschen sind längst nicht so dumm und ungeschickt, wie manche Demographen denken; sie haben schon immer und lange vor der Pille Mittel und Wege gefunden, die Zahl der Kinder ihren Wünschen anzupassen.
Deshalb bremsen wir die Bevölkerungsexplosion auch nicht mit UN-Bürokraten, die wie im Karneval Pillen und Kondome werfend durch Entwicklungsländer ziehen; die beste Bremse ist eine andere Einstellung in den Köpfen der Menschen, eine Abkehr von der vor allem in der Dritten Welt noch sehr verbreiteten Vorstellung, dass ein sicheres und menschenwürdiges Leben nur mit vielen Kindern möglich sei."
- Walter Krämer und Götz Trenkler, "Lexikon der populären Irrtümer" -

Asozialenabgabe für das Volkswohl

Mittwoch, 22. Februar 2012

Der durch die Medien irrlichternde Vorschlag, Kinderlose finanziell mehr zu belasten, als solche Personen, die bereits Nachwuchs in die Welt geworfen haben, legt zweierlei offen: Der politische Nachwuchs der Union ist a) weltfremd und hat für die wirklichen (Familien-)Realitäten in dieser Gesellschaft keine Wahrnehmung mehr - und er ist b) bereit, Mittel anzuwenden, die eines repressiven, ja totalitären Staates würdig wären.

Asozialenabgabe und entschwundenes Familienidyll

Es ist an sich schon Gegenargument genug, dass die freie Planbarkeit von Lebensentwürfen nicht moralisch bewertet oder angetastet werden soll. Denn nichts anderes ist die Abgabe - sie ein moralischer Imperativ, degradiert die Kinderlosigkeit zu einem asozialen Verhalten. Sie ist ferner demnach eine Asozialenabgabe, als ein moralischer Fingerzeig, als ein auf dem Lohnzettel fixiertes Stigma. Asoziale, weil kinderlose Elemente sollen bloß nicht glauben, dass ihr Lebensplan moralisch vertretbar ist. Leider wird nicht über ein Prämienmodell für jene diskutiert, die sich bewusst gegen eigene Kinder entscheiden - denkt man da an machen Workaholic, an manchen dauerausgebuchten Wichtigtuer oder an charakterlich Defizitäre, dann weiß man erst, wie lobenswert die Entscheidung gegen Kinder sein kann, denn das entlastet die überforderten Jugendämter massiv.

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Der Demokratie Schaden - des Bloggers Freud'

Montag, 20. Februar 2012

Was für ein grandioser Glücksfall! Arbeit ist gesichert! Material für Texte, für Polemiken, für Glossen. Ein passender Präsident für diese Republik. Ein Pfaff', der "Freiheit in Verantwortung" als Lebensmotto führt, der Freiheit jedoch nicht an Leben in Würde orientiert, sondern an der Freiheit, sich eine alternative Brücke aussuchen zu dürfen, unter denen man Obdach findet. Besser konnte sich die Junta der vier etablierten Parteien gar nicht absprechen. Niemand sonst könnte den Zeitgeist adäquater vertreten als der Theologe der Herzlosigkeit - er erhebt seine an Ketten gelegte Freiheitsrhetorik ins Metaphysische, entkleidet sie von sozialen Kategorien. Freiheit ist nur Freiheit, wenn sie nichts kostet - Arbeitslose und Niedriglöhner können demnach nur Freiheit beanspruchen, wenn sie unentgeltlich eingefordert wird. Der Sozialstaat an sich ist somit letztlich keine Schmiede der Freiheit, sondern ein unfreiheitliches Schattenreich.

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Facie prima

Heute: Der Fallengelassene, Christian Wulff

Selten zuvor konnte man den Paradigmenwechsel der flankierenden Bildberichterstattung so vorzüglich beobachten, wie in der aktuellen Affäre um Bundespräsident Wulff. Artikel, die ihn zum Gegenstand hatten, die ihn auch nur streiften, wurden noch vor gut zwei Monaten mit freundlich dreinblickenden Fotos seiner Person garniert. Wulff lächelt hier, die dazugehörige Schlagzeile titelte, dass die Zufriedenheit mit Wulff als Bundespräsidenten zunehme. Das Volk zufrieden, der Präsident lächelt keck. Schon bevor der Leser den Inhalt des Artikels erfasst, wird ihm gewahr, dass es sich um eine offenbare Frohbotschaft handeln müsse. Gegenteilig die Fotos, die die aktuellen Artikel zieren. Wulff wird publizistisch der Bevorteilung bezichtigt - täglich neue Vorwürfe. Einerlei an dieser Stelle, was an den Vorwürfen dran ist oder nicht - interessant ist im Rahmen der Analyse bildlicher Abbildung, um die es hier gehen soll, lediglich, dass Wulff plötzlich auf Fotografien vereinsamt wirkt; so an den Bildrand gedrängt, glaubt der Leser, noch bevor er den Text erfasst hat, dass Wulff auf sich alleine gestellt ist, verlassen wurde - der Bildrand ist das optische Schuldeingeständnis Wulffs. Und der Artikel selbst müsste gar nicht mehr gelesen werden. Bilder, die mehr sagen als die Anzahl von Worten, die die Redaktion pro Artikel vorgibt und veranschlagt.

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Fragen nach der Übernahme

Freitag, 17. Februar 2012

Wird Frankreich oder Deutschland Schutzmacht in Griechenland?
Kann das Schutzgebiet künftig trotzdem Hellenische Republik heißen?
Deutsch-Südosteuropa oder Französisch-Peloponnes entzückt doch auch!

Gilt für die Einwohner des Schutzgebietes wahlweise das Grundgesetz oder die Constitution française?
Sollte man nicht eilig den verstorbenen Artikel 23 des Grundgesetzes wiedereinführen oder reicht auch ein ordinäres EU-Mandat?
Soll Merkels Silhouette grüne oder blaue griechische Briefmarken zieren? Oder starrt auf Postwertzeichen Sarkozy von links in das rechte Gesicht der Bundeskanzlerin?
Wer kommt für Kost und Logis der Besatzungstruppen auf?
Wer koordiniert denn eigentlich die Regierungspolitik im Schutzgebiet? Übernimmt man die traditionellen Strukturen oder stülpt man mitgebrachte über die autochthonen?
Wie konnte man bloß den Wehrdienst deinstallieren, wo doch absehbar war, dass ein Verteidigungsfall droht?

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Friede Springer entlässt den Bundespräsidenten

Donnerstag, 16. Februar 2012

Zu vermuten ist, Diekmann ist drauf und dran, eine Wette zu verlieren. Nämlich jene, dass er der mächtigste Mann Deutschlands ist. Es scheint eine Frist zu geben, bis wann Wulff aus dem Amt sein soll - und das soll möglichst bald geschehen, könnte man meinen. Springer bringt nämlich jedes Fitzelchen, das Wulff belasten könnte, jede Zote auf den Bundespräsidenten, jedes noch so aberwitzige Statement als Neuigkeit. Fast im Sekundentakt neue Aufmacher bei BILD Online. Minutiös wird jede Regung zu Wulff festgehalten und aufgebauscht. Dahinter kann nur die Absicht lauern, Wulff endgültig aus dem Amt zu werfen.

Jede Krume wird aufgelesen

Jede noch so randständige Bemerkung ist Schlagzeile; jedes noch so lausige Wortspiel ist recht, um Wulff zu befeuern. So schrieb BILD, man fliege mit dem Bundespräsidenten über den Rubikon, auf seine damalige Bemerkung anspielend, die er auf Diekmanns Anrufbeantworter gesprochen haben soll. Irgendeine Person, Name schon wieder entfallen - nicht wichtig genug! -, verkündet, dass in zwei Wochen Wulffs Rücktritt zu erwarten sei - für BILD Online eine Schlagzeile! Ein CDU-Pfarrer verteidigte Wulff in einer Talkshow - ebenfalls Schlagzeile! Als sei sowas in der Geschichte dieser Mediokratie und seiner Polit-Geschwätz-Shows noch nie geschehen, als haben dort Parteifreunde nie zuvor Parteifreunde an der Wahrheit vorbei in Schutz genommen. Dann heißt es, dass Schauspieler Wulff meideten - Aufmacher für zwei Stunden! Kalkofe veräppelt Wulff, meldete man hinterher - so verspotten die Narren Wulff, hieß es alsdann. Bilder von den Karnevalswagen schon vorab; so was gab es noch nie, ein Bundespräsident als Zielscheibe närrischen Spotts! Und Bernd Stelter, der witzelt auch; und der Jörk Knör auch; und "Dat Filmmännchen"... - wer immer das wieder ist.

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Die Zeichen stehen auf Markenzeichen

Mittwoch, 15. Februar 2012

Kürzlich ließ ich mich zu einer Fiktion hinreißen - im Angesicht von ACTA malt sich jeder so sein Szenario aus. Nun bin ich erstaunt darüber, dass es mir an Phantasie mangelt, denn mein Szenario ist so szenisch und phantastisch gar nicht. Worte sind schon heute käuflich, auch wenn dahinter nichts steckt, was eigentlich eine Marke ausmachte. Occupy Germany ist keine Bewegung mehr, es ist eine eingetragene Marke. Und all das geschah schon bevor Rechtspopulisten dort hineinfühlten.

Ich kam bislang nicht auf die abgefeimte Idee, mir mein ad sinistram schützen zu lassen, es zur Marke zu machen. Kostet das eigentlich was? Ad sinistram ist aber auch kein wahlloser Name. Es stammt aus der Militärsprache - Links um! eben. Das hat mir mancher schon zum Vorwurf gemacht. Pazifisten, die das ärgerte oder Dreiviertel-Nazis, die damit untermauern wollten, dass der Linke ein ganz militaristischer Grobian ist. Leute halt, die nicht einsehen wollen oder aus ideolgischen Gründen können, dass eine Zigarre manchmal auch nur eine Zigarre sein kann.

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Ridendo dicere verum

"Politik ist nur der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt."
- Dieter Hildebrandt -

Rosen, Tulpen, Nelken

Dienstag, 14. Februar 2012

Blumensträuße seien nun angebracht; Blumen vor die deutschen Botschaften - zum Dank, als Wertschätzung, der Erkenntlichkeit wegen. Griechen, Portugiesen und Spanier, sie sollten es mit Blumen sagen. Gehörigen Quatsch ist man gewohnt - bei dem aktuellen Wunsch nach Blumen wird es einem aber ganz blümerant. Zum Valentinstag Liebesbeweise von halb Europa an Deutschland. So träumt mancher...

Die einzigen Blumen, die derzeit drohen, das sind Blumen auf Gräbern von Bürgerkriegsopfern. Blumen sind also durchaus im Trend; so weit hat der Blumenmann schon mal recht. Schicken denn im Gegenzug die deutschen Botschaften auch Blumen an die Gräber derer, die man totgespart hat? Oder nur an die, die man totgeschossen hat, weil sie sich dem EU-Diktat nicht beugen wollten? Müssen nicht eigentlich deutsche Botschaften Blumen nach Griechenland, an griechische Gräber schicken - in stiller Übereinkunft mit jenen deutschen Konzernen, deren Kapital und deren Interessen man mithilfe tyrannischer Sparmaßnahmen gerettet hat?

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Finger vom Kadaver schneiden

Montag, 13. Februar 2012

Zuweilen erlangt man den Eindruck, wir warteten auf der Schwelle zu neuen Mittelalterlichkeiten. Da wollen Sextremistinnen die Unschuldvermutung als ein potenzielles Unwort anschwarzern, pilgern aufgeschreckte Eltern durch Ortschaften, nicht selten mit der Forderung nach Todesstrafe oder mindestens Haft bis zum bitteren Ende - oder man fordert repressive Mittel, zur Erfüllung "guter Absichten". Da passt es ins Bild, dass auch die Leichensynode eine Neuauflage erhält.

Exhumiert vor Gericht

Papst Stephan VI. ließ 897 die sterblichen Überreste seines Vorgängers Formosus exhumieren und vor Gericht stellen. Das Urteil war drakonisch. Man nahm dem Angeklagten sein päpstliches Ornat, schnitt ihm Finger ab und verscharrte ihn wie einen Hundskadaver, nur um ihn kurz danach nochmals auszubuddeln und in den Tiber zu werfen. Was Formosus getan hat, dass man ihn posthum derart strafte, blättere man bitte in einer penibel geführten Chronik nach. So viel sei aber gesagt: gedopt hat er nicht!

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Noch'n Bild

Donnerstag, 9. Februar 2012

Kurt Westergaard, der kreuzritterliche Pistolero unter den Karikaturisten, galt noch vor einiger Zeit als Held. Seine Mohammad-Zeichnungen, die den Propheten als Mörder zeigten, wurden als Inbegriff der Meinungs- und Pressefreiheit gefeiert. Das ging so weit, dass die Kanzlerin auf ihn eine Rede hielt und den Preis des M100 Sanssouci Colloquiums überreichte. Angeblich der mutigste Auftritt Merkels, hieß es damals pathetisch. Gerade sie wisse nämlich, was es bedeutet, in einem Land ohne Meinungsfreiheit zu leben - damals in der DDR. Deswegen sollte mutige Meinung honoriert werden, mutige Bleistiftstriche ebenfalls.

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Nomen non est omen

Heute: Präventive Selbstverteidigung

Ein Gastbeitrag von Markus Vollack.
"Präemptive Selbstverteidigung bezeichnet das Ausüben militärischer Gewalt als letztes Mittel eines Staates, um eine unmittelbar bevorstehende, manifeste und objektiv feststellbare militärische Aggression abzuwehren."
- WZB-Papier -
Im Irakkrieg (2003) und im Libyenkrieg (2011) wurde von "präventiver Selbstverteidigung" gesprochen. Man wolle eine unmittelbare Gefahr vorzeitig abwenden und greife deshalb zur militärischen Gewalt. Ähnlich wie die Instrumentalisierung des Begriffes der "humanitären Intervention" verstößt die "präventive Selbstverteidigung" gegen das allgemeine Gewaltverbot des Völkerrechts.

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Der kommunistische Körper

Mittwoch, 8. Februar 2012

Da werden hochrationelle Diskurse verspritzt, wie die Organspende zu regeln sei: effektiv, zweckdienlich, wirtschaftlich. Dass sich jedermann bejahend zur posthumen Entnahme etwaiger seiner Organe äußern sollte: das sehen Ärzte und Ethikrat, sehen ebenso die laienhaften Befürworter der Organspende, für äußerst beschwerlich an. Gleichsam bürokratisch erschwere man hier eine ökonomisch straffer geführte Transplantationsabwicklung - Menschen müssten bloß sterben, weil sich Verstorbene vormals zu Lebzeiten nicht die Mühe machten, für das Ausweiden ihres Leibes zu votieren, weil sie keine Schürfrechte an der zurückgeblieben Hülle verliehen. Dabei sind die Psychotricks, mit denen Hinterbliebene auf Spendenkurs gebracht werden sollen, nur Dilettantismus - fachmännisch verschmitzter gehen es solche an, die auf eine Gesetzesänderung hinwirken. Entweder sollte es für jeden Bundesbürger verpflichtend werden, Ja oder Nein anzukreuzen - oder aber, jeder ist Organspender post natum, bis er diesem Status widerspricht.

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Diese EU hat keine Berechtigung mehr

Dienstag, 7. Februar 2012

Es ist völlig unerheblich, ob die Rettung Griechenlands gelingt oder nicht. So oder so, Griechenland ist für Europa verloren. Nachzügeln werden Portugal, Spanien und Italien. Auch sie werden für den europäischen Gedanken, ein Zusammenleben in Frieden und Harmonie, verloren sein. Und vergleicht man die Situation dieser Länder mit dem Deutschen Reich nach dem großen Krieg von 1914 bis 1918, so kann man immer weniger ausschließen, dass in jenen Ländern Gruppierungen oder Parteien auferstehen, die in eine totalitäre Gesellschaft lotsen. Das Verständnis der Deutschen vor knapp einen Jahrhundert war, von totalitären Regimes in die Mangel genommen zu werden - der Totalitarismus der Siegermächte war der fruchtbare Boden für den Totalitarismus, der in Deutschland erwachte. Warum sollte das heute andere Resultate zeitigen?

Welches Grundvertrauen in Europa sollten die Griechen denn noch haben? Die griechische Oberschicht kann freilich weiterhin vertrauen - dicke Säckel beruhigen gemeinhin. Aber was machen all jene, die auf Geheiß der EU in Armut oder gar Hunger bugsiert wurden? Selbst wenn Griechenland gerettet wird... was immer das heißen soll. Man weiß ja immer weniger, was Rettung sein soll, was wem nützt, wer wem schadet. Selbst wenn Griechenland gerettet wird, was soll der griechische Rentner denken, der kaum satt wird? Was der hellenische Arbeitslose? Konjunktur hat in Griechenland nur die Arbeitslosigkeit; das Geschäft mit der Ungeschäftigkeit boomt. Wie kann man erwarten, dass diese "Boomer" der Krise jemals wieder europäisch denken oder fühlen werden, ja überhaupt wollen?

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Nicht rechts, nicht links

Montag, 6. Februar 2012

Steinbach hat einen Eklat ausgelöst. Die NSDAP, so zwischerte sie, sei links angesiedelt gewesen. Im Parteinamen stehe immerhin sozialistisch und Arbeiter. Das ist ihre erste Fehlannahme, denn sozialistisch und Arbeiter passt per se nicht unbedingt zusammen. Dass die Nazi-Partei linksgerichtet war, das ist jedoch nicht nur eine Fehlannahme, es ist infam, denn die politische Linke wird gemeinhin mit Attributen wie fortschrittlich oder liberal beschrieben. Nichts davon war in der NSDAP zu finden. Das Gegenteil, die NSDAP sei eine rechte Partei gewesen, konservativ und reaktionär, Eigenschaften die man der politischen Rechten gerne zuschiebt, stimmt aber durchweg auch nicht. Autoritär und obrigkeitsstaatlich war sie zwar durchaus - auch zwei Adjektive, die man zuweilen rechts einordnet. Aber da auch andere Systeme weitab des Nationalsozialismus autoritär und obrigkeitsstaatlich orientiert waren, fallen diese Definitionen zur Einordnung aus.

Legendenbildungen

Das Kapital war der Steigbügelhalter des Nationalsozialismus. Die Wirtschaftsbarone drückten dem Volk die NSDAP aufs Auge. Nationalsozialismus, Faschismus als Sammelbegriff, ist die Endstufe des Kapitalismus, die abgeworfene Maske des Kapitals. Das sind die Legendenbildungen und Erkenntnisse linker Schule, sozialistischer Provenienz. Die birgt Teilaspekte, nicht aber die gänzliche Erklärung des Phänomens. Wähler und Anhänger der SPD fielen seinerzeit schnell um und integrierten sich in die NSDAP oder wenigstens in deren ideologisches Umfeld. Selbst KPDler liefen schnell über. Die kapitalistische Verschwörung hatte demnach proletarische Mitläufer.

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