Man wählt uns nur, weil wir nett aussehen!
Mittwoch, 23. Februar 2011
Es ist höchst funktionell, wenn desaströse Ereignisse einen Sündenbock kennen, auf dem sie begründet werden können. Die Tragödie der Hamburger Christdemokraten ist somit auch nicht das Problem der CDU selbst - man schiebt es Ole von Beust in die Schuhe, der nach christdemokratischer Lesart, in einem unglaublichen Anflug von Egoismus, aus dem Amt schied, ohne auf das Begehr der eigenen Partei zu achten. Ohne von Beust, so wissen es alle in der Union, allen voran Angela Merkel, hätte es einen Absturz wie jenen am Sonntag, niemals gegeben.
Das mag vermutlich nicht mal falsch sein. Tatsächlich war von Beust jemand, der von den Bürgern seiner Stadt als annehmbar akzeptiert wurde. Es ist an dieser Stelle auch gar nicht relevant, warum dies so war, ob zu recht oder nicht oder ob beispielsweise der offene Umgang mit seiner Homosexualität dafür verantwortlich war. Mit von Beust hätte die Hamburger CDU keine Katastrophe wie jene erfahren - sie hätte vielleicht nicht unbedingt die Wahl für sich entschieden, wäre jedoch mindestens relativ gefestigt in die Opposition hinübergewechselt.
Hierbei kocht die ganze Misere der Christdemokratie hoch, die letztlich aber ein Notstand personalisierter Politik generell ist - denn wenn man eine Wahlschlappe von geradezu archaischer Wucht einem Protagonisten alleine in die Schuhe zu schieben vermag, dann ist es mit dem inhaltlichen Gehalt derer, die hierzulande für die "politische Willensbildung des Volkes" (nach Artikel 21 des Grundgesetzes) verantwortlich sein wollen, nicht besonders weit her. Es ist im Grunde ein Armutszeugnis, wenn sich eine Kanzlerin hinstellt, einen Mitspieler aus ihren Reihen rüffelt und damit als Schuldigen stigmatisiert. Denn sie sagt damit letztlich nur: "Wir leben von der Beliebtheit einzelner Parteifunktionäre - programmatisch können wir nicht punkten, inhaltlich sind wir "gähnende Leere", unser Parteiprogramm ist so dröge, dass wir den feschen Teint einer auf Kommando schwanger werdenden jungen Opportunistin, den väterlichen Charme eines Greises oder die Homosexualität eines Mittfünfzigers benötigen, um überhaupt noch was darzustellen. Uns wählt niemand, weil wir was zu sagen haben, weil wir Träume schüren, weil wir dieser Gesellschaft eine beglückende Vision schenken - man wählt uns, weil manche von uns nett aussehen, gut riechen, eine entzückende Stimme haben."
Dafür muß man sich heute nicht mal mehr schämen, denn den anderen Parteien geht es wesentlich genauso. Deshalb entblödet sich auch Angela Merkel nicht, von Beust quasi alleine dafür verantwortlich zu machen. Weil er sein zuweilen ungepudertes Konterfei nicht mehr dazu hergab, dieser blutleeren Partei ohne Kontur, ohne Programminhalte, ohne Leben ein Gesicht zu verleihen, muß er als Schuldiger herhalten. In solchen desaströsen Fällen unken Parteispitzen dann oftmals, ihre Partei brauche neue Gesichter; neue Parteiprogramme, inhaltliche Revision und Reformation, das eigene marktliberale Konzept zu überdenken, um eine Politik gerechterer Teilhabe zu betreiben in etwa, wird kaum aufs Tapet gebracht. Gesichter finden ist nämlich einfacher und kommt denen, die den Parteiapparat mit schwarzen Koffern schmieren, auch eher zupass. Daher ist die christdemokratische Katastrophe zu Hamburg kein Abstrafen für verfehlte Landespolitik und auch nicht, wie im Falle von Landeswahlen oftmals üblich, eine Ohrfeige für die Bundesregierung: sie ist die Schuld eines Mannes alleine und nur daher eingetreten, weil ein markantes Gesicht fehlte...
Das mag vermutlich nicht mal falsch sein. Tatsächlich war von Beust jemand, der von den Bürgern seiner Stadt als annehmbar akzeptiert wurde. Es ist an dieser Stelle auch gar nicht relevant, warum dies so war, ob zu recht oder nicht oder ob beispielsweise der offene Umgang mit seiner Homosexualität dafür verantwortlich war. Mit von Beust hätte die Hamburger CDU keine Katastrophe wie jene erfahren - sie hätte vielleicht nicht unbedingt die Wahl für sich entschieden, wäre jedoch mindestens relativ gefestigt in die Opposition hinübergewechselt.
Hierbei kocht die ganze Misere der Christdemokratie hoch, die letztlich aber ein Notstand personalisierter Politik generell ist - denn wenn man eine Wahlschlappe von geradezu archaischer Wucht einem Protagonisten alleine in die Schuhe zu schieben vermag, dann ist es mit dem inhaltlichen Gehalt derer, die hierzulande für die "politische Willensbildung des Volkes" (nach Artikel 21 des Grundgesetzes) verantwortlich sein wollen, nicht besonders weit her. Es ist im Grunde ein Armutszeugnis, wenn sich eine Kanzlerin hinstellt, einen Mitspieler aus ihren Reihen rüffelt und damit als Schuldigen stigmatisiert. Denn sie sagt damit letztlich nur: "Wir leben von der Beliebtheit einzelner Parteifunktionäre - programmatisch können wir nicht punkten, inhaltlich sind wir "gähnende Leere", unser Parteiprogramm ist so dröge, dass wir den feschen Teint einer auf Kommando schwanger werdenden jungen Opportunistin, den väterlichen Charme eines Greises oder die Homosexualität eines Mittfünfzigers benötigen, um überhaupt noch was darzustellen. Uns wählt niemand, weil wir was zu sagen haben, weil wir Träume schüren, weil wir dieser Gesellschaft eine beglückende Vision schenken - man wählt uns, weil manche von uns nett aussehen, gut riechen, eine entzückende Stimme haben."
Dafür muß man sich heute nicht mal mehr schämen, denn den anderen Parteien geht es wesentlich genauso. Deshalb entblödet sich auch Angela Merkel nicht, von Beust quasi alleine dafür verantwortlich zu machen. Weil er sein zuweilen ungepudertes Konterfei nicht mehr dazu hergab, dieser blutleeren Partei ohne Kontur, ohne Programminhalte, ohne Leben ein Gesicht zu verleihen, muß er als Schuldiger herhalten. In solchen desaströsen Fällen unken Parteispitzen dann oftmals, ihre Partei brauche neue Gesichter; neue Parteiprogramme, inhaltliche Revision und Reformation, das eigene marktliberale Konzept zu überdenken, um eine Politik gerechterer Teilhabe zu betreiben in etwa, wird kaum aufs Tapet gebracht. Gesichter finden ist nämlich einfacher und kommt denen, die den Parteiapparat mit schwarzen Koffern schmieren, auch eher zupass. Daher ist die christdemokratische Katastrophe zu Hamburg kein Abstrafen für verfehlte Landespolitik und auch nicht, wie im Falle von Landeswahlen oftmals üblich, eine Ohrfeige für die Bundesregierung: sie ist die Schuld eines Mannes alleine und nur daher eingetreten, weil ein markantes Gesicht fehlte...
9 Kommentare:
"denn wenn man eine Wahlschlappe von geradezu archaischer Wucht einem Protagonisten alleine in die Schuhe zu schieben vermag, dann ist es mit dem inhaltlichen Gehalt derer, die hierzulande für die "politische Willensbildung des Volkes" (nach Artikel 21 des Grundgesetzes) verantwortlich sein wollen, nicht besonders weit her"
Mein lieber Herr de Lapuente,
dieser Satz hat das Zeug in die Zitatsammlung der Geschichte einzugehen. Und das geradezu mit archaischer Wucht.
Vielen Dank für Ihren so treffenden Beitrag
Die SPD hat unter anderem die Wahl gewonnen, weil Olaf Scholz die bessern Kontakte zur Wirtschaft geknüpft hat:
http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/auf-dem-scholzweg/
Nachdem Angie die SPD und die FDP demontiert hat, bleibt ihr faktisch nur noch die CDU. Das interessante an dem Wahlergebnis ist, dass die Zahl der Nichtwähler sehr hoch ist. die Menschen verlieren das vertrauen in die demokratische Willensbildung. Nicht ganz zu unrecht wie ich finde. Vielleicht ist dies das langfristige Ziel der Kanzlerin. Nach der nächsten Bundestagswahl reisst sie nach Rom und lässt sich zur Kaiserin krönen.
Tja, die Personaldecke wird immer dünner, und nicht nur in Deutschland. Da bleibt nur noch zweite, dritte Wahl. Schon bald hat man nur noch die Wahl zwischen hübschen und häßlichen Pappnasen. Wie sagte schon Karl Krauss: Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten... Wenn das so weiter geht, werden wir eines Tages sogar das Kasperle Guttenberg schmerzlich vermissen!
Dieser Beitrag bringt die ganze Armseligkeit des heutigen bürgerlichen Parteienzirkus auf den Punkt.
Wenn alle bürgerlichen und kleinbürgerlichen Parteien nur noch dasselbe wollen, nämlich Neoliberalismus, totale Unternehmerherrschaft über die Lohnarbeit, hohe Profite und niedrige Löhne plus Zwangsarbeit...., so ist klar, dass sich dann alles dumme Gerede über das "Schärfen des Profils" einer dieser neoliberalen Polit-Haufen am Ende nur noch als ein "Schärfen von Profilen" von VISAGEN herausstellt.
Was außer VISAGEN sollte bei so einer Eintönigkeit, Einfälltigkeit aller "Parteiprogramme" denn sonst noch was entscheiden?
Für die richtige "Stimmung" für die eine oder die andere aufgebaute Polit-Fratze müssen dann nur noch die entsprechend aus dem Hintergrund gelenkten Medien(Springer, Bertelsmann, TV...) sorgen, und schwupps erscheint ein neuer "strahlender Wahlsieger"(bei welcher Wahlbeteiligung auch immer) am bürgerlichen Poilt-Firmament!
MfG Bakunin
Das Kapital empfielt sich, der Adel ist arrogant-sebstbesoffen von sich und die politische "Elite" übt Verrat am eigenen Volk...nur die Rolle des Militärs ist nicht ohne weiters vergleichbar mit den Zuständen der Weimarer Republik im Endstatium. Dann noch ein wenig Masssenarbeilosigkeit und -verarmung mehr -perfekt!
genau so ist es mit der personenpolitik!
wir haben das, was wir verdienen, weil wir das sind, was wir haben:
Mutti, die hübsche Tochter Kristina, der gut geratene Karl-Theo, den Onkel Westerwelle, und den grantelnden alten Geizkragen, Opa Wolfgang....eine schrecklich nette Familie.....fehlt nur Vati, aber alle Potentaten verdrücken sich bevor es soweit ist.
Volker Pispers hat bei der Kölner U-Bahn Katastrophe, die ja in aller Öffentlichkeit einem einzelnen Polier in die Schuhe geschoben wurde, sehr treffen angemerkt: "Wenn es in Deutschland richtig dicke kommt, war es immer ein Einzeltäter. Das ist ein deutsches Erfolgsmodell, das sich schon nach dem Zweiten Weltkrieg hervorragend bewährt hat."
Wo er recht hat, hat er recht. Speziell im politischen Tagesgeschäft ist die Einzeltätertheorie einfach nur erbärmlich - wie der Rest der Hornissenkoalition
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