Respekt vor dem Alter
Donnerstag, 25. November 2010
Gemeinhin sollte man betagtere Herrschaften nicht zu ruppig anfassen, sollte nachsichtig, ehrfürchtig, kurz gesagt, respektvoll mit ihnen umgehen. Das gebietet der Anstand, das ist ein stilles Gesetz des Umgangs mit Senioren. Fraglich ist nur: ist es ein besonders respektvoller Umgang, wenn man nur mit Bedacht auf das Alter, ehrfurchtsvoll abnickt oder verstohlen eigentlich notwendig gewordene Kritik umgeht?
Wie soll man reagieren, wenn ein welk gewordener Herr Partei für einen ergreift, der einer Vererbungslehre nachhängt, die selbst zu Tagen des Rassenideologen Alfred Rosenberg schon abgetakelt waren? Soll man diskret weghören, wenn dieselbe greise Person einen anderen, einen des faschistischen Gedankenguts unverdächtigen Zeitgenossen, mit jenem berühmten Adolf vergleicht, der stets aufs Neue die Aufmacher schmückt? Ist das Respekt vor dem Alter, wenn man die Auswürfe eines Senioren einfach schluckt, gut sein läßt, nicht inhaltlich hinterfragt?
Es damit abzutun, dass er an die Pforten der Dementia klopft, das wäre tatsächlich respektlos; damit ist der Senior nicht adäquat behandelt. Respekt vor dem Hochbetagten wäre, seine Aussagen nicht einfach gutzuheißen, seine zweifelhaften Stellungnahmen zu kritisieren. Tut man es nicht, frotzelt hinter vorgehaltener Hand, dass der Alte eben alt sei, verkalkt, langsam senil wird, weswegen seine öffentlichen Erklärungen so haltlos, so paradox und schwummrig sind, so würdigt man das Alter nicht - man schiebt es vor, um das Alter nicht zu brüskieren. Das ist nicht Respekt, nicht Hochschätzung, das ist Feigheit mit dem Segen Knigges.
Nein, man muß auch dem betagten Menschen zurufen dürfen, dass er sich täuscht, dass er falsch liegt, dass er Blödsinn verbreitet. Ganz ungeniert, ganz leger und unbefangen. Oft liest man, man wolle die Rentner und Senioren in die Gesellschaft integrieren, sie nicht daheim versauern lassen; auch alte Menschen sollen am öffentlichen Leben teilhaben - Teilhabe bedeutet aber eben auch, dass man das personifizierte Alter in seine Mitte aufnimmt, es behandelt wie alle anderen, es als Gleichen unter Gleichen wahrnimmt. Mit allem nötigen Respekt, mit aller nötigen Offenheit, mit aller unbedingt benötigten Diskussionskultur. Die vorgehaltene Hand zeugt nicht von Schätzung, sie ist eine unglaubliche Frechheit vor dem Alter. Sie lullt den Alten ein, sie läßt ihm Narrenfreiheit, sie bescheinigt ihm, nicht mal den Wert zu besitzen, dass man sich mit ihm ernstlich auseinandersetzt.
Die öffentliche Darstellung jenes alten Mannes, der Lafontaine wie einen Nazi liest und Sarrazin unter die miefigen Achseln greift, sie ist betulich, sie setzt sich mit den Losungen des qualmenden Veteranen nicht auseinander. Diese zur bundesrepublikanischen Götzengestalt gebastelte Karikatur eines blitzenden und funkenden Zeus', sie wird eingelullt, niemand wagt ihr die Leviten zu lesen. Das nennt sich dann respektvoller Umgang seitens der Medien. Respektvoll wären sie erst, wenn sie fragen würden: was raucht dieser Mann wirklich?
Wie soll man reagieren, wenn ein welk gewordener Herr Partei für einen ergreift, der einer Vererbungslehre nachhängt, die selbst zu Tagen des Rassenideologen Alfred Rosenberg schon abgetakelt waren? Soll man diskret weghören, wenn dieselbe greise Person einen anderen, einen des faschistischen Gedankenguts unverdächtigen Zeitgenossen, mit jenem berühmten Adolf vergleicht, der stets aufs Neue die Aufmacher schmückt? Ist das Respekt vor dem Alter, wenn man die Auswürfe eines Senioren einfach schluckt, gut sein läßt, nicht inhaltlich hinterfragt?
Es damit abzutun, dass er an die Pforten der Dementia klopft, das wäre tatsächlich respektlos; damit ist der Senior nicht adäquat behandelt. Respekt vor dem Hochbetagten wäre, seine Aussagen nicht einfach gutzuheißen, seine zweifelhaften Stellungnahmen zu kritisieren. Tut man es nicht, frotzelt hinter vorgehaltener Hand, dass der Alte eben alt sei, verkalkt, langsam senil wird, weswegen seine öffentlichen Erklärungen so haltlos, so paradox und schwummrig sind, so würdigt man das Alter nicht - man schiebt es vor, um das Alter nicht zu brüskieren. Das ist nicht Respekt, nicht Hochschätzung, das ist Feigheit mit dem Segen Knigges.
Nein, man muß auch dem betagten Menschen zurufen dürfen, dass er sich täuscht, dass er falsch liegt, dass er Blödsinn verbreitet. Ganz ungeniert, ganz leger und unbefangen. Oft liest man, man wolle die Rentner und Senioren in die Gesellschaft integrieren, sie nicht daheim versauern lassen; auch alte Menschen sollen am öffentlichen Leben teilhaben - Teilhabe bedeutet aber eben auch, dass man das personifizierte Alter in seine Mitte aufnimmt, es behandelt wie alle anderen, es als Gleichen unter Gleichen wahrnimmt. Mit allem nötigen Respekt, mit aller nötigen Offenheit, mit aller unbedingt benötigten Diskussionskultur. Die vorgehaltene Hand zeugt nicht von Schätzung, sie ist eine unglaubliche Frechheit vor dem Alter. Sie lullt den Alten ein, sie läßt ihm Narrenfreiheit, sie bescheinigt ihm, nicht mal den Wert zu besitzen, dass man sich mit ihm ernstlich auseinandersetzt.
Die öffentliche Darstellung jenes alten Mannes, der Lafontaine wie einen Nazi liest und Sarrazin unter die miefigen Achseln greift, sie ist betulich, sie setzt sich mit den Losungen des qualmenden Veteranen nicht auseinander. Diese zur bundesrepublikanischen Götzengestalt gebastelte Karikatur eines blitzenden und funkenden Zeus', sie wird eingelullt, niemand wagt ihr die Leviten zu lesen. Das nennt sich dann respektvoller Umgang seitens der Medien. Respektvoll wären sie erst, wenn sie fragen würden: was raucht dieser Mann wirklich?
31 Kommentare:
Wir leben glücklicherweise nicht mehr in Zeiten, wo sich die Masse nach 'weiaen' Vaterfiguren sehnt, vermutlich allerdings nur deshalb, weil es davon kaum noch welche gibt. Pétain, Hindenburg, de Gaulle, Adenauer symbolisierten die diffuse Sehnsucht nach dem integeren Alten, der nur das Volkswohl in Sinn hat. Der bescheidene Reihenhausbewohner aus Hamburg ist der letzte Mohikaner, aber als Retter des Vaterlandes taugt er gewiss nicht. Bedauerlich nur, dass politische Senilität stets nach rechts schwankt: Enzensberger und Biermann sind weitere traurige Beispiele dafür...
John Demjanjuk hat es zu Anfang gut verstanden, den verwirrten, schwer kranken und deshalb nicht verhandlungsfähigen fähigen Greis zu spielen und seine Auslieferung nach Deutschland verzögern können. Der Prozess gegen den heute 90-jährigen wird nicht "hinter der vorgehaltenen Hand" geführt, sondern konsequent Rechenschaft fordernd. Die Rolle des dementen Tattergreises nimmt ihm inzwischen niemand mehr ab.
Dass dabei hinterher nicht viel herauskommen mag, weil sich der große Frieden mit den Tätern immer noch auf der deutschen Agenda befindet, steht auf einem anderen Blatt.
Bedauerlich ist nur das nachlassende Interesse der Medien und der übrigen Öffentlichkeit.
Die mediale und gesellschaftlich mehrheitliche Verehrung des Excanzelohrs Smokey, dem Witwer von Loki, entspricht doch nur der normalen Verlogenheit und Heuchelei, mit der sich die Fans gerne selbst hinters Licht führen lassen. Kritische Journalisten hätten nicht den Hauch einer Chance, auch nur bis in die Peripherie seines Dunstkreises vorzudringen.
Ich habe mir angewöhnt, im Umgang mit alternden Menschen zu differenzieren zwischen ihrem Demenz bedingten Verhalten und ihrer
-wenn auch nur noch rudimentär- rational gesteuerten Kommunikation.
Alter ist kein Wert an sich, genauso wenig, wie Jugend ein Privileg darstellt. Es zählt, was jemand aus seinem Leben gemacht hat, bzw. macht.
Verehrter Herr Lapuente,
Frau Gorges hat Ihren Beitrag beim "Freitag" verlinkt, dort habe ich ihn auch kommentiert. Aber, ich muss Ihnen ehrlich auch hier sagen, dass dieser Beitrag heuchlerisch ist.
Nein, niemand soll alte Leute schonen. Wer Stil hat, antwortet alten Leuten kritisch. Sie aber operieren anders. Sie rufen alles auf an Klischees über Senioren von der Demenz bis zur Miefigkeit und behaupten dann noch, sie sind respektvoller als andere. Pfui Teufel. Da ist mir die Frage: "Was will er eigentlich der alte Sack"? lieber. Sie hätten alle Kritik an Schmidt äußern können ohne sich mit dem Alter zu befassen, das wäre Respekt gewesen. Alles andere ist perfide und gehässig. Punkt.
Der raucht, glaub ich, Mentholzigaretten. Ist gar nicht gut fürs Denken. Hab ich selber mal probiert ;-)
Hellmut Schmidt ob seines Alters jetzt sensibler zu behandeln als damals, wäre eh nicht der richtige Weg. Der Mann ist immerhin der, den eine ganze Generation voller Respekt gewählt, und trotzdem gegen ihn auf die Straße gegangen ist. Und er hat sich allem gestellt. Das muss man ihm lassen. Wenn er jetzt Dünnpfiff brabbelt, dann sagt man das auch. Das macht er ja nicht zum ersten Mal.
Interessanterweise verweist er auch(2. Link) auf die angebliche Ähnlichkeit der beiden "extremistischen Lager". Das ist leider groß in Mode und ebenso großer Unfug...
Wie deutlich soll die Politik der "Mitte" denn noch ihre abscheuliche Fratze zur Schau stellen, damit sie als das erkannt wird, was sie ist?
Nach dem Tod seiner Frau, hatte ich gehofft, dass jener alte Mann endlich mal seine Klappe halten würde. Offenbar geschieht jedoch exakt das Gegenteil. Übrigens, jener alte Mann hat sich bereits in erheblich jüngeren Jahren in einer Form geäußert, die seine aktuellen, sarrazinischen Solidaritätsbekundungen sozusagen als sehr "schlüssig" erscheinen lassen.
Helmut Schmidt, deutscher Bundeskanzler (SPD):
"Mir kommt kein Türke mehr über die Grenze." (Die Zeit, 5. Februar 1982).
"Man kann aus Deutschland mit immerhin einer tausendjährigen Geschichte seit Otto I. nicht nachträglich einen Schmelztiegel machen. Weder aus Frankreich, noch aus England, noch aus Deutschland dürfen Einwanderungsländer gemacht werden. Das ertragen diese Gesellschaften nicht. ... Schauen Sie sich die Lage in diesen beiden Kunststaaten an, die in den Pariser Vorortverträgen 1919 geschaffen worden sind. ... Aus Deutschland ein Einwandererland zu machen ist absurd ..."
(Der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt, SPD, in der Frankfurter Rundschau vom 12. September 1992).
Die größte Ungeheuerlichkeit ist allerdings das, was Herr Schmidt in einem Interview, welches Stefan Aust und Frank Schirrmacher 2005 mit ihm geführt hatten, aus sich herausfallen ließ, wonach er von Auschwitz und der Shoa nix gewusst haben will. In diesem Zusammenhang ist auch seine Teilnahme als "Beobachter" beim Volksgerichtshof-Tribunal gegen die 20.Juli Attentäter zu sehen. Dazu mehr in einer zweiten Zuschrift etwas später.
mfg
Jutta Rydzewski
Liebe Magda,
Ihre Anmerkung ist nachdenkenswert, und vielleicht auch richtig.
Ich muss gestehn, dass auch ich bei fast allen Ergüssen von Helmut Schmidt einfach nur denke: Du bist und warst immer ein "Erzkonservatives Arschloch" . Ok das hätte Herr Lapuente so schreiben können, ohne das Alter zu erwähnen.
Aber auch mir geht es so, dass ich es nie in der Deutlichkeit bei Schmidt schreibe, eben weil er ein sehr alter Mann ist.
Ist man deshalb heuchlerisch ? Ich finde Nein. Mir persönlich steht hier einfach meine Erziehung im Wege, und mein Respekt vor der Lebensleistung eines alten Menschen.
Übrigens wird umgekehrt die Tatsache des Alter auch bei der Generation "Kreißsaal-Hörsaal-Plenarsaal " ,Rößler, Mißfelder, Köhler, Lindner etc. oft hinzugezogen. Und zu Recht!
Diese Rotzlöffel die von nichts eine Ahnung haben, noch nie im Leben gearbeitet haben - denen muss man das DEUTLICH sagen, in der Hoffnung sie lernen noch etwas.
Jener alte Mann hat im Jahre 2005, wohlbemerkt 2005, in einem Interview allen Ernstes behauptet "von den Greueltaten der Nationalsozialisten, der deutschen Wehrmacht, anderer "Einsatzgruppen" und Verbrecher, also von dem, was die Shoa genannt wird, nichts gewusst zu haben". Doch damit nicht genug. Schmidt will nicht nur von Auschwitz, sondern auch von Konzentrationslagern in Deutschland (damaliger Kindermund: "Wenn du nicht brav bist, kommst du nach Dachau!") nichts mitbekommen haben. Am 8. April 2005 antwortete der Altkanzler im Interview mit Stefan Aust und Frank Schirrmacher, nachdem er zuvor jegliche Kenntnis des Genozids an den Juden bestritten hatte, auf deren konsternierten Einwand, aber man hat doch gewußt, dass es Konzentrationslager gab: "Ich habe davon nichts gewußt." Auf nochmaliges Insistieren, daß mit Neuengamme und Bergen-Belsen Konzentrationslager praktisch vor Schmidts Hamburger Haustür lagen, beharrte er darauf: "Wir alle haben davon nichts gewußt."
Eine Behauptung von einer solchen moralisch-intellektuellen Ungeheuerlichkeit, daß sie nicht nur den Interviewern, sondern der gesamten "kritischen Öffentlichkeit" die Sprache verschlug. Schmidts beispiellose zeitgeschichtliche Ignoranz, die in jedem anderen Zusammenhang die alsbaldige gesellschaftliche Ächtung des Exponenten nach sich gezogen hätte, verschwand folgenlos im großen Orkus des Verdrängens.
Dabei war Helmut Schmidt nicht gerade ein Lieschen Müller im Dritten Reich. Von 1941 bis 1942 nahm er als Offizier am "größten Eroberungs- und Vernichtungsfeldzug der Geschichte" (so der Historiker Klaus Hildebrand) gegen die Sowjetunion teil. Der Wehrmacht auf dem Fuße, nicht selten von ihr unterstützt, folgten die "Einsatzgruppen" der SS, deren Mordkommandos während Schmidts Russlandeinsatz eine halbe Million Juden zum Opfer fielen. Doch der, mit dem Eiserenen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet, will davon nichts mitbekommen haben: "Ich war bei der vordersten kämpfenden Truppe, und da sieht man nicht, was in der Etappe passiert, darüber redet man auch nicht."
Schmidt zufolge wurde "darüber" auch in den folgenden Jahren, bis zum Untergang der braunen Diktatur, nicht geredet - jedenfalls nicht mit ihm. Und das, obschon ihm, als es für die Wehrmacht in Russland nur noch rückwärts ging, die für einen Frontsoldaten ungewöhnliche Gunst zuteil wurde, sich ins Zentrum der Macht nach Berlin absetzen zu dürfen. Seit 1943 im Range eines Oberleutnants Referent im Reichsluftfahrtministerium, galt er bei seinen Vorgesetzten als derart zuverlässig, daß man ihn mit der Rolle eines "Beobachters" des Volksgerichtshof-Tribunals gegen die 20.Juli Attentäter betraute. Eines Tribunals wohlgemerkt, dessen Todeskandidaten vor allem wegen ihrer Gewissensnot angesichts "der vielen Morde" des Regimes (so der Angeklagte Graf Schwerin von Schwanenfeld) vor dem rasenden Vorsitzenden Roland Freisler standen. Gleichwohl will "Beobachter" Schmidt auch als Zeuge dieser in brutaler Offenheit inszenierten Verbrechensbilanz der braunen Diktatur vom "Genozid an den Juden" nicht ein Sterbenswort erfahren haben.
So viel zu jenem alten Mann aus der so genannten SPD. Sie sind sich alle sehr ähnlich, jene alten Männer, jenseits der siebzig, achtzig oder gar neunzig, ob sie nun Sarrazin, von Dohnanyi, Henckel oder Baring heißen.
mfg
Jutta Rydzewski
Zur "Lebensleistung eines alten Menschen" und dem gebührenden Respekt folgender Link:
http://dokujunkies.org/dokus/menschen/biografien/hafners-paradies-dtv-xvid.html
Ein Film über einen 84-jährigen ehemaligen SS-Mann (Hafner), der auch heute noch Auschwitz als ein Fünf-Sterne-Hotel bezeichnet.
Die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten haben trotz meines Hinweises den Film nicht ausgestrahlt. Die Begründungen dazu füllen mein Buch "Originelle und dumme Ausreden"!.
@Margreth
Liebe Margreth
Ihr Kommentar zu "Magda" trifft den Nagel auf den Kopf. Dem ist nichts
hinzuzufügen.
@ Magda
Wenn Sie mehr Stil fordern, sollten Sie aber auch mit gutem Beispiel vorangehen, der Verfasser des o.g. Textes heisst Herr De Lapuente.
Ich habe H. Schmidt NIE geglaubt. Und ich bin sicher, dass Deutschland eine bessere Chance gehabt hätte einen richtigen Rechtsstaat zu werden, wenn dieses "urreaktionäres Wesen" nicht Bundekanzler der alten BRD geworden wäre.
Aber er wurde es, und die Umstände dazu wären es auch wert nochmal gewürdigt zu werden.
Anhänger des 04.08.1789
Dieser Helmut Schmidt hat aber auch einmal in seiner Zeit als BK gesagt, dass ihm 5% Inflation lieber wären als 5% Arbeitslose!
Die damalige CDU/CSU "Opposition" heulte daraufhin geschlossen auf wie ein abgestochenes Schwein.
Schade, dass dieser so gute und richtige Satz heutzutage kaum noch Erwähnung findet.
Ansonsten kann ich den anderen Kommentatoren natürlich zustimmen.
MfG Bakunin
dieser herr schmidt stand zeit seines lebens rechts und in der tradition der (seiner?) alten kameraden. und wenn er nun den gleichen mist absondert, wie zu seinen regierungszeiten - er steht nicht allein, sondern befindet sich bei seinen genossen in bester gesellschaft.
Herr S. huldigte auch der großen Eule beim "Bohemian Grove"... Da tagt die "Elite" unter sich.
Er berichtet sogar davon in seinen Memoiren.
Der Schmidt war doch schon immer so. Absolut machtgeil und rücksichtslos war er für den Vietnamkrieg wie die rückständigsten US-Amerikaner. Keine Spur von fortschrittlichem Denken.
Später hat er uns dann durch seine persönliche Initiative den NATO-Doppelbeschluss eingebracht. Ronald Reagan zeigte sich in seinen Memoiren überrascht dass ein europäischer "Sozialdemokrat" noch weiter rechts war als er selbst.
Man darf, man muss Helmut Schmidt kritisieren. Er hat, wie andere SPD Politiker auch, eine gestörte Selbstwahrnehmung.
Teile in der SPD wollen oder können nicht begreifen, dass sie wegen der so genannten Harz4 Reformen eine Wahlschlappe nach der anderen erlitten haben. Wenn die Bürger neoliberale Politik in unserem Land haben wollen, dann brauchen sie nur die CDU, die FDP oder die Grünen zu wählen.
Da braucht man die SPD eigentlich nicht auch noch. Das ist sehr vereinfacht aus meiner Sicht das Problem der SPD. Ich sehe nicht, das bei den Parteifunktionären hier irgendeine Einsicht in gemachte Fehler zu erkennen ist.
Die von Jutta Rydzewski benannten Äußerungen Helmut Schmidts zur Shoa sind der Gipfel an Unanständigkeit und gleichzeitig eine Unanständigkeit von vielen anderen in Worten und Taten, die Helmut Schmidt und seine SPD einstmals und gegenwärtig zu verantworten haben.
Schmidt unbelegt eine Lüge anzuhängen ist schon überhaus perfide von dieser Frau Jutta Rydzewski hier.
Ich habe mit meinen Großeltern, die damals Anfang 20 waren, tagelang über die damalige Zeit geredet, und ich bin bei allem kritischen Hineinhorchen überzeugt davon, dass sie nicht in dem Moment anfingen zu lügen, als sie sagten, dass ihnen die Existenz von Konzentrationslagern damals absolut unbekannt war und sie erst nach dem Ende der ganzen Sache davon erfuhren.
Es ist eigentlich auch hinreichend gesichert, dass nicht eine Mehrheit Bescheid wußte. Warum nun ausgerechnet Schmidt nachsagen, dass er sehr wohl Bescheid wußte?
Jutta Rydzewski hat nur historische Wahrheiten gepostet, die ich bereits vor einige Zeit von dem Autor Otto Köhler in "konkret" lesen konnte.
Daher ist es überlegenswert, Till im Sandkasten alleine mit seinen Förmchen zu lassen oder ihm Robert Gelately zu empfehlen: "Hingeschaut und weggesehen"! Alternativ dazu Jörg Wollenberg (Hrsg.) "Niemand war dabei und keiner hats gewußt!"
@ Till,
meine Großmutter, 1893 geboren, 1971 verstorben (da war ich 18) hat mir viel vom "1000jährigen Reich" erzählt, das im Saarland 10 Jahre bestand. Sie, einfache Frau aus dem Volk, ohne akademische Bildung, wusste sowohl von Konzentrationlagern als auch von der Judenvernichtung, und ihre Standartaussage war immer "Wer behauptet, es nicht gewusst zu haben, lügt unverfroren oder ging blind durch das Leben".
Meine äußerst kritische Haltung zur Politik, die seit über 10 Jahren in diesem Land betrieben wird, gründet sich darauf, und die parallelen zur Denkweise in den Zwanzigern des letzten Jahrhunderts sind für mich offensichtlich. Ich empfehle jedem die Lektüre von Faksimileausgaben des "Völkischen Beobachter". In vielen dieser früheren Zeitungsartikel braucht das Wort "Jude" nur durch "Moslem" ersetzt zu werden, schon sind sie wieder aktuell, "journalistisches Recycling" aller bester Güte.
Auf den Gedanken, dass Altvorderen aus Scham über ihre Mitläuferschaft oder Untätigkeit lügen, kommen viele Nachgeborene leider zu oft nicht.
À bon entendeur salut et Vive la Liberté (solange sie noch Bestand hat)
Anhänger des 04.08.1789
@ Anhänger des 04.08.1789
"Wer behauptet, es nicht gewusst zu haben, lügt unverfroren oder ging blind durch das Leben"
Genau dieses "ging blind durch das Leben" wird aber doch nicht anerkannt hier. Man kann es nicht auf der einen Seite als Möglichkeit zugestehen, auf der anderen aber nicht gelten lassen.
@ Inglorious Basterd
Nenne doch bitte den Beleg dafür, dass Schmidt lügt.
Nun ja, nicht nur Herr Schmidt, sondern die Sozialdemokratie an sich ist in Europa zuende. Nirgendwo in ganz Europa hat in den vergangenen Jahren eine traditionslinke Sozialdemokratie die Macht behauptet oder gar (wieder) erobert.
Wie Erhard Eppler schon 1981 sagte:
"Die SPD ist im strengen Wortsinn außer sich, außerhalb dessen, was sie von ihrer Tradition, ihren geistigen und moralischen Grundlagen her anstreben muß. Ein Teil der Partei rebelliert, ein anderer ist gelähmt, ein weiterer vielleicht schon tot ... Das kann nicht mehr lange gehen."
Derweil ist eine überwältigende Mehrheit der Linken auszumachen für Positionen des Hans-Olaf Henkel, vom künstichen Zwangskollektiv europäischer Staaten mit Zentralregierung in Brüssel abzulassen und den Süden nicht länger durchzufüttern.
Helmut Schmidt war wohl ganz sicher ein typischer kleinbürgerlicher Karrierist wie es auch heute davon Abermillionen gibt, schaut euch einfach nur mit klaren Augen um.
Er wusste damals vor allem was er wissen musste um seine Karriere zu fördern.
Darüber hinaus dürfte er wahrscheinlich genau so VORSÄTZLICH IGNORANT durch das Leben gewandelt sein wie Abermillionen von heutigen karrierebeflissenen kleinbürgerlichen Spießern - "Politik interessiert mich nicht", "Lass mich damit in Ruhe", "Ich habe mit mir und der Familie genug zu tun", "Wir können eh nichts ändern", "Der Mensch ist so...", "Die Politik weiss schon was gut und richtig ist"..., "Ich jedenfalls bin anständig" u.dgl.m. - d.h. ihn hat schlicht und einfach nicht ernsthaft interessiert, was in den Lagern, mit Juden, Kriegsgefangenen, Verschleppten, Zwangsarbeitern, in den besetzten Gebieten alles an Greueltaten geschah.
Es ist die BEQUEMSTE METHODE - auch heute noch und wieder - für Millionen "Aufstiegswillige", Handlanger der Mächtigen, sich aus jegicher MORALISCHER VERANTWORTUNG zu befreien - vorsätzliche Ignoranz als MORALISCHER MODERNER ABLASSHANDEL!
Hemut Schmidt war nur einer von Abermillionen damaliger und heutiger Mitmacher, ohne Skrupel, im vorwärts für sich persönlich und die Macht der Mächtigen.
Unveränderliche Grüße von Bakunin
@Till
"Schmidt unbelegt eine Lüge anzuhängen ist schon überhaus perfide von dieser Frau Jutta Rydzewski hier."
Einen Text nicht richtig lesen zu können, ist schon überaus bedauerlich für diesen Herrn oder Frau Till hier, zumal das in der Folgerung bedeutet, wer nicht lesen kann, verfügt natürlich auch nicht über das notwendige Textverständnis um kapieren zu können. Sie sollten sich also mit Ihrer Beschwerde an Aust und Schirrmacher wenden, zumal die beiden Herren jenen alten Mann interviewt haben und nicht ich. Allerdings teile ich, was die Amnesie jenes alten Mannes anbelangt, die Schlussfolgerungen von Aust und Schirrmacher. Wer, wie jener alte Mann, 1944 als derart zuverlässig galt, daß man ihn mit der Rolle eines "Beobachters" zum so genannten Volksgerichtshof entsandte, im Jahre 2005 immer noch behauptet, damals nix gewusst zu haben, hat nicht nur bei mir, sondern auch bei Aust und Schirrmacher, die jenem alten Mann sicherlich sehr freundschaftlich verbunden sind, ungläubiges Staunen hervorgerufen. Übrigens, jener Herr Schmidt aus Hamburg, der wie Millionen andere, nix gesehen, nix gehört und nix gewusst haben will, hat, nach eigenen Bekundungen, unter dem 2.Weltkrieg viel mehr als dem Naziterrorregime gelitten, besitzt nicht nur als Einziger in der Republik das Privileg, Fernsehstudios und andere öffentlichen Lokalitäten mit seiner Qualmerei zu verpesten, sondern kann sich offenbar sogar diese schier unglaubliche zeitgeschichtliche Ignoranz erlauben.
mfg
Jutta Rydzewski
@Till: Das ist nicht so einfach. Es muss aber jedem logisch denken Menschen klar sein, dass aus dem biografischen Kontext des H. Schmidt gar kein anderer Schluss gezogen werden kann.
Die Massenmordindustrie der Nazis war arbeitsteilig organisiert. Schreibtischtäter, Schmieresteher, Handlanger und Erfüllungsgehilfen waren die Zuarbeiter der unmittelbar handelnden Täter. Die Dokumentation der Nazi-Greueltaten ist hauptsächlich den Aussagen der Überlebenden und diversen Dokumenten zu verdanken, weil die Täter hierzu hartnäckig bis heute schweigen und leugnen.
Insofern ist es ganz natürlich,dass der von sich selbst begeisterte, in TV-Interviews und Talkshows zeitraubend, pseuphilosophisch und bräsig vor sich hinbrabbelnd seinen Anteil an der kollektiven Schuld leugnet.
HEUTE
erlebe ich, wenn ich in meinem Bekanntenkreis mal vom Leben, besser Darben, unter Hartz-IV berichte, dass sie wohl hören/ wahrnehmen, dann aber schnell das Thema wechseln oder es verniedlichen.
Ähnliches erlebe ich in der Familie, wenn ich berichte, dass unser alter Vater mehr Hilfe benötigt oder die älteste Schwester an Krebs erkrankt ist.
Als die Schwester dann gestorben ist, wollte keiner mehr gewusst bzw. erfahren haben, dass sie Krebs, nein besser schlimmen Krebs, gehabt hat.
Mikro wie Makro.
Sie wollen es nicht an sich ranlassen, wollen lieber passiv bleiben, nichts mitbekommen - was dann -ob der eigenen abgewehrten Hilflosigkeit- in der Meidung endet.
Wie die bekannten 3 Affen: Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen.
Anonym hat gesagt...
HEUTE
"erlebe ich, wenn ich in meinem Bekanntenkreis mal vom Leben,..."..
Das können wir alle in unserem Umfeld tagtäglich erleben, dieses ganz bewusste sich verschließen vor unliebsamen Realitäten.
So war es damals, so ist es heute, und der Elderstatesman Helmut Schmidt war nur einer von vielen damaligen dieser ganz normalen Leute/Mitmacher/Spießer/Ignoranten/Vorwärtskommen wollenden, und weil es heute ebenso viele sind wie damals, kommt er mit seinem "NICHT_GEWUSST_HABEN auch bei so vielen - Augen zwinkert! - durch!
Es hat sich eben noch sehr wenig seit damals in den Köpfen der meisten Menschen geändert!
Und warum auch?
Leben wir heute nicht in der gleichen Klassengesellschaft wie unsere Vorfahren "unter Hakenkreuz"?
Sind nicht heute die gleichen "Tugenden" en vogue wie einst, wenn man es zu "etwas bringen" will?
Wahrlich, (vorerst) nichts Neues unter der Sonne!
MfG Bakunin
“Ich fürchte mich nicht vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Faschisten, sondern vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Demokraten.”
Theodor W. Adorno
Uns geht es gut!
Vöglein im Käfig,
wie Du zwitscherst und singst
und von einem Bein auf das andere springst.
Du freust Dich mit uns, denn uns geht es gut.
Morgen ist Wahl
und das gibt uns Mut.
Morgen ganz in der Früh,
bevor die Sonne alles erhellt,
haben wir uns vor der Urne aufgestellt.
Wir sind die
Halsabschneider,
Sklaventreiber,
Beutelschneider,
Menschenschinder,
Gaukler und
Ganoven.
Wir wählen SPD, FDP, CDU, CSU.
Und was wählst Du?
Komm, gesell Dich zu uns!
Laß Dich nicht so lang werben.
Du wirst uns noch den Wahlsieg verderben.
Wir sind die
Wortverdreher,
Hütchenspieler,
Heiratsschwindler,
Blender.
Wir wählen SPD, FDP, CDU, CSU.
Und was wählst Du?
Laß Dir nichts erzählen,
den Kopf gar verdrehen.
Wir sind eine lustige Schar.
Du wirst es schon sehen.
Wir sind die
Hochstapler,
Zocker und
Betrüger,
Erpresser,
Kriegsverbrecher,
Waffenschieber.
Wir wählen SPD, FDP, CDU, CSU.
Und was wählst Du?
Trau Dich! Nur Mut!
Bei uns kannst Du lachen
und ganz demokratisch
auch den Mund aufmachen.
Wir sind die
Bankräuber,
Geiselnehmer,
Brandstifter,
Bombenleger.
Wir wählen SPD, FDP, CDU, CSU.
Und was wählst Du?
Na endlich! So ist es fein!
Da eine Unterschrift!
Jetzt gehörst Du auch zu unserm Verein.
Wir sind die
Schaumschläger,
Bauernfänger,
Volksverhetzer,
Sadisten,
Menschenhasser und
Rassisten.
Wir wählen SPD, FDP, CDU, CSU.
Und was wählst Du?
Das wär geschafft!
Das Eis ist gebrochen.
Jetzt kommen alle gelaufen
wie besoffen:
die Meineidbauer,
Salonfaschisten,
Spitzel,
Saboteure,
Volksvernichter,
Korrumpteure,
die Lobbyisten,
Speichellecker,
Kriegstreiber,
Menschenhändler,
Lohndrücker,
Luftverpester,
die Rattenfänger,
Brunnenvergifter,
Giftmischer,
Fallensteller
und Wahlfälscher.
Sie alle wählen SPD, FDP, CDU, CSU.
Und was wählst Du?
27.11.2010, Eurohasenbär - SZ-Leserforum
Anmerkung Orlando Pacheit NachDenkSeiten http://www.nachdenkseiten.de/?p=7556#h23
Meiner Erfahrung nach gilt es aber immer noch, dass die Alten mehrheitlich nicht bereit sind, der Jugend zuzuhören oder sich gedanklich wirklich auf sie einzulassen.
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