Die Sozialrebellen

Donnerstag, 7. August 2014

Wer jetzt glaubt, dass Christine Haderthauer fertig sei, der hat die Mechanismen des bayerischen Establishments nicht begriffen. Affären und Skandale schaden nicht – sie sind Initiationsritus. Wenn man den richtig managt, sitzt man in Bayern fester im Sattel denn je.

Die sogenannte »Modellauto-Affäre« ist natürlich ein dreckiges kleines Geschichtchen, in der Dreistigkeit, elitäre Impertinenz und Bereicherung auf Kosten eines Dritten sich zu einem Lehrstück in Sachen Geschäftstüchtigkeit mausert. 2,6 Millionen Euro haben die Haderthauers mit Modellen verdient. Der Künstler, ein in Haft sitzender Mörder, erhielt dafür lediglich 200 Euro im Monat. Die ganze Affäre ist eine bodenlose Frechheit, ein abermaliger Beweis, wie sich als moralische Instanzen aufführende Menschen aus dem Establishment, völlig unmoralisch verhalten. Eine weitere Hoeneßiade aus dem Süden.

5 Kommentare:

maguscarolus 7. August 2014 um 12:58  

Ist es denn nur ein bayrisches Phänomen, dass am Anfang jedes großen Vermögens Betrug oder gar Verbrechen stehen? - Dass die Großeltern von "Eliten" fast immer nichts Anderes als gewöhnliche Raubritter und Halsabschneider sind?

In Bayern ist es vielleicht zu einem Teil der Folklore geworden, aber andere Unterschiede sehe ich keine ...

L´Andratté 7. August 2014 um 15:42  

@magnuscarolus
seh ich auch so, allerdings bayern setzt halt immer noch einen drauf, ein verkehrsminister begeht betrunken fahrerflucht, das ist schon ein schmankerl. haderthauer war ja auch mal ministerin für soziales, da mußte sie wahrscheinlich etwas gegensteuern...

in der ndr intensivstation wurde übrigens kürzlich empfohlen, haderthauer einzusetzen um wirkungsvoll die klimaerwärmung zu bekämpfen, sovielzu ihrer sozialen ader.

Nina Tabai 7. August 2014 um 17:01  

Hier wartet eine viel interessantere Geschichte auf investigative Recherche: Nämlich der Missbrauch von Gefängnisarbeit (=Zwangsarbeit) durch korrupte Netzwerke aus Gefängnisleitung, Lokalpolitikern und -Unternehmern. Das ist ein mehrere hundert Millionen Euro schwerer Markt, alleine die Gefängnisse in Bayern und NRW setzen z.B. jeweils fast 50 Mio Euro jährlich mit Gefängnisarbeit um. Die Rendite liegt dabei (dank der fast umsonst verfügbaren Arbeitskraft - ein Insasse verdient wenig mehr als einen Euro die Stunde) bei traumhaften 30 %.

Ein Bekannter von mir arbeitet in einer JVA in der tiefsten Provinz, wo seit Generationen dieselbe Partei gewählt wird und dieselben Familien die kommunalen Spitzenpositionen in Politik, Verwaltung und Verbänden besetzen.

Dort ist es völlig normal, dass die Gefängnisarbeit zweckentfremdet wird, da schreinern die Gefangenen dann den lokalen Parteibonzen die Möbel, oder bauen dem Bürgermeister einen Anbau an seine Villa - zum Selbstkostenpreis, versteht sich.

Nachdem er sich darüber beschwerte, wurde er kaltgestellt und mit Beförderungssperre belegt. Er wird den Rest seiner Laufbahn bis zur Pensionierung mit niederen Arbeiten verbringen.

Es würde mich wundern, wenn das die einzige JVA wäre, wo es so zugeht. Dort wo Menschen totale Macht über andere Menschen haben, ist Missbrauch systemimmanent.

Menschen wie Haderthauer sind lediglich besonders dreiste Blutsauger im Umfeld der Gefängnisarbeit - aber sicher nicht die Einzigen.

maguscarolus 7. August 2014 um 20:21  

Die Ausbeutung von Strafgefangenen ist doch nur eine Facette der immer normaler werdenden Sklavenarbeit. Ob jetzt ein Aufstocker mit staatlicher Unterstützung sein Dasein fristet oder ob ein Strafgefangener ausgebeutet wird - der Unterschied ist graduell - es sei denn, man will die Lebenswirklichkeit des Aufstockers "Freiheit®" nennen.

kevin_sondermueller 11. August 2014 um 21:46  

Das Eklige an der Geschichte ist: diese Art von Ausbeutung hat auch Aufnahme in Sphären gefunden, die eigentlich an der Gesundung der Mitmenschen interessiert und engagiert sind:

Mein Psychotherapeut hat mir (offensichtlich) von diesem Fall berichtet. Nebenbei: der Mann ist ein Glücksfall für mich, sehr empathisch und kompetent. Aber beim nächsten Termin werde ich ihm über die Hintergründe berichten – sofern sie ihm nicht
schon bekannt sein sollten.

Unser System wird immer sowjetischer, wobei gerade die offensichtlichsten Feinde der SU
sich als kompatibel mit der SU zu Zeiten Stalins erweisen …

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