Aus, aus, aus!

Freitag, 15. August 2014

In eigener Sache.

Zu guter letzt wollte ich noch was zu diesem Satz aus der »Welt« schreiben: »Wenn es die Supermacht Amerika nicht gäbe, um wie viel höher wären die Leichenberge auf der Welt.« Wenn er ernst gemeint ist - und das befürchte ich -, dann beinhaltet er die Akzeptanz von Leichenbergen, denn er sagt auch, dass ein kleinerer Berg von Leichen akzeptabler ist als ein größerer. Dabei sagen uns die Herren der westlichen Welt immer wieder, dass die Aufrechnung von Toten nicht statthaft sei. Und wollte man Leichenberge nach Auschwitz nicht sogar völlig für die Zukunft ausschließen? Was ist aus diesem Ideal nur geworden? Gysi beantwortete das ganze Dilemma neulich in einem Interview so, dass die Vereinigten Staaten mit ihrer Irakpolitik ja erst die günstigen Umstände für radikale Bewegungen geschaffen haben. Aber man liest ansonsten nichts von diesen ungenießbaren Früchten des amerikanischen Anti-Terror-Krieges.

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Wir brauchen nicht nur mündige Verbraucher!

Donnerstag, 14. August 2014

Schüler sollen verstärkt zu kritischen Konsumenten gemacht werden. Während sie kritisch Kaufentscheidungen fällen, zwischen vergleichbaren Produkten abwägen und das Preis-Leistungs-Verhältnis begreifen sollen, bleibt deren Heranbildung als kritische Staatsbürger ein nebensächliches Ziel.

»Die Verbraucherbildung ist an den Schulen auf dem Vormarsch«, schreibt die »Frankfurter Allgemeine«. Grundsätzlich ist dagegen ja auch gar nichts zu sagen. Kritische Konsumenten sind durchaus notwendig. Ein wenig Mündigkeit in dieser Frage schadet absolut nicht. Nur ist es schon seltsam, dass man die »Macht des Verbrauchers« zu einem progressiven Bildungsauftrag theoretisiert, während man die eigentliche »Macht des Bürgers« weiterhin in jenem lahmen Unterricht erstickt, der wahlweise Sozialkunde, Gemeinschaftskunde oder PoWi heißt. Dort lernen die Schüler die Mechanismen dieses »besten aller möglichen Systeme« kennen und erfahren wie die »Konzernokratie« tickt, die man allerdings aus nostalgischen Gründen »Demokratie« nennt. Die Macht des Staatsbürgers, so erfährt man dort mehr oder minder, endet immer dort in Ohnmacht, wo sie das Profitstreben der Wirtschaft auch bloß touchiert.

Die ethische Konzeptlosigkeit der Weltgesundheitsorganisation

oder Pragmatismus ist keine Ethik.

Liberia wird experimentelle Ebola-Mittel erhalten. Die Weltgesundheitsorganisation behauptet, dieser Schritt sei ethisch vertretbar. Doch das ist ein Irrtum. Er ist zwar durchaus menschlich verständlich. Aber im Sinne jenes Teilgebietes der Philosophie namens Ethik ist dieser Schritt mindestens strittig.

Die Ebola-Epidemie greift um sich. Viele Menschen haben bereits den Tod gefunden - und viele werden ihn wohl leider noch finden. Die Eindämmung gestaltet sich schwierig. Es ist aus menschlicher Sicht völlig nachvollziehbar, dass man jetzt auch nach Strohhalmen greift und Präparate für den Kampf gegen die Krankheit zulässt, die noch nicht umfassend geprüft wurden. Aus altruistischen Gründen kann man diesen Pragmatismus rechtfertigen. Bürokratische Spitzfindigkeiten sind kaum vermittelbar, wenn einem die Patienten wegsterben. Nach demselben Prinzip greift ja auch mancher Schwerkranker auf Mittel zurück, die von Schulmedizinern als Humbug angesehen werden. Das ist wohl ein ganz normaler menschlicher Affekt. Man muss ihn wahrscheinlich akzeptieren. Die Ratio steht in Notsituationen hintan. Manchmal zählt einfach nur noch, dass irgendwas gemacht wird. Egal ob sinnvoll oder nicht.

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Die Offenbarungen des Krieges

Mittwoch, 13. August 2014

Nein, man kann im Grunde nichts über die Kriegs- und Krisenherde schreiben, die sich derzeit global auftun. Nichts über die Ukraine, den Nordirak oder den Gazastreifen. Wie will man als kleiner Blogger, der nicht über die nötigen Quellen und Kanäle verfügt, besser machen, was beim großen Journalismus, der viel weitreichendere Mittel besitzt, schon nicht richtig klappt? Der berichtet zwar ohne Unterlass, schmückt aber seine Nachrichten immer häufiger mit Floskeln wie »offenbar«, »mutmaßlich«, »nach Berichten« oder »angeblich sollen« aus. Nichts Genaues weiß man nicht. Aber erzählt wird es trotzdem.

So wie Freitagfrüh, als die Mehrzahl der Medien erklärte, dass die Hamas offenbar die Waffenruhe gebrochen habe. Nach Berichten der israelischen Armee seien zwei Raketen abgefeuert worden. (Der Bericht war ein Tweet eines Sprechers der israelischen Streitkräfte.) Angeblich soll aber nach ersten Angaben niemand verletzt worden sein.

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Zu Ohren gekommen

Dienstag, 12. August 2014

Neulich landete ich beim morgendlichen Kaffee im »ZDF Morgenmagazin«. Sie brachten ein spektakuläres Video aus Australien. Da rutschte ein Fahrgast mit seinem Bein zwischen U-Bahn und Bahnsteig und kam nicht mehr heraus. Prompt halfen die Passanten, kippten mit vereinten Kräften den Waggon, sodass der Mann sein Bein befreien konnte. Schwelgerischer Kommentar der Morgenmagazin-Tante: »Hach, die Australier halt.« Da war es wieder, dieses Stereotyp vom Sonnyboy, Surfer und gutherzigem Crocodile Dundee. »Singen können die alle«, die Neger. Griechen sind bekanntlich faul. Und Australier sind immer gut drauf, hilfsbereit und nett - was erwiesenermaßen an Sonne, Strand und Meer liegt.

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Die, die den alten Kerl im Nachbarhaus erschossen

Montag, 11. August 2014

Wer nach den letzten Jahren immer noch glaubt, dass die Abwesenheit von Polizei bei Veranstaltungen grundsätzlich ein Risikofaktor sei, der hat wohl die Entwicklungen verpennt. Polizeiabsentia ist keine Gefahr, ihre Präsenz war es in letzter Zeit viel häufiger. Ohne sie wäre manches in Stuttgart und Frankfurt anders verlaufen.

Letzte Woche erklärte die Polizei in Nordrhein-Westfalen, dass sie aufgrund zu hoher Kosten ihre Leute aus Bundesligastadien abziehen wolle. Riesige Aufgebote wird es beim Fußball nicht mehr geben, es sei denn, es zeichne sich ein Spiel mit Konfliktpotenzial ab. Daraufhin das übliche Szenario in der Presse: »Droht den Fans das Chaos?«, konnte man lesen. »Das kann, das darf nicht so bleiben«, ereiferte man sich im beliebtesten Revolverblatt der Republik. Der Untergang des kickenden Abendlandes war deutlich aus den Texten filterbar. Ohne Hundertschaften glaubt man den Zusammenbruch des öffentlichen Friedens schon am Horizont zu sehen.

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Als Oblomow nicht aus dem Quark kam und die Leute selbigen redeten

Freitag, 8. August 2014

Nach diversen Schlagzeilen fachsimpeln die Leute gerne. Einer sagte mir, dass die in den Nachrichten verbreitete Zunahme psychischer Erkrankungen eine Modeerscheinung sei. Früher habe es das alles schließlich auch nicht gegeben. Man hat das Tief mit Fleiß und Disziplin überwunden und hart angepackt. Es sei Anzeichen der Verweichlichung, dass jetzt so viele Menschen »Psyche hätten«. »Ah ja«, antwortete ich und ging weg. Was will man sich mit Arschlöchern streiten?

Wir haben da einen Kollegen, der seit Monaten nicht mehr zur Arbeit kommt. Er hat wohl depressive Phasen. Immer wieder gibt es Teile der Belegschaft, die ihm das ankreiden. Würde er sich nur zusammenreißen und aufrappeln, dann wäre seine Depression ganz schnell vorüber, heißt es von manchem. Sind sind aber taktvoll, denn solcherlei Ratschläge haben sie für ihn nur in seiner Abwesenheit. Einer hat nun erfahren, dass der schwermütige Kollege täglich bis Mittag pennt. »Kein Wunder, dass es nicht besser wird.« Dass das nicht die Ursache, sondern die übliche Folge von Depressionen sein kann, sollte vielleicht mal irgendeiner erwähnen und erklären. Ich nicht, ich habe auch da nichts mehr dazu gesagt. Man muss wissen, wann man mit Streit noch etwas bewegt oder sich nur noch aufreibt.

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Die Sozialrebellen

Donnerstag, 7. August 2014

Wer jetzt glaubt, dass Christine Haderthauer fertig sei, der hat die Mechanismen des bayerischen Establishments nicht begriffen. Affären und Skandale schaden nicht – sie sind Initiationsritus. Wenn man den richtig managt, sitzt man in Bayern fester im Sattel denn je.

Die sogenannte »Modellauto-Affäre« ist natürlich ein dreckiges kleines Geschichtchen, in der Dreistigkeit, elitäre Impertinenz und Bereicherung auf Kosten eines Dritten sich zu einem Lehrstück in Sachen Geschäftstüchtigkeit mausert. 2,6 Millionen Euro haben die Haderthauers mit Modellen verdient. Der Künstler, ein in Haft sitzender Mörder, erhielt dafür lediglich 200 Euro im Monat. Die ganze Affäre ist eine bodenlose Frechheit, ein abermaliger Beweis, wie sich als moralische Instanzen aufführende Menschen aus dem Establishment, völlig unmoralisch verhalten. Eine weitere Hoeneßiade aus dem Süden.

Das schröderianische Menschenbild

Mittwoch, 6. August 2014

Die Sozialdemokraten haben sich in den letzten Jahren rhetorisch stark darum bemüht, ihren Schröder-Geruch loszuwerden. Man sei vom strikten Agendakurs abgekommen, habe eingesehen, dass vieles was damals reformiert wurde, nicht richtig klappt oder aber grundsätzlich Verschlechterungen mit sich gebracht habe und möchte sich daher heute wieder als eine progressive Kraft verstehen. So in etwa gab sich die alte Dame jedenfalls häufig.

In jenem Diskurs, der als eine Art von Emanzipation vom schröderianischen Erbe angesehen wurde, ging es vor allem um das Menschenbild, das diese Partei vertritt oder doch vertreten sollte. Muss man den Menschen durch Anreize ansticheln? Ist er ein infantiles Wesen, das ständig verfolgungsbetreut gehört? Wieviel Mündigkeit kann man ihm erlauben? In Hartz IV kulminierte letztlich auch diese Frage nach dem Menschenbild. Man definierte es in etwa so: Der Mensch ist faul, wenn man ihm keine Hürden in den Weg legt. Er muss angetrieben und drangsaliert, muss zu einem »anständigen Leben« gedrängt werden. Die Sozialdemokratie nach Schröder wollte eine politische Ausrichtung sein, die Hartz IV mit einem menschlicheren Antlitz ermöglichen sollte. Das heißt, sie gab vor, das im Sozialgesetzbuch II manifestierte Menschenbild, ansatzweise abwandeln zu wollen. Der arbeitslose Mensch sei ja keine rechtlose Verfügungsmasse des Verwaltungsapparates, sondern auch ein Bürger.

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Kurz kommentiert

Dienstag, 5. August 2014

»Dass die Ebola-Epidemie in Westafrika schon mehr als 730 Tote gefordert hat, haben sich die Verantwortlichen in den Ländern auch selbst zuzuschreiben.«
- Peter-Philipp Schmitt, Frankfurter Allgemeine am 1. August 2014 -
Zum Gesagten sei angemerkt: Meine Güte muss es das Blatt des deutschen Konservatismus nötig haben, das deutsche Gesundheitswesen mit den medizinischen Katastrophen in »Liberia, Guinea, Sierra Leone, aber auch [den] ›klassischen‹ Ebola-Ländern Kongo und Uganda« vergleichen zu wollen. Gegenüber Ländern, die ökonomisch nicht in der Lage sind, eine Infektionskrankheit in den Griff zu bekommen, kann man glänzen und natürlich ein wenig überheblich sein. Schmitts kurze Analyse ist Balsam für die Seele aufgeklärter Konservativer aus dem Westen. Wenn er so tut, als sei in den genannten Ländern Informationspolitik die halbe Miete im Kampf gegen Ebola und ähnliche Krankheiten, dann ist er zwar einseitig, aber genau das liest man bei der »Frankfurter Allgemeinen« besonders gerne.

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Sankt Ion, komm und rette uns!

Montag, 4. August 2014

Sanktionen. Wir brauchen Sanktionen! Jetzt mal gegen Russland und Putin. Sanktionen zu fordern hat man in Deutschland ja einstudiert. Jahrelang hat man sie gegen Arbeitslose gefordert. »Härtere Sanktionen« war das Schlagwort schlechthin. Und so gut wie jeder wusste sie zu fordern. »Sanktionen verschärfen!«, rief man im Namen von Law and Order. Wie so mittelalterliches Gelichter, das aufgewiegelt fordert: »Bestraft ihn, bestraft den Sünder!«

Neulich sagte mir einer, er halte es für geboten und notwendig, dass man Sanktionen für Zuwanderer umsetze. S-a-n-k-t-i-o-n-e-n! Ob er so ganz genau wusste, was das Wort eigentlich bedeutet? Strafandrohungen für Leute, die sich das »Verbrechen« leisten, nach Deutschland kommen? Für manchen handelt es sich bei diesem Schlachtruf wohl um einen neuen Heiligen, den man anruft? Sankt Ion? Ein kanonisiertes elektrisch geladenes Teilchen? Heiliger Molekül errete uns? Sankt Ion zieh die Zügel an! Und rette uns vor den Bösen! Sind diese Sanktionsschreie das neue »Himmel hilf« oder »Och, du heiliger Bimbam«? Verzweiflungsrufe? Was steckt hinter dieser Sanktionswut?

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Putz dir die Nase und geh weiter!

Samstag, 2. August 2014

Die »Diktatur des Klickariats«.

»Ich weiß nicht mehr genau, wie ich dazu kam, ad sinistram zu liken«, schrieb mir einer an die Pinnwand, nachdem ich ein kritisches Filmchen zur braunen Präsenz bei Montagsdemos geteilt hatte. Dass ich in der dann folgenden Diskussion eben nicht sehr respektvoll mit einem Verteidiger der Veranstaltung umging, hat ihm nicht gefallen. Er fand das »sehr traurig und wenig sympathisch«. Daher: »Dislike. Schade.«

Was wollte der Mann von mir? Drohte er mir Liebesentzug an? »Wenn du das traurig findest«, antwortete ich ihm, »dann putz dir eben die Nase und geh weiter.« Facebook ist ein freies Neuland.

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Wer ist eigentlich dieser Taliban, der sich in Deeskalation übt?

Freitag, 1. August 2014

Diesmal hat es die »Bildzeitung« geschickter eingefädelt als in den Jahren zuvor. Sie hat einen nützlichen Idioten als Vorhut geschickt, der sich auf so bodenlos primitive Art und Weise über den Islam und Moslems äußerte, dass nur der Chefredakteur selbst entkräften und richtigstellen konnte. So wollte man sich wohl einen pluralistischen Anstrich verpassen und sich gleichzeitig noch als so etwas wie die »Stimme des Anstandes« aufführen. 

Die Debatte über den Islam ist aber natürlich abermals entbrannt. Nur diesmal spielt die »Bildzeitung« nicht die Rolle der Stichlerin und Aufwieglerin, jetzt macht sie auf seriös, will nach eigenen Bekunden eine solche Auseinandersetzung »nicht führen, nicht befördern und nicht herbeischreiben«. Klar, doch, Diekmann und Kollegen wollen solche Debatten nicht führen. Aber die anderen sollen mal schön. Und der Stammtisch natürlich auch, der Fests kurzen Einwurf sicher nicht so falsch fand.

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