Wie mir Hoeneß fast auf die Zehen stieg
Freitag, 21. März 2014
Keine Verteidigungsrede auf Uli Hoeneß, aber ...
Wenn die Medien jetzt mit der Kamera draufhalten, wie Hoeneß in den Bau marschiert, dann ist eine letzte Grenze überschritten. Die Öffentlichkeit hat ein Anrecht darauf, über die vom Gericht bescheinigte Schuld informiert zu werden. Aber die Sühne ist nicht mehr für sie bestimmt.
Ich war nie ein Freund von Uli Hoeneß. Schon als Kind nicht. Anfang der Neunziger kam der FC Bayern mal für ein Freundschaftsspiel nach Ingolstadt. Das Stadion blieb aber relativ leer an diesem eiskalten Abend. Ich war jedoch dort. Als dann einige Fans anfingen, lauthals über Bayern-Torwart Aumann zu spotten, marschierte Hoeneß Richtung Fanblock, musste dazu durch den Bereich des Stadions, in dem ich recht verloren stand. Er gestikulierte wild in den Block hinein, hatte einen hochroten Kopf auf und erntete dafür Stinkefinger und Gesänge, die etwas vom »Arschloch« aussagten. Beim Rückmarsch stieg er mir fast auf die Zehen, rumpelte mich an, entschuldigte sich natürlich nicht, nahm mich nicht mal war. Ich war auch nur einer der namenlosen Gesichter, die seinen Erfolgsweg pflasterten. Immer als ich ihn später mit anschaulicher Arroganz in Studios sitzen und sprechen sah, dachte ich an diese Szene zurück.
Wenn ich das Stichwort »Hoeneß« bekomme, denke ich mir eine eisigen Abend, Flutlicht und dieses marode ESV-Stadion. Erst dann kommen mir all diese unseligen Szenen einer Beziehung in den Sinn, die man als Fußball-Fan in Deutschland mit diesem Mann zwangsläufig eingegangen ist. Sein Kampf gegen Daum, die vollendete Kommerzialisierung der Bundesliga, die Etablierung einer Zwei-Klassen-Gesellschaft ebendort oder aber seine späteren Auftritte als »politisches Gewicht« und »Leistungsträger«. Noch einige Monate vor der Offenlegung seiner Steuerhinterziehung saß er bei Jauch und schimpfte auf »Die Linke«, gegen Defätisten und natürlich gegen Sozialhilfebezieher, denen es doch eigentlich nicht ganz schlecht gehe.
Nein, man muss diesen Mann wirklich nicht mögen. Aber wie die Medien sich auf diesen Urteilsspruch stürzten, versuchten in Hoeneß' Gesicht Exegese zu betreiben, Psychologen um Expertisen baten und Statements von den belanglosesten Zeitgenossen einsammelten, das war schon ein unwüdiger Akt, den man nicht mal seinen Feind anempfehlen möchte.
Das Medieninteresse am Prozess legitimierte sich durch den Anspruch der Öffentlichkeit, in Schuldfragen informiert zu werden. Immerhin hatte der Angeklagte der Allgemeinheit Schaden zugefügt. Das ist nicht nur in Fällen so, in denen Steuerbetrug auf den Tisch kommt. Auch wenn jemand gewalttätig wurde, gibt es ein Recht auf öffentliche Information. Schließlich wird ja auch immer, wenigstens theoretisch, »im Namen des Volkes« geurteilt. Transparenz ist daher kein gnädigerweise gewährter Akt, sondern substanzieller Bestandteil des Rechtsstaates. Dass man das Strafmaß erfährt, ist die eine Sache. Danach gibt es aber keinen öffentlichen Anspruch mehr. Die Sühne ist eine Sache zwischen Verurteilten und Justizbehörden. Wie der Verurteilte einrückt, seine Tage verbringt, was er »drinnen« trägt und ob in seinem Gesicht Spuren der Reue, der Einsicht, der nervlichen Anspannung oder wahlweise der Wut zu sehen sind, ist nicht mehr relevant.
Im Falle des Gnadengesuchs Christian Klars maßte sich ja die Öffentlichkeit an, über die Einsicht und die Reue des Ex-Terroristen zu befinden. Dabei sind diese beiden Kategorien gar keine rechtsstaatlichen Indikatoren. Wenn jemand 15 Jahre Haft bekommt, dann bekommt er sie nicht unter der Maßgabe, bis dahin bereut zu haben. Wenn die Einsicht eintritt, so ist das ein guter Effekt, aber kein Muss. Gesühnt hat man auch so. Wenn es um Reue ginge, dann könnte man die zeitlichen Strafen auch gleich abschaffen und nur auf eine Reue hinwirken, die dann ehrlich oder aber auch erschwindelt sein könnte. Aber ich verrenne mich gerade in etwas. Ich will ja eigentlich nur deutlich machen, dass alle Regungen und persönlichen Verarbeitungsprozesse während des Strafvollzugs keine Attraktion für das Publikum sind. Hier endet das Anrecht auf Transparenz.
Man kann nun sicherlich über das Strafmaß diskutieren. Wobei ich persönlich denke, dass eine faktische Haftdauer - unter Berücksichtigung guter Führung - von mehr als zwei Jahren für einen Mittsechziger auch nicht unbedingt wenig ist. Selbst bei offenen Vollzug ist das eine Belastung. Vielleicht bin ich da aber auch nur zu gutmütig. Wie gesagt, man kann über viele Sonderbarkeiten im Falle Hoeneß' sprechen. Auch darüber, woher er diverse Gelder erhielt, mit denen er dann zockte. Das alles darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Verurteilte Hoeneß durchaus ein Recht darauf hat, als angehender Häftling anständig von der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Sollte der Eindruck entstehen, der fade Prozess legitimiere es, Hoeneß auf Schritt und Tritt zu begleiten und mit Häme zu übergießen, dann muss man sich schon die Frage gefallen lassen, welche Auffassung von Rechtsstaat man eigentlich hat.
Nein, das ist keine Verteidigungsrede auf Hoeneß. Wie gesagt, ich konnte und kann den Kerl nicht leiden. Wir würden nie Freunde. Ich halte auch nichts davon, dem Mann jetzt Anstand zu beglaubigen, nur weil er die Strafe akzeptierte und von einer Revision abließ. Wobei ich zugeben muss, dass ich im ersten Affekt dachte, dass er doch noch einen Funken Anstand im Leib habe. Nach mehrere Überlegungen fand ich aber, dass diese Aussage Quatsch sei. Außerdem ging es ihm weniger um Anstand als darum, endlich wieder Ruhe herzustellen. Ein gelungener Clou war es jedenfalls. Das ist es ja, was er kann. Aber dennoch, wenn man denen, die man auf den Tod nicht leiden kann, nicht den unbedingt notwendigen Respekt entgegenbringt, dann muss man sich fragen lassen, für welche Werte man eigentlich sonst so eintritt. Ich kann doch nicht Hoeneß verbales Verhalten gegen die Schwachen der Gesellschaft beklagen und dann, da er selbst eine Rolle der Schwäche einnimmt, mit ähnlichen Mitteln agieren.
Ich kann es nicht verhindern, dass irgendein Schmutzblatt Bilder von einem Hoeneß druckt, wie er in Landsberg an das Tor klopft. Aber sollte es dazu kommen, verurteile ich das scharf. Ich verachte seine Meinung, aber ich gäbe nicht unbedingt mein Leben, wohl aber schon meinen rhetorischen Einsatz dafür, dass er so behandelt wird, wie ich mir das in einer wenigstens auf dem Papier aufgeklärten Gesellschaft vorstelle.
Ich war nie ein Freund von Uli Hoeneß. Schon als Kind nicht. Anfang der Neunziger kam der FC Bayern mal für ein Freundschaftsspiel nach Ingolstadt. Das Stadion blieb aber relativ leer an diesem eiskalten Abend. Ich war jedoch dort. Als dann einige Fans anfingen, lauthals über Bayern-Torwart Aumann zu spotten, marschierte Hoeneß Richtung Fanblock, musste dazu durch den Bereich des Stadions, in dem ich recht verloren stand. Er gestikulierte wild in den Block hinein, hatte einen hochroten Kopf auf und erntete dafür Stinkefinger und Gesänge, die etwas vom »Arschloch« aussagten. Beim Rückmarsch stieg er mir fast auf die Zehen, rumpelte mich an, entschuldigte sich natürlich nicht, nahm mich nicht mal war. Ich war auch nur einer der namenlosen Gesichter, die seinen Erfolgsweg pflasterten. Immer als ich ihn später mit anschaulicher Arroganz in Studios sitzen und sprechen sah, dachte ich an diese Szene zurück.
Wenn ich das Stichwort »Hoeneß« bekomme, denke ich mir eine eisigen Abend, Flutlicht und dieses marode ESV-Stadion. Erst dann kommen mir all diese unseligen Szenen einer Beziehung in den Sinn, die man als Fußball-Fan in Deutschland mit diesem Mann zwangsläufig eingegangen ist. Sein Kampf gegen Daum, die vollendete Kommerzialisierung der Bundesliga, die Etablierung einer Zwei-Klassen-Gesellschaft ebendort oder aber seine späteren Auftritte als »politisches Gewicht« und »Leistungsträger«. Noch einige Monate vor der Offenlegung seiner Steuerhinterziehung saß er bei Jauch und schimpfte auf »Die Linke«, gegen Defätisten und natürlich gegen Sozialhilfebezieher, denen es doch eigentlich nicht ganz schlecht gehe.
Nein, man muss diesen Mann wirklich nicht mögen. Aber wie die Medien sich auf diesen Urteilsspruch stürzten, versuchten in Hoeneß' Gesicht Exegese zu betreiben, Psychologen um Expertisen baten und Statements von den belanglosesten Zeitgenossen einsammelten, das war schon ein unwüdiger Akt, den man nicht mal seinen Feind anempfehlen möchte.
Das Medieninteresse am Prozess legitimierte sich durch den Anspruch der Öffentlichkeit, in Schuldfragen informiert zu werden. Immerhin hatte der Angeklagte der Allgemeinheit Schaden zugefügt. Das ist nicht nur in Fällen so, in denen Steuerbetrug auf den Tisch kommt. Auch wenn jemand gewalttätig wurde, gibt es ein Recht auf öffentliche Information. Schließlich wird ja auch immer, wenigstens theoretisch, »im Namen des Volkes« geurteilt. Transparenz ist daher kein gnädigerweise gewährter Akt, sondern substanzieller Bestandteil des Rechtsstaates. Dass man das Strafmaß erfährt, ist die eine Sache. Danach gibt es aber keinen öffentlichen Anspruch mehr. Die Sühne ist eine Sache zwischen Verurteilten und Justizbehörden. Wie der Verurteilte einrückt, seine Tage verbringt, was er »drinnen« trägt und ob in seinem Gesicht Spuren der Reue, der Einsicht, der nervlichen Anspannung oder wahlweise der Wut zu sehen sind, ist nicht mehr relevant.
Im Falle des Gnadengesuchs Christian Klars maßte sich ja die Öffentlichkeit an, über die Einsicht und die Reue des Ex-Terroristen zu befinden. Dabei sind diese beiden Kategorien gar keine rechtsstaatlichen Indikatoren. Wenn jemand 15 Jahre Haft bekommt, dann bekommt er sie nicht unter der Maßgabe, bis dahin bereut zu haben. Wenn die Einsicht eintritt, so ist das ein guter Effekt, aber kein Muss. Gesühnt hat man auch so. Wenn es um Reue ginge, dann könnte man die zeitlichen Strafen auch gleich abschaffen und nur auf eine Reue hinwirken, die dann ehrlich oder aber auch erschwindelt sein könnte. Aber ich verrenne mich gerade in etwas. Ich will ja eigentlich nur deutlich machen, dass alle Regungen und persönlichen Verarbeitungsprozesse während des Strafvollzugs keine Attraktion für das Publikum sind. Hier endet das Anrecht auf Transparenz.
Man kann nun sicherlich über das Strafmaß diskutieren. Wobei ich persönlich denke, dass eine faktische Haftdauer - unter Berücksichtigung guter Führung - von mehr als zwei Jahren für einen Mittsechziger auch nicht unbedingt wenig ist. Selbst bei offenen Vollzug ist das eine Belastung. Vielleicht bin ich da aber auch nur zu gutmütig. Wie gesagt, man kann über viele Sonderbarkeiten im Falle Hoeneß' sprechen. Auch darüber, woher er diverse Gelder erhielt, mit denen er dann zockte. Das alles darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Verurteilte Hoeneß durchaus ein Recht darauf hat, als angehender Häftling anständig von der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Sollte der Eindruck entstehen, der fade Prozess legitimiere es, Hoeneß auf Schritt und Tritt zu begleiten und mit Häme zu übergießen, dann muss man sich schon die Frage gefallen lassen, welche Auffassung von Rechtsstaat man eigentlich hat.
Nein, das ist keine Verteidigungsrede auf Hoeneß. Wie gesagt, ich konnte und kann den Kerl nicht leiden. Wir würden nie Freunde. Ich halte auch nichts davon, dem Mann jetzt Anstand zu beglaubigen, nur weil er die Strafe akzeptierte und von einer Revision abließ. Wobei ich zugeben muss, dass ich im ersten Affekt dachte, dass er doch noch einen Funken Anstand im Leib habe. Nach mehrere Überlegungen fand ich aber, dass diese Aussage Quatsch sei. Außerdem ging es ihm weniger um Anstand als darum, endlich wieder Ruhe herzustellen. Ein gelungener Clou war es jedenfalls. Das ist es ja, was er kann. Aber dennoch, wenn man denen, die man auf den Tod nicht leiden kann, nicht den unbedingt notwendigen Respekt entgegenbringt, dann muss man sich fragen lassen, für welche Werte man eigentlich sonst so eintritt. Ich kann doch nicht Hoeneß verbales Verhalten gegen die Schwachen der Gesellschaft beklagen und dann, da er selbst eine Rolle der Schwäche einnimmt, mit ähnlichen Mitteln agieren.
Ich kann es nicht verhindern, dass irgendein Schmutzblatt Bilder von einem Hoeneß druckt, wie er in Landsberg an das Tor klopft. Aber sollte es dazu kommen, verurteile ich das scharf. Ich verachte seine Meinung, aber ich gäbe nicht unbedingt mein Leben, wohl aber schon meinen rhetorischen Einsatz dafür, dass er so behandelt wird, wie ich mir das in einer wenigstens auf dem Papier aufgeklärten Gesellschaft vorstelle.
12 Kommentare:
Die Absicht der Medien wird hier völlig falsch eingeschätzt. Es geht nicht um die Diffamierung des Delinquenten, sondern um die Manifestation seines Opferstatus nach dem Motto: "Seht mal, der arme Uli, jetzt wie ein Galeerensträfling ohne Anzug und Krawatte abgeführt. Hier wird ein aufrechter Charakter seiner Würde beraubt, fern von der geliebten Familie."
Es geht nicht, wie Du schreibst, um Häme. Das Ziel der Medien ist weiterhin, Mitleid mit dem "Leistungs- und Sympathieträger" zu erzeugen.
....das stimmt, was Du schreibst...allerdings blähen sich so Typen wie Hoeness mit allen in der Öffentlichkeit auf....und dann müssen sie auch mit diesen Veröffentlichungen leben.....
Hallo Roberto,
klasse Text, aber ein Aspekt kommt mir etwas zu kurz. Warum hat U.H. auf Revision verzichtet? Inzwischen gibt es Aussagen aus der Schweiz, dass da wohl doch mehr dahinter steckt als ein "spielsüchtiger" Machtmensch.
Da auch die Staatsanwaltschaft auf Revision verzichtet kann der ganze Dreck fein säuberlich unter den Teppich gekehrt werden.
Ich glaube, die Argumentation geht insofern fehl, als Hoeneß eben eine öffentliche Figur ist und das Einfahren in den Knast ein "öffentlicher Auftritt" - schließlich ist die Strafe ein Teil des rechtlichen Komplexes. Und nein, ich will keine Webcam in seiner Zelle installieren um diesen minutiös zu überwachen. Aber wie Hoeneß seine Strafe absitzt ist Teil des öffentlichen Interesses.
Denn wenn Hoeneß jetzt auch rechtlich abgeurteilt ist und irgendwann gebüßt haben wird, bleibt der Makel stets an ihm Haften und formt sein Bild in der Öffentlichkeit. Das bleibt im Kopf wie ein Mann mit hochrotem Kopf, der einem im Stadion auf die Füße tritt.
Wobei ich persönlich dieses Interesse nicht nachvollziehen kann - ich werde mir das "Ereignis" wohl nicht live anschauen wollen.
Bei diesem Spiel Ingolstadt - Bayern Anfang der '90er war ich lustigerweise auch... Kann mich allerdings nicht erinnern, dass Hoeneß seinen Platz verlassen hat. Woher sollte er auch die Annahme haben, er könne in einer Konfrontation mit pöbelnden Fans diese zur Räson bringen, zumal im Alleingang?
Gegenüber dem Fall Hoeneß erleben wir ja derzeit noch eine Potenzierung der Unrechtstaatlichkeit - im Fall Sebastian Edathy. Nur Ankläger und niemand, der sich da für jemanden einsetzt, solange ihm nichts Verbotenes nachzuweisen ist.
Der Mann stand plötzlich neben mir. Er war wutentbrannt, weil er fand, dass die Freundlichkeit des FC Bayern gegen eine Ingolstädter Stadtauswahl angetreten zu sein, nicht mit Häme beantwortet werden dürfte. Damals spielte noch Berthold, oder sagen wir: spielte er nicht, weil er Edelreservist war.
Lieber Roberto,
ich habe mich all die Jahre gefragt, wer dieser Junge war, den ich damals fast umgerannt habe. Mich nicht entschuldigt zu haben, war der größte Fehler meines Lebens.
Dein Uli
du hast völlig recht: man kann zur kenntnis nehmen, dass er ein arschloch ist, aber man muss nicht auch noch mit einem koloskop hinter ihm her rennen.
das ist ein Fortsetzungsroman: Uli beim Gericht, Uli beim Einchecken ins Gefängnis, Uli beim Freigang, Ulis Entlassung usw.
Die Paparazi klettern schon auf die Gefängnismauern...
Dennoch wüsste ich gerne, wo dieses ganze Geld herkommt, mit dem er gezockt hat.
Ich glaube, Paul McCartney wird auf 600 Millionen geschätzt. Der hat aber auch die ganzen Beatles-Lieder geschrieben. Aber was hat Hoeneß gemacht, dass er im dreistelligen Millionenbereich unterwegs sein konnte?
@ulli 21. März 2014 23:40
...du fragst, woher das Geld kommt, das dürfte eigentlich klar sein:
Lügen, Betrügen, Steuern hinterziehen,
Menschen in seiner Wustfabrik ausbeuten usw.
-ein typischer Leistungsträger halt.
Danke
Natürlich wird der Strafvollzug für Hoeneß eine Belastung sein. Dennoch ist das Urteil sehr milde, sozusagen im unteren Drittel der Möglichkeiten gem. StGB. Aber immerhin hat sich - Gott sei Dank - der Rechtsstaat gegen den immer häufiger aufflackernden Feudalismus durchgesetzt. Die Staatsanwaltschaft München, die völlig zurecht von einem besonders schweren Fall ausging, entsprechend auch der Strafantrag, ist offenkundig zurückgepfiffen worden und geht, entgegen ihrer Ankündigung, nun doch nicht in die Revision. Dass Staatsanwaltschaften immer noch durch die Politik weisungsgebunden sind, ist ein rechtsstaatliches Unding. Das geht ganz einfach: Der Landesjustizminister hat den Generalstaatsanwalt eine entsprechende "Weisung" erteilt, und der hat sie an die zuständige Staatsanwaltschaft weiter "gewiesen". Obwohl noch sehr vieles im Dunklen liegt, u.a. sollen sich auf dem Hoeneß-Konto vorgeblich bis zu 600 Millionen Euro befunden haben, ist nun nach dem Motto verfahren worden: Klappe zu, Affe tot.
Was nun die Begrifflichkeit Respekt anbelangt, so fühle ich mich in meiner seit langem gepflegten Praxis, diese Vokabel möglichst ganz zu vermeiden, voll umfänglich bestätigt. Im Fall Hoeneß wird mal wieder überaus überdeutlich, wie inflationär und auch missbräuchlich mit diesem Begriff umgegangen wird. Wenn ein Mann wie Hoeneß die Allgemeinheit über viele Jahre, mit hoher krimineller Energie, um sage und schreibe mindestens 28,5 Millionen Euro betrügt, nunmehr auf Rechtsmittel verzichtet, und das ergangene Urteil akzeptiert, so hat das mit allem Möglichen, u.a. auch mit dem Risiko einer höherer Bestrafung, aber nichts, absolut nichts mit Respekt zu tun. Dass die marktkonforme Frau Merkel in diesem Zusammenhang von hohem Respekt labert, der Herr Seehofer nicht nur von Respekt, sondern auch noch vom Format des Großbetrügers schwadroniert, und sogar der Herr Gysi auf dieser Respektwelle mitreitet, macht deutlich, wie schräg, ja, teilweise krank die so genannte politische Klasse bereits ist und denkt. Mir fehlt mittlerweile jeglicher Respekt diese Herrschaften überhaupt noch ernst zu nehmen.
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