Inmitten Zierkissen und blütenweißer Häkeldeckchen
Montag, 17. März 2014
Zuletzt hatten wir ein so zur Schau gestelltes Wohlverhalten gegen die Machthaber im Landesinneren bei gleichzeitiger Begeisterung für etwaige Rebellionen außerhalb des Landes in der Epoche des Biedermeier. Wie ja so viel heute an jene Epoche biederer Hausmusik und reichlich bestickter Zierkissen erinnert.
Es ist schon erstaunlich, wie sich die Zeiten gleichen. Im Vormärz fand sich der Spießbürger mit der Unterdrückung durch die Karlsbader Beschlüsse und den Wiener Kongress ab. Ihm gefiel es vielleicht nicht, dass die Aristokraten bessergestellt waren und sich jede Kritik verbaten, aber er hatte gelernt, wo sein Platz in dieser restaurativen Ordnung zu sein hatte. Mit den Irren, die die soziale Frage thematisierten und gegen die Stützen der Macht polemisierten oder gar rebellierten, wollte er nichts zu tun haben. Sie waren ihm suspekt und rochen nach Terroristen, die man damals »Anarchisten« zu nennen begann. Es brachte manche Unannehmlichkeit mit sich, wenn man sich politisch äußerte. Also tat man es nicht und verkroch sich auf sein Sofa, goss sich Tee ein, aß zwei Kekse und bändigte all die Triebe, die in dieses Zeitalter nicht so recht passen wollten.
Aber dann kamen die Jahre zwischen 1821 und 1829 und man begeisterte sich für den Aufstand der Griechen gegen die Osmanen. Nein, damals gab es noch keine Kanzlerin, die davon sprach, dass die Griechen dieselben Werte vertreten würden, wie es dieser Flickenteppich genannt Deutsches Reich tat - und dass man deswegen Solidarität üben müsse. Aber Christen waren sie ja doch irgendwie, die Griechen. Daher irgendwie doch werteverbunden. Die Osmanen waren ja nur Moslems. So war es mit der Solidarität natürlich gut bestellt. Man schalt den Sultan einen schrecklichen Despoten und vergaß darüber die eigenen Duodez-Zuchtmeister.
Als sich dann in den Jahren 1830 bis 1832 auch noch die Polen aus dem Zugriff des Zaren winden wollten, gab es abermals Begeisterung und eine Zurschaustellung von Solidarität. Der Tyrann aus Sankt Petersburg war in aller Munde. Die eigenen Tyrannen jedoch mal wieder aus dem Sinn. Jan-Christoph Hauschild schreibt in seiner kleinen Büchner-Monographie über jene Jahre, dass sie »kleine und nicht sehr verwegene Ausnahmen im sonst demonstrierten Wohlverhalten« bildeten. Nicht sehr verwegen, weil außer einigen markigen Sprüchen nichts geschah. Damit lief man jedenfalls nie Gefahr, mit den eigenen Herren anzuecken.
Ach, die Sofas sind so viel frugaler geworden. Keine Stickereien mehr. Dafür dürften sie bequemer, etwas weicher sein. Zwischen Kissen pflanzt man sich heute in seine gepolsterte Wohnlandschaft und schaut in die Türkei, schimpft über den Sultan, der heute »Ministerpräsident« heißt, der despotisch in die Menge knüppeln lässt und vergisst darüber, dass unsere Duodezfürsten, die heute »Ministerpräsidenten« heißen, es manchmal ganz genau so erledigen lassen. Oder wir sind erbost über den Zaren, der heute den modernen Titel »Präsident« trägt. Je nach Lage, je nach dem, was die Verhältnisse im Ausland gerade so hergeben. Nur die Fehler derer, die über uns herrschen, sehen wir dabei kaum noch.
Immer dasselbe Spiel: Nach Innen demonstrieren wir Wohlverhalten, finden wir Ausflüchte, uns nicht zu wehren, heißt es, da könne man eh nichts machen - aber nach Außen mimen wir den Dicken, sind wir hochgradig politisiert und gleich mit Boykottandrohungen zur Hand. Und wer weiß, wieviele unzufriedene Biedermeier-Biedermänner damals aufschnauften, weil sie es mit dem Deutschen Reich und seinen Fürsten doch ganz gut getroffen hatten. Der Sultan und der Zar waren ja viel schlimmer.
Wir erleben in so vielen Ereignissen und Handlungen eine Neuauflage des Biedermeier. Jener Epoche, die aus Rückzugsgefechten ins Private bestand, die das soziale Leben auf Flanieren und Zurschaustellung oppulent herausgeputzter und mit Schleifen ausgestatteter Kostümen reduzierte, das Politische davon aber gänzlich ausschloss. Solche Klamotten tragen wir derzeit nicht. Wir haben es gerne bequem. Aber ein hübsches Logo sollte diese Bescheidenheit auf der Haut dann schon haben. Der Putz toller Accessoires wie Mobilgeräte oder Handtaschen haben das Schleifchen dort, den Knopf da und die ausladende Reifrockausstattung ersetzt.
Jedes Biedermeier braucht so ein Surrogat im Ausland. Das blockiert Prozesse im Inneren, lenkt ab und macht es auf dem Sofa erst so richtig gemütlich. Und man sagt ja auch, dass das Wort »Gemütlichkeit« aus jener Epoche stammt. Vorher meinte es das »Gemüt betreffend« - im Biedermeier war es plötzlich Synonym für »Behaglichkeit« und sollte wohl ausdrücken, dass das Gemüt nur im Behaglichen wirklich richtig aufgehoben ist. Aus der aktuellen Gemütlichkeit heraus lässt sich trefflich auf Regierungen schimpfen, die weit weg sind - die eigene Regierung vor der Haustüre, über die murrt man zwar, mehr aber auch nicht. Wenn die Menschen andernorts auf die Straße gehen, dann bewundert man das. Hier nennt man solche Leute jedoch »Spinner«.
Was liest man nicht alles, welche Epoche sich gerade doppelt. Die einen finden, der Manchester-Liberalismus sei quasi wieder da. Andere finden, dass wir in einer Epoche wie in Weimar leben. Oder gleich wie im Faschismus. Oder dass sich die Ära des Flottenbauprogramms wiederholt. Aber das sind alles nur Versatzstücke. Wir leben viel mehr in einer neuen Zeit, in der allerlei Erscheinungen früherer Zeiten wiedererscheinen und ein ganz neues Klima erzeugen. Es ist, als lebten wir in einer komprimierten deutschen Geschichte, in denen das Biedermeier über Weimarer Verhältnisse und faschistoide Entwicklungen schweigt und sich mit Tirpitz und Freihandel tröstet. Hauptsache gemütlich und die Sonne leuchtet den März weiterhin so hell aus. Dann kann man seinen Arsch von der Couch schieben, rüber zum Grill und von dort aus die Behaglichkeit zelebrieren.
Es ist schon erstaunlich, wie sich die Zeiten gleichen. Im Vormärz fand sich der Spießbürger mit der Unterdrückung durch die Karlsbader Beschlüsse und den Wiener Kongress ab. Ihm gefiel es vielleicht nicht, dass die Aristokraten bessergestellt waren und sich jede Kritik verbaten, aber er hatte gelernt, wo sein Platz in dieser restaurativen Ordnung zu sein hatte. Mit den Irren, die die soziale Frage thematisierten und gegen die Stützen der Macht polemisierten oder gar rebellierten, wollte er nichts zu tun haben. Sie waren ihm suspekt und rochen nach Terroristen, die man damals »Anarchisten« zu nennen begann. Es brachte manche Unannehmlichkeit mit sich, wenn man sich politisch äußerte. Also tat man es nicht und verkroch sich auf sein Sofa, goss sich Tee ein, aß zwei Kekse und bändigte all die Triebe, die in dieses Zeitalter nicht so recht passen wollten.
Aber dann kamen die Jahre zwischen 1821 und 1829 und man begeisterte sich für den Aufstand der Griechen gegen die Osmanen. Nein, damals gab es noch keine Kanzlerin, die davon sprach, dass die Griechen dieselben Werte vertreten würden, wie es dieser Flickenteppich genannt Deutsches Reich tat - und dass man deswegen Solidarität üben müsse. Aber Christen waren sie ja doch irgendwie, die Griechen. Daher irgendwie doch werteverbunden. Die Osmanen waren ja nur Moslems. So war es mit der Solidarität natürlich gut bestellt. Man schalt den Sultan einen schrecklichen Despoten und vergaß darüber die eigenen Duodez-Zuchtmeister.
Als sich dann in den Jahren 1830 bis 1832 auch noch die Polen aus dem Zugriff des Zaren winden wollten, gab es abermals Begeisterung und eine Zurschaustellung von Solidarität. Der Tyrann aus Sankt Petersburg war in aller Munde. Die eigenen Tyrannen jedoch mal wieder aus dem Sinn. Jan-Christoph Hauschild schreibt in seiner kleinen Büchner-Monographie über jene Jahre, dass sie »kleine und nicht sehr verwegene Ausnahmen im sonst demonstrierten Wohlverhalten« bildeten. Nicht sehr verwegen, weil außer einigen markigen Sprüchen nichts geschah. Damit lief man jedenfalls nie Gefahr, mit den eigenen Herren anzuecken.
Ach, die Sofas sind so viel frugaler geworden. Keine Stickereien mehr. Dafür dürften sie bequemer, etwas weicher sein. Zwischen Kissen pflanzt man sich heute in seine gepolsterte Wohnlandschaft und schaut in die Türkei, schimpft über den Sultan, der heute »Ministerpräsident« heißt, der despotisch in die Menge knüppeln lässt und vergisst darüber, dass unsere Duodezfürsten, die heute »Ministerpräsidenten« heißen, es manchmal ganz genau so erledigen lassen. Oder wir sind erbost über den Zaren, der heute den modernen Titel »Präsident« trägt. Je nach Lage, je nach dem, was die Verhältnisse im Ausland gerade so hergeben. Nur die Fehler derer, die über uns herrschen, sehen wir dabei kaum noch.
Immer dasselbe Spiel: Nach Innen demonstrieren wir Wohlverhalten, finden wir Ausflüchte, uns nicht zu wehren, heißt es, da könne man eh nichts machen - aber nach Außen mimen wir den Dicken, sind wir hochgradig politisiert und gleich mit Boykottandrohungen zur Hand. Und wer weiß, wieviele unzufriedene Biedermeier-Biedermänner damals aufschnauften, weil sie es mit dem Deutschen Reich und seinen Fürsten doch ganz gut getroffen hatten. Der Sultan und der Zar waren ja viel schlimmer.
Wir erleben in so vielen Ereignissen und Handlungen eine Neuauflage des Biedermeier. Jener Epoche, die aus Rückzugsgefechten ins Private bestand, die das soziale Leben auf Flanieren und Zurschaustellung oppulent herausgeputzter und mit Schleifen ausgestatteter Kostümen reduzierte, das Politische davon aber gänzlich ausschloss. Solche Klamotten tragen wir derzeit nicht. Wir haben es gerne bequem. Aber ein hübsches Logo sollte diese Bescheidenheit auf der Haut dann schon haben. Der Putz toller Accessoires wie Mobilgeräte oder Handtaschen haben das Schleifchen dort, den Knopf da und die ausladende Reifrockausstattung ersetzt.
Jedes Biedermeier braucht so ein Surrogat im Ausland. Das blockiert Prozesse im Inneren, lenkt ab und macht es auf dem Sofa erst so richtig gemütlich. Und man sagt ja auch, dass das Wort »Gemütlichkeit« aus jener Epoche stammt. Vorher meinte es das »Gemüt betreffend« - im Biedermeier war es plötzlich Synonym für »Behaglichkeit« und sollte wohl ausdrücken, dass das Gemüt nur im Behaglichen wirklich richtig aufgehoben ist. Aus der aktuellen Gemütlichkeit heraus lässt sich trefflich auf Regierungen schimpfen, die weit weg sind - die eigene Regierung vor der Haustüre, über die murrt man zwar, mehr aber auch nicht. Wenn die Menschen andernorts auf die Straße gehen, dann bewundert man das. Hier nennt man solche Leute jedoch »Spinner«.
Was liest man nicht alles, welche Epoche sich gerade doppelt. Die einen finden, der Manchester-Liberalismus sei quasi wieder da. Andere finden, dass wir in einer Epoche wie in Weimar leben. Oder gleich wie im Faschismus. Oder dass sich die Ära des Flottenbauprogramms wiederholt. Aber das sind alles nur Versatzstücke. Wir leben viel mehr in einer neuen Zeit, in der allerlei Erscheinungen früherer Zeiten wiedererscheinen und ein ganz neues Klima erzeugen. Es ist, als lebten wir in einer komprimierten deutschen Geschichte, in denen das Biedermeier über Weimarer Verhältnisse und faschistoide Entwicklungen schweigt und sich mit Tirpitz und Freihandel tröstet. Hauptsache gemütlich und die Sonne leuchtet den März weiterhin so hell aus. Dann kann man seinen Arsch von der Couch schieben, rüber zum Grill und von dort aus die Behaglichkeit zelebrieren.
9 Kommentare:
ANMERKER MEINT:
Treffliche Analyse, Roberto!
Das mit "Arsch-hoch-kriegen" ist wirklich vertrackt:
Die früher üblichen Verdächtigen haben sich´s auf dem grünen Sofa "gemütlich" gemacht und die, die evtl. ihren Pavianarsch hochkriegen müssten, sollten, die LINKE, hat sich im selbstgewebten Netz verfangen und hat Angst von den Mainstreammedien in die Putinecke gestellt zu werden. Zeitungen wie die "ZEIT" bringen alle Meinungen und tun so, als ob es Meinuungsvielfalt gäbe, haben aber in Wirklichkeit nur eine klare Richtung - Putinbashing. Und der linke Normalbürger ist gelähmt oder lässt sich lähmen, wie Du so schön in Deinem "Teufelsartikel" vom 12.März illustiert hast. Auf weiter Flur Resignation pur - keine guten Aussichten!
Huch, jetzt verfall ich ja auch schon ins Jammern!!!
Zum Glück ist morgen ein neuer Tag.
MEINT ANMERKER
Die Dialektik der „Begeisterung für etwaige Rebellionen außerhalb des Landes“ bei gleichzeitigem „goss sich Tee ein, aß zwei Kekse“ wäre einer Vertiefung wert, gab und gibt es doch einen Zusammenhang zwischen billigem Tee und Zucker und allfälligen Revolutionen in den Herkunftsländern, man denke an die bis heute anhaltende Entgeisterung über die epochemachende haitianische Revolution.
Es ist ja leider alles noch viel schlimmer!
Im Biedermeier herrschte wenigstens keine große Illusion, wenn es um die Funktionsweise des eigenen politischen Systems ging!
Heute hingegen hören wir allenthalben (und ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung ist durchaus tumb genug, dies so zu glauben!) wir lebten in der besten aller möglichen Gesellschaftsformen, in einer "echten Demokratie" mit "freien Medien" und "freien Bürgern".
Diejenigen, bei denen dann tatsächlich biedermeierliche Reflexe den resignierten Rückzug ins private verursachen handeln meiner persönlichen Einschätzung nach völlig folgerichtig und vernünftig!
Es ist alles völlig sinnlos!
Merkel und Gauck sind die beliebtesten Politiker des Landes, die Masse der Leute liest lieber was über Uli Hoeneß als über NSA, NATO und EU, und von einer unzufriedenen kritischen Masse, die revolutionäre Ideen entwickeln würde ist selbst mit viel Wohlwollen nirgends etwas zu entdecken. Lieber hetzt man mal ein wenig im kleinen gegen Ausländer und "Schmarotzer".
Und selbst wenn, wäre das wünschenswert? Was würden die amerikanischen Lehnsherrn wohl tun, wenn ihr deutscher Vasall plötzlich anfangen würde, selbständig zu denken? Na? Wünschenswert?
Ich nehme lieber noch einen Keks und schaue mir die ganze traurige Schei** aus der Distanz an...
Der Grund dafür ist wohl, dass hierzulande für eine große Masse die höchste Stufe der behaglichen Lebensführung in der Menschheitsgeschichte realisiert werden konnte.
Sollte es anders sein, müsste man das im direkten Vergleich zu früher aufzeigen, um den Leuten die Augen zu öffnen, dass ihre Lebensqualität auf einem schlechteren Stand ist als für Gesellschaften zu anderen Zeiten der Geschichte.
Anmerker, "Die LINKE hat Angst, von den Mainstreammedien in die Putinecke gestellt zu werden"
Schon geschehen, als Stichwortgeber tut sich dabei Sigmar Gabriel hervor:
Die Äußerungen der Vize-Parteichefin Sahra Wagenknecht erinnerten ihn "an die krampfhaften Rechtfertigungsreflexe kommunistischer Sekten in den siebziger und achtziger Jahren für jedwedes Unrecht, das damals von der Sowjetunion begangen wurde". Desweiteren macht der SPD-Chef in der "Süddeutschen Zeitung" bei der Linken "ignorante Argumente" sowie das Nachplappern "dummer Propagandalügen des russischen Staatsfernsehens" aus.
www.spiegel.de/politik/a-959041.html
Dazu würde ich gern, mit Robertos Erlaubnis, auf diesen Blog verlinken.
http://tammox2.blogspot.de/2013_12_21_archive.html
Achtet auf die Grafik die mit "Urnenpöbel, saturiert..." betitelt ist.
Ich finde das passt irgendwie zum Artikel.
Ein Problem hat der Kleinbürger heute im Gegensatz zu früheren Zeiten , es fehlt ihm die finale Perspektive , der heroische und suizidale Weg in den Krieg , es ist ziemlich unwahrscheinlich , daß es da eine effektive Neuauflage geben wird.
Also bleiben eigentlich nur konstruktive Lösungen , und die die sind eher nicht so Biedermeiers Sache.
Ich denke, es gibt keine größeren Proteste mehr, weil Unmut heute im Netz ein Ventil findet und dieses sehr viel Zeit absorbiert. Die Leute legen ihren Protest irgendwo im virtuellen Raum ab, auf Servern irgendwo in der Welt, und dafür geht viel Zeit und Energie drauf.
In Summe geht dabei mehr Zeit drauf, als man benötigt, um Aktionen und größere Demos zu organisieren, die in der Öffentlichkeit SICHTBAR sind. Die Leute müsssen ja auch noch ihr sonstiges Leben führen, und die Zeit für politischen Aktivismus geht heute größtenteils für Kommentieren im Netz drauf.
Wer 20 Minuten am Tag am Rechner politischen Diskussionen folgt, kommt auf 122 Stunden im Jahr, das sind 5 volle 24-Stunden-Tage oder 15 8-stündige Arbeitstage.
Was könnte man mit 15 8-stündigen Arbeitstagen alles draußen auf die Beine stellen...
Das muss ich mir selbst auch sagen.
Die Frage, warum sich nichts tut, ist jedenfalls damit beantwortet.
oInterpassivität. Man lässt es andere tun. Daran krankt ein weiter Teil der Menschen. Nicht am wenigsten bei politischem Handeln. Es reicht, wenn auf dem Bildschirm politische Aktivität mitgenossen werden kann. Damit kann das Bedürfnis gestillt werden. Dies ist insbesondere bei Medienmenschen und einer bestimmten Breite des Bildungsbürgertums auffallend. Die Ohnmacht und der Überdruß und die nicht ruhen wollende Strebung zum Verbessern der Welt, ein Gewissen also, werde angesprochen durch Politik in der Ferne. Im Innern ist man blind und taub und überdies wohlhabend, insofern hat sich die Erzählung der Moderne realisiert: man lebt egalitär, wohlhabend, sicher und frei.
Daneben ist es natürlich entlastend, wenn ein Wir sich aufschaukelt im Angesicht einer fernen Machtgefahr. Dort draußen in der Welt irren Bösewichte umher, hier herinnen in der warmen Stube ist weich und warm. Endlich einmal etwas positives: Wir haben keine solchen Bösewichte. Wir haben eine gute Mutter und brave Beamte. Nette Herren überdies. Den Stimmzettel zuletzt als Steuerhebel.
Kommentar veröffentlichen