Weihnachtsgrüße aus der Boombranche

Dienstag, 23. Dezember 2014

Das war es also. Der Kalender ist fast abgearbeitet. Der Abschnitt mit dem Kennzeichen Menschheit/2-014 war denkwürdig. Einerseits sind wir so eingeschläfert wie nie und nennen diesen Zustand optimistisch »Abgeklärtheit«. Andererseits sind wir außenpolitisch so waghalsig geworden, dass manche nun von der letzten Friedensweihnacht sprechen, die uns ins Haus stehe.

Ausgeschlossen ist letzteres nicht. Mit einem Freund habe ich mehrfach darüber gesprochen. Wenn er es liest, weiß er, dass er gemeint ist. Er behauptet, dass sich niemand an Rußland die Finger verbrennen werde. Das sei noch immer schief gegangen. Es sei undenkbar, dass dieser Größenwahn jetzt nochmal einsetze. Die NATO zündele nur. Mehr nicht. Das Argument ist gut, es lindert Sorgen. Nur was, wenn sich die Abbreviatur NATO tatsächlich aus NA für Napoléon und seinen Marsch auf Moskau und TO für den Tobsüchtigen und sein Barbarossa zusammensetzt? Anders gesagt: Dieses Argument ist nur eines, wenn man davon ausgeht, dass der Verstand noch richtig gluckst, der kühle Kopf die heiße Phase ersetzt.

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Privatisiert die Regelsatzermittlung!

Montag, 22. Dezember 2014

Nein, Lutz Hausstein macht nicht dasselbe wie die offiziellen Regelsatz-Berechner. Er macht es richtig. Muss nachbessern, was die amtlichen Rechengenies verpfuschen. Was sie verhunzen müssen von Dienst wegen. Aus diesem Grund rechnen sie ja eigentlich nur. Um zu sagen, dass das Leben eigentlich billig sei. Der Regelsatz daher genau richtig. Aber Hausstein zeigt auf, dass billig nur die Tricks und die Schlichen sind, mit denen diese Rechenkünstler die Lebenshaltungskosten kleinrechnen.

Lutz Hausstein
Im Jahr 2010 legte Lutz Hausstein erstmals seine Studie »Was der Mensch braucht« vor. In ihr errechnete er einen realistischen Regelsatz, gemessen an den wirklichen Kosten, die ein Mensch in seinem Leben in Deutschland so hat. Und die er eben nicht nur hat, wenn er stolzer Besitzer eines Lohnarbeitsplatzes ist, sondern auch, wenn er in (Langzeit-)Arbeitslosigkeit verharrt. Denn ob man es glaubt oder nicht, die Kosten des Alltags minimieren sich ja nicht, nur weil man aussortiert wurde. Selbst wenn sich das soziale Leben mehr und mehr einstellen sollte - und das gelingt Hartz IV von ganz alleine nach einer gewissen Zeit -, bleiben da Kosten. Ja, das Leben kostet sogar, wenn man es quasi nur zwischen Wohnzimmer und Diele verbringt.

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Weihnachtsgeschichte, chemisch gereinigt

Samstag, 20. Dezember 2014

»Meister, da steht ein Mann mit einem Esel und einer Frau auf dessen Rücken, vor der Türe. Sie bitten um Einlass.«
   »Was sind das für Leute? Woher kommen Sie? Und sag mir, Schmul, wie sehen sie aus?«
   Schmul überlegte kurz und betrachtete dabei seinen Herrn. Sein unförmiger Körper lag auf dem Bett und bewegte sich kaum.
   »Es ist ein Galiläer mit seinem Weib. Meister, sie sehen aus, wie Menschen aussehen, wenn sie lange unterwegs sind.«
   »Ein galiläischer Eseltreiber also. Was klopft der an unsere Türe? Haben wir was zu verschenken? Ich kenne dieses Pack. Will ein Obdach für die Nacht und hat kein Geld dafür. Am Ende muss man froh sein, wenn sie nicht die Waschschüssel gestohlen haben.«
   Beide schwiegen.
   »Nun geh und frag den Mann, ob er schon Arbeit in unserem Land in Aussicht hat.«

Nachdem sich Schmul entfernt hatte, rappelte sich der alte Henoch auf. Ausgerechnet jetzt, nach diesem füllenden Mahl musste es zu Kompliziertheiten kommen. Mussten die Leute ihre Not immer dann feilbieten, wenn er zu voll war, um selbst handeln zu können? Erst gestern hatte er noch mit dem Kaufmann an der Ecke über die Menschen aus Galiläa und Samaria gesprochen, die jetzt nach Judäa kämen. Eigentlich sollten patriotische Bürger gegen diese Überfremdung eine Liga gründen, meinte der Mann. Henoch fand die Idee gar nicht so schlecht.

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Die deutsche Linke und die Asylbewerber

Freitag, 19. Dezember 2014

oder Die innere Emigration und der strukturelle Eskapismus der Linken.

Zwei Drittel der Deutschen können Pegida nachvollziehen. Sagt zumindest der »Spiegel«. Viele von ihnen wollen auch nicht verstehen, dass eine Landesregierung einen Flüchtlingsstopp erlässt. So wie in Thüringen geschehen. Aber diese Linken können es halt einfach nicht lassen. Der Hass auf Menschen, die in dieses Land hier flüchten, verbindet der rechte Mob dieser Tage in den sozialen Netzwerken (und auf den Straßen) mit der Kritik der rot-rot-grünen Regierung, die es neuerdings gibt. Sie schieben es mal wieder den Linken in die Schuhe und erfinden dazu perfiderweise einen Linksruck, eine Wiederkehr des Sozialismus. »Tea Party Movement« auf Deutsch - da dürfen Neonazis nicht fehlen.

Petra Pau erhält Morddrohungen. Andere Linke berichten von dem Hass, der ihnen entgegenschlägt. Man mache nur mal Facebook auf. Oder lese die Kommentare auf den Seiten großer Magazine. Asyl ist ein Wort, das man derzeit nicht zu positiv hinstellen sollte, will man nicht anecken. Aber warum ist Asylpolitik und Flüchtlingshilfe so ein zentrales Thema für diese unverbesserlichen Linken? Warum kann man als Linker nicht »kompromissbereiter« in dieser Frage sein? Antwort: Weil sie eben selbst potenzielle Flüchtlinge sind. Und in diesem Land fast immer waren. Weil sie nachvollziehen können, dass es Augenblicke gibt, in denen man in »seinem Land« nicht bleiben kann. Wenn die Misanthropie zum Leitmotiv wird, das aus dem »gemeinsamen Land« einen engstirnigen und niederträchtigen Ort macht, dann weiß man, was es bedeutet, alles stehen- und liegenlassen zu wollen.

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Marcuse für Dummies

Donnerstag, 18. Dezember 2014

Manches kommt nie aus der Mode. Die »Street Fighting Men« kann man auch heute noch gut hören. Aber auch unter Büchern gibt es Evergreens. »Der eindimensionale Mensch« ist so einer. Es hatte seine Wirkung auf die Studenten der Sechziger. Und könnte auch heutige Menschen inspirieren.

Ich suchte nach einem Zitat von Marcuse. Eines mit Freiheit, das ein »mächtiges Herrschaftsinstrument« sei oder so ähnlich. Also blätterte ich seit langem mal wieder im »eindimensionalen Menschen« herum. Dort glaubte ich es vor Jahren gelesen zu haben. Auf Anhieb fand ich es nicht. Was ich aber fand, das waren ganze Passagen, die wie aus der heutigen Zeit geschnitten schienen. Es war, als hätte ich die Zustandsbeschreibung der heutigen Bundesrepublik vor mir ausgebreitet. Geschrieben von einem, der schon vor langer Zeit starb.

Jussuf, sei ein braver Asylant und leg den Hörer weg!

Mittwoch, 17. Dezember 2014

Ach, was schwatzten sie sich wieder den Mund fusselig. Diesmal ging es um Handyverträge, die Asylbewerber nicht mehr bezahlen könnten. Die armen Anbieter blieben auf ihren Kosten hocken. Und was müssen Asylanten auch ein Handy haben, Mensch? »Wo habtn ihr den Scheiß schon wieder her?«, habe ich gefragt. Sie hatten es aus dem Radio und tobten weiter.

Ich argumentierte ein bisschen dagegen, aber es war sinnlos. Sie hatten ihre Meinung und wollten glauben, was sie glauben wollten. Man kann in diesen Zeiten »Argument« und »Vergeblichkeit« synonym benutzen, es würde kaum jemanden auffallen. Ich sagte zunächst so Dinge wie »Die Frage ist doch, welche Gründe machen diese Menschen glauben, einen Handyvertrag haben zu müssen« oder »Zu einem Vertragsabschluss braucht es immer zwei Seiten«. Aber sie mokierten sich nur, weil Asylanten sich von ihrem Steuergeld ein Mobiltelefon zulegten.
   »Hört mal, das klingt so, als müsstet ihr Extravaganzen bezahlen.«
   »Wenn man angeblich so in Not ist, muss man da ein Handy auf fremde Kosten haben?«
   »Wieso, den Vertrag bezahlen sie vermutlich von ihrem monatlichen Sozialgeld. Ein Handy-Bonus ist nicht vorgesehen.«
   Da dämmerte mir, dass die gar keine Ahnung hatten, dass Asylbewerber einen Regelsatz beziehen. Sie glaubten, sie gingen einkaufen und die Kommune bezahlt unbesehen. Können sie es nicht bezahlen davon, hat der Mobilfunkbieter eben Pech. Unternehmerisches Risiko.
   »Und außerdem, seien wir mal nicht so kleinlich, ein Mobiltelefon ist heute kein Luxus mehr.«
   »Aber wenn man doch angeblich so in Not ist. Muss da ein Handy sein?«
   Wie gesagt, Argumente auf eine andere Sichtweise kann man sich sparen.

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... wenn man trotzdem lacht

Dienstag, 16. Dezember 2014

»So steh ich nun vor deutschen Trümmern
und sing mir still mein Weihnachtslied.
Ich brauch mich nicht mehr drum zu kümmern,
was weit in aller Welt geschieht.
Die ist den andern. Uns die Klage.
Ich summe leis, ich merk es kaum,
die Weise meiner Jugendtage:
O Tannebaum!

Wenn ich so der Knecht Ruprecht wäre
und käm in dies Brimborium
– bei Deutschen fruchtet keine Lehre –
weiß Gott! ich kehrte wieder um.
Das letzte Brotkorn geht zur Neige.
Die Gasse grölt. Sie schlagen Schaum.
Ich hing sie gern in deine Zweige,
o Tannebaum!

Ich starre in die Knisterkerzen:
Wer ist an all dem Jammer schuld?
Wer warf uns so in Blut und Schmerzen?
Uns Deutsche mit der Lammsgeduld?
Die leiden nicht. Die warten bieder.
Ich träume meinen alten Traum:
Schlag, Volk, den Kastendünkel nieder!
Glaub diesen Burschen nie, nie wieder!
Dann sing du frei die Weihnachtslieder:
O Tannebaum! O Tannebaum!«

Der innere Faschismus, der sich Bahn bricht

Montag, 15. Dezember 2014

Obdachlose in Marseille müssen ein gelbes Dreieck zur Kennzeichnung tragen. Polizisten ermorden Schwarze und verabschieden sich als freie Männer ins Wochenende. Die Versammlungsfreiheit soll in Spanien teuer werden. Bürgerwehren in vielen europäischen Ländern »kümmern« sich um Roma. Flüchtlinge liegen am tiefen Grund des Mittelmeeres und patriotische Europäer gehen intellektuell auf Grund. Waterboarding, Analfütterung und Unterkühlung simulieren Mengele und Kollegen. Und über allem steht eine Wirtschaft, die die Demokratie nach und nach als ineffiziente Plauderbude verunglimpft. Ich beginne zu glauben, dass der Faschismus kein abgelegter Begriff aus dem Geschichtsbuch mehr ist.

Er droht. Steht mal wieder stärker als gesellschaftliche Möglichkeit zwischen uns Menschen. Latent tut er es immer. Man ist als Gesellschaft nie davor gefeit. Demokratie will erkämpft sein. Nicht so, dass man alles zur Seite legt und sagt: »Es ist vollbracht!« Das Erreichte ist immer nur eine Momentaufnahme. Ist stets nur ein kurzer Augenblick, der nicht für die Ewigkeit gemacht sein muss. Das sieht man dieser Tage wieder blendend. Die westliche Wertegemeinschaft ist nicht aus dem Schneider. Sie ist gefährdet wie schon lange nicht mehr. Es läuft den Demokratien aus dem Ruder. Die Sachzwänge, die die globale Wirtschaft ihnen vorschiebt, verordnen diese Rückentwicklung quasi. Das spricht die niedersten Instinkte der Masse an.

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Kein Held, was er verspricht

Samstag, 13. Dezember 2014

Letztens sagte mir einer, »Die Frau war ne Heldin«. Ich wollte sein Empfinden nicht beleidigen und antwortete ihm nur, dass ich mit dem Begriff nichts anfangen könne. Dann ging ich weg. Solche Gespräche führen nur zu Zerwürfnissen, die unnötig sind.

Am gleichen Abend lauschte ich den Nachrichten im Radio. Es ging um den alternativen Nobelpreis. Snowden sprach. Manche behaupteten, er sei ein Held, erzählte er, aber der Begriff sei ihm völlig fremd. Er halte es für problematisch, wenn man Menschen zu Helden stilisiert. Manche Taten können zwar heldenhaft sein, aber der gesamte Mensch ist deswegen noch kein Held. Er hat mich sofort überzeugt. Was nicht schwer war, denn das, was ich über ihn gelesen hatte, war nicht nur chic. Der Mann gefiel mir von jeher nicht zur Gänze. Er hat zwar eine zweifellos mutige und heldenhafte Tat begangen - aber dass er in seinem früheren Leben (und auch noch jetzt?) ein Anhänger des Waffenbesitzes war und den Sozialstaat verachtete, ist in meinen Augen nicht besonders verehrungswürdig. Ein Held von Kopf bis Fuß ist er also nicht.

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Dem würde ich die Eier abschneiden ...

Freitag, 12. Dezember 2014

Wir standen alle rum. Sechs, sieben Leute. Die Mehrzahl unterhielt sich über Staubsauger oder Waschmaschinen. Vielleicht waren es auch nur Bügeleisen. So genau habe ich nicht zugehört. Ich hörte aber genug, um zu wissen, dass das nicht mein Ding war. Mich langweilte es und so schwieg ich. Irgendwie landeten sie dann bei Sexualstraftätern. Immer wieder überraschend, wie man von Plätzchenbacken auf den Weltuntergang kommen kann. Oder vom Picknick zum Aussterben der Deutschen. Entweder ist der Mensch so genial, dass er aus einer Mücke einen Elefanten destilliert oder er ist einfach nur zu dämlich, um einen roten Faden zu halten. Sucht es euch aus. Ich hörte nur noch Wüten, die Diskussion emotionalisierte sich. Und einer sagte dann, er würde einem solchen Schwein, das Kinder missbraucht, die Eier abschneiden. »Genau!«, pflichtete ihm jemand energisch zu. Er hatte offenbar das richtige Gefühl gefunden. Eine Handvoll abgeschnittener Eier waren das Gebot der Stunde. Sie nannten es nur »Gerechtigkeit«. Das klingt weihnachtlicher.

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Ich will nicht glauben, dass Malcolm X richtig lag ...

Donnerstag, 11. Dezember 2014

Es schien geschafft. Ein Schwarzer wurde US-Präsident. Dann ermordeten Polizisten Michael Brown und Eric Garner und kamen damit durch. Martin Luther Kings Traum ist noch immer ein Schlaferlebnis und nicht mehr. Der »Cosbyismus« hat sich als bequeme Autosuggestion erwiesen.

Ich erinnere mich an eine Folge der »Cosby Show«. Die Serienfamilie Huxtable sitzt – wie so oft - im Wohnzimmer. Sie hat Gäste. Die Alten erzählen den Jungen von Dr. King und dem Marsch auf Washington und was seine berühmte Rede für einen Einfluss auf die Schwarzen im Lande hatte. Dass die jungen Schwarzen jetzt so leben könnten, wie die Huxtable-Kinder, sei die Folge dieser bewegenden Zeit, an der die Altvorderen teilgenommen hatten. Ich war noch recht jung und das war mein erster Kontakt mit Martin Luther King und der Bürgerrechtsbewegung.

Zu Ohren gekommen

Mittwoch, 10. Dezember 2014

Jüngst lauschte ich einem Feature über späte Scheidungen. Die würden jetzt immer häufiger vorkommen. Ehepartner trennten sich demnach auch mal nach zwanzig Jahren Ehe. Dann sind beide so um die 50 und immer noch jung genug, um nochmals »durchzustarten«. Dieses Komposition hört man jetzt oft. Wenn etwas vorbei ist, startet man heute durch. Für mich ist das ein Scripted Reality-Wort. Wenn man mal durch das Nachmittagsprogramm der Privaten zappt und das Ende eines solchen Machwerks flankiert, dann wird dort nach erlebten Abenteuer immer neu durchgestartet.

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Rechnung wird zugestellt

Dienstag, 9. Dezember 2014

Dieses »neue deutsche Selbstbewusstsein« wird kein konsequenzloses Zwischenspiel sein.

Es ist erstaunlich, mit welcher Verve die Medien aufarbeiten wollen, wie junge Menschen dem Salafismus zugetrieben werden. Wie konnte es nur so weit kommen, dass diese Leute nur noch hassen?, fragen sie sich. Weitaus weniger Aufwand betrieb man mit den rechten Terroristen, die »Döner-Morde« begingen. Zuerst verschleierte man mit tendenzieller Berichterstattung die wahren Hintergründe. Danach las man viel über den Prozess und ihre Taten. Wie sie aber wurden, was sie waren, hat eher nicht interessiert. Bundesrepublik, dieses Trio und all die Helfer, die Befürworter und Mitwisser, das waren und sind deine Salafisten! Und wenn du verstehst, wie sie so werden konnten, dann überdenke dich selbst.

Ein Rückblick im Zeitraffer: Deutschland brennt während und nach der Wendezeit. Das Boot ist mal wieder voll. Zu viele Ausländer kommen angeblich ins Land. Zwischen 1990 und 1992 stürmen Skinheads Asylbewerberheime in der ganzen Republik. Die Union hat gewissermaßen Verständnis. Sie kann den Beifall des Mobs nachvollziehen. Es mag zwar nicht die feine Art sein, aber man erntet ja nur, was der linke Zeitgeist mit seiner Asylpolitik und seinem Multikulti versaut hat. Die Verantwortungslosigkeit der Konservativen ist erschreckend. Volker Rühe schreibt seine Kollegen an, sie sollten doch mal in den Länderparlamenten nachfragen, ob »Asylbewerber in Hotels oder Pensionen untergebracht« wurden und »zu welchen Kosten« und nimmt in Kauf, dass Öl ins Feuer gegossen wird. Ferner sollen laut Rühe die Ortverbände nach Fällen Ausschau halten, bei »denen Asylbewerber staatliche Leistungen unberechtigterweise« erhalten. Er trägt damit zum Klischee des kriminellen Ausländers bei und strukturiert die Hetze.

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Im Postschröderianismus

Montag, 8. Dezember 2014

oder Die Folgen der Basta-Politik.

Mitgliedervoten und Parteibeschlüsse sind in der SPD gegenwärtig hoch im Kurs. Man scheut die Rücksprache mit der Basis nicht mehr, wie noch in Zeiten der Basta-Despotie Schröders. Leider ist das aber kein Anzeichen einer nachhaltigen Demokratisierung politischer Entscheidungen. Eher die Einsicht, dass man sich auf die postschröderianischen Mitglieder verlassen kann.

Endlich hat sich wieder etwas wie demokratische Grundhaltung in die deutsche Sozialdemokratie eingeschlichen. Zwar sagt der Parteivorsitzende »Basta!« im Bezug auf CETA und TTIP, aber ohne Parteibeschluss wird es dann wohl doch nicht abgehen. Das hat er versichert. Die Sozis machen zehn Jahre nach Schröder wenig, ohne vorher nach dem Rückhalt in der Partei oder an der Basis gefragt zu haben. Man denke nur mal an das Mitgliedervotum zur Großen Koalition. Als neutraler Beobachter möchte man da fast schwärmen, dass die Parteispitze aus der Zeit der Basta-Despotie gelernt hat. Damals hat sie die Parteimitglieder schamlos von oben herab erpresst. Jetzt fragt sie vorher an, Alleingänge sind nicht mehr in Mode. Mitsprache ist wieder progressiv.

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Die Entente is sischaa

Samstag, 6. Dezember 2014

Ich weiß nicht, ist das nun Mut, Dummheit, Gewitztheit oder Respektlosigkeit, was sich diese Kamarilla da so leistet? Der eine reißt Gedenkveranstaltungen zum Weltkrieg an sich, um für Militäreinsätze zu werben. Und die andere tritt beim Geburtstag der Rentenversicherung auf, nur um zu räsonieren, dass die Rente nichts mehr taugt. Wenn diese Jubiläums-Crasher wenigstens Spaßguerilla wären ... Warum die Rente nichts mehr taugt, hat sie übrigens zu erwähnen vergessen.

Sie taugt nämlich nichts mehr, weil Leute wie Merkel behaupten, dass sie nichts mehr taugt. Seit Jahren. Die letzten vier Regierungen haben alles dafür getan, dass sie nichts mehr taugt. Sie haben das Vertrauen in das Umlageverfahren mit allen Mitteln untergraben. Blüm erklärt schon seit vielen Jahren, dass der Vertrauensbruch gewollt ist. Jetzt hat er es abermals gesagt, aber die Zeitungen machen daraus nur eine Nachricht nach der Art: »Jetzt hats der Alte endlich auch kapiert. Von wegen die Rente is sischaa!« Als er den Spruch im Arbeitsschurz an eine Litfaßsäule klebte, wusste er schon, dass sie es nur ist, wenn das Vertrauen stimmt. Deswegen ja die ganze Aktion. Denn ohne Vertrauen geht nichts. Keine Rente, keine Versicherung, kein Währungssystem. Ehen mögen zwar ohne auskommen. Volkswirtschaften allerdings nicht. Der Alte hat es also nicht etwa endlich kapiert, er sagt nur, was er immer schon gesagt hat und wovor er als Arbeitsminister noch warnte.

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Keine Kinder von Traurigkeit

Freitag, 5. Dezember 2014

Eine kurze Abhandlung über die Verramschung der Trauerkultur.

Immer dann, wenn jemand »mediengerecht« verstirbt, so wie die junge Frau in Offenbach neulich, flutet eine Welle des Tourismus über den Ort des Unglücks. Horden von Event-Trauernden laufen auf, moderne Klageweiber, die ihre Trauer oder das, was sie dafür halten, in die Objektive recken. Sie drapieren Kerzchen ins Rampenlicht, staffieren die Lücken innerhalb des Flammenteiches mit gut leserlich bereitgestellten Briefchen aus, liegen sich für RTL und ARD sachgerecht heulend in den Armen. Dem Verstorbenen völlig unbekannte Zeitgenossen lallen mit verheulter Front in die Kamera, rotzen ihre Betroffenheit in die Öffentlichkeit, bis sie forteilen, weil sich irgendwo eine neue traurige Popshow auftut.

Die westliche Gesellschaft hat eine Trauerkultur entwickelt, die diesen Namen nicht verdient. Weder ist sie kulturbeflissen, noch befriedigt sie das klassische Trauerrepertoire. Der Tod eines Menschen, der im öffentlichen Interesse, medienwirksam verstorben ist, verendet im Event, wird zum Antrieb der Trauer- und Betroffenheitsindustrie. Schniefende Jammergestalten betreten die Bühne, Reporter analysieren, was meist nicht zu anaylsieren ist, fragen gedankenschwanger nach dem Warum und Wieso, nur um zur Erkenntnis zu gelangen, dass man darauf wohl keine Antwort finden werde. Obligatorische Pressekonferenzen treten die Traurigkeit des Moments noch einmal breit, nur um festzuhalten: »Es war so sinnlos.« Antworten gibt es jedoch weiterhin keine, denn die Antwortfindung braucht in solchen Momenten viel Zeit und noch viel mehr Besonnenheit.

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Die is echt ne Marke

Donnerstag, 4. Dezember 2014

Die Bundesliga ist ein intaktes Produkt. An ihrer Spitze findet zwar kein Wettbewerb mehr statt, man tut aber weiterhin so als sei alles im Lot. Die Markt- ist halt vor allem eine Markengesellschaft. Und Marken sind nicht - sie tun nur so als ob.

Neulich zappte ich rüber zur »Sportschau«. Sie brachten gerade die Tabelle nach dem Spieltag. Dortmund im Keller. Und Wolfsburg könne bei einem Sieg am Sonntag der letzte Bayern-Verfolger bleiben. Ich rieb mir die Augen. Von Verfolgung kann doch keine Rede sein. Die Bayern sind unantastbar.

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