Kein Freund ist Ausländer
Dienstag, 4. September 2012
Am kommenden dritten Spieltag der Fußball-Bundesliga sind die Trikotsponsoren der Vereine von der Brust gestrichen. Stattdessen wird darauf ein Leitmotiv zu lesen sein - "Geh' Deinen Weg" heißt das und ist der Wahlspruch und der Name eines Stipendien- und Mentorenprogrammes der Deutschlandstiftung Integration.
Slogan ohne Wenn und Aber
Schon 1992 initiierte der DFB eine Trikot-Aktion. Nachdem drei dunkelhäutige Bundesliga-Fußballer namens Baffoe, Yeboah und Sane einen offenen Brief formulierten, in dem es unter anderem hieß, dass es sie ins Herz treffe, was sie in deutschen Stadien so an Beleidigungen zu hören bekämen und was sie damit erdulden müssten, rief der DFB eine gemeinsame Aktion ins Leben. "Friedlich miteinander - Mein Freund ist Ausländer" nannte sich die und ließ sich an einem Spieltag von der Brust aller damaligen Bundesliga-Teams lesen. Es gab in der Folge Plakate, Stadiondurchsagen und eine Schweigeminute für die Opfer des Solinger Brandanschlages, bei dem fünf Menschen (zwei Frauen, drei Mädchen türkischer Herkunft) starben.
Die zentrale Botschaft war unmissverständlich. Da sind Menschen fremder Herkunft und sie sind unsere Freunde, gehören zu uns - ohne Wenn, ohne Aber. Für Freunde setzt man sich ein, man steht an ihrer Seite. Die Botschaft, die nun in Kürze von den Trikots strahlen soll, ist da weniger eindeutig. Sie meint, dass Menschen mit Migrationshintergrund, wie man das heute so galant nennt, zu uns gehören, wenn sie bestimmte Vorstellungen erfüllen. Das langjährige Geschwätz von der Leitkultur hat ganze Arbeit geleistet. Heute sind Ausländer zwar Freunde, aber sie sollten schon etwas leisten, etwas können, etwas sollen. Eine an Bedingungen geknüpfte Freundschaft.
Bedingte "Freundschaft"
Der Vorstand der Deutschlandstiftung Integration rekrutiert sich aus Unternehmern, der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und aus Kai Diekmann; Vorsitzender des Beirates ist Hubert Burda - die Stiftung ist also fest in Hand von Meinungsmachern; noch dazu von solchen, die zu Hochzeiten der Leitkulturdebatte am lautesten wieherten und die Phantasien christdemokratischer Leitkulturhammel zu publizistischer Massenware verarbeiteten. Passend hierzu ist die Bundeskanzlerin Schirmherrin der Aktion.
Der Hintergrund und die Stoßrichtung der Stiftung ist so konservativ wie elitär. Mit dem Programm "Geh' Deinen Weg" sollen "Migranten angesprochen werden, die in Deutschland "angekommen" und" erfolgreich" sind und damit belegen, dass und wie Integration gelingen kann". Ökonomisch wie politisch und weltanschaulich angepasste Migranten, denn um die geht es dieser Stiftung, sollen mit einem Stipendium für zwei Jahre ausgestattet werden. Gesucht werden daher "die besten und talentiertesten jungen Menschen, die leidenschaftlich und leistungsbereit ihre Ziele im Leben verfolgen" - wie ein Bekenntnis zur Integration aller Menschen in die deutsche Gesellschaft liest sich das nicht gerade.
Dennoch ist überall davon zu lesen, dass die Aktion, die am dritten Spieltag der Bundesliga einem Massenpublikum vorgebracht werden soll, eine Initiative zur Integration sei, etwas, das an "Mein Freund ist Ausländer" erinnere oder gar anknüpfe.
Paradigmenwechsel auf Trikotbrust angekommen
Heute, nach Jahren der Renationalisierung und Leitkulturalität weiß man: Kein Freund ist Ausländer - nein, wenn er ein wirklicher Freund sein will, so hat er sich eingedeutscht. Wenn er angekommen ist, wenn er erfolgreich ist, wenn er belegen kann, deutsche Lebensart angenommen zu haben, dann ist er freundschaftsfähig. Dahinter stecken auch Zweckdenken und ein ökonomisiertes Weltbild. Der Mensch aus der Fremde ist nicht der bedingungslos akzeptierte Freund, er ist jemand, der sich beweisen muss, der bestätigen muss, dass er einen Wert für die deutsche Gesellschaft birgt.
Es ist nicht so, dass dieses Weltbild gänzlich neu ist. Schon immer fragte man hierzulande, schon vor der Debatte zur Leitkultur, was der Ausländer, der nach Deutschland kommt, denn kann - was ihn befähigt hier leben zu dürfen. Gastarbeiter wurden kritisch beäugt, ob sie denn auch was leisteten, ob sie fleißig waren und nützlich. Das galt gerade in den Sechziger- und Siebzigerjahren als ganz normaler Beschau von Fremden. So vehement und aggressiv wie heute hat man dieses Weltbild jedoch nie vertreten. Heute geschieht das hinter freundlicher Fassade, der Ausländer ist ja auch bloß Migrant oder hat Migrationshintergrund, das klingt aufgeklärter, nachdem der Terminus "Ausländer" vom Stammtischgezeter so diskreditiert wurde, dass man ihn nicht mehr benutzen kann, ohne in rechtsextremen Ruch zu geraten.
Was dann ab den Achtzigerjahren hinter vorgehaltener Hand gesagt werden musste, weil es als nicht mehr gewollt abgestempelt war, weil durch das damalige politische Engagement der Bürger, durch Journalisten wie Wallraff und durch die postulierten Chancen der Multikulturalität, ein neues Bewusstsein im Umgang mit Menschen anderer Herkunft entstand, ist heute wieder bedingungslos salonfähig. Lange währte die Aufklärung ohnehin nicht, die Wiedervereinigung vernebelte manches Gehirn und machte das Wir sind wieder wer in der Welt! zum gedanklichen Leitmotiv vieler Deutscher. Multikulturalität ist heute kein Ziel mehr - Ziel ist das, was man Integration nennt, was aber Leitkultur meint. Und dieser Umgang mit deutschem Anleiten wird nachdrücklich vertreten und aggressiv umworben. Hierzu sind auch die Brüste von Fußballern recht.
In einer solchen Zeit...
Ob es denn besonders bedeutungsvoll ist, wenn die Bundesliga Stellung bezieht, ist natürlich streitbar. Es zählt die Absicht. Tut sie es, so wünscht man sich eigentlich ein Bekenntnis ohne Hintergedanken, ohne Wenn und Aber. Dass sie sich nun hergibt, die Parolen einer elitären Stiftung zu übernehmen, die für sich in Anspruch nimmt, etwas gegen Ausländerfeindlichkeit zu tun, während sie die Debatte mit ihrer Spaltungsrhetorik (nützlicher und weniger nützlicher Ausländer) verschärft, macht zornig und unterstreicht, wie tief die Leitkulturellen ins öffentliche Bewusstsein eingedrungen sind. Integratives Denken, sowieso nach der Leitkulturdiskussion der letzten Jahre als Begriff verunglimpft, ist deren "Geh' Deinen Weg" nicht.
Damals, als im wiedervereinigten Deutschland der nationale Überschwang mit Hass auf Ausländern koalierte, als in Rostock, Solingen und Mölln das Verbrechen von der Bevölkerung damit entschuldigt wurde, dass mit manchem jungen Deutschen schon mal die Gäule durchgehen könnten, wenn er in die Legionen von Fremden starrt, die zu uns kommen - damals reagierte der DFB mit "Mein Freund ist Ausländer". Nun leben wir in Zeiten, da wir vom Gedenken an jene Tage in Rostock-Lichtenhagen sprechen, bald jährt sich Solingen und Mölln; wir leben in einer Zeit, da wir wissen, dass der Hass sich organisiert und todbringend gegen ausländische Menschen richtete - und was fällt der Bundesliga anderes ein, als sich Slogans aufzupinseln, die nichts Entschädigendes, nichts Verbrüderndes, nichts Bekennendes aufwerfen! In Zeiten nach dem NSU-Töten sind nicht Ausländer auf Trikots genannte Freunde, sie sollen hingegen der Leitkultur beitreten - dann könnten sie unsere Freunde werden, wobei auch das falsch ist, denn in einer ökonomisierten Gesellschaft gibt es keine Freunde, sondern nur Geschäftspartner. "Ausländer sei Geschäftspartner" - das ist der eigentliche Wahlspruch, mit dem in einigen Tagen die Bundesliga wirbt.
Slogan ohne Wenn und Aber
Schon 1992 initiierte der DFB eine Trikot-Aktion. Nachdem drei dunkelhäutige Bundesliga-Fußballer namens Baffoe, Yeboah und Sane einen offenen Brief formulierten, in dem es unter anderem hieß, dass es sie ins Herz treffe, was sie in deutschen Stadien so an Beleidigungen zu hören bekämen und was sie damit erdulden müssten, rief der DFB eine gemeinsame Aktion ins Leben. "Friedlich miteinander - Mein Freund ist Ausländer" nannte sich die und ließ sich an einem Spieltag von der Brust aller damaligen Bundesliga-Teams lesen. Es gab in der Folge Plakate, Stadiondurchsagen und eine Schweigeminute für die Opfer des Solinger Brandanschlages, bei dem fünf Menschen (zwei Frauen, drei Mädchen türkischer Herkunft) starben.
Die zentrale Botschaft war unmissverständlich. Da sind Menschen fremder Herkunft und sie sind unsere Freunde, gehören zu uns - ohne Wenn, ohne Aber. Für Freunde setzt man sich ein, man steht an ihrer Seite. Die Botschaft, die nun in Kürze von den Trikots strahlen soll, ist da weniger eindeutig. Sie meint, dass Menschen mit Migrationshintergrund, wie man das heute so galant nennt, zu uns gehören, wenn sie bestimmte Vorstellungen erfüllen. Das langjährige Geschwätz von der Leitkultur hat ganze Arbeit geleistet. Heute sind Ausländer zwar Freunde, aber sie sollten schon etwas leisten, etwas können, etwas sollen. Eine an Bedingungen geknüpfte Freundschaft.
Bedingte "Freundschaft"
Der Vorstand der Deutschlandstiftung Integration rekrutiert sich aus Unternehmern, der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und aus Kai Diekmann; Vorsitzender des Beirates ist Hubert Burda - die Stiftung ist also fest in Hand von Meinungsmachern; noch dazu von solchen, die zu Hochzeiten der Leitkulturdebatte am lautesten wieherten und die Phantasien christdemokratischer Leitkulturhammel zu publizistischer Massenware verarbeiteten. Passend hierzu ist die Bundeskanzlerin Schirmherrin der Aktion.
Der Hintergrund und die Stoßrichtung der Stiftung ist so konservativ wie elitär. Mit dem Programm "Geh' Deinen Weg" sollen "Migranten angesprochen werden, die in Deutschland "angekommen" und" erfolgreich" sind und damit belegen, dass und wie Integration gelingen kann". Ökonomisch wie politisch und weltanschaulich angepasste Migranten, denn um die geht es dieser Stiftung, sollen mit einem Stipendium für zwei Jahre ausgestattet werden. Gesucht werden daher "die besten und talentiertesten jungen Menschen, die leidenschaftlich und leistungsbereit ihre Ziele im Leben verfolgen" - wie ein Bekenntnis zur Integration aller Menschen in die deutsche Gesellschaft liest sich das nicht gerade.
Dennoch ist überall davon zu lesen, dass die Aktion, die am dritten Spieltag der Bundesliga einem Massenpublikum vorgebracht werden soll, eine Initiative zur Integration sei, etwas, das an "Mein Freund ist Ausländer" erinnere oder gar anknüpfe.
Paradigmenwechsel auf Trikotbrust angekommen
Heute, nach Jahren der Renationalisierung und Leitkulturalität weiß man: Kein Freund ist Ausländer - nein, wenn er ein wirklicher Freund sein will, so hat er sich eingedeutscht. Wenn er angekommen ist, wenn er erfolgreich ist, wenn er belegen kann, deutsche Lebensart angenommen zu haben, dann ist er freundschaftsfähig. Dahinter stecken auch Zweckdenken und ein ökonomisiertes Weltbild. Der Mensch aus der Fremde ist nicht der bedingungslos akzeptierte Freund, er ist jemand, der sich beweisen muss, der bestätigen muss, dass er einen Wert für die deutsche Gesellschaft birgt.
Es ist nicht so, dass dieses Weltbild gänzlich neu ist. Schon immer fragte man hierzulande, schon vor der Debatte zur Leitkultur, was der Ausländer, der nach Deutschland kommt, denn kann - was ihn befähigt hier leben zu dürfen. Gastarbeiter wurden kritisch beäugt, ob sie denn auch was leisteten, ob sie fleißig waren und nützlich. Das galt gerade in den Sechziger- und Siebzigerjahren als ganz normaler Beschau von Fremden. So vehement und aggressiv wie heute hat man dieses Weltbild jedoch nie vertreten. Heute geschieht das hinter freundlicher Fassade, der Ausländer ist ja auch bloß Migrant oder hat Migrationshintergrund, das klingt aufgeklärter, nachdem der Terminus "Ausländer" vom Stammtischgezeter so diskreditiert wurde, dass man ihn nicht mehr benutzen kann, ohne in rechtsextremen Ruch zu geraten.
Was dann ab den Achtzigerjahren hinter vorgehaltener Hand gesagt werden musste, weil es als nicht mehr gewollt abgestempelt war, weil durch das damalige politische Engagement der Bürger, durch Journalisten wie Wallraff und durch die postulierten Chancen der Multikulturalität, ein neues Bewusstsein im Umgang mit Menschen anderer Herkunft entstand, ist heute wieder bedingungslos salonfähig. Lange währte die Aufklärung ohnehin nicht, die Wiedervereinigung vernebelte manches Gehirn und machte das Wir sind wieder wer in der Welt! zum gedanklichen Leitmotiv vieler Deutscher. Multikulturalität ist heute kein Ziel mehr - Ziel ist das, was man Integration nennt, was aber Leitkultur meint. Und dieser Umgang mit deutschem Anleiten wird nachdrücklich vertreten und aggressiv umworben. Hierzu sind auch die Brüste von Fußballern recht.
In einer solchen Zeit...
Ob es denn besonders bedeutungsvoll ist, wenn die Bundesliga Stellung bezieht, ist natürlich streitbar. Es zählt die Absicht. Tut sie es, so wünscht man sich eigentlich ein Bekenntnis ohne Hintergedanken, ohne Wenn und Aber. Dass sie sich nun hergibt, die Parolen einer elitären Stiftung zu übernehmen, die für sich in Anspruch nimmt, etwas gegen Ausländerfeindlichkeit zu tun, während sie die Debatte mit ihrer Spaltungsrhetorik (nützlicher und weniger nützlicher Ausländer) verschärft, macht zornig und unterstreicht, wie tief die Leitkulturellen ins öffentliche Bewusstsein eingedrungen sind. Integratives Denken, sowieso nach der Leitkulturdiskussion der letzten Jahre als Begriff verunglimpft, ist deren "Geh' Deinen Weg" nicht.
Damals, als im wiedervereinigten Deutschland der nationale Überschwang mit Hass auf Ausländern koalierte, als in Rostock, Solingen und Mölln das Verbrechen von der Bevölkerung damit entschuldigt wurde, dass mit manchem jungen Deutschen schon mal die Gäule durchgehen könnten, wenn er in die Legionen von Fremden starrt, die zu uns kommen - damals reagierte der DFB mit "Mein Freund ist Ausländer". Nun leben wir in Zeiten, da wir vom Gedenken an jene Tage in Rostock-Lichtenhagen sprechen, bald jährt sich Solingen und Mölln; wir leben in einer Zeit, da wir wissen, dass der Hass sich organisiert und todbringend gegen ausländische Menschen richtete - und was fällt der Bundesliga anderes ein, als sich Slogans aufzupinseln, die nichts Entschädigendes, nichts Verbrüderndes, nichts Bekennendes aufwerfen! In Zeiten nach dem NSU-Töten sind nicht Ausländer auf Trikots genannte Freunde, sie sollen hingegen der Leitkultur beitreten - dann könnten sie unsere Freunde werden, wobei auch das falsch ist, denn in einer ökonomisierten Gesellschaft gibt es keine Freunde, sondern nur Geschäftspartner. "Ausländer sei Geschäftspartner" - das ist der eigentliche Wahlspruch, mit dem in einigen Tagen die Bundesliga wirbt.
23 Kommentare:
Mir fällt bei dieser Parole spontan "Frontex" ein.
Um die von Dir sehr gut beschriebene Verlogenheit und Heuchelei zu karrikieren stelle ich mir unter dem Slogan "Geh Deinen Weg" folgendes Bild vor.
http://media.de.indymedia.org/images/2010/09/289546.jpg
Titanic übernehmen.
"Heute sind Ausländer zwar Freunde, aber sie sollten schon etwas leisten, etwas können, etwas sollen. Eine an Bedingungen geknüpfte Freundschaft."
Das suggeriert, dass es mal anders war. War es aber nie!
Bedingungen sind schon in der Migrationsgesetzgebung festgeschrieben, wie überall...
Wir brauchen mal eine Debatte über dieses Migrationsgesetz.
Da gibt es einen kleinen Schreibfehler, es heißt nicht "Geh deinen Weg", sondern "Geh weg!".
"Eine an Bedingungen geknüpfte Freundschaft."
JEDE Freundschaft ist an Bedingungen geknüpft. Ich vergleiche das immer mit eine WG: Die WG-Bewohner suchen sich aus, wer in die WG einziehen darf. Man stelle sich mal vor, das wäre anders! Jeder müßte mit jedem auskommen müssen!
Stellen Sie sich vor, man würde Sie mit einem Nazi in eine WG stecken!
Sozial friedliches Zusammenleben wäre dann nicht mehr möglich.
Was für den kleinen Kosmos der WG gilt, gilt soziologisch genauso für's Große.
Auch wenn es schmerzhaft ist, das einzugestehen: Selbst die LIEBE ist ein Geschäft. Man steht mit den Eigenschaften, die man hat, auf dem Markt und findet evtl. einen Geschäftspartner, der einen guten Deal darin sieht, sich auf uns einzulassen.
Genau wie andere Geschäfte wird dieses Geschäft nicht nur vom Verstand gesteuert.
Der Artikel tut so, als ob es auch andere Beziehungen als Geschäftsbeziehungen gäbe. Wenn man sich die Vorgänge aber näher anschaut, abstrahiert sich alles auf die Geschäftsebene. Man sollte sich da nichts vormachen.
Gesellschaft als WG - auch ein netter Versuch nichts verstehen zu wollen.
Freundschaft kann an Bedingungen geknüpft sein - muß sie aber nicht. Eine allgemein gehaltene Botschaft, in der Freundschaft als Akzeptanz begriffen werden muß, mit Bedingungen zu versehen, hat nichts mehr mit Akzeptanz zu tun, sondern mit Erwartungen.
Auch Sie, namentlich Roberto J. de Lapuente, arbeiten an der deutschen Leitkultur mit, indem Sie zum Beispiel Moslems nicht gestatten, Ihre Scharia-Gesetze hier leben zu lassen.
Nur ein Beispiel von vielen weiteren, bei denen ein Roberto J. de Lapuente den Moslem nicht Moslem sein läßt...
Weil Erwartungen zu JEDER Freunschaft gehören, Herr Lapuente.
Akzeptanz ist immer nur die eine Seite der Medaille. Warum sollte man die ausblenden?
Eine zentrale Botschaft, die Freundschaft führt, meint Akzeptanz. Wenn man so will, ist die Freundschaft in einem solchen Slogan nur eine Metapher, weil Freundschaft mit einem Volk etc. nicht denkbar ist. Wenn man persönliche Freundschaft mit "soziologisch" wertbaren Freundschaftsmetaphern gleichsetzt, dann hat man etwas gehörig falsch verstanden oder leidet an einem Weltbild, dass so einfach gestrickt ist, dass es einem graust.
Das was 1992 als metaphorische Botschaft im Raum stand, war eben nicht die Freundschaft, sondern die Akzeptanz - die ist nun aber insofern aufgehoben, dass man nun etwas darstellen soll, um akzeptiert zu werden. Dass der Stammtisch das immer so gesehen haben mag, ist die eine Geschichte - dass sich Verbände und Institutionen nun so äußern, ist eine Zäsur.
Erst wenn die Leutz so sin wie du willst, wirst ihr Freund. Is doch so, Alexe wa?
Eine Freundschaft ist so etwas, wie eine Porzellanfigur - man muß sie pflegen - ohne Pflege kann sie sehr leicht zerbrechen. (metaphorisch) ;-)
Hartmut
Das Slogan müßte dann eben von Akzeptanz reden und nicht das viel größere Freundschafts-Faß aufmachen.
Das ist doch das allererste, was man zu dem Thema feststellen müßte.
Und bitte einen nicht immer gleich so brachial herabsetzen, nur weil man vielleicht etwas begriffsstutziger ist als der Verfasser.
Habe ich hier jemanden persönlich angegriffen? Warum machen Sie das dann? Und das parallel zu Freundschafts- und Akzeptanzerklärungen...
Zitat Lapuente:
"...dann hat man etwas gehörig falsch verstanden oder leidet an einem Weltbild, dass so einfach gestrickt ist, dass es einem graust."
Auch wenn ich mich deiner Meinung anschließe: Warum denn so empfindlich und denunzierend? Du kannst es schlecht vertragen, wenn dir jemand widerspricht, gell? Die, die du hier meinst, sind dir ja auch nicht so generalisierend auf den Schlips getreten, oder?
Und Ja, die haben jetzt ganz doll meiner couragierten Hilfe bedurft! :-)
Montaigne: "Eine Freundschaft, die Zweckmäßigkeiten hat, ist keine."
Ich selbst lese in diesem Slogan auch einen Aufruf, sich seinem kulturellen Hintergrund zu entledigen; eine Aufforderung, sich auf die proklamierte Leitkultur zuzubewegen und jene Identitäten abzulegen, die dieser widersprechen. Die Bringschuld liegt einzig und allein beim Ausländer.
Entschuldigung, aber die Schärfe ist nicht unbedingt ungerechtfertigt. Da schwadroniert jemand über die Akzeptanz von Menschen anderer Herkunft und weiß nicht anderes zu sagen wie: Bedingungen sind normal - erzählt was von WG, Zitat: "Ich vergleiche das immer mit eine WG: Die WG-Bewohner suchen sich aus, wer in die WG einziehen darf. Man stelle sich mal vor, das wäre anders!" Soso. Drehen wir das mal so herum, damit man weiß, was die Botschaft ist: Die Inländer suchen sich aus, wer in das Land einziehen darf. Man stelle sich mal vor, das wäre anders!
Sonst eine Äußerung gefallen, die die Botschaft der Aktion irgendwie thematisch erfasst hätte? Außer indirekt bejahend? Da darf man schon Schärfe zeigen - ohne Wenn und Aber...
Zitat rrillo:
"Du kannst es schlecht vertragen, wenn dir jemand widerspricht, gell?"
Kennen wir uns? Bitte nichts verwechseln: mir eine e-Mail mit Persönlichem zu schreiben (auf die ich noch bei Gelegenheit antworten werde) bedeutet nicht, dass Du nur ansatzweise etwas über mich weißt, bedeutet nicht, dass Du mich irgendwie besser kennst... der Widerpruch, um das nochmal gesagt zu haben, ist mir gelinde gesagt scheißegal.
Wer für eine Freundschaft Bedungungen auf zählt ist ein Feind!
"Die Inländer suchen sich aus, wer in das Land einziehen darf."
Ja was denn sonst? Wozu sonst ist denn schon immer das Migrationsgesetz da?
Zu "Wer für eine Freundschaft Bedungungen aufzählt ist ein Feind".
Im persönlichen Miteinander sind solche Bedingungen meist unausgesprochen und teilweise auch unbewußt. Wenn man keine Bedingungen für Freundschaft hätte, wäre man mit jedem und zugleich mit niemandem Freund, der ganze Begriff wäre dann hinfällig.
Ich meine, dass hier gewollt so getan wird, als verstehe man nicht so richtig. Es geht nicht um Freundschaft, es geht um einen Slogan, der einst ein Miteinander symbolisieren sollte - der Multikulturalität meinte. Es geht nicht um Kriterien, nach denen jemand hier sein darf oder nicht - es geht um das Wie, nämlich wie man Menschen fremder Herkunft hier begreifen möchte. Freundschaft, Bedingungen: das ist nicht das Thema und letztlich off topic.
Wie heisst es so schön? :
"everybody friend is evreybody arschloch"
Der Slogan "Geh Deinen Weg", und dem Ansinnen des DFB, von dem ich erst hier erfahren habe, bedeutet auch "Vereinzelung".
Nicht mehr "gemeinsam sind wir stark" sondern "Geh deinen Weg" - ja mit wem denn ?
Wer ist da, mit dem man reden, dem man vertrauen kann ?
"Geh deinen Weg" ist so platt wie dumm. Er fördert Konkurrenzdenken, Ellenbogen, Mobbing und spricht die an, die über diese Fähigkeiten verfügen.
"Geh deinen Weg" ja auch - wenn er über Leichen geht ?
Hörte ich doch öfter von Sportlern bei der Olympiade und der WM, wenn einer sich nach "Oben" gekämpft hatte: "Ich gehe meinen Weg" mit Tunnelblick, nach rechts und links sehen, oder gar mit Rück-Sicht ? Soll nicht mehr sein.
In der Tat: Sehr, sehr dumm. Fußball ist ein Teamsport ! Wie soll da jemand seinen Weg gehen ohne andere zu unterdrücken.
Ach, wie war das noch mit Phillip Lahm, der dem angeschlagenen Ballak die Armbinde abnahm und behauptete, sie stünde ihm zu ?
Klar doch, DFB, Merkel als Schirmherrin, Bildzeitung und Burda - Vereinzelung ist gefragt - denn gemeinsam könnten sie stäker sein.
Ein kleines Sprichwort von zwei Katzen: Sagen sie zueinander: "lass uns das gemeinsam machen. Zu zweit sind wir ein Löwe."
"Geh Deinen Weg" "...ist da weniger eindeutig..."
Nein, diese Botschaft ist absolut eindeutig, wie du ja auch unter Bezug auf diese Parole der Deutschlandstiftung "Integration" nachweist.
Ebensowenig wie Boxen ein Sport ist -> lizensierte und reglementierte Körperverletzung, hat "die Bundesliga" jemals einen anderen Standpunkt vertreten.
Es ging im Wesentlichen um "Bananenwürfe" und das Ansehen im Ausland bzw. die möglicherweise ausbleibenden (billigeren) Spieler des Auslandes.
Es ist ein elitärer - im Sinne des "Hochkämpfens" und "Wegtretens", von reglementierter Gewalt geprägter Mannschaftssport, der daraus (und ein wenig aus dem Zufallselement) seine Faszination zieht.
Ein von Gewalt geprägter Sport kann aber niemals eine "Friedensbotschaft" transportieren, das ist widersinnig und so werden Menschen das auch, nach den "Schweigeminuten", empfinden.
Da ist der jetzige Spruch, so übel er auch ist, einfach "ehrlicher".
Mal ganz abgesehen von der dusseligen Integrationsdebatte, das wäre, ernst genommen, ein abendfüllendes Programm.
Freundschaft ist ein unglücklicher Begriff. Freundschaft ist etwas Persönliches zwischen Menschen, die sich kennen. Gegenseitiger Respekt gegenseitige Achtung, das würde es besser treffen, wenn man denn nicht Nächstenliebe dazu sagen will.
Cordula
@Cordula: Hier stimme ich zu 100% zu. Ich habe es mit meinen 33 Jahren nun auf 3 richtig enge/ewige Freunde und vielleicht 5-8 weitere Beziehungen gebracht die ich als Freunde bezeichnen würde.
Und das aus wie vielen hunderten von Bekanntschaften die ich gemacht habe?
Wie sollte ich nun auf einmal Freund jedes Ausländers sein?
Nächstenliebe ist ein schönes Wort das in meinem Leben einen hohen Stellenwert besitzt, diese kann ich auf fast jeden Menschen anwenden.
Zur neuen Kampagne: Als ich gerade zum ersten Mal den Slogan las, hatte ich das Bild eines 14-jährigen Teenagers vor Augen der bei ströhmendem Regen im Wald joggt und sich durch nichts und niemand beirren lässt (nicht von Wetter, Schmerzen, Eltern etc.)
An Ausländer und Toleranz hätte ich da jetzt nicht gedacht.
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