Ein Plädoyer auf den Klassenkampf
Mittwoch, 19. September 2012
Quelle: VAT Verlag André Thiele |
"Wir Demokraten denken, dieses Land funktioniert besser mit einer starken Mittelklasse, mit Aufstiegschancen für alle, die sich anstrengen." - Als Bill Clinton kürzlich diesen Satz auf dem Parteitag der Demokraten sprach, da komprimierte er kurz und schmerzlos jenes Leitmotiv, dass über den Thatcherismus und seinen Nachfolger, den New Labour, auf ganz Europa übertragen wurde. Dass wir nun alle Mittelschicht seien, dass es etwas wie eine Arbeiterschicht nicht mehr gäbe, war Thatchers Konzept - als dann nach 18 Jahren die Konservativen abdankten, mit Blair ein Mitglied der Arbeitspartei in das Haus 10 Downing Street zog, da verwarf man dieses Konzept nicht etwa, man übernahm es.
Jetzt liegt die deutsche Ausgabe von Owen Jones' "Chavs. The Demonization of the Working Class" unter dem Titel "Prolls: Die Dämonisierung der Arbeiterklasse" vor.
Jones beschreibt, wie mit Thatcher ein neuer Geist in die britische Gesellschaft einzog. Sie verkündete nämlich dreist, dass es Klassen nicht mehr, dass es nur noch eine Mittelschicht gäbe, in die die Unterschicht - die Reste der vormaligen Arbeiterklasse - vorstoßen könne, wenn sie sich bemühe. Jeder sei willkommen. Eine Arbeiterklasse gäbe es quasi gar nicht mehr - und unter Thatcher wurden dann auch politische Maßnahmen getroffen, um die Arbeiterklasse nachhaltig zu sprengen. Maßnahmen zur Rettung der Industrie, die die Lebensgrundlage vieler Arbeiter und ihrer Familien war, wurden unterlassen; sozialpolitische Verschärfungen angetrieben. Dies geschah, um die Gewerkschaften, die man als zu mächtig ansah, zu schwächen und als Machtfaktor auszuschalten. Nachdem die Labour Party nach langen Jahren konservativer Zerrüttungspolitik wieder einen Premierminister stellte, veränderte sich gar nichts. Blair übernahm nicht nur die politische Stoßrichtung des Thatcherismus, sondern auch all seine jahrelang ausgeklügelten Schauermärchen, die er über die restliche Arbeiterklasse, die man nun Unterschicht oder Chavs, also Prolls, nannte, in die britische Welt setzte. Schlimmer noch, Blair wurde es in Großbritannien zu eng und so arbeitete er zusammen mit Gerhard Schröder einen Kurswechsel der gesamten europäischen Sozialdemokratie aus. New Labour war nun der britische Exportschlager schlechthin. Das wurde honoriert; auf die Frage, was ihr größter Erfolg gewesen sei, antwortete Thatcher: "Tony Blair und New Labour."
Das Schreckgespenst Diktatur des Proletariats sollte somit durch eine Diktatur der Mittelschicht ersetzt werden. Wer Mittelschicht war, blieb aber stets vage. Der Begriff Mittelschicht war ja absichtlich so konzipiert, war geflissentlich nicht zu nuanciert, denn davon lebte er - und tut es noch immer. Denn drunter wollte es nun keiner mehr machen - und das war der Clou. Der traditionelle Zusammenhalt innerhalb der Arbeiterklasse konnte nur zerstampft werden, wenn keiner mehr zu ihr gehören wollte. Durch (Selbstver-)Leugnung geriet die gewerkschaftliche Solidarität in Bedrängnis - und durch die Dämonisierung der Restbestände der Arbeiterklasse, nun Prolls genannt, trieb man immer mehr Menschen aus diesem Lager. Das Repertoire dieser Dämonisierung ist auch dem deutschen Leser bekannt. Der Proll säuft nur, ist faul und dumm; er sitzt viel auf seinem Sofa herum, gibt sein Geld für Zigaretten und Flachbildschirme aus, geht auch hin und wieder arbeiten, dann meist im Niedriglohnsektor, macht minderwertige Arbeit. Der deutsche Proll heißt Hartz IV-Empfänger. Ihm wirft man aber nicht so sehr vor, dass er rassistisch sei, so wie seinem britischen Kollegen - das liegt vermutlich daran, weil dieser Vorwurf von einer Elite käme, die selbst ordentlich rassistisch ist, ihren Rassismus aber gepflegt hinter Begriffen wie Religionskritik versteckt.
Das heutige Großbritannien ist laut Jones ein Klassenstaat, in denen es von offizieller Seite allerdings keine Klassen gibt - Klassenkampf sei ein Begriff aus längst vergangenen Tagen, gleichsam es die Klassenpolitik der Reichen ist, die sich seit drei Jahrzehnten ins Gefecht gegen die Armen wirft. "Die Klassenleugnung ist politisch sinnvoll", schreibt Jones. "So lässt sich leicht davon ablenken, dass gigantische Summen auf die Konten der Reichen verschoben werden, während die Durchschnittslöhne stagnieren. Da Thatcherismus und New Labour den Begriff der "Klasse" aus dem politischen Wortschatz verbannt haben, bleibt die grob ungerechte Verteilung von Macht und Wohlstand im heutigen Großbritannien weitgehend unbemerkt."
Schon bevor der Thatcherismus das Licht der Welt ins Trübe setzte, wurden Tendenzen zur Leugnung des Klassenkampfes beobachtet. So schrieb Herbert Marcuse 1964 in "Der eindimensionale Mensch", dass "die sogenannte Ausgleichung der Klassenunterschiede [...] ideologische Funktion" hätte. Marcuse weiter: "Wenn der Arbeiter und sein Chef sich am selben Fernsehprogramm vergnügen und dieselben Erholungsorte besuchen, wenn die Stenotypistin ebenso attraktiv hergerichtet ist wie die Tochter ihres Arbeitgebers, wenn der Neger einen Cadillac besitzt, wenn sie alle dieselbe Zeitung lesen, dann deutet diese Angleichung nicht auf das Verschwinden der Klassen hin, sondern auf das Ausmaß, in dem die unterworfene Bevölkerung an den Bedürfnissen und Befriedigungen teil hat, die der Erhaltung des Bestehenden dienen." Die Verwerfung des Klassengedankens erhält also das Bestehende, schreibt Marcuse. Thatcher hat ihn vermutlich nie gelesen, verstanden hatte sie trotzdem, dass jene Machtverhältnisse, die sie durch vermeintlich zu starke Gewerkschaften in Gefahr sah, nur zu retten seien, wenn man die Klassen theoretisch auflöst oder besser gesagt: sie umdefiniert. Marcuse mag diese Erhaltung des Bestehenden mit einem gewissen materiellen Wohlstand für all jene, die in diese Angleichung geworfen werden, ausgestattet gesehen haben - Thatchers Angleichung bedeutete jedoch persönliche und gesellschaftliche Pauperisierung.
Die nicht näher definierte Mittelschicht ist der Diktator des Neoliberalismus. Nicht näher definiert ist sie, weil zur Mittelschicht auch diejenigen gehören sollen, die eigentlich zur Oberschicht gehören. Auch letzteren Begriff gibt es nicht offiziell, die Oberschicht geht in der Mitte auf. So kaschiert sie ihre Bereicherung. Mittelschicht ist das Heilsversprechen, sie wird glorifiziert. Wobei man fragen muss, wer jene Arbeit macht, bei der man sich die Hände beschmutzt, wenn doch alle in der Mittelschicht gesellschaftlich heimisch sein wollen. Der Diktator des Neoliberalismus ist sie, weil man in ihrem Namen Sozialleistungen kürzt und Lebensentwürfe ächtet, die nicht ökonomisch angepasst erscheinen. Aus der Solidargemeinschaft wurde eine Schicksalsgemeinschaft gegen das Schmarotzertum konstruiert, die mit dem inbrünstigen Eifer eines Savonarola Transferbezieher zu Ballast erklärt. Mit rhetorischer Perfidie und politischem Mandat grenzt sich diese Mittelschicht von denen ab, die nicht zu ihr gehören sollen. Das ist kurios, weil sich beinahe alle zur Mittelschicht zählen und weil viele Mittelschicht und Arbeiterklasse gleichsetzen.
Owen Jones' tranchiert die britische Gesellschaft mit einem ätzend scharfen Skalpell. Als deutscher Leser könnte man fast durchatmen. Denn viel von dem, was er schreibt, kommt einem zwar bekannt vor, aber so radikal wie auf der Insel, haben sich die neoliberalen Therapien mit dem Schierlingsbecher hierzulande noch nicht durchgesetzt. Wenn man bedenkt, dass die britischen Zustände seit 1979 ihr Unwesen treiben und dass der sozialdemokratische Kurswechsel diese neoliberale Radikalität erst zwanzig Jahre später in Deutschland verankerte, dann kann man sich, gemessen an dieser Zeitspanne zwischen Thatcher und Schröder, durchaus davor fürchten, dass diese Entwicklungen hier mit einiger Verzögerung eintreffen. Insofern liefert Jones nicht nur eine Studie der britischen Gesellschaft, sondern einen Ausblick auf das, was der deutschen Gesellschaft noch blüht.
Das zu verhindern gelingt nur, wenn man das Klassenbewusstsein der Prolls anfacht, wenn man den Klassenkampf aufnimmt, der seit Jahren von den Reichen gegen die Armen geführt wird. Ein Klassenkampf, der den Reichtum zwingt, etwas gegen die Armut zu tun, nicht aber gegen ihre Opfer und Leidtragende. Prolls aller Länder vereinigt Euch! Der Klassenkampf ist nicht als Kriegserklärung zu verstehen; Mitglied einer Arbeiterklasse zu sein, ist nichts wofür man sich schämen müsste. Klassenkampf bedeutet, seine Interessen zu erkennen, zu vertreten und mit Nachdruck durchzusetzen. Eine Gesellschaft, die Interessensausgleich auf ihre Fahnen geschrieben hat, braucht keine Mittelschicht, in der alle, "Arbeiter und sein Chef" (Marcuse), suggeriert bekommen, sie hätten dieselben Absichten und Ziele - sie braucht klassenkämpferisches Engagement, um Kompromisse so ausfallen zu lassen, dass beide Seiten etwas davon haben. Jones' Buch geht so weit nicht, den Klassenkampf wörtlich zu empfehlen. Aber man spürt, dass es das sollte.
"Prolls: Die Dämonisierung der Arbeiterklasse" von Owen Jones erschien im VAT Verlag André Thiele.
Jetzt liegt die deutsche Ausgabe von Owen Jones' "Chavs. The Demonization of the Working Class" unter dem Titel "Prolls: Die Dämonisierung der Arbeiterklasse" vor.
Jones beschreibt, wie mit Thatcher ein neuer Geist in die britische Gesellschaft einzog. Sie verkündete nämlich dreist, dass es Klassen nicht mehr, dass es nur noch eine Mittelschicht gäbe, in die die Unterschicht - die Reste der vormaligen Arbeiterklasse - vorstoßen könne, wenn sie sich bemühe. Jeder sei willkommen. Eine Arbeiterklasse gäbe es quasi gar nicht mehr - und unter Thatcher wurden dann auch politische Maßnahmen getroffen, um die Arbeiterklasse nachhaltig zu sprengen. Maßnahmen zur Rettung der Industrie, die die Lebensgrundlage vieler Arbeiter und ihrer Familien war, wurden unterlassen; sozialpolitische Verschärfungen angetrieben. Dies geschah, um die Gewerkschaften, die man als zu mächtig ansah, zu schwächen und als Machtfaktor auszuschalten. Nachdem die Labour Party nach langen Jahren konservativer Zerrüttungspolitik wieder einen Premierminister stellte, veränderte sich gar nichts. Blair übernahm nicht nur die politische Stoßrichtung des Thatcherismus, sondern auch all seine jahrelang ausgeklügelten Schauermärchen, die er über die restliche Arbeiterklasse, die man nun Unterschicht oder Chavs, also Prolls, nannte, in die britische Welt setzte. Schlimmer noch, Blair wurde es in Großbritannien zu eng und so arbeitete er zusammen mit Gerhard Schröder einen Kurswechsel der gesamten europäischen Sozialdemokratie aus. New Labour war nun der britische Exportschlager schlechthin. Das wurde honoriert; auf die Frage, was ihr größter Erfolg gewesen sei, antwortete Thatcher: "Tony Blair und New Labour."
Das Schreckgespenst Diktatur des Proletariats sollte somit durch eine Diktatur der Mittelschicht ersetzt werden. Wer Mittelschicht war, blieb aber stets vage. Der Begriff Mittelschicht war ja absichtlich so konzipiert, war geflissentlich nicht zu nuanciert, denn davon lebte er - und tut es noch immer. Denn drunter wollte es nun keiner mehr machen - und das war der Clou. Der traditionelle Zusammenhalt innerhalb der Arbeiterklasse konnte nur zerstampft werden, wenn keiner mehr zu ihr gehören wollte. Durch (Selbstver-)Leugnung geriet die gewerkschaftliche Solidarität in Bedrängnis - und durch die Dämonisierung der Restbestände der Arbeiterklasse, nun Prolls genannt, trieb man immer mehr Menschen aus diesem Lager. Das Repertoire dieser Dämonisierung ist auch dem deutschen Leser bekannt. Der Proll säuft nur, ist faul und dumm; er sitzt viel auf seinem Sofa herum, gibt sein Geld für Zigaretten und Flachbildschirme aus, geht auch hin und wieder arbeiten, dann meist im Niedriglohnsektor, macht minderwertige Arbeit. Der deutsche Proll heißt Hartz IV-Empfänger. Ihm wirft man aber nicht so sehr vor, dass er rassistisch sei, so wie seinem britischen Kollegen - das liegt vermutlich daran, weil dieser Vorwurf von einer Elite käme, die selbst ordentlich rassistisch ist, ihren Rassismus aber gepflegt hinter Begriffen wie Religionskritik versteckt.
Das heutige Großbritannien ist laut Jones ein Klassenstaat, in denen es von offizieller Seite allerdings keine Klassen gibt - Klassenkampf sei ein Begriff aus längst vergangenen Tagen, gleichsam es die Klassenpolitik der Reichen ist, die sich seit drei Jahrzehnten ins Gefecht gegen die Armen wirft. "Die Klassenleugnung ist politisch sinnvoll", schreibt Jones. "So lässt sich leicht davon ablenken, dass gigantische Summen auf die Konten der Reichen verschoben werden, während die Durchschnittslöhne stagnieren. Da Thatcherismus und New Labour den Begriff der "Klasse" aus dem politischen Wortschatz verbannt haben, bleibt die grob ungerechte Verteilung von Macht und Wohlstand im heutigen Großbritannien weitgehend unbemerkt."
Schon bevor der Thatcherismus das Licht der Welt ins Trübe setzte, wurden Tendenzen zur Leugnung des Klassenkampfes beobachtet. So schrieb Herbert Marcuse 1964 in "Der eindimensionale Mensch", dass "die sogenannte Ausgleichung der Klassenunterschiede [...] ideologische Funktion" hätte. Marcuse weiter: "Wenn der Arbeiter und sein Chef sich am selben Fernsehprogramm vergnügen und dieselben Erholungsorte besuchen, wenn die Stenotypistin ebenso attraktiv hergerichtet ist wie die Tochter ihres Arbeitgebers, wenn der Neger einen Cadillac besitzt, wenn sie alle dieselbe Zeitung lesen, dann deutet diese Angleichung nicht auf das Verschwinden der Klassen hin, sondern auf das Ausmaß, in dem die unterworfene Bevölkerung an den Bedürfnissen und Befriedigungen teil hat, die der Erhaltung des Bestehenden dienen." Die Verwerfung des Klassengedankens erhält also das Bestehende, schreibt Marcuse. Thatcher hat ihn vermutlich nie gelesen, verstanden hatte sie trotzdem, dass jene Machtverhältnisse, die sie durch vermeintlich zu starke Gewerkschaften in Gefahr sah, nur zu retten seien, wenn man die Klassen theoretisch auflöst oder besser gesagt: sie umdefiniert. Marcuse mag diese Erhaltung des Bestehenden mit einem gewissen materiellen Wohlstand für all jene, die in diese Angleichung geworfen werden, ausgestattet gesehen haben - Thatchers Angleichung bedeutete jedoch persönliche und gesellschaftliche Pauperisierung.
Die nicht näher definierte Mittelschicht ist der Diktator des Neoliberalismus. Nicht näher definiert ist sie, weil zur Mittelschicht auch diejenigen gehören sollen, die eigentlich zur Oberschicht gehören. Auch letzteren Begriff gibt es nicht offiziell, die Oberschicht geht in der Mitte auf. So kaschiert sie ihre Bereicherung. Mittelschicht ist das Heilsversprechen, sie wird glorifiziert. Wobei man fragen muss, wer jene Arbeit macht, bei der man sich die Hände beschmutzt, wenn doch alle in der Mittelschicht gesellschaftlich heimisch sein wollen. Der Diktator des Neoliberalismus ist sie, weil man in ihrem Namen Sozialleistungen kürzt und Lebensentwürfe ächtet, die nicht ökonomisch angepasst erscheinen. Aus der Solidargemeinschaft wurde eine Schicksalsgemeinschaft gegen das Schmarotzertum konstruiert, die mit dem inbrünstigen Eifer eines Savonarola Transferbezieher zu Ballast erklärt. Mit rhetorischer Perfidie und politischem Mandat grenzt sich diese Mittelschicht von denen ab, die nicht zu ihr gehören sollen. Das ist kurios, weil sich beinahe alle zur Mittelschicht zählen und weil viele Mittelschicht und Arbeiterklasse gleichsetzen.
Owen Jones' tranchiert die britische Gesellschaft mit einem ätzend scharfen Skalpell. Als deutscher Leser könnte man fast durchatmen. Denn viel von dem, was er schreibt, kommt einem zwar bekannt vor, aber so radikal wie auf der Insel, haben sich die neoliberalen Therapien mit dem Schierlingsbecher hierzulande noch nicht durchgesetzt. Wenn man bedenkt, dass die britischen Zustände seit 1979 ihr Unwesen treiben und dass der sozialdemokratische Kurswechsel diese neoliberale Radikalität erst zwanzig Jahre später in Deutschland verankerte, dann kann man sich, gemessen an dieser Zeitspanne zwischen Thatcher und Schröder, durchaus davor fürchten, dass diese Entwicklungen hier mit einiger Verzögerung eintreffen. Insofern liefert Jones nicht nur eine Studie der britischen Gesellschaft, sondern einen Ausblick auf das, was der deutschen Gesellschaft noch blüht.
Das zu verhindern gelingt nur, wenn man das Klassenbewusstsein der Prolls anfacht, wenn man den Klassenkampf aufnimmt, der seit Jahren von den Reichen gegen die Armen geführt wird. Ein Klassenkampf, der den Reichtum zwingt, etwas gegen die Armut zu tun, nicht aber gegen ihre Opfer und Leidtragende. Prolls aller Länder vereinigt Euch! Der Klassenkampf ist nicht als Kriegserklärung zu verstehen; Mitglied einer Arbeiterklasse zu sein, ist nichts wofür man sich schämen müsste. Klassenkampf bedeutet, seine Interessen zu erkennen, zu vertreten und mit Nachdruck durchzusetzen. Eine Gesellschaft, die Interessensausgleich auf ihre Fahnen geschrieben hat, braucht keine Mittelschicht, in der alle, "Arbeiter und sein Chef" (Marcuse), suggeriert bekommen, sie hätten dieselben Absichten und Ziele - sie braucht klassenkämpferisches Engagement, um Kompromisse so ausfallen zu lassen, dass beide Seiten etwas davon haben. Jones' Buch geht so weit nicht, den Klassenkampf wörtlich zu empfehlen. Aber man spürt, dass es das sollte.
"Prolls: Die Dämonisierung der Arbeiterklasse" von Owen Jones erschien im VAT Verlag André Thiele.
27 Kommentare:
»...Denn viel von dem, was er schreibt, kommt einem zwar bekannt vor, aber so radikal wie auf der Insel, haben sich die neoliberalen Therapien mit dem Schierlingsbecher hierzulande noch nicht durchgesetzt...«
Sicher? Hier wird vieles noch in Konjunktiv gehalten was schon tägliche Realität ist, oder es wird gleich gerichtlich aus der Welt geklagt. Gesagt und berichtet wird noch nicht, aber getan wird schon fleißig.
Eine gute Kurzdarstellung des wohl traurigsten Kapitels des wohl traurigsten Kapitels in der jüngsten Geschichte.
Da mit dem Deutschtum die Gründlichkeit verwachsen ist, befürchte ich, hier kommt es schlimmer als in Großbritannien.
Hartmut
@roberto, Chapeau!
Das ist gut, mehr noch, selten habe ich so klar und deutlich über das Problem unserer Gewerkschaften gelesen, wie von Dir vorgetragen. Deine Rezension gehört in die Metallzeitung und auf die Webpage der IG-Metall. Ich wünsche weiteste Verbreitung.
Jedenfalls habe ich meine örtliche Gewerkschaft schon auf Deinen gelungenen Beitrag aufmerksam gemacht, ich hoffe darauf, daß das Folgen zeitigt.
Begeistert und
mit freundlichem Gruß
carlo
Ihre Aussage des Aufsatzes ist, das es bitte bei der Arbeiterklasse bleiben soll. Aber es hat immer Entwicklung gegeben in der Geschichte! Warum das ausschließen?
Oder einen Hinweis auf andere Entwicklungsmöglichkeiten für die Arbeiterklasse?
"[...]Ihm wirft man aber nicht so sehr vor, dass er rassistisch sei, so wie seinem britischen Kollegen - das liegt vermutlich daran, weil dieser Vorwurf von einer Elite käme, die selbst ordentlich rassistisch ist, ihren Rassismus aber gepflegt hinter Begriffen wie Religionskritik versteckt[...]"
Nein?
Der dt "Proll" - auch Arbeitsloser genannt, nicht allein "Hartzie" - wurde doch immer wieder in die rechtsextreme Ecke gedrängt, und es ist einzig der Linkspartei - die auch immer wieder einmal in die rechtsextreme Ecke gedrängt werden sollte, und sich aber erfolgreich dagegen wehren konnte, ebenso wie gegen die Gleichsetzung von Kommunisten und Nazis - zu verdanken, dass diese neoliberale Strategie nicht aufging.
Übrigens, es mag schon stimmen, dass unsere selbsternannten "Eliten" sich die "Religionskritik" rassistisch auf die Fahnen heften, aber man darf nicht den Fehler begehen diese und echte Religionskritik, die sich eben nicht allein auf hanebüchene Vorstellungen von Muslimen, sondern auch von Mitchristen, anderen Religionen und so manchem "Religionskritiker" der oben erwähnten Sorte stürzt gleichzusetzen.
Die derzeitige Diskussion übrigens um den unseligen Mohammed-Film zeigt gerade welche Parteien mit einem "C" gerne ihr christliches Süppchen der Verschärfung des § 166 StGB kochen würden - die CSU natürlich mal wieder.
Mehr dazu hier:
"[...]n-tv.de - CSU fordert härteres Strafrecht für Religionsbeschimpfung[...]"
Quelle und kompletter Text:
http://hpd.de/node/14011
...wie bereits erwähnt, der CSU geht es nicht um den Schutz der muslimischen Mitbürger, oder gar den Kampf gegen US-Egangelikale, sondern einzig darum - via Großinquisitor Benedikt XVI - zurück ins Mittelalter zu gehen.....
...Inquisition gegen Religionskritiker eben....die man mit Rechtsextremen der Sorte, die du meinst Roberto, gleichsetzen will....
Eine Aufklärung 2.0 ist eben dringend notwendig, auch hier, aber lassen wir das Thema....
...dir ging es ja um "Prolls"...
...übrigens, auch der dt. Sprachschatz zeigt eine Verächtlichmachung der "Prolls", die über den Teich zu uns geschwappt sein dürfte...
Wer hat nicht schon einmal das Wort vom "Proleten", und "proletest" du schon wieder gehört?
Ich sag dann meistens - ironisch - mir liegt eben das "rumbonzen" nicht.....
Amüsierter Gruß
Bernie
PS: Kleine Korrektur: Ich glaub einmal, dass auch andere gesellschaftliche Kräfte die Gleichsetzung von Arbeitslosen = Rechtsextremen verhindert haben, nicht allein die Linkspartei, aber die jahrelangen Versuche Rot = Braun zu setzen sitzen halt immer noch tief.....
Noch was, auch mir ist schon aufgefallen, dass sich auch bei Religionskritikern nicht allein so mancher Rassist tummelt, sondern auch Menschen, die ihre Religion gerne aufgeklärt sehen würden, aber dann kommt gleich die kapitalistische Religion namens Neoliberalismus ins Spiel, die von dieser Sorte "Religionskritiker" gleich auf den Schild gehoben wird, was ihre "Religionskritik" natürlich gleich ad absurdum setzt, da die nur eine nichtweltliche Religion durch eine weltliche Religion (oder Ideologie) ersetzen - auch die sind für mich keine echten Religionskritiker, z.B. der ägyptischstämmige Autor Hamed Abdel-Samad, der den Untergang der islamischen Welt vorausgeahnt hat, und diese gerne durch eine alternativlose neoliberale Welt ersetzen würde, um nur einen Ex-Muslim zu nennen, der seinen Glauben durch einen anderen ersetzt - eben den an den Propheten durch den an den (neoliberalen) Markt....keine echten Religionskritiker in meinen Augen.....
Gruß
Bernie
@Turem
"Arbeiterklasse" ist wohl ein altmodischer Begriff, und ich denke einmal, dass diese Begrifflichkeit es besser trifft "Arbeitnehmerklasse".
Wieso sollte die aussterben - oder sich weiterentwickeln? Gibt es schon Roboter, die ALLE menschlichen Tätigkeiten übernehmen? Sind wir schon soweit?
Oder noch nicht, und müssen uns immer noch auf die gute alte Arbeitnehmerschaft verlassen, die eben für ihre Arbeitgeber alle Tätigkeiten erledigt?
Owen Jones konkretisiert in seinem Buch, was "Arbeiterklasse" heute meint - es sind die, die die Jobs machen, die die Mittelschicht nicht gerne für sich in Anspruch nimmt. Kleine Angestellte, Kassiererinnen, Niedriglöhner aller Art, Arbeitslose etc.
Kleine Angestellte, Kassiererinnen... Das fällt ja zunehmend weg.
Kassen werden bald ganz automatisiert sein, Bauarbeit zunehmend, Bergbau fällt weg...
Nur ein paar Beispiele des Wandels.
Einfache Arbeiten werden zunehmend maschinisiert.
Also andere/neue Arbeit für die Arbeiterklasse als vorher. Wahrscheinlich zunehmend anspruchsvoller.
@16:03: "Arbeitnehmerklasse" wäre schon die institutionalisierte Akzeptanz des hanebüchenen Neusprech, wonach die, die Arbeit(skraft oder -sleistung) geben(!) ganz selbstverständlich und mit sprachlich eher negativer Konnotierung als -NEHMER bezeichnet werden.
Während auf der anderen Seite gerade die, die sich die Arbeit(sprodukte) anderer systematisch einverleiben mit dem positiv besetzten -GEBER bezeichet werden!
Denn Geben ist ja bekanntermaßen seliger denn Nehmen...!
Da ist "Arbeiter(klasse)" schon wesentlich ehrlicher und treffender!
@Dennis82
Dachte mir schon, dass so etwas kommt, und stimme zu, es müßte eigentlich Arbeitgeberklasse statt Arbeitnehmerklasse heißen, denn alle, die abhängig beschäftigt sind geben ihre Arbeit, und die Chefs, und sonstige Bonzen, nehmen diese - Ergo sind die die wahren Arbeitnehmer.
Amüsierte
Grüße
Bernie
@Turem
Leben wir im selben Land?
Mir ist in meiner Umgebung nicht ein Beispiel von den dir aufgezählen aufgefallen.
Übrigens, die Vollautomatisierung ist auch so ein Märchen aus der Ära Kohl.
Du weißt schon, der Kanzler, der vor dem Genossen der Bosse, und Russen-Mafia-Amigo Gerhard Schröder, regiert hat.
...Vollautomatisierung - Da sei HartzIV - und Niedriglohn vor...is viel billiger als so ein Industrieroboter...
Gar nicht amüsierte
Grüße
Bernie
>> "Die Klassenleugnung ist politisch sinnvoll", schreibt Jones. "So lässt sich leicht davon ablenken, dass gigantische Summen auf die Konten der Reichen verschoben werden<<
Darum heißt der Klassenkampf hier ja auch "Neiddebatte".
Gruß - - -
Rainer.
Ein hervorragendes Buch, das einen Aspekt beleuchtet, der bislang eher zu kurz gekommen ist. Ich habe die deutsche Version nicht gelesen und weiß nicht, wie das da abgehandelt wird, aber mich hat vor allem Jones' Schilderung beeindruckt, wie unterschiedlich die UK-Medien mit dem Entführungsfall Madeleine McCann und dem fast zeitgleich passierten Fall eines Mädchens aus sozial schwachem Milieu umgegangen sind (http://www.guardian.co.uk/books/interactive/2011/sep/01/extract-chavs-owen-jones) - man kann das nur Sozialrassismus nennen...
Außerdem hat Jones einen lesenswerten Blog: (http://owenjones.org/)
und schreibt eine Kolumne im 'Independent':
(http://www.independent.co.uk/biography/owen-jones)
Eine Kernthese ist ja hier immer wieder, dass der Staat dafür da sein muss, dem Menschen Würde zu geben.
Der Stolz sollte natürlich nur die davon Gebrauch machen lassen müssen, die sich nicht selbst helfen können.
Ansonsten finde ich diesen Gedanken der Fremdabhängigkeit überaus unfreiheitlich.
Ich habe leider dieses Buch nicht gelesen aber mir scheint es geht auch um das Thema Klassenbewusstsein, eine Vorstufe zum Klassenkampf. Da sieht es leider in Deutschland ziemlich düster aus, 30 Jahre Neoliberalismus haben ihre Spuren in der Gesellschaft hinterlassen. Deutschland ist eine gespaltene Gesellschaft, deren einzelne Gruppen wie z.B. Arm-Reich, Beschäftigt -Arbeitslos, Kapital-Arbeit von der herrschenden Klasse gnadenlos gegeneinander ausgespielt werden.
Die linke Bewegung , falls es sie überhaupt noch gibt, denkt in Begriffen des Gegners, wenn sie Unwörter wie „Arbeitnehmer“ und „Arbeitgeber“ in den Mund nimmt. Es ist wie in einer Camera obscura, die Begriffe werden auf den Kopf gestellt.
Wenn ich diese Begriffe des Gegners verwende, habe ich von vornherein keine Chance. Ein Anfang wäre doch, statt Arbeitgeber, Kapitalist oder Firmeninhaber zu sagen oder statt Arbeitnehmer , Männer und Frauen in Lohnarbeit.
Wenn bei der Masse nicht einmal ein minimales kritisches Sprachbewusstsein vorhanden ist, dann ist der Weg zum Sozialismus chancenlos, weil der Herdentrieb, die Anpassung an die normative Kraft des Faktischen einfach stärker ist.
Das Hauptproblem scheint mir zu sein, dass viele "Arme" (was in Deutschland wohl eher geistige Armut bedeutet) keinen Plan von Geld haben. "Habe ich 1 Euro, gebe ich 1 Euro aus. Habe ich 10.000, gebe ich 10.000 aus."
Als Schüler habe ich 9 Jahre Zeitung ausgetragen und immer einen Teil zurückgelegt. Meine Eltern waren hoch verschuldet, und wir waren nie im Urlaub. Durch diesen simplen Trick, niemals mehr als 90 Pfennig von einer D-Mark auszugeben, konnte ich mir mit 31 Jahren ein schönes Haus kaufen und werde es mit 41 abbezahlt haben. Für mein neugeborenes Kind lege ich jetzt einen Sparplan starten (finanziert duch 2/3 des Kindergeldes). Wenn mein Sohn 18 Jahre ist, wird er bereits ein stattliches finanzielles Polster haben. Mein Sohn gehört also zum "Club der glücklichen Spermien" (O-Ton Sarah Wagenknecht), weil seine Eltern nüchtern über Geld nachdenken und sich weiterbilden, anstatt die eigene Unfähigkeit anderen in die Schuhe zu schieben.
Das ist die übliche Schelte an den Prolls - können nicht mit Geld umgehen blabla. Erfreu Dich an Deinem Schuppen, aber verschone die Welt mit diesem Quatsch. Der Arme hat nicht die Wahl, nur seinen Hungerlohn zu verbrauchen, wenn er leben will...
@Thom: Das Hauptproblem scheint mir zu sein, dass viele "Reiche" (was in Deutschland wohl eher Armut an sozialer Kompetenz bedeutet) keinen Plan von Gerechtigkeit haben.
Roberto hat ansonsten schon die passenden Worte zu diesem arroganten Trollposting gesagt.
Natürlich war das Gethome Trollerei. Der übliche Senf, den sich Würstchen an die Pelle schmieren, um sich schmackhaft zu machen. Kurzum, Thom argumentiert so, wie Jones es in seinem Buch beschreibt. Durch seine Schreibe wird Jones' Beobachtung verifiziert.
Das ist alles schön und gut, es ist klar zu Papier gebracht. Nun stellt sich die Frage, wieviel kämpferisch der Kampf gegen die reiche Klasse wohl aussehen kann und muss, denn durch Rhetorik, friedliche Demonstrationen, erst recht nicht durch eine vermeintlich demokratische Wahl eines "Volksvertreters", lassen sich die hohen Herren von ihrer Unterdrückung gegen das Proletariat/Präkariat abbringen. Vermutlich wird dies nur durch ein breites, von der Masse des Volkes ausgeübtes, Gewaltmonopol geschehen können. Dafür bedarf es noch mehr Schmerz und Reife, Organisation obendrein.
Auch, wenn nach 5 Tagen dieser Artikel, bzw. dieser Kommentar kaum noch gelesen wird, möchte ich noch eine besondere Empfehlung für das Buch "Prolls" von Owen Jones nachreichen. - Ganz prima geschrieben !
Die Frage ist doch eher wie soll man das, was für die Arbeiterklasse an wichtigen, zeigemässen und wieterführenden Erkenntnissen gibt so wieter zu geben, dass sich wirklich eine größere Menge der Arbeiter sich damit auch befasst und auseinander setzt. Denn das was hier passiert sit doch eher akademisch zu nennen, oder?
Sehr erhellend finde ich. Marcuse, überhaupt manche aus dieser Zeit haben äußert zutreffende Zusammenhänge formuliert, die man an den heutigen Hochschulen nur mehr selten zu hören bekommt. Nicht weil sie nicht aktuell wären, sie sind zu aktuell, sie sind zu nahe ran gerückt an das denkende Auge und in es prägend eingeflossen. Man sieht durch sie, aber sie selbst nicht.
Die Gewerkschaften, sie kommen mir ein bisschen zu gut davon. Im Grunde fehlt bis heute jede Selbstanalyse bei diesen. Im Großen und Ganzen waren es die anderen, die etwas zerstört haben, sei es die Solidarität oder seien es die Prduktionsverlagerungen und die Zersplitterung der Lohnabhängigen. Dies mag alles zutreffen, aber dies ist nur eine Seite der Medaille. Die Gewerkschaften haben ein nie durchgearbeitetes Problem mit Partizipation, die eine Stimmabgabe transzendieren würde. Die Mitglieder- oder Vertretenenferne der Gewerkschafter ersieht man auch daran, wie leicht sie vom neoliberalen Mentalitätsprogramm durchspült worden sind. Die Bindungen zwischen den angeblich Vetretenen und den Gewerkschaften können nicht anders als äußerst lose bezeichnet werden, ansonsten wäre eine zähere solidarische Gegenarbeit möglich gewesen. Nein, es gab kaum etwas zu kappen. Im Grunde schlitterte man in eine Miniherrschaft über die angeblich Vertretenen. Das Element der aktiven Teilhabe an der gewerkschaftlichen Organisation und ihren Ideen verblasste zu früh, lieber verwandelte man sich in ein Unternehmen innerhalb der Arbeiterschaft, welches Barrieren um sich zu bauen begann, Wissen zu privatisieren begann, den angeblich Vertretenen als Almosenspender antgegentrat. Die Abkapselung von den angeblich Vetretenen zeitigte ihre Früchte. Heute, nun heute weiß kein Mensch mehr, was sie für eine Funktion haben sollen, außer ein paar Eingefleischten, die oft nur von den verbliebenen Geldtrögen nicht ablassen wollen. Betriebsräte haben ihre Rolle als Agenten des Managements zur Genüge internalisiert und arbeiten allen voran der Stabilität der Leitungen zu. Wer wollte sich schon einem Betriebsrat anvertrauen, ohne zu wissen, dass am nächsten Tag die Leitung bestens informiert sein würde. Derart sind sie verkommen und verbleiben als ausgetretene Pfade einer Geschichte der Instituionalisierung der gewerkschaftlichen Idee, die heute jedem dahergelaufenen unternehmerischen Selbst oder Selbstbeleuchter nur noch als Karriereweg dienen, die die schwach gewordenen Schatten vergangener Gegenarbeit verderblich verscherbeln.
Ich möchte dringend die Lektüre des neuen Buchs von Slavoj Zizek empfehlen:
"Der linke Kampf um das 21. Jahrhunderts. Die bösen Geister des himmlischen Bereichs."
Eine helle Erklärung des Dilemmas der neuzeitlichen Linken. Zizek spannt einen sehr weiten Fächer von den Griechen über Guevara, Stalin, Mao, Korea, Castro, Chruschtschow und Kennedy, Hitler, Schönberg und Wagner bis zum Historikerstreit und Nolte (dem er als extremer Linker auch noch recht gibt!).
Er nimmt sich die Revolutionäre der jüngeren Geschichte (nicht nur die Der Linken, aber vor allem die) vor und erklärt ihr Scheitern in der Transformation (Maos System zum Turbokapitalismus, Stalins Staat zum zynischen Terrorregime) als ein Nicht-zu-Ende-Führen einer Revolutionsbewegung, da nicht radikal mit allem Bestehenden gebrochen wurde. Grundthema ist ein Zitat Becketts: Scheitern wir noch einmal. Scheitern wir besser.
Es ist soweit!! Man schwenkt um!
Eine Arbeiterschicht ist wieder gefragt!! Ein denkwürdiger Tag!
Europa plant dritte industrielle Revolution - Die EU-Kommission denkt in der Wirtschaftskrise um. Sie will Europa wieder zu einem Kontinent der Industrie machen und das Übergewicht der Dienstleistungsbranche zurückdrängen. Mehr Ausbildung und mehr Investitionen in Fabriken sollen die Wende für neue, bessere Jobs bringen.
www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/eu-kommission-will-dritte-industrielle-revolution-a-859794.html
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