Es hat sich ausgeschädelt!
Dienstag, 4. Oktober 2011
Die namibische Delegation kommt heute zurück aus Deutschland und hat einige Schädel und, viel wichtiger!, gute Nachrichten im Gepäck. Die Weißen, wissen sie zu berichten, brauchen die Kopfknochen unserer Vorfahren nicht mehr. Sie haben aufgehört, Herero- oder Nama-Gebeine zu vermessen, abzuzirkeln, auszuloten. Kein Interesse mehr! Die weiße Wissenschaft hat nämlich vor geraumer Zeit herausgefunden, dass der schwarze Mensch sich körperlich nicht vom weißen Gott unterscheidet. Jetzt, da man das weiß, sind Schädel unoriginell geworden, weswegen man sie wieder ins Herkunftland mitnehmen konnte.
Unsere Knochen sind sicher, wird die Delegation sehr zur Freude der Namibianer bekanntmachen. Unsere Ahnenknochen und unsere eigenen Knochen! Der Weiße hat erkannt, dass das, was eigentlich vermessen, geeicht und erörtert werden sollte, nicht stofflich ist - keine verhärteten Zellen, kein weiches Gewebe. Der Schwarze unterscheidet sich innerlich nicht und äußerlich nur farblich. Und dennoch ist er anders. Nicht am Gehirn ist er es, denn das ist bei ihm auch blut- und leberfarbig, sieht auch bei ihm aus wie ein Bündel ineinandergewickelter Schlangen. Nicht am Gehirn unterscheidet er sich, im Gehirn ist er anders. Dort, wo man nicht messen kann, wo das Stoffliche als elektronischer Impuls geschieht. Und diese Impulse, die man nicht zwischen die Schenkel eines Meßschiebers zwängen kann, die keine Gestalt in Zehntelmillimeter annehmen können, die machen den Unterschied zwischen Namibia und weißer Welt aus.
Das sind so Impulse, die der Weiße im Schwarzen festgestellt hat - auch ohne Meßbarkeiten. Faulheit, fehlende Sozialisierung, kein Gemeinsinn, anarchische Strukturierung, keine Organisationsgabe, Boshaftigkeit, fortwährende Geilheit. Der weiße Mensch hat Fortschritte gemacht, wird die Delegation in Windhoek verkündigen, er hat uns als Menschentyp unter Menschen klassifiziert - der Halbaffe ist Geschichte, keiner verunglimpft uns mehr als Mittelwesen zwischen Mensch und Tier. Der Schwarze als Mensch! Aber ein intellektuell etwas rückständiger Mensch, was leider nicht nachzuweisen ist mit Maßeinheiten, was aber für den Weißen irgendwie auf der Hand liegt, wenn er auf diesen Kontinent blickt, auf den er für Ordnung sorgen möchte - die der schwarze Mensch aber nicht zulassen will. Er schickt Konzerne, die Ressourcen verwerten, stellt Zeit- und Schichtpläne auf, wandelt die wenigen noch verbliebenen traditionellen sozio-ökonomischen Strukturen zugunsten des Gemeinwohls um - und der Mensch in schwarz lernt nichts daraus. Das ist kein Problem des Schädelumfangs, haben die weißen Wissenschaftler irgendwann erkannt - und die öffentliche Ansicht der Weißen hat dann das Fazit gezogen, wenn es nicht der Schädelumfang ist, dann muß es der Umfang der Denkbegabung sein, der vollumfänglich eingeschränkt ist.
Damals haben sie den Negern die Schädel abgetrennt, weil sie sie verstehen, lesen wollten. Das taten sie eigentlich nur, weil sie deren Wohl im Auge hatten. Deshalb gilt der Völkermord an den Herero auch nur als Völkermord zweiter Klasse - war ja nicht böse gemeint, diese Neger wollten einfach nicht am Teutonenwesen genesen. Wenn sie sie begreifen, meinten die Weißen, dann könnten sie sie auch fachgerechter anleiten. Man muß Tiere erst sezieren, damit man sie gefügig machen kann. Jetzt nehmen sie den Schwarzen an die Hand, wie sie ihre eigenen verzogenen Rotznasen an der Hand packen - mit unmündigen Menschenwesen macht man das so. Das ist der Fortschritt, den die Weißen den Schwarzen haben angedeihen lassen. Man weiß, dass alle gleich sind und zeigt, dass sie es nicht sind. Aber das kann der Schwarze ertragen, solange man ihm nicht seine Knochen aus dem Leib reißt, um erneut zu beweisen, dass er eigentlich eine ganz andere Rasse ist, eine, die mit der schönen Seite dieser Welt nichts zu tun haben kann, zu tun haben soll.
Aus diesem Grunde können heute, mehr als hundert Jahre nach Erbeutung, die Schädel der Herero und Nama zurückgeschickt werden. Sie haben ausgedient, sie waren nutzlos, haben nicht bewiesen, was hätte bewiesen werden sollen. Obgleich: haben sie indirekt doch! Sie haben gezeigt, dass Weiß und Schwarz nur biochemisch verschieden sind, nicht biologisch. Denn seien wir doch ehrlich, wir weißen Herren dieser Welt: dass wir und die nicht auf einem Level der Evolution standen, das wussten wir schon immer irgendwie, als undefinierbares Bauchgefühl. Der Beweis hierzu ist nur verschoben, bis der heutige Hokuspokus der Gehirnforschung, den man betreibt, mal zu einer mathematisch genauen Wissenschaft geworden ist. Dann aber, dann beweisen wir es - und dann hat auch die moderne Afrikapolitik der Industrienationen Legitimität.
Unsere Knochen sind sicher, wird die Delegation sehr zur Freude der Namibianer bekanntmachen. Unsere Ahnenknochen und unsere eigenen Knochen! Der Weiße hat erkannt, dass das, was eigentlich vermessen, geeicht und erörtert werden sollte, nicht stofflich ist - keine verhärteten Zellen, kein weiches Gewebe. Der Schwarze unterscheidet sich innerlich nicht und äußerlich nur farblich. Und dennoch ist er anders. Nicht am Gehirn ist er es, denn das ist bei ihm auch blut- und leberfarbig, sieht auch bei ihm aus wie ein Bündel ineinandergewickelter Schlangen. Nicht am Gehirn unterscheidet er sich, im Gehirn ist er anders. Dort, wo man nicht messen kann, wo das Stoffliche als elektronischer Impuls geschieht. Und diese Impulse, die man nicht zwischen die Schenkel eines Meßschiebers zwängen kann, die keine Gestalt in Zehntelmillimeter annehmen können, die machen den Unterschied zwischen Namibia und weißer Welt aus.
Das sind so Impulse, die der Weiße im Schwarzen festgestellt hat - auch ohne Meßbarkeiten. Faulheit, fehlende Sozialisierung, kein Gemeinsinn, anarchische Strukturierung, keine Organisationsgabe, Boshaftigkeit, fortwährende Geilheit. Der weiße Mensch hat Fortschritte gemacht, wird die Delegation in Windhoek verkündigen, er hat uns als Menschentyp unter Menschen klassifiziert - der Halbaffe ist Geschichte, keiner verunglimpft uns mehr als Mittelwesen zwischen Mensch und Tier. Der Schwarze als Mensch! Aber ein intellektuell etwas rückständiger Mensch, was leider nicht nachzuweisen ist mit Maßeinheiten, was aber für den Weißen irgendwie auf der Hand liegt, wenn er auf diesen Kontinent blickt, auf den er für Ordnung sorgen möchte - die der schwarze Mensch aber nicht zulassen will. Er schickt Konzerne, die Ressourcen verwerten, stellt Zeit- und Schichtpläne auf, wandelt die wenigen noch verbliebenen traditionellen sozio-ökonomischen Strukturen zugunsten des Gemeinwohls um - und der Mensch in schwarz lernt nichts daraus. Das ist kein Problem des Schädelumfangs, haben die weißen Wissenschaftler irgendwann erkannt - und die öffentliche Ansicht der Weißen hat dann das Fazit gezogen, wenn es nicht der Schädelumfang ist, dann muß es der Umfang der Denkbegabung sein, der vollumfänglich eingeschränkt ist.
Damals haben sie den Negern die Schädel abgetrennt, weil sie sie verstehen, lesen wollten. Das taten sie eigentlich nur, weil sie deren Wohl im Auge hatten. Deshalb gilt der Völkermord an den Herero auch nur als Völkermord zweiter Klasse - war ja nicht böse gemeint, diese Neger wollten einfach nicht am Teutonenwesen genesen. Wenn sie sie begreifen, meinten die Weißen, dann könnten sie sie auch fachgerechter anleiten. Man muß Tiere erst sezieren, damit man sie gefügig machen kann. Jetzt nehmen sie den Schwarzen an die Hand, wie sie ihre eigenen verzogenen Rotznasen an der Hand packen - mit unmündigen Menschenwesen macht man das so. Das ist der Fortschritt, den die Weißen den Schwarzen haben angedeihen lassen. Man weiß, dass alle gleich sind und zeigt, dass sie es nicht sind. Aber das kann der Schwarze ertragen, solange man ihm nicht seine Knochen aus dem Leib reißt, um erneut zu beweisen, dass er eigentlich eine ganz andere Rasse ist, eine, die mit der schönen Seite dieser Welt nichts zu tun haben kann, zu tun haben soll.
Aus diesem Grunde können heute, mehr als hundert Jahre nach Erbeutung, die Schädel der Herero und Nama zurückgeschickt werden. Sie haben ausgedient, sie waren nutzlos, haben nicht bewiesen, was hätte bewiesen werden sollen. Obgleich: haben sie indirekt doch! Sie haben gezeigt, dass Weiß und Schwarz nur biochemisch verschieden sind, nicht biologisch. Denn seien wir doch ehrlich, wir weißen Herren dieser Welt: dass wir und die nicht auf einem Level der Evolution standen, das wussten wir schon immer irgendwie, als undefinierbares Bauchgefühl. Der Beweis hierzu ist nur verschoben, bis der heutige Hokuspokus der Gehirnforschung, den man betreibt, mal zu einer mathematisch genauen Wissenschaft geworden ist. Dann aber, dann beweisen wir es - und dann hat auch die moderne Afrikapolitik der Industrienationen Legitimität.
6 Kommentare:
ich dachte immer, man könnte mit der schieblehrer das wesen erfassen. mondriaan war von der mathematik als wissenschaft absolut überzeugt.
der präsident der usa ist schwarz. schon vergessen?
Lieber Roberto J. de Lapuente,
schon über den anti-europäischen Rassismus nachgedacht, den auch viele ehemalige Kolonialvölker in diversen afrikanischen Ländern haben?
War da nicht irgendwo einmal eine Meldung von einem schwarzafrikanischen Diktator der Weiße genauso von ihrem Land vertrieben hat wie einst umgekehrt in Südafrika Weiße Schwarze von ihrem Land vertrieben haben?
Rassismus und Vorurteile sind keine Einbahnstraßen, darauf wollte ich nur hinweisen.
Ansonsten stimme ich schon mit deinem Text überein, zumal auch die "Junge Welt" über den miesen Umgang der dt. Regierung mit Opfern dt. Menschheitsverbrechen berichtet hat - gestern.
Es hat den Anschein, dass man in Berlin dabei ist eine (immer wieder gegenüber der dt. und nichtdt. Öffentlichkeit geleugnete) Opferhierarchie aufzubauen, wobei eben jüdische Opfer an erster Stelle stehen, und alle anderen Opfer dt. Menschheitsverbrechen unter ferner liefen - mal so aus der Sicht Merkel/Röslers gesehen.
Haben die auch hier von den USA gelernt?
Dort sind die Verbrechen an Native Indians ja ebenso wie US-Kolonialverbrechen auch unter ferner liefen abgearbeitet worden, während man wo anders genau hinsieht - bei eigenen Verbrechen.
Gruß
Bernie
"Was ihr seid, das waren wir, Was wir sind, das werdet ihr" steht am Beinhaus in Naters zu lesen (Wer's nicht kennt: Bildersuche nach [Beinhaus Naters] ! Jetzt!)
Zu der Zeit, als die im Text genannten Schädelberge produziert wurden, hatten die beiden Weltkriege noch nicht stattgefunden. Und der Spruch aus Naters ist noch älter. Aber der ist so wahnsinnig wahr, es ist dieser eine Satz, den die namibischen Schädel ihren Empfängern bei Lieferung im Chor ins Gesicht sagten...
"schon über den anti-europäischen Rassismus nachgedacht, den auch viele ehemalige Kolonialvölker in diversen afrikanischen Ländern haben?
War da nicht irgendwo einmal eine Meldung von einem schwarzafrikanischen Diktator der Weiße genauso von ihrem Land vertrieben hat wie einst umgekehrt in Südafrika Weiße Schwarze von ihrem Land vertrieben haben?
Rassismus und Vorurteile sind keine Einbahnstraßen, darauf wollte ich nur hinweisen."
Lieber Bernie,
für mich gibt es im Verständnis von Rassismus in diesem Punkt einen Widerspruch. Rassismus ist ein System, dass aufgrund von Äußerlichkeiten und verschiedenen Lebensbereichen von Völkern eine Hierarchie zwischen diesen Völkern aufgestellt hat, in der die Weißen, sprich die Europäer ganz oben stehen. Diese Hierarchie wurde von Europäern vorangetrieben und versucht zu rechtfertigen und führte zur Ausbeutung anderer Völker durch Europa, sowie zu abscheulichen Verbrechen gegenüber "Untermenschen". Das ist das System des Rassismus. Ich halte es für falsch, andersrum geschehende Diskriminierung ebenfalls unter das Label Rassismus zu setzen. Natürlich ist das ebenso Diskriminierung und zu verabscheuen, doch sind die Hintergründe zu beachten. Z.B. dass ein mancher Dikatator sich selbst dadurch legitimieren wollte, dass er den Einfluss von Weißen und Europäern nach Ende des offizielen Kolonialismus eliminiert. Daran ist in meinen Augen erstmal nichts falsch, denn es war der Einfluss des Westens, der enorme Potenziale in den Kolonien zerstört hat. Ein umgekehrter Weg der Diskriminierung kann - je nach Fall - natürlich falsch sein und Menschen zuvertreiben, stößt mir immer übel auf, da es gegen die Freiheit dieser Menschen geht. Doch es stößt mir noch übeler auf, wenn die abscheuelichen Verbechen des Westens dadurch verwässert werden, dass man andere Diskriminierung unter den selben Begriff beschreibt.
Rassismus ist eine Einbahnstraße, denn bis heute ist es der weiße Westen, der in der Herrschaftsposition ist und eine eientständige Entwicklung vieler ehemaligen Kolonien - mit Blick auf den eigenen Proft - nicht zulässt. Die globalen Strukturen, die Handsstrukturen, die internationalen Finanzinstitutionen, internationale politische Institutionen sind auch heute noch zu tiefst rassistisch. Diese Strukturen müssen bekämpft werden.
Gruß
Sören
@Sören
Dein Argument in allen Ehren, aber ich bleib dabei, dass Rassismus eben keine Einbahnstraße ist, und dies obwohl ich dir in allen Punkten zustimme.
Um mal nicht immer den Punkt Weiße versus Schwarze zu strapazieren, es gibt auch unter Schwarzen und Nichtweißen Rassismus.
Was war 1994 in Ruanda? Der Völkermord der Hutus an den Tutsis, um nur ein Beispiel zu nennen.
War das kein Rassismus?
Noch ein Beispiel?
Wie sieht es aus, wenn, wie im afghanischen Film "Drachenläufer", nach dem gleichnamigen Buch von Khaled Hosseini, Paschtunen andere Afghanen als minderwertig herabstufen? Ist das kein Rassismus?
Oder die Volksrepublik China, die auf rassistischen Unterschieden zwischen Han-Chinesen, und z.B. Tibetern, besteht.
Kein Rassismus?
Ich bleib dabei Vorurteile, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und sozialer Darwinismus sind Grundstrukturen der menschlichen Natur - Einziger Vorteil bei uns Menschen: Wir können dies so, bei uns selbst z.B., erkennen, und dagegen ankämpfen.
Gruß
Bernie
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