De auditu
Montag, 17. Oktober 2011
Deutschland im Herbst. Blätter fallen - und traditionelle Herbstbegriffe. Einer davon lautet Linksterrorismus. Der ist auch jetzt wieder in aller Feder. Das ist seltsam, denn einen Rechtsterrorismus, den gibt es, von dem liest man nicht. Ein solches Wort stapft nicht durch die Gazetten, durch die Nachrichten. Der Terrorismus ist eine linke Angelegenheit. Fahndet man per Suchmaschine im Internet danach, so finden sich 112.000 Einträge linksterroristisch, aber weniger als 26.000 rechtsterroristisch. Es gibt Rechtsextreme, bloß keine Vertreter des Rechtsterrorismus.
Nun hat der Begriff des Terrorismus eine Wandlung durchgemacht. Terror war dazumal eine Herrschaft, die der Staat manchmal gegenüber seine Bürgern walten ließ, damit die furchterfüllt parieren. La Grande Terreur 1793/94, leninistisch-stalinistischer Terror, Nazi-Terror! Heute richtet sich der Terror gegen den Staat, kommt nicht mehr von ihm und seinen Vertretern - jedenfalls nicht offiziell. Demzufolge definieren sie, was Terror ist und was weniger. Terror klingt immer auch nach Strukturen, nach Plänen, nach Aufmarschplänen genauer, nach Kalkül - kurzum, danach, dass es eine organisierte Gewaltbereitschaft ist. Das traut man "den Linken" zu - "den Rechten" aber nicht, gleichwohl viele von ihnen in Parteien organisiert sind, in Burschenschaften und Vereinen. Dennoch verleiht man ihnen nicht die terminologische Organisationsbefungnis. Wenn sie einen tristen Herbsttag mit dem Verprügeln eines Türken oder Afrikaners beschließen, dann haben sie das nicht organisiert und durchdacht, dann haben sie eine Gewalttat begangen, vielleicht sogar eine Affekthandlung.
Deshalb gibt es auch Opfer linken Terrors und Opfer rechtsextremer Gewalt. Wenn Terror nach Organisation klingt, so suggeriert Gewalt Einzelfall oder Verfehlung. Das Opfer linken Terrors ist Opfer einer strukturierten, organisierten Bande - das Opfer rechtsextremer Gewalt ist bedauerlicherweise das Opfer eines chaotischen, ungeordneten Haufens. Der Linksterrorismus ist einer verworrenen Ideologie entsprungen, womit Opfer dieses Terrors auch immer Opfer ideologischen Wahns sind - der Rechtsextremismus ist nur das Resultat einiger vergaloppierter Außenseiter, die mit ihrer Zeit nichts besseres anzufangen wissen, womit das Opfer des Rechtsextremismus auch immer das Opfer der Langeweile dieser Leute ist. Extremisten mit extremer Langeweile. Keine Terroristen, Extremisten eben - ein bisschen extrem in ihrer Weltanschauung, hört man da beschwichtigend heraus. Der Begriff Terrorismus beschwichtigt hingegen gar nichts, er läßt in Feindrecht-Kategorien denken.
Diese Trennung zwischen Linken und Rechten, die Straftaten begehen, kaschiert zudem eine wesentliche Komponente. Linke Straftaten verursachen weitestgehend Sachschaden - rechte Straftaten zeitigen Personenschäden. Kurios folglich, dass linke Straftaten Linksterrorismus sind, rechte Straftaten aber lediglich Rechtsextremismus. Da könnte man psychoanalytisch hinterfragen, ob eine konsumistisch-materiell ausgerichtete Gesellschaft zwangsläufig den Sachschaden für dramatischer erachten muß, als den Schaden an einem Menschen. Vielleicht wäre das ein Erklärungsansatz...
Deshalb gibt es auch Opfer linken Terrors und Opfer rechtsextremer Gewalt. Wenn Terror nach Organisation klingt, so suggeriert Gewalt Einzelfall oder Verfehlung. Das Opfer linken Terrors ist Opfer einer strukturierten, organisierten Bande - das Opfer rechtsextremer Gewalt ist bedauerlicherweise das Opfer eines chaotischen, ungeordneten Haufens. Der Linksterrorismus ist einer verworrenen Ideologie entsprungen, womit Opfer dieses Terrors auch immer Opfer ideologischen Wahns sind - der Rechtsextremismus ist nur das Resultat einiger vergaloppierter Außenseiter, die mit ihrer Zeit nichts besseres anzufangen wissen, womit das Opfer des Rechtsextremismus auch immer das Opfer der Langeweile dieser Leute ist. Extremisten mit extremer Langeweile. Keine Terroristen, Extremisten eben - ein bisschen extrem in ihrer Weltanschauung, hört man da beschwichtigend heraus. Der Begriff Terrorismus beschwichtigt hingegen gar nichts, er läßt in Feindrecht-Kategorien denken.
Diese Trennung zwischen Linken und Rechten, die Straftaten begehen, kaschiert zudem eine wesentliche Komponente. Linke Straftaten verursachen weitestgehend Sachschaden - rechte Straftaten zeitigen Personenschäden. Kurios folglich, dass linke Straftaten Linksterrorismus sind, rechte Straftaten aber lediglich Rechtsextremismus. Da könnte man psychoanalytisch hinterfragen, ob eine konsumistisch-materiell ausgerichtete Gesellschaft zwangsläufig den Sachschaden für dramatischer erachten muß, als den Schaden an einem Menschen. Vielleicht wäre das ein Erklärungsansatz...
7 Kommentare:
Dieser Beitrag von Hagen Rether passt genau zu Deinem Thema:
http://www.youtube.com/watch?v=c-ZaFtqvuLA
Ich glaub, ich habe den Link zu Hagen Rether vergessen:
http://www.youtube.com/watch?v=c-ZaFtqvuLA
„Das traut man "den Linken" zu - "den Rechten" aber nicht, gleichwohl viele von ihnen in Parteien organisiert sind, in Burschenschaften und Vereinen. Dennoch verleiht man ihnen nicht die terminologische Organisationsbefungnis.“
Eben dies ist ja das Problem. Man „traut“ es den Linken nicht nur zu, dort gibt es auch genügend geistiges Potenzial (zu Hintergründen, Aktionen und Alternativen) in der Masse.
Dazu reicht ein Blick in die Kommentare oder Leserbriefe von Junge Welt und adsinistram, oder eben in die der Leserschaft von z.B. Junge Freiheit oder sinnfreien rechten Foren…
Diesen gewieften und intellektuellen Feind (DEN Linken) muss man mit aller medialen und politischen Kraft kaltstellen und seine Argumente verballhornen.
Ein seit langem ein brisantes Thema, das viel zu wenige Gemüter bewegt, weil das Wort, Linksterrorismus, das seit Baader-Meinhof, so gut wie nicht mehr hinterfragt wurde, leider zur Alltagsprache geworden ist.
Der guten, auch geschichtlichen Betrachtung, stimme ich voll und ganz zu.
Zum Schlußabsatz, der ein eigenständiges Thema beeinhaltet, möchte ich aus eigener Beobachtung
noch folgendes hinzufügen:
Wenn ich den Geist unserer Rechtssprechung anschaue, fällt mir auf, das in den Rechtsfolgen immer von Sachschaden, finanzieller Schaden etc. die Rede ist.
Die Folgeschäden, insbesondere die psychischen aber auch die körperlichen Dauerschäden werden selten zur Rechtssprechung hinzugezogen.
Hartmut
Nicht zu vergessen ist, dass die verstärkte mediale Präsenz der Diskussionen und Veröffentlichungen über Terror von Links, so richtig gut im timing mit den Wall Street Protesten daher kommen; so praktisch als profilaktische Rechtfertigung einer Kriminalisierung der 'occupytogether' Demonstrationen. Viele sind dann, trotz Wut im Bauch, eingeschüchtert und ängstlich und bleiben lieber zu Hause als zu protestieren.
„Alles, was die Bösen brauchen, sind die Guten, die nichts tun.“
@R@Z€
Hallo, Kaltsteller des gewieften und intellektuellen Feindes (Den Linken).Verballhorne mal schön die Kommentare oder Leserbriefe von Junge Welt oder ad sinsitram mit aller medialen und politischen Kraft. Aber vielleicht habe ich Dein Geschwurbel auch bloss mistverstanden. Für den Fall bitte ich um Entschuldigung.
Vermutlich geht es um die konkrete Bedrohung derer, die da berichten. Für den Politiker, für die Medienmarionette ist rechte Gewalt weit weg. Es trifft ja potentiell den Ausländer, der Rentner, den wenig Begüterten. Es passiert auf der Strasse, in der U-Bahn, da muss unserer Elitäre ja nicht hin gehen. Aber Gewalt gegen Sachwerte! Das teure Auto, die Villa im Grünen, das alles kombiniert mit einer Politischen Haltung gegen die Nutznieser des Systems - diese Gewalt gilt genau ihnen.
Und politisch steht man den Rechten auch näher. Immerhin haben die "bürglichen Eliten" schon mal den Steigbügelhalter gegeben. Und natürlich wird die Union auch mit einer potentiellen, neuen rechten Partei (Tea-Party, Anti-Euro, Anti-Islam - was auch immer) schöne Schnittmengen finden und mit Freude koalieren.
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