Der wichtigste Mann bei den Christsozialen

Freitag, 14. Oktober 2011

Leute beruhigt euch doch! Der Mann hat letztes Jahr vorgeschlagen, das Tragen von Burkas im Öffentlichen Dienst zu verbieten. Die Heere von Burkaträgerinnen, die öffentlich bedienstet arbeiten, waren natürlich empört. Wie Dienst tun ohne gänzlich verhüllenden Stoff? Aber wem erklärt man das - jeder von uns kennt schließlich Angestellte des ÖD in mondäner Burka! So einen Mann, der aus dem Nichts einen Verbotsvorschlag macht, der ungefähr so sinnig ist, wie das Untersagen von Lagerfeuern auf dem Grund von Baggerseen... so einen Mann kann man nicht mehr ernsthaft in die Verantwortung nehmen. So einer kann auch mal behaupten, es sei "alles rechtsstaatlich korrekt abgelaufen" - das schadet seinem Ansehen nicht. Er hat ja keines mehr - man nimmt ihn doch schon seit Jahren nicht mehr für ganz voll.

Aus dem Bilderbuch

Versammlungen und Demonstrationen hält er für eine höchst subversive Veranstaltung. Das bayerische Versammlungsverbot, das man CSU-intern gerne als Versammlungsgesetz bezeichnete, wuchs auf seinem Mist. Vorratsdatenspeicherung ist sein Steckenpferd - strenge Überwachung seine Leidenschaft. Für ihn scheint die Welt ein Tummelplatz des Bösen zu sein. Daher Verbotszwang, daher Überwachungsfetisch, daher die Freude an der Zerstreuung von Grundrechten. Die Gewalt geht vom Volke aus, liest man im Grundgesetz - dieser Satz macht ihm vermutlich Angst. Ein gewalttätiges Volk? Er setzt alles daran, die Gewalt aus dem Volke zu bekommen.

Er ist einer aus dem Bilderbuch. Einer? Ja, was eigentlich? Ein Konservativer? Schon irgendwie. Aber auch wieder nicht. Er will ja nichts bewahren oder erhalten, wie es konservativ suggeriert. Im Gegenteil! Ein bornierter, dümmlich tapsender Hinterwäldler aus dem Bilderbuch? Schon eher. Wobei der Hinterwäldler direkt aus München stammt. Die urwüchsigen Landschaften, sie liegen im schwarzen Bayern nicht unbedingt im Bayernwald oder im Allgäu. Ein Karrierist ohne Geist, ein Opportunist ohne Schamgefühl - wie aus dem Bilderbuch. Einer aus der CSU, so ein typischer, uriger, Verbot! und Polizei! rufender Geck - wie aus dem Bilderbuch. Wie kann so einer auf dem Kanapee eines Ministers vor sich hindösen, fragt man sich ganz skeptisch. Aber gemach, auch so einer hat eine Funktion - vielleicht die wichtigste Funktion in einer Partei, in der es von seltsamen, intellektuell wenig schillernden Mannsbuidern und Weiberleit nur so wimmelt.

So dümmlich, dass selbst der Innenminister gut aussieht

Dieser schwarz-bayerischen Erscheinung gelingt es sogar noch, dass der amtierende Bundesminister des Unteren, des Hinteren, vornehmlich bezeichnet als: des Inneren, wie eine Ausgeburt der Vernunft glänzt. Dazu gehört was! Dazu muß man noch tiefer angesiedelt sein, als der ministeriale Tiefbauunternehmer aus Berlin, der in seiner kurzen Amts- und langen Abgeordnetenzeit durch wenig Intelligentes und viel Hirnrissiges, durch wenig Menschliches und viel Bösartiges auf sich aufmerksam machte. Das will was heißen! Das heißt für den Landesinnenminister aber auch irgendwie: der kann nichts dafür! Der ist eben so! Schuld sind die, die einen solchen Clown in Ämter hieven, die ihm gesellschaftliche Verantwortung übertragen.

Über den Innenminister des Bundes, diesem personifizierten Defizit der Demokratie, das da seit einigen Monaten sein Unwesen treibt, hat noch nie jemand etwas Gutes gesagt. Sein Parteikollege, dem er jetzt Einhalt geboten hat, hat geschafft, was unmöglich schien. Plötzlich erscheint der Bundesminister annehmbarer, sogar ein bisschen vernünftig. Nur ein bisschen! Vielleicht auch ein Grund, warum man den bayerischen Trachtiban, der meinte, der Trojaner liege im rechtsstaatlich korrekten Rahmen, so gnadenlos förderte. Neben so einen sieht jeder gleich viel besser aus. Es gibt ja Leute, neben die kann man sich stellen und man wird gleich attraktiver. Eine Masche mannstoller Weiber, sagt der Volksmund: sie geht mit der hässlichen, schlecht angezogenen Freundin auf die Jagd nach Lust und Portemonnaie - neben der sieht sie immer gleich viel besser aus und setzt den Kerlen einen visuellen Maßstab vor Augen, der eilig überzeugt. So ähnlich mag das in der CSU aussehen. Der eine Einfaltspinsel, der alle anderen Pinsel wie Füllfederhalter aussehen läßt - das dürfte die einzige Aufgabe dieses Mannes gewesen sein, der bayerischer Innenminister war und daran festhalten wird. Eine wichtige Funktion - ohne ihn wären sie alle wie er. Er macht die gescheiter ausschauen, die ohne ihn gleich auf der ersten Blick wie Trottel aussähen. Er ist der Enttrottelerer...



14 Kommentare:

stefanbecker 14. Oktober 2011 um 07:42  

Lieber Roberto de Lapuente,

das ist wieder ganz großes literarisches Kino was Sie abgleiefert haben.

potemkin 14. Oktober 2011 um 08:08  

Die CSU ist hier nur die Speerspitze. Es gibt anscheinend eine Art Masterplan, Gesetze so lange geflissendlich zu ignorieren, bis Bevölkerung und Verfassungsgericht weichgekocht sind. Irgendwann wird man dann mit den Schultern zucken und die Exekutive als den wahren Gesetzgeber hinnehmen.

klaus baum 14. Oktober 2011 um 09:43  

Ich berichtete im Juli darüber, dass ich Herrn Friedrich auf einem Fernsehbildschirm sah: Ich kam auf dem Bahnhof an, lief zum Ausgang hinauf, und oben stand eine TV-Scren, auf der Herr Friedrich verkündete - Anders Breivik hatte gerade seinen Massenmord begangen -: es gäbe in Deutschland keine Gefahr von rechts.
Jetzt, wo man brennbare Flüssigkeiten findet, ohne dass man die Tätier beweisbar ermittelt hätte, denn Bekennerschreiben im Internet kann jeder Trojaner und Nicht-Trojaner absondern, also ohne Bewise zu haben, betreibt man eine Kampagne gegen die linksextreme Gefahr.
Das Missverhältnis zwischen dem Messen mit 2 Maßen ist so groß, dass der Eindruck entsteht, Herr Friedrich hat die Flachen selbst anbringen lassen.

Anonym 14. Oktober 2011 um 10:11  

....denkt immer an das Celler Loch.....

Hartmut 14. Oktober 2011 um 10:33  

Danke - sehr schön geschrieben.

Jedesmal, wenn ich die Hetze gegen links von unseren rechts-gerichteten
"Volksvertretern" höre, tauchen bei mir immer Erinnerungsbilder an den Reichstagsbrand, Febr. 1933, auf. -
Jetzt wieder besonders bei den Anschlägen auf die Bahn.
-
Manchmal glaube ich, das politische Instrument, Treibjagd auf Sündenböcke, hört nie auf.

Mit der Empfehlung des gleichnamigen Buches von
Gordon W. Allport, 1948, im amer. und 1951 in deutsch erschienen,sag ich für heute

ade !

Hartmut

Anonym 14. Oktober 2011 um 12:29  

hier werden 2 fähige männer verunglimpft.

ad sinistram 14. Oktober 2011 um 12:30  

Ja. Ehrlich! Schlimm! Wie kann er nur, der De Lapuente...

Hannes22 14. Oktober 2011 um 13:12  

Es geht schon noch schlimmer, Hans-Peter Uhl steht, man möchte es kaum für möglich halten, noch weiter rechts als der unsägliche Innenminister.

Anonym 14. Oktober 2011 um 13:41  

2 fähige Männer?

Oh ja, zu Allem fähig (g)

Anonym 14. Oktober 2011 um 15:52  

Wenn ich Fotos der Betroffenen Politiker, wie den oben beschriebenen, sehe, stell' ich mir die immer (nein, nicht nackt, igitt) stell ich mir die immer vor, wie sie mal als Kind (er würde sagen: als Bub) waren und aussahen?
Auch schon so? Oder ist die häßliche Fratze Ergebnis späteren Denkens und Tuns? Waren die als 8-, 12-, 16-jähriger Jungspund immer die Gehänselten? Geschubbsten? Geprügelten? Welche Spielfreunde hatten die? Hatten die welche? Und welche Hobbies? War da schon immer der Drang "nach oben", an die Macht? Also immer vorlaut gewesen? Ein Besserwisser? ...über den die anderen nur lachten?
Fragen über Fragen.
Seltsamerweise werden immer nur Biografien von Brühmtheiten geschrieben, die'
s wirklich zu was gebracht haben. Ich les' gerade die über Joseph Roth.
Wieso nicht mal 'ne Bio von solch' kaputten Politik-Typen, mit Kinderfotos, Werdegang, mit Interviews von normalen Leuten, die als Kind mit ihm zu tun hatten...
Ach, das wär schön. Und würde vielleicht manches erklären.

Ein schöner Beitrag, ganz ohne einen Namen zu nennen. Danke. Ich hab auch keinen Namen genannt. Es geht auch so.

- jeeves.blogger.de

W.Buck 14. Oktober 2011 um 16:17  

"bayerischer Trachtiban"

Das muss ich mir auf meiner biochemischen Festplatte speichern.

awmrkl 14. Oktober 2011 um 20:22  

Respekt, Roberto

das war mal wieder einer der bissigen und ausdrucksstarken Kommentare, deretwegen ich Deinen Blog sehr gern mag!

Und ich stimme Deinen Einschätzungen durchaus zu, denn ich erlebe diese Art von Hinterfotzigkeit durchaus immer wieder mal im Umfeld - ich lebe ja nu mal in Bayern: im Guten wie im Schlechten (mir grausts). Womit aber nicht gesagt sein soll, dass es das nicht woanders ebenso gäbe *g*

Bitte mach weiter, vor allem so bissig und redegewandt - es ist eine Freude ;-)

Anonym 15. Oktober 2011 um 14:01  

trachtiban ist super. lach

Electric Eye 18. Oktober 2011 um 01:20  

Fähige Männer?
Aber Hallo! Alleine der Jockl Hermann:

2006: Bayerischer Verdienstorden
2007: Bayerische Verfassungsmedaille in Silber
2009: Bayerische Verfassungsmedaille in Gold
2010: Bundesverdienstkreuz am Bande

Für was eigentlich?
--Natürlich für seine Fähigkeiten!
Und welche sind das?
--Na, seine herausragenden politischen Leistungen.
Und woran erkenne ich die?
--An seinen Preisen, schau doch:

2006: Bayerischer Verdienstorden
2007: Bayerische Verfassungsmedaille in Silber
2009: Bayerische Verfassungsmedaille in Gold
2010: Bundesverdienstkreuz am Bande

Ja, aber... für was denn jetzt genau?
--Natürlich für seine Fähigkeiten!
Und welche sind das?
--Na, seine herausragenden politischen Leistungen.
Aber woran erkenne ich die denn?
--An seinen Preisen, schau doch:

2006: Bayerischer Verdienstorden
2007: Bayerische Verfassungsmedaille in Silber
2009: Bayerische Verfassungsmedaille in Gold
2010: Bundesverdienstkreuz am Bande

Wer daran zweifelt, dass das ein fähiger Mann ist, hat einfach keine Ahnung, was Burkas im öffentlichen Dienst schon alles angerichtet haben.
Herrmanns Börsentip lautet demnach sicher auch: Aktien von Burka-Herstellern kaufen!

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