Ist es nicht gemütlich?

Samstag, 30. Juli 2011

Die Tage des Lagers auf dem Ettersberg, Buchenwald genannt, waren nun passé. Mehrere Tage, manchmal Wochen, verblieben die ehemaligen Insassen noch im oder am Lager, selbst dann, wenn sie gesundheitlich noch relativ einwandfrei waren. Auch Gérard verweilte dort nach seiner Befreiung durch die Amerikaner noch einige Tage, desillusioniert und noch erfüllt von den Schrecken, der ihm widerfuhren. Tage später machte er sich mit einigen ehemaligen Mithäftlingen auf den Weg in ein nahegelegenes Dorf, um sich am dortigen Brunnen zu laben. Dort angekommen erblickte Gérard ein Haus, dessen Fenster exakt in Richtung Lager ausgerichtet waren. Er teilte eilig seinen Kollegen mit, dass er es betreten möchte. Die winken desinteressiert ab und lassen ihn ziehen. Zielstrebig klopfte er an die Türe. Nach einer Weile öffnete ihm eine alte Frau.

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Der hat nichts mit uns gemein!

Freitag, 29. Juli 2011

Selbstverständlich ist die bürgerliche Mitte hierzulande, die sich größtenteils für christlich oder christlicher Herkunft erklärt, wegen der Ereignisse in Norwegen schockiert. Behauptete doch der Terrorist, er sei bekennender Christ, womit er seinen Massenmord zu begründen trachtete. So einer ist kein Christ, hört man jedoch nun. Wenn man dessen Herkunft aus der bürgerliche Mitte schon nicht aberkennen kann, so doch wenigstens den religiösen Tand, den er in die Waagschale wirft. So einer ist kein Christ, denn wer so etwas tut, der hat etwas falsch verstanden. Dem wäre gar nichts hinzuzufügen, wenn es nicht dieselben Leute wären, die Terroristen islamischer Herkunft nachsagten, diese seien besonders gläubig, besonders koranfest. Wie sonst, wenn nicht im tiefen Glauben an Allah, hätten sie so eine Bluttat begehen können?

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Ridendo dicere verum

Donnerstag, 28. Juli 2011

"Zwischenstaatlich organisiert sind in Europa nur das Verbrechen und der Kapitalismus."
- Kurt Tucholsky, "Schnipsel" -

Traurigkeit, nicht Trauer

Mittwoch, 27. Juli 2011

Was wir dieser Tage verstärkt erleben, ist die übliche Massentrauerkultur, wie sie bereits seit Jahren modern ist. Momentan herrscht Rückblick auf Duisburg und man trauert mit Norwegen. Da sind gigantische Menschentrauben auf Straßen, weinen, gedenken, erinnern sich an Menschen, die sie nie kannten und die sie vermutlich nie kennengelernt hätten.

Trauer ist massiv ins Gedächtnis einbrechende Erinnerung an einen entschwundenen, beziehungsweise verstorbenen Menschen, der Schwall an gemeinsamen Augenblicken, die man mit ihm hatte, die einen mit ihm verbinden. Trauer ist das persönliche oder fast-persönliche Band (man kann auch um einen Künstler trauern, dessen Werk man genoss und von dem man sich einbildete, ihn deshalb gut zu kennen - obgleich: diese Trauer ist kaum die intensive Trauer naher Angehöriger) das zwischen auseinandergerissenen Menschen gespannt wurde und nun durchschnitten ist. Trauer ist deshalb nur persönlich möglich. Sie kann nur von Menschen geleistet werden, die dem Verstorbenen nahe standen, die dessen Denkweise, dessen Interessen, dessen Leidenschaften und Schwächen kannten. Um einen Menschen zu trauern, den man nicht kannte, ist daher nicht möglich. Der Tod eines Unbekannten, zumal aus der Ferne betrachtet, nicht leibhaftig beiwohnend, als der Tod anstelle des Lebens trat, kann betrüben, macht sicherlich traurig - das ist nur menschlich. Dann kann man ein Weilchen traurig sein, landet deswegen aber nicht im tiefen Tal der Trauer, aus dem man üblicherweise erst nach Monaten oder gar Jahren wieder heraussteigt.

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Und die spiritual leader?

Dienstag, 26. Juli 2011

Wäre er Moslem gewesen, so hätte der deutsche Qualitätsjournalismus von den ideologisch verbohrten Untaten des Islamisten berichtet. Man hätte sein krankes islamistisch durchspültes Gehirn durchleuchtet, hätte die Denkfehler, die es bei solchen Gestalten zuhauf gibt, freigelegt und entrüstet obduziert. Und am Ende hätte es wieder einmal geheißen, dass der Islam selbst vielleicht nicht gerade mörderisch sei, wohl aber doch ein ertragreicher Nährboden für Gewalt, für unfassbar blutige Taten und Meere von Kadavern.

Der Wahnsinn kam aber von einem Norweger. Einer, der so ist wie viele. Er galt als rassistisch, islamophob und rechtsradikal. Der deutsche Journalismus, geschlossen von B wie BILD bis Z wie Zeit, schreibt nicht vom Islamophoben, von Islamophobisten, um beim üblichen Duktus zu bleiben, schreibt auch nicht vom Rechtsradikalen. Er nennt ihn, sofern er ein wenig seriös bleibt und nicht gleich zu dessen Psychopathie mäandert, Killer oder Attentäter. Selbst das Wort Terrorist findet weniger Anklang als üblicherweise, wenn der Killer oder Attentäter einen muslimischen Hintergrund hatte. Durchleuchtet jemand ausgiebig und ehrlich das Weltbild dieses Menschenfeindes? Seziert man seine Denke? Stellt daraufhin klar, dass seine Weltsicht, dieser klumpige Brei aus Hass und Abneigung gegenüber Fremden, aus Islam-Aversion und rassistischen Affekten, nicht unbedingt mörderisch sei, sehr wohl jedoch ein ersprießlicher Acker für Unerbitterlichkeit?

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Es war gottseidank nur ein Psychopath...

Montag, 25. Juli 2011

Das Donnern der Sprengsätze war noch nicht verhallt, die Ereignisse in Utøya noch nicht bekannt, da rief schon die Gewerkschaft der Polizei alle Deutschen zur erhöhten Wachsamkeit auf. Sofern der Anschlag auf das Konto eines Islamisten gehe, wusste sie zu warnen, könnten auch deutsche Städte bald Ziel sein. Gerade jetzt bräuchten die deutschen Behörden Hilfe und Hinweise aus der Bevölkerung.

Nun war es aber kein Islamist, es war ein Norweger, ein rechtsradikaler, rassistischer und islamfeindlicher Norweger, um etwas genauer zu sein; kein Orientale, wie befürchtet, sondern ein blonder, blauäugiger Herrenmenschtypus. Und die Gewerkschaft der Polizei? Ruft sie nun die deutsche Bevölkerung dazu auf, verstärkt das Treiben rechter und radikaler und rechtsradikaler Typen zu beobachten? Wird sie nun fordern, nicht mehr Moslems beim Freitagsgebet, sondern endlich verstärkt Neonazis beim Sonntagsbesäufnis zu belästigen? Fassungslosigkeit und Trauer übermannt die GdP nun, da der Täter bekannt ist - so kulant ist sie dann schon. Die ideologische Herkunft des Täters ist aber kein Kriterium - das ist sie nur, wenn die Ideologie islamistisch ist. Und ist sie es nicht, dann handelt es sich eben um einen Verrückten, eine verirrte Seele, die nicht nur bestraft, sondern eben auch medizinisch behandelt werden muß.

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Sit venia verbo

Freitag, 22. Juli 2011

"Erst im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert, in der Entstehungsphase der modernen industriellen und kommerziellen Bourgeoisie, breitete sich der Hass gegen die Feiertage aus... Der biblische Fluch, dass, wer nicht arbeitet, auch nicht essen solle, hat sich immer nur auf die unterdrückten und ausgebeuteten Klassen ausgewirkt. Eine ganze Menge Leute, die nicht gearbeitet haben, hat zu allen Zeiten sehr gut gegessen. Dass der Mensch von Natur aus faul sei, ist die Grundauffassung einer politischen Anthropologie, von der alle Herrschaft zehrt."
- Oskar Negt, "Arbeit und menschliche Würde" -

Als Deutscher in Deutschland...

Donnerstag, 21. Juli 2011

Was ist eigentlich in diese Türken gefahren? Kann man als Deutscher in Deutschland denn gar nichts mehr sagen? Da wird man vertrieben wie ein Hund, nur weil man als Hausherr die Hausordnung las! Darf man als Deutscher in Deutschland nicht mal mehr Fremde beleidigen, ohne gleich Platzverbot erteilt zu bekommen? Wo kommen wir denn da hin, wenn man als Deutscher in Deutschland nicht mal mehr sagen darf, was man sich denkt? Das ist also die gerühmte Integration, wenn man als Deutscher, als Deutscher in Deutschland wohlgemerkt, abgestraft wird wie ein unartiges Kind!

So oder ähnlich toben sie nun durch Foren, Gästebücher und Kommentarfunktionen, die ganz besonders deutschen Deutschen in Deutschland, denen Sarrazins Rausschmiss mächtig stinkt. Denn man hat ihren Erlöser verscheucht, diesen grotesken Messias der Eckkneipen, den hat man aus Kreuzberg gejagt. Das füllt all die einschlägigen Seiten im Internet, all die rechten Tummelplätze, schwängert die Kommentarfelder unter Zeitungsartikeln und bestätigt der Kommentatoren engstirnige Gewissheit, die da lautet: Türken sind irgendwie verschlagene, hinterfotzige Primaten, mit denen kein Zusammen, kein Gemeinsam zu machen sei.

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Der Advokat des Biologismus'

Mittwoch, 20. Juli 2011

Klaus von Dohnanyi, Grandseigneur einer verlotterten Sozialdemokratie, die Thilo Sarrazin als einen ehrlichen Makler einstuft, saß kürzlich der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zum Gespräch. Die Sozialdemokratie, so muß man Dohnanyis Bekenntnissen jedenfalls entnehmen, ist nurmehr eine Gemengenlage aus Revisionismus, Rassismus und laienhafter Wahrnehmung für bestimmte wissenschaftliche Felder.

Des schiefschnäuzige Stammlers Aussage bezüglich Judengenen, so weiß Dohnanyi, sei richtig gewesen. Studien, die er natürlich nicht benennt, besagen, dass Juden durch gemeinsame Gene bestimmt werden, weil sie eng und ausgiebig untereinander heiraten, weil sie also endogam sind, wie man das etwas wissenschaftlicher ausdrücken würde. Allerhand sticht dabei ins Auge:

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Überwachung (fast) verboten

Dienstag, 19. Juli 2011

Überwachende und damit überwachte Gesellschaften sind Gesellschaften, die einen akuten Hang zur Doppelmoral bergen. Natürlich ist es untragbar, wenn ein wöchentlich erscheinende Boulevardjournaille Telefonate prominenter Gestalten abhören läßt, um so zu einer lukrativen Schlagzeile zu gelangen. Natürlich gehören solche Methoden verurteilt und deren Initiatoren gleich mit. Natürlich kann man die Entscheidung, ein solches Medium von jetzt auf gleich einzustellen, auch begrüßen. Aber gleichwohl natürlich regt sich dieselbe Gesellschaft nicht auf, wenn die Regierung tut, was die Journaille tat, mit dem Unterschied, nicht nur Prominente belauscht, sondern alle bespitzelt, gefilmt und observiert zu haben - und das nach der Maßgabe, wonach alle gleich seien; bis auf eine kleine Bonzokratie aus Politik und Wirtschaft, die immer noch ein wenig gleicher ist.

Das zeitgenössische Vereinte Königreich wurde vom traurigen Geist des New Labour (jenem Geist, der macht, dass man konservativer als die Konservativen sein wollte und auch war und ist), zu einem gut bewachten Königreich umgebaut, zu einem Vereinten Königreich der Observierten. Nirgends sonst in Europa sind so viele Kameras auf öffentlichen Raum ausgerichtet wie in Britannia. Heribert Prantl berichtet hierzu in seinem Buch "Der Terrorist als Gesetzgeber", dass in Großbritannien neben dem allsehenden Auge auch die sonore Stimme des Großen Bruders erschallt, die beispielsweise das Wegwerfen von Bonbonpapier in bereitgestellte Abfalleimer propagiert - bei Zuwiderhandlung existiert somit freilich ausreichend Beweismaterial in Form digitaler Filmchen. Orwellsches Denken, verarbeitet zur Wirklichkeit! Ein blitzeblankes Britannien mit mahnendem Stimmengewirr, man möge Sauberheit walten lassen - und dies alles auf Grundlage einer Gesetzgebung, die eigentlich dazu dienen sollte, dem Terrorismus Einhalt zu gebieten. Der Ordnungsfanatiker könnte nun feierlich verlautbaren, wie gut es doch sei, dass es Terroristen gibt, denn sie sind die Grundlage sauberer Bahnsteige, sauberer Plätze.

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De dicto

Montag, 18. Juli 2011

"Ich fordere ein generelles Bettelverbot auf öffentlichen Plätzen [...]
Die traditionelle „Kultur des Bettelns“ in unserer abendländischen Gesellschaft hat in einem Sozialstaat keine Berechtigung mehr. Diese Bettelei ist Belästigung und Nötigung.
"
- Peter Hahne, BILD-Zeitung vom 16. Juli 2011 -
Zum Gesagten sei angemerkt: Ahnungslos predigen - das ist das Metier des oben zitierten Theologen, der als Zierde der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten und der Witwe Springer fungiert. Bei denen verkündet er sein Halbwissen regelmäßig so, als sei es tiefgründiges, christlich-karitatives, ja göttliches Wissen. Für Obdachlose nämlich, und das unterschlägt Hahne, der sein Verbot ohne Rücksicht auf die Wirklichkeit durchsetzen möchte... für Obdachlose nämlich, gibt es keinen Sozialstaat. Ohne Bleibe keine Sozialleistung - und umgekehrt: ohne Sozialleistung keine Bleibe. Der Obdachlose ist somit dazu verdonnert, bei kirchlichen Einrichtungen einzukehren - oder sich dort abweisen zu lassen, wenn Mangel an Schlafplätzen oder mitfühlendem Personal herrscht. Und er ist auch deshalb dazu verurteilt, sein Leben mit Bettel aufrechtzuerhalten.

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Eine Kultur der Unkultur?

Freitag, 15. Juli 2011

Und dann war Afrikafest in dieser kleinen bayerischen Provinzstadt. Da war es eng, denn man kesselte das Spektakel in den schmalen Betonstreifen zwischen Häuserfassaden ein; einen Betonstreifen, den man hierzustadte Fußgängerzone nennt. Ein ganzer Stadtpark lag währenddessen, schätzungsweise anderthalb Kilometer Luftlinie entfernt, brach. Der hätte dieses Fest, das dem bayerischen Bürger die Kultur und Lebensfreude Afrikas näherbringen sollte (jedenfalls laut Plakaten, die allerorten hingen), mit reichlich Raum gesegnet. So aber wallende Hitze in der Enge der Häuserschlucht, so aber Hitze aufgrund sich reibender und aneinander vorbeischiebender schwitzender Körper.

Kultur der Hilflosigkeit

Das war enttäuschend genug, aber absehbar. Man wusste als Kind dieser Stadt ja, wohin man die Afrikaner verfrachtete, man kennt die Fußgängerzone ja bestens. Besonders zornig ums Herz wurde es einem allerdings, als man erkannte, was die Veranstalter offenbar als afrikanische Kultur verkaufen wollten. (Man schiebe beiseite, dass es die afrikanische Kultur nicht gibt, wohl aber afrikanische Kulturen, so wie Marillenknödel zwar eine europäische Speise sind, dabei aber eher selten in Spanien verzehrt werden.) Da waren Stände von Hilfsorganisationen aufgeschlagen, von christlichen Weibern und gläubigen Brüdern, die gute Werke in Afrika leisten. Das ist ehrenwert, natürlich! Aber ist das gleichfalls afrikanische Kultur?

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Die wirtschaftliche Vernunft der Panzer-Knacker

Donnerstag, 14. Juli 2011

Fast muß man darauf hoffen, dass das Erdöl noch lange genug vorhält. Jedenfalls so lange, bis die Dienstdauer arabischer Panzer, die früher mal deutsch waren, die also lediglich eingebürgerte Panzer sind, abgelaufen ist. Denn solange es Erdöl gibt, werden wir niemals in die Bredouille geraten, mit den saudischen Diktatoren im Clinch zu liegen. Das geschieht erst dann, wenn die letzten Ressourcen Arabiens auf den Plan stehen, wenn ein Sprecher des saudischen Tyrannengeschlechts duckmäuserisch erklären muß, dass man die Welt (bei gleichbleibenden Förderungsmengen pro Jahr, versteht sich), noch etwa fünf oder sechs Jahre mit schwarzem Stoff versorgen könne. Danach helfe uns alle Allah! Selbst Personen, die die Energiewende wollen und vehement fordern, sind jetzt in der Zwickmühle, denn sie müssen ja fast bangen, dass dieser Tag so schnell nicht kommt.

Kritiker des Panzer-Deals halten es für ein Unding, dass deutsche Panzer, die dann natürlich arabischgrün angepinselt sind, gegen die zarten Pflänzchen arabischer Demokratiesierungsversuche in Stellung gebracht werden. Mit deutschem Wesen soll die Tyrannei genesen! Diese Sorge ist berechtigt und die Aussicht darauf ist eine Schweinerei vor der Welt - weniger aber vor dem westlichen Teil der Welt, der viel von Demokratie spricht, allerdings relativ wenig dafür tut, wenn es sich buchhalterisch nicht vereinbaren läßt. Gleichwohl, lassen wir das Erdöl mal gedanklich zur Neige gehen. Erst gedanklich, denn wirklich geschieht das wahrscheinlich noch früh genug. Und was geschieht dann? Was werden die Amerikaner tun? Den Bündnisfall einfordern? Dieser Satz mit Frage- oder Ausrufezeichen? Und Europa stramm an der Seite der US-Streitkräfte? Das dürfte nur logische Konsequenz sein, denn wenn der Schmierstoff auch in good old europe zur Neige geht, will man sein eigenes System solange schmieren, wie nur irgendwie möglich. Es scheint ohnehin billiger zu sein, die letzten Ölfelder mit militärischer Hilfe zu erobern und hernach mit militärischem Schutz auszubeuten, als die eigene Wirtschaft energetisch rundzuerneuern. Dieser Einsatz kostete mehr, als ein Barrel Erdöl jemals kosten wird - aber das macht nichts, das zahlt der Steuerzahler im Westen gerne; der ist dafür dankbar, dass er die letzten Tropfen dieser raren Zähflüssigkeit in seine Volkswirtschaft gepumpt bekommt.

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Sprachverschiebungen

Mittwoch, 13. Juli 2011

An ganz unscheinbaren und unpolitischen Beispielen, erkennt man zuweilen die Umdeutung von Worten und Definitionen. So auch kürzlich, seitdem Bertelsmann-Verlautbarungsorgan RTL Mietnomaden aufspürt. Was dem Zuschauer dort gezeigt wird, ist an Ekelhaftigkeit kaum zu überbieten: Maden, Tierscheiße, animalische Kadaver, Schimmel und sich türmender Unrat. Nur keine Mieter mehr, denn die sind getürmt, nachderm sie vormals getürmt haben: nämlich Mietschulden und Dreck. Die Moderatorin der ganzen Chose, Bertelsmanns Faktotum für jede noch so geschmacklose Geschmacklosigkeit, Vera Int-Veen, ist mit ihrer Schlussfolgerung dann stets schnell zur Hand: hier handelt es sich wohl eindeutig um Mietnomaden!

Die Sendung jagt laut Titel eigentlich Mietpreller - das sind per definitionem Leute, die Mietschulden hinterlassen, also die Miete prellen. Aber wenn sie die gemietete Wohnung als Saustall bei Nacht und Nebel verlassen, dann handelt es sich nach Lesart der Produzenten nicht mehr um Preller, dann sind es Nomaden. Das sind gemeinhin Menschen oder Gesellschaften, die aus etwaigen Gründen nicht sesshaft leben, die von Ort zu Ort ziehen, keine feste Anschrift aufweisen. Dreckschweine, die in versifften Verhältnissen leben, sind Nomaden aber nicht. Nicht sesshaft zu sein, bedeutet nicht, man habe an Sauberkeit kein Interesse. Dennoch wird der Nomadismus in den Schmutz gezogen, denn der Mietnomade an sich, wird mittlerweile mit Lebensverhältnissen assoziiert, in denen sich kein lebend Wesen wohlfühlen würde. Die althergebrachte Verächtlichkeit sesshafter Gesellschaften gegenüber dem Nomadentum: hier schlägt begrifflich durch!

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Ridendo dicere verum

Dienstag, 12. Juli 2011

"König Christian der Siebente heiratete eine Haushälterin. Wenn er mit ihr in die Provinz reiste, benahm sich selbst der niedrige Adel ablehnend zu ihr. Sie hatte deshalb ein schweres Leben. Beinahe das schlimmste aber war es für sie, daß Christian sich beim Essen und auch sonst wie ein Bauer benahm."
- Bertolt Brecht, "Mesalliance" -

Von Entwicklungsländern in die Pfanne gehauen

Montag, 11. Juli 2011

Klaus Ernst findet den UN-Bericht, der Deutschland arge soziale Schieflage attestiert, beschämend. Beschämend ist allerdings ebenfalls, wie sich manches deutsche Blatt dazu äußert und versucht, den sozialen Standort Deutschland aufzupolieren.

Geschenkt, dass der Stern den Experten des UN-Ausschusses, die aus Entwicklungsländern stammen, unterstellt, sie hätten diebische Freude daran, die Industrienationen in die Pfanne zu hauen. Denn erfahrungsgemäß genießen Experten in deutschen Leitmedien nur dann ordentliche Reputation, wenn sie aus dem rechtslastigen oder konservativen Lager stammen. Erschreckender ist da schon eher, mit welchen Ausreden der UN-Bericht abgebügelt wird. Dieser sei veraltet, aus der Mottenkiste gar, weil er bestimmte Entwicklungen der letzten Jahre nicht berücksichtigt hat. Und man fragt sich unwillkürlich: Was hat sich für Hilfebedürftige denn in der letzten Zeit so dramatisch verändert?

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Behindernde Eltern

Freitag, 8. Juli 2011

Wahr ist, dass das "Szenario einer frevelhaften Optimierung des Menschen durch Technologie" wilde Phantasie ist. Relativ simpel ist beispielsweise die Vererbung der Augenfarbe, die durch drei, noch nicht gänzlich verstandene Gene beeinflusst wird. Charaktereigenschaften, ob jemand fleißig oder faul, häuslich oder gesellig ist zum Beispiel, kann allerdings nicht via Manipulation einzelner Gene beeinträchtigt werden. Das Fleiß-Gen oder das Schlankheits-Gen gibt es nicht, auch wenn die Presse gerne mal derart vereinfachend von Durchbrüchen in der Genetik erzählt - es handelt sich stets um Allele-Kostellationen, die entweder kaum entschlüsselt oder vielleicht sogar unentschlüsselbar sind.

Der optimierte Mensch liegt somit (noch?) in weiter Ferne. Die Präimplantationsdiagnostik (PID) läßt sich mit diesem futuristischen Szenario nicht ächten. Dennoch stellt das Ja des Bundestages zur PID jene Büchse der Pandora dar, die diese Gesellschaft nachhaltig ändern wird. Leicht denkbar, dass eine Gesellschaft, die an knappen Sozialkassen krankt, irgendwann behinderte Mitmenschen scheel anstarrt. Wie konnten sich die Eltern des Behinderten nur trauen, einen solchen Menschen auf die Welt zu setzen? Sie hatten doch alle Möglichkeiten, diesen "unerwünschten Menschenentwurf" zu vereiteln. Warum soll die Solidargemeinschaft für jemanden aufkommen, der nicht hätte sein müssen? Die technologische Möglichkeit gebiert keinen optimierten Menschen, sie bringt aber eine gesellschaftliche Erwartungshaltung zur Welt, die die Elternschaft über ein behindertes Kind zu einer Art "quasikrimineller Plünderung der Sozialkassen" erklärt. Klamme Krankenkassen würden dieses Denken natürlich potenzieren. Behinderte Menschen wären somit nicht durch körperliche Funktionsausfälle behindert, sie wären es, weil sie die Gesellschaft behindern...

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Deutscher Standesdünkel am Pranger

Donnerstag, 7. Juli 2011

Oberflächlich beäugt, bekritteln die Vereinten Nationen das deutsche Sozialwesen - aber im wesentlichen zerpflücken sie den deutschen Standesdünkel, der aus fast jeder Zeile diverser Sozialgesetzbücher trieft.

Diese Mischung aus Selbstgefälligkeit und Überheblichkeit gegenüber jenen, die es schwerer haben in ihren Leben, aus Arroganz und Ignoranz - diese Melange aus Klassismus und Rassismus, aus elitären Snobismus und mangelnder Bereitschaft zur gesellschaftlichen Teilhabe - diese Verquickung von blasierter Sozialstaatsfeindlichkeit und hochmütiger Ausrichtung des Sozialwesens rein an ökonomischen Eckpfeilern: das ist es eigentlich, was im Staatenbericht der UN verkappt zur Sprache kommt. Was der Bericht umschreibt, das sind lediglich Auswüchse dieser Haltung, die aufbrechenden Geschwüre der Hybris.

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Sit venia verbo

"Nicht Napalmbomben auf Frauen, Kinder und Greise abzuwerfen ist demnach kriminell, sondern dagegen zu protestieren [...] Es gilt als unfein, mit Pudding und Quark auf Politiker zu zielen, nicht aber, Politiker zu empfangen, die Dörfer ausradieren lassen und Städte bombadieren."
- Ulrike Meinhof, „Napalm und Pudding“ im konkret von Mai 1967 -

Polnische Verhältnisse

Mittwoch, 6. Juli 2011

Vor einfallenden Horden aus Polen hat man sich gefürchtet. Wie einst die Tartaren würden sie ins Reich einfallen und dem braven deutschen Blaumann jene Arbeit wegnehmen, von der niemand leben kann. Nun sind die Schlagbäume für polnische Leiharbeiter seit einer Weile abgesägt, gekommen sind die Horden allerdings noch nicht. Sie winken ab, für ein Butterbrot könnten sie auch zuhause malochen - und dort schmeckt die Butter sogar noch besser, wissen sie.

Das stinkt natürlich denen, die da so ausufernd warnten. Den Glatzköpfen und den Neonazis, der NPD und den Reaktionären innerhalb der Union. Da bleibt das Feindbild einfach daheim und macht jedes Schreckensgespenst zunichte. Gottlob hat man noch die Türken! Dann sind es eben die, die uns unsere Arbeit wegnehmen (In Dönerbuden arbeiten kaum Bayern oder Sachsen!) und unsere Frauen ehelichen (Obwohl es dauernd heißt, die Türken blieben nur unter sich!). Andererseits können die Falken aus Union und FDP sich mit dem Argument trösten, dass die Anpassung Osteuropas endgültig abgeschlossen ist. Europa erreicht ein Level! Noch nicht in jedem Sektor, in jeder Nische: aber deutsches Prekariat und polnische Facharbeiter sind schon mal zueinander emanzipiert. Das ist doch ein hoffnungsfroher Anfang...

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Griechische Sonne wird privatisiert

Dienstag, 5. Juli 2011

Das war letzte Woche ein wichtiger Tag, als das griechische Parlament, gegen den Widerstand auf den Straßen, ein mörderisches Sparpaket inklusive Privatisierungszwang, verabschiedet hat. Das war ein wichtiger Tag für Investoren, die durch die Entscheidung, an die weitere Kredite gekoppelt sind, nun neue Zuversicht erhalten haben, um in den maroden Staat, dessen Staatsverschuldung niedriger liegt als die der Vereinigten Staaten oder Japans, zu investieren.

Schäuble habe einen ausgezeichneten Vorschlag gemacht, hörte man an jenem wichtigen Tage desöfteren. Am Rande der Berichte kam man auf des Finanzministers Idee zu sprechen, die griechische Sonne ökonomisch zu verwerten. Durch das Vertrauen, das durch das Sparpaket freigesetzt würde, könnte man Investoren anlocken, die ihr Geld in Anlagen zur Abschöpfung erneuerbarer Energien stecken. Womöglich gar deutsche Unternehmen, die sich dann an der griechischen Sonne gütlich tun. Griechische Sonne als Ware für den Kolonialwarenladen! Über Griechenland scheint die Sonne, über Deutschland... Deutschland, Deutschland über alles. Da trifft der neue grüne Wetterfähnchen-Geist aus Schäubles Partei, auf den Nepotismus und die Großmannssucht, diesen alten Werten der christdemokratischen Union - da wächst ein grüner Kolonialismus heran!

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