Es war gottseidank nur ein Psychopath...

Montag, 25. Juli 2011

Das Donnern der Sprengsätze war noch nicht verhallt, die Ereignisse in Utøya noch nicht bekannt, da rief schon die Gewerkschaft der Polizei alle Deutschen zur erhöhten Wachsamkeit auf. Sofern der Anschlag auf das Konto eines Islamisten gehe, wusste sie zu warnen, könnten auch deutsche Städte bald Ziel sein. Gerade jetzt bräuchten die deutschen Behörden Hilfe und Hinweise aus der Bevölkerung.

Nun war es aber kein Islamist, es war ein Norweger, ein rechtsradikaler, rassistischer und islamfeindlicher Norweger, um etwas genauer zu sein; kein Orientale, wie befürchtet, sondern ein blonder, blauäugiger Herrenmenschtypus. Und die Gewerkschaft der Polizei? Ruft sie nun die deutsche Bevölkerung dazu auf, verstärkt das Treiben rechter und radikaler und rechtsradikaler Typen zu beobachten? Wird sie nun fordern, nicht mehr Moslems beim Freitagsgebet, sondern endlich verstärkt Neonazis beim Sonntagsbesäufnis zu belästigen? Fassungslosigkeit und Trauer übermannt die GdP nun, da der Täter bekannt ist - so kulant ist sie dann schon. Die ideologische Herkunft des Täters ist aber kein Kriterium - das ist sie nur, wenn die Ideologie islamistisch ist. Und ist sie es nicht, dann handelt es sich eben um einen Verrückten, eine verirrte Seele, die nicht nur bestraft, sondern eben auch medizinisch behandelt werden muß.

Kaum wurden da Menschen aus ihren Leben gerissen, wussten etwaige Medien und die Polizeigewerkschaft (die sich neuerdings im Wochentakt mit seltsamen und diktatorischen Forderungen zur Sprache meldet) schon, wer quasi sicher dafür verantwortlich ist. Das unterstreicht, wer mindestens genauso gefährlich ist, wie es islamistische Eiferer sind: Islamfeinde nämlich! Unkritische und undifferenzierte Gemüter, denen der Speichel rinnt, wenn sie Menschen dieser Weltanschauung sehen. Islamfeinde zweierlei Art sind gefährlich: Solche, die ungeprüft dem Islam die Verantwortung für einen Gewaltakt in die Schuhe schieben - und solche, die Menschen morden und nebenher (oder deswegen?) islamfeindlich und rassistisch sind. Was die Geschehnisse in Norwegen hervorheben: Terror ist keine kulturelle, keine religiöse Attitüde, sie ist das Werk von fanatischen und gewalttätigen Menschen - Punkt! Das ist die ganze Wahrheit, die man in unseren Breitengrade jedoch mehr und mehr verdrängt, weil man erhöhte Gewaltbereitschaft einer Kultur, einer Religion alleine ins Gebetbuch schreibt.

Wer allerdings voreilig Islamisten verdächtigt und Warnungen ausstößt, der sollte auch warnen, wenn es eben nicht der Islamist, sondern der Neonazi war, der Menschen zur Schlachtbank führte. Auch deshalb, weil in diesem Lande, in dem die GdP mit diktatorischen Stich vor sich hingärt, gemeinhin mehr Nazis, Rechtsradikale, Rassisten und Islamfeinde leben, als Islamisten. Wer unbesehen vor islamistischen Terror warnt, der sollte nun umgehend dazu übergehen, Reden und Provokationen einiger Herrschaften zu unterbinden, die prädestiniert dafür sind, diesen norwegischen Funken auch auf Deutschland überspringen zu lassen. Diese ganze abgehalfterte Bande, die sich um den Erlöser der Eckkneipen (übrigens ein Parteikollege des Bundesvorsitzenden der GdP) hortet und ihn als Stimme der schweigenden Mehrheit feiert, die müsste man aufhalten, damit der Funke verglimmt. Man stelle sich nur mal vor, irgendein verblödeter Hodscha hätte nach Oslo über die Verbreitung des Dar al-islam mittels Gewalt geschwärmt - das christlich-abendländische Deutschland hätte sich in eine Rüstung gezwängt und darauf ein Ordenskreuz der Deutschherren nieten lassen. Wenn nun aber Islamophobe ihre ehrabschneidenden Episteln verlesen, dann nennt man das Meinungsfreiheit und niemand sieht sich dazu aufgefordert, einem solchen Treiben Einhalt zu gebieten, denn soviel Freiheit müsse es in einer liberalen Gesellschaft freilich schon geben dürfen.

Auf Verdacht den Islam diskreditieren darf man. Die Polizeigewerkschaft ist da schnell und unbürokratisch. Stellt sich dann heraus, dass es ein blonder Skandinavier war, der etwas sehr konservativ und etwas sehr islamkritisch ist (man ist ja heutzutage nicht islamfeindlich, wenn man Moslems beleidigt, man ist nur islamkritisch!), dann ruft man nicht mal Kommando zurück!, man tut so, als habe man nie vorverurteilt. Und der rechte Täter, er gilt schnell als Psychopath, womit man seine geistige Grundlage ausblendet. Dies in einem Land, das proppenvoll ist von solchen braunen Eiferern! Gerade gegenüber solchen bräuchten wir aufmerksame Bürger - wäre es ein Islamist gewesen, wäre das alles traurig und unverzeihlich gewesen, aber Angst, wirkliche Angst, sollte man in Deutschland erst jetzt haben, da es kein Islamist, sondern ein Neonazi mit besagten Qualifikationen war. Denn solche kennt jeder von uns, und deren geistige Vorstände dürfen ungestraft die Öffentlichkeit vergiften - Islamisten kennt kaum jemand. Oder ganz einfach, zynisch frei nach Volker Pispers: "Da muß ein Islamist aber lange daran stricken", bis er so viele Menschen ins Jenseits befördert hat.



23 Kommentare:

Anonym 25. Juli 2011 um 09:38  

Lieber Roberto J. de Lapuente,
danke für den Kommentar, den ich so nicht hätte besser schreiben können, obwohl ich - nachdem ich von dem Terroranschlag in Oslo erfuhr - genau dasselbe dachte.

Übrigens es könnte noch einen Grund geben, dass die Mainstream-Medien in Deutschland diesen Fall verharmlosen wollen: Der Fisch stinkt vom Kopfe her.

Wäre es ein Islamist gewesen, dann wären auch die geistigen "Haßprediger", wie z.B. der selbsternannte "Kalif von Köln" mit dran gewesen, als polizeilich verdächtig. So aber kann man nicht ermitteln, denn man müßte gegen diverse Promis unter der PolitikerInnen-Gilde in Berlin gleich mit ermitteln als da wären Frau Von der Leyen (Arbeitsministerin); Daniel Bahr (Gesundheitsminister); Guido Westerwelle (Außenminister); Friedrich (der Innenminister); De Maiziere (der Verteidigungsminister); Die Familienministerin aus Hessen - Roland Koch gefördert -, die einen Gesinnungstest nur für "Linke" einführen wollte Frau Schröder usw. usf.

Auch in der Opposition soll es Menschen geben die derart brandstiftend unterwegs waren.

Was ist los? Schweigen im Walde.

Ja, wäre es ein Linker gewesen der Rechte erschossen hätte, dann wäre sofort die Linkspartei ins Kreuzfeuer der rechtsneoliberalen Mainstream-Medien in Deutschland geraten, aber so - bei einem mörderischen Terroranschlag eines Gleichgesinnten - Schweigen im Blätterwalde über dieses Thema, und wenn, dann wird es auf die längst bekannten Rechtsextremen/radikalen abgeschoben, die sogar Sarrazin angeblich ablehnt (er hat ja einen Parteieintritt in die NPD abgelehnt, und sogar mit Klage gedroht - in Richtung der NPD und diverser anderer Rechtsparteien in Deutschland), statt die Neue Rechte (eben die um Sarrazin) entschieden zu bekämpfen, oder wenigstens auf die Gefahr eines neu-elitären Rechtsextremismus queerbeet durch die Neoliberale Einheitspartei Deutschlands zu hinzuweisen.

Deutschland, im 21. Jahrhundert, armselig, da war mir die alte Bundesrepulik sogar lieber als das heutige Deutschland, dass immer mehr nach ganz Rechts abdriftet.

Gruß
Bernie

Anonym 25. Juli 2011 um 09:38  

Nun, während in Norwegen die Regierung den einzig gangbaren Weg auslobt (man wird sehen, ob sie sich gegen ihre eigenen Sicherheitsberater durchsetzen wird oder nicht): die Demokratie zu erhalten, vllt. sogar noch auszudehnen; werden in Deutschland schon wieder Stimmen laut, die nach noch mehr Überwachung rufen. - Der Anschlag von Oslo, dazu prädestiniert eines zu zeigen: die komplette Sicherheit kann es nicht geben; jeder halbwegs gebildete Hanswurst ist heute in der Lage eine Bombe zu bauen (und dies lässt sich auch nicht mehr ändern!) - Mehr soziale Sicherheit wäre der Schlüssel zu einer funktionierenden Gemeinschaft... wird wohl das genaue Gegenteil bewirken!

Anonym 25. Juli 2011 um 09:55  

Ja, das ist vorauszusehen: Sie werden den Mörder als psychisch gestört ausgeben oder als Drogenabhängigen und nicht als das, was er ist: ein Neofaschist.
Denn, werden sie sagen, ein normaler Mensch ermordet nicht so viele Menschen auf einen Schlag, das macht eben nur ein Verrückter, ein normaler Mensch ermordet höchstens ein oder zwei Leute bei derselben Gelegenheit. Und sie vergessen dabei, dass in ihren Kriegen Millionen Menschen ermordet wurden. Ich bin gespannt, ob es eine gerichtliche Verhandlung geben wird, die auch der Öffentlichkeit zugänglich sein wird über TV oder Internet. Oder ob man nicht eher Zusammenhänge mit der weltweiten Naziszene deckeln wird. Und da frage ich mich als Durchschnittsbürger: Welches Interesse haben die Regierenden daran, Verbindungen zur internationalen Naziszene nicht aufzudecken? Weil sich dann ihr ganzer Kampf gegen den "islamistischen Terror" als Vorwand herausstellen könnte, mit dem sie die Beseitigung demokratischer Freiheiten bemänteln? Müsste nach diesem ungeheuerlichen Blutbad nicht ein Kampf gegen den Naziterror ausgerufen werden? Aber wenn man den entmenschten Unhold eben als Psychopathen bezeichnet, entkommt man derlei Unannehmlichkeiten ganz bequem. Und hat nicht ein Großteil der Deutschen Sarrazins Machwerk Applaus gespendet? Oder dem unsäglichen Broder?

Jutta Rydzewski 25. Juli 2011 um 09:59  

Mir ging Ähnliches wie Ihnen durch den Kopf, lieber Herr De Lapuente. Auf einen entsprechenden Artikel in der FR habe ich (etwas gekürzt) wie folgt reagiert:

Kaum dass die Nachrichtenagenturen über einen Bomben- bzw. Terroranschlag berichten, wie aktuell in Norwegen, werden die TV-Studios mit so genannten Terrorexperten regelrecht überschwemmt. Anstatt zunächst einmal die Ermittlungen abzuwarten, mutmaßen und spekulieren die "Experten" wild und wüst ins Blaue hinein. Völlig einig ist sich das ExpertenUNwesen (alleine drei fallen mir spontan ein, die mit T beginnen: Theveßen, Tophoven, Thamm) hinsichtlich der Täterschaft. Natürlich waren, können, müssen, ja, dürfen es nur so genannte islamistische Terroristen gewesen sein. Neben den "Terrorexperten" melden sich dann, mit entsprechenden warnenden Hinweisen, wonach natürlich auch Deutschland mal wieder im Fadenkreuz des (islamistischen) Terrors stehe, auch andere Organisationen und Behörden. Diesmal war es die Gewerkschaft der Polizei, die zu erhöhter Wachsamkeit riet ... falls es sich um einen islamistischen Anschlag handeln sollte. Spontan fragte ich mich, ob erhöhte Wachsamkeit nicht grundsätzlich angebracht ist, auch dann, wenn es sich um "normale" und nicht islamistische Terroristen handelt. ...

Nachdem nunmehr festzustehen scheint, dass es sich eben nicht um einen islamistischen, sondern einen christinistischen Anschlag handelt, war klar, dass das auf Islamisten festgelegte "Expertentum" mal wieder weitgehend Unsinn verbreitet hatte. Keine Islamisten, keine Bin Laden-Rächer, und auch keine von Gaddafi geschickten Attentäter waren für diesen schrecklichen Anschlag verantwortlich, sondern ein großer, blonder, christlich-fundamentalistischer, rechtsextremer Norweger. Es konnte auch kein irgendwie gearteter islamistischer Hintergrund erfunden werden, der Attentäter war weder Konvertit, noch nicht einmal ein Moslemfreund, nein, ganz im Gegenteil, sogar ein erklärter Moslemfeind.

Was nun, Herr Bundesinnenminister? Müssen aus diesen furchtbaren Ereignissen nicht Lehren gezogen werden? Ist es nicht allerhöchste Zeit, endlich den Rechtsradikalismus nicht weiter zu verharmlosen sondern ernst(er) zu nehmen, auch in Deutschland? Anstatt die Mittel gegen rechts zu kürzen, zusätzliche zur Verfügung zu stellen? Damit aufzuhören immer so zu tun, als ob Deutschland erheblich mehr von links als von rechts bedroht sei? Wird es nicht allerhöchste Zeit, rassistische, hetzerische und fremdenfeindliche Bücherschreiber und nicht nur islamistische, sondern auch christliche Hassprediger unter Beobachtung zu stellen, Herr Bundesinnenminister, anstatt ihnen, sogar von höchsten Stellen, auch noch weitgehend zuzustimmen? Sollten die Gäste für Talkshows, verehrte Chefredakteure und Medienschaffende, trotz Meinungsfreiheit, nicht besser ausgesucht werden? Müssen es immer nur die hinreichend bekannten (ich möchte auf Namen verzichten) Talker sein, die mit ihren "Botschaften" das gesellschaftliche Klima zusätzlich vergiften? Überhaupt, Herrschaften jeglicher Couleur, sollte nicht endlich ein Umdenken dahingehend stattfinden, dass es nicht nur bei den "Anderen" Böse gibt, sondern das Böse auch mitten unter uns westlichen Wertegemeinschaftlern anzutreffen ist? Sollten nicht die seit dem 11.09.01 eingenommenen Schützengräben endlich mal verlassen werden, und sich der Blick für Gefahren und Extremismus, über den Islamismus hinaus, erweitern? Und noch ein Letztes an die verehrten Politiker in Europa: Wollt ihr nicht endlich zur Kenntnis nehmen, dass sich eure Politik, die fast nur noch aus Inszenierungen besteht, verändern, ja, erheblich verbessern muss, um eine weitere Renationalisierung in Europa, in deren Verlauf der Rechtsextremismus bedrohlich zunimmt, zumindest aufzuhalten? Um Antworten wird gebeten.

Jutta Rydzewski

Stephan 25. Juli 2011 um 10:46  

D war schon immer und ist noch immer rechtsnationalistisch ohne gesundes Slebstvertrauen ohne gesundes Selbstverständnis ohne gesundes Nationales - siehe Merkel! Sie ist das aktuelle deutsche Aushängeschild für diese Weltanschauung: nicht die Menschen in den anderen EU-Länder sein zu lassen und ihnen zu helfen, nein, sie sollen so werden wie D, sie sollen so lnage und so viel arbeiten wie D, sie sollen am besten noch später in Rente gehen als in D, das ist weit mehr als gesundes Selbstvertrauen, Selbstverständnis, Selbstbewußtsein, das ist fremdenfeindlich hegemonial irrational, denunzierend, fremdenfeindlich, kriegstreibend, zersetzend, gesinnungsfeindlich, europafeindlich, nationalistisch, volkstümmelnd, kleingeistig, stammtischig, rechtsnational... worüber also wundern wir uns und ausnahmsweise muß ich dem großen dicken alten Pfälzer mal beispflichten als er in der Blöd zitiert wurde."die macht mir mein Europa kaputt", stimmt Herr Ex-Kanzler, das macht sie, die Kleingeistige aus der Uckermark, denn sie kann nicht anders, das allerdings hätten auch sie feststellen können, als sie Frau M. zur Nachfolgerin krönten um die eigene Macht nicht zu gefährden. Rechtsnationales Gedankengut macht sich seit langem schon wieder in allen Parteien breit, auch und gerade bei denen der Mitte!

Anton Chigurh 25. Juli 2011 um 11:22  

So etwas wie in Oslo passiert, wenn man Hobbybiologen wie Dohnanyi oder Sarrazin ungestraft schwadronieren lässt und sich dann andere Kreaturen, die im Prinzip aus dem selben Mülleimer gekrochen sind (wie offensichtlich Anders B.) nicht mehr mit Schwadronieren aufhalten, sondern dem Elitegesabber sogleich Herrenmenschentaten folgen lassen !

Anonym 25. Juli 2011 um 13:21  

Bernie 9:38: Was Du andernorts über den Staatsterrorismus sagtest, findet meine volle Zustimmung, wenn man ihn nämlich aus der Perspektive der Opfer definiert.

Aktuelles staatliches Handeln erzeugt bei vielen permanente Existenzangst, die nicht selten in den Freitos mündet(siehe auch Dieter Duhm 1972 "Angst im Kapitalismus!"). Für ihre Verbrechen benötigen die Akteure keine Gewehre oder Bomben, nur Telex, Onlinebanking und e-mail. Meinetwegen auch Hammelsprung.

Anonym 25. Juli 2011 um 14:16  

http://www.welt.de/politik/ausland/article13504536/Anschlaege-waren-grausam-aber-notwendig.html

Dass Hetzer wie Sar. et al. dem "kleinen Mann!" aus der Seele sprachen; Schwamm drüber,
dass Politker versuchen, aus dem "Spektakel" Honig zu saugen; geschenkt,
dass die Rechten / Konservativen die Mitverantwortung für die Tat eines der ihren ablehnen: Von mir aus,
aber dass sie mit ihrer Einschätzung über ihre eigene Bevölkerung Recht haben, und diese genauso so gefühllos ist, wie von "ihnen" unterstellt....

Nie und nimmer hätte ich angenommen, dass der gesellschaftliche Konsenz dermäßen geschrumpft ist.

Da ist man auch als Psychloge einfach nur entsetzt

Aldo 25. Juli 2011 um 14:34  

Islamophobie uns Xenophobie haben die gleiche sprachliche Wurzel, nämlich die Angst vor dem Fremden. Ich meine hier bewusst die Angst und nicht den Hass, der erst, verkürzt gesagt, die Folge der Angst ist. Dazu kommt noch die Rolle der Medien, die Diktatur der technischen Bilder, deren Bilderflut uns via TV, Film und neuen Medien inzwischen millionfach erreicht. Auf diese Gefahr der Magie des technisch produzierten Bildes haben übrigens Denker wie Paul Virilio oder Vilém Flusser schon lange hingewiesen. Wir haben uns bisher keine Staudämme gegen diese gewaltige Bilderflut der Massenmedien geschaffen, die direkt ohne eine Zensur in unsere Köpfe gelangt. Was tun? Zwei Schritte sind m. E. notwendig, 1. dieser magischen Bilderflut die Kraft der Reflexion entgegenzusetzen und 2. sehr sorgfältig die Begriffe wählen zur Beschreibung aktueller Phänomene, also z.B. nicht von Gutmenschentum zu sprechen, sondern von Frauen und Männern, die sich der Sache des Friedens verschrieben haben, auch nicht leichtfertig den Begriff Terrorist verwenden, sondern versuchen ein Wort zu finden, das eben nicht dieses Totschlag-Wortumfeld anklingen lässt, dessen Folgen wir ja zum wiederholten Mal wieder erleben.

Anonym 25. Juli 2011 um 14:56  

Ansich treffend bemerkt, nur leider etwas verwaessert.

Die Kritk der GDP passt,
die ganzen Attribute die dem Terroristen angehaengt werden sind spekulation oder eher unzutreffend.

Nationalist, ziemlich sicher, Nazi ziemlich sicher nicht.
Rechts, irgendwie schon, aber was ist das genau? Nicht jeder rechte Wirrkopf ist Nazi. Genau wird sich das wohl nie klaeren lassen, spielt auch keine Rolle, nur sollte man nicht jeden gleich als Nazi abtun. (schau dir z.B. die Symbolik der Bilder an, das waehre ein sehr verdeckter Nazi ... mag sein das er mit Nazis in Verbindung stand, das wird sich noch zeigen, aber nach aussen scheint er kein Nazi. )

Alle Radikalen sollten mit Skepsis betrachtet werden, unabhaengig von solchen Ereignissen.

landbewohner 25. Juli 2011 um 15:15  

es ist schon schlimm, wenn da in norwegen einfach mal so knapp 100 jugendliche ermordet werden. aber bei aller anteilnahme und berechtigtem abscheu, wo bleibt der ekel und das entsetzen angesichts 11 millionen ermordeter afrikaner, die einordnung der massenmörder im maßanzug als ungeheuer in menschengestalt?
und, wenn man diversen quellen glauben darf, war der mörder von oslo bekennender nazifeind, selbstverständlich aber faschist. und was unterscheidet ihn dann von all jenen, die wortreich ihren abscheu vor den greueltaten der nazis bekunden, gleichzeitig aber durch hartz4 z.b., bombenkriege und öffentliche hetze gegen "irgendwie andere" -egal obs der glaube, die politische gesinnung oder einfach nur die nationalität ist - eine viel grössere anzahl von menschen ermorden oder auch "nur zur eliminierung freigeben"?

Anonym 25. Juli 2011 um 15:17  

Ist denn ein Nazi nur, wer Hitler verherrlicht? Und was heißt: alle Radikalen? Du bedienst die Totalitarismusdoktrin aus vollen Händen. Nicht umsonst bedient man sich heute des Begriffs des "Terrorismus von rechts und links" wie schon in der Weimarer Zeit. Und sag nicht, die Weimarer Republik ist an den Linken kaputtgegangen, das wäre der Gipfel der Ahnungslosigkeit.

Anonym 25. Juli 2011 um 16:37  

"[...]Bernie 9:38: Was Du andernorts über den Staatsterrorismus sagtest, findet meine volle Zustimmung, wenn man ihn nämlich aus der Perspektive der Opfer definiert[...]"

Sehe ich ganz genauso, aber bei Spiegelfechter bin ich ja sogar noch einen Schritt weiter gegangen und habe von Wirtschaftsterrorismus gesprochen -Ganz einfach weil ich nicht mehr sicher bin ob Staaten heute nicht eher Marionetten des Kapitalismus sind, wie ein US-Ökonom namens Galbraith meint - Er schreibst sogar von "Räuberstaaten", und meint damit Staaten, die wie die USA in die Fänge der Superreichen geraten sind, via Lobbyismus und direkter Einflußnahme.

Viviane Forrester schrieb ja bereits vor Jahren vom "Terror der Ökonomie", dass vergaß ich bei Spiegelfechter zu erwähnen.

Typen wie der "Psychopath" wären machtlos hätten die nicht Haßprediger aus der marktradikal-rechten Ecke, die dem Munition lieferten gegen "Gutmenschen"; "linke Spinner" und "Moslems" (die meines Erachtens heute die Funktion haben, die einst der Antisemitismus in Deutschland hatte).

Kommt mir jetzt keiner mit der Totschlagkeule Vergleiche mit der Shoa verbieten sich bei dem Thema Islamophobie - Mir geht es hier nicht um den Holocaust, sondern um die Vorstufe, denn mit dem Haßpredigen gegen jüdische Mitbürger fing es auch damals an und endete....ihr wißt schon....

@all, Roberto J. de Laputente

Übrigens, ein Problem sehe ich allerdings auch bei der Islamophobie auf Islamkritiker zukommen - Die bestehen ja nicht allein aus "Neuen Rechten" wie Sarrazin, Dohnanyi, Broder & Co.

Es gibt Menschen, die alle Formen der Religion - ja auch die christliche des Attentäters - ablehnen, und genau diese Menschen, die alle Formen von Glauben ablehnen, so meine Befürchtung, werden nun mit Islamfeinden in einen Topf geworfen, und dies obwohl der Unterschied gerade darin liegt, dass Atheisten ALLE Religionen als rückständig kritisieren, und sich eben nicht allein auf den Islam versteifen.

Gruß
Bernie

Anonym 25. Juli 2011 um 18:00  

Ich habe den "Einzeltäter" mal zu einem waschechten "Terroristen" gemacht, mit langem Bart und anständig brauner Haut die dafür seit bin Laden unabdingbare Notwendigkeit sind:

How to create a terrorist

Anonym 25. Juli 2011 um 19:26  

Diese psychopathische Jammerei der Norweger und Nordeuropäer über das ausnahmsweise mal (auch noch von von sich) selbst überfallen zu werden ist besonders ekelhaft, wenn norwegische Kampfbomber nun schon seit Monaten die libysche Bevölkerung und ihre staatlichen Strukturen terrorisieren, ermorden und zerstören. Es sind und bleiben eben gefühlte Herrenmenschen.

Trojanerin 25. Juli 2011 um 21:36  

islamistische Terroristen sind islamistische Terroristen, nichts weiter. Sie sind menschenfeindlich, durch und durch böse und schon immer Terroristen, wurden schon als Terroristen geboren. Es sind nicht die Umstände, die sie zu Terroristen gemacht haben. Sie haben keine Menschenwürde, es macht ihnen Spaß sich im jugendlichen Alter selbst zu töten. Es ist keine Verzweiflung, die aus ihren Taten spricht.
Und wenn man mal einen lebend in die Hände bekommt, dann kann man mit ihm kurzen Prozess machen.

Ist der Terrorist allerdings ein skandinavischer Rechtsradikaler dann darf er mildernde Umstände geltend machen. Er ist irre, psychisch krank, verblendet.

Sehr wichtig finde ich den Hinweis auf die weite Verbreitung rechtsradikalen Gedankenguts in unserer Gesellschaft. Sarrazin und Co bilden nur die Spitze des Eisbergs. Wer einmal erlebt hat, wie ein Asylbewerber von einem deutschen Sachbearbeiter in einer deutschen Behörde schikaniert wird, der fürchtet eher den deutschen Rechtsradikalen beim Amt.

Anonym 25. Juli 2011 um 21:42  

"[...]Es sind und bleiben eben gefühlte Herrenmenschen[...]"

Sonst geht es Dir aber noch gut?

Was - bitte schön - hat der Krieg in Libyen (den ich auch für schlimm halte) mit dem Terroranschlag in Oslo zu tun?

Noch einmal, es war ein "Neuer Rechter" der die Tat begangen hat, und kein Gaddafi-Anhänger.....

Carlo 26. Juli 2011 um 03:35  

Diesem Mörder fehlt doch jegliche Menschlichkeit. Bei uns geht's erstaunlich schnell zur Sache:
"Wat issen Einzeltäter, da stell ma uns doch mal janz dumm".
Ein Schurke, wer da wohl ein Schema erkennen will...;-)

Anonym 26. Juli 2011 um 06:36  

Mich nervt enorm, dass von allen Seiten versucht wird, den politischen Aspekt von Breiviks Massenmord beinahe auszublenden und stattdessen versucht wird, alles auf die psychologische Schiene zu schieben. Natürlich ist der Kerl nicht ganz bei sich, das war Hitler auch nicht, aber beide handelten politisch. Dass das so ist, beweisen uns zahlreiche Wortmeldungen aus dem rechtskonservativen Spektrum, die jetzt zum wiederholten Male eine umfassende Internetüberwachung fordern und sie eben nicht auf das Treiben von Nazis beschränken.

wschira 26. Juli 2011 um 13:44  

Hallo Trojanerin, stimme vollständig mit Ihnen überein. Eine kleine Kritik hätte ich allerdings: Sie sollten den ersten Teil Ihres posts als Zitate aus dem rechtspopulistischen Lager der Sarazins, Broders, GdP etc kennzeichnen, sonst könnte jemand das missverständlich als Ihre Meinung aufnehmen.

Anonym 26. Juli 2011 um 15:41  

@Anonym 25. Juli 2011 21:42

Das ist einfach zu verstehen:
"Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu."

Ob nun Libyen, Afghanistan, Irak, Palästina, Vietnam, Chile, Algerien, mein Nachbar, meine Frau oder wer und was auch immer als Beispiel dienen ist doch dabei ganz egal

Wenn wir nicht wollen, dass bei uns gelegentlich herumgemordet wird, sollten auch 'wir' oder 'unsere' Freunde nicht nach Belieben in der Welt herummorden. Das wäre keine sichere Vorbeugung, aber dennoch richtig.
Auf der anderen Seite sind Menschen nicht so rational, und auch der Autodieb ärgert sich kurz, wenn ihm 'sein' Auto geklaut wird.

ad sinistram 26. Juli 2011 um 16:48  

Mit diesem Spruch "Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu" habe ich so mein Problem. Was, wenn ich Masochist bin und es will, dass man mir Peitschenhiebe antut? Darf ich dann auch andere peitschen?

Anonym 27. Juli 2011 um 10:31  

@Roberto J. De Lapuente 26. Juli 2011 16:48
"Was, wenn ich Masochist bin und es will, dass man mir Peitschenhiebe antut?"

Von den mir nicht so geläufigen rechtlichen Feinheiten mal abgesehen: aus meiner Sicht ja, aber nur, wenn die anderen allstimmig genau das auch WOLLEN. Dann hätten wir vom Normalfall mehr oder weniger weit abweichende Menschen in Aktion.
Hier könnte man nette dialektische Geistesübungen über Homosexualität anschließen (es ist normal, dass es Unnormales gibt) und bei masochistischer Neigung dabei auch am gegenseitigen Augenauskratzen seinen Spaß haben. Ob man das aber dürfte und also dauerhaft straffrei bliebe, wäre eine in ihrem Ergebnis letztlich ungewisse Frage der inneren und bei Bekanntwerden auch der äußeren Machtverhältnisse; ungewiss, weil diese sich ändern können. Womit wir wieder bei Norwegen und Libyen, Machtsicherung und Machteroberung wären.
Viele Grüße

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