Im Arsch

Mittwoch, 22. Dezember 2010

Kerner war ja immer schon unerträglich, schlug einem halbwegs denkfähigen Menschen immer schon schrecklich auf den Magen. Als er damals bei ran einen Sportmoderator spielte, konnte man ihn ja noch ertragen, waren doch jene Passagen, in denen er plauderte recht kurz - und harmlos waren sie zudem. Später dann, als er einen künstlichen Gute-Laune-Talk zur Mittagsstunde anbot, damals noch im Dunstkreis der entsetzlich farblosen Vera Int-Veen auf Sat 1, da schlug sein Nervensägenpotenzial bereits gehörig durch - doch seitdem er abendlich beim ZDF quatschte, hat er den Sprung zum political correct-Talkmaster, zum Meister der abgegriffenen Worthülse, endgültig vollzogen - als er zu seinem Haussender zurückkehrte, nahm er diese Aura einfach im Koffer mit.

Dass er aber nun einen deprimierenden Bob Hope für deutsche Soldaten mimt, der einen Kriegseinsatz auflockern und zudem wohnzimmergerecht aufbereiten soll, es läßt einen schaudern. Hope galt stets als lausiger Unterhalter, seine Gags waren grobschlächtig und plump - in dieser Tradition steht auch Kerner, der mit seiner Show auf etwa demselben Level trottete, nur dass es eben keine erzählten Witze waren, die er seinem Publikum anbot: nein, seine ganze Sendung war ein elender Witz.
Es ist durchaus bekannt, dass sich Kerner stets seinen Gesprächspartner körperlich annähert, näher, immer näher rückt, dabei ergriffene, manchmal auch devote Fragen stellt. Das ist eben seine Kunst: den Gesprächspartnern schier physisch beschwörend zu entlocken, was jeder schon wusste oder was keinen interessiert - ins Kreuzfeuer nimmt er niemanden, das wäre nicht politisch korrekt und nicht weichgespült genug. Wie er sich aber an den boulevardesken Sonnenschein der deutschen Politik anschmiegte, wie er stets auf der Suche war, Guttenbergs Enddarm zu ertasten, um diesem ordentlich in den Arsch kriechen zu können, das hatte ganz neue Qualitäten!

Man ist ja vieles gewohnt - nicht nur von Kerner, sondern von dieser ganzen Sippe von Hofberichterstattern und Katzbucklern. Aber wie Kerner da dem Kriegsminister in den Anus schlüpfte, fast schon körperlich, als wollte er mit dem Gesicht voran hineinrobben, mit der Nase voraus zum Rektum, das ist selbst für die deutsche Fernsehlandschaft, die ja wirklich gänzlich unverdächtig ist, ein Idyll freier Berichterstattung zu sein, eine perverse Neuartigkeit. Mit derlei Showelementen klebt nicht nur Kerner im Arsch eines Ministers: das deutsche Fernsehen ist dort ebenfalls - nämlich total im Arsch!
Sicher, viel war da nicht mehr, durch manche Ritze blitzte zuweilen noch eine Neige von Aufrichtigkeit - aber sonst ist das deutsche Fernsehen, gerade ja auch die privaten Sendeanstalten, von dem gezeichnet, was sich zuweilen aus Ärschen quetscht. Aber dieser Schritt, Kerner aus Afghanistan senden zu lassen, den Krieg zu schönen, ihn familiengerecht zu präsentieren, die Leiden der Soldaten rauszuputzen, während das Elend der dortigen Bevölkerung verschwiegen wurde - zudem die Arschkriechereien beim Minister: so unglaublich tief ist Fernsehen bislang selten gesunken; so unglaublich tief war man bislang selten im Arsch der Politik und der Kriegsgewinnlerwirtschaft gesteckt!



7 Kommentare:

Rainer 22. Dezember 2010 um 07:52  

Wahrlich, ein Ton, der angemessen ist! Und das aus der sprachsensiblen Feder eine Lapuente!
Irgendwas läuft scheinbar doch noch (wieder?) richtig.

Hotte 22. Dezember 2010 um 09:07  

Alles richtig. Nur wer war der eigentliche Hauptdarsteller KT oder JBK. Wer stellte seinen Anus so wohlwollend zur freien Verfügung?
Seine Hochgeboren, der Erlauchte!

Inglorious Basterd 22. Dezember 2010 um 12:57  

Mit der Behauptung, dass Kerner dem Gutti in den A.....gekrochen ist, stößt Du an die Grenzen physischer Möglichkeiten, denn da war alles schon besetzt, voll mit Maischbergers, Hahnes, Plasbergs und Wagners.

Da Du mir bisher als sehr sensibler Blogger aufgefallen bist, hast Du vielleicht ein offenes Ohr für meine Kritik an der Verwendung des "political correctness". Ich habe dieses Attribut aus meinem Wortschatz verbannt, weil es impliziert, dass es auch eine "privacy correctnesss" gibt (Das Private ist politisch!). Konkret gesagt: Als Antirassist bin ich political correct, während ich privat rassistisch sein darf. Oder wie darf/muss ich diese Differenzierung sonst interpretieren?

Trojanerin 22. Dezember 2010 um 16:18  

Fernsehen am Tiefpunkt?

Alles möchte ich unterschreiben. Diese Fernsehsendung und nicht nur diese ist so schlecht gewesen, dass auch mir keine andere Wortwahl eingefallen wäre.
Ich bin bisweilen sprachlos, ob der Niveaulosigkeit in Funk und Fernsehen. Aber: Darf man von Kerner und Sat 1 etwas anderes erwarten. Sat 1 als privater Fernsehsender verfolgt nur ein Ziel: Quote um jeden Preis. Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben noch den Auftrag, die Zuschauer zu informieren und werden dem oft genug nicht gerecht. Der Hauptschuldige ist meiner Meinung nachher Guttenberg, der sich für nichts zu schade zu sein scheint. Es ist ein unheimlich abstoßendes Possenspiel, welches Kerner und die Guttenbergs geboten haben, was für mich eine Verhöhnung der Opfer des Krieges in Afghanistan darstellt. Vielleicht soll der Krieg in Afghanistan für die deutschen Fernsehzuschauer erträglich und auf diese Weise akzeptabel gemacht werden.
Ich glaube, bin mir aber nicht sicher, dass Herr Guttenberg schon bald tief fallen und fallengelassen wird.

Anonym 22. Dezember 2010 um 17:09  

Meines Wissens war Kerner zunächst beim NDR("Sportclub")als Sportreporter am Ball, danach zog es ihn zu Sat 1, wo er eine Talkshow moderierte, bevor es mit "ran" dann so richtig los ging mit ihm... Aber das nur nebenbei.

Infamis 23. Dezember 2010 um 00:32  

Mit diesen "Events" - egal ob gebäckproduzierende Ministerin oder ein selbstdarstellungsgeiles Minister-Ehepaar - zeigen diese Politiker, nein, zeigt die Politik nur eins: Für wie dumm sie die Menschen halten.

Rain Man 23. Dezember 2010 um 23:11  
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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