Das Versagen des Bildungssystems
Mittwoch, 17. Februar 2016
Charles Nègre, Lesender Schüler im Freien |
Wir haben in den Jahren der neoliberalen Sparagenda so viel über Bildungspolitik gesprochen. Über effizientere Verfahren, zielgerichtetere Bildungsinhalte, über Prüfungsstandards und internationale Vergleiche. Pisa war plötzlich kein schiefer Turm mehr. Es ist komisch, dass ausgerechnet jetzt, da das völlige Versagen der deutschen Bildungspolitik in den sozialen Netzwerken und auf abendlichen Kundgebungen offenbar wird, kein Mucks mehr über Bildung verloren wird. Stattdessen reden wir vom Hass dieser Leute. Dass der mit orthograhischer Heimsuchung und unterirdischer Allgemeinbildung, ohne Punkt und Komma und mit völliger Aufgabe einer halbwegs gesitteten Rechtschreibung, über dieses Land kommt, scheint nur wenige zu stören. Kann es nicht einfach sein, dass es der begrenzte Horizont dieser Leute ist, der nur so hasserfüllt aussieht? Hat man das Schlagwort von den »bildungsfernen Schichten« einfach nur durch den »besorgten Bürger« terminologisch ersetzt?
Es ist schon hart in einer Welt zu leben, die man kaum begreift. Selbst mit Bildung, mit Interesse am Wissbaren ist es ja zuweilen zum Resignieren. Da sind so viele Strömungen, Bewegungen, Dynamiken, geographische Besonderheiten, historische Kontexte, soziale Grundlagen, gesellschaftliche Konventionen, Aberglauben und Religionen, Technologien und Traditionen. Alles kulminiert in dem, was wir als Nachrichten präsentiert bekommen, alles ist vermengt im Tagesgeschäft. Man kann nicht alles immer wissen. Aber wenn man so gar nichts weiß von der Welt, die einem umgibt, dann ist das nicht nur traurig und schauderhaft, es muss vor allem auch richtig hart sein. In einer Matrix zu leben, die undurchdringlich scheint, muss Angst machen. Wahrscheinlich ist der Hass, den man uns jetzt jeden Tag in den Gazetten verkauft, der aus dem Netzwerken sickert und auch im Alltag als solcher Überhand nimmt, nichts weiter, als ein Symptom mangelnder Kenntnisse. Dass man die in schriftlich Absonderungen voller Fehler seiner Umwelt präsentiert, stützt diese These nachhaltig.
Die Politik jammert dieser Tage zuweilen auch über den unerträglichen Hass. Aber wenn der ja nur ein Symptom ist, muss man die Ursache finden und daran arbeiten. Jetzt, genau jetzt ist es an der Zeit, eine Bildungsoffensive zu starten. Endlich eine richtige, eine gegenständliche Bildungsoffensive anzuleiern. Nicht die Stückwerkerei, die man uns vorher als Bildungsgipfel und dergleichen verkaufte und bei denen es letztlich nur um Finanzierbarkeiten und schnellere Abschlüsse ging. Es reicht eben nicht aus, die Bildungsstandards an den Bedürfnissen der Wirtschaft auszurichten. Ein Recht auf Bildung zu haben heißt auch, dass man ein Recht darauf hat, Dinge zu erlernen, die zunächst mal nicht sofort im täglichen Arbeitsrhythmus verwertbar sind. Bildung lässt sich grundsätzlich gar nicht verwerten – man hat sie. Oder eben nicht.
Ein Blick auf das Phänomen, das wir jetzt als »Hass« bezeichnen, sollte doch offenlegen, dass wir nun wieder stärker über Bildung sprechen müssten. Nicht über Sparpotenziale oder Föderalismus, nicht über verkürzte Abschlusswege und kupierte Lerninhalte, sondern darüber, wie man die Menschen fit macht für die Realität, für ein anständiges zwischenmenschliches Miteinander, das auf einer Basis aus Wissen gründet. Haben wir nicht zu viel weggelassen in den Schulen? Zu wenig Geschichtliches, zu wenig Soziales vermittelt? Zu einer umfangreichen Wissensvermittlung gehört mehr als unmittelbar Notwendiges, das man im Alltag in erster Linie braucht. Man muss rechnen können. Lesen wäre auch nicht schlecht. Schreiben sowieso. Aber auch da hapert es schon, wie wir wissen. Doch sind Geschichte, Geographie und soziologische Fächer denn unnötig deswegen? Man klicke in Facebook und Konsorten und man ahnt: Nein, das ist mindestens so wichtig, denn ein Mensch reift nicht am so genannten Notwendigen, lebt nicht vom Brot alleine.
Sicherlich, Bildung ist kein Allheilmittel. Unter allen menschenverachtenden Gruppierungen, die man so kannte und noch kennt, sind immer auch gebildete Leute zu finden. Aber das Heer an Mitläufern wäre doch wohl kleiner, wenn es mehr Menschen gäbe, die gelernt hätten, ihren Verstand zu benutzen, die Wissen als bewusstes Gut in sich tragen würden, das sie auch anwenden können in jeweiligen Situationen. Wissen ist vielleicht nicht Macht, aber Wissen macht nachdenklicher, lähmt ungesunden Aktionismus, der nur um des Aktionismus' willen aktiviert.
Man kann sich jetzt wirklich über den Hass aufregen, kann die hasserfüllten Fratzen anfeinden, sie auslachen in ihrer hilflosen Dummheit – oder man bringt endlich auf den Tisch, was zu solchen Auswüchsen führt: Das Versagen eines Bildungssystems. Das bedeutete gleichwohl, dass über neuen Bildungselan gesprochen werden muss, über ein Rausholen ganzer Gesellschaftsschichten aus der cerebralen Agonie zwischen »Frauentausch« und Bildungsverdrossenheit. Und es dürfen die schulischen Ansprüche nicht beständig nach unten geschraubt werden. Bildung darf ruhig Schweiß kosten. Lerninhalte sollten ruhig auch schwierig sein dürfen. Das Ringen um Wissen ist zuweilen anstrengend.
Unberechenbare Wut ist eben manchmal nichts weiter als die Folge eigener Unzulänglichkeit. Dann regt man sich über die Wütenden auf. Das ist menschlich. Wir sollten uns aber auch über die aufregen, die diese Menschen in diese Situation gebracht haben, sich so unzulänglich zu fühlen. Ein Bildungssystem sollte die Menschen für die Anforderungen des Alltages und des Lebens fit machen. Jetzt sieht man, dass viele Menschen diesbezüglich nicht fit sind. Sie offenbaren eher, dass sie völlig unverständig sind, keinerlei Sensibilität besitzen und an den berühmten Tellerrand stoßen. Wenn diese Gesellschaft jetzt nicht beginnt, Bildung wieder als hohes Gut zu betrachten, dann kommen wir aus der Hassgesellschaft nicht mehr raus. Sollte die Bildung den neoliberalen Vorstellung hingegen entzogen werden, haben wir in zwanzig Jahren vielleicht verständigere Stimmen in den sozialen Netzwerken.
Es ist schon hart in einer Welt zu leben, die man kaum begreift. Selbst mit Bildung, mit Interesse am Wissbaren ist es ja zuweilen zum Resignieren. Da sind so viele Strömungen, Bewegungen, Dynamiken, geographische Besonderheiten, historische Kontexte, soziale Grundlagen, gesellschaftliche Konventionen, Aberglauben und Religionen, Technologien und Traditionen. Alles kulminiert in dem, was wir als Nachrichten präsentiert bekommen, alles ist vermengt im Tagesgeschäft. Man kann nicht alles immer wissen. Aber wenn man so gar nichts weiß von der Welt, die einem umgibt, dann ist das nicht nur traurig und schauderhaft, es muss vor allem auch richtig hart sein. In einer Matrix zu leben, die undurchdringlich scheint, muss Angst machen. Wahrscheinlich ist der Hass, den man uns jetzt jeden Tag in den Gazetten verkauft, der aus dem Netzwerken sickert und auch im Alltag als solcher Überhand nimmt, nichts weiter, als ein Symptom mangelnder Kenntnisse. Dass man die in schriftlich Absonderungen voller Fehler seiner Umwelt präsentiert, stützt diese These nachhaltig.
Die Politik jammert dieser Tage zuweilen auch über den unerträglichen Hass. Aber wenn der ja nur ein Symptom ist, muss man die Ursache finden und daran arbeiten. Jetzt, genau jetzt ist es an der Zeit, eine Bildungsoffensive zu starten. Endlich eine richtige, eine gegenständliche Bildungsoffensive anzuleiern. Nicht die Stückwerkerei, die man uns vorher als Bildungsgipfel und dergleichen verkaufte und bei denen es letztlich nur um Finanzierbarkeiten und schnellere Abschlüsse ging. Es reicht eben nicht aus, die Bildungsstandards an den Bedürfnissen der Wirtschaft auszurichten. Ein Recht auf Bildung zu haben heißt auch, dass man ein Recht darauf hat, Dinge zu erlernen, die zunächst mal nicht sofort im täglichen Arbeitsrhythmus verwertbar sind. Bildung lässt sich grundsätzlich gar nicht verwerten – man hat sie. Oder eben nicht.
Ein Blick auf das Phänomen, das wir jetzt als »Hass« bezeichnen, sollte doch offenlegen, dass wir nun wieder stärker über Bildung sprechen müssten. Nicht über Sparpotenziale oder Föderalismus, nicht über verkürzte Abschlusswege und kupierte Lerninhalte, sondern darüber, wie man die Menschen fit macht für die Realität, für ein anständiges zwischenmenschliches Miteinander, das auf einer Basis aus Wissen gründet. Haben wir nicht zu viel weggelassen in den Schulen? Zu wenig Geschichtliches, zu wenig Soziales vermittelt? Zu einer umfangreichen Wissensvermittlung gehört mehr als unmittelbar Notwendiges, das man im Alltag in erster Linie braucht. Man muss rechnen können. Lesen wäre auch nicht schlecht. Schreiben sowieso. Aber auch da hapert es schon, wie wir wissen. Doch sind Geschichte, Geographie und soziologische Fächer denn unnötig deswegen? Man klicke in Facebook und Konsorten und man ahnt: Nein, das ist mindestens so wichtig, denn ein Mensch reift nicht am so genannten Notwendigen, lebt nicht vom Brot alleine.
Sicherlich, Bildung ist kein Allheilmittel. Unter allen menschenverachtenden Gruppierungen, die man so kannte und noch kennt, sind immer auch gebildete Leute zu finden. Aber das Heer an Mitläufern wäre doch wohl kleiner, wenn es mehr Menschen gäbe, die gelernt hätten, ihren Verstand zu benutzen, die Wissen als bewusstes Gut in sich tragen würden, das sie auch anwenden können in jeweiligen Situationen. Wissen ist vielleicht nicht Macht, aber Wissen macht nachdenklicher, lähmt ungesunden Aktionismus, der nur um des Aktionismus' willen aktiviert.
Man kann sich jetzt wirklich über den Hass aufregen, kann die hasserfüllten Fratzen anfeinden, sie auslachen in ihrer hilflosen Dummheit – oder man bringt endlich auf den Tisch, was zu solchen Auswüchsen führt: Das Versagen eines Bildungssystems. Das bedeutete gleichwohl, dass über neuen Bildungselan gesprochen werden muss, über ein Rausholen ganzer Gesellschaftsschichten aus der cerebralen Agonie zwischen »Frauentausch« und Bildungsverdrossenheit. Und es dürfen die schulischen Ansprüche nicht beständig nach unten geschraubt werden. Bildung darf ruhig Schweiß kosten. Lerninhalte sollten ruhig auch schwierig sein dürfen. Das Ringen um Wissen ist zuweilen anstrengend.
Unberechenbare Wut ist eben manchmal nichts weiter als die Folge eigener Unzulänglichkeit. Dann regt man sich über die Wütenden auf. Das ist menschlich. Wir sollten uns aber auch über die aufregen, die diese Menschen in diese Situation gebracht haben, sich so unzulänglich zu fühlen. Ein Bildungssystem sollte die Menschen für die Anforderungen des Alltages und des Lebens fit machen. Jetzt sieht man, dass viele Menschen diesbezüglich nicht fit sind. Sie offenbaren eher, dass sie völlig unverständig sind, keinerlei Sensibilität besitzen und an den berühmten Tellerrand stoßen. Wenn diese Gesellschaft jetzt nicht beginnt, Bildung wieder als hohes Gut zu betrachten, dann kommen wir aus der Hassgesellschaft nicht mehr raus. Sollte die Bildung den neoliberalen Vorstellung hingegen entzogen werden, haben wir in zwanzig Jahren vielleicht verständigere Stimmen in den sozialen Netzwerken.
14 Kommentare:
Das habe ich seit längerem gleichermaßen mit Entsetzen festgestellt, nicht nur
in den sozialen Netzwerken, sondern reicht in Bezug auf z.B. die Rechtschreibung
bis hin in regionale Printmedien.
Das weitaus schlimmste Versagen des Bildungssystems zeigt sich meiner Meinung nach
im Auftreten offenbar total indoktrinierter Gymnasiasten und Studenten bei sogenannten "Gegendemonstrationen" gegen Bürgerproteste hinsichtlich der verfehlten
Migrationspolitik.
Die Auswirkungen des Versagens des Bildungssystems wird die "Generation Smartphone"
noch selbst durchleben können.
Hätte, würde, könnte.....schöner Traum.
Warum sollte Staat, dem die Bildung seiner Bürger nur im Sinne von Marktteilnehmern interessiert eine Art von aufklärerische Bildung betreiben, die konsequenterweise den Staat, seine kap. Funktionsweise als solche mitsamt seiner sozialen Verwerfungen in Frage stellt - sich somit damit die Grundlage entzieht.
In sofern hat Bildung durch "Bildung" einer manipulierbaren Masse alles andere als versagt.
Hallo Roberto,
das ist jetzt wirklich nicht böse gemeint, aber ein bisschen spotten muss ich schon: Dein Artikel liest sich wirklich süß. Ich ahnte es schon, dass Du in die Falle gelaufen bist, bevor ich die ach so typische verräterische Klage las:
"Das Versagen eines Bildungssystems"
Das Bildungssystem hat nicht im Mindesten versagt, sondern erfüllt hervorragend seine Aufgabe! Was ist denn ein Versagen? Ein Versagen setzt ein vorheriges Bemühen voraus, das letztendlich gescheitert ist. Da Du eine völlig korrekte Zustandsbeschreibung des Bildungsniveaus lieferst - muss ich eigentlich weiter schreiben?
Wieso begreifen so Wenige, dass der Zustand und der "Ausstoß" unseres Bildungssystems kein Versagen, sondern ein voller Erfolg ist. Logischerweise im Sinne derjenigen, die ("auftragsgemäß") über das Bildungssystem, seinen Zustand und (auch finanzielle) Ausstattung entscheiden?
Oder glaubt jemand, die "homines oeconomici" würden es sich (nicht nur bei Wahlen) weiterhin so schafsgleich gefallen lassen, wie man sie (auch und gerade mit Hilfe der medialen Hilfstruppen) vera...
Ich kenne noch das Bildungssystem der DDR und hatte in beiden gearbeitet. Ich glaube, nach meinem Kommentar versteht man, wenn ich sage, dass dieses System dort und damals einer der größten Fehler der DDR-Führung war.
Ha, danke Markus. 's hat ja doch einer verstanden. Klasse auf den Punkt gebracht!
@ Markus, den Ngel getroffen, aber so was von...
Meine persönlichen Erfahrungen als Vater eines damals 11/12 Jahre alten Sohnes, der seit seinem 1. Lebensjahr (geboren in Dt.) mit mir in Thailand lebt.
Zuviel liegt mir auf der Seele, zu viel Entsetzen über das, was sich Politiker, Beamte, die Industrie (mit stetig wachsender Einflussnahme auf die Politik und die Kultusministerkonferenzen) seit über 20 Jahren in diesem Bereich erlauben, treibt mir den Zorn ins Gemüt.
Ein Jahr in Deutschland reichte vollauf um zu erkennen, das Dt. mit vollster Absicht das System: "Vorsprung durch (erkaufte) Bildung" (siehe USA, GB, Asien) eingeführt hat.
Lehrer die 5.-Klässler (egal ob deutsche oder ausländische Kinder) mit Zetteln traktieren, auf denen geschrieben steht, wie man lernen muss.
Die Aufgaben verteilen (wieder kopierte lose DIN A4 Seiten, als ob es keine Lehrbücher mehr gäbe), teilweise ohne den Stoff, den die Kinder bearbeiten sollen, vorher angesprochen zu haben (das ist tatsächlich im Mathematikunterricht passiert!).
Wo zu Hause Wikipedia und Links zu Bezahl-Foren (vermittelt durch den Lehrer) die Lehrtätigkeit ersetzen.
"Eigenverantwortung" wird das genannt und propagiert.
Wo Schulleiter mit Stolz verkünden, das der Konzern "XY" für "Sponsortätigkeit" gewonnen werden konnte.
Kinder die die Lust am Lernen verlieren, weil sie durch das Lehrsystem abgehängt werden, ihre Eltern entweder Doppelverdiener sind und keine Zeit haben, bis zu 4 Stunden täglich (so erging es uns beiden) die Aufgaben zu bewältigen, zusätzlich am WE mehrere Stunden noch die vorhandenen Lücken schließen mussten, ihren Kindern Hilfestellung zu geben, oder schlicht die Materie selbst nicht verstehen.
Lehrer die in den Sommerferien Hartz IV beantragen müssen, weil der Dienstherr auf "leere Kassen" verweist und Festanstellungen weitestgehend vermeidet. Bürgermeister und hohe Beamte aber immer noch Dienstwagen gestellt bekommen.
Wo "PISA" das Maß aller Dinge ist und jeder Vollpfosten diesen Schwachsinn anbetet und als einzig gültige Bewertung verinnerlicht. Konkurrenzdruck auf nationaler und internationaler Ebene, ersonnen und durchgeführt von nichtsnutzigen Beamten in Schloss La Muette, damit die OECD nicht zugemacht wird, sondern nun neoliberale Konzepte mit festigen kann.
Verzeihen Sie und alle Leser, wenn ich schreibe: "Scheiß drauf".
Ich Dummkopf hatte wirklich daran geglaubt, die Schulen in Dt. seien "besser" als in Thailand, wo wir seit jetzt 12 Jahren leben.
Weil ich nicht wusste, das in Dt. alles neoliberal verwurstet wird.
Dann habe ich begriffen und die Konsequenzen für meinen Jungen und mich gezogen. Jetzt geht es uns beiden wieder besser, viel besser.
Auch hier ist nichts "wirklich Gold" und Bildung kostet Geld, wenn man sein Kind nicht auf staatliche Schulen schicken will.
Es ist aber erschwinglich, von ausländischen (International school) Elite-Schulen in Bangkok und Chiang Mai abgesehen.
Nur hatte ich niemals erwartet, das Dt. eine solch "rasende Talfahrt" im Bildungsbereich hinlegen würde.
Hass und Rassismus sind m.E. nicht wirklich eine Folge von mangelnder Bildung und/oder Unwissenheit. Es kann sie begünstigen, es gibt aber keinen kausalen Zusammenhang. Schließlich gibt es bis weit ins sog. "Bildungsbürgertum" hinein rassistische und fremdenfeindliche Tendenzen und Überzeugungen. Das findet sich in den Parteien, in Unternehmen, aber auch an den Universitäten wieder. Auf der anderen Seite gibt es auch viele "Ungebildete" und/oder Analphabeten, die noch Empathie, Mitleid und Solidarität empfinden. In Afrika beispielsweise gibt es große Landstriche voller Analphabeten und -nach unseren Maßstäben gemessen- viele ungebildete Menschen. Gleichzeitig aber auch viel Herzlichkeit und Gastfreundschaft.
Ich denke, es ist eher eine Frage des Menschenbildes. Halte ich den Menschen für primär schlecht oder glaube ich auch an das Gute im Menschen? Diese Haltung kann man mit Bildung nur peripher beeinflussen.
Das Phänomen als solches ist bekannt und wird schon lange beklagt: Bildung ist zusehends zur Ausbildung zur Ausbeutung verkommen. Das haben wir kommen sehen. Bei jeder Gelegenheit, wo ein Buch in der Hand eigentlich das Normale gewesen wäre, sahen wir –nichts. Und irgendwann das Mobiltelefon, dann das Smartphone.
Und da hat @Markus recht: Es ist von den eigentlichen Betreibern der Hilfskolonne "Politik" gar nicht erwünscht, eine gutbürgerliche Bildung des 19. Jahrhunderts zu finanzieren. Wozu? Der Bürger ist Humankapital, soweit noch erforderlich, mittlerweile aber allenfalls Kunde, meist nur Verbraucher. Das reicht.
Das Lamento darüber, so berechtigt es ist, erreicht aber die Betroffenen genau aus diesen Gründen nicht mehr. Trotz Facebook und all der anderen hervorragenden digitalen Möglichkeiten.
Eine Lösung? Ich kenne keine. Außer, ein wirklich Intellektueller, "ewiggestriger" Haufen würde sich zu eine Revolution aufmachen...
Ich bezweifle, dass unsere "Eliten" dem eskalierenden Fremdenhass tatsächlich völlig ablehnend gegenüberstehen: Es gibt kaum Besseres, um die immer größere soziale Ungerechtigkeit aus den Köpfen zu vertreiben als Ressentiments gegen Ausländer.
Wenn Merkel und Schäuble wirklich was gegen AfD, pegida und co unternehmen wollten, so würden sie ihre rigorose Sparpolitik beenden. Schon der Erfolg der Nazis in den 30ern war eine direkte Folge der Brüningschen Sparpolitik. Es gibt kaum verhängnissvolleres, als in eine Krise hineinzusparen.
Das die jetzige Bildungsmisere politisch gewollt ist, ist sicher richtig. Aber muss man das um jeden Preis blind mitmachen?
Hier ein interessanter Artikel aus der Hirnforschung mit Gedanken zum Thema:
http://mein.yoga-vidya.de/profiles/blogs/hirnforscher-h-ther-viel-wichtiger-als-wissen-ist-erfahrung?xg_source=msg_mes_network
"Die Schlussfolgerung aus dieser Erkenntnis ist: Wir sollten alles tun, dass dieser besondere Schatz, nämlich die Lust am Lernen, nicht verlorengeht".
Zum Thema der Flüchtlingskinder dann dies:
"Diese lernbegierigen Flüchtlingskinder können ein Motor werden, ein Treibstoff, mit dem die Lernlust in unsere Schulklassen zurückkehrt. Das wird aber nie passieren, wenn die Schüler die Angst ihrer Eltern vor dem Fremden übernehmen und wir nicht verhindern, dass politische Meinungsmacher ihre Machtpositionen untermauern oder anzustreben versuchen, indem sie Menschen Angst vor Fremden machen."
Für mich klingt das schlüssig und hoffnungsvoll, man/wir müssen es nur so wollen...
Das Bildungssystem in Deutschland ist bzw. entwickelt sich zu genau dem, was es nach dem Willen der dominierenden Eliten zu sein hat – zu einem Ausbildungssystem. In BW, wo ich 30Jahre lang Insider war, konnte man schon unter M'in Schavan (das Dr. lass' ich weg) beobachten, wie von inhaltsorientierten Lehrplänen zunehmend zu "Kompetenzen"-orientierten Bildungsplänen gewechselt wurde. Der "Teuflischen" Verwaltungsreform (schlanker Staat), der im Bildungsbereich eine ganze Organisationsebene, die Oberschulämter, zum Opfer fiel, ist es ganz wesentlich mit zu danken, wenn die von den Oberschulämtern früher geleistete Arbeit jetzt entweder garnicht mehr geleistet wird oder nach "oben" an die Regierungspräsidien delegiert oder nach "unten" an die Schulen delegiert wurde: Mehr "Gestaltungsfreiraum" für die Schulen! - wurde getönt. Ganz klar, dass private Interessen, wie die der Bertelsmann-Stiftung dankbar das geschaffene Vakuum füllen und den Schulen/Lehrern marktkonformes Lehrmaterial zur Verfügung stellen. Auch das unselige "Fundraising", zu dem Schulen in ihrer Finanznot mehr und mehr aufgefordert werden, wird in wenigen Jahren eine ähnliche Abhängigkeit der Schulen von ihren Sponsoren herbeiführen, wie wir das im Verhältnis der Medienverlage zu ihren Werbungskunden bzw. Eigentümern sehen.
Fazit: Der Traum von einer Erziehung Jugendlicher zur gesellschaftlichen Mündigkeit ist ausgeträumt. Angepasste Duckmäuser für's Fußvolk und egomane Psychopathen in der Leitungsebene werden gezüchtet. Wer diese Entwicklung gewollt hat und wer sie gehorsam eingeleitet und umgesetzt hat habe ich oben aus meiner Sicht beschrieben.
Wie immer zutreffend, und ich warte mal gespannt auf einen Blog-Artikel von dir zum Thema Bewerbungsblödsinn ;-)
Auch hier schlägt die "Bildung" voll zu, und mit einem renommierten Wirtschaftspsychologen namens Uwe P. Kanning gibt es bereits einen "Ketzer", der die diversen Bewerbungshandbücher, und Einstellungsverfahren, nach einer langjährigen Untersuchung mit der Note 6.0 beurteilt - Er hängt sich an der "Karrierebibel" von Hesse/Schrader auf, aber es gilt auch für andere Bewerbungs"bibeln", die Ketzer dringend notwendig hätten - vor allem nach so einer verheerenden Untersuchung durch einen Wirtschaftspsychologen.
Gruß
Bernie
(derzeit selber wieder, tats. notgedrungen weil gleich 3x die "Arschkarte" gezogen in letzten Jahr, am Bewerben)
Kleine Ergänzung:
Es soll ja auch das "Bewerben" Schülern beigebracht werden, daher dachte ich die Thematik passt hier voll hinein, da man hier auch nur noch vera.... und "Reformen" mehr als sinnvoll wären, da viele Bewerber sich im Hamsterrad zwischen arbeitslos und beschäftigt drehen dürften - seit Uwe P. Kanning weiß ich auch warum.....Note 6.0 für Bewerbungsratgeber, Coaches und diverse andere "Bewerbungshelfer", die sich an uralten Vorschlägen, die nicht für's 21 Jahrhundert passen....orientieren...trotz E-Mail-Bewerbung, Internet usw. usf.....die Rituale des Bewerbens sind längst veraltet....und reformbedürftig.....
Gruß
Bernie
Wobei es jedoch immer öfter auch die haarsträubenden und fehlerhaften Antworten der Firmen und Betriebe auf völlig korrekte und schlüssige Bewerbungen sind, die einen gruseln und sich fragen lassen, wer dort eigentlich diese Art von Schreiben verfasst, absegnet und sogar abschickt und ob es nicht besser wäre, für eine solche Firma eben genau n i c h t zu arbeiten.
Aktuelles Beispiel aus der Praxis von Kinderpsychologen, die dann auch an der genauen Wegebeschreibung fast scheiterte:
..."Sehr geehrte Frau XY,
gerne laden wir sie zu einem Vorstellungsgespräch ein am Mittwoch den 17.02.2016 um 14.00 Uhr in der Praxis.
Bitte geben sie uns Bescheid ob sie zu diesem Termin können.
Mit freundlichen Grüßen."
Mmmmh...
@Anonym vom 19. Februar 2016
...das dämliche an der ganze Geschichte ist, dass die Bewerbungsrituale ja bis zum Erbrechen von Personalverantwortlichen, Chefs und Bewerbern eingeübt werden, und dies trotz der Tatsache, dass die längst überholt sind - im 21. Jahrhundert.
Das Hamsterrad wird sich wohl weiter drehen, wenn nicht noch mehr "Ketzer" auf den Platz treten, die die Bewerbungs"bibeln" von Hesse/Schrader & Co. angreifen.
Der renomierte Wirtschaftspsychologe Uwe P. Kanning meint übrigens auch, dass viele, die heute Bewerbungsberater und Coaches spielen von Beruf eigentlich gar nicht zum Thema Bewerbungsberatung passen.
Hesse/Schrader zum Beispiel sind keine ausgebildeten Personaler sondern Psychologen-Kollegen.
Böse Unterstellung von mir, denen (nicht nur Hesse/Schrader) geht es gar nicht um Bewerber sondern darum möglichst viel Geld mit der Thematik abzugreifen, und dies sogar staatlich gefödert - über Bewerbungskurse, Coaching, Literatur usw. usf.
Mir ist als Antwort schon untergekommen, dass man den falschen Namen angeben hat, obwohl ich den im Bewerbungsanschreiben korrekt geschrieben habe, im Zwischenbescheid hieß ich auf einmal ganz anders, da wurde mal flott beim Nachnamen der Hauptbuchstabe durch ein "D" ersetzt, wo eigentlich ein "H" hingehört hätte.
Das beste erlebte ich allerdings mit der hiesigen Stadtverwaltung, da rief ich direkt an, aus einem Mann (klar erkennbar auf dem Bewerbungsfoto) wurde eine Frau....
haarsträubend, ich kenne das auch, und man sollte es mal sammeln....
Übrigens, wie gefährlich bewerben bei der Bundesagentur für Arbeit, damals hießen die noch Arbeitsamt, sein kann hab ich auch erfahren, da wurde ich mal prompt zum Vorstellungstermin eingeladen, redete flott meinen Text herunter in der Hoffnung eingestellt zu werden - als Sachbearbeiter, bekam eine Absage und einige Wochen später sogar Besuch von den Außendienstlern des Arbeitsamtes - Warum? Verdacht auf Leistungsbetrug - die wollten mir partou nicht glauben, dass ich nur im Wohn- und Geschäftshaus meiner Eltern leben bzw. mir daraus einen Strick drehen, dass ich im Lebenslauf angegeben habe "Mithilfe im elterlichen Unternehmen" statt "arbeitslos" - da ich nachweisen konnte, auch mit Hilfe anderer, dass ich weit unter 15h arbeite, und es kein Verbrechen ist im Wohn- und Geschäftshaus der Eltern zu leben erhielt ich weiter Leistungen....statt eingestellt zu werden....übrigens, der Typ der mir damals absagte meinte nur "Ich wüßte ja wie es momentan auf dem Arbeitsmarkt aussehen würde"....es ärgert mich immer noch, denn denen ist ein kompetenter Mitarbeiter entgangen. Hätten die mich eingestellt wäre ich wohl nicht immer noch so böse auf die - nach der miesen Tour damals.....
Gruß
Bernie
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