Die Linke, der Marxismus und der Islam

Montag, 29. Februar 2016

Der Moralphilosoph Michael Walzer sagte im letzten »Philosophie Magazin«, dass Linke nur bedingt in der Lage seien, den Islam zu kritisieren. Weil für sie nämlich »Religion […] immer noch ein Überbau [sei], wie Marx es nannte, und die einzige wichtige gesellschaftlichen Kräfte […] ökonomischer Art [seien]«. Das ist tatsächlich ein gewichtiger Grund. Unter Linken hat sich diese Ansicht über Jahrzehnte behauptet, wonach religiöse Erscheinungen nicht zuerst da seien, sondern die Verteilung der Güter das Fundament jedes gesellschaftlichen Phänomens darstellten. Dass das Sein das Bewusstsein präge, nicht andersherum wie noch bei Hegel, gilt als eine von Marxens bekanntesten Sentenzen. Zwar hat sie Abwandlungen erfahren, siehe bei Arjun Appadurai (»The Social Life of Things«), aber grundsätzlich gehört es nach wie vor zum linken Diskurs, die Grundlagen des Seins als die »Werkstatt« des Bewusstseins zu deklarieren.

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Alternative für Sachsen?

Freitag, 26. Februar 2016

Alle Sachsen sind Nazis. Das müssen wir jetzt endlich einsehen. Es war eine Lebenslüge anzunehmen, dass sie es nicht wären. Sind sie. Jeder Sachse ist Kind veralteter Denkweisen und gar nicht für die westliche Demokratie adaptierbar. Was wir jetzt brauchen ist eine Alternative für Sachsen.

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Der Stuhl Petry und der suizidale Ehemann

Donnerstag, 25. Februar 2016

Darf man nun mit der AfD reden oder nicht, ihr ein Forum bieten oder nicht, sie zu Elefantenrunden einladen oder nicht? Es gibt Für und Wider. Aber eines ist klar: So wie manch einer mit ihr unter der Gürtellinie kommuniziert, schadet man dieser Partei nicht: Man stärkt sie.

Letzte Woche hat er es ihr aber so richtig gegeben. Der Günther Oettinger. Der Frauke Petry. Wenn diese komische Person seine Frau wäre, so stichelte er gegen die Vorsitzende der There is no Alternative für Deutschland, dann würde er sich erschießen. Unter diesen Umständen mag manchen zwar die Zwangsverheiratung wieder als attraktive Option in den Sinn kommen, aber seien wir ehrlich: So eine Maßnahme ist so sinnlos wie das Zuhalten von Augen und Ohren, das mancher etablierte Politiker jetzt mit infantiler Ignoranz praktiziert. Eine solche Praktik ändert ja nichts, genauso wenig wie es etwas ändern würde, wenn sich ein angeekelter Ehemann in eine Kugel stürzte. Seine Frauke wäre ja immer noch da. Jemanden loszukriegen, indem man sich selbst los wird, ist eine doofe Art zur Bekämpfung unerträglicher Zeitgenossinnen.

Zurück zum Klassismus!

Mittwoch, 24. Februar 2016

Bis vor kurzem hatten wir eine gravierende soziale Schieflage. Jeder wusste es mehr oder weniger. Was man sich daraus machte, war dann allerdings die Sache der politischen Einstellung. Entweder empörte es einen oder man nahm es als normale Ordnung der Dinge hin. Wir haben diese Schieflage durchaus immer noch. Nur liest man weniger darüber. Noch immer gibt es Langzeitarbeitslosigkeit und Kinder aus armen Familien, noch immer mangelt es in den unteren gesellschaftlichen Schichten an Geld und die öffentliche Hand ist auch weiterhin unterfinanziert. Das Gesundheitswesen ist eine Ständegesellschaft mit Einzelzimmer und Chefarztbehandlung für die einen und spartanischer Notversorgung (der berühmten »Kassenleistung«) für die anderen; Zahnersatz ist eine Statusfrage, keine der medizinischen Notwendigkeit oder gar der Menschenwürde - und selbst der soziale Wohnungsbau ist ein Relikt, eine blasse Erinnerung längst vergangener Tage. Was uns aber beschäftigt, das sind die Flüchtlinge. Fast ausschließlich. Sie beschäftigen uns auf die eine oder andere Weise. Diese Menschen in existenzieller Not haben ungewollt die Schieflage als Sachthema abgelöst.

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... wenn man trotzdem lacht

Dienstag, 23. Februar 2016

»Dabei ist kommunizieren natürlich das Gegenteil von dem, was es zu sein vorgibt. Dass kommunizieren verständigen bedeutet, das glauben allenfalls noch die Verfassers eines Fremdwörterbuchs. Kommunizieren meint doch eigentlich un-verständigen oder verunständigen. Wenn es darum geht, etwas zu vernebeln und zu vertuschen, werden Kommunikationsexperten hinzugezogen. Wenn etwas verzerrt, beschönigt, einseitig dargestellt oder völlig aus der Luft gegriffen werden soll, dann heißt es, dass es nach außen kommunziert werden muss. Und wenn mal die Wahrheit ans Licht kommt, wenn etwas so geschildert wird, wie es sich tatsächlich abgespielt hat, dann spricht man vom Kommunikations-Super-GAU. Kommunikation hat tatsächlich so wenig mit Kommunikation zu tun, dass ein Außerirdischer, der die Bedeutung des Wortes Kommunikation aus dem täglichen Gebrauch erschließen sollte, es als »belügen« oder als, bildlich gesprochen, »mit Scheiße parfümieren« übersetzen würde. Oder dass jeder jedem jederzeit jeden Mist zukommen lassen kann. Kommunikation ist selten mehr als ein permanentes, lautes, unentrinnbares Quaken. Darin sind sich alle einig. Deshalb sagt auch kein Mensch, Goethe habe mit Schiller kommuniziert. Die haben sich geschrieben. Wer sich was zu sagen hat, kommuniziert nicht miteinander. Kommunikation ist eine Pest, eine Lügenpest, eine Beschönigungs- und Beschwichtigungspest. Die einfachsten und klarsten Dinge werden völlig verdreht, und schwierige, komplizierte Sachverhalte werden so vergröbert und versimpelt und vereinseitigt, dass gar nichts mehr stimmt.«
- Thomas Brussig, »Schiedsrichter Fertig« -

Obergrenzen, Untergrenzen

Montag, 22. Februar 2016

Theodor Hosemann,
Armut im Vormärz
Den Meinungsmachern der »Frankfurter Allgemeinen« stinkt der Mindestlohn. Vielleicht kostet sie nun die Haushaltshilfe mehr. Oder sie muss, da geringfügig beschäftigt, nicht mehr ganz so viele Stunden damit zubringen, den Unrat zu beseitigen, den ein Meinungsmacher den ganzen Tag über so verursacht. Wie dem auch sei, sie erzeugen Stimmung dagegen und schimpfen auf die Sozialdemokraten, die keine Ausnahmen für Flüchtlinge erlauben wollen. Die böse SPD, die uneinsichtige SPD. Dabei ist diese Partei als halbrechter Flügel der Union so brav gewesen in den letzten Jahren. Da sieht man eben mal, dass Integration nie richtig klappt. Man bleibt immer der Fremde, da kann man sich noch so anpassen wollen als Sozi in der konservativen Leitkultur. Warum man bei der FAZ findet, dass ein Lohnstandard für Flüchtlinge nicht gelten soll? Deswegen: »Wer als Schutzsuchender nach Deutschland kommt, hat Anspruch auf genau das: Schutz. Auf mehr nicht.« Klingt schlüssig, Problem ist nur, dass so ein Standard keine rein individuelle Garantie ist.

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Schwarz und weiß und bunt gemischt

Donnerstag, 18. Februar 2016

Seit Silvester ist der dunkelhäutige Mann und sein Verhältnis zur weißen Frau wieder Thema. Er könne das weibliche Geschlecht überhaupt nicht respektieren und sei immer übergriffig. Theresa und ihre österreichischen Freundinnen aber beweisen: Dieses geschmacklose Verhalten ist unisexy.

Die Österreicherin Theresa hat Geburtstag. Irgendwo in einem Hotel in Kenia. Dort verbringt sie ihren Urlaub. Sie macht sich chic, will ausgehen, sich einen weiteren schwarzen Mann für die Nacht sicherstellen. Drei oder vier hatte sie in der kurzen Zeit ihres Aufenthalts bereits. Da klopft es plötzlich an der Zimmertüre und ihre österreichischen Urlaubsbekanntschaften, alles Frauen ihres Alters, stürmen hinein mit einem Geschenk: Mit einem jungen Schwarzen. Sie knipsen die Musik an und weisen ihn an zu tanzen. Geil soll er sich bewegen, afrikanisch-geschmeidig. Und ausziehen soll er sich freilich auch. Also strippt er, wackelt auf dem Bett hin und her und lässt sein Ding baumeln. Alle sind aus dem Häuschen, ziehen sich aus, Wülste und Brüste umgarnen den »geilen Neger«, wie sie ihn heißen, betatschen ihn, fummeln ihm ein Schleifchen um den Penis und kneten seinen Hodensack.

Das Versagen des Bildungssystems

Mittwoch, 17. Februar 2016

Charles Nègre, Lesender
Schüler im Freien
Wir haben in den Jahren der neoliberalen Sparagenda so viel über Bildungspolitik gesprochen. Über effizientere Verfahren, zielgerichtetere Bildungsinhalte, über Prüfungsstandards und internationale Vergleiche. Pisa war plötzlich kein schiefer Turm mehr. Es ist komisch, dass ausgerechnet jetzt, da das völlige Versagen der deutschen Bildungspolitik in den sozialen Netzwerken und auf abendlichen Kundgebungen offenbar wird, kein Mucks mehr über Bildung verloren wird. Stattdessen reden wir vom Hass dieser Leute. Dass der mit orthograhischer Heimsuchung und unterirdischer Allgemeinbildung, ohne Punkt und Komma und mit völliger Aufgabe einer halbwegs gesitteten Rechtschreibung, über dieses Land kommt, scheint nur wenige zu stören. Kann es nicht einfach sein, dass es der begrenzte Horizont dieser Leute ist, der nur so hasserfüllt aussieht? Hat man das Schlagwort von den »bildungsfernen Schichten« einfach nur durch den »besorgten Bürger« terminologisch ersetzt?

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Aus fremder Feder

Dienstag, 16. Februar 2016

»Rassismus und Fremdenfeindlichkeit sind keine natürlichen, instinktiven Reaktionen menschlicher Wesen, sondern in der Geschichte menschlicher Gesellschaften kulturelle und politische Phänomene, die durch Kriege, militärische Eroberungen, Sklaverei und die individuelle oder kollektive Ausbeutung der Schwächsten durch die Stärksten entstanden.«
- Fidel Castro, UN-Konferenz gegen Rassismus, 1. September 2001 -

Eine gelobte Rede und ihre Gehaltslosigkeit

Montag, 15. Februar 2016

Mit etwas zeitlichem Abstand zur Goldenen Kamera lässt sich sagen: Ja, Respekt vor Dunja Hayali! Sich täglich aufzurappeln, obgleich man den Hass dieser unterversorgten Bürger (mehr so geistig betrachtet) frontal zu spüren bekommt, das bedarf schon eines starken Charakters. Aber nein, so romantisch wie sie es dann bei ihrer Rede ausgemalt hat, war es niemals. Journalisten machen eben nicht nur immer mal Fehler, sie berichten oftmals zielgerichtet und vertreten nicht unbedingt die Wahrheit, sondern die medialen Belange von Interessensgruppen und Lobbyverbänden. Und es ist eben nicht so simpel, wie ihr Appell suggerieren wollte: Einfach mal das Gespräch mit Journalisten suchen und mit diesen um Argumente zu streiten, das klappte bei einer ganzen Reihe von Themen über Jahre hinweg überhaupt nicht. Das heißt aber natürlich auch wiederum nicht, dass es die von langer Hand geplante Lügenpresse gibt.

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Hegelianer müsst' ma sein

Freitag, 12. Februar 2016

Martin Shkreli war im Dezember abermals das Herzchen des Monats in den Vereinigten Staaten. Wie schon zuvor im September erntete er Empörung, weil er völlig ohne Moral an der Krankheit anderer verdienen wollte. Doch eventuell brauchen wir nicht weniger, sondern im Gegenteil viel mehr von der Sorte.

Im Herbst des letzten Jahres zog sich der Hedgefondmanager und Unternehmer Martin Shkreli die Wut der Öffentlichkeit zu, weil eine seiner Firmen für ein lebensrettendes Medikament gegen die Infektionserkrankung Toxoplasmose, plötzlich nicht mehr 13,50 Dollar sondern 750 Dollar pro Tablette haben wollte. Im Dezember erwarb eine weitere seiner Firmen die US-Rechte an einem Mittel gegen die Chagas-Krankheit. Der Preis sollte pro Behandlungszyklus bei bis zu 100.000 Dollar liegen – in Südamerika kostet dasselbe Medikament ein Tausendstel davon. Natürlich gab es einen erneuten Aufschrei, man erklärte ihn sogar zum »meistgehassten Mann Amerikas«. Donald Trump dieser Tage in den Schatten zu stellen, muss einem erstmal gelingen. Der Hass gegen seine Person schlug hohe Wellen. Mittlerweile wurde er aufgrund einer älteren Geschichte verhaftet und man ist zufrieden, die Gerechtigkeit habe schließlich doch noch gewonnen.

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Hätte, könnte, Würde

Donnerstag, 11. Februar 2016

Stimmung lässt sich auf viele Arten machen. Entweder man poltert laute Parolen, die keinen Deutungsspielraum lassen. Oder man flüstert leise Doppeldeutigkeiten und lässt Interpretationen offen. Letzteres ist in Tagen, da man sich der Boshaftigkeit nicht mehr entblödet, unverantwortlich.

Auf der Internetseite des »Stern« konnte man letzte Woche folgende Schlagzeile lesen: »Bis zu 300.000 Flüchtlinge arbeiten schwarz«; untertitelt wurde die Überschrift mit »... daher boomt unter den Asylsuchenden die Schwarzarbeit«. Das ist eine miese Geschichte, dachte ich mir. Da werden die Rechten gleich wieder meinen, dass sie ein Argument gefunden hätten. Wenn man dann den darunter platzierten Artikel las, erfuhr man etwas über eine Analyse des Tübinger Instituts für Angewandte Wirtschaftswissenschaften und der Universität Linz. Darin gehe es um Schwarzarbeit und andere Illegalitäten. Unvermittelt dann noch folgender Satz: »Zwischen 100.000 und 300.000 Flüchtlinge könnten in diesem Jahr in Deutschland schwarzarbeiten, am plausibelsten erscheint laut Studienautor Schneider der höhere Wert.« Ach, alles nur Konjunktiv, da Prognose? Im Titel des Textes klang das noch viel faktischer. Genau das schließt der besagte Autor aber auch aus, er spricht von einer Annahme, nicht von Fakten.
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Die Gutmenschen, die ich so kenne

Mittwoch, 10. Februar 2016

Den Gutmenschen haben sie neulich mal zum »Unwort des Jahres« gekürt. Na gut, eine Kür ist es ja nicht gerade. Die Wahl erfolgte völlig zurecht, wenn man den Begriff so verwendet, wie es derzeit einige tun, wenn man also »Toleranz und Hilfsbereitschaft pauschal als naiv, dumm und weltfremd, als Helfersyndrom oder moralischer Imperialismus diffamiert«, dann ist er zweifelsohne negativpreiswürdig. Gleichwohl zeigt sich hier, dass es im täglichen Gebrauch Worte und Begriffe gibt, die man so und ganz anders meinen kann. Ich oute mich an dieser Stelle: Ich gebrauche zuweilen dieses Unwort auch. Ich meine dann nur ganz andere als ehrenamtliche Helfer, engagierte Menschen und altruistische Charaktere. Ich für mich benenne Personen damit, die ein gutes Motiv als Ursprung haben, sich aber dann in etwas verrennen. So habe ich vor Jahren den »Gutmensch« begrifflich kennengelernt.

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... wenn man trotzdem lacht

Dienstag, 9. Februar 2016

»Das Fließband, es ist der Herr.
Ich bin sein Getriebe.
Es herrscht, ich unterwerfe mich.
Trotzdem schätze ich es wie nichts.
Gezwungen habe ich mich, es zu lieben.
Ich bin unterwürfig, weil es ein verständigerer Herr ist, wenn ich gefügig bin und es nicht verachte.
Ich zerfließe am Zerfließband, dann ist es stolz auf mich.
Ich danke dem Fließband, es gibt mir Brot und lenkt mich vom Hunger ab.«
- Herta Müller, »Der König verneigt sich und tötet« -

Schlagsahne auf Kuchen in Schrebergärten

Montag, 8. Februar 2016

Dass man diese Alternative, die sie für Deutschland sein will, immer in erster Linie als rassistischen und isolationistischen Haufen in den politischen Debatten anführt, ist ein etwas ärgerlicher Umstand. Sie ist so viel mehr. Oder sagen wir besser: Sie ist so viel weniger. Ihr chauvinistischer Rassismus ist nur eine Komponente aus einem Weltbild, das wie aus Zeiten Adenauers zu kommen scheint. Oder aus einer jener niedlichen Vorstädte der Eisenhower-Ära. Die Abbreviatur AfD ist die gellende Sehnsucht nach exklusiver Gemütlichkeit und übersichtlichen Provinzialismus. Ja, Harmoniesucht am Ende. Die Feindlichkeit gegenüber Fremden ist nur eine Facette dieser Weltbetrachtung.

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Georg Kreisler ist tot

Freitag, 5. Februar 2016

Am Dienstag ist es geschehen. In Salzburg. Kreisler wurde 89 Jahre alt. Habe es eben beim »Neuen Deutschland« entdeckt. Er sei »ein Meister des schwarzen Humors gewesen«, schreiben sie dort. Das macht mich traurig, sehr betroffen. R.I.P. und so. Alle sterben sie in letzter Zeit weg. David Bowie, Glenn Frey, der Lemmy, den ich vorher gar nicht kannte, Donna Summer und nun auch noch Georg Kreisler. Ich werde das gleich mal auf meiner Pinnwand anbringen. Bei Facebook drüben. Da erfährt man viel, wenn man seine Chronik so betrachtet. Wie ein kleines Nachrichtenportal. Dort werde ich Kreislers »Meine Freiheit, deine Freiheit« als »in memoriam« posten. Seinen Namen in Großbuchstaben. Ist ja doch eine Schlagzeile. Und Schlagzeilen setzt man in große Lettern. Es soll ja jedem gleich ins Auge stechen.

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Wir machen das einfach!

Donnerstag, 4. Februar 2016

Eltern kriegen Kindergartenplätze für ihre Kinder. Patienten Termine beim Facharzt. Die Regierung fackelt nicht lange, spricht Garantien aus. Unvermittelt und ohne Strukturen zu schaffen. Der symbolpolitische Sprecher informiert: Wir machen das; wir schaffen das!

Nun also kriegt jeder Bürger einen Termin beim Facharzt binnen vier Wochen. Schon letztes Jahr hat man verkündet, dass es eine Garantie für die Patienten geben wird. Es gab damals bereits praxisorientierte Kritik. Wie wolle man das denn umsetzen? Facharztpraxen seien bereits jetzt voll und die Öffnungszeiten könne man nicht ins Unendliche verschieben. Macht nichts, sagte der Gesundheitsminister: Wir machen das einfach. Nun gibt es Terminservicestellen. Da ruft man an und bittet um einen Termin beim Rheumatologen. Wenn alles so läuft, wie beabsichtigt, dann kriegt man garantiert einen. Irgendwo. Freie Arztwahl ist nicht. Man geht dorthin, wo gerade Platz ist. Auch wenn man vielleicht vor Jahren schon bei einem bestimmten Rheumatologen war, landet man jetzt eben bei einem anderen Kollegen. Mit etwas Pech in einer anderen Stadt, obgleich am Heimatort drei oder vier dieser Fachärzte praktizieren. Die Kosten für diese verlängerte Anfahrt übernimmt die Krankenkasse selbstverständlich nicht.

There is no Alternative für Deutschland

Mittwoch, 3. Februar 2016

Honoré Daumier, The Refugees
1848-1855
Die Situation ist verfahren. Jahr und Tag war es Tagesgeschäft der Linken, sich gegen die Merkelschaft zu positionieren. Sie als fatales Narkotikum, als einschläferndes Nachtlied der Demokratie zu entblößen. Man kreidete ihr das Wetterfähnchen an, das sie zur Richtungsangabe ihrer Politik aufstellte, ihre rautenhafte Chuzpe, für sie und ihre Klientel unliebsame Umstände in seichtem Sermon zu ertränken. Diese Frau gilt seit bald elf Jahren als kanzlerschaftliches Organ einer neoliberalen Agenda, das sich zwischen unverbindlicher Symbol- und knallharter Umverteilungspolitik erschöpfte und dieses Dilemma auch noch euphemistisch »Regierungsarbeit« nannte. Kurz und gut, sie musste weg, ersetzt werden durch wen auch immer, beurlaubt werden für eine Behebung dieses Stillstandes, zur Belebung eines progressiven Gemeinwesens. Und jetzt steht man links da und weiß im Augenblick nicht so genau, ob dieser politische Betriebsunfall im Hosenanzug nicht für eine Weile doch noch das kleinere Übel ist, das wir uns lieber bewahren sollten.

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Aus fremder Feder

Dienstag, 2. Februar 2016

»Wenn man heute über die Frage des Asylrechts und über die Aufnahme von Ausländern diskutiert, in einer Welt voller Gefahren, in der die extreme Gewalt in immer mehr Staaten zunimmt, so muss man sich zuallererst bewusst machen, dass die Zustimmung oder Ablehnung, sie aufzunehmen, in vielerlei Hinsicht der Macht über Leben und Tod gleichkommt. Ein solches Vorrecht beanspruchen souveräne Staaten für sich, wenn sie im Alleingang über die Öffnung oder Schließung ihrer Grenzen entscheiden wollen. Ob man nun will oder nicht, kommt der politische Wille, Geflüchtete zurückzuweisen und sie so der sicheren Gewalt auszuliefern, einer Billigung von Mord gleich. […] Was der Fremde fordert – als Recht und nicht als Gnade -, ist, dass ihm ganz einfache, bescheidene Dinge zugestanden werden, die zugleich lebenswichtig sind: ein minimaler Schutz für sich und seine Angehörigen, sich arbeitend ein Leben aufzubauen, das heißt »ein nützliches Mitglied der Gesellschaft« zu werden: nicht mehr und nicht weniger also als »das Minimum menschlicher Existenz« […] Dies abzulehnen, ist unmoralisch und verstößt gegen die Menschenwürde. Aus moralischer Sicht ist es durch nichts zu rechtfertigen, zumal sich menschliche Beziehungen prinzipiell auf die Pflicht zu Fürsorge, Hilfe und Rücksicht überall und für alle begründen, welche aus der Verletzbarkeit und Sterblichkeit anderer Menschen resultiert. Natürlich kann es in Anbetracht der Umstände Einschränkungen geben, etwa wenn Bedingungen für die Aufnahme gestellt werden. Aber wer so etwas anordnet, muss wissen, dass er prinzipiell und in jedem Falle ungerecht ist und gegen das verstößt, was die Moral gebietet.«
- Marc Crépon, »Philosophie Magazin«, Nr. 2/2016 -

Bewerbungen, die sie wie Expertisen aussehen lassen

Montag, 1. Februar 2016

Nun gut, wir wissen jetzt also, dass der Mindestlohn sogar sozialversicherungspflichtige Arbeitsstellen geschaffen hat. Wir wissen expliziter, dass geringfügige Arbeitsverhältnisse umgewandelt wurden, weil sie mit Mindestlohn nicht mehr haltbar waren und die Arbeit ja trotzdem gemacht werden musste. Wir wissen auch, dass einige geringfügige Stellen gestrichen wurden, wahrscheinlich auch, weil einige Geschäftsmodelle auf ausbeuterischen Säulen standen und sie nur geringfügig mit niedrigem Stundenlohn tragfähig waren. Was wir aber immer noch nicht wissen: Warum erkannten das die hofierten Ökonomen dieser Republik vorher nicht? Wir wissen außerdem nicht, wieso diese Ökonomen Lügen verbreiten. Das kann bisher kein Institut beantworten, dazu erhalten wir keine Statistiken.

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