Unsere neue Weihnachtsgeschichte

Freitag, 23. Dezember 2016

Weihnachten ist traditionell die Zeit der Narrative. Eines von ihnen lautet, dass wir ein Fest der Liebe feiern würden. Gemeint war damit aber lediglich, dass wir Weihnachten als Ende einer Adventszeit zelebrieren sollten, in der wir unser Geld verstärkt in die Geschäfte getragen haben. Oder aber jenes Märchen, dass Weihnachten eine friedvolle Zeit sei. Dabei stoppt der Feldzug gegen Arme nie. Auch nicht an Weihnachten. Es gibt auch eine Erzählung, die zu jener Jahreszeit kursiert, wonach die Menschen besonders zueinanderstehen würden. Aber offen gesagt, es ging nie um alle Menschen. Eine gewisse Reputation musste man da schon mitbringen. Nun kriegen wir also ein weiteres Narrativ für die Weihnachtszeit. Und dann gleich so ein eiskalt Zeitgemäßes.

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Paketzusteller als modernes Gesinde

Donnerstag, 22. Dezember 2016

Zu Tausenden beschweren sich die Menschen über Paketzusteller, allen voran kurz vor Weihnachten. Die Verbraucherzentrale stimmt in den Kanon ein und dokumentiert die vermeintliche Schlamperei. Ton und Maß der Kritik an den Beschäftigten gleicht dabei dem Gejammer wilhelminischer Herrschaften über ihr unzuverlässiges Gesinde.

Natürlich habe ich auch schon mal so ein Kärtchen im Briefkasten vorgefunden. Darauf zu lesen stand, dass ich zu Hause nicht anzutreffen war, ich solle mein Paket deswegen am nächsten Werktag in der Filiale abholen. Komisch an der Sache war nur, dass ich den ganzen Tag daheim war, ein Klingelzeichen und ich hätte die Haustüre geöffnet. Hätte ich gewusst, dass es da ein Beschwerdeportal namens »Paket-Ärger« von der Verbraucherzentrale gibt, ich hätte dort schon gelegentlich was melden können. Aber manchmal ist es gut, wenn man solche Einrichtungen nicht kennt. Sonst notiert man dort als Kurzschlussreaktion, was einem später wahrscheinlich leidtut. Denn seien wir doch mal ehrlich: Die Meldung dort dient der Anschwärzerei; da werden die Lieferanten in die Pfanne gehauen. Dabei trifft sie doch nicht die Schuld. Selbst dann nicht, wenn sie es sich im Arbeitsalltag mit Aktionen wie der eben mal eingeworfenen Abholungsbenachrichtigung ein bisschen einfacher machen.

Aus fremder Feder

Mittwoch, 21. Dezember 2016

»Das deutsche Volk ist aus den verschiedensten Bestandteilen zusammengewachsen, im vollen Lichte der Geschichte. Die vier Hauptbestandteile des deutschen Volkes sind: die Überreste der vorindoeuropäischen Urbevölkerung, die Kelten, die Germanen und die Slawen. Dazu kommen als Nebenbestandteile die Römer, die Skandinavier, die Litauer und, seit der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts, die bis dahin praktisch abgeschlossen lebenden Juden. [...]
[...]
Während der Römerzeit sind in West- und Süddeutschland Syrer und Spanier, Afrikaner und Illyrer angesiedelt worden. Sie machten die Urbestandteile der deutschen Städtebevölkerung aus.
[...]
Kein großes europäisches Volk ist aus so vielen Bestandteilen zusammengesetzt wie das deutsche.«
- Veit Valentin, »Geschichte der Deutschen« -

Über das gestrige Versagen der Medien

Dienstag, 20. Dezember 2016

Kaum dass dieser Lastwagen in den Weihnachtsmarkt rauschte, mutmaßte man, es handle sich vielleicht um einen terroristischen Anschlag. Man wusste jedoch nichts Genaues. Aber die journalistische Ermittlung lief schon auf Hochtouren.

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Optionahles fürs Wahljahr

Montag, 19. Dezember 2016

Fast hätte meine Heimatstadt in der bayerischen Provinz, das zwischen München und Nürnberg eingeklemmte Ingolstadt, ein neues CSU-Mitglied bekommen: Andrea Nahles. Jedenfalls wurde berichtet, dass Horst Seehofer ihr eine solche Mitgliedschaft angeboten hätte, weil er die Frau als Ministerin wirklich gut finde. Frau Nahles lehnte jedoch ab. Sie bliebe dann lieber doch in der Eifel und mache auf Sozialdemokratin. Im nächsten September wird bekanntlich gewählt. Theoretisch sind Wahlen ja ein Abwägen von Optionen. Die kleine Geschichte von Nahles und ihrem Horst macht überdeutlich: Mit der Auswahl ist Essig wie nie. Die Sozialdemokratie ist viel zu gut in der Union aufgegangen, als dass da noch Raum für Optionales wäre. Sie ist bestenfalls auf Optio-Nahles eingestellt. Und das ist das Gegenteil davon.

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In eigener Sache

Samstag, 17. Dezember 2016

neulandrebellen - Neu gegründet, aber seit Jahren gut.

Wir warten

Freitag, 16. Dezember 2016

Le Pen wird es vermutlich nicht werden. Hofer wurde es jedenfalls sicher nicht. Merkel stemmt sich gegen die AfD. Der ganz große Wurf des Rechtsruckes in Europa, er wird immer wieder abgewehrt. Diese Erkenntnis fühlt sich an, als ob man sich eine Beruhigungspille einwirft: Puh, gerade nochmal gut gegangen. Bis demnächst dann wieder. Wie lange soll das eigentlich noch so weitergehen? Hangeln wir uns jetzt echt von Wahl zu Wahl, von Richtungswahl, wie man das dann meilensteinmäßig nennt, zur nächsten Richtungswahl und bibbern darum, dass wir auch danach noch durchatmen können, nur um dann in der Legislaturperiode faul verschnaufen zu können? Können wir nur noch zuwarten? Solange sich nichts ändert, werden wir wohl das Gefühl nicht mehr los, dass wir zum letzten Mal durchgeatmet haben könnten.

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Noch ein Kriminalfall von regionaler Bedeutung

Donnerstag, 15. Dezember 2016

Ein Mordfall ist kein Sack Reis in China. Aber er ist meist doch nur ein Geschehen von regionaler Bedeutung. Insofern hat die »Tagesschau« ganz normal gehandelt. Manch überregionalen Justizfall hat sie hingegen verschwiegen.

Irgendwann im Januar 2004 schaltete ich die »Tagesschau« an. Vielleicht würde die ja was zur Wende im Fall Rudi Rupp bringen. Der Landwirt aus Neuburg an der Donau, nahe Ingolstadt, war seit über zwei Jahren verschwunden und nun hatte man dessen Mörder ins Netz gehen lassen. Aber Fehlanzeige. Das Nachrichtenformat berichtete nichts, obgleich der Fall wirklich spektakulär war. Niemand hat damals nachgefragt und über die »Lügenpresse« gemosert. Hätte man das getan, der Sender hätte wohl darauf verwiesen, dass der Fall lediglich von regionaler Bedeutung sei und die ganze Sache keinen Nachrichtenwert für jemanden in Scharbeutz oder Ratekau habe. So wie neulich im Fall des Freiburger Verdächtigen mit Flüchtlingshintergrund, der eine Studentin ermordet haben soll. Es hat damals auch niemand vermutet, dass die öffentlich-rechtlichen Nachrichten an einer Vertuschung mitwirken, die verschleiern möchte, wie es unter Landwirten wirklich läuft: Grob und unzivilisiert nämlich.

Waldo oder Warum er nicht liefern muss

Mittwoch, 14. Dezember 2016

Die Optimisten hatten es nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten geschafft, auch noch eine positive Quintessenz aus dessen Wahlsieg zu filtern. Der Mann würde jetzt nämlich liefern müssen. Und spätestens da fällt er auf die Schnauze und die Amis würden begreifen, dass sie einem Schwindler aufgesessen sind. Diese Hoffnung könnte sich zerschlagen. Trump liefert ja. Nicht stichhaltig, nicht faktisch. Aber er lässt es so aussehen. Er twittert seinem Volk vor, dass er politisch was erreicht, die Sache im Griff hat. Trump hat die Niederungen des »Liefernmüssens« durch Höhenflüge in den Netzwerken ersetzt. Er ist ja auch kein Politiker, sondern ein Avatar. Deshalb fruchtet diese letzte Hoffnung nur bedingt.

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Aus sinistram

Dienstag, 13. Dezember 2016

Neun Jahre wären es geworden. Im nächsten Januar. Das ist - ich sage es in aller Bescheidenheit, aber auch mit großem Stolz - eine sehr lange Zeit für einen Weblog. Viele kamen, viele gingen. Aber ich blieb. Dazwischen geschah viel. Mit der Welt. Mit mir. Natürlich hat sich auch mein Blick auf das da draußen gewandelt. Man wird älter und weiß was geht oder was nur als sinnloser Kampf Kraft kosten wird. Ich wiederhole mich: Neun Jahre wären es geworden. Ich bleibe bewusst im Konjunktiv, weil dieses Projekt hier, ad sinistram mit Namen, endgültig eingestellt wird. Ich bedanke mich herzlich für die Treue und Unterstützung. Aber bevor ihr jetzt auseinanderströmt, bleibt noch einen Moment hier, ich bin noch nicht ganz am Ende, habe noch was zu sagen.

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Die reichen Wähler der AfD

Montag, 12. Dezember 2016

Nicht besonders arm seien sie, die Wähler der AfD. Behaupteten zum Beispiel der »Stern« oder die »Zeit« neulich erst, weil es Forsa so in den Raum stellte. Mittels einer Studie hatte das Meinungsforschungsinstitut herausgefunden, dass es nicht die Armen und Abgehängten (wie man diese Leute etwas despektierlich nennt) sind, die ihre Stimme der Rechtspartei geben, sondern eben viel mehr Bessergestellte. Lassen wir mal außer Acht, worum es in der Studie konkret ging, also um die Analyse der Wählerschichten dieser Partei. Reden wir mal davon, wo für manche in dieser Gesellschaft Armut aufhört und Reichtum beginnt. Denn diese Bewertung sagt viel aus über die momentanen Zustände in unserer Gesellschaft.

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Dunkle Keller menschlicher Rechtsgeschichte

Freitag, 9. Dezember 2016

Der Hoeneß soll bloß seinen Mund halten! Von einem Steuerbetrüger lassen wir uns ja wohl schon mal gar nichts sagen. So einer hat aufgrund seines Verhaltens nichts mehr zu melden. Dass er überhaupt nochmal zurück an seinen Arbeitsplatz durfte, das war schon ein Skandal! Ein solcher Typ dürfte grundsätzlich keinen Job mehr angeboten bekommen. Er ist ja nicht glaubhaft, wer einmal lügt und so. Oder stimmt das alles etwa nicht? So und ähnlich lauten jetzt die Statements vieler aufgebrachter Menschen (auch Linker) in den sozialen Netzwerken. Ich missbillige diesen Mann, aber ich kann einen solchen reaktionären Quatsch nicht mehr ertragen. Denn wer so argumentiert und spricht, der hat im Grunde das rechtsstaatliche Terrain schon längst verlassen und watet in jenen dunklen Kerkern der menschlichen Rechtsgeschichte, in denen Straftäter auf ewig weggeschlossen blieben.

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Vom deutschen Boden soll nie wieder Streik ausgehen

Donnerstag, 8. Dezember 2016

Streik ist in der Lohnzurückhaltungsrepublik nicht als Mittel des Arbeitskampfes akzeptiert, sondern wird von den Qualitätsmedien diskrediert. Lügenpresse? Nee! Sie sagen ja die Wahrheit: Sie wollen ein Land ohne Widerworte.

Drei Artikel lieferte »Spiegel Online« binnen 24 Stunden zum Thema: Das Bodenpersonal der Lufthansa gegen die streikenden Piloten. Soll ja schließlich jeder kapieren, dass da mit dem Streik was im Gange ist, was man absolut nicht tolerieren kann in einem Land, das sein Verhältnis zum Streik als demokratisches Grundrecht arbeitender Menschen merklich abgekühlt hat. Mir schoss in den Sinn, dass ich in diesem Leitmedium eigentlich kaum je etwas Streikbejahendes gelesen habe. So recherchierte ich ein wenig, fand aber tatsächlich keinen Artikel, der mal auf der Seite der Streikenden stand. Freilich mit Ausnahme des Minderheitenvotums namens Jakob Augstein, das man sich noch im Angebot hält. Ansonsten nur Kritik, mahnende Worte, breites Forum der Streikgegner und Fingerzeige auf den wirtschaftlichen Gesamtschaden.

Die Bürger sind aufgerufen eine Übergangsregierung zu wählen

Mittwoch, 7. Dezember 2016

Angela Merkel möchte um die Abgehängten werben und tut dies noch nicht mal halbherzig, sondern bestenfalls mit lediglich einigen Promille dieses muskulären Hohlorgans. Fillon ist hingegen mit dem vollen Herzen dabei, möchte nach einem Sieg über Marine Le Pen bei der Präsidentschaftswahl sein Land neu aufstellen und die Wirtschaft mit neoliberalen Reformen umkrempeln. Die europäischen Konservativen beschwören ja weiterhin, mit den Rechtspopulisten keine gemeinsame Sache machen zu wollen. Das ist an sich löblich. Ist eine gute Nachricht. Sie stilisieren sich sogar als Front gegen Rechts oder als Alternative zu den Alternativen, die da drohen. Das Problem dabei ist nur: So wie sie beabsichtigen, sich den Rechtsruck entgegenzustemmen, bewirken sie das glatte Gegenteil.

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Mann ohne Themen

Montag, 5. Dezember 2016

Wenn es überhaupt etwas Schönes an der Postdemokratie gibt, dann ist es wohl der Umstand, dass man stets vorbereitet ist. Man wird in ihr nicht so sonderlich oft überrascht. Hat man nämlich einen Kandidaten, hat man eigentlich schon das Amt. Siehe Steinmeier. One man, one vote - so war das zwar damals nicht gemeint, aber dorthin sind wir nun abgebogen. Die graue Eminenz ist nur zum Kandidaten erklärt worden, in anderen Zeiten dieser Republik hätte man ab dieser Berufung nur spekuliert, wie es wohl wäre, wenn er es würde. Nichts Genaues wusste man ja nicht. Heute ist das ganz anders. Heute reicht es aus, Kandidat zu sein und schon redet die halbe Welt so, als habe man es ins Amt geschafft. Krieg ist Frieden, Unwissenheit ist Stärke und Nominierung ist Gewähltsein. Diese postdemokratische Planbarkeit bringt uns in die Lage, dass wir ab sofort mit absoluter Sicherheit von Herrn Steinmeier so reden können, als sei er schon Bundespräsident. Halten wir uns also nicht mit Spekulation auf, wir können das übergehen.

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Greifen se durch, fühlen se ma

Freitag, 2. Dezember 2016

Die Länderinnenminister wollen härter durchgreifen. Gegen die Horror-Clowns. Der sächsische Ministerpräsident will auch härter durchgreifen. Bestimmt auch gegen die Clownesken. Aber vor allem auch im Kampf gegen Rechts. Facebook kündigte schon mehrfach an, gegen Hasskommentare härter durchzugreifen. Sagen kann man viel. Der Justizminister wollte auch schon mal härter gegen Polygamie und Zwangsheirat durchgreifen. Der neue Kölner Polizeipräsident sprach sogar davon, dauerhaft härter durchzugreifen. Gegen sexuelle Übergriffe. Aus dem selben Grund wollte Papst Franz auch schon mal härter durchgreifen. Die EU-Kommission kündigte an, gegen Google härter durchgreifen zu wollen. Wegen unfairen Wettbewerbes bei der Online-Werbung. Härter durchgreifen wollte auch mal dieser fränkische Nockerlkopf, der mal Innenminister war. Gegen Salafisten.

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Postfuck you!

Donnerstag, 1. Dezember 2016

Als Kennzeichnung der gesellschaftlichen Verfassung ist das Modewort des Postfaktischen recht passend. Aber es ist mitnichten so, als wäre das postfaktische Lebensgefühl einfach so über uns gekommen.

Was Progressive und Konservative nun eint, das ist die Furcht vor postfaktischen Movements. Das ist aber auch nachvollziehbar, denn wenn man Menschen nicht mehr mit Fakten kommen kann, um sie für eine Sache argumentativ fit zu machen, dann erodiert da eine der demokratischen Grundvoraussetzungen und die Regierungsform als solche droht vollends zur Luftnummer zu werden. Dass wir es nun aber mit einer völlig neuen Form faktenresistenter Bewegungen zu tun hätten, wie man das besonders im konservativen Teil der Medien behauptet, das ist auch so ein Fakt, der nicht haltbar ist und trotzdem von Konservativen weiterhin ganz á la Zeitgeist geglaubt wird.

... wenn man trotzdem lacht

Mittwoch, 30. November 2016

»Das Gedächtnis ist ein sonderbares Sieb. Es behält alles Gute von uns und alles Übel von den anderen.«

Wahlkämpferin der Rechtspartei

Dienstag, 29. November 2016

Sie hat es gerafft. Wahrscheinlich musste sie jetzt so tun, als habe sie es begriffen. Als Grundvoraussetzung für ihre erneute Kandidatur: Man muss den Modernisierungsverlierern entgegenkommen, sie wieder ins Boot holen, von dem diese behaupten, es sei voll. Diese Metapher ist insofern ja falsch, weil sie selbst nicht im Boot hocken. Zwar haben die Christdemokraten das Wort »Modernisierungs-verlierer« aus ihrem Leitantrag gestrichen. Zu viel Direktheit kann man den Bürgern dann wohl doch nicht zumuten. Aber das ist schon ganz in Ordnung so, denn viele Menschen im Lande verlieren ja nicht, weil es zu modern geworden wäre. Es ist gegenteilig. Sie verlieren, weil man altmodisch, reaktionär und weil der Rückwärtsgang eingelegt ist. Man schaue sich mal die Infrastruktur an, die alles andere als modern ist in manchen Teilen der Republik. Ein Blick auf geschlossene Büchereien und Schwimmbäder, nicht mehr vorhandene soziale Angebote und so weiter - und man ahnt, dass da niemand der Modernität geopfert wird, sondern dem altmodischen Weltbild, in dem so genannte Leistungsträger keine Steuern bezahlen möchten.

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Gehandelt und schuldig geworden

Sonntag, 27. November 2016

Al final se cayó. Tun wir ja alle. Und am Ende ist auch Fidel gegangen. Der Unsterbliche: Er war es doch nicht. Dass er das sein könnte, den Eindruck konnte man streckenweise haben. Der Personenkult, den man um ihn errichtete, war über die Jahre ein wesentliches Stück seiner Existenz geworden. Natürlich hat die Welt einen großen Mann der Geschichte des letzten Jahrhunderts verloren. Mit einer Handvoll bärtiger Rebellen und Rebellinnen (letztere vermutlich ohne Bart) stürtzte er ein ausbeuterisches System, dass die Bevölkerung Kubas an Armut fesselte. Später haben Konservative aus der westlichen Welt stets den Banditencharakter Castros und seines Regimes herausstellen wollen, allen voran Generationen von US-Politikern. Das klang stets so, als habe mit Castro ein Einbruch in ein vorher intaktes kubanisches Idyll stattgefunden. Von Batista wurde da schon lange nicht mehr gesprochen. Und auch nicht von der Geschichte Kubas, das so gut wie ohne Pause Terrain imperialistischer Herrschaft war.

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Unnützes Wissen

Freitag, 25. November 2016

Viele der gängigen Vorurteile, von denen der politische Rechtsruck nachhaltig gezehrt hat, sind nun als eben diese auch enttarnt: Als Vorurteile nämlich. Mal wieder. Peu a peu offenbart sich das ja. Zuletzt enttarnte das Bundesamt für Migration. Es informierte letzte Woche die Öffentlichkeit über eine Studie, die mit Zahlen unterfütterte, dass Geflüchtete weitaus besser ausgebildet sind als gedacht, fleißiger arbeiten als vermutet und auch ein deutlich positiveres Verhältnis zu Demokratie und Frauenrechten hätten als unterstellt. Gut - nun wissen wir das auch. Und nun? Was nützt es? Wer interessiert sich denn bitte noch für Zahlen und Belege, für wissenschaftliche Auswertungen und Dokumentationen? Wer kann denn heute noch was mit Fakten anfangen? Die Narrative sind doch bereits so fest eingehämmert, die kriegt man nicht mehr mit einigen Ergebnissen aus den Köpfen.

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Der Sozialdarwinismus und die CSU

Donnerstag, 24. November 2016

Die CSU fühlt sich eingekreist. Überall sieht sie nur Schmarotzer, will sich bis zur letzten Patrone verteidigen. Diese Partei ist ein Paradebeispiel dafür, wie falsch verstandene Wissenschaft in Wahn mündet.

Kürzlich hat die CSU via Facebook mal wieder gegen Hartz-IV-Leistungsberechtigte ausgeteilt. Eigentlich wollte sie damit vor den Grünen warnen, denn die würden nämlich damit drohen, »Sanktionen für Hartz IV-Schmarotzer [zu] lockern«. Eine derartige Ausdrucksweise hat man zuletzt so ungeniert in den 1930er-Jahren in Deutschland gebraucht. Nun gut – und als Clement Superminister war. Aber das nur nebenbei. Die bayerische Staatspartei strampelt sich offenbar an allen Fronten ab. Sie muss gegen Flüchtlinge mobilisieren und vor Arbeitslosen warnen. Sie wähnt sich umstellt und eingekreist. Und dass es ausgerechnet diese beiden Gruppen sind, gegen die sie keilt, also Fremde und Menschen ohne Job, das ist keine Beliebigkeit. Das sind Anklänge einer alten Theorie, die wissenschaftliche Thesen falsch deutete: Des Haeckelismus nämlich. Falschen Prämissen zu folgen, das kann Wahnvorstellungen erzeugen. Wäre ja nicht das erste Mal, dass Haeckels Grundlagen in den Wahnsinn treiben …

Wenn zwei sich nicht streiten ...

Mittwoch, 23. November 2016

Nun wird also auch das Amt des Bundespräsidenten in trauter Einigkeit vergeben. Die Christ- und Sozialdemokraten sind sich auch da einig. Wie bei so vielem. Wie eigentlich bei allen Angelegenheiten. Sie scheuen die Konfrontation. Einen Kanzlerkandidaten werden die Sozis aber sicher ins Rennen schicken. Aber Vorschläge, es gleich ganz sein zu lassen, die gab es auch schon in ihren Reihen. Allerdings so ganz ohne, das kommt wahrscheinlich auch nicht so gut an. Außerdem freuen sich Druckereien schon auf Aufträge. So ein Wahlkampf, wenn er sonst schon nichts ist: Ein kleines Konjunkturprogramm für PR-Agenturen, Werbedesigner und Hersteller von Druckerzeugnissen ist er dann doch. Die K-Frage ist insofern eine A-Frage: Wer wird Alibikandidat? Politischer Kampf ist abgemeldet. Dabei kann man sich sicher sein: Die Menschen möchten erleben, wie sich Parteien fetzen und lauthals um Positionen streiten. Gerne auch mit derben Worten und ordentlich Pfeffer.

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Aus fremder Feder

Dienstag, 22. November 2016

»Die Arbeitgeber, von denen es weniger gibt, können sich sehr viel einfacher zusammenschließen; außerdem erlaubt es das Gesetz, [...] dass sie Kartelle bilden, während es jene der Arbeiter verbietet. Wir haben keine Gesetze, die es untersagen würden, den Preis der Arbeit zu drücken, aber viele Verordnungen, die eine konzentrierte Aktion für höhere Löhne verbietet.«

Noch ein achtzehnter Brumaire

Montag, 21. November 2016

Man sollte sich dieser Tage ein bisschen mehr mit dem Bonapartismus beschäftigen. Und dafür etwas weniger mit dem Faschismus. Augstein tat letzteres ja bereits. Er sieht den Faschismus an die Macht kommen und begründet es auch nachvollziehbar. Doch die Wahl dieses Donald Trump gleicht weniger einer faschistischen Machtergreifung als viel mehr dem Streich Louis Bonapartes. Wenn man verstehen möchte, was dort und in anderen westlichen Ländern gerade geschieht, sollte mal den »achtzehnten Brumaire« Marxens lesen. Diese Schrift könnte man fast für die heutige Zeit adaptieren. Laut August Thalheimer sei es gewissermaßen die Faschismustheorie aus der Feder des alten Meisters. Er nannte sie nur nicht so. Treffender wäre aber, sie als Vorform einer solchen Theorie zu bezeichnen. So möchte ich das Phänomen Trump auch begreifen: Der Mann ist eine Vorstufe. Nach hinten sind wir offen. Noch.

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Die Krise der heutigen Ökonomie

Donnerstag, 17. November 2016

Die Wirtschaftsweisen empfehlen: Mehr Vertrauen in Marktprozesse und weniger staatliche Eingriffe. Die alte Leier. Wer den vollkommenen Markt postuliert braucht Nachhilfe: Ich hätte da mal eine Buchempfehlung für die Herrschaften.

Die Politik muss nicht viel machen. Zu der Erkenntnis kamen neulich die Wirtschaftsweisen. Natürlich gebe es Ungleichheit. Das zu leugnen wäre Blindheit. Aber die kriegten wir in den Griff: Wenn man den Markt machen lässt. Nun gut, ein bisschen was muss die Politik schon noch tun, bevor sie sich zurückziehen darf: Den starren Arbeitsmarkt deregulieren und die Grundvoraussetzungen für den Niedriglohnsektor verbessern etwa. Das habe ja schon mal gut geklappt, behaupteten die Ökonomen. Damals bei der Agenda 2010 nämlich. Man muss das nur als dauerhaften Impuls wiederholen. Nun ist die Agenda 2010 wirklich nicht das Programm gewesen, das die Ungleichheit eingedämmt hätte. Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Sie hat die Ungleichheit verschärft, weil sie von einem gänzlich falschen Bild des Marktes inspiriert war. Von der Neoklassik. Und die ist die Krise der heutigen Ökonomie.

Planlos

Mittwoch, 16. November 2016

Es könnte ja sein, dass der eine oder andere schon bemerkt hat, dass diese Regierung keinen Plan besitzt. In diesem Land häufen sich jedenfalls Meldungen, die belegen, dass es so etwas wie einen Masterplan nicht gibt. Nicht mal mehr einen Klimaplan. Deswegen hat die Umweltministerin ja dringend ein Machtwort der Kanzlerin erwartet. Während sie so wartete, meldeten sich andere Vertreter der großen Regierungspartei zu Wort und gratulierten Fraport zu der Entscheidung, Billigfluglinien wie RyanAir künftig auch Zugang zum Frankfurter Flughafen erlaubt zu haben. Denn diese gute Nachricht sorge dafür, dass der Flughafen wettbewerbsfähig bleibe, sagte der hessische Ministerpräsident. Das passt mal wieder gar nichts zusammen. Aber so ist das nun mal im zeitgenössischen Deutschland. Hier rettet man, dort drüben wirft man es über den Haufen. Flickschustern, verschlimmbessern, widersinnig handeln. Schön einen auf dicken Klimaplan machen und gleichzeitig mit ruhiger Hand dabei zusehen, wie die Nachfrage nach günstigen Flugreisen steigt: Man hat echt keinen Plan.

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