Über das gestrige Versagen der Medien
Dienstag, 20. Dezember 2016
Kaum dass dieser Lastwagen in den Weihnachtsmarkt rauschte, mutmaßte man, es handle sich vielleicht um einen terroristischen Anschlag. Man wusste jedoch nichts Genaues. Aber die journalistische Ermittlung lief schon auf Hochtouren.
Das Erste zum Beispiel präsentierte Ingo Zamperoni, der etwas gedankenverloren in die Kamera blickte und festhielt, dass es sich zwar vielleicht um einen terroristischen Akt handeln könnte, man aber nicht wisse, ob es denn wirklich so sei. Danach kündigte er einen Rückblick mit sämtlichen terroristischen Attacken an, die dieses Jahr in Deutschland stattfanden. Obgleich man also nicht wusste, mit was man es da zu tun hatte, hatte man das Ereignis in Berlin schon gleich unter dem Label des islamistischen Terrorismus verbucht und die Leitlinie festgesetzt.
Kann ja tatsächlich sein, dass es ein Anschlag war. Vorsatz dürfte auf alle Fälle dahinterstecken. Hat aber der Journalismus denn keinerlei Verantwortung mehr, das Ereignis so lange ergebnisoffen zu begleiten, bis man konkrete Angaben machen kann?
Den Übergang der Publikative in die Spekulative haben wir schon mehrfach erlebt in den letzten Jahren. Der Medienmainstream hat zuletzt auch über den Begriff des Postfaktischen berichtet und meinte damit bestimmte politische Bewegungen und Beweggründe. Doch das Problem liegt tiefer. Es ist tatsächlich ganz wesentlich zur journalistischen Praxis hierzulande geworden, erst gar nicht mehr auf Fakten zu warten, über sie hinweg zu gehen und zu berichten. Es ist allerdings nicht post-, es ist präfaktisch. Was qualitativ betrachtet aber nur wenig Unterschiede macht.
Während allerdings das Postfaktische als Fake justiziabel gemacht werden soll, bleibt das Präfaktische des Mainstream unangetastet und ohne rechtliche Konsequenzen. Und das ist eine Bürde.
Denn es ist mitnichten so, dass da einfach nur Journalisten übermotiviert über ihren Ethos hinweggehen oder Spekulation bewusst in Kauf nehmen, um so Quote zu machen. Der Mainstream prägt den Alltag im Lande. Und er prägt auch die Polizeiarbeit vor. Wenn nicht ergebnisoffen berichtet wird, wenn man als Journalist nicht immer wieder betont, dass man momentan noch nichts berichten könne, außer vielleicht den Hergang und über einige Fakten am Rande, dann beeinflusst er gezielt die Ergebnisoffenheit der Ermittler. Denn auch die lesen Zeitung oder gucken TV.
Ein solcher Journalismus behindert die Ermittlungsarbeit nachhaltig. Aber er bleibt trotzdem unbelangt, kann immer wieder so weitermachen und versteckt von ihm verbreitete Irrtümer ganz tief im Archiv, sodass man sie kaum mehr findet. Am Ende weiß man als Rezipient nicht mal mehr, ob die letztliche Deutung eines Ereignisses ein Produkt sachlichen Zusammentragens von Fakten und Ermittlungsansätzen ist oder einfach nur die sich verselbständigte Spekulation aus dem Äther.
Natürlich gibt es im ersten Nachgang dann immer Rubriken, in denen aufgelistet wird, was Fakt und was Gerücht ist. Aber zu diesem Zeitpunkt haben sich die ersten spekulativen Ansätze und die Querverbindungen wie jene, dass man eben mal andere Anschlagsszenarien per Einspieler in Erinnerung ruft, schon völlig in den Köpfen verfestigt. Journalistische Gründlichkeit muss von Anfang an einsetzen, nicht irgendwann mittendrin. Dann ist es für sie zu spät.
Die Presse ist in der tiefsten Glaubwürdigkeitskrise aller Zeiten in Deutschland. Die Menschen zweifeln an ihrer Neutralität und an ihren Methoden. Die, die laut über die so genannte Lügenpresse wettern, werden jetzt kaum Kritik äußern, wenn man Ereignisse wie jene in Berlin einem Moslem in die Schuhe schiebt, auch ohne Belege dafür zu haben. Aber es ist genau diese unverantworliche Arbeitsauffassung des Mainstreamjournalismus, der seine eigene Krise vertieft.
Anschläge wie der in Berlin dokumentieren nicht nur den ganzen Wahnsinn des Zeitgeistes und der Weltordnung, sie belegen auch immer aufs Neue das Versagen unserer Medienanstalten.
Das Erste zum Beispiel präsentierte Ingo Zamperoni, der etwas gedankenverloren in die Kamera blickte und festhielt, dass es sich zwar vielleicht um einen terroristischen Akt handeln könnte, man aber nicht wisse, ob es denn wirklich so sei. Danach kündigte er einen Rückblick mit sämtlichen terroristischen Attacken an, die dieses Jahr in Deutschland stattfanden. Obgleich man also nicht wusste, mit was man es da zu tun hatte, hatte man das Ereignis in Berlin schon gleich unter dem Label des islamistischen Terrorismus verbucht und die Leitlinie festgesetzt.
Kann ja tatsächlich sein, dass es ein Anschlag war. Vorsatz dürfte auf alle Fälle dahinterstecken. Hat aber der Journalismus denn keinerlei Verantwortung mehr, das Ereignis so lange ergebnisoffen zu begleiten, bis man konkrete Angaben machen kann?
Den Übergang der Publikative in die Spekulative haben wir schon mehrfach erlebt in den letzten Jahren. Der Medienmainstream hat zuletzt auch über den Begriff des Postfaktischen berichtet und meinte damit bestimmte politische Bewegungen und Beweggründe. Doch das Problem liegt tiefer. Es ist tatsächlich ganz wesentlich zur journalistischen Praxis hierzulande geworden, erst gar nicht mehr auf Fakten zu warten, über sie hinweg zu gehen und zu berichten. Es ist allerdings nicht post-, es ist präfaktisch. Was qualitativ betrachtet aber nur wenig Unterschiede macht.
Während allerdings das Postfaktische als Fake justiziabel gemacht werden soll, bleibt das Präfaktische des Mainstream unangetastet und ohne rechtliche Konsequenzen. Und das ist eine Bürde.
Denn es ist mitnichten so, dass da einfach nur Journalisten übermotiviert über ihren Ethos hinweggehen oder Spekulation bewusst in Kauf nehmen, um so Quote zu machen. Der Mainstream prägt den Alltag im Lande. Und er prägt auch die Polizeiarbeit vor. Wenn nicht ergebnisoffen berichtet wird, wenn man als Journalist nicht immer wieder betont, dass man momentan noch nichts berichten könne, außer vielleicht den Hergang und über einige Fakten am Rande, dann beeinflusst er gezielt die Ergebnisoffenheit der Ermittler. Denn auch die lesen Zeitung oder gucken TV.
Ein solcher Journalismus behindert die Ermittlungsarbeit nachhaltig. Aber er bleibt trotzdem unbelangt, kann immer wieder so weitermachen und versteckt von ihm verbreitete Irrtümer ganz tief im Archiv, sodass man sie kaum mehr findet. Am Ende weiß man als Rezipient nicht mal mehr, ob die letztliche Deutung eines Ereignisses ein Produkt sachlichen Zusammentragens von Fakten und Ermittlungsansätzen ist oder einfach nur die sich verselbständigte Spekulation aus dem Äther.
Natürlich gibt es im ersten Nachgang dann immer Rubriken, in denen aufgelistet wird, was Fakt und was Gerücht ist. Aber zu diesem Zeitpunkt haben sich die ersten spekulativen Ansätze und die Querverbindungen wie jene, dass man eben mal andere Anschlagsszenarien per Einspieler in Erinnerung ruft, schon völlig in den Köpfen verfestigt. Journalistische Gründlichkeit muss von Anfang an einsetzen, nicht irgendwann mittendrin. Dann ist es für sie zu spät.
Die Presse ist in der tiefsten Glaubwürdigkeitskrise aller Zeiten in Deutschland. Die Menschen zweifeln an ihrer Neutralität und an ihren Methoden. Die, die laut über die so genannte Lügenpresse wettern, werden jetzt kaum Kritik äußern, wenn man Ereignisse wie jene in Berlin einem Moslem in die Schuhe schiebt, auch ohne Belege dafür zu haben. Aber es ist genau diese unverantworliche Arbeitsauffassung des Mainstreamjournalismus, der seine eigene Krise vertieft.
Anschläge wie der in Berlin dokumentieren nicht nur den ganzen Wahnsinn des Zeitgeistes und der Weltordnung, sie belegen auch immer aufs Neue das Versagen unserer Medienanstalten.
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